ht, Redner sein zu wollen. Die pomphafte, saubergewaschene, glattraftrte zu Berebtsamkeit des geborenen Präsidenten" Simson ist ebensowenig vers ng" geffen, wie die eleganten Gurgelübungen Fordenbecks und die klassischen
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Homer - Citate des guten Levehow. Sie alle find aber Stümper, vers Cus: glichen mit dem jezigen Präsidenten, Herr von Wedell- Piesdorf, der gen fein eigenes Genre ist, und trotz seiner sonst sehr unmodernen Ans ebt, schauungen auf rednerischem Gebiet das modernste Genre, nämlich den Bolaismus zu kultiviren scheint. Als dieser Tage der subventionirte Dampfer von Bremen abging, mußte diese Gelegenheit natürlich zu einer it" patriotischen Kneiperei benutzt werden, wobei natürlich der Präsident rg des deutschen Reichstags nicht fehlen durfte, und auch eine Rede zum loß Besten geben mußte. Es war eine denkwürdige Rede. Nach der des allerdings nicht offiziellen, darum aber nicht weniger forretten ftenoJm graphischen Niederschrift lautete sie wie folgt:„ Wir haben hier Bers vor uns das jüngste Kind der Ehe zwischen Reichstag und Bundesrath. in Dieses jüngste Rind rechne zu den hoffnungsvollsten ich meine die ren Reichspostdampfschifffahrt. Die Erzeugung dieses Kindes ist keineswegs eben eine leichte gewesen.( Heiterkeit!) Es ist nicht auf den ersten Schlag titel gelungen. Bater Bundesrath hat sich mehrere Male bemühen müssen ten,( Heiterkeit), indessen ist zuletzt das erwünschte Resultat erzielt worden. des Diejenigen, welche im vorigen Winter in Berlin waren, erinnern sich, unter welch schweren Wehen endlich die Reichspostdampfschifffahrt ge err boren worden ist. Der Reichstag hofft an diesem seinem Rinde reiche die mütterliche Freude zu erleben, er hofft, daß es sich glänzend entwickeln, auf daß es zunehmen und seiner Mutter in allen Beziehungen Ehre machen
werde."
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Schade, daß uns Herr von Wedell- Pielsdorf zu erklären vergessen Eung hat, wie der Reichstag , der doch unzweifelhaft männlichen Geschlechtes ges ift, zur Mutterschaft gelangen konnte. Außerdem scheint er uns überden, sehen zu haben, daß es im Reichsstrafgesetzbuch einen§ 175 gibt, welcher den Ite." geschlechtlichen Verkehr zwischen Personen männlichen Geschlechtes mit tes Gefängnißftrafe und eventuell mit dem Verlust der bürgerlichen Ehrenerin rechte bedroht."
Dber sollte Herr von Wedell sich wirklich so weit vergessen haben, dem Reichstags die Männlichkeit bestreiten zu wollen, er, der Präsident dieser vegerlauchten Rörperschaft? Man benke
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Preußisch deutsche Sozialreform. Jn Spremberg rung wurde am 25. Juni die dortige Mitgliedschaft des Deutschen Manuner, fattur- Arbeiter und Arbeiterinnen- Vereins vorläufig geschlossen, haus weil in derselben öffentliche Angelegenheiten erörtert worden sein follen. Welch' hochverrätherisches Beginnen! In Berlin wurde am 34. Juli eine Maurerversammlung nicht genehmigt, und in Rigdorf bei Berlin eine Versammlung des Arbeiter Vereins Gemüthlichkeit" verboten. Recht gemüthlich! Ferner wurde verber boten der„ Dilettantenverein" zu Herford in Westaflen. Ausgewiesen wurden: aus Leipzig die Schloffer Hermann Dauner aus Halle und Georg Friedrich Johannes aus be Berlin , der in Plagwik- Leipzig anfäßige Material- Waaren bene händler 3ushwerdt aus Berlin ; alle drei gehörten dem aufgeges lösten Metal larbeiter Faverein in Leipzig an. Aus Berlin der Drechslermeister Heinrich Tabert, der im Prozeß erbe Berndt Christensen gegen Ihring aussagte. Berndt dagegen ist nicht üths ausgewiesen, was uns wunderbar erscheinen würde, wenn wir uns über das Borgehen der Polizei überhaupt noch wundern könnten.
