fabrik gelegentlich eines Festes eine große Festhalle erbaut; dieselben Arbeiter, die an den Wochentagen am Straßengraben ihren kümmerlichen Fraß hinunterwürgen müssen, werden zu derartigen Festlichkeiten kommandirt und hochen die edlen Spender" an. Wir hoffen indeß, daß sie ihren despotischen Ausbeutern am längsten den politischen Hanswurst gemacht haben.
Als ein weiteres Bilt sittlicher Verkommenheit ist der muckerische Humbug zu verzeichnen, der sich hier breit macht, und der namentlich bezahlt und gefördert wird von unseren materialistischen, gottesleugnerischen Schornsteinbaronen. Da werden die Arbeiter eingeladen, in ihren Abendstunden zu vernehmen, zu was sie geboren, und welches Glück ihrer im Jenseits harre. Man sollte glauben, es müßten diesen bummlerischen Strolchen, diesen Kreuzspinnen, die sich Knechte Gottes nennen, die vers logenen Worte im Halse stecken bleiben, aber diese Seelenfänger kennen teine Scham.
In der Tagespresse wurde seinerzeit viel über das Temesvarer Attentat" berichtet. Heute sind wir in der Lage, Näheres mitzutheilen. Wie der Teufel nach einer armen Seele, so lecht unser hiesiger geistesarmer Pfälzer Kourier" nach Attentatsberichten, und so war es eine unbeschreibliche Wonne für dessen Preßkosaten Klein paul, als er sittliche Entrüstungspurzelbäume schlug ob der neuesten scheußlichen Blutthat der Mannheimer Anarchisten. Vermehrung der Polizei! schrie der liberale Preßhausknecht mit Emphase. Die Sache klärte sich aber nach wenigen Tagen annerscht" auf. Die böse Anarchistenbrut war niemand anders als der Besizer des Pfälzer Kourier", Herr Volz. selbst, denn der Brave ist Miteigenthümer und Leiter der pfälzischen Holzpulverfabrik. Um nur den Racker Staat zu betrügen und die Bahn um die bedeutenden Transportkosten zu beschummeln, haben diese patrio tischen Biedermänner schon seit Jahren ihr Holzpulver als Waldsamen deklarirt und versandt! Erst in Folge der Attentats furcht wird der Betrug ruchbar; und das Urtheil? Menschen, die seit Jahren den Staat betrügen, die aus gewissenloser Habgier das Leben armer Post beamten aufs Spiel gesetzt, die bewußt heuchlerisch ihr Verbrechen auf andere Schultern geladen haben, erhalten von der Straftammer in Mannheim 100 Mt. Geldstrafe.
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Der arme Jäcky in Oggersheim wurde, weil man bei ihm teine politische Meinung hat zwei Unzen Schießbaumwolle vorfand, auf Grund des infamen Dynamitgeseges zu 3 Monaten Gefängniß verurtheilt. Der Gerechtigkeit ist hier wie dort Genüge gethan und die liberalen Möpse bellen nach wie vor den Mond an.
Vor Kurzem machte auch der Wurm, der nicht sterben kann, unser liberaler Wahlverein, viel von sich reden durch Berufung einer Monatsversammlung. In derselben war allgemeines Weheklagen, weil noch 800 Mt. Wahlschulden zu bezahlen seien und Keiner Miene mache, zu zahlen. Ja, Ihr Brüder, das war ein theurer Sieg! In derselben Versammlung wurde recht dick aufgetragen von der Spaltung im sozia listischen Lager und dem neuen Morgenroth der liberalen Sache. Beim Karneval darf natürlich der Hanswurst nicht fehlen, und er war auch da, sogar ein zünftiger. Der schöne Meier", seines Beichens wohl bestallter Amtsanwalt dahier, der bei jeder Gelegenheit zu tanzen wußte, verkündete auch hier der erlauchten Versammlung, daß man zum ,, Volke" reden müsse, es müßten dazu große Lichter von auswärts berufen werben, denn das Del der hiesigen Nachtlichter ist ausgegangen. Es sollten aber Schlingen gelegt werden, daß man den gespaltenen" Sozialdemokraten auf den Pelz kommen könne. Es lohnt sich schon, auf unfern schönen" Meier mit den milchblauen Augen näher zurückzukommen, vielleicht widmen wir ihm unsern nächsten Bericht. Wir wollen überhaupt einmal mit der Fackel hineinleuchten in die schmierigen Winkel ber hiesigen Drdnungsgesellschaft. Eine Biographie unseres hiesigen Polizeikommissars z. B. dürfte genügen, ihm auf die Socken zu helfen. Es dürfte überhaupt schwerlich eine Gesellschaft geben, die von der Fäulniß mehr angefressen ist wie die unsrige; und in ihrer Berkommenheit durchbohrendem Gefühle heißt das A und O ihrer politischen Weisheit: Polizei. Indeß alle Unterdrückungen und Schuhriegeleien werden nichts ausrichten, mit oder ohne Sozialistengesetz werden wir wachsen und weiter wühlen, bis das morsche Gebäude der heutigen Unordnung zusammenbricht.
