«ielen Seiten als nothwendiz erkannt werden. Im übrigen ist eS ja »ehrlich unmözlii, daß von Seilen d-S Ministeriums jede einzelne Handlung eines Polizetbeamten im voraus kontrolirt wird. Daß die H«ren alt einigermißen siaatSgefährlich behandelt werden, das kann «an unzweifelhaft einer Regierung nicht verargen. So lange die »hatsache feststeht, die wir nach jeder Richtung hin konstatirt haben, » diese Herren in Verbindung mit dem.Sozialdemokrat" in Zürich  WM, daß st« diese? Blatt beliefern mit Artikeln, daß sie dieses Blatt hierher kommen lassen, es heimlicherweise verbreiten, so lange müssen «ir fie al, die staatögefährlichste«erbinduug b e t r a ch t e n, d i e et nur eben geben kann, und von diesem Gesichtspunkte aus werden die Handlungen der Regierung stett geleitet. Das mögen sich d«e Herren gesagt sein lassen." Gut gebismarckt, Herr Finger. Es kann uns natürlich nicht einfallen, w>t einem subalternen Geist JhreS Schlages in eine Diskussion über die sichten einer Regierung einzutreten; mehr als was die Pflichten eines Hausknechts sind, brauchen Sie ja nicht zu wissen wir wünschen Ihnen nur das Eint: Mögen Sie in Hessen   ebenso erfolgreich sein als Ihr großes Lorbild in Preußen, nicht um«inen kleinen Finger weniger. Deutschlands   Schmach.(Sin würdiger Zögling Putty't m zweifelsohne der Gensdarm Gottlieb Fischer in Mühltroff  w» sächsischen V o i g t l a n d. Man schreibt uns über ihn: Der Genidarm Gottlieb Fischer, dessen Privatmoral mehr wie anrüchig tst, und der sich vergeblich bemüht, durch eifriges Lirchmgehen seine un- sauberen Gepflogenheiten beim startenspiel, zu dem er die Leute förm« «ch zwingt, zu bemänteln, dieser saubere Ehrenmann hat bei der letzten Wahl sich auch als politischer Schu tzgeist in einer Weise bewährt, die lerne Aufnahme in'S Verbrecher, Album desSozialdemokrat" dringend nothwendig erscheinen läßt. Man höre nur: Zunächst hat der Bursche den Bürgermeister von Wühltroff bei dem AmtShauptmann, einem seelenverwandten Vaterlandsretter, ver» «lagt, ein« sozialdemokratische Wählerversammlung nicht ausgelöst zu haben, trotzdem Grund zur Auflösung da gewesen sei. In Wirklichkett war nicht der geringste Anlaß dazu gegeben worden. Trotzdem mußte «folge dieser Denunziation der arme alte Mann seinen Abschied nehmen und wurde ihm sein Einkommen enttissen, welches ohnehin nicht mehr als 600 Mark betrug. Wie herrlich weit haben wir eS doch in unserm «äteiland gebracht! Zweitens hat dieser schurkische GenSoarm(sprich wchand-arm) den Etadtwachmeister, einen einsichtsvollen und charakter- Wien   Mann, weil er sich kränkte, daß derselbe nicht auch so schurkig ist wi« er selbst der, nebenbei bemertt, überall Schulden hat wie ein Major bei der Amtshauptmannschaft angezeigt, daß er die gestem- pellen Bekanntmachungen vorerwähnter Wählerversammlung angeschlagen habe. Die Instruktion de» Stadtwachmeisters lautet nun dahin, daß der- selbe Plakate von Privatpersonen, welche gestempelt worden seien, an- schlagen könne, um dadurch sein geringes Einkommen etwas zu erhöhen. Trotzdem ist der Mann abgesetzt worden und jetzt, Dank diesem h-uch- lerischen Schuft, gänzlich ohne Verdienst. stndlich zum Dritten wollte der behelmte Schutzengel auch noch einen jjanz armen