Noch eins: Trifft das Volk eine solche Behandlung unverdient? Sträubt es sich nicht dagegen? Um ehrlich zu sein, müssen wir sagen: Nein!

Bei dem feierlichen Einzuge des Prinzen, der über seine sogenannten Batente jetzt schon stolz: ,, Wir von Gottes Gnaden" schreibt, standen Arbeiter- Gesangvereine, Gewerke, Fabriken und Tausende von Arbeitern mit ihren Frauen, um den Menschen zu sehen und hochleben laffen zu können. Ja hier, wo 5000 Wähler sozialdemokratisch stimmten, standen die Kinder der meisten Arbeiter stunden lang in dünner Kleidung Spalier, um nachher erkältet und krank nach Hause zu kommen.

Wann werden endlich die Arbeiter, und nicht allein die Braun­schweigs, begreifen lernen, daß die Interessen der Gesammtheit( ihre Interessen) den Interessen der Gottesgnaden- Männer, überhaupt des ganzen Drohnengesindels, direkt entgegenstehen? Wann werden sie das einsehen und gegebenen Falles danach handeln? Ich wünschte, bald!

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Sozialpolitische Rundschau.

Zürich  , 2. Dezember 1885.

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fleinen" Die sogenannten Denkschriften über den Belagerungszustand sind wieder erschienen. Wäre es möglich, weniger als nichts zu sagen, so müßten wir sagen, die jetzigen Dentschriften" seien noch nichtssagender als die früheren. Die Wahrheit ist: die Regierungen haben sich weniger Mühe gegeben, das Nichts zu verbergen. Sie wissen, daß sie für den ,, kleinen" Belagerungszustand teine anderen Gründe haben als die: das Will fürregiment aufrecht zu erhalten und zu kräftigen was sie aber nicht sagen können. Und ebensogut wissen sie, daß die Gründe, welche sie vorschützen, von keinem vernünftigen Menschen ernstgenommen werden. So verzichten sie nun, nachdem sie sich in den früheren Jahren erfolglos abgequält, auf fer­neres Tragen der Heuchlermaske. Und das ist ja auch ein Fortschritt. Die Dentschriften" ermangeln so total jeder Argumentation, daß der Gedanke schon aufgetaucht ist, es sei unwürdig, überhaupt auf solchen Schund zu antworten, von dessen Schundhaftigkeit die sog., verbündeten Regierungen" nicht minder überzeugt sind wie wir selber.

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8. Die diesjährige Budget Debatte war die nüchternste und langweiligste, seit es einen deutschen Reichstag gibt. Die Redner aller alten Parteien schienen sich das Wort gegeben zu haben, das po­litische und soziale Gebiet zu vermeiden eine conspiration de silence, die nur durch den Redner unserer Partei diesmal Liebknecht durchbrochen ward.

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Die Ergänzungswahl zur Stadtverordneten= versammlung schreibt man uns aus Berlin  - hat den Er­wartungen unserer Genossen nach jeder Richtung hin entsprochen. Nicht nur haben wir die beiden Site, die wir das letzte Mal eroberten, be­hauptet, wir haben auch in beiden ein bedeutendes Stimmenwachsthum zu verzeichnen; und außerdem sind wir in zwei weiteren Bezirken in die Stichwahl gekommen, und haben in allen Bezirken, in denen wir Kandidaten aufstellten, gegen das Jahr 1883 Fortschritte gemacht. Sowohl die Fortschrittspartei, als die sogenannte Bürgerpartei( die ,, Antisemiten") haben verloren, am meisten die lettere.

Es erhielten in sämmtlichen zur Ergänzungswahl berufenen Bezirken

Stimmen:

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14.

Die Sozialisten. Liberalen

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1885

1883 2468 4524+2056 10764 6883

3881

Bürgerpartei( Antisemiten) 9794 5076- 4718

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In den 2 Bezirken, wo unsere Kandidaten siegten, erhielten Stimmen die in Klammern beigesetzten Zahlen sind die vom Jahre 1883: Jm 12. Wahlbezirk P. Singer 1137( 822) gegen 264( 398) Liberale. Mitan 883( 672) 393( 565) Charakteristisch ist, daß in diesen Bezirken die Antisemiten, die vor 2 Jahren noch 345 bezw. 341 Stimmen erhalten hatten, gar nicht in den Wahlkampf einzutreten wagten, trotzdem es sich in dem 12. Bezirk um den Konfettionsjuben" Singer handelte.

