— Wie sollte aber dem wahnfinnigen König„von GotteSGnaden" die Vorstellung kommen, daß ihm die Bildung von Räuber-banden nicht gestattet sei, da er doch ungestraft nicht nur dieGesnnd-heit, sondern auch das Leben seiner Angestellten aufs Spiel setzen durste?Von den unerhörten Dingen, die er in seiner„Einsamkeit" angestellt,wird der größte Theil geflissentlich geheim gehalten, aber aus dem,was bekannt geworden, geht hervor, daß zwei Menschen direkt der unge-zügelten Laune des Wahnsinnigen zum Opfer gefallen find: der Die-ner, der die für den König erfundene Flugmaschine probirenmußte und zerschmettert zur Erde fiel, und der Diener, der sichnach des Königs Meinung nicht tief genug verbeugt hatte, und den ererst„immer tiefer bücken" ließ, dann aber durch einen Fußtritt auf denNacken so heftig zu Boden schleuderte, daß dem armen Teufel die Kinn-lade zerschmettert wurde und er wenige Tage darauf nach gräßlichenSchmerzen starb. Dieses frevelhafte Spiel mit Menschenleben bot nachHerrn Lutz und Konsorten keinerlei Veranlassung zum Einschreiten;wahrscheinlich waren das auch nur„Absonderlichkeiten", wie sie bei an-dern Persönlichkeiten auch vorkommen,„ohne daß mit Zwang gegen sievorgegangen werden will."Er durfte ungestört T o d t s ch l a g verüben, ohne daß er der Fähig-keit, König eines sogenannten Verfassungs- und Rechts-st a a t e s zu sein, verlustig gegangen wäre, erst als er sich bei dem mysts-riösen Anleiheversuch den Orleans gegenüber zu einer Politik verpflichtenwollte, die, wenn durchführbar, darauf hinausgelaufen wäre, das Lebenseiner Unterthanen zu schonen, erst da wurde er der Regierungs-fähigkeit für verlustig erklärt. Wo er schaden konnte, ließ man ihn ge-währen, der erste Schritt nach der Seite hin, wo er nicht schadenkonnte,— denn der geplante Vertrag war undurchführbar— kosteteihn seinen Thron. In der That, wäre er nicht schon verrückt gewesen,er hätte darüber verrückt werden können.— Sehr wahr! Wahrheit und Gerechtigkeit auch dem Gegner gegen-über. In seiner Rede, mit der Herr Lutz in der bayerischen Kammersein nicht zu rechtfertigendes Jgnoriren des notorischen Wahnsinns Lud-wigs II. zu rechtfertigen versuchte, hat er einen Ausspruch gethan, denwir nur unterschreiben können. Er sagte(laut Bericht der„AllgemeinenZeitung"):„Seine Majestät ist mit 18 Jahren auf den Thron gekommenund hat außerordentlich vielSchmeichelei gefunden. Wasder Eine nicht statthaft fand, das hat der Andere ohne Widerspruch voll-zogen. So ist Seine Majestät in demGlauben, daß seine Machtkeine Grenze hatte, tiefer und tiefer gesunken."Die Richtigkeit dieses Satzes wird Niemand bestreiten. Aber was nütztalle Erkenntniß, wenn sie nicht dazu führt, die sich aus derselben er-gebenden Konsequenzen zu ziehen? Tressen die obigen Sätze nicht aufalle Gottesgnadenherrscher zu? Finden sie nicht alle von Jugend aufaußerordentlich viel Schmeichelei, sind sie nicht alle vonSubjekten umgeben, die ihre leisesten Wünsche zu errathen undauszuführen beflissen sind, und ihnen den Glauben erwecken, daßihre Macht„keine Grenze habe"? Man schaue sich doch nur ein wenigunter den übrigen Regierenden und ihrem Nachwuchs um. Welcher un-verhältnißmäßige Prozentsatz von hossnungslosen Idioten! Was ein,wenn auch einseitiger, so doch meist wenigstens sorgfältig betriebenerUnterricht gut machen könnte, wird durch das Unwahre und Unnatür-liche ihrer Stellung von früh auf doppelt und dreifach