> iu treffen gehabt, er von vornherein jeden Leichenkondukt verboten habenl würde, erging am 20. dies, dem Vortage des ongetegten Begrübniffes,» 5} �ettn Füllgrabe, den Beoollmächtigien der örtlu�en Verwaltung der>"schler Krankenkaffe, folgendes Schreiben des hiesigen Polizeipräsidiums:t»Unter Bezugnahme auf die Bekanntmachung betreffend die Beerdigung, des Schreiners Johann Stöppler laffe ich Ihnen anbei Abschrift einer,»on mir heut« erlaffenen Bekanntmachung zur Kenntnißnahme zugehen."Diese Bekanntmachung, welche aus rothen Plakaten— so warent weimal die Rollen verkchrt worden— in den Straßen Bornheims undt"s anstoßenden nordöstlichen Theiles von Frankfurt angeschlagen war,und überdies auch in Bornheim durch den Ortsdiener öffentlich verkün-, Jt'ät wurde, verbot unter H nweis auf 9 und 10 der Verordnungj über die Verhütung des Mißbrauchs des V-isammlung»- und Vereini-, gungsrechtes vom 11. März 1850 sowie auf Grund des§ 9 des Sozia-, ustengesetzes die Veranstaliung eines öffentlichen Zluszuges bei Gelegen-i iel'"ir bevorstehenden Beerdigung und warnte unter Hinweis auf§ 17i �...�tgenannten Gesetzes, welcher mit Geldbuße bis 500 Mark oder. G-sängmß bis zu drei Monaten die Theilnehmer an solchem Aufzuge.Und mit Freiheitsstrafen von 1 Monat bis zu 1 Jahre die Leiter, Ord>i J". Redner u. f. w. bei solchem Anlaß bedroht, vor jeder Uebertretung> q. Ergangenen Verbots. Darauihin begab sich Herr Füllgrabe zu demKriminalkommissar v. Hacke, um Vorstellungen gegen das Verbot zu er-> �ben und dagegen unter Anderm einzuwenden, daß laut Mitglieder-l«ichluß der Kranken- und Sterbekaffe fün-zig Mitglieder bei Strafe die, �iche zu begleiten hätten. Der Herr Kommisiar erwiderte jedoch, daß, bei dem Verbot sein Bewenden habe, daß jede Betheiligung an demLeichenzuge als Demonstration betrachtet und behandelt werden würde,i und daß höchstens auf die nächsten Anverwandten des Verstorbenen' genommen werden können.t„ Me befohlen, so geschehen. Am folgenden Morgen hatten sich in, Marnheim, in Gruppen an verschiedenen Straßengehänaen aufgestellt,wohl über 120 Schutzleute, alle mit herunt-rgelaffenen Schuppenketten,z«ingefunden, unter ihnen 18 berittene und selbst solche, die In der Nachtl vorher noch Dienst gehabt, also ein polizeiliches Massenaufgebot., das allein schon eine Menge Neugieriger auf die Straßen zu locken ge-i«gnet war. Es hatten sich denn auch Tausende von Genosien und. Freunden de« Verstorbenen sowie von Bewohnern Bornheims in den, Straßen eingefunden, aber obgleich viele derselben gern dem Dahin-, se'chiedenen das Geleite gegeben hätten, so folgten sie doch willig den, Mahnungen der von uns hier und dort postirten Genossen und unter-, ließen Alles, was der Polizei als Vorwand zu staatsretterlichem Vor-. gehen dienen konnte, das als„Demonstration" hätte ausgelegt werdenrönnen. Der ganze Leichenkondukt bestand in Folge dessen auS bloSvier Personen: Anverwandten und Hausgenossen des Verstorbenen, wenn, Man nicht die mindestens 40 Schutzleute, welche unter Führung des, Kommissar» Köppe den Sarg geleiteten, als stille Verehrer des V-r-t storben n betrachten will. Dies Alles unter einem Andrang