tatio von oben den Kaiser Franz Joseph  ( Gott   grüß Dich, Bruder Straubinger) eich laut rufen: Aber, bletbe doch unten, wir kommen gleich!" nlose Kaiser Wilhelm jedoch erwiederte: Aber ich bin ja schon da!" 3 die erstieg noch die letzten vier Stufen( wobei er übrigens wieder einmal bem naus glitt") und verfügte sich in die kaiserlichen Appartements. We to- nige Minuten später kamen die Majestäten wieder herab. Kaiser Wil­that helm führte die Kaiserin, welche die geftrige Reisetoilette wieder angelegt des hatte, am Arm; hinter ihnen ging Raiser Franz Joseph   und Graf Per­Täu poncher. Unter den Hochrufen der Bevölkerung( natürlich, diese Art beten Bevölkerung" hat ja jahraus, jahrein nichts anderes zu thun) und den Tönen der Volkshymne bestieg die Kaiserin, von Kaiser Wilhelm   unter­night Wort flügt, den Wagen, dann wechselte Kaiser Wilhelm   noch rasch einen Hände à 1s druckt mit Kaiser Franz Joseph  , und indem er die Worte sprach:" Dant, Höhe nochmals Dank!" setzte sich die Equipage um halb 6 Uhr in Bewegung. Wenn der baumwollene Strumpfwirter Schulze den Spanisch- Bitter­I i fabrikanten Lehmann besucht, kann die Begrüßung 2c. feine philister. haftere sein als die der beiden Monarchen auf der Menschheit Höh'n". Und diese trivialen, von der Abwesenheit jeder Spur von Geist zeugen. den Rebensarten: Auf Dein ganz spezielles Wohl", Aber ich bin ja schon da" 2c. werden in die Welt hinaus telegraphirt, als wären es weltbewegende Verkündigungen. Es ist ein wahrer Skandal. Indeß die ihm Spießbürger hüben und drüben sind höchst entzückt darüber, daß ihre altes allerhöchsten Herrschaften so ganz einfach sprechen, wie gewöhnliche Men­schentinder", daß sie so gute, gute Freunde sind, und die Spießbürger geben in ruhigen Beiten ja stets den Ausschlag.

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Vom Anwalt der Millionäre. In einer der letzten Sigungen des englischen Unterhauses es war am 5. August bei Besprechung des Finanzgesetzes eine Angelegenheit zur Sprache, welche geeignet ist, die zärtliche Fürsorge des deutschen Reichskanzlers für die Millionäre ins helfte Licht zu stellen. Der radikale Abgeordnete labouchère, der die von der englischen   Regierung in Egypten   ver­folgte Politik aufs schärfste kritisirte, tam bei dieser Gelegenheit auch auf die Art und Weise zu sprechen, in welcher die neueste garantirte egyptische Anleihe von 9,000,000 Pfd. Strl. emittirt wurde. Er erklärte,

vöh der Emissionskurs sei zu niedrig, die Regierung habe dies Alles so ein­gerichtet, um sich das konservative Nest", die City( d. h. die Banfiers und Großlaufleute) von London  , geneigt für die nächsten Wahlen zu machen, und sich das Wohlwollen des Fürsten   Bismarc zu sichern. Fürst Bismards Bankier, Herr Bleichröder  , und die Londoner   Effettenbörse hätten sich in den Profit Anleihe, den Labouchère auf 270,000 Pfd. Strl.(= 5,400,000 Mt.) beziffert, getheilt. Es sei eine Schande, daß die egyptische An leihe nicht wie eine indische oder Kolonialanleihe emittirt worden. Nach weiteren Ausfällen gegen die egyptische Politik der Regierung stellte Labouchère schließlich den Antrag, daß die Debatte über das Finanzgesetz