verdorben. VonJugend auf wird ihr Blick naturgemäß auf das Allgemeine ge-richtet, und doch werden sie die bornirtesten Patrone, manspickt sie förmlich mit den erhabensten Lehren der Moral, und sie werdendie rohesten, brutalsten Gewaltmenschen.In der konservativen„Schlesischen Zeitung" wird darauf hingewiesen,daß an der erblichen Geistesstörung die Inzucht, die Ehe-schließung unter Verwandten, wie sie in den Regentenhäusern üblich ist,ihren Antheil hat, und daß diese höheren Geschlechter im Laufe einergewissen Zeit aussterben müssen, wenn nicht frisches Blut ausV o l k s k r e i s e n, die der Natur näher stehen als der K u l t u r, insie eingeführt wird. Wir akzeptiren dieses, beiläufig recht grob-materia-listische Geständniß, meinen aber, daß wenn es blos auf Einführen von„frischem Blut aus Volkskreisen" ankäme, dann die Gesundheit in jenenKreisen nichts zu wünschen übrig lassen müßte, denn Kutscher, Soldaten,Lakaien»c. kommen gewöhnlich vom Lande, von den Ammen ganz ab-gesehen. Körperlich sind die Herrschaften ja in der Regel auch sokräftig, wie man es nur wünschen mag— Ludwig II. z. B. war einwahrer Hüne— aber es scheint, daß selbst das frischeste Kutscherblutgegen die Vererbung geistiger Störungen nicht aufkommen kann. Esbleiben ja die Faktoren, welche diese Verstmpelung züchten.Uebrigens gilt, was hier von dem Gottesgnadenthum gesagt ist, mehroder minder von allen, unter Ausnahmeverhältnissenlebenden Kreisen. Die Ausschließlichkeit des Blutes züchtet überalleine gewisse Jdiotise, ob es sich unr Fürsten, um gewöhnliche Adlige,um Finanzdynastien(die Fugger, die Rothschild-c.) oder um Bauern-dynastien handelt. Und was außergewöhnliche Machtstellung in Punktogeistiger Zerrüttung fertig bringt, das brauchen wir in derAera Bismarck nicht erst näher auszuführen.Um nun zum Ausgangspunkt zurückzukommen, so fragen wir nur nochdie Verehrer des Gottesgnadenthums: Welches Prognostikon ist nach denWorten des Herrn Lutz dem die Windeln beschmutzenden KönigAlfons XIII.von Spanien zu stellen, dieser höchsten Wonne der— deutschen National-liberalen?— s. Daß der rothe Meyer, der Frankfurter Kirchhofs-Attentäter,nicht blos begnadigt worden ist, sondern auch Avancementund eine Extra-Gehaltszulage empfangen hat, wird von der PresseFeuilleton.Das Haus Wittelsbach.Ein Aeitrag zur Z?aturgcs<bi-Ktc der Könige.*)in.Nach der Katastrophe. Epilog.Spät kommen wir zu unserem Recht, aber wir kommen doch dazu.Vor mehr als zwei Jahren haben wir, als die Ersten, in diesemBlatte Ludwig II. von Bayern so gekennzeichnet, sein Leiden so ge-schildert, wie heute die osfiziöse und die Regierungspresse, die Ministerund die Kammer es endlich gezwungenermaßen auch thun.Vor zwei Jahren recherchirte die Äiünchener politische Polizei in Zürichnach dem Uebelthäter, der diese„Majestätsbeleidigungen" in die Weltgesetzt. Man inszenirte eine Hätz gegen uns. Und heute?Heute, 1886, wird amtlich WortfürWort das be-stätigt, was wir 1884 im„Sozialdemokrat" geschrie-ben haben.Die Berliner„Volkszeitung" hat den Muth, dies anzuerkennen undauf unsere Mittheilungen hin Angriffe gegen das Ministerium Lutz zubasiren.Optimistische Täuschung idealer Schwärmer, zu glauben, daß diese Lutz,Feilitzsch e tutti quanti gehen werden!Der König fiel, fiel in dem Augenblick, als das Ministerium sich sobefestigt hatte, daß der Ansturm der öffentlichen Meinung es nicht weg-zufegen vermag.Diese„öffentliche