von Tau-� senden Zuschauer, welche Straßen, Plätze und Fenster besetzt hiel-' ten. Die hiesigen Parteigenossen hatten diesmal ausnahmsweise statt, der rothen Schleifen, die sicher nicht lange da« Knopfloch geziert hätten,schwarze angelegt, während die Krankenkasse für die Schleife des„ Rranzes, den sie auf den Sarg legt-, die Unschuldsfarbe weiß gewählthatte. Als der Sarg beim Friedhossthor anlangte, wurde er von zirka20 bereits dort harrenden Schutzleuten unter Führung des Kommissars' Schumacher empfangen, woiauf die Beerdigung in aller St-lle, mitallen polizeilichen Ehren erfolgte. Viele Leute, und darunter selbst solche,die der Sozialdemokratie fernstehen, hörte man in Worte der Entrüstungr über das ebenso freche wie alberne Verfahren der Polizei ausbrechen,,t �?d Einen hörten wir die Bemerkung machen:„Die Sozialdemokraten|t. dürfen jetzt nicht mehr sterben, ohne daß sich ihre Freunde der GefahrH aussetzen, noch 500 Mark Extra-Beiträge zu den Sterbekosten beitragenl»u müssen.«Bei dieser Gelegenheit möge auch die Mittheilung gemacht werden, daßz, am 15., IS. und 17. März nächsthin die Friedhoss-Affäre vom 22. Juli!, v. I. BOt hiesigen Strafkammer zur Verhandlung kommen wird.„ dlnsern Genossen werden in diesem Sensationsprozesse als Rechtsbeistände� die Advokaten Dr. Epstein und Dr. H o l d h e i m zur Seite stehen,« Jährend der Säbelkommissarius Meyer durch seinen Namensvettero,■ Fritz Meyer vertheidigt werden wird. Die Rolle, die Schutz-...'«Ute zu vertheidigen, ist von dem Fortlchrittshelden Dr. Geiger'e übernommen worden. Nicht weniger als 76 Zeugen, meist Schutzzeugen. für unsere malträtirten Genossen, sind zu der Verhandlung geladen, die, ohne Zweifel bis weit über die Grenzen Deutschlands hinaus das größtez' Aufsehen erregen und die infame Polizeiwirthschaft des neudeutschen� Kaiserreichs in ihrer ganzen Brutalität bloslegen wird.H rk. Die Schnapsmonopoldebatte hat am 4., ö. und 6. d. M.h im Reichstag stattgefunden. Mit Ausnahme der Konservativen erklärtenssch a l l e Parteien gegen das Monopol, das Zentrum und die National-liberalen liehen aber durchblicken, daß sie in der Kommission mit sichi' handeln lassen werden und eine hohe Konsum- oder Fabrikatsteuer zu{ bewilligen nicht abgeneigt sind.' Den Standpunkt der Sozialdemokraten vertrat Schuhmacher, derU. A. auch Herrn Eugen Richter den Kopf tüchtig zurechtsetzte, weil dieses5 fsrtschrittliche Licht wieder einmal— zum w e vielten Male mag e»» sein? ES läßt sich nicht zählen— die alberne, überdies von grenzenloser° Unwissenheit zeugende Behauptung aufgestellt hatte, das Monopol sei'«ine sozialdemokratische Einrichtung.Die Regierungsvorlage wurde mit sehr großer Mehrheit an eine Kom-| Mission verwiesen.1.— Im sächsischen Landtag kam am 1. März eine Petition• der Dresdener Bauarbeiter zur Verhandlung, in welcher, verlangt wird, daß die Regierung die massenweise Einführung fremder' Bauarbeiter möglichst verhindern und diese von den öffentlichen Bautenausschließen solle.