nicht unterrichtet wären, so möchte ich durch Nachstehendes ein Beispiel liefern, daß solches nicht nur in Galizien und Belgien , sondern auch in unserem so hoch zivilisirten Deutschland vorkommt. Auf der zum Hörder Berg- und Hüttenverein gehören- den Zeche Schleswig wurde kürzlich ein für die Arbeiter wirklich recht trauriger Lohntag abgehalten. Ein Arbeiter erhielt für 21 Schichten 28 Mk. Lohn, einem anderen blieben noch 10 Mk. Rest, wieder ein inderer bekam eine 0, und so könnte ich 50 derlei gradezu erbärmliche Bezahlungen der Arbeiter vorführen. Es ist allerdings nicht zu ver- wundern, wenn die Löhne so jammervoll schlecht ausfallen, denn der Generaldirektor genannter Werkschast sprach sich dahin aus, daß 1 Mk. 80 Pfg. für einen Arbeiter reichlich genug wären. Bei diesem Lohne könne der Arbeiter noch Zucker in seinen Kaffee thun und sich täglich 20 Plg. e r s p a r em. Diese Bemerkung ist der reine Hohn auf die Wirklichkeit, wie jeder zugeben muß, der die hiesigen Berhältnisse kennt. Nehmen wir zunächst den ledigen Arbeiter. Derselbe muß hier l Mk. 20 Pfg. bis 1 Mk. 30 Pfg. pro Tag bezahlen, was bei dem Seringsten Preise per Woche 3 Mk. 40 Pfg. ausmacht; hierzu kommen noch 50 Pfg. Krankengeld und 25 Pfg. Steuer, macht also zusammen eine wöchentliche Auslage von 9 Mk. 15 Pfg., bei einer Einnahme von höchstens 10 Mk. 80 Psg. Da es aber vorkommt, daß der Arbeiter Meistens noch eine Schicht in der Woche feiern muß, oder gar, wie es häufig geschieht, um 2 Mk. bestrast wird, so reicht sein Lohn nicht ein- Mal aus, seine Nahrung zu bestreiten. Er muß somit eigentlich zur Ar- i-it gehen, wie er auf die Welt gekommen ist, denn bei diesem Lohn kann er sich unmöglich Kleider anschaffen. Kann sich aber der ledige Arbeiter kaum ernähren, wie soll sich dann der verheiratete Mann Mit einer Familie, die oft 6-8 arbeitsunfähige Personen zählt, durch- bringen? Der genannte Herr aber, welcher diesen Lohn für einen hohen erklärt hat, bezieht für sich allein täglich daffelbe Gehalt, was zirka 60 Arbeiter zusammen verdienen. Wir möchten ihn deshalb fragen, was er denn übrig haben muß, selbst vorausgesetzt, daß er für seine Person gewiß nicht wie ein Arbeiter lebt, und obendrein die Bedürsniffe eines Ziemlich gewichtigen Körpers zu bestreiten hat? IX. A. w. g. Die Arbeiter auf genannter Zeche werden furchtbar viel mit Strafen belegt. Wohin diese Strafgelder verwendet werden, ist mir unbekannt. Es heißt zwar, dieselben werden zu wohl- thätigen Zwecken verbraucht. Daß sie aber dazu nicht dienen, zeigt nachstehender Fall: Ein Arbeiter dieser Zeche, Vater von vier kleinen hindern, verunglückte bei der Arbeit, so daß er auf mehrere Wochen arbeitsunfähig wurde. Er erhielt freilich von der Zeche einen Krankenschein ausgestellt, wonach ihm ein Krankengeld von der Hälfte seines Lohnes, also höchstens 1 Mk., ausbezahlt wurde; da ihm aber bei diesem Ginkommen das Bestreiten seiner Bedürfnisse nicht möglich war, wendete � sich an die genannte Gewerkschaft, um Hülfe zu schaffen. Diese Hülfe Murde ihm nun zu Theil, aber auf eine solch niederträchtige Art, daß rä jedem anständigen Menschen zum Ekel gereichen muß. Er erhielt nämlich von seinem Vorgesetzten ein Schreiben, wonach er angewiesen ist, seine selbst in größter Roth schmachtenden Kollegen anzubetteln und von ihnen den letzten Blutspsennig herauszuholen. Kürzlich war wieder einmal-in Arbeiter auf dieser Zeche verunglückt, welcher jedoch nicht direkt bei derselben in Arbeit stand, sondern nur bei einem auf der Zeche beschäftigten Unternehmer arbeitete. Da er »ber dadurch verunglückte, daß