In den Wahlbezirken, wo unsere Kandidaten zur Stichwahl kommen, ist das Verhältniß folgendes:

25. Bezirk 34.

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Sozialisten

289( Franke) 478( Böhl)

Liberale Bürgerpartei

200 500

333 389

Da an ein Kompromiß zwischen Liberalen und Bürgerpartei unter den gegenwärtigen Umständen nicht zu denken ist, so sind die Chancen in beiden Bezirken keineswegs ungünstig.

Der Erfolg unserer Partei ist um so höher anzuschlagen, als diesmal offen unter sozialdemokratischer Flagge gefegelt ward, und als ferner von der demokratischen" Majorität des Stadtverordnetenkollegs den soge= nannten ,, Schlafburschen" ganz widerrechtlich vor der Wahl das Stimm­recht entzogen worden war eine Maßregel, die den Freisinn" wieder einmal drastisch charakterisirt, und seine Betheuerungen zu Gunsten des allgemeinen gleichen Wahlrechts recht hübsch auf ihren wahren Werth prüfen läßt.

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Fortschrittliche Sozialreform. Die Leipziger Bür­gerzeitung", Drgan der Fortschrittsdemokratie oder des demokratischen Fortschritts, brachte dieser Tage eine Reihe von Artikeln über die Pro­stitution, in denen sie unter anderen folgendes finnreiche Mittel zur Be­seitigung dieses sozialen Uebels"( social evil) empfahl: Man muß die Mitglieder( wörtlich!) der Prostitution zur Anlegung eines bes stimmten äußeren, leicht erkennbaren und allgemein bekannten Abzeichens zwingen. Die ,, bunte Haube" des Mittelalters war ein in ihrer Art ganz schäzenswerthes Requisit der Sittenpolizei unserer Altvorderen, ist aber durch den alles nivellirenden Strom unseres Zeitalters mit hinweggeschwemmt worden. Man mache den Versuch, dieses alte MöbeI wieder aus der Rumpelkammer hers vorzuholen und es, wenn auch in veränderter Gestalt, wieder ins Leben treten zu lassen. Irgend eine Blume in schreienden Farben und in genau vorgeschriebener Größe an einer genau be= stimmten Stelle der Kleidung getragen, würde jedem männ lichen und weiblichen Wesen unter Ausschluß jedes Mißverständnisses zeigen, daß die Trägerin dieses Schmucks eine Person ist, von der sich fern zu halten die Intakterhaltung der eigenen Sittlichkeit gebietet."

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Dabei brauchen die unschuldigen Mädchen gar nicht genau zu wissen, worin das Gewerbe einer solchen Gezeichneten bestehe; es brauchte ihnen nur ein halb unbewußter Abscheu gegen die so dekorirte Menschen­* lasse eingeflößt und anerzogen zu werden u. s. w. Kurz- die ,, Mit­glieder" werden von den Nicht Mitgliedern scharf getrennt, und so gründlich dem Abscheu derselben preisgegeben, daß fein Nicht- Mitglied mehr sich dazu versteht, Mitglied zu werden, und die Mitglieder also denn die Alterszeit zur Aus­naturgefeglich im Laufe weniger Jahre übung des fraglichen Gewerbes ist eine beschränkte aussterben müß­ten. Die Prostitution wird auf den Aussterbe- Etat gesetzt meint die fortschrittliche Bürgerzeitung". Daß das Mittel im Mittelalter nichts genügt hat, macht ihr keinerlei Bedenken. Die Menschen sind seitdem viel ,, moralischer" geworden( in Etwas muß sich doch der Fortschritt" bekunden), und, was weiland der bunten Haube" nicht gelang, wird heute der umgekehrten ,, Tugendrose" gelingen. Im Mittelalter wußte das unschuldige Mädchen" ganz ge­nau, was die bunte Haube bedeute die gesunde Sinnlichkeit des Mittel­alters suchte die Unschuld nicht in der Unwissenheit; unsere heutigen Unschuldslämmer dagegen sollen nur ahnen, daß die schreiende Nose etwas Abscheuliches bedeutet, und doch soll durch diese Ahnung" dem Uebel gesteuert werden. D ahnungsvoller Engel bu!