„Abgeordneter Bebel," lesen wir in derHamburger„Bürger- Zeitung",„erklärte Namens seiner Partei-genossen, daß sie diese Petition nicht unterstützen könnten. DieArbeiter hätten ein Recht, sich über die künstliche Einfuhr fremder Ar-bester zur Drückung der Löhne zu beschweren, und es sei auch Pflichtder Staatsgewalt, bei Vergebung der Arbeiten darauf zu sehen, daß diePreise so gestellt seien, daß inländische Arbeiter dabei beschäftigt werdenkönnten, aber einem Verbot könnten sie nicht zustimmen. Eine solcheMaß-«gel würde nothwendig Repressalien anderer Länder hervorrufen,Und da schon heute in England, Frankreich, der Schweiz, Nordamerikaüber die Einwanderung fremder Arbeiter, namentlich Deutscher, die dortmeist als Lohndrücker angesehen würden, geklagt werde, könnten solcheMaßregeln von den schlimmsten Folgen sein."Sehr richttg.— I« dieser Zeit des Ultra-ServiliSmuS sich durch Servi-I'imu« vor Anderen h-rvorthun. ist bei der Virtuosität, die sich Hundert-taufende in der Kunst der Speichelleckerei erworben haben, einigermaßenschwierig; und wenn es einem Individuum gelingt, Außerordentlichestu leisten und den so hohen Durchschnitt beträchtlich zu überragen, soMuß das anerkannt werden. Ein solches Beispiel ist jetzt vorgekommen.Ein reichstreues Individuum hat entdeckt, daß Bismarck nicht bloSeiner der größten Redner aller Zeiten ist— d a S haben die Reichs-treuen längst entdeckt— sondern auch, daß er(Bismarck)„vielleicht dereinzige Redner im deutschen Reichstag ist, dessen Reden zur beut-schen Literatur gehöre n."Warum nun gehören sie zur deutschen Literatur?Das reichstreue Individuum thetlt«S uns mit:1) Weil Bismarck„ s e h r häufig auS der Konstruktionfällt."9) W-il„seine(deS Bismarck) Zunge nicht mitkommt, wenn sein(des Bismarck) mächttges Hirn arbeitet."—„Dabei(bei diesemRichtmitkommen) passiren ihr(der Zunge des Bismarck)allerhand wunderliche Jrrthümer, ja sie spricht,während der Kopf den folgenden Satz denkt undin Worte kleidet, geradezu Sinnloses, oder doch Falsches,deklinirt und tonjugirt falsch, läßt irrthümlichein„nicht" weg oder setzt eins hinzu"-c.Kurz. Bismarck ist nach der— durchaus richtigen— De-kailschilderung unseres reichstreuen Individuums der m i s«-vabelste Reoner unter der Sonne, dessen Reden, wenn sie nichtbei der Korrektur de« Stenogramms vollständig umgearbeitet würoen,ber reine Blödsinn und das albernste„Blech" wären, und e« auch so; oft noch sind. Trotzdem lautet das Gesammturtheil unseres reichs-treuen Individuums: Bismarck ist„vielleicht»der einzige Redner imdeutschen Reichstage, dessen Reden zur deutschen Literaturgehöre n."Unser reichstreues Individuum muß eine sonderbare Idee von der„deutschen Literatur" haben!Und wie heißt der Mann und wrs ist er? Er ist zweiter Vorsteherdes Stenographenbureaus im deutschen Reichstag und heißt Dr. EduardEngel.Hoffentlich belohnt ihn ein fetter Brocken für diese Servilitäts-Muster-leistung.