Die so außerordentlich friedlich und günstig verlaufene Greifenstein-Partie im 19. Wahlkreise bot dem Staatsanwalt vie beste Handhabe zueinem anderen Prozeß. Acht Mann, darunter der Genosse und Reichs-tagsabgeordnete Geyer, Genosse R i e m a n n(Chemnitz), der DemokratSust und Andere, sind beschuldigt, erstens— man schaudere!— aneinem öffentlichen Aufzuge, an dessen Spitze acht Mann mit BlechpfeifenMelodien geschnurrt hätten, theilgenommen und dadurch gegen die HZ 13und 33 des reaktionären sächsischen Vereins- und Versammlungsgesetzesvom Jahre 18S2 verstoßen zu haben.Zweitens— und das ist der Hauptspaß— durch Vorantragen einesgroßen, feuerrothen Regenschirmes sich des Verstoßesgegen die Verordnung vom 14. Juli 1848 betr. das Tragen republi-kanischer Abzeichen schuldig gemacht zu haben. O Louis Philipp,Du Bürgerkönig, dessen rother Regenschirm weltberühmt geworden, daßDu das nicht mehr erlebt hast! Die„beste der Republiken"(so nannteLafayette den biedern Louis Philipp) ist jetzt gerächt.Man sieht, die Sache kann hübsch werden. Am 24. September istTermin vor dem Amts-(Schöffen-) Gericht Chemnitz.— Aus verschiedenen Orten Deutschlands, aus Hamburg, ausBremen, aus Chemnitz rc. werden Verhaftungen und HauS-snchnngen gemeldet, wobei jedesmal zuerst mit wichtiger Miene vongroßartigen Entdeckungen erzählt wird, welche die Polizei angeblich ge>macht, während hinterher das Zugeständniß kommt, daß man im Grundegar nichts entdeckt. Diese ganzen Maßregeln enthüllen nur Eines: d i eniederträchtige P o l iz e iw ir t h s ch a f t in Preußen-Deutschland.— England. Der internationale G l a s f laschend läser-Kongreß findet, wie man uns mittheilt, am 18. Oktbr. in London,Farringdon Hall, 13 Farringdon Road, statt.— Aus Amerika.„Die unabhängige politisch e Aktion,"schreibt der Newyorker„Sozialist",„steht augenblicklich auf derTagesordnung in der amerikanischen Arbeiterbewegung.In fast allen Staaten der Union mit einer starken industriellen Bevöl-kerung regt sich das Streben nach Gründung einer dritten Par-t e i. die hauptsächlich die I n t e r e s s e n der Arbeiter vertretensoll. Aber noch sind die verschiedenen Haufen, die sich zu Bataillonenzu sammeln beginnen, ein bunteS Gemisch, schillernd durch alle Nüancenvom kleinbürgerlichen Reformer zum anarchistisch angehauchten Sozial-revolutionär.Wir geben in Folgendem eine kurze Darstellung der Bewegung in denverschiedenen Staaten:In Wisconsin führten die Mai-Metzeleien zuerst zur Bildung einerunabhängigen Partei; dieselbe ist ihrem Programm nach k l e i n b ü r-gerlich-antimonopolistisch. Sie wird am 16. Septembereine zweite Konvention in Neenah abhalten behufs Nominirung von Kan-didaten für die Staatsämter.In Iowa dominiren die Greenbacker(Papiergeldschwärmer) in derArbeiterbewegung; nur im zweiten Kongrehdistrikt ist von den Knights*)O'Meara als Kandidat aufgestellt und von den Greenbackers mdossirt(auf die Liste genommen) worden. Sogar die Republikaner haben, umdie Demokraten zu schlagen, in ihrer Konvention mit 45 gegen 37 Stim-men O'Meara indossirt, ein Ereigniß, das dadurch interessant wird, daßder geschlagene Nominationskandidat der Republikaner der prominentePolitiker Kirkwood war, der Staatsgouverneur, Vereinigte Staaten-Minister gewesen ist.In Michigan haben die Greenbacker zwar auch noch großen Ein-fluß, sind aber durch ihre seit Jahren erneuerten