'sch�„pol'«Ii«n%Jpatfl-g-«und es ist um so angemessener, auf die Forderungen der Arbeiter-Orga-nisationen einzugehen, als die Statistik, und zwar eine zuverlästige, ehr-liche Statistik, nur dazu dienen kann, falsche Auffassungen über denllnternehmergewinn zu widerlegen und die Arbeiter vernünstigen Er-örterungen der Beziehungen zwischen Unternehmern und Angestellten zu-gänzlicher zu machen. Zur Pflege einer solchen Statistik können Bundund Staaten ganz wohl zusammenwirken und die Verständigung überüber einheüliche Pläne kann keine Schwierigkeiten machen, wenn dergute Wille vorhanden ist. Die Jrrthümer, welche der Zensus verschuldethat, sind zum Theil handgreiflich genug, insofern manche Zensus-Resul-täte mit Wahrnehmungen, die Jeder im täglichen Leben machen kann,durchaus nicht in Einklang zu bringen sind. Gleichwohl wird die Auto-rität des Zensus bereitwillig anerkannt, wo es der einen oder anderenPartei grade in den Kram paßt, und jene Autorität ist inibesonderezur Verhetzung der Arbeiter vielfach mißbraucht worden."Dazu bemerkt das„Phil. Tageblatt":„Da haben wir's; der Bundes-Zensus ist„zur Verhetzung der Arbeitervielfach mißbraucht worden", denen er nämlich die stärksten Waffen indie Hand gab, und deshalb muß etwas dagegen geschehen. Kein Wunder,daß Wright der Mann der„Staatszeitung" ist. Aber worin bestehtdenn diese Verhetzung? Der Zensus gibt Ausschluß über die Produk-tionskofien, den Antheil, welchen die Arbeiter bekommen, die Profite derFabrikanten, das Steigen des„Nationalreichthums" von Jahrzehnt zuJahrzehnt, lauter höchst intereffante Daten, welche selbstverständlich vonder Arbeiterpreffe häufig benutzt werden. Oder sollte diese etwa That-fachen wie die folgenden nicht verwerthen: daß der durchschnittliche Besitzeiner Familie von fünf Köpfen über 4000 Dollars ist; daß das Anlagekapital der Fabrikanten sich mit 36 Prozent verzinst hat; daß derKapitalist Dollar 1.06 erhält, so oft die Arbeiter Dollar l.vv bekommenNnd vieles andere niehr!„Falsch-Auffaffungen über den Unternehmer-Gewinn" heißt das die„Slaatszeitung", weil, wie sie an anderer Stellebehauptet, geborgtes Kapital nicht unter das Anlagekapital gerechnet sei.Flause, erbärmliche Flause, für die absolut kein Beweis vorhanden ist.Der Unternehmer gibt selbstverständlich sein ganzes Betriebskapital an,ob er es geborgt hat oder nicht; doch sei daraufhin nicht weiter eingegangen. Die Arbeiter aber muffen sich darauf gefaßt machen, daßHerr Caroll D. Wright die Statistik iu den Dienst der Kapttalistenstellen will. Es wäre endlich einmal Zeit, diesen Mann kaltzustellen, derdoppeltes Gehalt bezieht: in Maffachusetts und in Washington, und aufbeiden Plätzen den Kredit dazu für Arbeit nimmt, welche Andere liesern."Wenn die Wiffenschaft den Arbeitern Waffen gegen die Kapitalistenliefert, dann muß— die Wissenschaft umkehren.� Der Prozeß Rede, welcher sich jetzt vor dem Leipziger Reichs-gericht abspielt— er begann am 3. ds. Monats— vollzieht sich nichtblas unter Ausschluß der Oeffentlichkeit, sondern auch unterAusschluß einer juristischen Vertheid igung des An-geklagten.Der Ausschluß der Oeffentlichkeit ist an sich schon eine schwere SchS-bigung des Angeklagten, dem aus diese Weise der Schutz des öffentlichenRechtsbewußtseins und des Volksgewissens geraubt woidm ist. In einemLande, wo überhaupt das Recht des Individuums zur Geltung gelangtist, gehört der Ausschluß der Oeffentlichkeit in politischen Prozessen zuden Dingen, die einsach unmöglich sind.Und nun noch obendrein Ausschluß der Oeffentlichkeit für die Ver-Handlung gegen einen Angeklagten, der keinen Vertheidiger� a t! Es ist das der brutalste Justizmord, den man sich denkenkann.Warum aber hat Neve keinen Vertheidiger? Weil kein deutscherRechteanwalt die Vertheidigung de« Anarchisten übernehmen wollt«!Es ist das ein trauriges Zeichen der Zeit. Nach dem Ehrenkodex desAdvokatenstandes hat der Rechtsanwalt die Pflicht, auch dem schwärzestengemeinen Verbrecher, der seine Hülfe in Anspruch nimmt, Rechtsbeistandlu leisten. Und ein Anarchist, wie Neve, ist, was man immer vomAnarchismus und den Anarchisten denken mag, unter allen Umständenkein gemeiner Verbrecher, sondern ein sogenannter„politischerVerbrecher".