— Ueber Puttkamer'» neuesten Geniestreich— die Erhebungder Anklage gegen die von Genosse Singer ihm genannten Gewährs-männer in der'Affäre Jhring-Mahlow— schreibt man uns ausBerlin:„Wenn Herr Puttkamer im Reichstag pathetisch versprach, den FallJhring-M Ihlow auf's Genaueste zu untersuchen, so geschah dies, wie der„Sozialdemokrat" bereits hervorgehoben, nur mit Rücksicht auf den Ein-druck, den die von Genosse Singer mitgetheilten Thatsachen im Reichs-tag gemacht, und wohl auch aus Wuth darüber, daß das oukant tsr-ridle, Spitzel I h r i n g, so unvorsichtig gewesen war, sich entlarven zulassen. Denn daß er die Mitglieder des„Arbeiterbezirksvereins iür denOsten Berlins" zu Dynamitattentaten zu verleiten versucht hatte,daß er den Bertrieb anarchistischer Schriften übernommenund Bekannte in der Anfertigung von Dynamit zu unter-richten versucht hatte, daß er einigen unserer Genossen Dynamit-Bomben zum Geschenk anerboten, eine Geheimschrift ein-geführt und Majestätsbeleidigungen ausgestoßen hatte: daSAlles war ja an und für sich recht schön und gut, aber— der Mannhätte sich nicht erwischen lassen dürfen. Daß Puttkamer jede Gemeinschaftmit den Provokationen des Sp>tzels voller Entrüstung von sich zurück-wie«, ist ja selbstverständlich; aber leider glaubt nur kein vernünftigerMensch dem Oberspitzelminister. Denn wenn auch dem sauberen HerrnJhring keine direkten Ordres nach dieser Richtung gegeben sein mögen,so beweisen doch die Behandlung der Frankfurter Kirchhofsaffäre unddas preußische Spitzelthum in der Schweiz wohl zur Genüge, daß derRegierung ein Putsch nichts weniger als unl-eb wäre, und daß sie Dem-jenigen, der einen solchen provozirt, dankbar sein würde. Aber dennochmußte natürlich, um den Schein zu wahren, eine Untersuchung ange-ordnet werden und darum versprach auch Herr v. Puttkamer, eine solcheanzuordnen, sobald Genosse Singer ihm seine Zeugen genannt habenwürde.Singer hätte deren im Ganzen acht anführen können, alles Genossen,welche ihm als vollkommen zuverlässig bekannt sind. Weil er indessendie Schliche des Herrn v. Puttkamer kennt, so nannte er vo> läufig nurzwei, die Genossen Jens Christensen und Franz Bernd t.Singer sagte sich nämlich ganz richtig: Für den Fall, daß der Ober-Spitzel Puttkamer den Spieß umdrehen und nicht seinen SpürhundMahlow-Jhring, sondern die Genossen anklagen sollte, müssen einige derZeugen vorläufig verschwiegen bleiben; sonst kommen möglicherweiseAlle, die von der Sache etwas wissen, unter Anklage, und dann hatNiemand einen Zeugen. Diese Borsicht Singer's wurde damals selbstvon erfahrenen Genossen als Über trüben bezeichnet, und in der Thatlag es ja auch offenbar am nächsten, gegen den Jhring Mahlow einDisziplinarverfahren einzuleiten und dabei die Genossen alsZeugen zu vernehmen. Aber der beschränkte Unterthanenverstand denkt,und die Putlkamer'sche Weisheit lenkt.Ein paar Tage später bekamen die Genossen Christensen und Berndteine als„eilig" bezeichnete Vorladung zur Vernehmung vor denUntersuchungsrichter wegen verleumderischer Beleidigung, und zwar als— Angeklagte. Puttkamer hatte also thatsächlich das Kunststück fertiggebracht, dem notorischen Sp tzel mehr Glauben beizumessen als achtzuverlässigen Genossen, und das, obwohl derselbe Herr Puttkamer imReichstag s-lbst hat zugeben müssen, daß sich sein Schützling unter fal-schem Namen und unter dem Deckmantel einer erheuchelten politischenGesinnung in die Arbeiterkreise eingeschlichen hat!Aber das schadet nichts: ein Schuft, der anerkanntermaßenden ganzen Tag berussmäßig