Wahlbündnisse mitden Demokraten ganz mit dieser Partei verwachsen; sie haben auch indiesem Jahre ein Wahlbündniß mit den Demokraten geschloffen. Danebenist aber in Detroit eine unabhängige Arbeiterparteibegründet worden, welche am 2. September ihre Konvention abhaltenwird; es ist Aussicht vorhanden, daß sich diese Bewegung auf demBoden der K l a s s e n p o l i t i k halten wird.In Baltimore soll eine starke politische Bewegung im Werke sein,liegt aber in den Händen der Knigths und ist deshalb bisher der pro-sanen Welt verborgen geblieben.In Illinois hat die Central Labour Union von Chi-c a g o Anstoß zur Einleitung einer unabhängigen Wahlkam-p a g n e gegeben. Am 21. August fand eine Konferenz statt, an welchernach den sehr mangelhaften Berichten außer den zur Central LaborUnion gehörigen Gewerkschaften Arbeitsrittsr, Sozialisten und Anarchistentheilnahmen. Die Konferenz beschloß, eine permanente Organisation zubilden und für Ende September eine Nominations-Konvention einzu-berufen.In Pennsylvanien hatten die Greenbacker eine allgemeineArdeiterkonvention nach Harrisburg auf den 18. August einberufen,offenbar in der Absicht, mit den Demokraten, welche zu gleicher Zeitund in derselben Stadt ihre Konvention hielten, einen voriheilhaftenSchacher abzuschließen. Sie fanden aber von verschiedenen Seiten heftigeOpposition, und haben nun die Konvention bis zun, 16. Septemberverschoben. Die vereinigten deutschen Gewerkschaftenvon Philadelphia hatten beschlossen, die Konvention zu beschicken,und instruirten ihren Delegaten, Julius Fryehlich, eine Resolution ein-zubringen, welche den Standpunkt der Klassenpolitik ver-tritt und entschieden gegen jeden Schacher m'tden anderen Par-teien protestirt. Auch soll die zu gründende Partei den Namen„Green-back" fallen lassen. Die Situation hat sich inzwischen etwas verändertdurch die Beschlüsse der demokratischen Staatskonvention, welche fastalle gemäßigten Arbeiterforderungen in ihre Plalform(Programm) auf-genommen und dadurch jeder Bewegung, die nicht reine Arbeiter-klassenpolitik verfolgt, den Wind aus den Segeln genommenhatte.In Rewyork fand vorige Woche die zweite Konferenz statt, welcheüber die Platsorm berieth. Dieselbe wird im Wesentlichen die Prinzipien-erklärung und Forderungen der Central Labor Union umfassen, hältsich also auf dem Boden der K l a s s e n p o l i t i k. Jedoch scheinen dieHauptmacher zu sehr am Erfolgsdrang zu leiden, unsere Freunde solltendeshalb auf der Hut sein.In B r o o k l y n hat eine erste Konferenz der Arbeiterorganisationstattgefunden und sich für unabhängige Politik entschieden.In Connecticut ist die Bewegung eingeleitet worden �urch Ein-berufung einer Konserenz der Organisatoren des zweiten Kongreßdistriktsvon Seiten der Central Labor Union von New Häven; diese Konferenzfand am 15. August statt und enischied sich zu Gunsten einer unab-hängigen Aktion. Auch die Central Union von Bridgeport hatsich für unabhängige Aktion erklärt. Daneben ist von den Arbeitsritternvon South Norwalk eine Staatskonvention angeregt worden, die An-fangs September in Hartford tagen soll. Die politische Bewegung inConnecticut verspricht eine reine Klassenbewegung zu werden.Massachusetts ist der Staat, wo die Knights am besten orga-nisirt und am zahlreichsten sind, es liegt also in ihrer Hand, ein- politische Arbeiterbewegung zu