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- Bon Nah und Fern. Die Rothscheu greift im deutschen Ge Reiche immer mehr um sich. In Weißenfels ( Provinz Sachsen ) Schle wurde ein Cigarrenhändler wegen einer rothen Gardine, die er en gam Fenster seiner Wohnung angebracht, zu 50 Mark Geldbuße verur chietheilt, in Greifenstein bei Geyer ( Rönigreich Sachsen) ein rother über Regenschirm als staatsgefährlich konfiszirt. Wink für Psychia macht triter! Die tleritale Germania" berichtet mit Entzücken, daß Lud Schle wig II. von Bayern in den letzten Tagen seines Lebens nach den Trö oth stungen der Religion verlangt. Da war sein Wahnsinn bekanntlich chein absolut nicht mehr zu verheimlichen.- Unsere Leipziger Genossen ich haben am Jahrestage der Verhängung des Kleinen über Leipzig 2c. im ganzen Umfang des belagerten Gebietes ein schneidiges Flugblatt vertung breitet, leider wurden fünf dabei abgefaßt. Genosse Singer hat efiber einen Abschiedsgruß an seine Berliner Wähler veröffentlicht, den dieses die Berliner Genossen am vorigen Donnerstag mit der sie auszeich Bio nenden Präzision in 20,000 Exemplaren verbrciteten. Die Berliner Börsenzeitung" tischte ihrem Publikum die Mähr auf, daß die Ausihre weisung Singer nicht außer Zusammenhang mit der Thatsache stehe, m; daß in letzter Zeit von der Internationale oder auch noch von anderer eichne deutschfeindlicher Seite in Paris Gelder an die Berliner Sozialdemo
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tratie gelangt sind, die darauf berechnet waren, auch in Berlin einen dene Butsch hervorzubringen. Auch sollen darüber sehr ernste Verhandlun ben gen zwischen der Reichsregierung und der französischen Regierung statten gefunden haben." Das heißt das Recht, Dummheiten zu schreiben, mißrben brauchen bemerkt dazu der Pariser Cri du Peuple", die Berliner Snne aber sagten einstimmig: Dellborf- Gummizelle! In Posen ist der wur Schloffer Liczbinski, der sozialistische Flugblätter in polnischer geg Sprache verbreitet haben soll, wegen ,, Aufreizung" 2c. zu neun Mos naten Gefängniß verurtheilt worden. Echt russisch!- zäh In der Prozeßangelegenheit gegen Genoffe Goda u 2c. hat das Reichs
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gericht das freisprechende Urtheil erster Instanz verworfen und so die Sache zur nochmaligen Verhandlung an das Landgericht Insters Imburg verwiesen. Hurrah! es gibt noch Reichsgerichtsräthe! In einer ig Bolemit gegen die Berliner Kreuzzeitung" fagt die liberal- konservative lifte Neue Züricher Zeitung ":" Die deutsche Politit findet bei uns viele me Bewunderer; wenn in den letzten Jahren die Sympathien für dieselbe me geringer geworden sind, so mag das zum Theil auf dem System der reusnahmegeseze beruhen, bas bem ausgeprägt bemokratischen fb Sinne des Schweizers widerspricht..." Aus solchem Munde hören wir bas wid boppelt gern.
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Frankreich . Vier Fragen waren es, welche die Tagesordnung Kongreffes der Federativ- Union des Arbeiterverbandes bildeten: 1) Stellungnahme zu dem vom Handelsminister 2 od roy ausgearbeiteten Gesezentwurf über die Organisation von gewerblichen Schiedsgerichten( Prud'hommes).
Der Kongres verwirst denselben, weil er die kleinen Beamten, die Möandarbeiter 2c. der ausschließlichen Bourgeois- Rechtsprechung überläßt, weil er die Einsetzung der Schiedsrichter der Verwaltungsbehörde vor behält, den Kostenvorschuß beibehält, das Arbeiterelement in den Komites ben Prinzipalen preisgibt durch Verlegung der Wahl des Bureaus in aus Arbeitern und Prinzipalen bestehenden Versammlungen 2c. 2c. Dagegen atzeptirt der Kongreß den Gegenentwurf des Delegirten Chausse, der auf den Prinzipien beruht, wie sie 1884 auf den Arbeiterkongreffen in Paris und Rennes in dieser Hinsicht aufgestellt wurden.