„Politische Verbrecher" aber stehen doch unzweiselhaftauf einer höheren moralischen Stufe, als gemeine Verbrecher; undwir haben es wiederholt als einen Beweis der bodenlosen Korruptionund Rechtsverwilderung des Reichsgerichts bezeichnet, daß es polittschenVerbrechern die Ehrenhaftigkeit abgesprochen hat.Die deutschen Rechtsanwälte haben, indem sie die VertheidigungNeve's ablehnten, sich selbst auf da» niedrige Niveau desReichsgerichts begeben.�„Fünfundsiebzig Jahre im Dienste deS Baterlandes"— das ist gewiß viel, und wenn der Dienst auch nicht allzu ruhmreichwar, so ists doch immerhin eine respektable Leistung in Bezug auf Lang-lebigkeit. Denn vor dem 18. Jahr kann man bekanntlich nicht in den»Dienst des Vaterlands" treten— und wer fünfundsiebzig Dienfijahrehinter sich hat, muß eS also aus mindestens 93 Lebensjahre gebrachthaben— was sogar unserem unvergleichlichen Heldengreis noch nichtgelungen ist. Trotzdem haben wir, wie die nationalliberalen ZeitungenUns triumphirend verkündigen, in unserem glücklichen Deutschland einenMann, der„7S Jahre im Dienste des Vaterlands" gestanden und dieserTage sogar das Ereigniß festlich begangen hat. Der betreffende Wunder-Und Biedermann heißt zufälliger Weise auch Biedermann und istNiemand anders als unser alter Freund, Professor Karl Biedermannaus Leipzig, der 1848 und 1849 im Frankfurter Parlament die Rolleder„A n st a n d S d a m e" spielte und seitdem als E g e r i a srathgebendeNymphe) der nationalliberalen Partei Sachsen« sunktionirt— also immerin weiblichen Rollen, wie das sein Naturell mit sich bringt.»Aber unser Leipziger Biedermann ist doch noch keine 93 Jahre alt!"Rein, so alt ist er nicht. Er hat eben den„Dienst für's Vaterland"früher angefangen als gewöhnliche Menschen— nämlich am Tag, wo erdie erste Windel berührte. Er ist nämlich 75 Jahre alt. Und, offengestanden, diese Dienste— wir meinen die in den Windeln geleiste-ien— sind vielleicht nicht seine wenigst verdienstlichen. Hoaax soit quiWal y pense!— Ter Kanzler Eisenstirn hat gegen Ende September sein«öjähriges Minister-Jubüäum geseiert. Nun— wir haben das Jubi-«um schon im Voraus begangen und sagen heut blas noch:In ltö Jahren sprechen wir uns wieder!Die Reptilpreffe hat an dem„großen Tag" sich selbst übertrosfen.Die talentvollsten Speichellecker des alten Byzanz mußten sich vor Neidint Grabe herumdrehe». Auch sogenannte„unabhängige" Blätter mach-«en den Rummel mit,>. B. die„Tante Vvh", die rn früheren Zeitenmitunter Anwandlungen von Mannhaftigkeit hatte.Ein recht paffendes Jubiläumsgeschenk hat d e schlesische„Bismarck-Hütte"— gewiß ein schöner Name!— dem geschenkliebenden Festheldenwtehrt: ein Bouquet von eisernen Blumen. Diese sinnreiche An-wielung aus die Eisenstirn des Eisernen und sein„Blut- und Eisen"-Rezept wird dem Jubilar gewiß große Freude verursacht haben— Blu-wen von Gold wären ihm freilich wohl lieber gewesen.Run— vielleicht kommt ein verständnißvoller Anbeter auf den ver-Zünftigen Gedanken, behufs Anschaffung von solchen eine zwette Auf-«ige des Otto-Psennigs zu veranstalten.Di« Jvee sei hiermit allen Ernstes und in aller Form angeregt.Ist denn Niemand da, der das innerste Sehnen des Gefeierten