Rann, den Stadtpflasterer, um seinen kleinen Verdienst "Ingen, indem er ihn fälschlich denunzirte, einen Sozialdemokraten tum Leiter der Versammlung vorgeschlagen zu haben. Das ist ihm aber doch nicht gelungen. Ein ehrlicher Charakter kann gar nicht glauben, daß derartige Schuf- «gleiten vorkommen können. Der Gensdarm und der Amtshauptmann konnten sich diese Willkürakte auch nicht erlauben, wenn sie nicht sichern Aülkhalt hätten. Hinter ihnen steht aber unser ehrenwerther Puttkamer Und seine Dresdener Rommis, genannt sächsische Staatsminister. Sie züchten das Lumpen- und Spionengestndel systematisch heran und möch- «n aus DeuUchland die Brutstätte des elendesten Servilismus machen, den die Geschichte je gekannt. Das deutsche   Volk wird aber schließlich *>°ch ein Einsehen haben und bei den kommenden Wahlen immer deut­licher beweisen, daß eS diese Schandwirthschast gründlich satt hat. Ein« Muster» BolkSvvrtretnng. 1 Erbprinz, 4 Fürsten  , l Herzog, 1 Besitzer einer Stande»- und Majoratsherrschaft, 3 Staats- dtinister, 5 höhere Militärs, zirka 24 Mitglieder der höheren und zirka Mitglieder der mittleren Bureaukratte(La nd r ä t h e:c.) 18 höhere Und mutlere Justizbeamte, 2t) Bürgermeister ic., 17 Pfarrer, 86 «»tterguts- und 20 sonstig« Guts- rc Besitzer, IS Rentiers, 12 Lniv-rsitälsprosessoren bilden die große Majorität de« deutschen Reichstages. Ran sieht, was da« allgemeine Wahlrecht zu leisten ver- w°g. wenn man eS nur geschickt zu handhaben versteht und das Volk lUtiv genug ist, auf jeden Röber hereinzufallen. Der Gipfel der Frechheit ist, die Tugend zu predigen, im »wgenblick, wo man dem Laster fröhnt oder soeben g-fröhnt hat. Die »irne, welche inmitten einer Orgie oder unmittelbar nachher sich als Pestalin drapirt und eine Rede auf die Keuschheit hält, verletzt nicht Wo« die Sittlichkeit, sondern verhöhnt sie auch, spuckt ihr in'S Gesicht. jjugefähr aus gleicher Stufe steht der Mann, welcher am 23. März d.J.  »n preußischen Herrenhause ausrief: «Bei der Leichtigkeit, da» Volk zu belügen, bei der ungeheuren Gewissenlosigkeit im Belügen des Kolkes, bei diesem ganzen Arbeiten der Wahl- «afchine«er bürgt uns dafür, daß nicht irgend«ine ver- logeni Behauptung bei den nächsten Wahlen aufkommt, und »' es dann nicht wieder ander» aussieht?" Der Mann, welcher hier so pathetischdie ungeheure Gewissenlosigkeit u» Belügen des Volk«»" verdammte, hatte in der Wahlkampagne, die «er Wochen vorher endete, imBelügen de» Volkes" eine sounge- »eure Gewissenlosigkeit" an den Tag gelegt, daß sogar ein Napoleon  »ber Dritte" als reiner Waisenknabe dagegen erscheint. DieserVater ber Lüge" der große Impresario der monströien Wahlkriegslügner, Ju mit ihrenBretterverschlägen",Melinitbomben" u. f. w. den deutschen Ungstmichel an die Wahlurne des 21. Februar treiben mußten, ist bei- «ufig der nämliche Biedermann, welcher zwar jeden Beamten, der nicht Nt die Regierung agitirt, unnachsichllich absetzt, trotzdem aber sich ?ttland über die TheUnahme eines ihm nicht unterstellten Landraths an »er Wahlagitation bitter beschwert«, weil in einer solchen Theilnahme »N Eingriff in die Freiheit der Wahl liege kurz, der ehemalige «itarbetter de»Kladderadatsch" und fromme Macher des Meineids- Pfaffen