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úrlid über ihre Politif mit Bezug auf Egypten und die Bedingungen, unter spa denen die garantirte egyptische Anleihe emittirt wurde, abgegeben wurde. Auf diese Vorwürfe, oder vielmehr auf diesen speziellen Theil der An­griffe wußte der Schatzkanzler der englischen   Regierung, Hr. M. Hic s each, nichts anderes zu antworten als Folgendes: Die vorige( d. h. e fu die liberale, Gladstone'sche) Regierung habe allerdings beabsichtigt, die Anleihe im Wege der Submission zu vergeben. Es wäre dies sehr portheilhaft für Egypten gewesen. Fürst Bismarder­dem Bemerken, daß ein solcher Modus in Deutschland   nicht bekannt sei. Der Emissionskurs wurde nach gehöriger Berathung mit erfahrenen Au­toritäten festgestellt." Der Schazkanzler schloß: Was unsere künftige betrifft, so werden wir uns die von mir angedeuteten Prinzipien zur Richtschnur nehmen, und wir hoffen jetzt, nachdem diese Finanzfrage um großen Vortheil für die Gläubiger Egyptens wie für die Einwohner dieses Landes erledigt worden, über lang oder furz einige wirkliche und wichtige Schritte zur Besserung der allgemeinen Bustände in Egypten zu thun."

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Die Gläubiger Egyptens", das sind die Herren von der hohen Finanz, die Börsenwölfe, welche das egyptische Volt mittelft wahr­hafter Bucherzinsen bis aufs Blut ausgesogen haben; und für diese bie­beren Gläubiger trat bekanntlich Bismard mit bewunderungswürdiger Fürsorge ein, als die englische   Regierung seinerzeit ein Liquidationsgesetz in Vorschlag brachte, nach welchem den Herren von ihren Wucherzinsen ein kleiner Abstrich gemacht werden sollte. Das durfte nicht sein, die armen Finanzbarone und vor allem ihre armen hohen und allerhöchsten Runden mußten unbedingt voll befriedigt werden, und so hören wir denn ieht aus dem Munde des Herrn Hicks- Beach, daß die Finanzfrage zum großen Vortheil für die Gläubiger Egyptens" erledigt sei. An den Zus la ,, wie für die Einwohner dieses Landes" glaubt der Herr natürlich cht die selbst nicht, denn der Vortheil der Diebe und der der Bestohlenen sind ; un noch von jeher unvereinbare Gegensätze gewesen. fwan

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Aber nicht genug, daß mittelst einer neuen Anleihe dafür gesorgt wird, daß den Inhabern von egyptischen Staatsschuldscheinen von den durchlauchtigsten und allerhöchsten Kunden der Herren Roth­ schild  , Erlanger  , Bleichröder   2c. hätte deren nicht? pünktlich bezahlt wird, sehen wir, wie aufmerksam Bismarck   dafür sorgt, daß die Bleichröder und Konsorten auch bei dieser neuen Anleihe ihren Schnitt machen. Eine Anleihe auf Submission zu vergeben, d. h. an basjenige Bankhaus, welches die billigsten Bedingungen stellt, ein solcher Modus ist in Deutschland  , nicht bekannt", in Deutschland   weiß man wahr­cheinlich überhaupt nicht, was Submission ist. Zudem, ein Schelm, der die Preise verdirbt; und so hat Bleichröder   seinen Profit, daß ihm das berz im Leibe lacht. Man ist eben nicht umsonst Leibjude Baron   und Busenfreund seiner Durchlaucht des großen Sozial­reformers.

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Die Kolonialbegeisterung in Deutschland   ist in rapider Abnahme begriffen. Auch ber vielgepriesene Kongo Freistaat" stellt sich immer mehr als Humbug heraus, und es ist eine belustigende Ironie der Thatsachen, daß der New York Herald  " es ist, der jetzt den n, be Schwindel bloßlegt, der mit der großartigen Schöpfung Stanleys" ge Nord trieben worden. Alle diese vielgepriesenen neuen Kolonien erweisen sich nad im günstigsten Falle als Spekulationsobjekte für kapitalistische Plantagen Ausbeuter; das deutsche   Volk hat von ihnen nichts zu erwarten als Mehrausgaben für Heer, Marine und etliche Schock neuer Beamter.

