Ursachen zu verstehen und damit auch ihre Folgen, die noch lange nicht erschöpft sind. Aber was man ein Recht hat zu verlangen, ist, daß die Leute, die alles das gethan, nicht andern Leuten vorwerfen, sie seien Revolutionäre  . Das deutsche Reich ist eine Schöpfung der Ne volution allerdings einer Revolution eigner Art, aber darum nicht minder einer Revolution. Was dem einen recht, das ist dem andern billig. Revolution bleibt Revolution, ob sie von der Krone Preußen praktizirt wird oder von einem Kesselflicker. Wenn die Regierung des Tags die bestehenden Geseze anwendet, um sich ihrer Gegner zu entledigen, so thut sie, was jede Regierung thut. Wenn sie aber glaubt, sie schmettre sie noch extra nieder mit dem Donnerwort: Revolutionär! so kann sie damit höchstens den Philister schrecken. Selbst Revolutionär!" hallt es aus ganz Europa   zurück.

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Grundkomisch aber wird die Zumuthung, man solle die aus den ge schichtlichen Verhältnissen unumgänglich folgende revolutionäre Natur ablegen, wenn sie an eine Partei gerichtet wird, die man erst außerhalb des gemeinen Rechts, d. h. außerhalb des Gesetzes stellt, und von der man dann verlangt, sie solle den Rechtsboden anerkennen, den man gerade für sie abgeschafft hat.

Daß man über so etwas nur ein Wort zu verlieren hat, beweist wie­der den politisch zurückgebliebenen Zustand Deutschlands  . In der übrigen Welt weiß Jedermann, daß die gesammten gegenwärtigen politischen Zustände das Ergebniß von lauter Revolutionen sind. Frankreich  , Spanien  , die Schweiz  , Italien  - so viel Länder, so viel Regierungen von Revolutions Gnaden. In England erkennt sogar der Whig Macaulay an, daß der jetzige Rechtszustand begründet ist auf eine Revolution über die andere( revolutions heaped upon revolutions). Amerika   feiert seit hundert Jahren seine Revolution jeden vierten Juli. In der Mehrzahl dieser Länder gibt es Parteien, die sich durch den bestehenden Rechts­zustand nicht länger gebunden halten, als dieser sie binden kann. Wer aber z. B. in Frankreich   die Royalisten oder Bonapartisten anklagen wollte, sie seien revolutionär, der würde einfach ausgelacht.

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nur in

Nur in Deutschland  , wo politisch nichts gründlich erledigt wird( sonst wäre es nicht in zwei Stücke zerrissen, in Desterreich und das sogenannte Deutschland  ) und wo ebendeßwegen auch die Vorstellungen vergangener, aber erst halb überwundener Zeiten in den Köpfen unsterblich fortvege­tiren( weßhalb die Deutschen   sich das Denkervolt nennen) Deutschland   kann es noch vorkommen, daß man von einer Partei ver­langt, sie solle sich durch den bestehenden sogenannten Rechtszustand nicht nur thatsächlich, sondern auch moralisch gebunden halten; sie solle im Voraus versprechen: was auch kommen möge, sie wolle diesen von ihr bekämpften Rechtszustand nicht umwerfen, selbst wenn sie es könne. Mit anderen Worten, sie solle sich verpflichten, die bestehende politische Ordnung am Leben zu erhalten in alle Ewigkeit. Das und nichts anderes heißt es, wenn man von der deutschen Sozialdemokratie verlangt, sie folle aufhören, revolutionär" zu sein.

