rläß Leopold II. , der König von Belgien , zu den Abnehmern der ,, Waare" un der„ energischen Frau" gehört, geniren sich die radikalen Blätter Belgiens of durchaus nicht, ihren Landesvater als das zu bezeichnen, was er ist. " Der König“, schreibt die„ Voix de l'Ouvrier", wird sich von dem Borwurf der Mitschuld zu reinigen haben, wo nicht, mag er das Beis das Spiel Louis Philipp's befolgen und anderwärts verfaulen."
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rati Und der National belge", das Organ der belgischen Republikaner, t ein widmet dem„ allerhöchsten" Herrn verschiedene Leitartikel, die an Deutfam lichkeit nichts zu wünschen übrig lassen. Saligaud II.", auf Deutsch : h die Schmukkerl der Zweite", ist einer dieser Artikel überschrieben, und in fben demselben heißt es:
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" Der Vater( Leopolds II.) respektirte wenigstens noch die Kinder. Benn er den Burpurmantel in die Schlafzimmer von Courtisanen und in den Dreck des Stalles schleppte, so fonnte man ihm wenigstens nicht vorwerfen, Kinder, die er im Ausland gekauft, beschmutzt zu haben. Und arte er hatte wenigstens den Muth seiner Berkommenheit. Er genirte sich nicht, und wenn er sich als verkommen zeigte, so zeigte er sich wenigftens nicht als Tartüffe.
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Mit dem Sohn ist es anders. Er ist fromm, nimmt das Abendmahl, beichtet, und versäumt keine Gelegenheit, sich als Zivilisirer und Evange lifirer zu zeigen. Er ist das Muster eines Familienvaters man seinen Lobhudlern Glauben schenfen dürfte.
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Aber es gibt eine Kehrseite. Dieser eifrige Puritaner, dieser Mann der teuschen Sitten legt, sobald er allein ist, mit seiner Generalsuniform auch den Tugendfirniß ab.... Nachdem er Morgens die Hoftie gefrühfüdt, genießt er Abends ein halbreifes Kind, das man ihm aus London
geschickt."
Ein deutsches Blatt wir glauben, es war die Frankfurter Bei btung" bezeichnete die Artikel des National" als nicht wiederzuAp geben." In der That, wie könnte ein biederes deutsches Blatt es wagen, it di Gallunte ist! einen Hallunken Hallunken zu nennen, wenn der Hallunke ein gekrönter
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Wir wollen uns nicht einmal zum Echo der Anklagen des ,, National" ahre machen, da sie auf Gerüchten beruhen. Aber wir wiederholen, Breßfreiheit, die nicht mißbraucht werden kann, ist keine Preßfreiheit. Hein In Belgien denkt kein Mensch an die Verfolgung des National", was ißh würde im ähnlichen Falle in Deutschland geschehen?
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Dafür tönnen wir uns mit Heine trösten:
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Deutschland, die fromme Kinderstube, Ist teine römische Mördergrube!
Und alle haben Betten!" Diese Worte, mit dem Tone bes höchsten Erstaunens ausgerufen von einem Regierungspräsidenten ( vergleiche„ Rundschau" in voriger Nummer), ist mehr wie irgend etwas länderes bezeichnend für die Lage des ländlichen Proletariats in Dftabg preußen. Daß die Landsklaven nicht auf harter Erde, sondern in Betten welcher Art, davon schweigt die Geschichte schliefen, schien dem höchsten Beamten der Provinz schon als der Gipfel des Wohlstandes. war vor 40 Jahren, wird Mancher sagen. Gewiß, wir schreiben jest nicht 1840, sondern 1885. Wer aber aus dem Zeitunterschied übschließen sollte, daß heute die Verhältnisse der Landarbeiter in Dftpeußen rate bessere seien als damais, den mag folgender, uns im Original vorliegen der Brief eines siebenzigjährigen Taglöhners auf der königlichen Domäne Sobargen( Kreis Stallupönen , Regierungsbezirk Gumbinnen ) an ib po leinen in Elberfeld beschäftigten Sohn eines Andern belehren:
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Lieber Sohn!
,, Sodargen, 28. Juni 1885.
