Zum Todestage von Kart Maril. Wir glauben das GedSchtniß unseres großen Vorkämpfers, den man heute den deutschen   Arbeitern ali einen verbiffenen Auslandskonspirator zu verdächtigen sucht, nicht besser seiern zu können als durch Veröffent- lichung zweier, seinerzeit zur Publikation gelangten Briefe desselben. l. Brief an die Generalversammlung deS Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins   in Hamburg  . (Veröffentlicht im altenSozialdemokrat" vom 28. August 1868.) London  , 18. August 1868. An den Präsidenten und Vorstand des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins   l Zum Abschluß der Vorarbeiten für den Brüsseler Kongreß ist eine Sitzung der Exekutivkommiflion des Generalraths der Internationalen Arbeiter-Assoziation auf den 22. August anberaumt und eine Plenar- sttzung des Generalraths auf den 25. August. Da ich für beide Tage mit Berichterstattung beaustragt bin, finde ich mich außer Stand der ehrenvollen Einladung zur Theilnahme an dem Kongreß des Allgemeinen Deutschen Arbeiteroereins in Hamburg   nachzukommen. Ich sehe mit Freuden, daß das Programm Ihre« Kongresses die Punkte festgesetzt hat, welche in der That die Ausgangspunkte aller ernsten Arbeiterbewegung bilden müssen: Agitation für volle politische Freiheit, Regelung des Arbeitstags und planmäßige, internationale Ko- Operation der Arbeiterklasse in der großen, weltgeschichtlichen Aufgabe, welche sie für die ganze Gesellschaft zu lösen hat. Glück auf zum Werk! Mit demokratischem Gruß Karl Marx  . II. Auszug aus dem Brief« an den B r a u nf ch w e i g er Ausschuß der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei(Eisenacher Programms). (Veröffentlicht im Manifest deS Ausschusses vom 5. September 1870.) Der jetzige Krieg eröffnet dadurch eine neue weltgeschichtliche Epoche, daß Deutschland   bewiesen hat, daß es selbst mit Ausschluß von Deutsch  - Oesterreich sähig ist, unabhängig vom Auslande, seine eigenen Wege zu gehen. Daß es zunächst seine Einheit in der preußischen Kaserne findet, ist eine Strafe, die es reichlich verdient hat. Aber ein Resultat ist selbst so unmittelbar gewonnen, vüie kleinen Lumpereien, wie z. B. der Kon- fltkt zwischen nationalliberalen Norddeutschen und oolksparteilichen Süd- deutschen werden nicht länger nutzlos im Wege stehen. Die Ver- hältnisse werden sich auf großemMaßstab entwickeln und vereinfachen. Wenn die deutsche Arbeiterklasse dann nicht die ihr zukommende Rolle spielt, ist es ihre Schuld. Dieser Krieg hat den Schwerpunkt der kontinentalen Arbeiter-Be> wegung von Frankreich   nach Deutschland   verlegt. Damit hastet größere Verantwortlichkeit auf der deutschen   Arbeiterklasse." Das hat der im Gemüthverbitterte" Flüchtling während des Kanonen- donners von Sedan geschrieben. Welch ein unpraktischer Stubengelehrter! Aus Rußland  . Die uns vorliegende letzte Nummer der N a r o d n a j a W o l j a" datirt vom Oktober 1885. Daß sie so spät fertig geworden, ist ein weiterer Beweis für die kolossalen Schwierigkeiten, die sich gegenwärtig der Heistellung und Verbreitung des inländischen Organs der russischen Revolutionäre entgegenstellen. Dasür ist jede solche Nummer gewisser- maßen ein Manifest der Partei, in welchem ste gleichsam Rechenschaft ablegt über ihre Thätigkeit, ihr Programm weiter zu entwickeln sucht und das Publikum mit ihren Bestrebungen bekannt macht. Wie fast jede Nummer, so gibt uns auch die vorliegende einen Martyrolog" der russischen Freiheitskämpfer, ein Verzeichniß der Opfer, welche der zarische Absolutismus seit der letzten Publikation der Partei um Freiheit und Existenz, um Leben und Lebensglück gebracht. Es