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Genug! Jst dieses Stückchen fortschrittlicher ,, Sozialreform" auch nicht originell, so ists doch jedenfalls amusant und lehrreich.

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Die Etatsdebatte im Reichstage bekundete, wie noch teine Debatte vorher es gethan, den Bankrott aller auf dem Boden der heutigen bürgerlichen Gesellschaft stehenden Parteien. Herr Malzahn­Gülz, welcher seufzend zugab, daß der allgemeine Stand der Dinge, namentlich die wirthschaftliche Lage ,, durchaus keine rosige" sei, und da mit das Fiasko der agrarisch- bismarckischen sogen. Steuer- und Wirth, schaftsreform indirekt eingestand, war in einer nicht weniger gedrückten Stimmung als Herr Eugen Richter  , der, trotz seiner eisernen Stirn", sich doch dem durchbohrenden Gefühle seines Nichts" und des Nichts seiner Partei nicht zu entziehen vermochte, und so matt, feig und jämmerlich sprach, wie noch niemals zuvor. Als Liebnecht in seiner Budgetrede das herrschende System und die Bismarc'sche Politik auf der ganzen Linie angriff, meinte Herr Bamberger gegen einen Nachbar, der sich über die Rücksichtslosigkeit der Sprache ver­wunderte:

Dem Geiste der ständischen Gesellschaft des Mittelalters entsprach die zunftmäßige Organisation der Prostitution, dieses nothwendigen Uebels der Monogamie, durchaus; in unserer Zeit, auf deren. ,, alles nivellirender Strom" grade der Liberalismus, die bürgerliche Demokratie, sonst so stolz hinzuweisen pflegt, und der auf jeden Fall ein Faktor des gesellschaftlichen Fortschritts ist, der Prostitution einen zunft mäßigen Anstrich geben, wäre ein wirkliches Stüd Reaktion, über das ben ärgsten Krautjunkern das Herz im Leibe lachen müßte.

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,, Die( die Sozialdemokraten) ha ben noch den Glauben." Das heißt: Die" glauben, daß sie mit der Bismarc'schen Wirthschaft fertig werden; wir" aber, nämlich ,, wir" Fortschrittler und Freihändler haben den Glauben nicht mehr. Und weil wir" den Glauben" nicht mehr haben, fehlt uns auch die Kampffreudigkeit- ja die Kampffähigheit.

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Und warum haben die Sozialdemokraten ,, den Glauben"? Weil sie wissen, daß die bestehende Weltordnung in sich selbst die Elemente der Auflösung trägt, und trotz aller scheinbaren Stärke schließlich unserem Ansturm erliegen und zusammen= brechen muß.

Und die Herren Fortschrittler haben den Glauben" verloren, daß die Bismarc'sche Wirthschaft sich von der herrschenden Staats- und Gesell­schaftsordnung lostrennen läßt; sie haben begriffen, daß jeder ernsthafte Hieb auf die Bismarck'sche Wirthschaft ein hieb in's eigene Fleisch ist, und daß unser deutsches Bürgerthum, oder sagen wir lieber unsere deutsche Bourgeoisie trotz allen Ekels vor der Bismarc'schen Wirthschaft doch durch das Klasseninteresse ebenso unwiderstehlich auf Seiten des Junkers Bismarck gezwungen wird, wie vor 35 Jahren die französische   Bourgeoisie auf Seiten des verhaßten, verachteten Bonaparte.

Dieses Bewußtsein ist es, welches die Fortschrittspartei entnervt, ihr den Arm lähmt. Nur in untergeordneten Fragen kann sie noch ernsthafte Opposition machen, im Großen und Ganzen zieht sie an dem nämlichen Karren, wie Junker Bismarck.

So heftig auch die gesammte Presse auf die Liebknecht  'sche Etat- Nede schimpft, darin sind die Organe aller gegnerischen Parteien einig, daß die Vertreter aller gegnerischen Parteien in der Budgetdebatte eine traurige Rolle gespielt haben, und daß nur in der Rede des Sozial­demokraten ein höherer Flug genommen oder doch versucht wor den sei.