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Aber der deutsche   Spießbürger und seine Meinung ist noch immer die öffentliche Meinung Deutschlands   ist ein eigner Mann. Er hat nie eine Revolution gemacht. Die von 1848 machten die Arbeiter für ihn zu seinem Entsegen. Dafür hat er um so mehr Revolutionen erlitten. Denn wer in Deutschland   seit breihundert Jahren die Revolutionen machte sie waren auch danach das waren die Fürsten  . Ihre ganze Landeshoheit und endlich ihre Souverainetät war die Frucht von Rebellionen gegen den Kaiser. Preußen ging ihnen mit gutem Beispiel voran. Preußen konnte erst ein König­reich werden, nachdem der große Kurfürst" gegen seinen Lehnsherrn, die Krone Polen  , eine erfolgreiche Rebellion durchgeführt und so das Herzogthum Preußen von Polen   unabhängig gemacht hatte. Seit Friedrich II.   wurde die Rebellion Preußens gegen das deutsche Reich in ein System gebracht; er pfiff" auf die Reichsverfassung noch ganz anders als unser braver Bracke auf das Sozialistengesetz. Dann kam die französische   Revolution, und sie wurde von den Fürsten wie von den Spießbürgern unter Thränen und Seufzern erlitten. Das deutsche Reich wurde im Reichsdeputations hauptschluß 1803 von Franzosen   und Russen höchst revolutionär unter die deutschen   Fürsten vertheilt, weil diese selbst über die Theilung sich nicht einigen konnten. Dann kam Napoleon   und erlaubte seinen ganz besondern Schüßlingen, den Fürsten von Baden, Bayern   und Württemberg  , sich aller innerhalb und zwischen ihren Gebieten liegenden reichsunmittelbaren Grafschaften, Baronien und Städte zu bemächtigen. Gleich darauf machten dieselben drei Hochver räther die letzte erfolgreiche Rebellion gegen ihren Katser, machten sich mit Napoleon's Hülfe souverain, und sprengten damit endgiltig das alte deutsche   Reich. Seitdem vertheilte der faktische deutsche   Kaiser, Napoleon, Deutschland   ungefähr alle drei Jahre wieder neu unter seine getreuen Knechte, die deutschen   Fürsten und andere. Endlich kam die glorreiche Befreiung von der Fremdherrschaft, und zum Lohne wurde Deutschland   vom Wiener Kongreß  , d. h. von Rußland  , Frankreich   und England als allgemeines Entschädigungsgebiet für heruntergekommene Fürsten   vertheilt und verschachert, und die deutschen   Spießbürger wie so viel Hämmel in ungefähr 2000 abgesonderten Gebietsfeßen den ver= schiedenen sechsunddreißig Landesvätern zugewiesen, vor deren Mehrzahl sie noch heute, als vor ihren angestammten Landesvätern ,,, unterthänigst ersterben". Alles das soll nicht revolutionär gewesen sein wie recht hatte doch Schnapphahnsti- Lichnowski, als er im Frankfurter   Parlament ausrief: Das historische Recht hat keinen Datum nicht! Es hatte näm­lich nie einen gehabt!

Die Zumuthung des deutschen   Spießbürgers an die deutsche sozial­demokratische Arbeiterpartei hat also nur den einen Sinn, daß diese Partei Spießbürger werden soll wie er selbst, und die Revolutionen bei Leibe nicht mitmachen, aber sie alle erleiden. Und wenn die durch Rontrerevolution und Revolution zur Macht gekommene Regierung dies selbe Zumuthung stellt, so heißt das nur, daß die Revolution gut ist, so lange sie von Bismarck   für Bismarck   und Konsorten gemacht wird, aber verwerflich, wenn sie gegen Bismarck   und Konsorten gemacht wird."

Ein Schandstück

moderner Klaffengesetzgebung.

Jn Nr. 39 der Wiener Deutschen Wochenschrift" bespricht der öfter­reichische Sozialpolitiker Heinrich Mandl das neue österreichische Bagabunden- Gesetz", das in der That mit dem Eingangs gebrauchten Eitel feineswegs zu scharf gekennzeichnet ist. Es ist, wie Mandl es richtig nennt, ein ,, Gesetz gegen Arbeitslose", und zwar ein so nieder trächtiges Gesetz, wie es eben nur in der Mera der feudaljunker­lichen Sozialreform und der polizeistaatlichen Ausnahmegesetze ausge­brütet werden kann. Zur Kennzeichnung dafür, was man im neunzehnten Jahrhundert in den Staaten des sogenannten ,, Boltstönigthums" der Arbeiterklaffe zu bieten wagt, lassen wir die markantesten Stellen dieses Schandgesetzes hier folgen.