Ich ergreife die Feder, an Dich zu schreiben, und Dich zu benach tigen, wie es mir geht. Ich bin bei den kleinen Kälbern, da muß ich des Morgens um 3 Uhr aufstehen; dabei muß ich den ganzen über Tag so arbeiten, daß mir der Rücken nicht trocken wird. Des Abends um 10 Uhr komme ich zu Bette, dann bin ich so müde, daß ich des it, da Nachts nicht schlafen kann. Mein Lohn beträgt täglich zehn Pfennige und das Essen bekomme ich auch da. Schlafen thue ich bei dem Stellmacher in der Kammer, für die 10 Pfennige muß ich mich mme waschen und bekleiden.
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Lieber Sohn, Du kannst Dir denken, wie es mir in meinen alten Jahren geht, ich bin doch da alt und grau geworden,*) und von der Putter weiß ich nichts, denn die soll so schlecht und krank sein; ch kann Ung nicht einmal auf ihrem Sterbebett besuchen, denn ich habe gehört, Es sin daß sie so schwer trant ist, sie ist in Pillupönen. Weiter weiß ich nichts zu schreiben; es grüßt Dich Dein
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Vater.
Bitte um baldige Antwort. Für die Mutter habe ich gar nichts be kommen, denn der Menz( das der Name des Pächters. Die Red.) sagt, m de er braucht die alten Weiber nicht zu ernähren." Dieser Brief spricht ganze Bände. Er lehrt uns, warum die Herren Junker das Krankenversicherungsgesetz nicht auf die Land bevölke= tung ausgedehnt wissen wollen; was es mit der Rebensart der er de offiziellen„ Sozialreformer", auf dem Lande werde für den Arbeiter Datter ohnehin gesorgt, auf sich hat. Die Herren fürchten, daß die unteron bussischen Zustände auf ihren Gütern zur Sprache kommen würden, wenn das Gesek zur Berathung käme; die tugendhaften Feinde des ManDiese hesterthums scheuen bei sich zu Hause die Staatseinmischung fast noch mehr, als der Fabrikant das Fabrikgesetz und der Kaufmann Die Waarenkontrole. Und die heutigen Staatsienter haben für dieses Schamgefühl das rührendste Verständniß. Die Herrschaften sind eben es meist selbst Grundbesizer oder hoffen es zu werden, und im Uebrigen brüdist Sodargen königliche Domäne!
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Auch ein Beitrag zum vielberühmten Staatssozialismus.
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Wenn Du gelogen hast, und man glaubt Dir nicht, so ( ba lüge wieber, und lüge so lange, bis die Leute sich an ewal die Züge gewöhnt haben, und sie glauben, das ist das mei bekannte Rezept der methodischen Lügner und wird von unseren deutschen ie b Breßreptilien, trot zahlreicher Mißerfolge, mit unverdroffenem Eifer betang folgt. Wie unsere Leser sich erinnern werden, beeilten die deutschen Preßnic reptilien sich nach Schluß der Reichstagsfeffion, welche den Humbug und er bbie Unehrlichkeit der Bismarck 'schen Sozialreform" in so eklatanter ein Weise an den Tag gebracht, aus bester Quelle", d. h. auf amtliche Mittheilungen hin zu versichern, die Regierung arbeite aus Leibeskräften nd an der„ Sozialreform", und dem Reichstag werde in seiner nächsten Session der Entwurf des lang verheißenen Altersversorgungssein gesetzes vorgelegt und damit das Gebäude der Sozialreform" ge1sdru frönt werden.
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Nun brauchen wir hier nicht das hundertmal Gesagte zu wiederholen nämlich daß die Altersversorgung ebenso wie die Kranken- und Unfallversicherung mit der Sozialreform das Wort in seinem richtigen, allein richtigen Sinne genommen nicht das Mindeste zu thun hat, sondern sich ausschließlich auf dem Gebiet des ArmenReich wesens bewegt.
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Wir haben es mit der einfachen Thatsache der Behauptung zu 3 d thun; und als die Preßreptilien unmittelbar nach Schluß der lezten Session diese Nachricht verbreiteten, erklärten wir sofort: sie lügen! Und gelogen haben sie. Als sie ihre Lüge in die Welt setzten, hämt dachte die Reichsregierung, dachte speziell Bismard mit feinem Gedanken an die Altersversorgung, und auch nicht die ersten Borarbeiten hatten ni begonnen.