ist eine fast endlose Liste, unsäglich eintönig, so eintönig wie das Loos der darauf Verzeichneten, so eintönig wie Kerker und Grab. Niemand kann sie lesen, ohne von tiefstem Haß gegen das feig- brutale Zarenregiment erfaßt zu werden. Unmenschlich sind die Mittel, mit denen die russische Regierung die revolutionäre Bewegung zu erdrücken, jede freiheitliche Strömung im Volke zu ersticken sucht Eine ganze Generation edelster Kämpfer für die Hebung und Aufklärung des Volkes hat sie hingemordet, und so hat sie eS dahin gebracht, daß die Partei, wie dieNarodnaja Wolja  " offen eingesteht, in den letzten vier Jahren gezwungen war, ihre Thätig- keit mehr der Bertheidigung als dem Kampf, dem vernichtenden Angriff zu widmen. Aber die russische Regierung hat keine Ursache, triumphirend in die Posaune zu stoßen: sie hat Menschen vernichten können, aber nicht den Gedanken, nicht die Sache der Freiheit. Dadurch, daß sie Denen, welche die Hohlheit der Zustände desheiligen Rußland" nachgewiesen, den Mund verschloß, hat sie die Zustände selbst in keiner Weise befestigt. Die russische revolutionäre Partei ist kein künstliches Gewächs, sie erstrebt keine, dem Volk fremden Ziele, sie ist das Produkt des allgemeinen Unwillens, sie drückt nur aus, was die russische Gesellschaft fühlt. Zahlreiche Faktoren weisen daraus hin, daß der Sturz des Despotis- mus nahe bevorsteht in eister Reihe trägt die Politik der Regierung selbst dazu bei. Ihre finanzielle Lage verschlechtert sich von Tag zu Tag, die Ausgaben steigen und der Kredit wird immer geringer an eine Deckung des Defizits ist kaum mehr zu denken. Das Beamtenthum ist durch und durch korrumpirt und allgemein verachtet, die öffentliche Meinung sieht in der Mehrzahl der Beamten nur Diebe und Ver- geuder des Schweiße« des Volkes. So wächst die Unzu friedenheit, und die Verhältnisse selbst arbeiten der revolutionären Partei in die Hände. Gerade die enorme Zahl der Verhaftungen, die fortgesetzten Preßprozesse, die Unruhen in den Universitäten, die wie vor 1'/, Jahren in Kiew   und später anderwärts zu deren Schließung führten, die S e l b st m o r d e aus Unwillen und Unzufrieden- hett alleS daS zeigt, wie sehr es im Publikum gährt, und daß die gegenwü'ttge Staatsordnung in Rußland   immer unhaltbarer wird und eine Katastrophe bevorsteht. Ob die darauf folgende Aera in Rußland  eine sozialistische lein wird, läßt sich schwer voraussagen, obwohl V ele in Rußland   die Meinung äußern, daß die gesellschaftlichen Verhältnisse der sozialen Revolution näher seien als die irgend eines anderen Landes. Bi« jetzt ist der Sozialismus fast ausschließlich in den Kreisen der Intelligenz verbreitet, waS die Liste der Berhasteten beweist; man darf aber daraus nicht felgern, daß die Revolution im Volke etwa nicht Zündstoff vorfinden werde. Im Gegentheil. Das russische Volk ist mit dem heutigen Zustand der Dinge gar nicht zufrieden, es erwartet sehn- lichst eine Veränderung, eine Umwälzung, wenn auch vielfach noch von der für Viele sagenhaft allmächtigen Person des Zaren. So nar z. B bis zur Krönung Al-xander's III. die Meinung sehr verbreitet gewesen, daß an diesem Tage das Land in den Besitz der Bauern, desMuschik", übergehen werde. Diesem Glauben hat das Kiönungsmanifest ein Ende gemacht und damit überhaupt die Hoffnung auf den Zar wesentlich erschüttert, desgleichen der jüngst erschienene Ukai, der sireng verbietet, den 25. Jahrestag derglorreichen" Befrei- ung der Leibeigenen zu feiern. Indem die Regierung stets den Adel zu bevorzugen sucht, untergräbt sie ihre eigene Existenz und gibt dem Volk immer neuen Anlaß zur Unzusriedenheit. Diese drückt