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Dieser Gegen Entwurf, der über 40 Paragraphen enthält, fordert
unter Anderem:
Obligatorischen Sühneversuch, unentgeltlichkeit der Vorladungen, Unterstellung aller Differenzen zwischen Arbeitern und deren Anwender, auch wenn lettere Raufleute sind, unter die Schiedsgerichte, Bevorzugung der Arbeiteransprüche in Ronkursfällen, Entschädigung der Zeugen 2c. 2c. 2) Streits und Koalitionen. Der Kongreß hält es für zwecklos, Wasich im Prinzip für oder gegen Streits zu erklären, da dieselben das un bermeidliche Produkt des in der kapitalistischen Gesellschaft bestehenden laffengegensatzes find. Vielmehr hat sich die Arbeiterpartei mit der Drganisation dieses Kampfmittels der Arbeiterklasse zu beschäftigen. Da jedoch eine Reihe von Gesezen in Frankreich das Koalitionsrecht der Arbeiter beschränken, so spricht sich der Kongreß für Abschaffung aller bieser Gesetze aus.
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Er fordert daher:
1. Abschaffung des Gesetzes Dufaure vom 4. März 1872( Verbot der Internationalen Arbeiter Assoziation) und des Gesetzes vo vom 21. März 1884 über die Arbeitersynbitate.
2. Unverklausulirte Anerkennung des Rechtes der juristischen Person an die Arbeitersyndikate.
Aufhebung der Artikel 414 und 415 des Strafgesetzbuches.( Es find bies die Paragraphen, auf Grund deren Noche und Duc Quercy verurtheilt wurden. Sie betreffen die ,, unerlaubte Beeinflussung zur Arbeitseinftellung".)
3. Ueberweisung aller persönlichen und geschäftlichen Differenzen in Bezug auf das Arbeitsverhältniß an die gewerblichen Schiedsgerichte. 3) Errichtung von Arbeitsbörsen. Der Kongres beschließt:
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1. Es soll in Paris eine Zentral- Arbeitsbörse errichtet werden mit Nebenstellen( annexes) in allen Arrondissements.
2. Diese Nebenstellen sollen in steter Verbindung mit dem Zentrals bureau sein.
3. Jebe Nebenstelle soll aus einem Verwaltungsbureau und einem großen Bersammlungssaal bestehen.
4. Die Kosten für die Verwaltung, das Material 2c. der Arbeitss börse und ihrer Nebenstellen sollen von dem Budget der Stadt Paris gedeckt werden.
5. Die Verwaltung der Arbeitsbörse soll ausschließlich den Arbeiters syndikaten und den frei organisirten Fachgruppen zugewiesen werden. Im Anschluß an diese Beschlüsse wurde der Wunsch ausgesprochen, daß eventuell eine lebhafte Agitation entfaltet werde, um die isolirten Arbeiter zum Anschluß an ihre Fachorganisationen zu bewegen. Zu diesem Behufe soll dann eine allgemeine Amnestie für Ausgestoßene 2c. eintreten und eine Frist von einem Jahre gewährt werden. Ferner soll auf die Bildung weiblicher Syditate hingewirkt werden, damit auch die weiblichen Arbeiter an den Vortheilen der Arbeitsbörse theilnehmen.( Bravo !)
4) Gesetzliche Herabsehung des Arbeitstages. Der Kongres hält die Herabsetzung der Arbeitsdauer auf acht Stunden pro Tag für nothwendig:
1. Um die Lage der Arbeiter in materieller, geistiger und sittlicher Beziehung zu heben;
2. Um die Dauer der Stockungen durch Beschäftigung einer größeren Anzahl Arbeiter zu verkürzen;
3. Um den Herstellungspreis der Produkte auf das Minimum zu reduziren und die heimische Industrie zu heben.
Er fordert daher das Eintreten der Regierung, des Parlaments, der Provinzials und Gemeinderäthe dafür,
daß die Arbeitszeit gesetzlich auf acht Stunden pro Tag oder auf wöchentlich 48 Stunden bei einem Ruhetag pro Woche reduzirt werde in allen öffentlichen und privaten Werkstätten 2c., und zwar für alle erwachsenen Arbeiter und jugendlichen Personen über 16 Jahren, da die Kinder bis zu diesem Alter Schul- und gewerblichen Unterricht erhalten sollen.