-Für die praktische Sozialpolitik, zunächst für die Durchführung des Arbeiterschuhgesezes, hat sich neulich in Glauchau   der N.- Abg. Bebel unter großem Beifall der massenhaft er­schienenen Wähler ausgesprochen," heißt es in einem deutschen   Arbeiter­blatt, und dann folgt diesen Worten ein kurzer Bericht, der sehr geeignet ist, Unklarheit über die in jener Versammlung eingenommene Haltung Bebels aufkommen zu lassen. Bei den Auseinandersetzungen aber, die neuerdings zwischen dem Sozialdemokrat" und verschiedenen in Deutsch  land erscheinenden Arbeiterblättern über die Bedeutung sozialreformeri scher Gesetzesvorschläge stattgefunden, haben wir ein Interesse, über die Stellung Bebels feinen Zweifel aufkommen zu lassen. Wir drucken deshalb nachfolgend den Bericht ab, welchen die ,, Hamburger Bürger­zeitung" über jene Glauchauer   und eine Tags zuvor in Werdau   abge= haltene Versammlung veröffentlicht, woraus deutlich hervorgeht, daß man wohl für sozialreformerische Vorschlage eintreten kann, ohne die Massen über die Bedeutung derselben zu täuschen, und daß die Massen auch mit Begeisterung solchen Ausführungen folgen, grade weil man sie über die Tragweite der Vorschläge nicht täuscht und ihnen zeigt, wo das wahre Biel liegt, und daß es zu erreichen alle Hoffnung vorhanden ist.

Der fragliche Bericht lautet:

Aus Sachsen  , 16. November. Am Freitag und Sonnabend fanden in Werdau   und Glauchau   Volksversammlungen statt, die, obgleich die größten vorhandenen Säle dazu benutzt wurden, so massenhaft besucht waren, daß Hunderte und aber Hunderte von Besuchern keinen Plaz mehr fanden. Redner war der Abgeordnete Bebel, der in beiden Ver­sammlungen über den Arbeiterschutzgesezentwurf der sozialdemokratischen Reichstagsfraktion referirte. Der Redner kritisirte sehr scharf die be­stehenden Zustände, die allmälig eine Gestalt angenommen hätten, daß ein allgemeiner Generalfrach nur noch eine Frage der Zeit sei. Die Arbeiterklasse litte unter diesen Zuständen naturgemäß am allermeisten und es läge daher in ihrem eigensten Interesse, sich gegen den stetig zunehmenden Druck, die wachsende Ausbeutung und die daraus folgende physische und geistige Degeneration zu wehren und Mittel und Wege zu ergreifen, die diese Folgen einigermaßen eindämmten. Dies bezwecke der sozialdemokratische Arbeiterschutzgesetzentwurf, der kein Heilmittel gegen die kapitalistische Produktionsweise enthalte, noch weniger diese selbst beseitigen könne. Es handle sich blos um Palliativmittel, aber um Palliativmittel, welche die Arbeiter benutzen müßten, so lange nicht die Macht vorhanden sei, das Produktionssystem umzugestalten. Daß es dahin kommen werde, sei für ihn, Redner, außer Zweifel, denn die Uebel des herrschenden Systems seien heute für alle Welt so fühlbar, und steigerten sich dergestalt von Jahr zu Jahr, daß die Erkenntniß von ihrer Unhaltbarkeit bald allgemein werden würde; dann sei der Zeit­punkt gekommen, wo die Sozialdemokratie einzugreifen habe. In beiden Versammlungen wurden Resolutionen einstimmig angenommen, worin die Zustimmung zu dem sozialdemokratischen Arbeiterschutzgesehentwurf ausgesprochen und zur Unterzeichnung bezüglicher Petitionen aufgefordert

wurde.

- Nach den ersten Freisprechungen in den berüchtigten Diätenprozessen ließ Bismarck   in seiner Norddeutschen" eine fulminante Strafrede gegen die reichsfeindlichen Richter los, natürlich in der Absicht, die noch schwebenden Prozesse in seinem Sinn aus­gehen zu machen. Er hat seinen Zweck aber nicht erreicht. Die Nichter fahren fort ,,, reichsfeindlich" freizusprechen.