Meinung"!Kann des Volkes Wille in einem Landtag zur Geltung kommen, derauf dem Zensus beruht?Die Mörder des Königs und des genialen Gudden sind das Ministe-rium Lutz und seine Helfershelfer, der ganze Chorus des höfischenSchmarotzerthums.Ludwig der Paralytiker hat Jahrzehnte lang regiert als Geistes-kranker. Krank schon damals, als er dem Kartätschenprinzen diedeutsche Kaiserkrone anbot.Anbot, weil er dazu g e n ö t h i g t wurde.In nichts zerrinnt der ganze Mythus dieser„That", die ein StückDeutschland zum Nationalzuchthaus gemacht und ihm eine gemeinsamePeitsche verliehen hat.Der Wahnsinn Ludwig's n. ist ein Stoß ins Herz des mon-in der üblichen Weise kommentirt.„Unerhört! Unmöglich!" zetert einTheil der fortschrittlichen und pseudodemokratifchen Presse, während dienationalliberalen Blätter verschämt wegsehen, und die Konservativen,ohne sich zu schämen, Bravo! rufen.„Unerhört! Unmöglich!" Was denn? Daß ein Hallunke, dereine Riedermetzlung des„skrophulösen Gesindels", genannt Volk, undder schwärzesten aller Verbrecher, genannt Sozialdemokraten, organisirenwollte, von den heutigen Machthabern verehrt, geliebt und einer beson-deren Auszeichnung und Belohnung würdig erachtet wird— daS soll„unerhört", das soll„unmöglich" sein? Wunderbare Selbsttäuschung!'Das Gegentheil wäre„unerhört", wäre„unmöglich"! Man denkesich: Mahlow-Jhring auf 10 Jahre ins Zuchthaus gesteckt; Fürst Bis-marck als Urheber des zum Bürgerkrieg reizenden Sozialistengesetzes aufdie Anklagebank gesetzt und obendrein vom Fiskus auf Herausgabe desOttopfennigs verklagt; Puttkamer, der moralische Urheber der Schuf-tereien eines Mahlow- Jhring und Meyer desgleichen auf die Anklage-bank gesetzt,— würden wir nicht ausrufen:„Unerhört! Unmöglich!"?Und das wäre es allerdings. Wie der Herr, so der Knecht.Der Frankfurter Kirchhofs-Meyer hat blos gethan, was seine Chefsihm besohlen— für den Mangel an Geschicklichkeit entschädigt der Ueber-fluß an Eifer— ein so gefügiges Werkzeug, das selbst an das Gesäng-niß oder Zuchthaus anstreift, um nur richtig im Geist seines„Chefs"zu handeln, darf man nicht wegwerfen, nicht einem albernen Rappel un-genügend eingeschulter Richter opfern, das wäre eine riesige Thorheit!Nein! man muß das nützliche Werkzeug aufs Sorgfältigste hegen undpflegen, denn man weiß nicht, wie bald man es wieder braucht.Einige der Blätter, die„unerhött",„unmöglich" riefen, verwiesen dabeisogar auf die Begnadigung eines Lindenberg und anderer Polizei-Schufte aus den Jahren der„schwärzesten" Reaktion, d.h. aus derersten Hälfte der över Jahre. Jetzt, so meinten sie, könne so etwasdoch nicht vorkommen. Jetzt nicht? Seid Ihr Herren denn blind?Schaut nur um Euch! Aber nicht unter Euren Partei- und Klassen-genossen. Ihr Herren Bourgeois-Demokraten und Bourgeois-Fortschritt-ler habt freilich gut reden. Ihr seid heute aus dem Spiel. Damalswar es Eure Klasse, Eure Partei, die unterdrückt und verfolgtwurde. Heute ist es die unsrige. Und was ist die Unterdrückung vondamals verglichen mit der Unterdrückung von heute? Auf jeden Polizei-schuft von damals kommen heute hunderte; auf jeden politischen Prozeßvon damals kommen heute Dutzende, und auf jede gehetzte, zerstörte Exi-stenz von damals kommen heute tausend. Die„schwärzeste Reaktion"von damals war schneeweiß, verglichen mit der Schandwirthschaft vonheute; und der alte Manteuffel und Westphalen würden sich als wahreStümper vorkommen neben