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Die Herabsetzung der Arbeitsstunden soll keine Verminderung des Lohnes zur Folge haben. Die Regelung der Lohnverhältnisse übernehmen die Syndikatskammern und Fachvereine. Falls Ausnahmsfälle eine Vers längerung der Arbeitszeit erheischen, sollen die Ergänzungsstunden dop: pelt bezahlt werden.
Ernennung von Fabritinspettoren und Inspektorin nen durch die Arbeitersyndikate, dieselben segen eine Bentraltommission ein, welche den ganzen Ueberwachungsdienst zentralisirt. In allen Industrien, wo mehr Frauen als Männer beschäftigt sind, werden Inspektorinnen ernannt. Die Inspektoren, die Inspektorinnen und die Zentralkommission werden vom Staat besoldet. Inkraftsegung des Gesetzes vom 2. März 1848, welches das wucherische Arbeitsverdingen( marchandage, wobei die Arbeiter sich gegenseitig unterbieten) verbietet.
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Dies die wesentlichsten Beschlüsse des Kongresses, das Resultat sehr lebhafter und eingehender Berathungen. Sie sind nicht gerade umstürzlerisch, aber sie legen Zeugniß ab von dem start entwickelten unab= hängigkeitsgefühl und ebensolchem Klassenbewußtsein. Die Hülfe des Staates, dessen Mittel, wie es an einer Stelle in den Motiven heißt, doch nur aus den Taschen der Arbeiter fließen, wird nicht verschmäht, wohl aber wird überall ängstlich darüber gewacht, daß die geschaffenen oder geplanten Rörperschaften von allen staatlichen 2c. Einflüssen unabhängig bleiben. Red
Sehr wohlthätig berührt uns auch die wiederholte Berücksichtigung des weiblichen Elements, nicht blos, wo es sich um Pflichten, sondern auch wo es sich um Rechte handelt. Die französischen Arbeiter gehorchen hier zwar nur einem Gebot der Nothwendigkeit, denn die Ins tereffen der Arbeiter fordern heute gebieterisch die Heranziehung ber Frauen zur Theilnahme am öffentlichen Leben, aber selbst das Ers kennen dieser Nothwendigkeit ist heute schon ein Verdienst, angesichts des starken Vorurtheils, das selbst in sonst freigesinnten Kreisen in Bezug auf die Frauenfrage herrscht.
Holland.
In Amsterdam starb am 5. Juli im Alter von 57 Jahren einer der ältesten und treuesten Borkämpfer des Sozialismus in den Niederlanden , der Schneider
Hendrick Gerhardt.
Gerhardt war einer der ersten Agitatoren für die Internationale, deren Grundsägen er treu blieb bis an sein Lebensende. Der Kommunismus war sein Streben, außer ihm tannte er keine Rettung. Nie ging man von ihm fort", sagt unser Bruderorgan, Recht vor allen" von Gerhardt, ohne etwas gelernt zu haben, sei es, daß er einen neuen Gesichtspunkt eröffnete, sei es, daß er eine Frage von einer andern Seite beleuchtete." Von einer vortrefflichen Schrift Gerhardt's über die Internationale und den Sozialismus sagte Dr. Paepe im Jahrbuch für Sozialwissenschaft", daß sie als ein wahres Manifest des niederländischen Kommunismus gelten tann. Die Jdeen, welche in derselben ausgesprochen werden, entsprechendenen des deutschen kommunistischen Manifestes von 1848."
Gerhardt wurde am 8. Juli auf ausdrücklichen Wunsch in aller Stille bestattet. Unser Freund Domela Nieuwenhuis würdigte in furzen Worten die großen Verdienste des Verstorbenen und legte einen Lorbeerkranz mit der Inschrift H. Gerhardt, der edle Kämpfer für das Proletariat" auf sein Grab nieder.
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Amerika . Auf dem Schlachtfelde des Klassenkampfes geht es drüben noch lebhaft zu. Ermuthigt von dem arbeiterfeindlichen Gebahren der Macher der öffentlichen Meinung" und der Gerichte, sucht das Ausbeuterthum jetzt den Arbeitern die von denselben errungenen Vortheile wieder streitig zu machen, stoßt aber dabei meist auf kräftigen Widerstand. Wie wachsam die organisirten Arbeiter gegenüber dem Gebahren der Kapitalisten sind, und wie stark das Solidaritätsgefühl unter ihnen entwickelt ist, dafür ein Beispiel. Louis Boffert, Inhaber eines Bauzimmerei 2c. Etablissements in Brooklyn , versuchte, die Arbeitszeit wieder heraufzusehen, worauf seine Arbeiter austraten und er Scabs"( Nichtgewerkschaftler) engagirte. In einer der letzten Nummern der New- Yorker Volkszeitung" finden wir nun folgende Zuschrift veröffentlicht:
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,, Werthe Redaktion! Soeben habe ich erfahren, daß... Louis Boffert Fensterrahmen für einen Platz in der 2. Avenue zwischen 93. und 94. Str. liefert. Das Exekutivkomite der Carpenters ( Bimmerleute) sollte hiervon Notiz nehmen.