Stocker, Junker Otto von Bismarck  . Wie es gemacht wurde. Demnächst wird, wie deutsche Blätter Richten, ein Prozeß mit Anwendung des§ 348 de« Strafgesetzbuches, ** von Urkundenfälschung von Seiten öffentlicher Beamten kunvilt, da» Zwickauer   Landgericht beschäftigen, und zwar han- W» es sich dabei um Wahlfälschung. AI  » nämlich im März 1886 «>13. sächsischen Wahlkreise ein- Rachwahl stattfand, ereignete es sich >. beu» Orte BurkhardtSgrün, daß bei der Stimmenauszählung II, Stimmzettel gezählt wurden, von denen SO auf Zschierlich und 3 auf ?tyr lauteten. BurkhardtSgrün hatte 53 Wähler, folglich mußten alle «ttoählt haben. Dem ist aber nicht so. Acht Wähler behaupten, 'ch�gewählt zu' . haben und werden dies durch ihr Zeugniß be- igen. Wie kamen nun deren Sttmmzettel in die Urne und die Löschung >ii,~3nien in bie Wahlliste, und wie lautet darüber das Wahlproto- .g. Verhandlung wird darüber Auskunft geben, wie sie Auskunft ir" wird, warum der Staatsanwatt§ 348 und nicht§ 108 des »,1.,"besetzbuche« angewendet. Die von der Staatsanwaltschaft ange- U«N Erörterungen müssen also schwer gravirende Punkt« geben haben. 4>as Interessanteste an dieser Affäre ist für un» nicht die Wahl- ','.Tfl u g an sich, sondern der Umstand, daß dieselbe überhaupt zu r lNtmß der Gerichte und so zu ihrer richterlichen Feststellung Ijt, Qp V.1.P---- M» ek»? O-----------' sen Bede« "jjbkoWn Theil solchen und ähnlichen betrügerischen Wahlpräktiken KiisJ? ahlkorrekturen würde sie der ehrliche Riccaut de la Mar- m, 7*»u verdanken. Wo die Herren hübsch unter sich sind, u�.rT�üuerndörfern»c., kann man sich dergleichen ja leisten» ohne im, 5. J? wüsseu, daß so ein verkommenerRother" den Schwindel .(»eckt, kühner Griff in die Urne, dann die entsprechende Eintra- die Makllia»..«»k.«m-«.t-------- ü-j. twer  - den. so lange noch große Bolkitheile nicht einmal wissen, waS Wahlrecht heißt. Die Schlechtigkeit unserer Gegner wäre ohnmächtig ohne den fo sorgsam gehätscheltenUnverstand der Rassen". Verbrechen gegen die öffentliche Ordnung." Die neueste deutsche Kriminalstatistit bekundet eine ziemlich starke Adnahme von Ver- brechen. Man sollte nun denken, das müßte unseren Regierung« leuten sehr angenehm sein. Aber weit gefehlt. Sie sind sehr ärgerlich darüber, und geben sich alle erdenkliche Mühe, um zu beweisen, daß die Abnahme bloß eine scheinbare sei, und daß nur dieunbedeutenden" Verbrechen abgenommen haben, dagegen diebedeutenderen" und namentlich die schwer- sten von allen: di«gegen die öffentliche Ordnung" in fortwährender Zunahme begriffen sind. Ohne sonst in Einzelheiten zu gehen, was uns jetzt zu weit führen würde, wollen wir gern zugeben, daß dieVerbrechen gegen die öffentliche Ordnung" allerdings, und zwar um Tausende, in den letzten Jahren zugenommen haben. Aber wie könnte es auch anders sein? Betrachten wir uns doch einmal dieseVerbrechen gegen die öffentliche Ordnung". Die braven Genossen, welche im vorigen Jahr dem berüchtigten Freiberger Urtheil zum Opfer gefallen sind, haben Verbrechen gegen die öffentliche Ordnung" begangen. Und die Hunderte und Hunderte von Sozialdemokraten, die. weil sie ihrer Ueberzeugung folgten, aus Grund de» infamen Sozialistengesetzes oder der ebenso in- samen