den Helden der Aera Horsch, Rumpff,Mahlow-Jhring, Stöcker und Konsorten.Liest man die Prozesse aus damaliger Zeit, liest man z.B. die Ge-schichte der Königsberger Skandale, wie Walesrode sie schildert, sokönnen wir Sozialdemokraten— namentlich die von der jüngeren Ge-neration— und zum Glück sind das weitaus die meisten— so könnenwir kaum begreifen, wie derartige Vorkommnisse einen so gewaltigenLärm machen konnten. Jeder Tag liefert heute Aehnlichesund Schlimmeres. Die Korruption, die Unterdrückung, die Verfolg-ung ist etwas Alltägliches geworden. Man ist daran gewöhnt.Und— es sind ja mit verschwindenden Ausnahmen bloß arme Teufel,bloß Proletarier, die heute betroffen werden— nicht wie damals wohl-situirte Bourgeois, Mitglieder der, zwar politisch besiegten, aber ökono-misch bereits zur Herrschaft gelangten Klasse. Das ist ein wesentlicherUnterschied.Die Presse ist heutzutage, soweit sie nicht gouvernemental und klerikalist, in den Händen der Bourgeoste. Was liegt einem behäbigen Bour-geois daran, daß arme Teufel von Proletariern ihrer persönlichen Frei-heit beraubt, maltraitirt, zu Grunde gerichtet werden? Kein Hahn krähtnach den Habenichtsen. Der Schandprozeß, der sich soeben in M ü n ch e nabgespielt, ist von der bürgerlichen Presse vollständig ignorirtworden. Welchen Lärm hätte sie erhoben, wenn die AngeklagtenFortschrittler oder Nationalliberale gewesen wären,und es sich um die Wahlorganisation der Fortschrittleroder Nationalliberalen gehandelt hätte?Genug, der Frankfurter Kirchhofs-Mey:r hat Gehaltszulage, und dasGericht, welches ihn brandmarkte, eine Nase bekommen. Das ist derLauf der Welt in der besten der Welten. Der Frankfurter Meyer wirdsich für die Gehaltszulage erkenntlich zeigen, indem er die Scharte vomvorigen Sommer auswetzt und die Frankfurter Richter werden sich dieNase zu Gemüth ziehen, und solche Dummheiten für die Zukunft v e r-meiden.— Das Reichsgericht wird sich im Laufe des November mit denDiäten-Prozefien beschäftigen und zwar kommt Hasenclever zu-erst an die Reihe, der also gewissermaßen Versuchsobjekt der deutschenReichsjustiz wird. Die Sache ist sehr knifflig, und die Richter zweiterInstanz haben sich das Verurtheilen auf Pindter-Bismarck'sches Kom-mando so leicht gemacht, daß die Herren vom Reichsgericht sich tüchtiganstrengen müssen, wenn der biedere Fiskus vor einem bitteren Mißer-folg und Pindter- Bismarck vor einer kolossalen Niederlage und nochkolossaleren Blamage bewahrt werden sollen. Da gilt es genau zuüber legen, scharfsinnig aus zulegen, kühn e i n zulegen, tapferunterzulegen; und das ist keine Kleinigkeit, wo Recht und Unrechtso sonnenklar vor aller Welt Augen ausgebreitet sind. Nun, je schwie-riger die Aufgabe, desto größer der Ruhm, desto größer der Lohn. Unddas Reichsgericht steht auf der Höhe der Siwation. Es wird eine For-mel finden, durch die Pindter-Bismarck Recht und der biedere FiskusGeld erhält,— wenigstens auf dem Papier.