sich aus in den zahlreichen S e k t e n, welch« unter der Bevölkerung entstehen. Manche von ihnen, wie z. B. die Stundisten, haben eine völlig realistische Weltanschauung und streben die Gründung kommunistischer Gemeinden an, auch verweigern sie oft die Steuern. In zahlreichen Gegenden Rußlands   herrscht ein furchtbarer Nothstand. Im Gouvernement Kasan mußte«in Bauer seine einzige Kuh ver kaufen, um die Steuern zu bezahlen, worauf er, von allen Existenzmitteln ent- blößt, sich und seinen drei Kindern das Leben nahm. Nirgends aber ist der Nothstand so groß, als unter den unglücklichen Einwohnern Sibi- rienS. Grauenhaft sind die Berichte, die von dort einlaufen. In vielen Distrikten Rußlands   fehlt die Saat; der Mehrzahl der Bauern ist eS unmöglich, sich die Mittel zum Ankauf leihweise zu beschaffen. Auch die industrielle Lrge Rußlands   ist nicht besser. Viele Fabriken arbeiten nur noch mit beschränkter Arbeiterzahl, ander« haben den Betrieb gänzlich eingestellt. So in Petersburg  , Moskau  . Ov-ssa, Rostow   am Don, Samira, Krementschug  , Ri.a, Reoal u. s. w. Unter solchen Umständen ist erklärlich, daß das Volk sehr oft die Steuern nicht bezahlen kann. Di- Kopfsteuer, diese verh-ßteste aller Steuern. mußte unlängst aufgehoben werden, dafür werden aber die anderen Steuern mit um so größerem Eifer eingetrieben, und zwar vermittelst der P o l i z e i, die dabei in unmenschlich roher Weise verfährt. In Meensk z. B. wurden die Nichtzahlenden in einen so kleinen Raum ein­gekerkert, daß 20 Personen einige Tage stehend und ohne Schlaf ver- bringen mußten und wegen Mangel an Luft wiederholt in Ohnmacht fielen. An vielen Orten ruft die Steuereintreibung Aufstände her- vor. Sie ist auch die Ursache einer häufigen Auswande-ung in die weniger bevölkerten Theil« Ruhlands. Anfangs begünstigte die R-gie- rung solche Ueberstedelungen, jetzt aber erhalten die Bauern nur schwer Pässe. Einmal angekommen, sind sie manchmal gezwungen, jahrelang zu warten, ehe man ihnen Niederlassungen anweist. Wenn sie aber aus eigene Faust vorgehen und die herrenlosen Felder bebauen, so werden nach einigen Jahren ihre Häuser vernichtet und sie selbst auf die roheste Weise verjagt, wie es im Jahre 1884 mit einem Dorfe von 300 Häusern am Don geschah. Besonder« groß ist die Zahl der agrarischen Unruhen. Im Gouvernement Woronesch hat man einem Landbesitzer 35 Mal sein Gut verbrannt. Im Gouvernement Kiew   wurde eine Verbindung entdeckt, deren Ziel die Zerstörung der Felder der großen Landbesitzer war, sie bestand aus Bauern, und die Polizei war nicht im Stande, ste zu be- bewältigen. Im Gouvernement Woronesch wurden 325 Bauern vor Gericht gestellt, weil ste ohne Erlaubniß einen Damm nievergerissen, der ihnen 40 Jahre lang Sch iden verursacht h itte; die Nicht angeklagten Bewohner des betreffenden Dorfes verlangten mitgerichtet zu werden. ES kommt nicht selten vor, daß die Polizei, wenn ste bei den Bauern Ordnung" schaffen will, sich zur Flucht genöthigt sieht. In letzten Jahre wurden gegen Bauer» l 3 2,000 P r o z e s s e wegen Beschädigung von Wald anhängig gemacht; sie wollen es nicht zugeben, daß der Wald nicht Eigenthum der Gemeinde sei. Auch eine ganze Reihe von Arbeitseinstellungen, und zwar manchmal recht gut organisirten, sind in den letzten Jabren in Rußland  zu verzeichnen gewesen. In Joanowo Wocnesensk fand den 24. Sep- tember ein großer Streik statt, an welchem 8000 Arbeiter Theil nahmen. Die Ursache war Lohnherabsetzung. Die Ardeiter einer ganzen Anzahl von Fabriken stellten am gleichen Tage die Arbeit ein und be- nahmen sich dabei so ruhig, daß die Polizei niemand ve- h-ften