inauguriren. Aber auf der letzten Distrikts-Konvention wurde ein Antrag, eine Konvention einzuberufen, vom Vor-fitzenden Lichtfield mit der Bemerkung nieoergeschnauzt, daß man die treuenRitter schon anweisen werde, wen sie zu wählen hätten. Trotz dieserHaltung der Ritterkonvention hat die Bostoner Central Labor Unioneme Union Card-Liga gegründet, der nur Mitglieder von offenen oderKnighls-Gewerksverbindungen angehören dürfen.In Maine ist eine„Arbeiterpartei" gegründet worden,welche Kongreß Kandidaten aufstellen wird und von den Greenbackernunterstützt wird. Di- Bewegung geht von den Arbeitsritlern aus; überdie Platsorm haben wir noch keine Information erhalten können. Di-Partei macht es sich zur Hauptausgabe, neben der Erwählung vonKongreßabgeordneten die Wiederwahl der Mitglieder der letztenStaatslegislatur zu vereiteln, welche gegen daS Zehnstunden-Gesetz stimmte n."Alles in Allem sind diese Vorgänge doch ein erfreulicher Beweis, daßes in der Arbeiterklasse drüben kräftig gährt.— I« der deutschen Presse wird mit sehr wenigen anerkennenswerthenAusnahmen die Behauptung kolportirt, die gesummte öffentliche Mei-nung in Amerika spende dem Chicagoer«luturtheilBeifall. Das ist eine durchaus tendenziöse Unwahr-♦) Sprich Neihts. Mitglieder der Verbindung der Knights of Labor,zu Deutsch: Ritter der Arbeit.h e i t. Allerdings hat die Kapitalisten- und Korruptionspresse, als dasUrtheil bekannt wurde, ein wahres Jndianergeheul angestimmt, erstensaus reiner Freude— es gibt noch Idealisten in der Welt— daß wiedereinmal gehängt werden soll, und zweitens in der löblichen Absicht, jedeandere Stimme von vornherein zu übertönen. Letzteres ist ihr aber dochnur zum Theil gelungen, denn eine ganze Anzahl von bürgerlichen— demokratischen wie republikanischen— Blättern hat sich gegen dasUrtheil und namentlich seine Vollstreckung ausgesprochen. Wir nennennur den„Wächter am Erie"(demokratisch), die„St. Louis Tri-büne", die„Cincinnati Freie Presse", den„Clevelande rAnzeige r", die„I n d i a n a Tribüne"(sämmtlich republikanisch) rc.Das letztgenannte Blatt schreibt:„Wir setzen bei unseren Lesern vor-aus, daß sie den Lump, der angesichts eines solch' furchtbaren Blut'urtheils gegen Menschen, die zwar irrten, aber doch nicht aus schlechtenMotiven irrten, seine helle Schadenfreude nicht verbergen kann, nurverachten. Denn wie sehr diese Leute auch geirrt haben, wie schwersie auch durch Jrrthum und in irregeleitetem Wahne gesündigt habenmögen, man wird nicht in Abrede stellen können, daß sie es in demGlauben und in der Absicht thaten, Gutes— nicht für sich, sondern fürdie Menschheit zu wirken. Wer unter solchen Umständen überdas furchtbareBluturtheil jubeln kann, ist ein herz-loser Mensch."Im„ClevelanderAnzeiger" heißt es:„Für ihre Brandredenund ihre Dynamitspielereien verdienen sie allerdings eine Strafe, aberdaß sieben von ihnen zum Tode verurtheilt wurden, während der achte,dessen Schuld derStaatsanwalt selbst nicht behau p>tete, 15 Jahre Zuchthaus erhielt, das übersteigt alle Rechts-begriffe."