*) Vergleiche Nr. 8 und 38 des Jahrgangs 1884.archischen Prinzips, den Gnadenstoß aber gibt dem Monarchismusder Tolle von Fürstenried.Ein Narr wird entthront, damit ein Rasender inthronisirt wird.Ludwig der Wittelsbacher erschlägt seinen Arzt und tödtet sich selbst, einbrillanter Beleg für seine Krankheit.Paranoia, Verrücktheit, das bedeutet nur die verkehrte Willens- undGedankenrichtung.Erzeugt wird sie durch die allgemeine fortschreitende Gehirnerweichung(äomsntia paralytica progressiva), die Paralyse, an der, wie wir schon1884 nachwiesen, Ludwig II. gelitten hat.Wie lange wird Otto I. noch forttobend regieren oder fortregierendtoben?Das ist der Wahnsinn der Majestät, die Majestät des Wahnsinns.Oxenstierna ist überholt. Bayern zeigt, daß überhaupt ohne Verstandregiert werden kann.In Nr. 3 des Jahrgangs 1884 schrieben wir:„Wenn Ludwig vernünftig wäre, würde er sicher ob dieser Macht desKapitalismus Sozialist."Er war aber verrückt, und deshalb bekehrte er sich, in seiner Ohnmachtgegenüber den Kapitalmagnaten, zum Most'schen Anarchismus. Essteht fest, daß er seine Lakaien aufgefordert hat, eine Räuberbandezu bilden, um bei den größten Bankiers in München, Berlin, Frankfurtam Main und Wien Einbrüche auszuführen.Also nach dem berühmten Muster der Most, Kumitsch, Stellmacher,Kammerer. Noch heute ist der Dieb in der Münchener Residenz nichtentdeckt: der unter Anklage gestellte Hoffourier Schmidt wurdevom Landgericht freigesprochen!Haben vielleicht Allerhöchstdieselben, Ludwig n., Pfalzgraf bei Rhein,hier die Hände im Spiel gehabt?Die Prämissen dazu sind gegeben.Wer die beiden Münchener Postdiebstähle ausgeführt— eshandelt sich dabei um Hunderttausende—, das weiß bis heutedie Polizei noch nicht—?—?— IFreiherr von P e ch m a n n, wir fragen Sie, Sie pfiffiger Polizei-Chef: Hat vielleicht Ludwig der Päderast das Geheimniß dieser zweiEinbrüche mit sich in den Starnberger See hinabgenommen?Die Regierung dieses Königs war ein Hohn auf das Gesetz, war einVerbrechen gegen die Verfassung. Die Minister sind Hochveräther,sind nicht blos die Mitschuldigen, sondern sie sind die Haupt-schuldigen!Aber freilich, es sitzt sich weich in den Ministersesseln, man bereichertsich rasch, man schafft ein treffliches System der Vetternwirthschaft, manquittirt dankend die preußischen„Tringelder".— Ein schöner Wahn scheint die Gründer der sogenannten Ar-beiterbildungs- oder Arbeiterfortbildungsvereinezu beseelen, die nach dem Sozialistengesetz wie Pilze aus der Erde ge-wachsen sind. Wir sagen, scheint, denn wir wissen nicht genau, ob dieHerren auch wirklich glauben, was sie uns vorreden. Durch diese Ver-eine sollen bekanntlich die Arbeiter der bösen Sozialdemokratie aus denKlauen gerissen werden. Und jetzt behaupten die Leutchen, dieses Zielsei auch erreicht worden. In dem letzten Bericht des sächsischen Landes-Verbandes der(reaktionären) Arbeiterbildungsvereine heißt es wörttich(V. das„Leipziger Tageblatt" vom 20. Juni d. I.):„Wir behaupten nicht zu viel, wenn wir sagen, daß besondersdie Bildungsvereine der Sozialdemokratie Bodenentziehen, und wenn man weiß, daß mit dem Bildungselement engverbunden ist die Verfolgung gemeinnütziger Bestrebungen, die Sorgefür das Wohl des Volkes, dann ist es auch unleugbar, daß unsere aufdem Boden religiös- sittlicher Gesinnung und treuer Liebe zum Vater-lande stehenden Volksbildungsvereine, und insbesondere der SächsischeLandesverband dieser Vereine, hülfreicher Mitarbeit und fortgesetzterUnterstützung würdig und werth sind."Wir wollen das Bettelgeschäft, auf welches es nach der Schlußphraseabgesehen ist, durchaus nicht stören, das aber müssen wir den reaktionärenHerren Vereinsgründern und Vereinsleitern sagen: sie täuschen sich sehr,wenn sie glauben, daß sie durch ihre Bildungsvereine uns„den Bodenentziehen". Wir sind im Gegentheil mit der Thätigkeit dieser Vereine sohöchlich zufrieden, daß wir