konnte. Diesem Massenstreik folgten viele andere. In Alexandrowsk wollte die Verwaltung der Eisenbahn die Vergebung der Arbeiten an Vermittler organistren, darauf wollten aber die Arbeiter nicht eingehen und stellten die A-beit ein. Elf von ihnen wurden verhaftet und be- straft; sofort meldeten sich noch 200 Arbeit-r mit der Folderung, eben- fall« bestraft zu werden. Als man darauf nicht eingehen wollte, appel- lirten ste und waren gar nicht damit zufrieden, daß man sie nicht all- verantwortlich machen wollte. In C h e r s o n traten die Arbeiter zu- sammen und forderten, daß die Arbeit der Gefangenen aus der Werst aufgehoben werde. Jn Taganrog sind wiederholt Streiks ausge brachen, wenn der Lohn herabgesetzt werden sollte. Ebenso m Ry bin s k, Twer   ic. Die Arbeiter helfen sich so gut sie können, und organistren sich mit immer größerem Selbstbewußtsein, die Regierung aber hat bis jetzt nichts für sie gethan. Das einzige Fabrikgeietz. zu dem sie sich ausraffte, war das Verbot der Nachtarbeit, welches die Petersburger und Moskauer   Fabrikanten unter dem Druck der Krists sich erbaten. Da ste aber fürchteten, das Gesetz könne sich gegen ste wenden, so wurde es nur für drei Jahreauf Probe" erlassen. Diese wenigen Thatsachen sprechen deutlich genug, um die entsetz- liche Lage des russischen Volks zu charakterisiren und zugleich zu zei» gen, daß es nicht mehr im Stillen leiden will, sondern im Gegentheil sich inimer mehr aufrafft, Widerstand zu leisten. Noch einige Jahre, und die schweren Opfer werden endlich getühnt werden. Die Gesellschaft ist durchaus nicht indifferent oder gar feindlich gegen die Revolution gesinnt. Die Summe, welche in diesem Jahre für die Führung der Partei gesammelt wurde und die über 1 6,0 00 Rubel(32,000 Mark) beträgt, beweist es deutlich. Nur noch etwas Ausdauer, und bessere Zeiten werden doch kommen. 2. Sozialpolitische Nundschaa. Zürich  , 10. Mär, 1886. - Unser Sieg im 1». sächsischen ReichStagswahlkreis ha� die geschlagenen Ordnungsparteiler ich er aus dem Häuschen ge' bracht. DasLeipziger Tageblatt  " jammert, daß den Sozialdemokraten von den Behörden so vollständig freie Hand gelassen worden sei; es jammert über den Reichstag  , der das Sozia. istengesetz für die Zeit der Wahlagitation durchlöchert habe, und es jammert über das allgemeine Stimmrecht, daS der bösen Sozialdemokratie so gefährlichen Vorschub leiste und in den Händen der Umsturzparteien eine so wirksame Waffe sei. Nun das ist ja der natürliche Jdeenqang, daß die Angst und der Aerger über die Wahlstege der Sozialdemokraten ,» Angriffen auf das allgemeine Stimmrecht und den Lideralismus führen. Ja, gegen den Liberalismus, denn daß eine Volksvertretung gewählt werden und die Wahl frei sein muß, das heißt alio, daß die L e- Hörden sich in den Wahlkampf nicht einmischen und keiner der kämpfenden Parteien Unterstützung gewähren oder Hindernisse in den Weg legen dürfen das ist eine der ersten Forderungen des bürgee- lichen Liberalismus. Und wenn dasLeipziger Tageblatt  " dies nicht wissen sollte, so möge es nur in demStaatslexikon" von Rotteck   und Welcker  sich ein wenig umschauen. Doch freilich, was haben unsereNational- liberalen" mit Liberalismus zu lhun? Seit das Bürgerthum sich zur Bourgeoisie entwickelt hat und im Vollbesitz der ökonomischen und damit indirekt auch der politischen Herrschast ist, will es von seinen Jugendidealen nichts mehr wissen eine Thatsache, so bekannt und so oft von uns besprochen, daß es«in Diebstahl an der Zeit unserer Leser wäre, wollten wir noch dabei verweilen. Es war blas nöthig, wieder einmal festzustellen, daß das deutsch- Bürgerthum, in seiner