rauf, Busammenstoß fam. Ein zweites flagrantes Beispiel ist die bereits in ben voriger Nummer mitgetheilte Versammlungsauflösung in Hannover  , über welche uns jetzt ein direkter Bericht vorliegt. Derselbe lautet allerdings etwas anders als der amtliche. Man höre

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" Der bekannte( freireligiöse, also der Sozialdemokratie fernstehende) Wanderredner Schwennhagen von Berlin   hielt hier am 27. April ein Referat über das Thema: Durch Bildung zur Freiheit, oder durch ags Freiheit zur Bildung". Der Vortragende sprach sehr zahm und sehr die ruhig, als er aber im Lauf seiner Ausführungen den Sah aussprach: " So lange Religion und Politik nicht frei gelehrt werden dürfen, kann Don wahrer Bildung nicht die Rede sein," sprang der überwachende Po­lizeikommissar Neumann zum Erstaunen Aller wie von der Tarantel blos gestochen auf, und erklärte mit vor Wuth zitternder Stimme die Ver­der jammlung für aufgelöst, und zwar ohne einen Grund anzu­geben. Die Menge schickte sich an, den Saal zu verlassen, was natür­бар lich nicht im Handumdrehen ging; es wurden mehrere Hochs auf den Bortragenden ausgebracht, da erschien Neumann plöglich an der Brust­wehr der Estrade, auf welcher er gesessen hatte, und brüllte in den Saal hinein: Ma chen Sie, daß Sie rauskommen!" Diese Worte verursachten einen furchtbaren Tumult, und es fehlte nicht an brastischen Bemerkungen über den Versammlungsauflöser. Aber inzwi­schen wurde der Saal beständig, so gut es der äußerst schmale Ausgang par gestattete, geräumt. Nun geberdete sich besagter Neumann wie ein Ra­fender. Wo sind denn meine Leute?" so brüllte er( in dem Im unmittelbar an den Saal stoßenden Zimmer waren etwa 20 Schuyleute eich postirt)." Doch wart'! Ich will erst mal runtergehen ases, und Sie raushauen!" Und mit diesen Worten riß er, gleich wär seinem Begleiter, dem Wachtmeister Liebherr, den Degen oder Säbel Mart  aus der Scheide, und zwar so toll, daß er dem Einberufer der Versamm­lung, Herrn Fascher, fast ins Gesicht geschlagen hätte, und stürmte mit den Worten:" Ich werde die Bande schon kriegen!" die neift Treppe herab in den Saal.

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Unten angelangt, schlug er in sinnloser Wuth auf die sich Hinaus. leta drängenden los, unter Ausrufen: Ihr Hunde! Wollt Ihr raus, verfluchte Bande!" Und Wachtmeister Liebherr sekundirte It er ihm getreulich. Den 20 Schuhleuten, die unterdessen hereingekommen die waren, rief Neumann zu: Blant gezogen! Stecht Alles ichen nieder, was Euch in den Weg tommt!" Lagi Unter wildem Geschrei hatte die Garde in wenig Minuten, die Hin­den; ausflüchtenden mit Säbelhieben trattirend, den Saal ge räumt, die Lehten buchstäblich zum Fenster hinausgeprügelt. Auf der Straße blieb ein Theil der Leute stehen, und auch Gruppen Neugieriger sammelten sich an. Das gab der Polizei Anlaß zu entspre­chender Wiederholung. Die Thüre wurde von innen geschlossen und dann auf die Draußenstehenden eine regelrechte, , die organisirte Attate gemacht. Ruhige Paffanten und die beitet übrigen angesammelten stoben in wilder Flucht auseinander, ver­jeder folgt von den Schuhleuten.

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Für jedes der hier angegebenen Details haben wir eine Anzahl zuver­irt": lässiger Beugen. Die Namen von ungefähr dreißig geschlagenen, zum f. w. Theil verwundeten Personen sind festgestellt, und die Angelegenheit wird ein noch den Strafrichter zu beschäftigen haben."

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Soweit unser Berichterstatter, auf den wir uns verlassen können, und stisch dessen Mittheilungen auch durch die Berichte einer Reihe von gegnerischen im Blättern in den Hauptpunkten bestätigt werden.