von Seiten der genannten Zeche die r i ch ti g e n S i ch e r h e it s m a ß r e g e l n nicht ge« ioofsen waren, so wurde diese, als an jenem Unglück schuld tra- Send, herangezogen, um dem Verunglückten den ihr zustehenden Unfalls- betrag zu bezahlen. Bei der Untersuchung wurde ein bei dem Unglück ZUSegen gewesener Arbeiter als Zeuge vernommen. Der Mann sagte, wie es ja doch seine Pflicht als Zeuge ersorderte, die Wahrheit aus. Da dieses Zeugniß aber nicht zu Gunsten der Zeche ausfiel, so forderte ihn am andern Tage der Betriebsführer aus, nach dem Amte hin- Zugehen und zu erklären, daß die Aussage, welche er Sestern gemacht, gänzlich gelogen fei. Da der Mann seiner Ehrlichkeit halber dieses aber nicht thun wollte, so wurde ihm so- sort gekündigt und er nach 14 Tagen entlassen, trotzdem er ii Jahre hindurch auf genanntem Werke geschafft hatte! So geschehen in Preußen, dem Staate der S o z ia l r e f o r m. — Französische Spionenriecherei. Unter dieser Spitzmarke »eröffentlicht die„Tante Voß" in Berlin nachstehende Korrespondenz aus Paris : „Paris , 7. Juni. (Priv.-Mitth.) Die Spionenriecherei treibt auch Blüthen, welche mehr Heiterkeit hervorzubringen vermögen, als die witzigsten Einfälle der Komiker. Hier eine Probe. Die„France " ver- bffentlicht aus ihrer ersten Seite, unter der fetten Ueberschrift:„Deutsch - i a n d i n P a r i s", und der zweiten:„Kellner und Blumen- w ä d ch e n", folgende Enthüllungen: Vor einigen Wochen befand ich wich mit einem Offizier in einem Kaffeehaus unweit eines wichtigen Ministeriums. Wir sprachen von einer sehr delikaten militärischen �stage, als der Offizier plötzlich innehielt und auf den Kellner zeigte, welcher zwei Schritte vor uns, anscheinend in's Blaue hineinsehend, da- stand, aber die Ohren spitzte, um sich kein Wort unserer Unterhaltung k>Ugehen zu lassen. Als er sich bemerkt sah, ging er weg. Ich war sprachlos; mein Freund erzählte nun: Vor einigen Tagen habe ich hier
Heiler der Kranken und Balsam für die Schmerzen, erhöre uns! Du, der die Welt verzaubert und die menschliche Vernunft verwirrt, Du, der die Häßlichkeit schön macht und die Ungeschicklichkeit schmückt, All-Friedensstister, der die Schande und Ehrlosigkeit achtungswerth wacht und den Diebstahl und die Prostitution zu Ehren bringt, erhöre uns! Du. der die Feigheit mit dem Ruhm beladet, welcher der Tapferkeit g-bührt, Der der Häßlichkeit die Huldigungen zuwendet, welche der Schönheit gebühren, Der der Hinfälligkeit die Liebe verschafft, die der Jugend gebührt, Boshafter Zauberer, erhöre uns! Dämon, der den Mord anstistet und den Wahnsinn entfacht, erhöre uns! Fackel, die die Wege des Lebens erleuchtet, Führer und Beschützer und Heil der Kapitalisten, erhöre uns! * �«ld, König des Ruhms, Sonne der Gerechtigkeit, stlold, Kraft und Feuer des Lebens, erlauchtes Gold» komm' zu uns j Du Liebenswürdiger für den Kapitalisten, Du Furchtbarer 'Ur den Arbeiter, komm' zu uns! � Ipiegel der Genüsse, Du. der dem Nichtsthuer die Früchte der Arbeit zuwendet, komm' w uns! Du, der die Keller und Speicher Derer füllt, die weder ackern, noch "Jien, weder graben noch säen, komm' zu uns! jp Befreier von der Arbeit, die den Menschen entwürdigt und seme �»ffe verdirbt, komm' zu uns! . Du. die Stärke und das Wissen und die Einsicht des Kapitalisten, 0wtn' zu uns! „Du, die Tugend, der Ruhm, die Schönheit und die Ehre des Kapita- stwn, komm' zu uns! „ p komm' zu uns, verführerisches Gold» höchste Hoffnung, Anfang 7» Ende aller kapitalistischen Thätigkeit, alles kapitalistischen Denkens »b alles kapitalistischen Fühlens! Amen.