blinden Furcht vor dem Sozialismus, der Handlanger der krasse st en Reaktion geworden ist, und daß es sich nicht mehr die Kraft zu- traut, bei gleicher Vertheilung von Wind und Sonne in ehrlichem Wahlkampf sich gegen die Sozialdemokratie behaupten zu können. Als charakteristisch fei noch erwähnt, daß dasLeipziger Tageblatt  " auch mit seinen eigenen Parleiqenossen sehr unzufrieden ist- nament­lich mit den parlamentarffchen Vertretern der Ordnungsparteien, daß diese den armen Tzschierlich so wenig unterstützt hätten, wohingegen die sozialdemokratischen Abgeordneten für den Kandidaten ihrer Partei eifrigst inks Zeug gegangen seien. Mit der agitatorischen Faulheit der Ord- nungeparlamentler Hot s allerdings seine Richtigkeit; keiner der Herren hat es für gerathen gehalten, in's Erzgebirge   zu gehen. Sie hatten aber auch ihre guten Gründe. Oisoretiva is tdo better pari of valour Vorsicht ist der dessere Theil der Tapferkeit, sagte schon der biedere Falstoss, und die sozialdemokratischen Agitatoren sino keineSteifleinenen" und führen eine scharfe Klinge. Zum Schluß findet dasLeipziger Tageblatt  " einen kleinen Trost. Es war ja nur eine Ersatzwahl! Wäre es eine H a u p t wähl ge- wesen, so bätten die Sozialdemokraten nicht so viel agitatorische Kräfte auf den Wahlkreis verwenden können. Bei der nächsten Hauptwahl haben wir begründete Auksiht, den Wahlkreis wiederzuerobgrn!" Das Hoffen ist ein schöneS Vergnügen blos Schade, daß man da- bei mitunter zum Narren wird. Die Ordnungsparteien hatten absolut dieselben Vorlheile wie die Sorialdemokraten; hätten die OrdnungSparlamentler Agitatoren in den Wahlkreis geschickt, so würden sie von uns gründlich geklopft worden sein, und wir hätten mit noch größerer Majorität gewon- n e n. Und was die angeblich besseren Aussichten bei einer Haupt wähl �rde,« anbetrifft, so ist demLeipziger Tageblatt  " blos unter die Rase zu reiben, daß bei den m e i st e n H a u p t w a h l e n, die bisher stattge-*Wer-, fanden haben, im 13 sächsischen Wahlkreis die Sozialdemokratie. gesiegt hat; und daß bei denjenigen Hauptwahlen, in denen wir unter« sch­lagen. dies notorisch auf Einschüchterungen, Beeinflussungen und Unge> IL.mtlt setzlichkeiten jeder Art zurückzuführen ist...Diese Genug wir haben den 13. sächsischen ReichstagswahlkreiS, dessen Majorität uns gehört, zurückerobert, und werden ihn auch zu, behaupten wissen. übe Auch diesmal hielt der Wirth des Lößnitzer   Schießhauses daran fest,«l9* seinen Saal für keine Versammlung herzugeben, in der Liebknecht als. 1 Berichterstatter auftrete. Es ist folglich anzunehmen, daß dieselben Einflüsse, welche den Wirth im Herbst des Jahres 1834 bestimmten, auch im Februar und März des Jahres 1886 thätig waren. Bei dem et lleberwiegen der arbeitenden Bevölkerung, ohne welche die Wirthe in-u r. unserem Kreise nicht bestehen können, gelang dasAbtreiben der Lokale" jm? nicht überall. Immerhin gelang es an zahlreichen Orten. So war z. B.' 5?'! in dem sehr wichtigen Revier Schneeberg  -Neustävel und Aue diesmal kein Saal für uns zu erlangen, trotzdem eine namhafte Riethe geboten e.r9' ward.,«nimm Zum Glück durste überall, wo wir ausgesperrt waren, Hr. Tzschier-.Ti1}* 1 1 ch sprechen; und die eigenthümliche Art der Ber  -dtsamkeit dieses p Muster-Ordnungs Kandidaten bringt es mit sich, daß Jeder, der ihn fl:Je. I einmal gehört hat, hundert Eide daraus schwört, ihn nie mehr zu hören, 1 ihm überhaupt nie mehr in die Nähe zu kommen. �eichenz Und so hat denn Herr Tichierlich da, wo die Wirthe uns keine Lokale, da hergaben, Versammlungen für uns abgehalten ein Akt der Groß-*0* muth, der uns eine gewisse Bewunderung abnöthigt. Doch lassen wir z.,e Herrn Tschierlich, dessen Verdienste wahrscheinlich von seinen Gönner» 1?