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Die Rieler Verhaftungen werden den Reichstag   noch­mals beschäftigen. Von Seiten der sozialdemokratischen Abgeordneten und vielleicht auch von Seiten anderer Parteien werden die bekannten ( von uns genügend beleuchteten) Aeußerungen des Herrn von Putt= mer zur Sprache gebracht werden. Es gilt, diesem frechen preußi­schen Junker eine Lektion zu geben und den Reichstag zum Gefühl seiner na Würde zu bringen oder doch wenigstens den Versuch zu machen. Wo nichts ist, hat freilich der Kaiser sein Recht verloren.

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Jedenfalls ist es gut, daß Herr von Puttkamer durch seine unver­hämten Aeußerungen den Gesetzlichkeitssinn" unserer Gewalthaber in Sham ſeiner wahren Geſtalt( wenn etwas, welches nicht ist, eine Gestalt haben kann!) gezeigt, und uns die Möglichkeit geboten hat, die ganze in un machvolle, für unsere Zustände charakteristische Angelegenheit ausführ lich und mit geeigneter Schärfe zu behandeln, was in voriger Session, o die Sache erst in der letzten Minute vorkam, leider nicht möglich

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5 ban p. Auf dem nächsten Parteifongreß wird unzweifelhaft die ühren Revision des Programms einen Gegenstand der Tagesordnung den bilden. Das Parteiprogramm wurde bekanntlich auf dem Einigungs­er betongreß des Jahres 1875 vereinbart denn eine Vereinbar nyo ung war es. Gleich zu Anfang erregten verschiedene Punkte Bedenken, Dund ohne das Sozialistengeset würde aller Wahrscheinlichkeit nach schon ielten im Jahre 1878 oder 1879 eine schärfere und korrektere Fassung des nd Programms angenommen worden sein. Durch das Sozialistengesetz öfter wurde die Lage allerdings wesentlich verändert. Eine um ihre Existenz er bringende Armee kann sich nicht mit theoretischen Erörterungen beschäf füß tigen: sie hat sich ihrer Haut zu wehren und den Feind zu schlagen. orückt und es ist deshalb auch Niemandem im Ernst eingefallen, auf dem Han ydener und Kopenhagener Kongreß eine Programmänderung hmal zu verlangen. Die Streichung des Wortes geseßlich" aus dem Pro­gramm, welche in Wyden beschlossen ward, kann nicht als Programm­eschah änderung betrachtet werden, da es sich nur um die Feststellung Singer einer Thatsache handelte nämlich der Thatsache, daß die

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deutsche Sozialdemokratie sich trotz des Sozialistengesetzes die Freiheit nimmt, zu leben und zu wirken.

Inzwischen hat die deutsche Sozialdemokratie sich nach allen Richtungen hin derart gekräftigt und befestigt, daß in weiten Parteikreisen die An­sicht herrscht, die Revision des Programmes könne nun ohne Schaden für die Partei in Angriff genommen werden.

Es wird gut sein, wenn die Genossen allerorts sich in Bezug auf diesen Punkt schlüssig machen.

Wird die Frage bejaht, so wird es gut sein, die auf die Pro­grammrevision bezüglichen Wünsche und Vorschläge im Parteis organ zu veröffentlichen. Es handelt sich zum Theil um sehr wichtige Programmpunkte, wobei das Für und Wider sorgsamst erwogen werden muß. Es liegt aber auf der Hand, daß dies im Lauf einer Kon= greßdebatte nicht geschehen kann. Die Kongreßberathungen über das Programm müssen vorbereitet werden ähnlich wie wichtige Parlamentsberathungen( der Vergleich wird uns hoffentlich von von Niemand verargt) in den Kommissionen vorbereitet werden. Nur daß für uns das Parteiorgan die Stätte ist, wo ein Jeder sich auszusprechen hat.