Wir haben schon früher auf die symptomatische Bedeutung dieser Freisprechungen hingewiesen. Der Richterstand will nicht mehr durch Dick und Dünn mitmachen: das juristische Gewissen lehnt sich gegen das Polizei- und Willkürregiment auf. Richter und Polizei sind niemals gute Freunde gewesen. Woraus freilich nicht erhellt, daß die Richter nun unsere Freunde geworden sind. Sie werden nach wie vor dem herrschenden System dienen, aber augenblicklich treibt dasselbe es ihnen ein bischen zu toll.

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uns noch einer ein Wort gegen den Militarismus sagen! Da haben wir uns schon oft über die enorme Vergeudung von menschlicher Arbeitskraft gewundert, die noch bei den verschiedenen Arten von Erd arbeiten, wie Kanalbauten, Bau von Wasser oder Leitungsgräben u. s. w. üblich ist, wo Menschen sich mit einer überaus mühseligen Arbeit ab quälen, die nach unserer Ansicht bei dem heutigen Stande der Technit zweifelsohne von Maschinen verrichtet werden könnte. Eine Erklä rung dafür, daß solche Maschinen noch nicht erfunden oder eingeführt sind, schien uns einzig und allein der Umstand zu geben, daß der Preis für diesen Zweig der menschlichen Arbeit ein ganz unerhört billiger ist, daß das Bedürfniß nach Ersatz der menschlichen Maulwürfe durch eiserne sich noch nicht start genug gezeigt hat, um zur Erfindung und Ein führung solcher Maschinen anzureizen. Und angesichts der Thatsache, daß eine Erhöhung des Preises der Arbeitskraft unter den heutigen Verhält nissen gradezu ausgeschlossen erscheint, gaben wir fast die Hoffnung auf, darin diesen Kulturfortschritt noch in der bürgerlichen Gesellschaft sich verwirk lichen zu sehen.

Im Laufe der letzten Woche sind in Preußen eine ganze Anzahl 3ahlmeister und zahlmeister- Aspiranten verhaftet wor den, die in Verbindung mit dem Militärlieferanten Wollant die Klinke der Verwaltung" zu ihren Gunsten in Bewegung gesetzt haben sollen. Da die Sache großes Aufsehen gemacht hat, so wird offiziöser­seits bereits wieder abgewiegelt. Man meint wohl mit Recht", heißt es in einem durch die Presse laufenden Waschzettel ,,, daß es sich keines­wegs um dirette Bestechungen zur Erlangung gewisser Vortheile, sondern in der Hauptsache um Annahme von Geschenken handle, wenn auch in einzelnen Fällen dadurch der Zweck, Armeelieferungen zu erhalten, er­reicht worden sein mag. Wie versichert wird, dürfte den meisten der verhafteten Zahlmeister das Bewußtsein gemangelt haben, daß sie durch die Annahme der Geschenke sich einer strafbaren Handlung schuldig gemacht."... Ganz natürlich, wie sollen die Leute auch auf die Idee kommen, daß ein Beamter sich durch die Annahme eines Geschentes einer ftrafbaren Handlung schuldig gemacht? Sie werden die Geschenke" des Nationaldotation Herrn Wollant" vielmehr für eine fleine ges halten haben; und wie man eine solche in seine Taschen verschwinden läßt, das haben sie ja an einem durchlauchtigen Beispiel gelernt. Also unschuldig, dreimal unschuldig für diese wackeren Patrioten. Ja, wenn es sich um Abgeordnete und um Diäten gehandelt hätte! Der Militarismus als Kulturförderer. Jest soll

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Indeß wir hatten unsere Rechnung ohne den Militarismus gemacht. Wozu das kapitalistische Interesse nicht ausreichte, das hat das militä rische Interesse zu bewirken vermocht. Durch die deutschen Zeitungen macht jetzt folgende Notiz die Runde:

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Eine Maschine zum Ausheben von Laufgräben is, nach dem Hann. Kourr." erfunden worden, welche in Fachkreisen Auf sehen erregt. Die Arbeit wird durch rotirende Schaufeln be wirkt, deren Drehungsachse unter einem Winkel von 45 Grad gegen Bauhorizont geneigt ist; gleichzeitig legt die Maschine die Erde so nieber, daß dieselbe eine Brustwehr und Maste gegen das feindliche Feuer bildet. Die neue Erfindung wird eventuell bei Belagerungen von Werth sein und die durch die jetzigen Feuerwaffen gesteigerten Berluste vermindern." Nun, was bei Belagerungen möglich ist, wird hoffentlich auch bei friedlichen Zwecken nicht unmöglich sein. Also, ein Hurrah dem Milita rismus!

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Allerhand Spanisches. Am 25. November ist Alfonso von Spanien   verstorben. Der Sohn der viel geliebten Isabella ist nur 28 Jahre alt geworden. Er soll schon lange brustleidend gewesen sein. ,, Allein," schreibt die Frankfurter Zeitung  "," der König hielt sich nicht daran, sondern vertraute mehr auf seine Jugend, als auf das ärztliche Regime; er besuchte die Cholerakranten, nahm Paraden ab, ging auf die Jagd u. s. w., bis seine Jugendkraft gebrochen war." Spanische und französische   Zeitungen, weniger pietätvoll als die guten deutschen ,, der Deutsche   wird die Majestät behandeln stets mit Pietät" auf das ,, u. s. w." den Hauptton, indeß wir denken menschlich genug, um sogar einem König, und namentlich einem schwindsüchtigen, aus dem ,, u. s. w." kein Verbrechen zu machen, und gehen über diesen Punkt zur Tagesordnung über.

Alfonso ist todt, und wenn wir auch in die Lobeserhebungen, welche die deutschen Blätter dem Ulanenoberst spenden, keineswegs einstimmen, so wollen wir ihm doch das Zeugniß nicht verweigern, daß er es nicht ärger getrieben hat als alle seine leidtragenden Vettern von Gottes Gnaden.

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Die Situation, in welche die spanische Monarchie durch diesen Todes fall gerathen, ist nur zu geeignet, unsere loyalen deutschen Philister zur Verzweiflung zu bringen. Wer wird Alfonso's Nachfolger sein? Die Republik  ? Da sei Gott vor! Selbst die unverwüstliche Franks. 3tg." bekreuzt sich in ihrer Nummer vom 27. November vor dieser Möglichkeit. Also die Monarchie. Aber welche?

Alfonso hat zwei Töchter hinterlassen, von denen die älteste fünf Jahre alt ist. Zweifelsohne eine vortreffliche Repräsentantin des Gottes gnadenthums. Aber es ist noch eine andere Möglichkeit vorhanden. Die Königin von Spanien   ist nämlich- nicht doch, drücken wir uns lieber

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in der ebenso keuschen wie geschmackvollen Sprache des Wiener   G.- Ror respondenten unserer Frankfurter   Freundin aus: die Königin Christine  steht einem freudigen Familien- Ereigniß entgegen. Bisher war darüber noch nichts verlautbart, weil es der spanischen   Hofetiquette entgegen ist." Bewundern wir im Vorbeigehen die spanische Hof etiquette. Wird nun das freudige Familienereignis" ein Knabe, so hört die fünfjährige Mercedes   auf, Herrscherin über 16 Millionen Spanier zu sein, und auf den Thron Philipp II. steigt in Windeln der Yte. Die spanische Monarchie rechnet also vorläufig mit unbekannten man könnte sogar sagen, mit negativen Größen. Dreimal gesegnet die Kaninchenfruchtbarkeit der Hohenzollern  , die Preußen Deutschland   auf unabsehbare Zeit vor dieser schrecklichen Situation gesichert hat!

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Aber ob Mercedes   oder X der Yte, immer würde zunächst eine Ne gentschaft einzutreten haben mit Christine, der Wittwe Alfonso's, an der Spize. Und daß die Spanier sich von dieser Habsburgerin auf die Dauer nicht regieren laffen werden, daran zweifelt, außer in Deutschland  , kein Mensch.