ver-stehen will? Er kann doch nicht selber den Vorschlag machen, denHut wieder herumgehen zu lassen. Auch wenn man hundertmal„Eisen-stwn" ist, hat man in dieser Philisterwelt doch g e w tss e Rücksichten«ü Nehmen iß �— Die Lösung der sozialen Frage stebt uns endlich bevor.Richt durch Bttmarck,«icht durch die katholischen Pfaffen— nein, dasHkil kommt von einer ganz anderen Seite. Doch zvir wollen den Leser*fcht läuger neng ihrig machen, und ihm einfach AlleS verrathen, wasJw* selbst wissen. Also in der zweiten Beilage zu' Nr. 29 des„Allge-weinea Anzeigers für Druckereien", Jahrgang 1887, Seit« 506, findennachstehende Annonce:„Beiträge für eine illü st r. Zeitung gesucht:. Populär- wissenschaftliche Artikel über Gesundheitspflege, Gemüthsbil-ZUNg. Rechtspflege, Länder, und Völkerkunde, sowie dementsprechend««tochaungen, auch Genrebilder.— Offerten bis längstens zum 25. August9. erbeten.— Falls aus Rücksendung nicht verwendbarer Sachen re-inttirt wird, ist das Rückporto beizufügen.— Honorarbegleichung sofort.— An der Konkurrenz wollen sich nur hervorragende Schriftsteller undKünstler betheiligen.Das Erträgniß der zu gründenden Zeitung ist zur endlichenLösung der sozialen Fragebestimmt.I. Jellinegg, Reinfeld, Holstei n."Dies die Annonce.Der 25. August ist bereits verstrichen und hoffentlich sind die Ein-sendungen zur Zufriedenheit ausgefallen. Wer aber nun noch nicht ganzklar ist und noch Zweifel hat an der„endlichen Lösung der sozialenFrage", der wende sich nur an den Herrn I. Jellinegg, Rein-f e l d, Holstein. Dort wird er gewiß das Nöthige erfahren. Viel-leicht hat Herr I. Jellinegg auch die Güte, den Termin anzugeben,bis wann die„Lösung" fertig ist.Apropos, ganz prächtig wäre es, wenn unser„OedipuS des neun-zehnten Jahrhunderts" sich bei Herrn Jellinegg gemeldet hätte.„Her-vorragend" ist ER ja; als„Schriftsteller" unter dem„Kladderadatsch"-Dohm und„Norddeutschen"-Pindter hat er sich ja auch schon seineSporen verdient, und nach seinem eigenen ttef-schmerzlichen Fiasko alsLöser der sozialen Frage wäre es ihm wirklich zu gönnen, wenn er vonHerrn I. Jellinegg einige Auskünfte und Winke erhalten könnte. Dader„Oedipus" zwar nicht das Buchdrucker-Anzeigeblatt, wohl aber den„Sozialdemokrat" liest, so wollen wir, als gute Menschen und Christen,ihm die Adresse hier nochmals vollständig mittheilen:I. Jellinegg, Reinfeld, Holstein.— Amerika. Mit Bezug auf die neubegründete Pro-gressive Labor Party schreibt das offizielle Parteiorgan unsereramerikanischen Genossen, der„Sozialist":„Der Appell der auf der Syracuser Konvention so unskrupulös miß-handelten Sozialisten an die organisirten Arbeiter in der Metropole undim Staate hat einen mächtigen Widerhall bei einem großen Theil der-selben gefunden, und kaum hat sich George zum ersten Male in seinerRolle als Leiter einer Clique von Bezirkspolitikern und einiger DutzendBethörter, als souveräner Vertilger der Armuth in den zahlreichen, ausje einem Mann und seinem Schatten bestehenden Klubs und Staats-fekretär in sps gefallen, da waren auch schon zirka 90 Gewerkschaftenund Vereine— darunter die mächtigsten und fortgeschrittensten imStaat— durch mehr als 260 Delegaten vertreten, in der Webster Hallzu New- Jork versammelt, die laut und energisch gegen die SyracuserVergewaltigung Protest einlegten und entschieden ihren Entschluß bekun-deten, von der George-Mache sich loszutrennen und zu einer neuen,wahrhaften Arbeiterpartei sich zu vereinigen. Im Laufe weniger Tagewurden zwei begeisterte und von einem zahlreichen Publikum besuchteKonferenzen abgehalten, als deren Resultat wir jetzt die endgültige Kon-stituirung der hoffnungsvollen„Progressive Labor Party" freudig be-grüß-n können.....Diesen