Wir Brickleger( Maurer) sind bereit, sofort die Arbeit nieders zulegen, sobald ein Komite vorspricht.( Folgt unterschrift.)" Das heißt man doch, auf dem Posten sein!-
In einem Artikel über das Fazit der Achtstunden- Bewegung schreibt die„ New- Yorker Volkszeitung" neuerdings:
Einer unumstößlichen Wahrheit müssen wir fest und entschlossen ins Auge sehen: die Ergebnisse der Achtstunden- Bewegung sind nicht so ausgefallen, wie es die organisirten Arbeiter des Landes gehofft hatten und wie sie es nach den zuerst errungenen Erfolgen erwarten durften. Während in der zweiten Woche des Mai nach sorgfältiger Zusammenstellung aller Berichte aus dem Lande sich eine Maffe von über einer Viertel- Million Arbeiter ergab, welchen es that sächlich gelungen war, sich den Achtstundentag zu erringen, schmolz diese Zahl in den darauffolgenden Wochen beträchtlich zusammen, bis heute taum noch 50,000 Arbeiter zu finden sind, denen die ihnen zus gestandene Zeitverkürzung nicht wieder entrissen worden wäre. Ja, noch mehr: nicht nur der Achtstundentag, sondern auch die beschei deneren Errungenschaften, welche andere Gewerke, die sich noch nicht start genug fühlten, in den Achtstundentag einzutreten, sich erkämpft hatten, stehen nunmehr, nach dem Fehlschlag der Hauptaktion, auf dem Spiele. Der moderne Sklavenhaltergeist ist im Boßthum, in der Ausbeuterstppe jedes Kalibers auf der ganzen Linie zum Bewußtsein der politischen und ökonomischen Riesenmacht erwacht, die ihm noch zu Gebote steht, und mit deren Hülfe er jede, noch so bescheidene Emanzipations Bestrebung der Ausgebeuteten erfliden zu fönnen glaubt.
" Der erste Ansturm der organisirten Arbeit, um sich ein winziges Theilchen der ihr von Rechtswegen voll und ganz gehörenden Freiheit von jeder Ausbeutung zu erkämpfen, ist an allen wesentlichen Puntten zurückgeschlagen worden. Dies steht unzweifelhaft fest und muß rüdhaltslos zugestanden werden.
,, Daß darum der Kampf nicht aufgegeben, sondern im Gegentheil mit verdoppelter Energie, mit der ganzen aus der erlittenen Nies derlage, aus der erbärmlichen Niedertracht des Gegners geborenen Er bitterung weiter geführt werden wird, versteht sich von selbst. Und hier sei gleich eines hocherfreulichen Umstandes gedacht der beim Abschluß dieser Bewegung zu Tage getreten und dieselbe von früheren, die einen ähnlichen Verlauf genommen, vortheilhaft unterscheidet. Während nämlich bei früheren Gelegenheiten die Niederlage in der Regel einen hohen Grad von Entmuthigung erzeugte, unter welcher die Organisationen selbst, deren numerische und geistige Stärke, zu leiden hatten, ist heute so gut wie gar nichts von einer solchen Entmuthigung zu bemerken. Selbst junge Gewerkschaften, wie z. B. die Carkutscher, haben nach der Niederlage keinen Verlust an Mitgliedern zu verzeichnen und stehen nach wie vor in ungebrochener Phalang da, bereit zu weiteren Kämpfen. Selbst die Möbelarbeiter nach dem soeben bestandenen, fast beispiellos harten, alle Kräfte dieser Drganisation bis aufs Aeußerste erschöpfenden Rampfe haben keine nennenswerthe Eins buße erlitten." ad
Das ist in der That hocherfreulich!