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Aber an einmaligem Lügen hatten die Preßreptilien nicht ge nug. Es mußte weiter gelogen werden. So warteten sie denn ,, aus praktischen Gründen" 7 bis 8 Wochen, während deren sie damit beschäf 3 Retigt waren, andere Lügen zu erfinden und in Kurs zu bringen, und utsch heute trompeten sie wieder lustig ins Land hinaus:„ Es wird in den en n einschlägigen Refforts fleißig an den Unterlagen für das Altersversorgungsgesetz gearbeitet, und der betreffende Gesezesentwurf wird dem jed Reichstag gleich nach dessen Zusammentritt zur nächsten Session vorangelegt werden.
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Bum zweitenmal behauptet zum zweitenmal gelogen. In den einschlägigen Refforts wird an den Unterlagen zum Alterversorgungsgesetz nicht gearbeitet, und wenn es der Reichsregierung aus diesem oder jenem demagogischen Grunde einfallen sollte, in der nächsten Reichstagsfeffion den Entwurf eines Altersversorgungsgesetzes halte vorzulegen woran jedoch einstweilen gar nicht zu denken ist-, so
flid würde der Entwurf ganz unreif und unbrauchbar sein, weil die azett nothwendigen Vorarbeiten sehr umfangreicher Art sind und jetzt überhand haupt nicht mehr so weit gefördert werden können,
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uber Gute! *) Der Arbeiter ist schon über 33 Jahre auf dem
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um die Fertigstellung eines richtig ausgearbeiteten Entwurfs vor Beginn der nächsten Session zu ermöglichen.
Kurz, die Reptilien haben zum zweitenmal unverschämt gelogen was sie natürlich nicht hindern wird, in einigen Wochen dieselbe Lüge wieder aufzutischen.
,, Auf friedlichem Wege" betitelt sich eine Schrift, die Herr Michael Flürschheim, Mitb siger des Eisenwertes Gaggenau , vor zwei Jahren publizirte, und in welcher der volksparteiliche Fabrikant der staunenden Welt als Neuigkeit mittheilte, daß die soziale Frage das durch auf friedlichem Wege" gelöst werden könne, daß man durch Verstaatlichung des Grund und Bodens der Sozialdemokratie den Wind aus den Segeln nehme. Nach dem Muster Henry George's und seiner Vorgänger gab Herr Flürschheim die Bodenrente preis, um d n Kapitalprofit zu retten.
Das ist Herr Flürschheim, der Theoretiker. Der Praktiker Flürschheim scheint ein noch erprobteres Mittel oer friedlichen Lösung" zu prattiziren: die Hungerfur, das Hinauswerfen der unzufriedenen Elemente auf die Landstraße.
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Herr Flürschheim ist„ Demokrat", und sein Kompagnon Bergmann ist Nationalliberaler Beiden sind die Sozialisten in ihrer Fabrik ein Dorn im Auge. Daher hinaus mit ihnen!
,, Die Maßregelungen unserer Genossen im Eisenwerk Gaggenau ," schreibt man uns aus Rastatt , fordern immer neue Opfer. Nachdem erst kürzlich drei Sozialisten aus gedachter Fabrik hinaus chifanirt worden, sind in neuerer Zeit wiederum zwei Arbeiter aus feinem andern Grunde mit der Entlassung bedacht worden als wegen ihrer sozialistischen Gesinnung. Dem Einen gestanden die Herren ausdrücklich zu, daß in geschäftlicher Beziehung absolut kein Grund zur Klage gegen ihn vorliege. Freilich hatte er das Staatsverbrechen begangen, als Vertreter der nichtbürgerlichen Gemeindeſteuerzahler in die Gemeindeverwaltung gewählt zu werden, während der offizielle Kandidat der Eisenwerke durch fiel. Die Kündigung folgte der Wahl auf dem Fuße, wurde aber zwei Tage nach der Wahl zurückgenommen, angeblich mit Rücksicht auf die Familie des Gemaßregelten, thatsächlich aus Furcht vor der unausbleiblichen Riesenblamage. Aufgeschoben ist ja nicht aufgehoben. Der zweite Gemaßregelte, Genosse zuck, ist bereits von hier abgereift; sein glüdlicher Kollege fann so lange bleiben, bis sich ein passender Grund gefunden, ihn auf friedlichem Wege" loszuwerden. Wir aber werden bewundernd an dem Beispiel des famosen Verehrers von Henry George zu lernen suchen, wie man humanitäre Demokratie" betreibt.