politischen Paragraphen des ReichSstrasgesetzbucheS von knecht- feligen Richtern zu Gefängnißstrafen verurtheitt wurden, sie alle haben Verbrechen gegen die öffentliche Ordnung" verübt. Und es unterliegt nicht dem leisesten Zweifel, daß dieVerbrechen gegen die öffentliche Ordnung" sich auch in Zukunft unaufhaltsam vermehren werden, solange das jetzt herrschende System bestehen bleibt. Das herrschende System ist im wahrsten Sinne des Worts eine Schule des Verbrechens. Und zwar nach zwei Richtungen hin. Selber verbrecherisch, treibt et seine Begründer zum Verbrechen und erzieht seine Anhänger zum Ver- brechen. Es kann nur in einer Atmosphäre des Verbrechens bestehen. Es i st ein Verbrechen, und lebt vom Verbrechen. Die Bismarck  «, welche durch Ausnahmegesetz« dem Recht und der Gerechtigkeit ins Ge- ficht schlagen und, um ihre Taschen zu füllen und sich an der Macht zu erhalten, die Plünderung des Staats organistren und Attentate gegen den Weltfrieden begehen; die Puttkamer, welche, um die Arbeiterbewegung lahm zu legen, durch Jhring�Mahlow's nnd ähnliches Gelichter Aufstände und Blutlhaten hervorzurufen suchen; die Stöcker und Konsorten, die im Dienste ihrer Brodgeber Krawalle anzetteln und Meineide schwören; die Polizeischexgen, die in die Häuser einbrechen, ehrliche Bürger ihres Eigenthums und ihrer Freiheil berauben; die feilen Richter, die Ver- brechen erfinden und das Gesetz beugen, um die Verbrechen ihrer Brod- geber zu decken und die Bestrafung ihrer verbrecherischen Brodgeber zu verhindern sie sindVerbrecher gegen die öffentliche Ordnung", und Verbrecher der schwärzesten Sorte. Und ihre Zahl ist Legion. Legion ist aber auch die Zahl der anderen Verbrechergegen die öffentliche Ordnung" der Verbrecher, welche durch jene schwärzesten Staatsverbrecher künstlich zu Verbrechern gemacht worden sind, weil sie sich des Verbrechens schuldig gemacht, jene schwärzesten Staatsverbrecher für das zu halten, was sie wirklich sind, nämlich fürVerbrecher gegen die öffentliche Ordnung"; und weil st- sich des weiteren, noch schwereren Verbrechens schuldig gemacht haben, zu verlangen, daß jene schwärzesten Staatsverbrecher aus ihren Aemtern entfernt, und daß die Hochoerräther, Spitzbuben, Meineidspfaffen witsammt ihren Mitschuldigen und Helfers- heifern der verdienten Strafe zugeführt werden. Zum Glück ist die Zahl dieser Verbrecher gegen die Verbrecher in be- ständigem, reißendem Wachsthum, und die von den Organen der Staats- Verbrecher bezeterte Zunahme derVerbrechern gegen die öffentliche Ord- nung" ist uns die sicherste Bürgschaft dafür, daß eS mit dem Regi­ment der Staatsverbrecher zu Ende geht. Warum aber verweilen die Organe der Staatsverbrecher mit einer wahren Wohllust auf dem eigentlich doch etwas heiklen Thema? Nun ist die Zunahme derVerbrechen gegen die öffentliche Ordnung" nicht ein Beweis für die Nolhwendigkeit vonmehr Polizei!" undmehr Soldaten!" zum Schutz der gefährdetenöffentlichen Ordnung"? Gut wir sind mit dem Beweis zufrieden. r. Der Arbeitertag in Aaran ist außerordentlich stark besucht gewesen. U-ber 100,000 Ardeiter haben sich durch zirka 2Ü0 Delegnte vertreten lassen und einen SchweizerischenArbeiterbund ge> gründet, tn dem alle Arbeiter ohne Unterschied der