schönen Namen trägt die neue Partei mit gutem Recht, dennsie ist zunächst eine wahre Arbeiterpartei, indem sie sich voll und ganzauf den Boden des Klassenkampfes und der ökonomischen Klaffengegen-sätz- gestellt und eine so ziemlich rein-sozialistische Platform akzeptirt hat.In derselben wird klar und bündig erklärt, qaß eine Harmonie zwischenKapital und Arbeit in der heutigen Gesellschaft unmöglich ist; daß dasZiel der Arbeiterbewegung die Abschaffung des Lohnsystems ist, sowiedaß die Befreiung der Arbeiterklaffe das Werk der Arbeiter selbst seinmuß.Auch die praktischen Forderungen für die Gegenwart sind alle imSinne des Sozialismus abgefaßt und im Einklänge mit den Grund-ideen desselben sormulirt. An der Erreichung dieses befriedigendenResultats haben natürlich die bewußten Sozialisten den größten Antheilgenommen, wie denn auch die Vaterschaft der Platform eine rein sozia-listische war. Lauter bekannte und bewußte Sozialisten waren in dasComite zur Ausarbeitung derselben gewählt und„prominente" Sozia-listen stehen an der Spitze der neuen Partei. Die Führerschaft istihnen diesmal nicht nur offen eingeräumt, sondern bewußt und gut-willig, ja so ziemlich einstimmig übertragen worden. Mit gutem Rechtkönnen wir diese Partei die u n s e r i g e nennen: wir Sozialisten habensie geschaffen und vom Geist des Sozialismus ist sie beseelt.Die„Progressive Labor Party" scheint dazu bestimmt, d i e Parteides arbeitenden Volkes in diesem Lande zu werden und den fortschritt-lichen Arbeitern im ganzen Lande erwächst die Pflicht, die in WebsterHall zu Stande gebrachte politische Kampforganisation,welche zunächst die Schlacht für sie alle zu schlagen hat und zweifelsohnevon bedeutendem Einfluß auf die politische Gestaltung der allgemeinenArbeiterbewegung sein wird, nach besten Kräften moralisch und ma-teriell zu unterstützen.Parteigenossen! Vergeßt der Verfolgtenund Gemaßregelten nicht!Korrespondenzen.Gera. Die Handlanger der Bismarck und Puttkamer sind auch beiuns fleißig an der Arbeit. Nachdem unsere Lakaien der preußischenPolizeisippe, die sich hier fürstlich Reuß-Plauisches Ministerium nennen,schon im Februar durch die Ausweisung des BaumeisterKeßler ihre Kunst im Apportiren an den Tag gelegt, haben sie neuer,dingS ein weiteres schönes Stückchen in diesem Genre geleistet. Seitkurzer Zeit wohnt hier der Schuhmacher Eifer, ein aus Leipzigauf Grund des Maul- und Brodkorbgesetzes ausgewiesener Genosse, der,obgleich eigentlich ein Muster von Friedfertigkeit und ruhigen Betragens,trotzdem von den rohen Polizeischergen in Halle auch von dort vertriebenwurde, weil er ein„gemeingefährlicher Reichsausländer" sei. Unser Ge-noffe hatte es, nach Ueberwindung großer Schwierigkeiten, die jedem ver-heiratheten und mit Familie gesegneten Ausgewiesenen selbstverständlichthurmhoch entgegentreten, glücklich dahin gebracht, daß seine Frau undzwei Kinder zu ihm nach Gera ziehen konnten. Sie kamen an, und diekleinen Töchterchen schmiegten sich froh und innig an den lange vermiß-ten Vatex. Da, nach zwei Tagen, kommt die, sich bei süßem Nichts-thun vom Schweiße der Unterdrückten mästende„hohe Obrigkeit" undzerschlägt mit brutaler, feiger Faust, wie e« diese Gesellschaft immermacht, wahrscheinlich, um ihre elende Gesinnung um so drastischer anden Tag zu legen.— dies bescheidene, so schon durch bange Sorgen nmdie Existenz getrübte Glück dieser Arbeiterfamilie, indem sie unser» Ge-«offen aus dem F ü r st« n t h u m ausweist. Auf die Ankunft vonFrau und Kindern scheint man also erst gewartet zu haben, umdie Familie desto sicherer zu verderben. Konnten sie Eiser, wenn e« ein-mal beschlossen war, nicht drei Tage früher ausweisen? Nach der schrift-stellerischen Rinisterleistuag, die die Ausweisung rechtfertigen soll, ander aber wahrhaftig nichts als eine krasseJgnoranzzu bewunderngibt, soll Eiser ein rührige« Mitglied der Sozialdemokratie sein, sich rnSachsen und Preußen„lästig" gemacht haben und dm, ach von ihm zubefürchten sein, daß er einen unheilvollen Einfluß aus„unsere" Arbeiter-kreise ausüben werde.