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Das Verfahren der Hannoverischen Polizei in der oben be­sprochenen Bersammlung ist ganz identisch mit dem der Berliner  Ichen Polizei in jener Versammlung, welche den Vorwand zur Ausweisung im Ewald's hergeben mußte. Dian wollte provoziren! Ein Krawall igten und Aufruhr, womöglich ein kleines Putschchen, würde dem herrschenden Be System außerordentlich willkommen sein. Und wir müssen uns auf Daß weitere Provotationen ähnlicher Art gefaßt machen.

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8. Zur Naturgeschichte der Richter'schen ,, Abkomman­ritts birungen". Einer unserer schleswig  - holsteinischen Genossen überschickt uns eine Nummer des ,, Stör- Bote". eficht eines Provinzialblattes

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ber legten Wahlperiode, enthaltend einen Bersammlungsbericht d. d. Bein Rellinghusen 21. Oftober( 1884). Es handelt sich um eine an a Kandidatenrede des bisherigen fortschrittlichen Reichstagsabgeordneten Thomsen, und bei dieser Gelegenheit ereignete sich folgender Zwischen­schen fall, über welchen der Stör Bote" wörtlich schreibt:

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Enden

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" Herr Kluth Kellinghusen verlangte das Wort. Derselbe frägt an, wie Herr Thomsen dazu gekommen sei, für das Sozialistengeset aubt, u stimmen, nachoem er soeben sich als entschiedener Geg­ner desselben bekannt habe. Herr Thomsen antwortete, daß er aus rein tattischen Gründen dafür gestimmt hätte, um die Auf­lösung des Reichstags zu verhindern. Exzellenz Windthorst ins habe, damit das Zentrum nicht kompromittirt würde, die Whitglieder die erfen. jer Partei genau 10 getheilt, daß das Gesetz mit kleiner Majorität an mal genommen würde. Ein neuer Heichstag wurde das Gesetz Doch ange­histo nommen haben. Hierauf erwiederte Herr Kluth, daß er nicht sicher sei, ob Herr Thomsen nicht abermals aus taktischen Gründen für die Ver­erung längerung des Sozialistengesezes stimmen werde, und meinte, daß sich in diesem Falle die deutsch  - freisinnige Partei für das Zentrum tompro­onfer mittirt habe. Herr Thomsen erklärt, von zwei Uebeln das chten leinste gewählt zu haben; in einem neuen Reichstag würden rvor noch trasfere Gegensätze vorhanden gewesen sein. Der Interpellant er­sucht dann um die bestimmte Erklärung, ob Herr Thomsen bet der näch diese sten Abstimmung über dieses Gesetz dafür oder dagegen zu stimmen ge­r die denke. Herr Thomsen erklärte, daß er im gegebenen Falle die ton Frage genau erwägen werde; wenn die Ruhe und gan Sicherheit des Landes es gestatte, werde er dagegen stimmen. Eine vorherige Verpflichtung könne er orie" nicht eingehen. Herr Kluth proklamirte alsdann, nachdem er die hätte Antwort als nicht befriedigen erklärte, Stephan Heinzel aus Riel als Kandidat der Arbeiter."

Aus diesen, uns nachträglich bekannt gewordenen Erklärungen und igen Wintelzügen des Fortschrittlers Thomsen, der leider wiedergewählt wor den ist, sehen wir auf das Unzweideutigste, daß die Abstimmung der der Fortschrittler in Bezug auf das Sozialistengesetz nach einem vorher fests eich gestellten Plan stattzufinden hatte; daß das demokratische ,, Brinzip" elt et taktischen Erwägungen niederster und fadenscheinigster Art geopfert te fid worden ist, und daß uns gelegentlich das Gleiche be. Zillio borste yt. pinzufügen wollen wir noch und zwar nach einer ganz ver authentischen Mittgeilung daß der ehemalige fortschrittliche Abgeord runnete kämpfer, welcher in die deutsch  - fretsinnige" Frattion night eingetreten ist, die Erklärung abgegeben hat, wenn Herr Richter aben oder sonst Jemand die Abkommandirung" leugne, so werde er den in seinem Besiz befindlichen Brief veröffentlichen. Sonach wäre die Existenz von zwei Abkommandirungsbriefen festgestellt.