politischen oder reli- giösen Anschauung zur Hebung der sozialen Lage der Arbeiterklasse zusammenarbeiten sollen und dessen Vorstand auch die Ueberwachungs- behörde für den neugeschaffenen Arbeitersekretär ist, sowie mit ihm das jährliche Arbeitsprogramm festzustellen hat. Die Verhandlungen, die im Kantonsrathssaale stattfanden, waren bis zum Schlüsse gegen Mitter- rächt völlig sachlich und ruhig; von den Berner Delegirten wurde der Gründung des Lrbeiterbundes opponirt, weil sie von der Zusammen- schweißung so heterogener Elemente keine wirksame Thätigkeit erwarten könnten. Sie blieben aber in bedeutender Minderheit, und für die Schaffung eines allgemeinen Arbeiterbunoes trat namentlich auch der katholisch soziale Graubündner Nationalrath Dr. De cur tins feurig ein, der seine Rede mit dem Verlesen der Notiz in vorletzter Nummer desSozialdemokrat" betreffend den Arbeitertag in Aarau   begann, und seiner Freude darüber Ausoruck gab, daß das Organ einer revolutio- nären Partei dieses Werk der Sozialreform so sympathisch begrüße, und daran die von einem Christlich  -sozialen gewiß selten zu hörende Bemerkung fügte, daß er die Berechtigung der Revolution da nicht bestreiten wolle, wo den Arbeitern die Hände gebunden seien; wo aber, wie in der Schweiz  , gleiche Luft und gleicher Sonnenschein für alle Bürger gegeben sei, müsse man den Weg der Reform gehen. Die Personensrage, die für denSozialdemokrat" von je nur eine untergeordnete war, ist in der Weise geregelt worden, daß von dem Borstande des neugegründeten Arbeiterbundes zum Arbeitersekretär mit 14 gegen S Stimmen, welch' letztere auf Genossen Seidel, Reallehrer in Rollis, fielen, der Chef des Zürcher statlst'sch-n Bureau«, H. G r e u l i ch, gewählt wurde, der jahrelange Redakteur derTagwacht". Damit ist für die Schweizerische Arbeiterschaft«ine Waffe geschmiedet worden, die, richtig benutzt, ihr in ihrem Emanzipationskampf große Dienste leisten kann. Die nächste Absicht ist, aus dem»rbeitersekretariat ein vollständiges Arbeitsamt herauswachsen zu lassen, für dessen Mttel dann ebenfalls der Bund(d. h- der Staat) aufzukommen hat. Mt der Schaffung deS Arbeiterbundes ist aber auch der Schweizer  Sozialdemokratie ein weites Operationsfeld geöffnet, das bloS der Be- arbeitung harrt und das eine reiche Ernte verspricht. Unsere Schweizer  Genossen werden sich ihrer Ausgabe mit Eifer und Hingebung widmen, und dann wird der Tag von Aarau   ein bedeutsamer Markstein in der Geschichte der Schweizerischen   Arbeiterbewegung sein. Glück auf! Der Anarchifteuprozeh, der sich Ende März in Wie« ab- spielte, hat mit der Verurtheilung von 13 der Angeklagten zu wahrhaft unerhörten Strafen geendet zu Strafen, deren Härte um so mehr zu verwerfen ist, als es sich bei fast sämmtltchen An- geklagten augenfällig um Verführte handelte, die sich der Tragwefte der Handlungen, zu denen sie verleitet wurden, bezw. zu deren Vorbe- rettung fie verleitet wurden denn weder die Brandlegungen noch di« sonstigen geplanten Unternehmungen waren zur Bussührung ge- langt keineswegs bewußt waren. Um Verführte, deren Verführer, wie der Vettheidiger Dr. Wolf- Epp Inger ganz unverholen aus- sprach, in den Reihen der hochlöblichen Polizei zu suchen sind. Wir