—Daß die sozialistische Presse gegen das Urtheil Stellung genommen,ist selbstverständlich. Auch in der nichtsozialrstischen Arbeiterpresse mehrensich die Stimmen des Protestes gegen das Bluturtheil. So schreibtdie sehr gemäßigte„Cincinnatier Zeitung":„Jeder anständige Mensch und wenn er noch so ein großer Gegnerder Angeklagten gewesen und wenn er selbst in seinem Innern von derSchuld der Angeklagten überzeugt gewesen wäre, würde ein freisprechendes Urtheil haben abgeben müssen, einfach deshalb, weil die Anklageauch nicht einen Schatten von Beweis beizubringen ver-mochte. Die einzige achtunggebietende Persönlichkeit auf jener Seite istdie des Richters Gary; seine Instruktionen an die Jury waren ebensoklar wie unparteilich(?) und ihnen gemäß mußte eine Verurtheilung alsunmöglich angesehen werden. Sie ist aber doch erfolgt und in der allerschroffsten Weise, man hat acht Menschen als Theilnehmer resp. Förderer' und Rathgeber bei einer That verurtheilt, deren eigentlicher Urheber unbekannt ist. Es ist der Anklage nicht gelungen, den Thäter festzustellen,kein Mensch weiß, wer die Bombe geworfen hat, und acht M-nschenwerden verurtheilt, weil sie ihm geHolsen haben. Die Verurtheilung istein nationales Unglück, sie ist, wenn unS nicht Alles trügt, derAnfang zu einem sozialen Kriege von viel düstererem Charakter, als erbis jetzt geführt wurde."Ferner ist es auch nicht wahr, daß die anglo-amerikanischenArbeiter— von den deutsch- amerikanischen wagt es niemand zu behaupten— überall mit dem Urtheil einverstanden seien. Gerade in Chicagohat sich das G e g e n t h e i l erwiesen. Dort traten am 21. August ineiner Konvention von über Ivo Arbeiterverbindungen eine ganze Anzahlanglo- amerikanischer, den Anarchlsten bitter feindlicher Arbeiter gegendas Urthell auf. Wir lasen darüber im„Philadelphia Tagblatt":„W. V.Barr, ein Knight of Labor, begann damit, auf das Tagszuvor gefällte Urtheil über die Anarchisten hinzuweisen und bemerktedabei, daß er kein Freund von Gewalt sei, daß er aber in dem Urtheileinen Streich gegen die organisirte Arbeiterschaftsehe, und daß für die Arbeiter kein anderer Weg sei, um solches fürdie Zukunft zu vermeiden, als ihre Richter selbst zu wählen."Im gleichen Sinne wie Barr sprach der Zimmermann W e a v e r,ebenfalls Knight of Labor.I. I. Morgan kam auf allgemeines Verlangen auf die Tribüne.Er sagte, wenn die Arbeiter eine politische Macht repräsentirten, würdekein Richter, keine Jury es wagen, einen solchen Urlheilsspruch abzugeben, wie dies Tags zuvor geschehen sei. Für die bestohl-nen Arbeitergäbe es keine Gesetze, als solche, um ihre Führer unschädlich zu machen.Wenn die Arbeiter nicht dafür einstehen würden, ,daß diese Zuständebaldigst und gründlich umgeschaffen würden, so würden sie so tief sinken,daß es bald unmöglich gemacht würde, eine Besserung zu erstreben.Richard Powers sagte, daß jedem Arbeiter, ob Amerikaner oderAusländer, die Zornesröthe ins Gesicht steigen müsse, daß in diesemLande ein solcher Urtheilsspruch gefällt werden könne.Es muß betont werden, daß fast alle diese Redner den Anarchistendie Schuld davon geben, daß die Achtstunden-Bewegung verunglückt ist,somit entschieden nicht ihre Freunde sind.