Fragen wir zunächst," sagt Mandl ,,, was ist ein Vagabund?" " Hierauf gibt das Gesetz vom 24. Mai( 1885) Antwort, indem es festsetzt, daß als Landstreicher zu bestrafen sei ,,, wer geschäfts- und ar­beitslos umherzieht und nicht nachzuweisen vermag, daß er die Mittel zu seinem Unterhalte besige oder redlich zu erwerben suche". Bestraft werden ferner auch solche arbeits­fähige Personen, welche mittellos und unbeschäftigt sich weigern,

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die ihnen von der Gemeinde zugewiesene Arbeit zu verrichten. Mit kei­nem Worte wird erwähnt, welche Zeit diesen Individuen zur Erlangung anderer Arbeit gewährt wird. Die kurze Praxis des neuen Vagabunden gesetzes hat jedoch gelehrt, daß Personen, welche auch nur drei Tage beschäftigungslos waren, als Vagabunden angeklagt und bestraft wurden.""

Mit andern Worten: Jeder arbeitslose Arbeiter, der keine Mittel hat, ist nach diesem Gesetz ein Bagabund, ein Landstreich er, sobald einem beliebigen Polizisten oder Richter seine Nase nicht gefällt.

,, Wie sehr man sich," fährt Mandl nach kurzer Kommentirung fort, ,, bei dem neuen Geseze bestrebt hat, dem Ausdrucke Landstreicher die weiteste Fassung zu geben, zeigt schon allein der Umstand, daß aus­drücklich hervorgehoben wird, unter Umherziehen"(§ 1) sei auch der stetige Aufenthalt in einer Drtschaft zu verstehen."

das Wohl der Bevölkerun. Das Eigenthum ist bedroht, die Sittlichkeit leid. Selft Raubmorde, von solchen Strolchen ausgeführt, gehören nich zu der Seltenheiten. Nach dem statistischen Handbuche wurden in Saburg Q, 780 Personen männlichen Geschlechts gezählt. Von diesen sind ugefähr 75 Prozent, 60,000 Personen, erwerbs­fähig. Nach der Darstellng des Vitars Danner müßte also fast der zehnte Theil der everbsfähigen Männer Salzburgs aus Vaga­bunden, d. h. aus gefährlhen, unfittlichen Lumpen, welche stehlen, rau ben und morden, bestehen. Jeden Einsichtigen dürfte es klar sein, daß hier eine Uebertreibung vrliegt, und daß der zehnte Theil der Salz­ burger   Männer wohl aus Arbeitslosen, doch nicht aus Vagabunden besteht."

Was das Gesetz unter Landstreicherei versteht, deckt sich übrigens so ziemlich mit den Anschauungen einer gewissen Sorte dunkler Sozial­reformer. Ein Vertreter derselben, Vikar Danner, bemerkte diesbezüglich bei der Konstituirung des Salzburger   Agrarvereines, man habe im Jahre 1882 im Lande Salzburg   nicht weniger als 5500 Bagabunden gezählt, was fast doppelt so viel als 1866 wäre. Diese Vaganten gefährden

Der biedere Vikar hat een der menschenfreundlichen Dentweise seiner landjunkerlichen Auftraggeer Ausdruck gegeben, als er die arbeitslosen Proletarier furzweg als Mrder and Spizbuben infamirte. Pfaffen und Grundbefizer führen ja auh das große Wort im Wiener   Reichsrath und wiffen nicht genug über di manchesterliche Bourgeoisie herzuziehen. Nun, Manchesterleute sind sie allrdings nicht, wie Figura zeigt, aber ihr Anti­Manchesterthum entspringt eineswegs antikapitalistischer Gesinnung, son­dern es ist der Ausfluß des potmzirtesten Prozendünkels. Die Frage: Wie bekämpft man die Arbeitslotgkeit, die unfreiwillige Arbeitslosigkeit? wurde im Reichsrath gar nicht aufgeworfen," sagt Mandl weiter unten sondern einfach gefragt: Wie bekämpft man die ,, Vagabunden"? Und die Antwort lautete: In le m man sie bestraft."