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Es handelt sich also um eine Handvoll Prätendenten( den Herzog v. Montpensier, den Onkel Alfonso's; den famosen tleritalen Ban diten Don Carlos; und auch Isabella soll wieder Lust haben, zu regieren) auf der einen und die Republik   auf der anderen Seite Und da die Spanier nicht bei den deutschen Demokraten um Rath zu einem fragen pflegen, so werden sie sich wohl für die Republik   entschließen, land und eines schönen Tages Donna Christina mit ihren beiden Töchtern lichen und dem p. p. Sohn zu den Herzögen von Parma  , Modena 2c. schicken halter Jedenfalls hat die heilige Allianz von Stiernewice ihren Alliirten im Südwesten verloren, was in dem Augenblick, wo sie im Südosten einen so fräftigen Stoß erlitt, immerhin nicht zu verachten ist. Pereat sequens!

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- In der bulgarisch   serbischen Affäre haben die liebens würdigen Protektoren, Rußland   und Desterreich, Waffenstillstand geboten, natürlich nicht, um Serbien   vor der vollständigen Deroute zu bewahren und ihm Zeit zur Sammlung neuer Kräfte man spricht von Honveds und Tirolern zu verschaffen, sondern lediglich um als gute Christen wurt nugloses Blutvergießen zu verhindern. Milan und seine Kreaturen daß gerenze spielen die Rolle der Schoßkinder der Großmächte vortrefflich. Sie ge renge berden sich als seien sie die beleidigte Unschuld und bestehen darauf Verfi daß die Union   zwischen Bulgarien   und Oftrumelien rückgängig gemachten, werde. Und da Väterchen den Bulgaren   die Vereinigung nur dann gönnt, wenn sie sie als Geschenk von ihm und unter von ihm stipu lirten Bedingungen erhalten, so befinden sich die Bulgaren   trotz ihrer Erfolge auf dem Schlachtfelde viel mehr in der Klemme als ihre ge schlagenen Widersacher.di

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Urdeutsch. In München   hielt vor einigen Tagen der dortige ,, Verein deutscher Studenten  " seinen Antrittstommers ab, wobei sich, wie ein Berichterstalter der Allgemeinen Zeitung  " schreibt, der ,, urdeutsche Charakter des Vereins" wieder einmal herrlich geoffenbart haben soll. Sehen wir also zu, worin diese ,, Ur deutschheit" 31 suchen ist.

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Randidat Pra cher, Vorsitzender des Vereins, bezeichnet in seiner Eröffnungsrede als Zweck des Vereins die Veredelung des National bewußtseins nach innen und die kräftige Geltendmachung unserer Natio nalität nach außen hin, auf allen Gebieten deutschen Schaffens anderen Völkern gegenüber", wonach wir in Zukunft wahrscheinlich national und hocht den deutsche Medizin, Chemie, Physik 2c. treiben werden Bayernfönig an; darauf singt der Chorus stehend die Landeshymne" herunter und sendet folgendes Telegramm an den Ego Rex" ab: ,, Ew. Majestät wollen huldvollst geruhen, die Versicherung unwandel gena barer Treue( bis in's Jrrenhaus!) und Ergebenheit der Mitglieder des bei seinem Antrittstommers versammelten Vereins deutscher Studenten tünd allergnädigst entgegenzunehmen." ded

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Cand. chem. Schlemmer hocht alsdann ,, Kaiser und Reich", cand. med. Reuter den eisernen Kanzler, des ,, Vaterlandes besten und jedenfalls recht Raut Sohn", an. Hierauf gegenseitige Anhochung der verschiedenen Vereine, Delegirten 2c. und Hoch auf den Kyffhäuser  - Berband. Weiter Hoch auf Se. Durchlaucht den Fürsten Hohenlohe" und folgendes Telegramm an denselben: ain

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Ew. Durchlaucht wolle erlauben, daß der bei seinem Antrittskommers versammelte Verein deutscher Studenten im Andenken an die Worte Ew. Durchlaucht an die Straßburger Studentenschaft in alter studen tischer Weise durch einen urkräftigen Salamander seine dankbare Er gebenheit darbringe." put thin

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Und nachdem noch die goldene Jugendzeit", die deutschen( Bour also geois 2c.-) Frauen" und die deutsche Armee" angehocht worden, war