Die Redaktion des Parteiorgans wird sich selbstverständlich an den vorbereitenden Diskussionen betheiligen und gelegentlich vielleicht auch mit eigenen Wünschen und Vorschlägen hervortreten.

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Die famose Enquete über die Folgen der Ab­schaffung der Sonntagsarbeit" wird jezt mit großem Eifer in Anspruch genommen erzählen uns die Offiziösen. Und in der That, in Sachsen  , in Rheinland   und noch an verschiedenen anderen Drten trifft man Anstalten, die Meinungen der sachverständigen" Kreise über die muthmaßlichen Wirkungen des Verbots der Sonntagsarbeit einzuholen. Daß zu diesen Sachverständigen die ganze Welt, nur nicht die unabhängigen, organisirten Arbeiter gerechnet werden, war in Preußen Deutschland   vorauszusehen. Wie unser Parlamentarismus nur eine Parodie einer wirklichen Volksvertretung ist, so kann der große Staatsmann und Sozialreformer, um den Europa   Deutschland   beneidet, auch keine wirkliche Untersuchung über eine wirthschaftliche Frage, zu der ER bereits Stellung genommen, brauchen. Die Sache muß so arrangirt werden, und ist so arrangirt worden, daß das Resultat der Enquete genau das sein wird, das Seine Durchlaucht" wünscht. Man hat nicht umsonst seine Schule in Petersburg   gemacht.

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Der Krieg mit Sansibar", den die famose Ostafrikanische Gesellschaft so sehnsüchtig herbeigewünscht, ist in greifbare Nähe gerüdt. Wie der amtliche Telegraph meldet, ist Kommodore Paschen am 7. Aug. mit den vier Kreuzerfregatten Stosch"," Gneisenau"," Elisabeth" und Prinz Adalbert  ", sowie dem Tender Ehrenfels" vor Sansibar einge­troffen. Wenn nun der Sultan   nicht noch schnell Raison annimmt und die den Häuptlingen abgeschwagten Berträge als zu Recht bestehend" anerkennt, kann der Tanz losgehen.

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Wie es bei solchen Kaufverträgen zugeht, zeigt der nachstehende Bericht des Dr. Jühike in der Kolonial Politischen Korrespondenz" über seine Verhandlungen mit dem Häuptling Mandara von Modi. Da heißt es:

Modi, 19. Juni 1885. Nachdem mir am gestrigen Tage der Häupt­ling von Mocki, Mandara, Blutsbrüderschaft( das gehört zum Geschäft!) angeboten hatte und nachdem dieser Att in feierlicher Weise vollzogen war, ließ mich derselbe heute in sein Haus bitten, wo er, wie er mir bereits gestern erklärt hatte, den von mir gewünsch ten Rontrakt unterzeichnen wollte. Nach vielfachen Freundschaftsbetheue rungen, welche von ihm in der ernstesten Weise gegeben wurden, gab mir Mandara theils auf meine Fragen, theils aus eigenem Antriebe, folgende Erklärungen bezüglich seines Landes, seiner Besizungen und seines Verhältnisses zum Sultan von Sansibar: Dadurch, daß ich mit dir Blutsbrüderschaft gemacht habe, habe ich den Freundschaftsbund er­neuert, welcher mich bereits seit langen Jahren mit dir und deinen deutschen   Brüdern verbindet... Ich liebe die Deutschen   mehr als andere Völker( sehr schmeichelhaft angesichts der Thatsache, daß der biedere Häuptling von Deutschland   höchstens einige Reisende und wahrscheinlich viel Schnaps kennen gelernt), insbesondere mehr als die Engländer und Araber, und euch allein will ich mein Land, wenn ich es überhaupt an Weiße gebe, überlassen. Soll­