lassen die betreffend« Stelle aus seinem Plaidoyer hiermit folgen: ...Andererseits aber kommt es regelmäßig vor, daß einem der Hauptschuldigen, nachdem er die Mitschuldigen der Polizeibehörde bekannt- gegeben hat, gelingt die Flucht zu ergreifen. Es ist festgestellt worden, daß H o tz e, der vermeinttiche Urheber des Attentates auf Merstal- linger, sich rechtzeitig nach Amerika   flüchtete, und es unterliegt keinem Zweifel, daß die Auslieferung Hotz«'» hätte erfolgen können, wenn sie begehrt worden wäre. Präsident: Ich bitte, wir haben hier nicht über den Merstallmger- Prozeß zu verhandeln; ich bitte daher keine Dinge in die Debatte zu ziehen, welche nicht hieher gehören. Dr. Wolf-Eppinger: Ich muß Alle» vorbringen, waS meinen Klienten von Nutzen sein kann. Die symptomatische Bedeutung der Unterbrechung meiner Ausführungen aber wird die Welt wohl zu würdigen wissen. ES wird mir nach diesen Worten sehr schwer werden, zu entscheiden, auf welche Ausführungen deS Staatsanwaltes ich eingehen darf und auf welche nicht. Präsident: Ich beschränke keinesweas die Redefteiheit, allem ich bitte, sich nur aus das z-, beschränken, was mit unserer gegenwärtige« Frage im Zusammenhang steht. D r. W o l s- E p p i n g« r: Es ist überhaupt recht merkwürdig, daß jedesmal die Urheber einer solchen itchat zu entfliehen wissen. K o c i istp wie festgestellt wo- den ist, nach England entflohen. Wo sich Wanier und C z e r m a k befinden, ist überhaupt nicht bekannt. Nach Artikel 1 und 6 unserer Auslieferungsverträge wäre die Auslieferung zu v« langen und auch zu erwirken gewesen. Diese Ausflucht, e« liege ein politische» Vergehen vor, ist nicht stich? hältia, denn Brandlegung ist kein politisches Vergehen. Die Auslieferung Schustaczeks aber wurde von der Schweiz   be? gehrt und bewilligt. Es sind aber hier nur zwei Fälle möglich: Entweder hat das Bergehen einen politischen Hintergrund, dann hätte man die Auslieferung Schustaczeks nicht begehren sollen, oder dl* Sache hatte keinen politischen Hintergrund, dann war die Auslieferung K o c i'S zu verlangen. Da ich nach dem Vorhergegangenen nicht a»? nehmen kann, daß mir der Herr Präsident gestatten wird, meinck Folgerungen daraus zu ziehen, so muß ich mich mit der Hoffnung btf gnügen, daß sie von Jedermann selbst gezogen werden können." Un« kann dieser Hinweis um so weniger überraschen, alS wir vörk Anfang an, d. h. sobald die Polizei der Welt in wichtigthuender uni? breitspuriger Weis« von dem Fang berichtete, den sie gemacht, nachdem sie diegefährlichen Anarchisten" schon wochenlang überwacht, den Ed* druck hatten und uns auch dementsprechend äußerten, daß die Sache zum' großen Theil P o l i z e i m a ch e sei. Man wollte einen großen AnmS chistenprozeß haben, um die Nolhwendigkeit der Polizei und Polizeigesetz* zu deduziren, und man hat ihn auch gehabt. Man hat ihn gehabt, Dank einem servilen Richterkollegium, das sich dazu hergab, die Polizeiinfami* durch ein noch schändlicheres Urtheil zu decken. ES wurden verurtheitt: Friedrich Kratochwil wegen Verbrechend gegen das Sprengstoffgesetz und Brandlegung zu zwanzig Jahreft schweren Kerkers, verschärft mit einem Fasttage im Monate und' Dunkelhaft am dritten Oktober jeden Jahres, auch Abschaffung