DJhr tugendhaften Philanthropen, Jhr hochherzigen Demokraten! Auf ,, friedlichem Wege" predigt Ihr Sozialreform, und durch Eure Thaten tragt Ihr Haß und Verachtung in die Reigen der Genarrten, treibt Ihr sie wider Willen in die Armee der gefürchteten Revolution! Das ist Euer einziges Verdienst. Es soll Euch unvergessen bleiben!"
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Herr von Puttkamer, der jetzt in der Welt herumreift, war neulich auch in Kiel und konnte die Gelegenheit nicht unbenugt lassen, den Polizisten, welche seinerseits die Verhaftung der vom Kopenhagener Kongreß zurückkehrenden sozialdemokratischen Abgeordneten bewerkstelligt hatten, seine besondere Anerkennung auszusprechen. Nach der bekannten vom Reichstag fast einstimmig angenommenen Resolution war diese Verhaftung ein ungeseglicher Att und eine flagrante Verlegung der Reichsverfassung. Herr von Puttkamer, preußischer und Reichs- Minister des Inneren, oberster Wächter des Ge: setzes, erblickt also in einem ungeseglichen Akt und einer Verlegung der Reichsverfassung eine verdienstliche und lobenswerthe handlung. Wir wundern uns nicht darüber; wir entrüsten uns nicht darüber, werden's uns aber merken und seinerzeit die Nuzanwendung machen.
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Ermordet mit hoher obrigkeitlicher Bustimmung. Der große Maurer streit in Berlin hat bereits ein Menschenleben gefordert, und ein zweites schwebt zur Zeit in der höchsten Gefahr. Beide Opfer sind auf Seiten der Streitenden zu suchen, Die Hetzerei der Regierungspresse, voran der ,, Norddeutschen Allgemeinen". gegen die im Ausstand befindlichen Arbeiter hat ihre Früchte getragen: die gegen das Interesse ihrer Brüder fortarbeitenden Maurer spielen, statt sich ihres Berraths zu schämen, die Uebermüthigen, da sie wissen, daß sie nicht nur unter polizeilicher Obhut stehen, sondern auch in ihrem Thun und Treiben von oben beschützt werden. Nur so sind die Brutalitäten zu erklären, die sich in der vergangenen Woche in Ber lin abgespielt und, wie gesagt, bis zu Mord und Todtschlag geführt haben. Das erste Opfer ist der Maurer Heinrich Fassel, Witglied der Streifkommission, der wegen seines überaus ruhigen Charakters allge= mein beliebt war. Faffel war am 15. Juli, als er erfahren, daß auf einem Bau in der Pallisadenstraße die Arbeit wieder aufgenommen wor den, dorthin gegangen und hatte den betreffenden Arbeitern in durchaus sachlicher Weise Borstellungen wegen ihres unkollegialischen Verhaltens gemacht. Die Schuhfinder der Polizei aber ließen sich auf nichts ein, sondern bedrohten Fassel in unzweideutigfter Weise, verfolgten ihn, als er fich entfernte, mit Schimpfworten, und schließlich versette einer der= selben, der Maurer Pö ft, dem unglücklichen Faffel vor einem Budifer Reller einen so gewaltigen Stoß, daß Fassel kopfüber hinunterstürzte und sich derart verlegte, daß er binnen wenigen Stunden eine Leiche war. Und die Polizei? Sie fiftirte einige ganz unbetheiligte Kollegen des Ermordeten, während sie den Mörder laufen ließ; ihre Organe aber, voran die christlich- tonservative Presse, suchten den Vorfall zunächst so darzustellen, als habe ein Streifer einen ,, braven, ruhig von der Arbeit heimkehrenden Arbeiter" erschlagen, und als sich das Gegentheil herausstellte, wurde der Mantel, chriftlicher Liebe" über die Mordthat gedeckt. Unter solchen Umständen mußte den Nichtstreifern natürlich der Kamm schwellen, und so besann sich zwei Tage später, als auf einem Bau in der Neuen Roßstraße 16 ein Wortwechsel zwischen Streifenden und Nichtstreitern sich entspann, einer der teren keinen Augenblick, sondern schlug mit einem eisernen Spaten mit voller Wucht auf seinen Widersacher ein, so daß derselbe mit einer#laffenden Wunde am Kopf sofort ohnmächtig zusammenbrach und in die königliche Charité geschafft werden mußte, wo sein Zustand als sehr bedenklich bezeichnet wird. Von einer Verhaftung des betreffenden Todtschlägers ist in den uns zugegangenen Blättern bis jetzt noch nichts zu lesen.