unser» Parteigenossen wiederholt den Rathgegeben haben, solchen Vereinen beizutreten, und sich dieselben nachMöglichkeit dienstbar zu machen.Wie unsere reaktionäre Volksschule und unsere reakttonären Akademien,Gymnasien und Universitäten neben dem geist- und gesinnungstödtendenGift, das sie zu verabreichen haben, doch auch wieder eine Masse wirk-lichen Wissens und nützlicher, ja nothwendiger Kenntnissemittheilen, so wird in den meisten dieser„Bildungsvereine", neben demservilen Schund, vermittelst dessen man dort die Arbeiter zu verdummenund zu korrumpiren sucht, doch auch Wissenswerthes gelehrt, das un-seren Genossen nur frommen kann, und ihnen Waffen für den großenEmanzipationskampf der Arbeiterklasse liefert. Und durch das, inseinen Grundzügen so leicht verständliche, und, wenn einmal verstanden,nie wieder zu vergessende, sozialdemokratische Programm ist jeder Ar>beiter gegen das reaktionäre Bourgeois-, Pfaffen- und Polizeigift ebensowirksam gefeit, wie weiland der göttliche Dulder Odyffeus durch dasZauberkraut Moly gegen die Hexenkünste der hübschen Circe. Also'je mehr Bildungvereine, desto besser. Mit den Bildungsvereinen, durchwelche die Arbeiter geistig unterworfen werden sollen, erreicht die Bour-geoisie genau dasselbe wie mit den G e w e r k v e r e i n e n, durchwelche die Arbeiter im Bourgeoisinteresse organistrt werden sollten: sieerzieht Sozialdemokraten.sie kaOefferoorwaAbsich!dern,sein,digkdemwertReckseit ei,kündigdem dUnd wsenat'J-kowar i;und ststaat ib°Widenenhanderiendenschlechtturufe,würdeMitwie,und dkannteGenerPunktgen,drang,es au,nur eikann.des KCtaat,Klasse!— Im Londoner„Sozialist" lesen wir am Schluß einer Besprechungder neuesten Chikanen der deutschen Polizei gegen dieArbeiterbewegung:„Es scheint, als pb die Bismarck'sche deutsche Regierungfühlt, daß das Spiel zu Ende geht, und nun einen vorzeitigen Aufstandzu provoziren versucht, da sie sich noch für stark genug hält, ihn in Blutzu ersticken. Das erklärt auch die eigenthümliche Haltung Deutschlandsgegenüber den jüngsten Vorgängen im Orient. Bismarck wünscht inkeine internationale Verwicklungen hineingezogen zu werden, wenn einMißerfolg oder eine Niederlage zum Signal für einen Aufstand inDeutschland selbst werden kann. Hoffen wir, daß unsere deutschen Ge>nassen den Kopf kühl und das Pulver trocken halten und nicht eher denKampf aufnehmen, als bis sie begründete Aussicht auf Sieg haben."Nun, was das„kühlen Kopf:c. behalten" anbelangt, so dürfen dieGenossen vom„Sozialist" beruhigt sein, in dieser Beziehung wird ihreHoffnung nicht zu Schanden werden. Auch was da von der Rückwiri-ung der inneren Verhältnisse in Deutschland auf die auswärtige PolitikBismarcks gesagt wird, ist nicht unbegründet. Zweifelsohne ist dieMöglichkeit einer revolutionären Erhebung ein Faktor, der bei allen po>litischen Kombinationen in Frage gezogen wird. Man darf nicht ver-gessen, daß wenn es heute zwischen den europäischen Großmächten zum Kriegkommt, dieser ein sehr hartnäckiger und darum um so gefährlicher fürden eigenen Bestand derselben werden kann. Ihnen allen sitzt die Re-volution in irgend einer Gestalt im Nacken, und weil sie das wissen,so riskirt keine von ihnen den Anfang. Wer weiß, ob es nicht schonlängst zum Krieg zwischen Deutschland und Frankreich gekommen wäre,wenn sich die Hunderttausende von Sozialdemokraten hätten einfach weg'dekretiren lassen. So aber haben sich Bismarck oder