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Neuer Ablaßhandel. In den Zeitungen wird erzählt, ein er j Pole, russischer Unterthan, der neulich bei den bekannten Massen­ausweisungen mitgepackt wurde, habe die Rücknahme der Maß­klein regel dadurch erwirkt, daß er oder seine Frau eine Sammelliste für den und Dttopfennig vorlegte, auf welcher sein Name mit einem Beitrag Don 100 Mark figurirte. Bismarck   selbst war es, der die Rücknahme der Maßregel veranlaßte.

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Das sind ja heitere Aussichten.

In den protestantischen Schulbüchern wird es als der Ausbund alles 5 g Blödsinns bezeichnet, daß der Ablaßkrämer Tezel für schnödes Geld ode den Leuten die Sünden vergab und auf seiner Geldkiste das hübsche nich Berschen stehen hatte:

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Wenn das Geld im Raften flingt, Die Seele in den Himmel springt!" de Jezt scheinen diese Zeiten zurückkehren zu wollen. Nur daß wir welt­hat licher und praktischer geworden sind. Damals handelte es sich um ver­unte gangene Sünden der Lebenden oder der im Fegfeuer befindlichen Seelen. ch di Heute wird das Geschäft wohl in anderer Weise betrieben werden. Man amte organisirt periodisch eine Bismarcspende, der Klingelbeutel geht herum, n mi Jeder, der irgend eine dem Strafgesetzbuch nicht ganz entsprechende, aber jebe erträgliche Operation im Handel, an der Börse oder sonst im ,, Geschäft" un borhat, zahlt je nach der Schwere des Falls" einen Beitrag",

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zu be von 20 bis 100, bis 1000 Mart, und hat dann Ablaß  . Wird er er In de wischt, so wendet er sich an den gestrengen Herrn Reichskanzler, zeigt swa die Sammelliste vor und ift frei. Fahre Auf diese Art ließe sich wahrhaftig ein schönes Stück Geld vers mutige bienen.

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Christlich konservatives. Im Kirchenrath der Sophien Gemeinde zu Berlin  , dessen Mitglieder sämmtlich der positiven( Mucker und Antisemiten) Richtung ange hören, haben sich jüngst allerliebste Szenen abgespielt, die ein drastisches Licht auf die hehre Gesinnungsfestigteit dieser Biedermänner werfen, welche mit Kaiser Wilhelm   unausgesetzt rufen:" Die Religion muß dem Volt erhalten bleiben!" Der fromme Kirchenrath hat nämlich das Ver­mögen der Kirche in aller Stille zu einer Grundstücksspetu

Iation verwendet.

Die Sache verhält sich nach der Berl. Volksztg." so:

Der rings von schlechten Häusern umstellte schöne Thurm der Sophien: Kirche sollte freigelegt werden, und der Kirchenrath erwog deshalb das Projekt eines Straßendurchbruchs in Verlängerung der Kraus­nickstraße, zu welchem Zweck fünf Grundstücke an der Großen Hambur gerstraße anzukaufen waren. Der Gedanke, die Straßenanlage etwa einem Unternehmer zu übertragen, unter Bewilligung eines Zuschusses aus der Kirchenkasse, scheiterte daran, daß sich kein Unternehmer fand, und nun beschloß der Kirchenrath, das ganze Straßenprojekt auf eigene Faust in die Hand zu nehmen, die fünf Grundstücke anzukaufen, zu par zelliren und die Parzellen einzeln zu verkaufen. Mit der Festlegung, resp. dem Ankauf der fünf Grundstücke wurde der Agitator der Positiven, Kirchenrath Prezel, beauftragt, der aber noch nebenbei der Fabrikant Pregel   ist, und dem letzteren in dieser Grund­stücks- Affäre so viel Stücksicht hat zu Theil werden lassen, daß er dadurch sich und dem Kirchenrath recht viele böse Stunden bereitet hat. Herr Prezel hat nämlich vier Grundstück ganz regelrecht festgelegt, das fünfte aber, welches dem eigenen Grundstück des Fabrikanten Pregel   benach­bart ist, hat derselbe für sich selbst angekauft und stellte es nicht zum Selbst to stenpreise, sondern um 9000 Mart höher dem Gemeinde- Kirchenrath zur Disposition."