Wie dem aber auch sei, auf jeden Fall sind die Polizei und ihre Dr. gane mindestens für den zweiten Todtschlag verantwortlich. Ist es schon total ungesetzlich, daß die Polizei sich beim Streit von Anfang an auf Seiten der Meister und ihrer Subjekte stellte, so spricht die Handlungsweise derselben in der Angelegenheit des ermordeten Arbeiters Fassel allen Begriffen von Recht und Gerechtigkeit Hohn. Es ist die reine Herausforderung zur Gewalt. Man vergegenwärtige sich nur, welcher Lärm angestimmt worden wäre, zu welchen Maßregeln man sofort geschritten hätte, wenn ein streikender Arbeiter einen Verräther an der gemeinsamen Sache erschlagen hätte. Zum Mindesten hätte man das ganze Streiffomite verhaftet. Dadurch, daß die Polizei kaum die Hand rührte, um die an Fassel verübte Gewaltthat zu fühnen, hat sie die Schuld an dem zweiten Morde verübt, fie und ihre Organe sind es, die dem zweiten Mörder die hand geführt.
Jm Vollbewußtsein ihres guten Gewissens hat die Polizei die forporative Betheiligung an der Beerdigung Faffels auf Grund des Sozialistengesetes verboten.
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Wen man heutzutage begnadigt. Dem Hallunken Henry Prerreau, genannt Tourville, der im Jahre 1877 seine Frau, um ihr Vermögen zu erben, von einem Abhang des Stilfsser Jochs herabgestürzt hat, und der deshalb zu achtzehn Jahren Kerkers verurtheilt worden war, ist von Franz Josef , dem Habsburger , jezt der Rest der Strafe, mehr als die Hälfte(!!) in Gnaden erlassen worden.
Prerreau gehört eben zu den großen Schurken!
Schon wieder ein amerikanisches Duel!". In Berlin erschoß sich am 4. Juli der 24jährige Herr von Prittwit und Gaffron, Setondelieutenant bei den schlesischen Leibkürassieren. Sofort fanden sich diensteifrige Federn, welche das Märchen von einem ameritanischen Duell auftischten. In Wirklichkeit ist die Ursache des Selbstmordes eine echt deutsche, eine preußisch beutsche! Der besagte junge Mann hat allerdings an den Oberstlieutenant von Tresky einen Brief gerichtet des Inhalts, daß er es nicht mit seiner Ehre vereinbar halte, noch länger unter den Lebenden zu weilen; das Warum ist aber
in nichts Geringerem zu suchen als in einer ihm von einem Hohenzollern sprößling in der Besoffenheit verabfolgte Dhrfeige. Ein preußischer Offizier darf keine Ohrfeige auf sich sizen lassen, er darf sich aber ebenso wenig an einem töniglichen Prinzen vergreifen, und aus diesem Dilemma wußte der in allen Vorurtheilen seines Standes erzogene Mensch keinen andern Ausweg, als sich zu erschießen. Kann man sich etwas
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Preußischeres denken?