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Brutalität öffentlich besonders bemerkbar gemacht. Der Knüppel aber liegt nicht weit vom Hunde. Das Vorgehen der Frankfurter Polizei und deffen Folgen für dieselbe scheint auf die hiesige sehr ermunternd gewirkt zu haben. Mutter übertrifft seine Frankfurter Kollegen jedoch noch an Feigheit, indem er, wie man sieht, seine Dpfer zuerst fesselte, um ihm dann mit größerem Heroismus“ zu Leibe zu gehen. Wie aber nun, wenn er doch einmal an dem Unrechten seine Bravour ausübt? Mutterchen, Mutterchen, für diesen Fall schnalle
dir die Hosen straff!
Konstanz , 6. Dezember. Wo Alles Itebt, kann Karl allein nicht haffen." Auch die hohe und niedere Polizei unserer Stadt Konstanz fühlte das Bedürfniß, sich wieder einmal durch ein Bravourstückchen einen rothen Rock zu verdienen. Am 1. November I. J. waren einige Genossen in einer Wirthschaft in Konstanz versammelt und brachten auch einige Lieder und Deklamationen zum Vortrage. Später gerieten andere Gäste wegen einer zerbrochenen Fensterscheibe unter sich in Streit, während unsre Genossen sich gegen 12 Uhr auf den Heimweg nach Emmishofen begaben. In die Nähe des Konstanzer Polizeiwachtlokals gekommen, wurde von zwei Kreaturen, welche früher auch in der Wirthschaft anwesend waren, geschrieen: Haltet sie fest, es sind Sozialdemo traten, die haben Schriften bei sich." Hezhunden gleich, stürzte die Polizeibande( zwei davon zogen sofort vom Leder) wuthschnaubend heraus und trieb die Leute in das Wachtlokal. Ohne auf irgend eine Frage Antwort zu erhalten, wurden Beide aneinandergeschlossen, dann begann ein scharfes Verhör. Ein Strahl der Freude überzog die Gesichter der Schnapphähnen, als bei der Leibesvisitation je ein ,, Liederbuch" ( Eigenthum der Ueberfallenen) vorgefunden wurden. Daß die beiden Denunzianten sofort aussagten, daß im Wirthshaus gesungen und deklamirt worden sei, war der Polizei schon mehr als genügend anzunehmen", daß man hier zwei Verbrecher der gefährlichsten Sorte vor sich habe. Um glatte Rechnung zu haben, wurde ihnen die zerschlagene Fensterscheibe auch gleich noch zur Last gelegt. Auf jede Einwendung seitens unserer Genossen erhielten sie zur Antwort, das Maul zu halten, ein Sozialist seiso schlecht wie der andere! Im Falle Einer ,, maule" wurden Schläge angedroht. Nach Schluß des, Berhörs" wurden sie einzeln geschlossen von zwei Schuhleuten ( Mutter und Bönig nennen sich die Edeln) ins Gefängniß abge führt. Was nun folgte, spottet jeder Beschreibung. Ohne jeden Anlaß schluß der Polizeischuft Mutter dem einen der Gefesselten mit der Faust ins Gesicht, daß das Blut sofort aus Mund und Nase strömte. Er motivirte seine Rohheit mit den Worten, warum er denn jett schweige, er hätte sich doch im Wachtlokal als bedeutender Gesetestenner aufspielen wollen. Als der Gefesselte sein Bedauern darüber äußerte, daß er für diese Mißhandlungen später keinen Zeugen werde aufstellen können, maltraitirte der Ordnungsmann" sein Opfer mit dem blanken Säbel in ungemein roher Weise, so daß die Spuren noch lange nachher zu sehen waren. Als der Mißhandelte ihm mit der Veröffentlichung drohte, höhnte Mutter, er könne später sagen was er wolle, einem Sozialdemokraten glaube man doch nichts. Zur Bekräftigung der letzten Worte erfolgte ein neuer Faustschlag.