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Die Sache wurde ruchbar, und man kann sich denken, welch' hübscher Krafehl sich unter den frommen Schafen entwickelte. In einer Bersamm­lung der Wahlberechtigten hieß es sogar, um den Sturm zu beschwich­tigen, der positive" Kirchenrath habe die Sache seines, positiven Führers Prezel der Staats= anwaltschaft übergeben. Welcher Gräuel vor dem HErrn! Näher auf den Krafehl einzugehen, den sich die liberalen Schlau­meier der Gemeinde weidlich zu Nuze machen, halten wir für überflüssig, wir wollten blos wieder einmal einen kleinen Beweis dafür liefern, wie ernst es jener frommen Bande mit ihren Klagen wider den ,, Diam­monismus" und den sündhaften Materialismus" unserer Zeit ist, und wie viel Werth darauf zu legen ist, wenn sie dem Volf mit frommem Augenverdrehen zurufen: Verachtet die Güter dieser Welt, denn sie sind vom Uebel!"

Natürlich; aber so ein Profitchen von 9000 Mt. ist auch nicht von schlechtern Eltern.

Pfui! Louise Michel  , die zum bevorstehenden Nationalfeste, dem Jahrestage des Bastillesturms, begnadigt werden sollte, hat in einem ebenso würdig wie entschieden gehaltenen Schreiben erklärt, daß sie jede Begnadigung so lange als eine Beschimpfung zurücweisen werde, als sich die Amnestie nicht auf sämmtliche politische Verbrecher erstrecke. Für diesen Brief, welcher die eiserne Charakterfestigkeit seiner Verfasserin aufs Neue dokumentirt, wird die heroische Frau von einem Pariser Kor­respondenten der demokratischen ,, Frankfurter Zeitung  " folgenders maßen angeflegelt:

" Hat die Regierung nach reifer Ueberlegung es für zweckmäßig oder nothwendig erachtet, einigen politischen Verbrechern den Rest ihrer Strafe zu erlassen, so kann es doch unmöglich ein genügender Grund für sie jein, ihre frühere Absicht aufzugeben, weil Mademoiselle Michel nur unter gewissen Bedingungen gewillt ist, das Gefängniß zu verlassen. Der Brief, den sie an den Minister des Innern gerichtet hat, scheint uns nicht wie dem ,, Rappel" ein neuer Beweis für die Seelengröße und die Großherzigkeit der Citoyenne Louise Michel  ", sondern vielmehr eine Bestätigung der schon oft ausgesprochenen Vermuthung zu sein, daß man es hier mit einem überspannten hysterischen Frauenzimmer zu thun hat, der es zur firen Jdee geworden ist, sich als eine Art von weiblichen Meffias aufzuspielen, und der upon Anfang an statt des Gefänge niffes eine maison de santé( Jrrenanstalt) als Aufenthaltsort hätte an weisen sollen. Die Protestbriefe dieser Dame ernst nehmen und vielleicht gar aus Entrüstung über ihren Inhalt dieser Hallucinirten auch ferner­hin ihre Lieblingsrolle des Martyriums überlassen, heißt denn doch die Sachlage in diesem speziellen Falle durchaus verkennen. Die Regierung mag in Bezug auf die Begnadigung der übrigen Persönlichkeiten denken wie sie will, die Begnadigung der Louise Michel   ist eine Maßregel, welche sie der interessanten Gefangenen aus Rücksichten der Humanität und im Namen des gesunden Menschenverstandes geradezu aufzwingen muß. Sollte es sich später herausstellen, daß man der Person ohne Gefahr für die öffentliche Ordnung die völlige Freiheit nicht gewähren barf, fann man sie ja den Rest threr Tage in einem Hospiz für alte Jung­fern verleben lassen!"

Auf eine solche Gemeinheit gibt es in der That nur eine Antwort: Pfui! Beiläufig hat der Patron, der so wenig Verständniß für politische Charakterfestigkeit zeigt, ein für eine Knechtsseele seines Schlages über­aus passendes Korrespondenzzeichen nämlich ein Gitter!

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-r. Berlin  , 8. Mai. Die Erfolge der Sozialdemokraten bei den letzten Wahlen fangen an, böse Früchte zu tragen" wo steht das, wird der Leser fragen. Jedenfalls in der Norddeutschen Allgemeinen" oder in der Kreuzzeitung  "? Bei Leibe nicht! Im Gegentheil, in dem ,, Organ für Jedermann aus dem Volfe", in der ,, demokratischen" ,, Volkszeitung."