Klage« Kioö Rothschilds, des Kapitaliste«. I Kapital» mein Gott und mein Gebieter, warum hast Du mich ver- fcs[?n? Was habe ich verbrochen, daß Du mich von den Höhen des d Arrnuch? �"�bstürzest und mich erdrückst unter der Last der harten Habe ich nicht gelebt nach Deinem Gebot? Waren meine Handlungen o recht und gesetzlich? »nnst Du mir vorwerfen, daß ich je gearbeitet? Habe ich nicht alle
einen Kellner auf der That ertappt. Natürlich beeilte sich der Geschäfts- inhaber, ein grundehrlicher Mann, den Burschen sofort zu entlassen. Er gestand mir, daß er ihn erst am Tage vorher eingestellt hatte. Es gibt dieser Burschen mehrere Hunderte in Paris . Jedes bedeutendere Kaffeehaus, jedes bekannte Restaurant beherbergt ein solch' räudiges Schaf. Dem Wirth wie den andern Kellnern ist es nicht leicht möglich, sie zu entdecken. Das beste Mittel, sie an ihrem nichtswürdigen Ge- schäfte zu hindern, besteht darin, nicht laut zu sprechen. Mein Freund befindet sich in bester Stellung, um die Sache zu kennen, versichert der Verfasser und fährt dann fort:„Die Mädchen, welche Abends Blumen in den Kaffeehäusern, auf dem Boulevard feilbieten, arbeiten für die- selbe Sache, nur etwas anders. Bis auf wenige Ausnahmen sind sie alle deutsche Jüdinnen. Sie bilden unter sich eine Art Verein, kennen sich Alle und �überwachen sich gegenseitig. Jede hat ihr Arbeitsfeld, diese die Kaffeehäuser zwischen der Rue Lafitte und dem Faubourg- Montmartre, jene die der Boulevards Poissonnisre und Saint-Denis . Von Zeit zu Zeit erscheint eines dieser Mädchen, welches eine Stunde vorher bei dem Opernhause gesehen wurde, auf dem Place de la Republigue. Es ist eine Busseherin, die Oberspionin der anderen Spioninnen. Diese Mädchen schöpfen aus mehreren Quellen. Sie gehören gleichzeitig zur deutschen und zur französischen Polizei, welche letztere sie gelegentlich zu gewissen niedrigen Diensten gebraucht. Bei Beobachtung dieser schmutzigen Welt ist mir oft die Kameradschaft auf- gefallen, welche zwischen diesen Blumenmädchen, den Wirthen und Bs- sucherinnen der verdächtigen Kaffeehäuser, sowie den Polizisten besteht. Eine hübsche Gesellschaft, nicht wahr?" Dem geängstigten Patrioten, welchen diesen Nothschrei ausstößt, kann man ohne weiteres zugestehen, was er über die französische Polizei sagt. Er muß es ja am besten wissen und gewisse Gerichtsverhandlungen und Enthüllungen lassen in dieser Hinsicht gar Vieles glaublich erscheinen. Aber um alles in der Welt, was sollen deutsche Spione und Spioninnen unter der Gesellschaft von zum Theil ausländischen Lebemännern und lüderlichen Dirnen, welche in allen feinen Pariser Kaffee- und Speisehäusern vorherrschen? Wenigstens wäre man in Deutschland nie auf den Einfall gekommen, zu glauben, daß die lüderlichen Dirnen, welche jetzt allabendlich die Boulevards wie die Heuschrecken überfluthen, in die Geheimnisse der französischen Kriegskunst eingeweiht sind. Doch hier ist am Ende Alles möglich." Soweit die Korrespondenz der„Vosstschen