au» Riederösterreich; Karl S ch w e ch l a wegen Brandlegung und Betrüge» zu fünfzehn Jahren schweren KerkerS, verschärft mit einem Fast� tage monatlich; Heinrich Höfermeier wegen Brandlegung und B« trüge« zu fünfzehnJahren schweren KerkerS, verschärft mit einetrf Fasttage im Monate; Johann Wawrunek wegen Verbrechen gegen das Sprengstoffgesetz, Brandlegung und versuchten Diebstahles zu fünf» zehn Jahren schweren Kerkers, verschärft mtt einem Fasttag« i» Monate und Abschaffung aus Niederösterreich  : Leopold Ka Spart wegen Verbrechen gegen das Sprengstoffgesetz, Brandlegung und ver« suchten Diebstahls zu sechszehn Jahren schweren Kerkers, ver« schärft mit einem Fasttage im Monat« und Abschaffung aus Nieder« österreich  ; Stefan Bue lacher wegen versuchter Verleitung zum Raube und Brandlegung zu zwölf Jahren schweren Kerkers, verschärst vurch einen Fasttag monatlich: Josef Stieber wegen Brandlegung zu neun Jahren schweren Kerkers, verschärft mit einem Fasttage monatlich; Gustav Kopetzky wegen Brandlegung zu acht Jahren schweren Kerkers, verschärft mit einem Fasttage im Monate; Franz Schustaczek wegen Betruges zu sechs Jahren schweren Kerkers, verschärft mit einem Fasttage im Monate; Johann Hospodsky wegen desselben Verbrechens zu fünf Jahren schweren Kerkers mtt einem Fasttage monatlich; Albert Friedmann wegen desselben Ver» brechenS zu fünf Jahren schweren Kerkers mit einem Fasttag« im Monate; Thomas Zoppoth wegen versuchten Diebstahles zu einem Jahre schweren Kerkers mtt einem Fasttage im Monate; Heinrich R i s ch a w y wegen desselben Verbrechens zu sechsMonaten schweren KerkerS mit einem Fasttage im Monate. Ueberdies werden fämmtliche Verurtheilte unter Polizei-Aufsicht gestellt. 18 Angeklagte zu insgesammt 127'/, Jahre Gefängniß! Wären eS gemeine Verbrecher, gewerbsmäßige Spitzbuben gewesen» sie wären mit der Hälfte und noch weniger davon gekommen. Aber sie waren einer politischen Ueberzeugung gefolgt, die dem Klaffeninter? esse der Richter zuwiderläuft, und daher diese ungeheuerlichen Strafen. Wir sagten oben, die Polizei habe bei der Sache von Anfang an dir Hand im Spiele gehabt. Ob Kost, wie Dr. Wolf-Eppinger andeutet, der Vermittler war, oder wer sonst der falsche Bruder gewesen, wollen wir für heute unerörtert laffen. Vielleicht kommen wir auf die Frage zurück, sobald ein uns versprochener Originalbericht über den Prozeß vorliegt� Die Spaltung der belgischen Arbeiterpartei ist ein* That fache," jubelt die Bourgeoispresse. Nur hübsch weiter gejubelt t Die angeblicheSpaltung" ist nur eine Reinigung. Ein junge», ehrgeiziges Bourgeoissöhnchen, Namens Döfuisseaux, da» sich zu Anfang vorigen Jahres durch seinen republikanischen Katechismus in den Mund der Leute gebracht hat, wollte die belgische Arbeiterpartei zum Fuß, schemel seiner Größe benutzen und es gelang ihm auch, einige Leicht, nläubige zu finden, die sich durch seine Phrasen berücken ließen. Um seine vollständige Unkenntniß der sozialistischen   Grundsätze und der Nationalökonomie zu verdecken, machte er dm Arbeiternanarchistischen" Dunst vor, und spielte, wie alle demagogischen Komödianten und Jgno, ranten, dm Maulrevoluttonär eine Rolle, die ja stets bei diesem und jenem Gutmüthigen verfängt. Jndeß