Die sozialdemokratischen Führer" sollen nach dem genannten Blatte den Arbeitern zu viel versprochen haben und können nun ihre Ver­sprechungen nicht halten daran geht die Partei zu Grunde. Das ist

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der Grundton, der von dem Artikelschreiber in Nr. 101 der Bolts­Beitung" gegeigt wird. Und dabei lamentirt der geehrte Herr, daß die Bewegung ungeheure Opfer gekostet und nichts Weiteres eingebracht habe als einige Wahlerfolge und ,, die der Arbeiterwelt

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ans Bein gebundene Kugel des Ausnahmegeset e s." So! Das ist ja eine ganz neue Entdeckung der Volkszeitung". Bis­lang hat dasselbe Blatt immer behauptet, daß das Ausnahmegesetz ledig­lich eine Folge der jetzt herrschenden Reaktion, daß es eine Folge der blödsinnigen Kurzsichtigkeit des Liberalismus sei. Und nun sind auf einmal die bösen Sozialdemokraten selbst daran Schuld. Hugo, Hugo, wie tief bist Du gesunken!" Und weiter entdeckt dies Drgan der bürger­lichen Demokratie, daß die sozialdemokratische Partei in den Arbeitern die Ueberzeugung großgezogen habe, daß die heutige Gesellschaft erst zertrümmert werden müsse, um den Neubau ausführen zu können. Früher sagte dasselbe Blatt, daß die Sozialdemokratie in Deutschland  so vernünftig sei in ihren Bestrebungen, wenigstens die Bau­steine erhalten zu wollen, um eine neue Gesellschaftsordnung zu gründen".

Doch was das Blatt früher gesagt hat, das gilt heute nicht mehr; basselbe scheint ganz in die Zeiten des Herrn Bernstein zurückkehren zu wollen.

Daß dann die Volkszeitung" von der Drachensaat" spricht, welche die Sozialdemokraten gesäet haben und die nun zum Verderben der eigenen Partei aufsprieße, ist selbstverständlich die logische Folgerung der schönen Ausführungen, die vorher gemacht worden sind.

Mit dieser Drachensaat" meint das Blatt die vermeintliche, so heiß von unseren Gegnern herbeigesehnt 3 wietracht in unserem Lager. Welche thörichte Hoffnung!

Denn wenn wirklich nur irgend ein Titelchen Wahres an dieser Zwie tracht wäre, dann müßte dieselbe gebannt werden durch die Bestrebungen unserer Gegner.

Eugen Richter   und der berüchtigte Mehring, der den betr. Artikel in der Boltszeitung" geschrieben hat, sie sind in der That ge eignet, uns durch ihre Angriffe und Verleumdungen immer fester zu­sammenzufitten und das letzte Wölkchen der Zwietracht, wenn es noch am sozialdemokratischen Himmel stehen sollte, zu zerstreuen.

Aus London   erhalten wir folgenden Protest mit der Bitte um unverkürzte Aufnahme: Protest

gegen den Artikel( von London  , gezeichnet wst.) in Nr. 18 des ,, Sozial­demokrat", welche in der letzten Mitglieder Versammlung einstimmig angenommen wurde.

,, Wir erklären hiemit, daß, wenn auch weit entfernt, uns mit der

Anarchistengruppe uns zu vereinigen, wie der anonyme Schreiber des genannten Artikels meint, wir gegen derartige Angriffe, welche scheinen, als seien sie mit unserem Einverständniß abgefaßt, uns in Zukunft vers wahren.

Wir protestiren hiermit öffentlich gegen derartige Veröffentlichung von Privatsachen.

,, Wir können nicht umhin, zu bemerken, daß wir lieber gesehen hätten, wenn die Redaktion Privatstreitigkeiten zu unterdrücken suchte, statt unser Parteiorgan zum Ausfechten derartiger skandalöser Wäschereien herzus geben, während auf der anderen Seite die Veröffentlichung der vers schiebenen Resolutionen so sehr erschwert wurde.

Mit sozialdemokratischem Gruße! Kommunistischer Arbeiterbildungsverein

London W.