„Soviel steht fest", schließt das„Philadelphia Tagblatt",„es hatbereits eine gewaltige Strömung gegen das Bluturtheil eingesetzt, undnoch stehen wir erst am Beginn derselben."KorrespondenzenBerlin, 2. September. Gestatten Sie mir, den Raum unsers Partei-Organs heute einmal etwas ausführlicher in Anspruch zu nehmen. AmSonntag den 29. August feierten die Berliner Arbeiter den Todes-tag Ferdinand Lassall e's. Sämmtliche Arbeiter-BezirksvereineBerlins unternahmen zu diesem Zweck einen Massen-Ausflug nachGrünau. Vom schönsten Wetter begünstigt, ging es schon in denMorgenstunden per Fuß und Bahn nach dem oben genannten Ort. Wassich bei dieser Gelegenheit die Polizei— die sogenannten Männer derOrdnung— alles anmaßten, das grenzt für den, der nicht Augen- undOhrenzeuge war, ans Unglaubliche. Sogar unseren Gegnern war dieFrechheit dieser Ordnungsmeute zu stark. Wir waren mindestens zirka3000 Personen zusammen, um uns das unveräußerliche Recht freienMeinungsaustausches sowie ein gemüthliches Beisammensein nicht aufimmer zu versagen, denn in einer Versammlung ist das nach des ziegen-bärtigen Puttkamers Streikerlaß nicht mehr möglich.-Schon als die Ge-nossen sich aus den Bahnhöfen in Berlin versammelten, fehlte es nichtan Chikanirungen von seilen dieser Puttjämmerlinge. Wer irgend einrothes Abzeichen halte, und war es auch nur ein rother Shlips, mußtedasselbe entfernen, nur die rothen Nasen verschiedener Polizisten fandenGnade. Einer unserer Genossen wurde zweimal nach der Polizei beför-dert. Man vermuthete nämlich in einem kleinen Packet, welches er beisich führte, Staatsgesährliches(Chicagoer Bomben? Der Setzer.) Beigenauer Durchsuchung stellte sich indeß der Inhalt als etwas äußerstHarmloses heraus— es waren nämlich seine Frühstücks-Brode. Vonder Polizei fort ging der Inhaber des unheimlichen Packeis nachdem Lokal zurück, wo er gesessen, und machte sich sein Packet wiederzurecht. Kaum aber war er wieder auf der Straße angekommen, so ver-fiel er aufs Neue dem Schicksal der Sistirung. Ein anderes Mitglieddieser lichtscheuen Zunft glaubte sich die Anerkennung seines Chefs erwor-den zu haben, aber ach, auch diesmal hieß es, mit langer Naie abziehen.In Grünau angelangt, sahen wir abermals ein interessantes Schau-spiel, in Szene gesetzt von Puttkamer und Kompagnie, und ausgeführtvon der gesammten Gensdarmerie, wohl 50 an der Zahl, zu Fuß undzu Pferd, die Spitzel nicht gerechnet. Wie eine Meute von Raudthierenlauerten sie schon und empfingen uns mit aufgepflanztem Bajonnet, diezu Pferde mit Revolvern, ebenso auch die Spitzel. Die Bande ließ esan den bekannten Anrempelungen nicht fehlen, was uns indeß nicht ab-hielt, unser Vorhaben durchzusetzen. Anders verhielt sich dieseSmal näm-lich der Orisvorsteher; unbehelligt konnten wir mit Musik durch Grünaunach dem nahegelegenen Spielplatz ziehen, wo das vom Verein mitge-bracht« Getränk schon seinen Beruf erwartete. Auch konnten wir unsim Kreise unserer Familien und Genossen ungestört belustigen, so daßes schien, als würde der Tag gut verlausen, ohne daß die„öffentlicheRuhe und Sicherheit" Schaden zu erleiden hätte. Aber— der Abendwill auch sein Spiel haben: er brachte, worauf es die Richthoien'schenSpießgesellen abgesehen hatten. In den Abendstunden ließen sich näm-lich unsere Genossen in mehreren Kähnen nach dem jenseitigen Ufer über-setzen, woselbst sich eine Wirthschaft befindet. Der betreffende Wirth aberverbat sich das und sagte, er wolle keine Arbeiter resp. Sozialdemokratenin seinem Lokal haben. Der Umstand nun, daß Einige schon aus denBooten ausgestiegen waren, die nichts von dem Verbot ahnten, kam denGensdarmen gerade recht, um endlich von der geliebten blanken WaffeGebrauch zu machen, und so wurden mehrere von den Ausgestiegenenin brutalster Weise mit dem Säbel verarbeitet. Einer der Genoffenwurde arretirt, ans Pferd geschnallt, und