die belgischen Sozialisten kamen bald hinter die Schliche des BourgeoissöhnchenS derGeneralrath" schloß Döfuisseaux aus der Partei aus, und derbelgischeArbeiter, k o n g r e ß, welcher in der Osterwoche zu Charleroi   tagte, hat die Aueschließung mit großer Mehrheit bestätigt. Und damit wärck der Zwischenfall erledigt und Herr Döfutsseaux abgethan. Die irische Frage ist aus dem Parlament« herausgetreten. Im U n t e r h a u s hat das Toryministerium einen vollständigen SieL errungen, im L a n d e ist der Kamps nur in ein neue» Stadium über» gegangm. Nach der Trennung der Whigs von den Liberalen und dem Abfalle eines Thettes der letzteren, kann an die parlamentarisch* Lösung der irischen Frage nicht mehr gedacht werden.. Jetzt hat daS V o l k d i r e k t die Sache in die Hand zu nehmen, und- von seiner Entscheidung hängt Alles ab. Und da meinen wir ganz be» sonders das englische Volk im engeren Sinne d«S Worts, die englischen Arbeiter. Auf ihnen ruht di« Zukunft Erin'S. Und» wie die Dinge stehen, spricht Alle« dafür, daß fie das VerKauen, wel» ches wir stet» in sie gesetzt, glänzend rechtferttgen«erden. Die groß« artige Demonstration des Ostermontags, wo mindesten« 100,000 Lon» doner Arbetter ohne die, wohl ebenso zahlreichen Neugierigm mit, zurechnm ihre Stimme für die Rechte des unterdrücktm Irland erhoben, ist ein sehr kräftiger Wink an die Adresse des Toryministerium». Vergebms sucht die reaktionäre Presse in derm Dienste sich auch der weilandrepublikanische" Talmi-StaatSmann xour riro, Karl »lind, gestellt hat die Bedeutung jener Demonstration herabzusetzen Thatsachen laffen sich nicht au» der Welt schaffen, und die Ar« beiter Englands werden dafür sorgen, daß ihre Haltung bald keine Miß? deutung mehr zuläßt, und daß die falschen Darstellungen handgreiflich Lügen gestraft werden. Au» Rußland   wird ein neues Attentat gemeldet da» dritte binnen vier Wochen. Der Czar soll vollends sein Bischen Ver« stand verloren haben. Wäre dies nicht der Fall, so würde er sich jetzt der Segnungen der Polizeiwirthschaft bewußt sein. Wer den Wind säet, erntet den Sturm sagt das biblische Svrtchwort. In die Sprach- der mo« dernen Polttik übersetzt lautet eS: Wer Spitzel säet, erntet«tt-ntate erst falsch- und dann richtige. Dank seiner aus die höchste Höhe der Bollendung gebrachtenSicherheitspolizei"(nach dem lueu« a non lacendo- Prinzip so benannt, weil sie die öffentliche und privat«Sicherhett" zerstört) kann der Czar nicht einmal in seinem Gefängniß Gatschma einen Spaziergang machen, ohne einen Liebesgruß seiner g-tteuesten Unterthanen, in Gestalt einer R-volverkug-l oder«wer Dynamitbomb«, erwatten zu müssen. Apropos, ob der unglücklich« Selbstherrscher aller Reuzen, wenn er bei gesundem Verstand wäre, mit jenem Staatsanwalt übereinstimmen würde, der da argumentirte: Wer di« Republik   will, muß so ipso den gewaltsamen Umsturz erstreben, denn«S ist einfach undenkbar, daß ein Fürst f r e i w i l l i g a u f s e i n e n Thron verzichtet? Oder würde dieserallmächtige" undunverletzliche" arm« Teufel von Czar nicht mit dem armseligsten seiner Unterthanen einen vorzüglichen Tausch machen? Wohlgemertt, wenn er bei gesundem Ver« stand wäre. Freilich, er fände Niemand, der mit ihm tauschte.