°' und Genossen weniger freundlich anerkannt werden als von uns. wohl üi Es versteht sich, daß wir uns auf die negative Bereotsamkeit des*ln?e'u: Herrn Tschwrlich nicht ausschließlich verließen, sondern nach Kräften selbst agitirten. Die Reichstagssraktion unterstützte uns bereitwilligst mit Red-, nern: Heine war 3 Tage im Kreis. Wiemer, Stolle, Viereck,' Grillenberge r, Bebel, Liebknecht   hielten Versammlungen; e£eu?d| Kaden aus Dresden   war da, und Geyer sprach an sämmtlichen Hauptorten. Di« Chemnitzer   und Zwickauer Genossen erster« stellten 7� uns zum Austragen von Stimmzetteln und Flugblättern, zum Besetzen der Wahllokale tc. 70 Mann unterstützten uns kräftig; und auch in- vielen Orten des Kreises entwickelten die Genossen eine lebhafte Thä- SI2*n 6 tigkeit; Genosse D e m m l e r aus Geyer   hielt gut ein Dutzend Ver- 5?' sammlungen ab."e' Wahrhast unermüdlich war daS Wahlkomite mit Balduin   p» n Schreiner in Tannenberg an der Spitze. Es traf seine Anordnungen 5°? in der umsichtigsten Weise, so daß Alles im entscheidenden Moment« Horben. klappte". Wesentlich der guten Organisation ist eS zu danken»,"de daß der 13. sächsische Wahlkreis uns wieder gehört.?en>* Es ist eine wahre Freude, die Leute zu sehen! Dieser Jubel! Ei» tot Alp ist von ihnen genommen. w a Mit wem immer man auch spricht Alles begegnet sich in dem Einen Gedanken: Mte. Und nun muß uns auch derKreis auf immer ge« g* hbr-n! allen p - Ans dem 19. sächsischen ReichstagswahlkreiS, 8. März. b" burrah! die Schlacht ist g- Ichlagen. Wir haben gesiegt. Der JT* 1 Schneeberg-Stollderger Kreis ist zurückerobert, und nun soll er auch nicht® '»ehr verloren gehen. Im Augenblick, wo ich das schreibe 11 Uhr:r*}en Vormittags sind folgende Resultate bekannt: Geyer 8543, Zschierlich, 7467. Einige Ort- stehen noch aus; st« können aber an dem Gesammt- ergebniß nichts ändern.*1« Die Wahlbetheiligung war größer als in irgend einem frühern Wahl- kämpf. W i r thaten unser Möglichstes, und die Gegner boten gleich-» 1 falls das Aeußerste aus. Daß sie nicht immer mit ehrlichen Waffe» kämpf-en, das versteht sich von selbst. Wo es nur ging, wurde einge- schücht.rt uns beeinflußt. In keinem Wahlkreise Deutschlands   ist die 21 Masse der Wähler ökonomisch so tief heruntergedrückt und muß sich so, j v viel gefallen lassen wie im 13. sächsischen Wahlkreis. Die Arbeiter wer- 5,1 31 den gradezu wie Leibeigene behandelt, und die hunderijährige!rrxno Knechtschaft hat auch bei Vielen eine ich finde kein anderes Wort', HT eine Feigheit erzeugt, aus welche unsere Gegner ihre Macht gründen. o,'n*« Wer ihnen entgegentritt, wird von ihnen aufs Aeußerste verfolgt. Jeder Arbeiter, der irgendwie agitatorisch sich thätig zeigte, den Sklaven ihre Sklaverei zum Bewußtsein zu bringen suchte, ist der Gegenstand unablässiger Verfolgungen g worden, und wurde allmälig systematisch zu-. Grunde gerichtet. Ich könnte ein Dutzend Namen nennen doch ich}."i, ver spare es auf eine andere Gelegenheit. 0' Diesmal waren die Gegner allerdings etwas ängstlich. DI« Auf- Handel, deckang der schmachvollen Vorkommnisse, welche im Oktober 1884 die bewilli Wahl Eberts herbeiführten, hatte den Herren die Lust benommen. di-S- Den mal es mit ähnlichen Praktiken zu versuchen. Die st a a t l i ch e n Be- u A 1 Hörden hielten sich sehr reservirt: die sächsische Regierung, welch- vor»ärts'ck, der Kritik des Reichstags eine höllische Angst hat ste weiß, daß fein? 1 alle Parteien dort ihr gern etwas am Zeuge flicken hatte an ihre Unwill Beamten die strikte