„Unsere Arbeiter!" Es fällt keinem der hiesigenbis auss Blut geknechteten Fabrikweber ein, die bequemen Herren in derhiesigen Regierung, die ihre Hauptgeschäste sich in Berlin besorgen laffen,„unsere" Minister zu nennen. Ihr möchtet sie so gerne lieben— undzüchtigen,— wenn sie nur nicht auf Eure exzellenten Personen allzube-merlbar pfiffen. Das gehört sich auch gegenüber solch edlen Seelen, die,vom Hochgestellten bis herab zum neugebackenen simplen Geheimrath, imLaufen nach dem ewig Weiblichen die reinen Käpernicks sind— aller-dings sind dabei auch schon die allerdurchlauchtigsten Arine und Beinegebrochen worden— die aber durch gemeinen Mißbrauch ihrer Amtsgewalt„von Gott" einem wehrlosen Arbeiter milsammt den Seinen dieFreude am Leben vergällen.Eiser ist nirgends ausGrund desSozialistengesetzesbestrast worden, in der Halle'schen Polizei sitzen aber Streber-seelen der schurkischsten Sorte, und diesen gehorcht aus ihren Befehl dergroßmächtige Minister, Exzellenz von Beulwitz. Prosit, unsere Achtungsteigt! werden alle„unsere" Arbeiter sagen. Doch sind Sie versichert,Sie oberster Verwalter der fürstlichen Maitreffenwirthschast, Eiser stehtnicht allein, und wenn er nun Einstuß auf die hiesige Arbeiterschaft be-sitzt, so verdankt er diesen erst Ihrer hohen— Protektion, und den wirder, nachdem er der rohen Gewalt ausgewichen sein wird, erst recht üben.Doch— die Worte eines Sozialdemokraten, sagten Sie im Landtag,machen auf Sie gar keinen Eindruck, wahrscheinlich so wenig, wie guteLehren auf einen verwahrlosten Charakter.Man muß wirklich staunen, wie lange sich die Deutschen das Regiert-werden von Leuten noch gefallen laffen, deren Rechtsanschauungen sichauf dem Boden derer der räuberischen Soldknechte des dreißigjährigenKrieges bewegen.Basel, 25. September. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Ich ersuchedaher freundlichst, in die Spalten unseres Organs den— unliebsam—verspäteten Bericht über unsere Laffalle-Feier aufzunehmen.Zu der am 4. September abgehaltenen Laffalle-Feier der Mitgliedschaftdeutscher Sozialisten in Basel hatte aus schon 4 Monate vorher erfolgteEinladung Genosse Liebknecht in sehr verdankenswerther Weise dieFestrede übernommen. Samstag den 3. September, Abends, bei AnkunftLiebknechts, vereinigte sich schon eine große Anzahl Genoffen im HotelKrone, woselbst unser werther Gast logirte, zu dessen Begrüßung undgemüthlicher Unterhaltung, bei welchem Anlaß der deutsche Arbeiter-verein und die schweizerische sozialdemokratische Mitgliedschaft sehr starkvertteten waren.Am Sonntag Nachmittag 2 Uhr war die geräumige Burgvogteihalleschon so gedrückt voll, daß Viele wieder umkehrten, weil sie keinen Platzfanden. Das Publikum rekrutirte sich aus allen Kreisen der Bevölkerung.Neben den zahlreich erschienenen schweizerischen, und deutschen Arbeiternwar auch das Bürgerthum gut vertreten, Mitglieder der eidgenössischenRäthe, Regierungs- und Großraths-Mitglieder, sowie mehrere Geistliche.Genossen aus dem benachbarten Elsaß und Baden waren ebenfalls ingroßer Anzahl erschienen, von den wackern Freiburgern allein dreißig.Als Genosse W. Liebknecht in den Saal trat, wurde er aufs lebhas-teste begrüßt. Nach der Begrüßung des Vorsitzenden mit einem Hoch aufLiebknecht und einem Gesangsvortrag des deutschen Arbeitervereins be-trat Genosse Liebknecht unter großen