Zeitung". Ganz so spaß- Haft ist die Sache nun allerdings nicht; sie hat im Gegentheil einen sehr ernsten Hintergrund, sonst würden wir die Notiz nicht abgedruckt haben. Ob die preußische Polizei in P a r i s mit Hülfe der Kellner operirt, das wissen wir freilich nicht, aber das wissen wir— und ge- legentlich der schmachvollen Auslieferung Deuts ch-Bulighins brachten schon eine dahin zielenoe Warnung— aber das wissen wir, daß die preußische Geheimpolizei sich mit Vorliebe der Kellner be- die nt; d aß z a h lr e i che K e l lner i m S o ld e der preußi- schen Polizei stehen, und daß unter den Kellnern wirkliche, in regulärem Dienst stehende Polizei- b e a m t e sind. Der Kellner in Freiburg , durch welchen Bulighin denunzirt wurde, stand im Dienste der Polizei; und in allen Städten Deutschlands , wo es ein organisirtes Spitzelthum gibt, arbeiten Kellner für die Polizei. Am ärgsten ist das in Berlin , wo Hunderte von Kellnern Spitzeldienste verrichten. Und der„Vossischen Zeitung" sollte das nicht unbekannt sein. Oder hat sie etwa des famosen, gegen einen an- gesehenen Künstler gerichteten Majestätsbeleidigungsprozesses vergessen, in welchem ein Kellner als Denunziant fizurirte? Es steht überhaupt den deutschen Zeitungen sehr schlecht an, sich über die französische Spionenriecherei lustig zu machen. Einer Regierung, die im eigenen Lande, zur„Ueberwachung" der eigenen„Unter- thanen", notorisch eine ganze Armee von Spitzeln und azsiit- provooateura besoldet, kann man doch wahrhaftig auch zutrauen, daß sie zur Ausspionirung fremder Staaten, namentlich desjenigen, welchen sie durch ihre Preßreptilien tagtäglich als„Erbfeind" erklären läßt, dieselbenMittel anwendetwie«m eigenenLand. Oder glaubt etwa die„Vosstschs Zeitung", die Brodgeber der Jhring- Mahlow, Schmidt, Friedemann, Weih und Konsorten hätten Gewissens- bedenken, die Franzosen ebenso zu behandeln wie die d e u t- schen Staatsbürger? Zum Schluß sei noch bemerkt, daß wir sehr gute Gründe haben, die Materie jetzt zur Sprache zu bringen. T. Der erste Theil des österr. Sozialistengesetzes(die Aufhebung der Schwurgerichte für sozialistische— pardon, anarchistische Vergehen it.), wurde mit kolossaler Majorität angenommen. Die Abstimmung erfolgte in derselben Wesse, wie sie von uns vorhergesagt wurde. In zweiter Lesung wurde das Gesetz mit 179 gegen 39 Stimmen, in dritter Lesung mit 186 gegen 46 Stimmen, also stets mit der erforderlichen Zweidrittel-Majori- tät angenommen. Nicht weniger als 140 Mitglieder hatten sich absen- tirt(auf deutsch „gedrückt"). Der deutsch - österreichische Klub hielt geradezu fulminante sozialistische Reden, stimmte aber mit wahrer Todes- Verachtung für das Gesetz. Der jungtschechische HanSwurst G r e g r erklärte sich und das ganze österreichische Parlament für Sozialisten, erkannte in dem Sozialismus eigentlich nur den Kampf gegen Hunger und Roth und rief schließlich pathetisch aus, daß er„vielleicht"