Ein Genosse schreibt uns:
Die Zerfahrenheit im Lager der französischen Sozialisten wird in der letzten uns zugekommenen Nummer des ,, Sozialist"( Newyork) an der Hand eines von einem eingefleischten Bourgeois" herrührenden Berichtes besprochen. Die Redaktion sagt dazu:
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,, Wir sehen aus diesem Bericht, daß es hauptsächlich die Frage ist, wie man sich mit dem Parlamentiren verhalten soll, was die Die Arbeiterpartei" namentlich französischen Arbeiter spaltet. gründet ihre Taktik auf„ parlamentarische Betheiligung", sieht sich ab r oft durch die Beschlüsse der Bourgeois im Parlament oder Munizipalrath zurückgestoßen. Die ,, Anarchisten" wollen absolut von feinem Parlament und keiner Wahl etwas wissen. Die ,, Marristen" stehen dazwischen, sie gebrauchen die Wahlen als Agitationsmittel und das Parlament als Tribüne, fallen aber aus der Rolle, wenn sie sich viel um die Gesetzmacherei kümmern oder gar Dampfer subventioniren wollen, oder mit den Feinden kompromisseln, des nationalen Schiffbaus wegen."
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Es ist uns nicht bekannt, daß die Marristen" wie sie sich übrigens nicht nennen in Frankreich sich jemals zu derartigen Praktiken verstiegen hätten, schon aus dem einfachen Grunde nicht, weil sie gar keine Gelegenheit dazu hatten.
Insoweit etwa die betreffenden Worte ein Seitenhieb auf die deutsche sozialdemokratische Reichstagsfraktion sein sollen, sei blos kurz bemerkt, daß das Ziehen der richtigen Grenzlinie auf dem Gebiete des Parlamentarismus, vorderhand eine ungelöste Frage, außerordentlich schwierig ist, und daß z. B. dieselben Genossen, welche einem Theil der deutschen Fration einen Vorwurf daraus machten, daß sie sich der Dampfersubention gegenüber nicht ganz ablehnend verhielten, es seinerzeit durchaus natürlich fanden, daß die Fraktion für Gotthardbahn - Subvention eintrat, die auch vor Allem der Bourgeoisie zu Gute kommt. Ein Unterschied ist ja selbstverständlich vorhanden, aber fein prinzipieller. So leicht es ist, sich theoretisch über die Taktik zu einigen, so schwer ist es, in den einzelnen praktischen Fragen zu einhelliger Auffassung zu gelangen. Wo hört der erlaubte Parlamentarismus auf? Das ist eine Frage, die stets nur ad hoc, von Fall zu Fall, entschieden werden kann. Wer das nicht zugeben will, muß auf den Parla= mentarismus überhaupt verzichten wodurch die Sache das ist
ja sehr vereinfacht wird. Ob aber zum Vortheil der Partei eine andere Frage.
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Als Beispiel, wie unmöglich es ist, eine feste Grenzlinie zu ziehen, wollen wir noch erwähnen, daß eine auswärtige Mitgliedschaft, welche die Haltung der sozialdemokratischen Fraktion vielleicht am heftigsten angegriffen hat, es der Frektion zum Vorwurf macht, daß sie keinen Antrag auf Abschaffung des Sozialistengesetzes eingebracht hat. Nun ist es gerade ein dahingehender Antrag, der seinerzeit von der Fraktion als eine zu große Kons zession an den Parlamentarismus bei Seite gelegt ward. Man sieht, wie verschieden die Auffassungen sind: was dem Einen ,, radikal" erscheint, erscheint dem Anderen zu parlamentarisch"- und umgekehrt.
Die Redaktion des„ Sozialist" fährt fort:
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,, Die Lehre von der Klassenherrschaft ist das einzige Mittel, die Arbeiterklasse in eine besondere, geschlossene politische Partei zu konzentriren. Fühlen wir uns als eine besondere Klasse, wozu
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die Wirklichkeit uns nolens volens macht, ob wir's fühlen oder nicht dann werden wir auch die Geduld haben, mit unserem Reformdrang zurückzuhalten, bis das Klassenbewußtsein in einer hinlänglichen Zahl erstarkt ist, um mit revolutionärer Gewalt nicht die fleinen Rinterlichen, sondern die große Klaffenreform( soil wohl heißen Sozialreform, denn die Klassen wollen wir nicht reformiren, sondern abschaffen. Red. des Sozialdemokrat") durchzusehen. Das vorherige Parlamentiren, das Schwazen um Kleinigkeiten, das freundliche Entgegenkommen gegenüber dem Feind, der sanguinische Glauben an die Möglich keit einer Vereinbarung mit der feindlichen Klasse stört und trübt das Klaffenbewußtsein unserer eigenen Leute. Darin hat der Anarchismus Recht. Bedauerlich ist nur, daß er den guten Sinn seines Rechtes durch maßlose Uebertreibung in Unsinn verwandelt."