Im Auftrag: 2. Heubuch, Sekretär." Wir müssen die Voraussetzungen, von denen dieser Protest ausgeht, als durchaus unbegründet zurückweisen. Weder ist in der betreffenden Korrespondenz dem Kommunistischen Arbeiterbildungsverein die Absicht unterstellt worden, sich mit den Anarchisten vereinigen zu wollen, noch ist sie geeignet, den Anschein zu erwecken, als sei sie im Einverständniß mit dem Verein abgefaßt. Des Weiteren bestreiten wir, daß es sich in der betreffenden Korrespondenz um ,, Privatstreitigkeiten" handelte. Herrn Peutert mag es vielleicht sehr angenehm sein, wenn über seine stan­dalöse Aufführung als Privatangelegenheit" mit dem Mantel christlicher, anarchistischer oder sonstiger ,, Liebe" hinweggegangen wird, für uns aber ist der Mann, der soviel dazu beigetragen, die österreichische Arbeiters bewegung zu Grunde zu richten, kein Privatmann, sein Thun   und Treis ben gehört vielmehr vor die Oeffentlichkeit.

Es steht dem Kommunistischen Arbeiterbildungsverein selbstverständlich frei, die Verantwortlichkeit für Artikel, mit denen er nicht einverstanden ift, abzulehnen, zu einem ,, Protest" lag aber absolut keine Veranlassung vor. Der Verein kann nicht verlangen, daß seine jeweilige Ansicht für das Organ als allein maßgebend betrachtet werde. Das wäre eine ebenso gehässige Bevormundung als die, gegen welche er sich noch kürzlich in so energischer Weise wenden zu müssen glaubte.

Amerika. Die in Nr. 14 des ,, S. D.  " veröffentlichte Fraktions­erklärung hat auch in Amerika   beträchtliches Aufsehen erregt und zu mannigfachen Erörterungen in der sozialistischen   und anarchistischen Preffe der Union   geführt. Was die lettere, die anarchistische Presse, anbetrifft, so können wir deren Auslassungen einfach ignoriren. Wenn der Gar­dinenheld Most von Bestechung durch Dampfschiffgesellschaften" faselt, so zuckt jeder vernünftige Genosse über so alberne Vorwürfe die Achseln. Mit solcher Polemik kommt man ebensoweit, wie mit der Unfitte, in jeder unbequemen oder auch ungeschickten Opposition die Hand der Polis zei zu suchen.

Anspruch auf Beachtung haben dagegen die Stimmen unserer ameri tanischen Bruderorgane. Der ,, Sozialist", Zentralorgan der Sozialistischen Arbeiterpartei von Nordamerika  , schreibt in seiner Nummer vom 25. April, in welcher er die Erklärung abgedruckt:

,, Da wir keine autoritäre, sondern eine demokratische Partei sind, mit gleichen Rechten und gleichen Pflichten, so kann eine Besprech ung, besonders bei der lehrreichen Natur des vorliegenden Falles, nur angebracht sein.

Uns will es scheinen, als wenn sich die sozialdemokratische Fraktion des deutschen Reiches diesmal übertrieben empfindlich zeigt.

,, Sie bestreitet der Redaktion und den Korrespondenten des Partei­organs keineswegs das Recht einer selbständigen Kritik, sie erachtet es aber für eine schwere Schädigung der Parteiinteressen, wenn die Bes schlüsse der Abgeordneten in einer Weise besprochen werden, welche ges eignet ist, die Fraktion in den Augen der fernstehenden Parteigenossen herabzusetzen."

Wenn die Parteigenossen das individuelle Recht der Kritik haben, und mit der Dampfersubvention nicht einverstanden sind, dann müssen sie die Fraktion, die dafür stimmte, entweder herabsetzen" oder das individuelle Licht unter den Scheffel stellen.

Sinne des Volkes verwaltet, die bekannten paß und Berachtung" zu So wenig eine gute Regierung, die ihre Geschäfte im Interesse und fürchten hat, welche die Böswilligen gegen sie erzeugen, so wenig hat die sozialdemokratische Fraktion des deutschen Reichstags das Herabsetzen" zu fürchten.

,, Nicht das Blatt ist es, welche die Haltung der Fraktion zu bestim men hat, sondern die Fraktion ist es, welches die Haltung des Blattes zu kontroliren hat."

Wenn aber die Fraktion in einem Geiste kontrolirt, der keine Meinungs­verschiedenheit will zum Ausdruck kommen lassen, übt sie eine antisoziale, folglich unberechtigte Kontrole. Die herbste und derbste Kritit, und wenn die kritischen Hiebe knütteldick fallen, schlägt Niemanden ein Loch in den Kopf und sollte von Jedem wegen der unumgänglichen Aufklärung, die die Debatte bringt, gerne gesehen und getragen sein.