ten die Araber in mein Land kommen, so werde ich mich freuen, wenn auch die Deutschen   kommen und jene mit bewaffneter Hand vertreiben." ,, Als ich ihn, fährt Jühlke fort, darauf fragte, was denn die rothe Fahne*) in seinem Dorf bedeute, äußerte er darüber: Ich bin ein freier, unabhängiger Fürst, gleich dem Sultan von Sansibar, und besige vielleicht(!) die gleiche Macht wie er. Ich kenne die Araber nur von den einzelnen Karavanen, welche selten hier durch­kommen: in meinem Lande wohnt fein einziger. Es ist hier keine arabische Ansiedelung, am allerwenigsten aber gar ein Fort oder eine Besazung des Sultans. Vor etwa 10 oder 12 Tagen ist nun plötzlich und ohne jeden Grund ein General des Sultans von Sansibar, Matthews, gekommen mit einer Truppenmacht von 180 Mann und 100 Trägern. Derselbe übergab mir 600 Rupien und einige Geschenke nebst zwölf rothen Fahnen und bat mich, dieselben in den mir unterthänigen zwölf Landschaften aufzupflanzen, um dadurch zu zeigen, daß ich ein Freund des Sultans von Sansibar sei. Auf das letztere ging ich nicht ein. Das erstere habe ich nicht gethan, sondern die Fahnen fortgelegt.( Stimmt wunderbar mit der Thatsache, daß die Fahnen doch hängen.)... Auch fühle ich mich durch seine Geschenke, die ich erhalten, dem Sultan   gegenüber nicht mehr verpflichtet, da ich seinem General ein Gegengeschenk von 100 Büffeln gemacht habe. Geld und Geschenke wer­den mich nicht vermögen, mein Land an ein anderes Volk fortzugeben, und nur, wo ich bei dir und deinen deutschen Brüdern, durch Bluts­brüderschaft befreundet bin, werde ich dazu bereit sein." Jühlte machte den Sultan Mandara sodann darauf aufmerksam, daß, weil die rothe Fahne jetzt in Mocki wehe, der Sultan   von Sansibar vielleicht sagen werde, daß das Land Mandara's nun ihm gehöre. Darauf gerieth Mandara außer sich und sagte, dies solle einzig und allein ein Att persönlicher Freundschaft gewesen sein, ebenso wie die Zeichnung seines Namens unter das ihm vom General Matthews vorgelegte Schriftstück. Ich werde," fuhr er fort, nicht nur jedem Deutschen  , der in mein Land kommt, erlauben, zu wohnen und die deutsche Fahne aufzupflanzen wo er will, sondern ich werde auch dieselbe, sobald du selbst wieder heraufkommst, in meinem Wohnort aufpflanzen, und bitte dich, zu dem Zweck einen befferen Flaggenmast mitzubringen, als der vom General Matthews mitge­brachte ist."

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Darauf wurde der Vertrag" unterzeichnet und ist jetzt ,, rechtskräftig". Der biedere Mandara hat sich oder sein Land" eben dem Meistbietenden verkauft. Daß auf seine Redensarten absolut nichts zu geben ist, bedarf feines weiteren Beweises. Genug, erkennt der Sultan   von Sansibar diesen Vertrag" und ähnliche nicht an, so gibt's eine Aktion" angeblich gegen ihn, thatsächlich gegen die hinter ihm stehenden Engländer, deren Rechte" natürlich vom gleichen Kaliber sind als die Rechte der ,, Deutsch Afrikanischen Gesellschaft".

Heute geben die Engländer vielleicht oder wahrscheinlich nach, aber mit jeder neuen Kolonie ist für Deutschland   neuer Stoff für internatio nale Verwicklungen gegeben. Also: Vermehrung der Ma­rine, Vermehrung der Armee, immer neue Steuern her zur größeren Ehre der profitbedürftigen Spekulantensippe! Darüber gehen dem deutschen   Michel allmälig die Augen auf. Glück zu!