Diese ebenso geistreiche nie bequeme Antwort sollte man den Herren, die das famose Gesetz fabrizirt, auf die Stirn oder sonst einen edlen Körpertheil brennen. Sie ist die beste Legitimation ihrer legitimen, ihrer angestammten Bornirtheit. Sie haben wirklich, wie die alten Bourbonen, nichts, absolut nichts gelernt.

Hören wir Mandl weiter:

" Daß diese Strafen harte, unemein harte sind, hat sogar der eifrigste Berfechter des Gesetzes, Graf Belcredi, zugestanden. Ich verkenne durchaus nicht," sagte er, daß, venn man die einzelnen Uebertretungen und das für dieselben festgesetzte Strafausmaß in Betracht zieht, wenn man dies vergleicht mit den Staffäßen, die sich im Strafgesetze für Uebertretungen finden, die an ich viel schwerer wiegen, ein gewisses Mißverhältniß brvortritt." Den Pseudo- Vagabunden erwartet strenger Arrest von euem bis zu drei Monaten. Nach Ab­büßung dieser Strafe tann er fir die Dauer von drei Jahren einer 3wangsarbeitsanfalt übergeben werden. Für weitere drei Jahre kann er unte Polizeiaufsicht gestellt werden. Hierüber bestimmt§ 9 des alten Bagabundengesetzes, der nicht außer Kraft getreten ist:

,, a) Es kann ihm von der die Polizeiaufsicht verhängenden Behörde der Aufenthalt in einzelnen Gebiten und Orten gänzlich unter­sagt oder auch ein bestimmter Ort zum Aufenthalte an gewiesen und zur Pflicht gemach werden, diesen oder einen von ihm selbst gewählten Aufenthaltsort nicht zu verlassen;

b) er ist verpflichtet, jeten Wechsel seiner Wohnung noch an demselben Tage der Sicherheitsbejörde anzuzeigen, auf jedesmalige Auf­forderung vor derselben zu erschenen und über seine Beschäftigung, seis nen Unterhalt oder Erwerb, sowi über seinen Verkehr mit anderen Per­sonen Auskünfte zu geben;

c) die Sicherheitsbehörde kann ihm auch die Verpflichtung auferlegen, sich in bestimmten Fristen bei ihr persönlich zu melden, sie fann ihm untersagen, an gewissen Versammlungen theilzunehmen, gewiffe Räumlichkeiten zu besuchen u. s. m.;

d) es darf bei ihm zum Zwecke der polizeilichen Aufsicht jederzeit eine Haus oder Personsdurchsuchung vorgenommen werden."

Diese fürchterlichen Strafen vereint, Gefängniß, Zwangsarbeitsanstalt, Polizeiaufsicht, treffen, es sei hier ausdrücklich wiederholt, diejenigen Arbeitslosen, welche nicht nachzuweisen vermögen, daß sie Unterhaltsmittel befizen oder redlich zu erwerben suchen. Wer gegen die obigen Bestimmungen über die Polizeiaufsicht handelt, kann nach§ 6 des neuen Gesetzes auch noch mit strengem Arrest bis drei Monate be= straft werden. Hervorgehoben muß werden, daß dem angeklagten ,, Vaga bunden", welchem diese strenge Bestrafung zugedacht ist, durchaus nicht vom Ankläger nachgewiesen werden muß, daß er seinen Unterhalt in unerlaubte 20cise erlangt gut. Die ganze Beweis Ia ft trifft den Angeklagten selbst; er muß nachweisen, daß er fich redlich nährt, oder es erwartet ihn die Strafe."