lügt, ist bei Puttkamer nochimmer ebenso alaubwürdia, wie acht anständig« Leute zusammengenom-men, vorausgesetzt nämlich, daß diese acht Sozialdemokraten sind. HerrJhring steht jetzt also unter dem Schutz der königlichen Staatsanwalt-schast, und Herr v. Puttkamer wird natürlich alle Hebel in Bewegungsetzen, um zu zeigen, daß die Sache weiter nichts ist, als„ein charakte-ristisches Zeichen für die Kampsesweise der Herren von der Sozialdemo-kratie." Wenigstens hat er im Reichstag diese Ansicht geäußert, undwer ihn kennt, der weiß ja, daß ihm im Kampf gegen die bösen Sozial-demokraten kein Mittel zu gemein ist, vorausgesetzt nur, daß davonnichts an die Oeffentlichkeit kommt.Vorläufig sind nun die beiden Angeklagten, die Genossen Christensenund Berndt, von dem Amtsrichter Dr. Jungk vernommen worden.Nach dem übereinstimmenden Urtheil der beiden Betheiligten muß manzugeben, daß der Mann dabei recht unparteiisch verfahren ist— jeden-falls weit unparteiischer als Seine Exzellenz von Puttkamer es zu thunversucht hat. Eigenthümlich soll nur das Interesse gewesen sein,mit welchem er die Angeklagten zur Nennung ihrer Zeugen zuveranlassen suchte. Beide erklärten übereinstimmend, daß sie erst bei derHauptverhandlung mit ihren Zeugen ins Feld rücken würden, und Ge-nosse Christensen gab auf Wunsch deS Herrn Amtsrichiers auch denG- und für diese Zurückhaltung an. Er meinte nämlich, daß MonsieurPuttkamer dann auch gegen die Zeugen den Spieß umdrehen würde,was allerdings der Herr Amtsrichter verneinte. Genosse Christen enverlangte und bewirkte dann noch die Aafnahine folgender Erklärungins Protokoll:„Ich habe die vorhin zu Protokoll gegebenen Thatsachendem Herrn Reichstagsabgeordneten Singer mit der ausdrücklichenBitte mitgetheilt, daß er dieselben bei der Berathung des Sozialisten-gesetzes verwenden möge. Da ich Mitglied der sozialdemokratischen Parteibin, und da ich außerdem dem Vorstande des Arbeiter-Bezirksvere.nsfür den Osten Berlins angehöre, habe ich«in berechtigtes Jnter-esse daran, Provokationen von Mitgliedern der sozialdemokratischenPartei und speziell von Angehörigen des genannten Vereins zu verhin-dern. Da aber Herr Jhring grade die Mitglieder dieses Vereins zuVerbrechen zu proooziren suchte, habe ich nur„in Wahrung berechtigterInteressen" gehandelt, wenn ich dem Herrn Singer obige Thatsachenmitgetheilt habe, damit er Remedur schaffe." Berndt gab außerdemdie interessante Thatsache zu Protokoll, daß Herr Jhring— seinerAussage gemäß— vom Chef der polit« schen Polizei, demHerrn Polizeirath Krüger, beauftragt worden sei, ihn(Berndt) wo mög-lich als Spitzel zu engagiren, sowie daß Herr Jhnng ihn aufgeforderthabe, die Bildung eine» revolutionären Klub» arnustreben,„damit wirein ganzes Nest auf einmal auSH den können; denn wir brauchen Ma<terial zur Verlängerung des Sozialisteages tzes." Also Herr Jhring ge-steht selbst zu, daß Herr Puttkamer Material gebraucht und daß erdarum zu Verbrechen anzuregen hat. Schönes System! Und dabei diemächtige sittliche Entrüstung des Herrn von Puttkamer I!! Schmachüber diese ganze scheinheilige Bande, die sich heutzutage als Vertreterder Ordnung aufspielt und dabei thatsächlich kein anderes Ziel im Äugehat, als ihr altes, morsches Machwerk von Staat aufrecht zu erhalten! lWir werden also in den nächsten Wochen wieder einen großen Ten-denzprozeß gemeinst-r Art sich abspielen sehen. Selbstve, ständlich werdenwir es im Zentralorgan nicht an Berichten darüber fehlen lassen.