Der Chicagoer Anarchistenprozeß entwickelt sich zur reinen Seeschlange. Es ist nicht möglich, die nöthige Anzahl Geschworner aufzutreiben. Staatsanwalt und Vertheidiger machen von dem Rechte der Zurückweisung solcher Leute, die sich nach der einen oder andern Richtung für voreingenommen erweisen, den ausgedehntesten Gebrauch, und die aufgerufenen Personen erleichtern ihnen das nach Kräften, um sich von einem Prozeß zu drücken, der sich unendlich in die Länge ziehen kann.
Die organisirte Arbeiterschaft Chicago's nimmt entschieden für die Verhafteten Partei. An der Spitze derer, die Gelder für den Vertheidigungsfonds sammeln, steht Dr. Ernst Schmidt, ein hoch. angesehener Deutscher Arzt in Chicago , ein Mann, der zwar aus seiner sozialistischen Gesinnung kein Hehl macht, aber keineswegs Anarchist ist. Er sagte zu dem Berichterstatter der New Yorker Volkszeitung":
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„ Das Wort Anarchist ist dumm gewählt und dafür bemesse ich Most die Schuld bei. Dies Wort bedeutet seit Jahrtausenden ein wüstes Durcheinander Morden, Brennen, Hängen, während es einen Bus stand bezeichnen soll, in welchem Reiner über den Anderen herrscht. Ja, wenn Most dies Wort zum ersten Male angewendet hätte! Was wir erstreben, ist ja gerade dieses; aber wie werden wir es erreichen? Auf dem sogenannten gesetzlichen Wege? Ich bin dafür gerade so, wie vor sieben Jahren. Ich bin immer dafür gewesen, daß die Arbeiter an den Stimmtasten gehen sollen und sei es auch nur zur Uebung, wie sie es in Deutschland machen um ihre Stärke zu zeigen. Wenn Spies und seine Freunde meinem Rathe gefolgt hätten, statt dem des einen halbwahnsinnig erscheinenden Most, dann wären sie heute nicht des Mordes angeklagt, denn die Politiker würden es nicht wagen, die Bertreter einer Partei auf die Anklagebant zu bringen, welche nach zwanzigtausenden von Stimmen zählte."
.. ,, Daß die Bombe am 4. Mai infolge eines vereinbarten Planes geworfen wurde, kann ich mir nicht wohl denken. Denn, was sollte diese eine Bombe wohl nügen? Und, wenn ein Plan vorgelegen hätte, würde man doch wohl die Telegraphendrähte der Polizei abgeschnitten haben. Dieselben sind auf dem Signalbogen so niedrig angebracht, daß man sie mit der Hand erreichen kann. Das Telegraphens und Patrolwagensystem ist die einzige Waffe, welche die hiesige Polizei besitzt, um eine Bevölkerung, die auf einem Flächenraum von 35 Quadratmeilen zerstreut ist, in Schach halten zu können. Und außerdem, wenn der Plan vorher vereinbart gewesen wäre, so würden doch wohl mehr Bomben geworfen worden sein.
,, Die Anstifter hätten wenigstens dabei nicht mehr riskirt, als sie bei der einen ristirt haben würden. Um den Kopf hätte es sich ja nun doch so wie so gehandelt. Es gibt jetzt nur noch ein Mittel, die Angeklagten zu retten und das ist eine energische, entschlossene, erfolgreiche Wahlagitation. Wenn der Staatsanwalt eine gefügigere Jury zusammenbringt, so werden mehrere Todes urtheile gefällt und auch ausgeführt. Die Verurtheilten sind unfehlbar dem Galgen verfallen, wenn im nächsten Herbst nicht eine impos nirende Anzahl Arbeiter stimmen für ein reines, unantast bares, unabhängiges Arbeiterticket abgegeben wird. Wir werden, falls das Verdikt der Jury auf schuldig lautet, jedenfalls einen Urtheilsaufschub von den höheren Instanz verlangen und die Sache bis nach der Wahl hinziehen können, wenn dann aber nicht Tausende und Abertausende hinter den Verurtheilten stehen, dann sind sie rettungslos dem Henker verfallen. Aus diesem Grunde sollte schon jetzt die Wahlagitation beginnen und damit nicht geruht werden, bis der 2. November vorbei ist. Jest ist die Zeit gekommen