so eingeliefert,alsdann wie ein Mörder gefesselt und in eine Zellegebracht, die jeder Beschreibung spottet. So wurde derselbe bis zumnächsten Tage gefangen gehalten, um nach Moabit transportirt und vonda ohne Weiteres entlassen zu werden, weil nichts gegen ihnvorlag!! Bevor er gehen konnte, mußte er jedoch für zwei TöpfeKaffee und zwei Semmeln, die nicht genießbar waren, 50 Pfg. zahlen.Dieses Alles hatten die Arbeiter dem protzenhaften Wirth zu verdan-ken. Wenzel ist sein Name, und sollten sich alle Arbeiter, sowieauch die bemittelten Freunde unserer Sache, wenn sieAusflüze machen, diesen Wenzel merken und sein Lokal meiden.Ich komme nun zum Schluß. Als wir am Abend den Abmarsch nachdem Bahnhos antraten, unter den Klängen der Musik und dem Gesangder„Marseillaise", da erwachte in den Ordnungshelden die Tollwuth,und sie sprengten in die Massen hinein, nichts schonend, weder Weibernoch Kinder. Nur einem glücklichen Zufall ist es z. B. zuzuschreiben, daßein- Frau, die einen Säugling im Arm trug, mit dem bloßen Schreckendavonkam. Ich war Augenzeuge dieser Szene, und der betreffendeSchurke, dessen Persönlichkeit mir bekannt, soll denn auch vor allerWelt an den Schandpfahl: sein Name ist Horubogen,slationirt in R i r d o r f. Dieser Elende wollte mit aller Gewalt einenPutsch. Nur der Ruhe und Besonnenheit unserer Genossen ist es zuzu-schreiben, daß er und seine Spießgesellen ihr Ziel nicht erreicht haben,denn wie die Bestien lauerten sie auf ihre Opfer. Ihr aber, die Ihrdas System geschaffen, Ihr seid die Anstifter. Nur an Euren Festen,die einen Schandfleck in der Geschichte bilden, soll sich das arbeitendeVolk ergötzen. Doch mit Eckel wendet sich das Volk davon ab. EuchGenossen aber rufe ich zu: Haltet fest zusammen, und helfen wir dazubeitragen, daß das Werk der Befreiung vollendet werde. Schaaren wirunS darum um die Fahne, woraus steht:Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit!Hoch die Sozialdemokratie!M ö r o s.— Bukarest, 6. September. Die Bukarester Genossen bringen denParteigenossen in Deutschland zur Kenntniß, daß wir hier anläßlich desTodestages von F. Lassalle eine gemüthliche Zusammenkunst veranstal«teten, welche einen recht befriedigenden Verlauf nahmBei dieser Gelegenheit gedachten wir auch der jüngsten Opfer desParteikampfes, der Opfer des Bismarck'schen Justizmordes in Freiberg.Eine zur Unterstützung der verurtheilten Genossen veranstaltete Kollekteergab 30 Goldfrancs, welche wir hiermit ihrer Bestimmung zuführen.Aach ruf.Am 19. August machte der seit Jahr und Tag an der Schwindsuchtleidende GenosseW. Hemke, Metallarbeiter,im Alter von 49 Jahren seinem Leben ein Ende.Er war uns hier ein eifriger und treuer Genosse und nur die Aus-ficht, daß er blos noch eine kurze Spanne Zeit, diese aber elend zuleben habe, hat ihn zu diesem verzweifelten Schritt getrieben.Am Sonntag, den 22. August sand unter zahlreicher Betheiligung dieBeerdigung statt.Ehre seinem Andenken!Die Parteigenossen von Braunschweig.Briefkastender Redaktion: Einsendungen w. sind eingetroffen aus Aachen,Breslau, Genf, München, Paris, Spremberg.— G.M e tz l e r in Philadelphia: Ihr Manuskript mit bestem Dank erhalten.Antwort nach Prüfung.— C. A.-B.-V. London: In nächster Nr.der Expedition: Dtsch. Ver. Rorschach: Fr. 8 10 f. Schft. vonA. Z. erh.— Mönus: Mk. 52 45 Ab. 3. Qu. und I dir. 4. Qu. erh.Adr. notirt. Bfl. Weiteres.