Genüsse gekostet, welche meine Millionen und meine Sinne mir erlaubten? Habe ich nicht Männer. Frauen und Kinder Tag und Nacht bis zur Erschöpfung und darüber hinaus in meinen Dienst gespannt? Habe ich ihnen je mehr als einen Hungerlohn gegeben? Hat mich die Nolh und Verzweiflung meiner Arbeiter je gerührt? Kapital» mein Gott, ich habe die Maaren, die ich verkaufte, ver- fälscht, ohne mich darum zu kümmern, ob ich die Konsumenten vergifte. Bis auf die Haut habe ich die Gimpel gerupft, die auf den Leim meiner Prospekte gegangen. Ich habe nur gelebt, um zu genießen und mich zu bereichern, und Du hast meine tadellose Aufführung, mein des Lobes werthes Leben gesegnet, indem Du mir gewährtest Frauen und Kinder, Hunde und Knechte, die Freuden des Leibes und die Freuden der Eitelkeit. Und jetzt habe ich Alles verloren und bin ein Ausgestoßener geworden. Meine Konkurrenten freuen sich über meinen Ruin und meine Freunde wenden sich von mir ab; sie verweigern mir sogar Vorwürfe und un- nütze Rathschläge, sie kennen mich nicht mehr. Meine Mätressen bespritzen mich auf der Straße mit den Karossen, die ich ihnen mit meinem Gelde gekauft. Das Elend legt sich um mich, und gleich den Mauern eines Gefäng- nisses trennt es mich von der übrigen Menschheit. Ich bin allein und Alles in mir und außer mir ist trübe. Meine Frau, die kein Geld mehr hat, um sich zu schminken und ihr Gesicht zu verkleiden, erscheint vor mir in ihrer ganzen Häßlichkeit. Mein Sohn, erzogen zum Nichtslhun, begreift nicht einmal die Tragweite meines Unglücks— Idiot, der er ist! Die Augen meiner Tochter fließen wie zwei Bäche in der Erinnerung an die versäumten Heirathspartien. Aber was sind die Leiden der Meinigen gegen mein Unglück? Da, wo ich als Herr befohlen, jagt man mich fort, wenn ich mich als Unter- gebener anbiete! Alles ist Koth und Stank für mich in meiner Höhle. Mein von der Härte meines Lagers zerschundener und von Wanzen und schmutzigen Insekten zerbissener und zerstochener Körper findet keine Ruhe mehr; meine Seele kostet nicht mehr den Schlaf, der Vergessenheit bringt. O wie sind die Elenden glücklich, die von jeher nur Armuth und Schmutz gekannt! Sie wissen nicht, was zart und lieblich ist, ihre dicke Haut und ihre abgestumpften Sinne empfinden keinen Ekel. Warum inich das Glück kosten lassen, um mir nichts zu lassen als die Erinnerung, blinkender denn eine Spielschuld? Besser wäre es gewesen, o Herr, mich in Elend geboren werden zu lassen, als mich zu verdammen, darin zu verkommen, nachdem Du mich im Reichlhum erzogen. Was kann ich thun, um mein armseliges Brod zu erwerben? Meine Hände, die nur Rinae getragen und mit Banknoten zu thun gehabt haben, können keinerlei Werkzeug Hantiren. Mein Hirn, welches sich nur damit beschäftigte, die Arbeit zu fliehen, von den Ermüdungen des Reich- thums auszuruhen, die Langeweile des Nichtsthuns loszuwerden und über den Ekel der Uebersättigung hinwegzukommen, ifi nicht fähig zu der Aufmerksamkeit, die erforderlich ist, Briefe abzuschreiben und Zahlen zu addiren.