Ein herrliches Gesetz, nicht wahr? Jeder Arbeitslose, der dem Dorf­Bascha nicht beweisen kann, daß er arbeiten wiII, ist ein Vagabund, und der Vagabund gehört in das Zwangsarbeitshaus. Wie angenehm für gewiffe Prinzipale, die stets Arbeiter ein stellen können, weil es kein Arbeiter bei ihnen aushält! Sie brauchen sich nur mit der Polizei gut zu stellen, und es wird ihnen nie an Material zum Schinden fehlen. Und wie genial, die Lösung der Vagabundenfrage durch Vermehrung der Zwangsarbeitshäuser! Die höchste Homöopathie!

Im Jahre 1882 arbeiteten in den österreichischen Strafhäusern 17,464 Sträflinge durch 3,076,774 Tage. Der Ertrag der Arbeiten betrug fl. 477,043, davon erhielten die Sträflinge fl. 138,720. Für den Arbeitstag erhielt daher jeder Sträfling durchschnittlich einen Arbeitslohn von 4/2 Rreuzer, spreche und schreibe vier und einen halben Kreuzer. Kann da ein freier Arbeiter mitthun? Unmög lich. Jedermann kennt auch die Klagen der Arbeiter und Gewerbetrei­benden über die Strafhausarbeit. Es darf also getroft ausgesprochen werden: Für jeden ,, Vagabunden", der zum Zwangsarbeiter wird, wird ein freier Arbeiter zum Vagabunden".

Diese Behauptung ist unwiderleglich. Als Entschuldigung kann zwar gesagt werden, daß die Arbeitshäuser nur für wirkliche Vagabunden, für Arbeitsscheue dienen sollen. Allein wie widersinnig ist diese Entgegnung! Das Gesetz gibt also nur Jenen Arbeit, welche nicht arbeiten wollen; die Tausende, welche arbeiten wollen und nicht tönnen, bleiben hilflos ihrer Noth überlassen. Damit soll, wie Graf Belcredi sagte, Zucht und Ordnung in die Bevölkerung gebracht werden; durch andere Gesetze, meinte er, würde man nur erschlaffend und demoralist rend wirken."

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Zucht und Ordnung" das sind die Heiligen, zu denen die Reaktionäre zu allen Zeiten gebetet, in deren Namen sie die Völker noch stets den grausamsten Verfolgungen preisgegeben haben. Mit wel­chem Erfolg hat die Geschichte aller Reaktionen gezeigt, und Mandel hat ganz Recht, wenn er gleich darauf fortfährt:

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wegen. Der dreihaarige Krautjunker von Varzin figurirt bald als Gott, eine feft bald als Halbgott immer als ein übermenschliches Wesen, lassen, de das alle übrigen Menschen überragt, wie Gulliver die Lillipus genoff taner ein Ausbund von Verstand, Kraft, Muth, Edelsinn, wie die solche De Welt noch nie Aehnliches gesehen hat. ftehen".