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wenn die Arbeiter meinem Rathe jetzt nicht folgen, dann sind sie es, welche Diejenigen, die sie für ihre Freunde ausgeben, selbst an's Meffer liefern. Ich bin nicht ehrgeizig und verfolge keine selbstsüchtigen Pläne. Ich würde heute lieber auf die Barrikaden steigen, als Major von Chicago oder Governor von Jllinois sein, denn ich habe nur noch wenige Jahre zu leben, aber ich spreche aus Ueberzeugung und weil ich die jungen Leute, die ich wegen ihrer Ehrlichkeit und Dpferwilligkeit achte, retten und auf den richtigen Weg zurückführen möchte. Ich weiß, daß sie es gut mit den Arbeitern meinen, daß sie aber mißleitet worden find. Spies hat sich aufgeopfert und er würde nicht ein Wort sagen, um der guten Sache zu schaden, oder um sich aus der Schlinge zu ziehen, und deßhalb möchte ich gern, daß er der Bewegung erhalten bleibe, das kann aber nicht geschehen, wenn mein Rath unbefolgt bleibt." Auf einem am 27. Juni von der Central Labor Union Chicago ab gehaltenen Arbeiterfest wurden über 1000 Dollars für den Fonds zum Wiederaufbau der Arbeiterzeitung" und zur Vertheidigung der Anges flagten vereinnahmt. Im Ganzen sind bereits gegen 8000 Dollars ( 34,000 Mart!) für diesen 3wed aufgebracht!
Korrespondenzen.
Neu- Hardenberg, den 21. Juni. Geftatten Sie mir, verehrte Redaktion, daß ich das Parteiorgan mit einigen Zeilen in Anspruch nehme, um klar zu legen, was heute alles im neuen Deutschen Reiche im 19. Jahrhundert bestraft wird.
In Neu Hardenberg , Mark Brandenburg, Lebuser Kreis, starb am 29. März einer unserer tüchtigsten Genossen, der Maurer Friedrich Rupp. Angesichts seiner Pflichttreue und Ausdauer im Kampfe gegen die barbarischen Zustände im Reiche der Gottesfurcht und frommen Sitte, sahen wir uns veranlaßt, ihm zu seiner letzten Ruhestätte das Geleit zu geben, und hatten, um die Feier noch mehr zu erhöhen, ein Musikchor engagirt. Die Genossen, die bereits in Berlin als Maurer ihrem Gewerbe nachgingen, waren von dem Ableben Rupp's in Kenntniß gesetzt worden und hatten sich alle eingefunden, so daß wir unserer 20 Mann waren. Zwei derselben brachten jeder einen Lorbeerkranz mit, in dessen einen wir mit Rücksicht auf die Weltanschauung des Vorstor benen den Ausspruch Börne's:„ Einen Wahn verlieren, macht weiser als eine Wahrheit finden," den wir ihm als Nachruf widmeten, als Jnschrift befestigten, während Genosse Fischer, dessen intimer Freund Rupp war, ihm einen Kranz mit einer Inschrift aus Schillers Elegie v. 4-6, gewidmet hatte und mit ein paar Worten auf das Grab niederlegte. Nachdem wir in üblicher Weise in dem betreffenden Lokal, in dem wir verkehrten, die Ehre des Todten gewürdigt, gingen wir mit einem Hoch auf den Verstorbenen und unsere Verteter im Reichstage in ruhiger Weise auseinander.
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Zwei Tage nach dem Begräbnisse verbreitete sich nun das Gerücht, daß der Kranz des Genossen Fischer von der Polizei vom Grabe konfis zirt sei. Auf Anfragen des Betreffenden bei dem dortigen Amtsvors steher wurde ihm die Nachricht bestätigt. Der Ortsschulze Hilde brandt heißt der saubere Patron, um ihn gleich hier zu fennzeichnen habe es ihm, dem Ortsvorsteher angezeigt und die Entfernung des Kranzes verlangt. Auf die Frage, worauf man sich bei diesem Vors gehen stüße, wurde Fischer geantwortet, daß solche Inschrift auf einem christlichen Kirchhofe anstößig sei, sie würde vielleicht für eine Stadt paffen, aber nicht für die Landbevölkerung. Er würde die Sache dem Staatsanwalt zur Prüfung übersenden, ob es nicht als grober Unfug zu bestrafen sei. Es verging nun eine lange Zeit, wir glaubten schon, baß der Ortsvorsteher auf die Drohung des Genossen Fischer, er würde