— Dreifuß i. L.: Mk. 60 40 Ab. 8. Qu.baar u. Mk. 19 60 pr. Ggrchg. gutgebr. Bstllg. und Adr. notirt. Bfl.Weiteres.— Würzburg: Mk. 2185— pr. Ufds. dkd. erh.— Lübeck:Mk. 50— pr. Ufd. dkd. erh.— Feldhptm.: Kk. 4 40 Ab. 3. Qu. erh.Bfl. mehr.— Bukarest: Fr. 80— f. die Opfer des Freiberger Justiz«mordes dkd. erh.eiteres nach Wunsch.— Sch. B.: Mk. 100— pr. Ab.u. Schft. erh. Bfl. Weiteres.— Erb. Schi. A'sihl: Fr. 2 75 Ab. pr.4 Mte. bis Ende 86 erh.— Mercurius: Mk. 15— ä Cto Ab. undSchft. erh. Bf. erw.— Schlitr. Z.: 70 CtS. Ab. Sept. erh.— Schbltz.Zch.: Fr. I 35 Ab. Aug. u. Sept. erh.— A. A. Stockholm: Fr. 1 74f. Schft. erh. Tauschexpl. nach Ch. rc. besorgt.— Ehemaliger Reichs-Maulwurf: Mk. 76 78 ä Cto Ab.»c. gutgebr. Quttg. in Nr. 37 somiterloschen.— Vom rothen Schneider: Mk. 10— pr. Ufd. dkd. erh.—Crefelder Pioniere: Mk. 15— pr. WfdS. dkd. erh.— R. H. Lyon:Fr. 3 10 Ab. pr. Ende 86 erh.— Alte Garde: Mk. 45— i Cto. Ab.»c. erh. Adr. und Bstllg. notirt. Weiteres bfl.— Ldks. C. a/Rh.: Mk.100— ä Cto. gutgebr. Weiteres folgt.— G. Metzlsr Philadelphia:Mskpt. am 11/9. erh. Kostet Fr. 2— Strafporto, da statt mit40 Cents nur mit 20 frankirt. Wog 110 Gramm und je 15 Grammkosten 5 CtS. Weiteres pr. Red.— Zch. St. Gallen: Fr. 20— ä CtoAb. u. Schft. erh.— B. Rustuck: öwfl. 45— erh. und hiervon Fr.65 50 pr. M., Fr. 10— pr. Ab. 86 u. Fr. 14 50 für die Gefangenenin Deutschland dkd. verw. R. W. restirt nichts. Bfl. später mehr.—F. T.®. a. Rh.: Mk. 2 80 f. Schft erh. Sdg. fort.— Wolfus: Mk. 54—ä Cto Ab.»c. erh. Weiteres notirt.— Dpt. B. G.: Mk. 1500— erh.u. nach Vorschrift gebucht.— H. H. Rßdf.; Mk. 2 40 f. Schst. erh. Sdg.kommt.— Kümmeltürke: Mk. 4 20 f. Schft. von De. selbst erh.—Alte Laura: Mk. 8— Ab. 3. Qu. erh. Alles, was ankam, ist quittirtwie dieses.— Frauenfeld Dtsch. Ver.: Fr. 7 50 Ab. 4. Qu. erh. Qttg.in 36 muß heißen für erstes und drittes Quart. War eine„Setzer-Verbesserung".— I. H.: Mk. 200— ä Cto. Ab. erh. Warum Referenzso spät. Betreffendes lief dreimal vergebens. Bfl. mehr.— A. L. Fkbg.in S.: Mk. 4 40 Ab. 4. Qu. erh. 60 Pf. pr. llsd. dkd. verw.— Dsm.Chur: Mk. 1— für selbstbestrittenes Porto dem Ufd. dkd. zugew. undB. berichtet.— W. F. u. P. G. i. Stgu.: Sie haben erst bei Nr. 37bezahlt, obschon bereits mit Nr. 25 und 26 gemahnt wurde, deshalbSperre. Rascher kann nicht nachgeliefert werden.— Pfaffengrimm:Bf. v. 10. ds. u. j-bd. erh. Rückständiges folgt indirekt.— I. F. Paris!Bf. v. 12/9. erh. Adr. richtiggestellt. Bell, besorgt.— W. Laubfrosch!Mk. 50— ä Cto. erh. Adr. vorgemerkt. Bstllg. u. bfl. Näheres folgt.Ahasverus: Nachr. betr. Esdrn. ic. erh. Weiteres wird besorgt. Archi«Valien u. Grüße von Goliath eingetr. Weitere« stets willkommen.Bei meiner Abreise allen Freunden und Bekannten einherzliches Lebewohl!Zürich, 14. September. AugustSchnirpel.Stockholm Arbeiter-Bildungsverein.Wir machen hiermit allen Genossen bekannt, daß wir einen Sozial-demokratischen Verein deutscher Sprache gegründethaben. Alle zureisenden Genossen sind hiermit freundlichst zum Anschlußeingeladen.Unser Lokal befindet sich:y Swurtmangatan Nr. 11, Cafö International.8 Der Vorstand.Sozialistische Arbeiterpartei Nordamerikas.Deutsche Sektion Reivyork.Das Central-Comite versammelt sich jeden Dienstag Abends8 Uhr 261 E 10. Str. Versammlungen der Branches stehe Anzeigender„New-Iorker Volkszeitung." 6/3[2 26]