gegen das Sozialistengesetz stimmen werde. Die Pritsche dem Narren! Durch die Bemühungen der Opposition wurde aus dem Sozialisten- gesetze ein Anarchistengesetz gemacht. Mit der Namensänderung ist aber so viel wie gar nichts gethan worden, da es den Richtern vorbehalten bleibt, von Fall zu Fall zu entscheiden, was unter Sozialismus und Anarchismus denn eigentlich zu verstehen sei. Und dessen sind wir sicher, ist es einem von„oben" mal bestimmt, im k. k. Kerker sitzen zu müssen, und wäre es selbst ein Mann wie der selige Schultze-De- litzsch, so würde die österreichische Justiz ihm die schrecklichste anarchi - stlsche Gesinnung nachzuweisen in der Lage sein. — le roi de Prasse hat das Leipziger Reichsgericht gearbeitet, als eS den Leipziger Reichsagitator, Professor Birnbaum aus den Maschen des gerichtlichen Erkenntnisses befreite, das ihn wegen ganz besonders unwürdigen und gemeinen Schwindels zu einem Jahr Gefängniß verurtheilt hatte. Ein Jahr Gefängniß für einen Reichs- agitator und Sozialistenfresser, der jahrelang als Säule der Staats- und Gesellschaftsordnung gepriesen worden, das war freilich eine fatale Thatsache, die, wenn irgend möglich, aus der Welt geschafft werden mußte und allen Scharfsinn des Leipziger Reichsgerichts herausforderte. Und richtig, vermittelst einer besonders guten Lupe wurde auch ein winziges Formfehlerchen gefunden und vermittelst desselben in die Maschen des Erkenntnisses ein gehöriger Riß praktizirt. Ehren-Birnbaum war zwar noch nicht frei, aber eS war ihm doch ein Rsttungsseil hin- geworfen. Leider verlorene Liebesmühe. Ehren-Birnbaum konnte vom Rsttungsseil keinen Gebrauch machen, weil er bei Begehung der ihm zur Last gelegten Schwindeleien mit kolossaler Ungeschicklichkeit operirt und sich jeglichen Ausweg verrammt hatte. Und so half ihm denn der vom Reichsgericht freundlich dargereichte Rettungsstrick nichts: das Dresdener Landgericht mußte den reichstreuen Schwindelagitator und Ordnungsheld ebenso verurtheilen, wie das Leip- ziger Landgericht es vorher gethan hatte. Herr Birnbaum kann nun ein Jahr lang über das Problem der Staats- und Gesellschaftsrettung nachdenken. Vielleicht findet er beim biederen Otto noch einen Unterschlupf. — Belgien . Der für Pfingsten an Stelle der verbotenen Demon- stration nach Brüssel einberufene Kongreß der belgischen Arbeiterpartei war von zirka 500 Delegirten besucht, die folgende Beschlüsse faßten: 1) Einstweilen die gesetzliche Agitation für Erlangung des allgemeinen Stimmrechts fortzusetzen; 2) von einer allgemeinen Arbeitsein st ellung als Antwort auf das Verbot der Demon- stration zunächst abzusehen; 3) auf den 15. August, den belgischen Nationalfeiertag, eine neue Manifestation einzuberufen. Die Stimmung auf dem Kongreß, sowie auf einer Tags darauf einberufenen Volks- Versammlung war eine enthusiastische. Die Ruhe wurde in keiner Weise gestört. Die abgeschmackten Vorsichtsmaßregeln(es wurde massenhaft Militär konsignirt), die der liberale Bürgermeister Buls im Verein mit dem klerikalen Minister Bernaert getroffen, und in denen sich das schlechte Gewissen der Bourgeoisie offenbarte, erwiesen sich als durchaus überflüssig. Wenn die Liberalen ihren Haupttrumpf gegen das allge- meine Wahlrecht ausspielen wollten, so behaupteten sie bisher stets mit Emphase, sie seien nur deswegen gegen dasselbe, weil es, bei oer Unwissenheit des Volkes, die Ultramontanen an das Ruder bringen würde. Nun, am 8. Juni hat sich die Richtigkeit dieses Arguments wieder glänzend bewährt. Bei den an diesem Tage vorgenommenen Ergävzungswahlen haben die hochgebildeten und uneigennützigen Zen- s u s- Wähler den Klerikalen eine Majorität geliefert, wie sie dieselben seit 1830 in der Kammer nicht besessen. Sie haben jetzt die � 3 Majorität und können ungehindert im Lande schalten und walten. Hoffentlich thun sie ihren Gefühlen keinen Zwang an, damit dem Volke immer mehr die Augen ausgehen. Da sie nicht so dumm sein werden, ein Wahlrecht, das