Ordre ergehen lassen, sich sorgfältig vor jeder Un> eine sc gesetzlichkeit zu hüten. Was unter derHand geschehen ist, entzieht Di, sich natürlich der Kontrole; vor der O e f f e n t l i ch l- i t aber bewahr- ten die Staatsbeamten eine korrekte Neutralität. Desto eifriger agitir- ten die Gemeindebeamten für unsere Gegner. Und dabei nahmen ste es mit der Gesetzlichkeit nichts weniger als genau. So wurde z B. der in Geyer   einem Genossen, dem die Kolportagebefugniß entzogen worden, Verlan das Austragen von Stimmzetteln verboten, obgleich der Reichstag   Bauar ausdrücklich beschlossen und einen diesbezüglichen Paragraph in die auss Gewerbeordnung eingefügt hat. daß zum Austragen von Stimmzetteln Hambi während der gesetzlichen Wahlagitationszeit keine Konzession erforderlich g e n 0 ist. Das Hauptmittel, mit dem unsere Gegner operirten, war abge- Arbeit sehen von den privaten Beeinflussungendas Abtreiben beiter von Lokale n". Ueberall wurde den Wirthen bedeutet, daß es ihnen der S schlecht ergehen würde, wenn sie uns die Säle hergäben. Und dabei Preise waren die Gemeindebeamten vielfach mit thätig. Herr von könnte W oydt, der ordnungswüthende Bürgermeister von Lößnitz  , war die?- Naß-, mal»war etwas vorsichtiger als das letztemal. Allein unthätig war er und d sicherlich nicht. Die schmählichen Umtriebe dieses Individuums liegen Über! beiläufig, in Gestalt amilicher Berichte, der W hlprüfungskommifsion des meist Reichstags vor; und hätte Herr Edert sein Mandat nicht freiwillig nie« Maßr derg legt, um einer unangenehmen Debatte zu entgehen, so wülde der Sei besagte Woydt Verzeihung von Woydt vielleicht am schlechtesten weggekommen sein. Dieser Woydt war es bekanntlich, der dem Wirth_ des Schießhauses in Lößnitz   verbot, Liebknecht sprechen zu lassen, weil liimu dieser der gefährlichste aller Umstürzler sei, und zu Gewaltthätigkeiten taufen ausreize. Deshalb protokollarisch vernommen, meinte der biedere Bürger- schwie me.sier, er habe mit dem Wirthstriktiffime privatim" gesprochen, und zu l«, namentl ch ihn in keiner Weise bedroht für den Fall, daß er sein Lokal muß! zu einer Versammlung mit Liebknecht als Referent hergebe. Der Wirth Ein r faßte die Sache jedoch nicht so ganz harmlos auf, und sagte bei seiner einer (auf Grund des Reichstagsbeichlusses) erfolgten zeugeneidlichen Vernetz- treuer mung, er habe allerdings daran gedacht, wenn er dem Wunsche de» einzig Bürgermeiste, s nicht nachkomme, könne ihm eine Tanzkonzes- schei fion versagt, oder sonst einSchaden zugefügt werden. Wo Da Ein Begräbniß unter Polizeiaufsicht. Man schreibt un» xr aus Frankfurt am Main  , 27. Februar: Die hiesige Polizei hat offenbar Angst vor ihren eigenen Säbelhiebe» L) bekommen. Das zeigte sich in eklatanter Weise am letzten Sonntag den 2l. d. Mls., als es galt, einen Parteigenossen, den Schreiner Johann S t ö p p l e r. der neun Jahre der Zentral-Kranken- und Slerbekaffe der Tischler angehört hat, von seiner in Bornheim   gelegenen Wohnung au» zu Gi ab« zu g-leiten. Dem Leichenzuge würden sich, wie üblich, viel« Hunderte Genossen und Freunde des Verstorbenen angeschlossen haben, wenn nicht der Uebereiser der Polizei diese Absicht in gradezu komischer Weise durchkreuzt hätte. Zweifellos war der, von Herrn von Puttkamer Ku am erst n Tage der jüngsten Reichstagsberathung über das Sozialisten» tail ge'etz gegebene Wink von dem Polizeipräsidenten von H-rg-nhahn ver« rabz ständnißvoll beherzigt worden. Denn getreu der von dem Minifler ge- bei di gebenen Andeutung, daß, wenn er selbst am 22. Juli, dem Tage der der r Franlsurter-Säbelaffäre, di« polizeilichen Anordnungen in der Mainstadt