— Nicht grammatikalisch! Um die verbrecherische Rückstchtslosizkeitzu bemänteln, mit der die ordnungsparteiliche Majorität der sächsi-schen Kammer über die von den sozialdemokratlichen Abgeordnetenvorgebrachten Beschwerden hinweggeht, zog die Ordnungsklatschbase,„Dresdener Nachrichten" genannt, neulich über Genosse Kaden her.weil er in einer fünfviertelständigen Rede über die von Polizei undBehörden verübten Schweinereien sich nicht in der Sprache„gebildeterMänner" ausgedrückt habe.Ganz derselbe Vorwurf wurde vor einigen Wochen in französischenBlättern dem Abgeordn-ten B a s l y gemacht, woraus unser Bruderorgan,der„Socialiste", treffend erwideite:„Man erinnert sich deS AusrusS, den der Zeremonienmeister ausstieß,als mit dem Girondisten Roland die Bourgeoisie ihren Einzug in dieTuilerien und den Staatsrath des bereits gefangenen Königs hielt. Miteinem Augenzwinkern wie« er Dumouriez auf den neuen Minister hin,der mit seinen langen Haaren, seinem schwarzen Rock und seinen Schnür-stiefeln einem sonntäglich gekleideten Quäker glich, und rief aus:„Dasehen Sie, mein Herr, keine Schnallen an den Schuhen!"Worauf Dumouriez lakonisch erwiderte:„Ja, Alles ist verloren!"Uad in der That war„Alles verloren" für daS alte Regime derPerrüken und Relfröcke. des Puders und der Galanteriedegen. Bis insein„Allerheiligstes" fühlte es die Tritte der„Schnallenlosen" de«„dritten Standes".Einer Szene ähnlicher Art wohnen wir heute bei. Die LiteraturlakaienSeiner Majestät des Kapitals haben einen Brief de« Bergarbeiters BaSlygefunden— oder gestohlen—, der mit dem Wörterbuch der Akademienichis gemein hat, zeigen ihn mit der Spitze ihrer Federn den Advokatenin der Kammer und schreien:Da, sehen Sie, meine Herren keine Orthographie!Keine Orthographie? Und doch Abgeordneter für Paris!Keine Orthographie? Und doch, als er von der Tribüne der Mira-beau und D mton, der Ledru Rollin und Gambetta herabstieg, von demjubelnden Beifall des ganzen arbeitenden Frankreich begrüßt!Kein Zweif l, Alles ist verloren— für die Klasse, welche die Ortho«graphie und das Eigenthum monopolisirt hat!p. Die„Frankfurter Zeitung" schrieb neulich, in sozialdemokra-tischen Kreisen würde ein„ErziehungsfondS" für die Kinder Liebknecht'«gesammelt. Liebknecht erklärt nun in der„Frankfurter Zeitung", daßihm van einer solchen Sammlung nichts bekannt sei, und daß seineBegriffe von Ehre und politischer Unabhängigkeit ihmauch nicht erlauben würden, unter der einen oder der anderen Firmaden Bettelsack für sich schwingen zu lassen. DaS müsse erLeuten überlassen, die sich üoer den gemeinen Moralkodex erhoben haben.Sozialdemokraten sind eben keine G e s ch ä f t s p o l i t i k e r, die, wieBismarck, das Geld nehmen, wo sie es finden, und selbst vor Erpressungvon Arbeitergrojchen nicht zurückschrecken.o. Ein ziemlich bekanntes Mitglied der