ihnen so schöne Früchte gebracht, freiwillig abzuändern, so mindern sich aber auch immer mehr die Aussichten auf eine friedliche Durchsetzung der Forderungen des Volkes. Jndeß, so oder so, es muß auch in Belgien „doch Frühling werden". — Bon Nah und Fern. Wahrscheinlich um die Herren von der Finanz für die Ausweisung der Prinzen zu entschädigen, hat die fran- zösische Regierung die Sozialisten Guesde , Lafargue , Dr. Susini, sowie Louise Michel wegen ihrer Ausführungen in einer am 3. Juni in Chateau d'Eau stattgehabten Versammlung in Anklage« zustand versetzen lassen. Guesde und Lafargue haben sich namentlich dadurch den Zorn der Geldmächte zugezogen, daß sie die Rothschilds als die Seele der monarchistischen Verschwörung bezeichneten und hinzu- fügten, daß man diesen Leuten zu Leibe gehen müsse, wenn man die Republik sichern wolle. Daß die Rothschilds it. gegen die Republik kon- spiriren, weiß in Paris jedes Kind, aber— heilig ist das Kapital und Rothschild ist sein Prophet.— In London spielte sich in diesen Tagen wieder ein Konflikt um das Versammlungsrecht auf offener Straße ab. Ein Polizist hatte in Stratsord, einem kleinen Vorort Londons , eine Anzahl Menschen, die auf dem Broadway dem Vortrage eines Mitglieds der sozialistischen Liga zuhörten, unter vem Vorwand, sie verübten eine Störung des Verkehrs, zum Auseinandergehen ausgesordert, und, weil sie nicht Folge leisteten, den Redner und zehn Andere zur Wach- ststirt. Daraufhin waren sie vom
Ist es denn möglich, Herr, daß Du einen Menschen so erbarmungslos schlägst, der nie auch nur einem Deiner Gebote ungehorsam war? O es ist schlecht, es ist ungerecht, es ist unmoralisch, daß ich die Güter verliere, welche die Arbeit Anderer so mühsam für mich auf« gehäuft hatte. Wenn die Kapitalisten, meine ehemaligen Genossen, mein Unglück sehen, so werden sie erfahren, daß Deine Gnade Laune ist, daß Du sie gewährst ohne Grund, und sie zurücknimmst ohne Ursache. Wer wird dann an Dich glauben wollen? Welcher Kapitalist wird verwegen, sinnlos genug sein, Dein Gesetz anzunehmen, sich im Nichtsthun, im Prassen und Schlemmen zu verweich- lichen, wenn die Zukunft so unsicher, so bedrohlich ist? Wenn der leiseste Wind, der an der Börse weht, die bestangelegten Vermögen fortbläst? Wenn nichts Bestand hat? Wenn der Reiche von heute der Bettler von morgen sein kann? Die Menschen werden Dir fluchen, Gott-Kapital, wenn sie meine Er« niedrigung betrachten, sie werden Deine Macht leugnen, wenn sie die Tiefe meines Sturzes berechnen, sie werden Deine Gunst zurückweisen. Um Deines Ruhmes willen setze mich wieder in meine verlorene Po- sition ein. Erhebe mich aus meiner Versunkenheit, denn mein Herz füllt sich mit Galle, und Flüche drängen sich auf meine Lippen l Wilder Gott, blinder Gott, stupider Gott, hüte Dich, daß die Reichen nicht endlich ihre Augen öffnen und bemerken, daß sie sorglos und un- bewußt am Rande eines Abgrunds wandeln! Zittere, daß sie Dich nicht hineinwerfen, um ihn zu füllen, daß sie sich nicht mit den Kommunisten verbinden, um Dich zu stürzen. Doch welche Gotteslästerung stoße ich aus? Mächtiger Gott, vergib mir diese thörichten und verbrecherischen Worte. Du bist der Meister, der die Güter austheilt, ohne nach dem Verdienst zu fragen, und sie nach Deinem Gefallen zurücknimmst. Du weißt, was Du thust. Du zerschmetterst mich in m-i.nem Interesse, zu meinem Wohle prüfst Du mich. O holder und liebenswürdiger Gott, schenke mir Deine Gunst wieder I Du bist die Gerechtigkeit, und wenn Du mich schlägst, so habe ich unbe« wüßt irgend einen Fehl begangen. O Herr, wenn Du mir meinen Reichthum wieder gäbest, so gelobe ich, Deine Gesetze noch strenger zu befolgen. Ich werde die Lohnarbeiter mehr und besser ausbeuten, die Konsumenten noch listiger �betrügen, die Aktionäre noch vollständiger rupfen. Ich krieche vor Dir, wie der Hund vor dem Herrn, der ihn prügelt. Ich bin Deine Sache: Dein Wille geschehe!
Wortgetreue Abschrift bescheinigt Schluß l