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Hören wir nun, wie sich die vorgesetzte Behörde der Schußleute darauf benahm dem Verlangen, einen Arzt zur Untersuchung des Verletzten zu rufen, wurde erst am vierten Tage nach der Verhaftung, wo sich natürlich die Geschwulst des Gesichtes schon etwas gelegt hatte, nach gekommen. Der Arzt konstatirte zwar schwere Mißhandlungen, bie Schußengel" indeß erklärten dieselben als Folge einer vorhergegangenen Rauferei" und der Untersuchungsrichter bedeutete deu Mißhandelten, daß sie ohne Zeugen nichts ausrichten könnten. Demgemäß wurde gegen die Polizeischurken nicht einmal Untersuchung eingeleitet. Bei der Verhandlung kam das alte, so oft bewährte Mittel zur An wendung: man lehnte etwaige Entlastungszeugen rundweg ab und verurtheilte frischweg auf Angabe der beiden Denunzianten hin zu einer Woche Gefängniß und zur Tragung der Roften. Soweit der Thatbestand. Charakteristisch ist das Urtheil des Großherzoglichen I. Staatsanwaltes Gruber, dessen Abschrift uns vorliegt. Er stellt darin seine Schußleute" als patentirte Inhaber behördlicher Wahrheitsliebe hin. Ihre Unanfechtbarkeit sei schon damit hinlänglich bewiesen, daß jeder vom andern feierlich bezeugte, daß er nicht geschlagen habe. Mutter gebe allerdings zu, einmal geschüttelt und mit der Säbelscheide" einen leichten Schlag" versetzt zu haben, sei aber durch fortgesetzte Widerspensti, keit dazu berechtigt gewesen. Es ist dies derselbe Gruber, der sich beim Offenburger Prozeß( Geck- AuthenriethHaueisen) als großer Sozialistenfresser vor den Herrn entfaltete. Schußmann Mutter ist sein würdiger Klient und liese sich bei etwas mehr Schlauheit vielleicht als Kronzeuge bei größeren Staatsaktionen heraufstöckern. Bis dato hat er sich hier nur durch seine bulldoggenartige
Der rothe Grashupfer.
So kam's, so iff's.
Mein Lied ist Groll, mein Lied ist Haß, Was schiert mich Mitleid und Erbarmen! Gehofft hab' ich ohn' Unterlaß Auf Eure Liebe für den Armen. Falsch war die Hoffnung, eitel Truggebild, Nichts habe ich noch zu gewinnen,
Und nur des Hasses Flamme slackert wild Vor meinen aufgeregten Sinnen.
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verdorrt, verdorben!
Ich hab' nicht Kind, ich hab' nicht Weib, Die sind schon lange mir gestorben, Mein eigen Fleisch hat seinen Leib Um's Geld verkauft Der bleiche Hunger quälte sie zu sehr, Und Strafe stand auf frechen Bettel; Sie ward zur Dirne, ja sie ward noch mehr, Früh starb sie als verkomm'ne Vettel.
Mein einz'ger Sohn liegt mir im Grab, Man hat ihn todt davon getragen, Als er vom Baugerüst herab Hin auf das Pflaster fiel Wie hat's mir da die wehe Brust gepreßt! Die blut'gen Tropfen sah ich rinnen,
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zerschlagen.
Da ward ich hart, das war für mich der Rest, Mein Herz, mein Hoffen ging von hinnen.
Und wilden Haß hab' ich genährt, Er schwoll in mir zu jeder Stunde., Der Haß, der mir mein Leben zehrt, Ich trank ihn aus des Sohnes Wunde. Ralt ist mein Herz und grau mein altes Haar, Das Leben ward mir eine Plage; Ein Bettler bin ich, bin ein Proletar Und wohlgezählt sind meine Tage.
Doch lebt mein Haß auch nach mir fort, Es geht mein Grollen nicht verloren, Einst kommt die Zeit, da dieser Hort Zu hohem Werk wird neugeboren. Jäh iritt er dann, ein furchtbarer Gesell, Mit blut'gem Haupt in Eure Mitte, Haß auf der Stirn, sein Auge feuerhell, Und ehern dröhnen seine Schritte.
Die Liebe wich, der Haß allein Hebt dann die Welt aus ihrem Grunde. Ihr habt's gewollt, so soll es sein. Daß sie der Haß allein gesunde. Und lieg' ich todt, bestattet schon im Grab, Ich höre doch sein mächt'ges Wehen, In meine Tiefe dringt es dann herab, Dann wach' ich auf, um mitzugehen.
Mit meinem schemenhaften Leib Will ich mich vor die Kugeln stellen, Dann gibt's nicht Mann, nicht Kind, nicht Weib, Dann gibt's nur allerorts Rebellen. Die rothe Fahne trag' ich Euch voran, Ich führe Euch zum blut'gen Siege, Ihr Brüder dann auf freier Bahn, Im legten, schwersten aller Kriege.
Immer wieder
Brutus.
schärfen wir unseren Rorrespondenten ein, unter Angabe des Datums in jedem Brief u. s. w. stets deutlich anzugeben, welche Korrespondenzen, Sendungen 2c. bis zu Abgang eingetroffen waren. Bei Adreßänderungen, Abreßlöschungen u. dgl. ist unbedingt Vorkehrung zu treffen, etwa Laufendes in sichere Hand zu leiten. Alle Adreßmeldungen bitten wir in Deutsch - und Lateinschrift( behufs Kontrole) deutlich zu schreiben.
Decabressaten oder deren Angehörige find zur Ablieferung sofort nach Empfangnahme strengstens anzuhalten. Weiterbeförderungen und Abholungen sind pünktlichst zu bewirken.
Expedition des Sozialdemokrat. Briefkasten
der Redaktion: Einsendungen eingetroffen aus Sonneberg , Güstrow , Torrington, Föme, Wien ( Junius).- Taafe: Ausschnitt dkd. erhalten; wird natürlich verwendet. Weiteres baldigst brieflich. Heidelberg : Die Geschichte soll in einer der nächsten Nummern behandelt werden. Würzburg :
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