Das widersinnigste aller Wahlgesete", natürlich das Dreiklassenwahlgesetz, zeigt sich jetzt wieder in seiner Glorie. Es gilt nämlich auch für die Berliner   Stadtverordneten wahlen das Dreitlassenwahlsystem. Und dasselbe ,, arbeitet" hier wie folgt: von der Gesammtheit der 194,000 Wähler gehören 3,160 der ersten, 16,101 der zweiten und 174,395 der dritten Klasse an. Jede der drei Klassen hat die gleiche Zahl von Wahlmännern und Stadt­verordneten zu wählen. Die Stimmen der 3160 Wähler der ersten Klasse wiegen genau so viel als die 174,395 Stimmen der Wähler dritter Klasse, obgleich diese sechzigmal so zahl reich sind.

Nicht genug damit, sind auch noch voll 100,000 mündige Männer, die Reichstagswähler sind, aus dem einen oder anderen Grunde vom städtischen Wahlrecht ausgeschlossen!

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Ein salomonisches Urtheil, das aufbewahrt zu werden *) Die Fahne von Sansibar.

verdient, hat vor Kurzem das Schöffergericht zu Hildburg­ hausen   in einer Klagesache des deutsch  - freisinnigen Landraths Ba u m bach wider den Redakteur der nationalservilen Dorfzeitung", Joh. Nonne, gefällt. Dieser hatte Herrn Baumbach vorgeworfen ,,, er könne sich noch immer nicht entschließen, bei der Wahrheit zu bleiben", und war daraufhin von demselben wegen Beleidigung verklagt worden. In dem Urtheil des braven Schöffengerichtes heißt es nun:

,, Wenn Privatkläger( Landrath Baumbach) in seinen Dankesworten ( an seine Wähler), wie dargethan, den Nationalliberalen den Liberalis­mus abspricht und denselben nur für sich und seine Partei vindizirt, so enthält das allerdings, wie sein Anwalt besonders betont hat, zunächst ein Urtheil. Allein dies Urtheil enthält wiederum die Behauptung einer Thatsache, die nicht als eine wahre bezeichnet werden kann, nämlich die, daß die Nationalliberalen nicht, bezüglich nicht mehr liberal seien; denn diese betonen ihre liberalen Grundsätze noch heute. Somit

muß als festgestellt gelten, daß Privatkläger( Landrath Baum­bach) in seinen Dankesworten an seine Wähler nicht bei der ein­fachen Wahrheit geblieben sei, indem er durch sie behauptete und in den Lesern, bezüglich einem Theil derselben, den Glauben hat er­wecken wollen, die Nationalliberalen seien nicht, bezüglich nicht mehr, liberal."

Unsere politischen Zustände können in der That nicht besser charakte risirt werden, als durch diese Beweisführung. Danach ist jede unlieb­same Kritik unmöglich, Jeder ein Lügner, der irgend einem Tartüffe die politische Maske vom Gesicht reißt. Denn solange der Tartüffe sagt, ich bin ein Ehrenmann, so ist er's auch sagen die Schöffen von Schöp­ penstedt   pardon, Hildburghausen  .

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Die sächsischen Landtagwahlen sind auf den 15. Sept. anberaumt. Es sind im Ganzen ungefähr 30 Wahlen zu vollziehen die Kammer wird nicht vollständig neugewählt, sondern nur für das austretende Drittel, sowie die verstorbenen oder sonst um das Mandat gekommenen Abgeordneten sind Neuwahlen vorzunehmen.

Wie unseren Lesern bekannt, ist das sächsische Wahlrecht ein solches, daß die Sozialdemokratie sich bisher mit Erfolg an den Landtagswahlen betheiligen konnte. Sie wird auch diesmal mit Nachdruck in den Wahl­kampf eintreten.