literarisch-politischen Demi monde ist dieser Tage zu Wiesbadengestorben: Herr Corvin- Wierbitzki, in seiner Jugend preußischerLieutenant, dann Journalist, 1848 am Herwegh'schen Putsch betheiligt,1819 am badischen Ausstand, deshalb 6 Jahre im Zellengefängniß zuBruchsal— hernach fahrender Zeilungskorrespondent in Amerika, inFrankreich, eifriger B�smärcker, dabei sich immer als„Republikaner"gerirend, und schließlich Gegenstand einer nationalliberalen Bettelspende,nebenbei auch— mit dem gleichfalls nicht ganz zweifelsohne» Heldin Kompagnie— Verfasser einer sogenannten Weltgeschichte. Wir würdenuns mit dem Manne nicht beschäitigen, wenn nicht auch demokratischeZeitungen ihm in feierlichen Nekrologen die Märtyrerkrone des über-zeugungstreuen, charakterfesten Volksmannes und Volkskämpfer« auf-gesetzt hätten.Gegen diese Märtyrerkrone und den überzeugungstreuen, charakter«festen Volksmann und Volkskämpfer müssen wir im Namen dergeschichtlichen Wahrheit Verwahrung einlegen.Herr C o r o i n hat bei der llebergabe von Rastatt, im August 1849,eine höchst zweideutige Rolle gespielt; er hatte mit denPreußen zu unterhandeln und machte der Besatzung über die vonihnen gestellten und bewilligten Bedingungen vollkommen falscheM i t t h e i l u n g e n. Auf Grund dieser seiner Mittheilungen entschloßsich die Besatzung zur Kapitulation, vermeinend, daß freier Abzug fürdie Mannschaft und Begnadigung für die Offiziere gewährt sei. DiePreußen hatten an sol he Bedingungen aber nicht gedacht, und fingensofort an zu standrechteln.Ob Corvin blas der Geprellte war oder ob er mit den Preußenunter einer Decke steckte, ist nicht genau festgestellt. Im gün«st i g st e n Falle hat er einen grenzenlosen, ja wahrhaft verbreche«r i s ch e n Leichtsinn an den Tag gelegt, und eine Handlungbegangen, für die ihn jedes Kriegsgericht ebensogut zumTode hätte verurtheilen müssen, wie für bewußtenVerrath!— Immer für daS Reelle! In einer Broschüre wider den Mis-sionsinspektor Zahn, der seinen Schnaps Gist für die Neger genannt,schreibt der Kaufmann Wörmann dem Missionar Zahn:„ESzeugt auch von geringem Vertrauen zu Ihrer eigenen Sache, wenn Sieihr nicht zutrauen, aus eigener Kraft einen Feind, wie die Trunksucht,unterdrücken zu können. Wenn Sie einerseits den Handel verdächtigen,auf der anoern Seite den Negern nur abstrakte Theorienvonreligiösen Anschauungen beibringen wollen, so kann ich da«wahrlich nicht für die richtige Art und Weise ansehen, um den Negernbeizukommen."Mit konkretem Schnaps kommt man ihnen freilich besser bei. Dererbärmlichste Fusel ist immer noch reeller als das idealste Christenthum— sagt Herr Wörmann. Er verhöhnt das Christenthum, das»er Trunk-sucht nicht beikommen kann. Alles natürlich nur mit Bezug auf Afrika.In Europa ist Herr Wörmann ein guter Christ. Den sündhaft aufge-weckten europäischen Arbeitern, die mit einem Schnap« nicht zuiriedensind, muß die Religion mit allen Mitteln beigebracht und„erhalten"werden, den Neger bändigt der Schnaps, also ist die Religion Luxu«.In dierem Gegensatz steckt das Mysterium des„heiligen Geiste«". Manwolle es daher milo beurtheilen, wenn fromme Leute sich im heiligenEifer zuweilen in der Flasche vergreisen.