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,, Noch nie"? Halt! Ist das auch wahr? Ein Mährchen aus alten versamml Zeiten, das kommt mir nicht aus dem Sinn." Fünfzehn Jahre her- das ist heute ja schon alte Zeit. Richtig vor fünfzehn Jahren noch, wenig da und fast zwei Jahrzehnte hindurch vorher, da wurde schon dasselbe und die Lied in dem Kladderadatsch" gesungen. Nur hieß der Wundermann es sind damals nicht Bismarck  , sondern Bonaparte. Der Servilismus war ebenfa  damals noch nicht chauvinistisch- das ist der ganze Unterschied. Aber Verbi dieselbe Speichelleckerei, derselbe Gößendienst, dieselbe Niedertracht. Zum Angeklag Theil sogar dieselben Wige und Redewendungen, welche, gleich den Loya es ist de litätsfräcken gewiffer Leute, vor allen möglichen hohen Herren Dien   einer Ve thun müssen. Natürlich ist die Rolonialpolitik das jüngste tand, Schooßkind des Kladderadatsch", der uns jetzt mit Vorliebe einen abgeben Wenn deutschen Matrosen als Sinnbild deutscher   Allmacht vorführt natürlich unter dem gnädigen Schein der Sonne Bismarck  ; der schwiegen Glazkopf mit den drei Haaren, die dann Strahlen vorstellen, hat schon für Part mindestens zwei Dugend Mal als Sonne figurirt. Der Engländer gudt doch sag neidisch drein, auch der Franzose; aber sie dürfen sich nicht mucksen, Besitz di denn der Deutsche   hat das Zeug, sie beide im Handumdrehen in die nommen Tasche zu stecken auf dem Bilde. In Wirklichkeit verhält sich die unterhiel Sache bekanntlich umgekehrt. Wenn nun aber, so fragen wir, derlei geheim g verlogener Blödsinn von den Lesern für Ernst genommen wird, zu weld Some unglaublichem Größenwahnsinn müssen die Unglücklichen kommen! Ver aus der glichen mit solch plumper Bramarbasferei sind die Ergüffe eines Derow als Dase lède noch maß und geschmackvoll.

Welche Gesetze demoralisirend wirken, das wird die Zukunft lehren. Wenn es sich dereinst erweisen wird, daß jene Personen, welche das Gesetz Landstreicher" nennt, das Gefängniß dem dreijährigen Aufenthalt im Zwangsarbeitshause vorziehen, wenn diese Leute eher Verbrecher als 3wangsarbeiter sein wollen, dann werden vielleicht auch die Freunde des neuen Vagabundengesetzes über dessen Moral anderen Sinnes werden."

Die klassenbewußten Arbeiter Ostreichs aber mögen es nie vergessen, wem sie dieses saubere Gesetz, diesen Fußtritt in's Gesicht der Arbeiterklasse, verdanken.

Sozialpolitische Rundschau.

3ürich, 14. Dktober 1885.

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8.

wege un ist aber für Part beiter Das

Die letzte Leistung in Ottolatrie ist durch den famosen Verlegenheits streich Bismarcks in der Karolinenaffäre inspirirt worden. Daß das Windthorst'sche Wort: Der Papst regiert die Welt" seitens des genias len" deutschen Staatsmanns, durch Uebertragung des Schiedsrichteramts an den Papst, eine drastische Bestätigung finden würde, war, wie si von selbst versteht, den deutschen Reichsphilistern außerordentlich fatal, Cifer und die bedenkliche Maßregel hat denn auch überall einen höchst ungün stigen Eindruck gemacht außer bei dem Heere der ,, Reichsfeinde", die tisch teinen Grund haben, sich über die Blamagen des Reichshund- Besizers entwickel graue Haare wachsen zu lassen. Die Blamage ist nicht aus der Welt das Lob zu schaffen, und wenn es fein besseres Mittel gibt, als diese Schieds durch ih richterfarce, sich aus der Affäre zu ziehen, dann beweist das nur die Muster Größe der Blamage. Als Lakai, der jede Schwäche und Eselei des etwas ü gnädigen Herrn als Tugend und Geniestreich hinzustellen hat, schreibt gebirt der ,, Kladderadatsch" jetzt ein Gedicht zur Verherrlichung dieses Genie sialistisch streichs. Da sind die Rollen plötzlich vertauscht; nicht Bismarck  , sondern jedenfall der Papst ist der Blamirte. Der blamirte Papst seufzt, daß er nun moralisd gezwungen sei, seinem großen Feind einen Dienst zu leisten, ihm gegen übrigen feinen besten Freund Spanien   Recht zu geben, und schließt seine Klage feren mit den Worten:

Wenn das Sprichwort: Der Mensch ist, was er ißt," auch von geistiger Nahrung gilt, dann muß es um unser deutsches Volk sehr schlecht bestellt sein, so daß Einem schier angst wer den tönnte. Sehen wir uns z. B. einmal die sogenannten ,, Wigblätter" an, welche ihren Namen nach dem bekannten lucus- a- non- lucendo- Prinzip von dem Wit führen, den sie nicht haben. Als Typus wollen wir blos den kladderadatsch" nehmen, der ja wohl den meisten Ruf und die meisten Abonnenten hat. Allzuviel Wit hatte er auch in seiner Jugendzeit nicht, und es war nicht die beste Sorte, aber das Bischen, was er hatte, ist in byzantinischer Servilität ertrunken. Chauvinis­mus und Dttolatrie( die neueste und stupideste Form der Jdo. latrie*), das sind die zwei Pole, zwischen denen die Gedanken und Wike beide auf gleicher Höhe und von gleichem Kaliber- sich be­

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*) Jdolatrie Götzendienst.

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,, Nicht sehr beneidenswerth komm' ich mir vor, Wenn ich dem Kanzler diesen Dienst verrichte. Er weiß sich stark, drum darf er dem Humor Ein Plätzchen gönnen in der Weltgeschichte." Wenns Humor war, dann Galgenhumor! In seinem nächsten Gedicht wird der Kladderadatsch" wohl den blamirten Bismarck als Sieger im Kulturkampf besingen Sieger, weil er so pfiffig war, den schlauen Papst, den Beherrscher der Welt", über den Löffel zu barbiren und vor seinen des genialen Dtto Wagen zu spannen. Jn dieselbe Kategorie gehören wißig sein sollende Anekdoten u. s. w., welche, wenn auch nicht grade von den Gelehrten des Kladderadatsch" fizer, 5 aber doch von verwandten und ihrer würdigen Geistern in die Presse Erhaltu und unter das Volk gebracht werden. Da liest man z. B.: ,, A u 9| tämpfu Kindermund." Mama, ich weiß, wie es in der Welt zugeht," sagte Bahl u die kleine Beate, als sie eben ihrer Puppe einen tüchtigen Verweis er dende theilt hatte. Die Puppe muß mir folgen, ich muß der Bonne folgen, gegne die Bonne muß Dir folgen, Du mußt dem Papa folgen, der Papa muß arm dem Präsidenten folgen, der Präsident muß dem Kaiser folgen, der werbi Raiser muß dem lieben Gott folgen und der liebe Gott," sie stockte einen Lohna Augenblick, fuhr aber dann überzeugt fort: ber liebe Gott   mu 2015 mar folgen."

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Angenommen einmal: die Anekdote sei wahr, welchen Abgrund von Servilität, die in der Familie oder Schule des Kindes herrscht, würde terlieger die Anekdote voraussehen! Das Kind kann Bismarck   doch höchstens nach die Soz die auf dem Eindruck, den dessen Bilder auf es machen, beurtheilen; und diese rohen Züge mit dem noch roheren Ausdruck sind doch wahrlich zum g nicht dazu angethan, auf ein Kind einen günstigen Eindruck zu machen. räme Die Vorstellung, welche es von Bismarck   hat, muß ihm also künstlich rühren, durch seine Eltern oder Lehrer eingeflößt worden sein. Man muß den Wege Heiligen von Varzin   so verhimmelt haben, daß das Kind zuletzt ganz folgerichtig schloß, er sei mit Almacht und Allweisheit, kurz allen gött lichen Eigenschaften ausgestattet. Und da ein greifbarer Gott von und so Fleisch und Blut jedenfalls mehr werth ist als ein ungreifbarer und Borschu unbegreifbarer, so stellte das Kind ebenfalls ganz folgerichtig den klas Gott in Berlin   über den Gott im Himmelreich.

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Wir glauben nicht, daß es den Gelehrten" des byzantinischen Wähler Reichs je eingefallen ist, den Kindern, und durch die Kinder dem Vol Bahr weiß zu machen, daß der oberste Minister mehr sei als Gott. Ja, vom Große Raiser selbst haben sie nicht gewagt, es zu behaupten.