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Desterreich Ungarn  . Wir lesen in der neuesten Nummer der Budapester   Arbeiter- Wochenchronik":" In Budapest   gab es vorige Woche wieder große Jagd nach Anarchistenwild. Die Polizei scheint aber dieses Mal auf schlechter Fährte gewesen zu sein, denn, wie die Blätter berichten, mußten die erjagten Hasen wieder frei gegeben werden, da nichts Anstößiges außer einigen harmlosen sozia listischen Zeit- und Wochenschriften vorgefunden worden. Was für Anhaltspunkte die Polizei hiezu gehabt haben mag, wissen wir nicht, jedoch als kuriose Auffassung gesetzmäßiger Zustände müssen wir es bes zeichnen, daß freie Bürger eines freien Landes so mir nichts dir nichts zusammengefangen werden, um sodann ohne weitere Satisfattion wieder laufen gelassen zu werden. Uns scheint, daß man absichtlich, nachdem teine Anarchisten vorhanden sind, solche künstlich züchten will. Wo bleibt da aber der Rechtsstaat?... Wie nimmt sich beispielsweise nach stehende Notiz aus, welche da lautet: Wir berichteten von der Verhaf tung dreier unter dem Verdachte des Anarchismus stehender Arbeiter der Zellerin'schen Fabrik in der Nußbaumgasse. Wie uns berichtet wird, hat die hauptstädtische Staatspolizei bei den verhafteten drei Arbeitern Namens Mar Czech, Karl Gerhardt und Robert Engelmann Haus= durchsuchungen vorgenommen, welche resultat los verliefen. Die verhafteten ,, Anarchisten" wurden daher noch im Laufe des heutigen Tages auf freien Fuß gestellt."

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Ueber diese fürchterliche Anarchistenjagd läuft ein Bericht, unzweifelhaft Wiener   Fabrikat, durch die deutsche Presse, der die Sache in viel grau sigerem Lichte darstellt, und auch sofort zu melden weiß, daß ein ge fährlicher Emissär" auf offener Straße festgenommen und nach hef= tiger Gegenwehr verhaftet wurde. Man steht daraus aufs Neue, mit welcher Vorsicht man diese Art Berichte durch die Bank aufzu nehmen hat. So ist auch über Wien   Fabrik: das von uns mehrfach ge= kennzeichnete Neue Wiener Tagblatt" eine Haussuchung bei dem Mailänder   Komite der italienischen Arbeiterpartei und einigen Sozialisten in Monza   und Vimercate zur Entdeckung eines großen Komplotts, Auf­findung von Waffenlagern 2c. umgeschwindelt worden. Wenn die Bourgeoispreffe solche Sensationsnachrichten fritillos nachdruckt, so hat sie das mit ihrem Publikum abzumachen, für die Arbeiterblätter aber ist es eine unerläßliche Pflicht, hier strenge Kritik walten zu lassen, und wo sie von solchen Meldungen Notiz nehmen zu müssen glauben, zum mindeſten die Unzuverlässigkeit der Duelle stets zu betonen. Es liegt ein bestimmter Fall vor, der uns diese Bemerkungen abnöthigt.

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Frankreich  . Am vergangenen Sonntag wurde in Paris  auf dem Père Lachaise   das Denkmal des unermüdlichen Revolutio= närs August Blanqui   enthüllt. Es stellt den wackeren Vorkämpfer des französischen   Proletariats auf der Bahre liegend dar, den Körper von einem Zeichentuch umhüllt. Der rechte Arm ist herabgesunken, ebenso der Kopf, wie ermüdet, abseits geneigt. Nur die Hand scheint zu fibriren, gewissermaßen noch einen Wint geben zu wollen. Die Ausführung son vortrefflich, der Eindruck des Monuments ein überwältigender sein.