Hier ist ein Frrthum. Nicht der Anarchismus behauptet das; er verwirft je de parlamentarische Thätigkeit. Behauptet wird das von der sozialdemokratischen Partei, die stets und zu allen Zeiten, und zwar ausnahmslos, das freundliche Entgegenkommen gegenüber dem Feind" verurtheilt und den sanguinische" Glauben an die Möglichkeit einer Vereinbarung mit der feindlichen Klassen als eine tindische Illusion hingestellt hat. Der Aehnliches ausdrückende Beschluß des Kopenhagenerkongresses wurde einstimmig gefaßt.
Die Redaktion des„ Sozialist" hat sich offenbar durch gewisse, in der Hize des Gefechtes fallen gelassene Aeußerungen zu der Annahme verleiten lassen, innerhalb der Sozialdemokratie Deutschlands oder auch nur innerhalb der deutschen sozialdemokratischen Reichstagsfraktion herrsche Neigung zu einem Kompromiß auf dem Gebiete der Sozialreform.
Wir glauben nicht fehlzugehen, wenn wir sagen, daß in der deutschen Sozialdemokratie nicht Einer sich befindet, der einen solchen Kom promiß für möglich hält. Daß hie und da sympathische Worte bezüglich einiger Regierungsmaßregeln oder Regierungsversprechungen gefallen find, ändert an dieser Thatsache nichts. Es waren das Eingebungen des Moments, Redewendungen wie am besten daraus erhellt, daß sie zum Theil von Genossen ausgingen, welche zu den leidenschaftlichsten Feinden des herrschenden Systems gehören.
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Doch lassen wir das. Und fügen wir zum Schluß noch hinzu: Die Zerfahrenheit der französischen Sozialdemokratie, mit welcher der " Sozialist" sich in dem von uns theilweise zitirten Artikel beschäftigt, hat ihren Grund wesentlich in der Neigung, für Alles absolute Grundsätze aufzustellen, oder richtiger, praktische Fragen, in denen Verschiedenheit der Auffassung natürlich und unvermeidlich ist, zu Prinzipienfragen aufzubauschen, für welche es nur eine Ent scheidung gibt, wenn nicht der Boden der Partei verlassen werden soll. Die Folge eines derartigen Verfahrens ist, daß, weil Jeder über das absolut Richtige in praktischen Dingen anderer Meinung ist, Jeder den Anderen für einen schlechten Parteigenossen oder gar Vers räther hält. So kann keine Einheit und keine Organisation erzielt
werden.
Die deutsche Sozialdemokratie hat erkannt, daß Einheitlichkeit der Auffassung nur möglich ist in Bezug auf die allgemeinen Prin zipien, daß aber in Bezug auf einzelne praktische Fragen dem freien Ermessen Spielraum gelaffen werden müsse- wir meinen selbstverständlich solche praktische Fragen, welche nicht das Parteiinters esse unmittelbar berühren und bei denen es nur eine Auffassung geben kann.
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Wir haben ein festes Programm. Wer auf dem Boden desselben steht, gehört zur Partei. Wer nicht, nicht. Findet es sich, daß das Programm erweitert oder verengert werden muß je nachdem nun, so wird das geschehen. Unsere Taktik wird jedoch immer dieselbe bleiben, falls wir nicht zerfahren" wollen: Einheit in den Prinzipien, Disziplin im Handeln, Freiheit im Denken und Trennung prat. tischer Fragen von Prinzipienfragen.
Durch diese Taktik sind wir groß und stark geworden. Durch sie ist das demagogische Hervordrängen ehrgeiziger Streber, worunter die frans zösische Sozialdemokratie so schwer zu leiden gehabt hat, verhindert worden. Und der gesunde Sinn der Genossen wird uns diese vernünftige Taktik auch erhalten.
Im Moment, wo die französischen Genossen sie auch für sich annehmen, wird es mit ihrer Berfahrenheit" ein Ende haben. C.