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Sage man nicht, wir nähmen den Scherz zu ernst. Das ist kein Scherz; das ist traurigste Versuntenheit, schmählichste wegleu Korruption. Und gradezu unbegreiflich: dieses Gift hunds chen föttischer Gesinnungslosigkeit hat auch in sogenannten Zeitungen ben b für das Volt, in sogenannten demokratischen, ja in der Bo lich. beiterzeitungen" Aufnahme und Verbreitung gefunden! Aehnliches Gift wird jetzt in mehr oder weniger großen Dosen, mehr dungsi oder weniger gut verhüllt, den Volksmassen verabreicht. Wem an der schende Gesundheit und gesunden Entwicklung des Volkes etwas gelegen ist, der vorent muß sich mit aller Energie gegen diese moralische Giftmischerei more wenden, und nach Kräften dafür sorgen, daß wenigstens das Volk ihr Klaffe nicht verfällt.

- Die Begründung des freisprechenden Erkennt nisses im Chemnizer Prozeß, welche den meisten Genossen bereits aus der Tagespresse bekannt sein wird, läßt sich in zwei Theile zerlegen: einen positiven und einen negativen.

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Negativ nennen wir diejenigen Säße des Erkenntnisses, welche von melwe verschiedenen Behauptungen der Anklage lakonisch erklären, es sei der werden Beweis für dieselben nicht erbracht worden. Dieser Theil des Urtheils zur G hat für uns kein besonderes Interesse, wir glauben daher von einem Abdruck der hierhergehörigen Stellen absehen zu können.

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Die positiven Säße des Erkenntnisses aber, das heißt diejenigen Bann Sätze, in denen die Chemnitzer Richter sich über die Frage, was zu einer jene 9 Verbindung im Sinne des Gesetzes gehört, positiv äußern, glauben auch ziehen wir veröffentlichen zu müssen. Nicht als ob wir ihnen eine übermäßige Einflu Bedeutung beilegten, aber es ist nach unserer Ansicht immerhin zweck gebran mäßig, wenn sich die Genossen mit der in richterlichen Kreisen herrschenden Auffassungsweise bekannt machen.

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" Der Gerichtshof", heißt es im Erkenntniß, ist zunächst der Meinung, daß Partei und Verbindung nicht Begriffe sind, die sich decken, Der sondern daß zu einer Verbindung laut Entscheidung des Reichsgerichts winne äußere Merkmale vorhanden sein müssen, insbesondere, daß die einzelnen Mitglieder durch ihren speziellen Beitritt erklären, daß sie sich dem Willen der Gesammtheit unterordnen"... " Das Fortbestehen einer Organisation der sozialdemokratischen Partei das if ist wohl in verschiedenen Artikeln des Sozialdemokrat", auf den Kongreffen und vielfach im Reichstage von sozialdemokratischen Abbas t geordneten zugegeben worden, es ist jedoch nicht der Beweis ge führt worden, daß die Organisation eine Verbindung im Sinne §§ 128 und 129 des Straf- Gesetzbuches gewesen ist. Auch daß die jeweiligen sozialdemokratischen Reichstagsabgeordneten die Leitung der famm Partei geführt haben, läßt nicht auf eine derartige Verbindung schließen. Wenn dieser Parteileitung auch die Befugniß zustand, Parteigenoffen, wie z. B. die Abgeordneten Rittinghausen, Most und Hasselmann, von ber Reichstagsfraktion auszuschließen, so spricht dies ebenfalls nicht für des i eine Berbindung im Sinne des Gesetzes. Die jeweiligen Reichstags S03 abgeordneten sind, auch bei jeder anderen politischen Partei, die natür lichen Vertreter einer Partei. Auch der Umstand, daß die Partei Kongresse abgehalten, beweist nichts, da derartige Versammlungen zu Wahlzwecken wohl von allen politischen Parteien abgehalten werden, ohne daß diese

mög

Verb

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