— ES geht nichts über die Gleichheit vor dem Gefetz.Aus der Provinz Sachsen wird uns geschrieben:In dem ehrbaren Städtchen Alsleben an der Saale, Regie-rungSbezirk Merseburg, sun zirte bis vor Kurzem als BürgermeisterHerr Dr. jur. Pitschmann, ein wackerer Kämpe für Ordnungund Moral. Lange Jahre war Pitschmann besreundet gewesen mitdem Gutsbesitzer Adolph Roth; hatte es auch hie und da einmalzwischen ihnen einen Ko iflikt gegeben, so hatte man sich doch immerwieder versöhnt. Pttschma-in wohnte sogar im Hause des Roth.Eines Abends nun war Raths Vienstmädchsn, da« schon längere Zeitkränkelte, aus den im Hos befindlichen Abtritt gegangen, ein Bedürfnis)zu verrichten, als auS einer itedenkabine die Worte ertönten:„KommenSw doch zu mir'rüber, Fräulein, ich will Ihre Krankheit schon kuriren."Und wer war der Menichenfreun», der an solchem Orte solche Einladungan ein kranke« Mädchen erließ? Niemand alS Bürgermeister Pitschmann. Leider aber hatte auch Roths Knabe, der grade auf dem Hofspielte, die Worte gehört und seinen Eltern hinterbracht; diese fragtendas Mädchen aus, und stehe da, bei dieser Gelegenheit kam an den Tag,daß der ehrenwerthe Bürgermeister bereits sein eigenes Dienstmädchen,Anna F i n d l e r, ein Mädchen von 15 Jahren, genothzüchtigt!Das war selbst Herrn Roth zu stark, er machte Anzeig« und— in dennächsten Tagen berichteten die Blätter, daß Bürgermeister P. wegenRegelung seiner Familtenverhältnisse seine» Amtes enthobensei. Anklage ist erhoben, da aber P. frei herumläuft, kann manvoraussehen, daß die Such: nicht allzuschlimm für ihn ausgehen wird.Hören wir nun, was uns der diesjährige Merseburger Schwur-gerichtsrapport erzählt:„Sitzung vom 11. Januar. E» erschienals Angeklagter der Maurergeselle Karl Ernst Herm. Göricke au«Schkeuditz, verheirathet, 21 Jahre alt, wegen vollendeterNothzucht, verübt an einem 16jährigen Mädchen, sowie wegen versuchterNöthigung vor den Schranken. E» waren drei Zeugen zu vernehmen.Die Geschworenen bejahten beide Schuldfragen, mildernde Umstände ver-neinenv. Der Antrag der königlichen Sla atsanwaltschaft lautete auffünf Jahre Zuchthau« und zehn JahreEhrverlust, undder Gerichtshof erkannte nach diesem Antrage, weil der Fall ein beson-ders schwerer."„Alle Preußen sind vor dem Gesetz« gleich, Standesvorrechte findennicht statt," steht in der preußischen Verfassung— aus dem Papier.— Die französische Depntirtenkammer hat am 3. März einenAntrag aus Ausweisung der Prinzen mit 330 gegen 1 95Stimmen abgelehnt. Darüber groß--r Jubel in der verschämt und un>verschämt monarchistischen Presse Frankreichs und in der„ d e m o k r a-tischen" Presse D uschlands— voran die„Frankfurter Zeitung".Da» volks parteiliche Blatt sacht den Antrag als reinen Unsinn hinzu-stellen. Das ist er nun keineswegs, wohl aber ist er eine groß« Halb-h e i t, denn der erste und wichtigste Schritt gegen die Prinzen wäre der,ihr«, der Ration auf Grund de« sogenannten monarchischen R-cht« g e-st o h l e n e n Reichlhümer zu k o n s i s z i r e n. Wenn die Herren gegen1 die Repudlik konspiriren wollen, so mögen sie sich die Mittel dazu selbsterwerben.