Der Sozialismus braucht Autorität und Disziplin, doch nur solche, welche sich durch ihre innere Kraft im hellsten Lichte der Deffentlichkeit bewährt, welche keine Resolution, keine Diskussion und keine Herab setzung" scheut.

Man kann auch die Einheit überschäßen. Eine Partei, die sich auf Wissenschaft stüßt, soll keine Maulkörbe feilhalten."

Die Newyorker Volkszeitung" schließt sich in ihrer Nummer vom 28. April diesen Ausführungen voll und ganz an und setzt hinzu: ,, Wenn wir heute auf diese Angelegenheit zurückkommen, so geschieht dies aus zwei Gründen: zunächst hat sich nämlich inzwischen die Bours geois- Presse der Sache bemächtigt und versucht sie für ihre Zwecke aus zubeuten. Damit ist die Beschränkung der Diskussion auf Parteikreise illusorisch geworden. Dann aber haben wir einen Vorschlag zu machen, von dem wir uns eine segensreiche Wirkung versprechen. Die ames rikanischen Sozialisten sind mit ihren deutschländischen Genossen solis darisch verbunden; sie haben sie in ihren Kämpfen thatkräftig unterstützt; sie haben jetzt auch die Pflicht, ihnen in ihrer berechtigten Forderung auf unbeschränkte Meinungsäußerung Jedem gegenüber treu zur Seite zu stehen. Sie sollen nicht erlauben, daß in un seren Kreisen die Methode der anarchistischen Macher" und deren Organe Platz greife, welche jede Opposition in den eigenen Reihen als von Stäntern"," Schwachtöpfen"," Einheitsduslern" u. s. w. ausgehend bezeichnen und die betreffenden Einsendungen in den Papierkorb wandern laffen. Dazu ist unsere Sache zu gut. Deshalb schlagen wir vor, daß alle Sektionen des Landes in energischen Protesten das Recht unserer deutschländischen Genossen und die Freiheit ihres einzigen Preß- Organs wahren.

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Entweder ist jene Erklärung der sozialdemokratischen Fraktion des Reichstages in einer nur schwach besuchten Sizung mittelst einer zufälli gen Majorität, die sich über die Tragweite ihres Beschlusses nicht flar war, zu Stande gekommen, dann werden unsere Proteste allen Wies derholungen dieser Art vorbeugen. Dder aber, es sind wirklich reaktios näre Elemente in großer Zahl in der sozialistischen   Reichstags- Frattion vorhanden, dann wird unser Zuruf den Genossen jenseits des Ozeans

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ein Zeichen sein, daß wir auch zu ihnen stehen, falls es gilt, feigherzige oder autoritäre Repräsentanten ohne Gnade über Bord zu werfen. Hier gilt es das Prinzip zu retten, und unsere Sache rein zu halten. Wer dem hindernd im Wege steht: fort mit ihm! Ein neuer Mann her!"- So unsere beiden Bruderorgane.

Wenn diese Nummer in die Hände unserer in Amerika   lebenden Ges noffen gelangt, so werden sie wahrscheinlich schon Stellung genommen haben, sofern sie das überhaupt für geboten erachten. Wir treten also auf den Vorschlag der New- Yorker Boltsztg." nicht weiter ein, sondern beschränken uns darauf, auf die Auseinandersetzung in Nr. 17 unseres Blattes zu verweisen, in der Redaktion und Fraktion sich darin einig erklären, daß ,, innerhalb der Partei absolute Freiheit der Kritik obwalten muß, und daß jeder Versuch, diese Freiheit zu beeinträchtigen, einen Verrath an den Parteiprinzipien bedeuten und die Grundlage, auf der die Partei ruht, erschüttern würde", somit ihre volle Uebereinstim mung mit den prinzipiellen Gesichtspunkten, von denen Sozialist" und Bolkszeitung" ausgehen, konstatiren. Da es sich aber bei einem Prinzip nicht um bloße theoretische Anerkennung, sondern auch thatsächliche Bes folgung handelt, so können wir der parteigenössischen Presse im Aus­land nur dankbar sein, wenn sie in Fällen, wo ihr Letteres außer Acht gelaffen zu sein scheint, ihre warnende Stimme erhebt.