Wilhelm schließlichdoch immer wieder eines Besseren besonnen und das Schwert wieder>»die Scheide gesteckt; denn daß es nicht aus idealer Friedensschwärmereigeschehen, liegt auf der Hand. Auf diese Art wäre es die Sozialdemokratie.welche durch ihr bloßes Dasein den F r i e d e n verbürgte, und fürwahr.wir nehmen die Verantwortung dafür gern auf uns.gewiBol«LetzterJhrinvlfzuischaftund dVerbsVersaiB r ateresseTifddernrung»er«ttifene28.;Mit ddiesSoDeutsGersprecheine 5d-r Aauf dvin,<Frage—„Goldene Worte für unsere Richter". Unter dieser Spifmarke veröffentlicht die„Berliner Volkszeitung" nachstehenden Auszaus einem Gerichtserkenntniß:„O b d i e politische A n s i ch t des Angeklagten eine begründist, hierüber zu urtheilen, geziemt dem Richter nicht. Prizipienfragen der Politik, Grundsätze des öffentlichen Wohles, Erörterungen über Gediegenheftund Verwerflichkeit von S t a a t s e inr i ch t u n g e n unkVerfassung können nicht Gegenstand richterliche«Entscheidung werden. Erörterungen dieser Art gehören eine»Gebiete an, von dem richterliche Wirksamkeit ausgeschlossen ist und deshalb sich fern halten muß. Die Meinung als folche ist kein Verbreche»die..Lenschi,AnReaiAben!»erftäMußDadiese'AberMeist.ArbeiAnstrV-..3»dieseCtrfertigarbei!«urDie s«hNun)SBidie Siheilt,werdiS.Die Feilitzsch, die Lutz sind die Agenten der Hohenzollern, nicht die einzigen in Bayern, aber die thättgsten, die mächttgste«die einflußreichsten.Zwei Tage vor Ludwig'S Tod standen 33 Sozialdemokratenvor dem Münchener Landgericht wegen„Geheimbündelei". Säsind— freilich schon im Namen Otto des Tollen— zu»größeren Theile zu Gefängniß verurtheilt worden, obwohl kein B«'weis gegen sie erbracht war, obwohl nur Polizeizeugen unkPolizeiagenten„Belastungsmaterial" zusammenfabulirt hatte»Nun, der König hat auch einen„Geheimbund", eine„Koalition", z»'Kontrole der Volksstimmung, gründen wollen, er hat sich eines Bergehenkgegen den§ 128 des Strafgesetzbuches schuldig zu machen wenigsten�versucht.Der Minister v. Lutz, der Streber, dessen Vater als armer Volksschullehrer amtirte, während der Sohn Minister war, sagt mtt eisern»Stirne im Reichsrath, daß er ein reines Gewissen hat.Nur zu, ihr Herren, ihr säet eine Saat des Hasses, die uns ei»herrliche Ernte bringt.Im Volke gährt es, die Unklarheit und Verworrenheit wird im!mehr schwinden und dem Bewußtsein Platz machen, daß es s o nüweitergehen kann.Die L u i t p o l d, die L u tz, die C r a i l s h e i m graben sich ih'eigenes Grab.Sie schießen Bresche in das Prinzip der Monarchie, sie reißen eüneues Loch in den fadenscheinig-zerschlissenen Mantel der LegitimitätUnd Otto der Varzinese ist ihr Lehrmeister.Das sind die Agitatoren der Sozialdemokratie, die sich von Ar'beitergroschenmästen. rmttAber sie agitiren gut, so gut, daß ihre Herrlichkeit bald zu Ende gehe»wird, bald zu Ende gehen muß! 3�Bayerisches, deutsches Volk, Proletarier überall, noch seid Ihr die ZU' geojzschauer bei dieser königlichen Tragikomödie. Ü z tMit vernichtender Ironie reißt deren Dichter— die Weltge th-igschichte— dem parasitischen Renommistenpack den Flittertand vo»Leibe, zerschlägt sie die thönernen Kothurne, zeigt in Irrsinn, Schmuf ihrenVerbrechen, in ihrer ganzen feigen Erbärmlichkeit den modern» haßK l a sls e n st a a t, das Königthum sans phrase.Und die Fabel dieses Stücks?Hoch die Republik!Es lebe die Sozialdemokratie!Bajuvarier.SegenGewiÄiortJnar«endeJonn«er«er t