Ungefähr 2000 Freunde und Anhänger des eisernen Kämpfers für das Losungswort: Weder Gott   noch Herr" hatten sich zu der Feier eingefunden. Ansprachen hielten Winant, Grangé, Eudes, Goullé und Chauvière. Von einigen unbedeutenden Reibereien mit der unvermeidlichen Polizei abgesehen, verlief die Feier ohne jeden störenden Zwischenfall. Unter den Rufen: ,, Hoch die Kommune! Hoch die soziale Revolution!" verließen die Theilnehmer in aller Ruhe den Friedhof und begaben sich in den Saal Graffard, wo Vaillant in einer mit großem Beifall aufgenommenen Rede für ein Zusammengehen aller Revolutionäre im Kampf gegen die Bourgeoisie eintrat.

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Dänemark  . Unser dänisches Bruderorgan ,, Social- Demokraten" erscheint jetzt in einer Auflage von 20,000 Exemplaren. Zur Feier dieses, für ein täglich erscheinendes Parteiblatt wahrhaft großartigen Erfolges hat die Redaktion am 25. Juli eine vortrefflich ausgestattete Fest= nummer herausgegeben, die verschiedene höchst interessante Mittheis lungen zur Geschichte der sozialistischen   Bewegung in Dänemark   enthält. Ein Leitartikel gibt zunächst eine Art geschichtlichen Abriß über die Ent­wickelung des Blattes selbst vom kleinen Wochenblatt bis zum großen Tageblatt in großem Format, das seinen Lesern jezt auf 28 Spalten täglich 168,000 Buchstaben Lesestoff vorsett. Mit diesem Blatt zu ihrer Bertheidigung ist die Sozialdemokratie thatsächlich eine Macht in Däne mark geworden, und so sehen wir denn auch, daß die herrschenden Par­teien mit dieser Macht zu rechnen beginnen.

Ein Gedicht Organisationen" verherrlicht in kräftigen Worten den Werth der Arbeiter Organisation.

Ganz besonders fesselt aber unsere Aufmerksamkeit eine Karte von Dänemart, auf welcher die Verbreitung des Sozialismus im Lande durch graphische Darstellung zur Anschauung gebracht wird. Schraffirte oder mit rothen Punkten martirte Landestheile bezeichnen die Gebiete, wo sozialdemokratische Vereine als Abtheilungen des allgemeinen Bundes bereits bestehen, resp. wo bisher zwar eine sozialistische Arbeiterbewegung festgestellt werden konnte, ein bestimmter Anschluß an die Parteiorganisation jedoch noch nicht existirte. Ferner sehen wir auf der Karte verschiedene durch rothen Druck hervorgehobene Ortschaften. Dort, wie die Erläuterungen zu der Karte erklären, findet man Abtheilungen des allgemeinen Bundes, während die übrigen nam haft gemachten Städte nur einzelne Fa yvereine oder Vereine ohne Vers bindung mit der Arbeiterpartei aufzuweisen haben.

Am stärksten ist der Sozialismus bezw. die Arbeiterbewegung auf der Insel Seeland  , der Hauptinsel des jezigen Königreichs Dänemark  , vertreten, dagegen weisen Fünen   und Fütland nur einzelne rothe Dasen auf, was sich aus dem Umstande erklärt, daß hier wie dort der Ackerbau bei weitem überwiegt. Auf Jütland   erfreut sich der Distrikt Aarhuus einer stattlichen Arbeiterorganisation( unseres Wissens hat Aarhuus auch ein eigenes sozialistisches Blatt), im Uebrigen ist die Halb­insel bekanntlich der eigentliche Sitz der radikalen Bauernpartei, mit der unsere Genoffen in dem Kampf mit der Krone um die verfassungs­mäßigen Volksrechte Hand in Hand gehen.

Alles in Allem zeigt diese Festnummer, daß das bis jetzt Erreichte nur erst eine Etappe zum großen Ziele derstellt, und daß noch sehr, sehr viel Arbeit verrichtet werden muß, bis dieses selbst erreicht sein wird.