Beifallsbezeugungen die Redner-bühne und gab in nahezu zweistündigem, ungemein gedankenvollem Vor-trag Leben und Wirken des großen Bahnbrechers der deutschen Sozial-demolratie, Ferd. Lassalle. Es würden die Spalten unseres Organs— Raummangels halber— nicht gestatten, näher aus den hochinter-essanten Vortrag einzugehen, wir können daher nur wünschen, daß Ge-noffe Liebknecht die Festrede in Form einer Broschüre herausgebenmöchte, dieselbe würde gewiß viel Gutes wirken.Nach dem mit rauschendem Beifall ausgenommenen Vorftag folgtenGesangsvorträge der Gesangssektionen des Posamentervereins nnd desdeutschen Arbeitervereins, sowie Deklamationen, welche Alles in Allemsehr gut ausgeführt wurden. Mit einem Schlußwort des Vorsitzendenund einem Hoch auf die Sozialdemokratie— nachdem von den beidenGesangssektionen das Lied„Der Völker Freiheitssturm" auf Verlangenwiederholt vorgetragen worden, wurde die erhebende Feier um 5l/t Uhrgeschloffen.Telegraphische Glückwünsche gingen ein: von einem Genoffen imHannoverschen und von den Genossen in Bern.— Die vorgenommeneTellersammlung ergab zirka Iii Fr.— Nach Schluß dieser Feier be-gaben sich die Genoffen und Freunde zu einer gemüthlichen Unterhaltungin den großen Saal zum„Safran", bis sich unsere auswärtigen Ge-«offen— leider nur zu früh— verabschieden mußten.Die aus folgenden Montag anberaumte Volksversammlung in der Burg-vogteihalle erfreute sich edensalls eines sehr guten Besuchs. GenosseLiedknecht referirte über:„Die Sozialreform und die Stellung der Ar-beiter." Der Vorsitz wurde Genosse Wullschleger, Redakteur des„BaslerArbeiterfreund", übertragen. Nach zweistündiger, höchst anregender Er-läuterung dieses Themas, auf das wir jedoch, da Liebknechts Stellungden Lesern ja bekannt ist, hier nicht einzugehen brauchen, und die, wienicht anders zu erwarten, von stürmischem Beifall gefolgt wurde, ersucht«der Vorsitzende die alljälliz anwesenden prinzipiellen Gegner, an derDiskussion theilzunehmen. Nach wiederholter Aufforderung meldete sichschließliq e.n der„besseren" Gesellschaft Angehörender, welcher jedochseinen Namen nicht veröffentlicht haben wollte smehrere anwesende Ge-«offen erkannten in ihm den Staatsanwalt von Freiburg, der jedenfallshieher gekommen war, um den Staat, aus dessen Krippe er ißt, zuretten). Hätte der Vorsitzende ihn nicht in Schutz genominen und energischRuhe geboten, er würoe für seine Ausführungen von der Bühne her-untergezerrt worden sein. Er konnte jedoch seine Kritik auch nur überdie Festrede zum Besten geben, weil er, um diese zu studiren, ja denMontag Zeit gehabt, auf den vorhergegangenen Vortrag wußte er jedochnichts zu erwidern. Als nun Lieblnecht mit stürmischem Beifall zur Ent-gegnung aus die Bühne trat, fand sein Vorredner für gut, diese nichterst abzuwarten, sondern drückte sich schleunigst. Hernach sprach nochGenosse Arnold über den Zweck und Nutzen der Arbeiterpreffe uud em-psahl dieselbe.Um 11'/, Uhr schloß der Vorsitzende die Versammlung. Die vorge-nommene Tellersammlung ergab 88 Fr., wovon wir der Unterstützung«-lasse für die durch das Schandgesetz Gemaßregelten nach Abzug der Un-kosten 60 Fr. überwiesen.(Wie mir gesagt wurde, steuerte obenerwähnterStaatsanwalt auch ü0 Cts. hiezu.)Diese Tage, der 4. und ö. September, werden unseren Genossen nichtaus dem Gedächtniß schwinden und die Worte Liebknechts nicht unbe-herzigt verhallen. Als bleibendes Andenken haben wir eine sozialdemo-lralische Bibliothek zu gründen beschloffen.Zürich» 1. Oktober. Viele früher in Zürich thätige Genossen dürftees interessiren, daß der hiesige deutsche Verein am letzten Sonntag aufder Insel Usenau sein 45. Stistungssest in äußerst gelungerer Weisebeging. Zu demselben hatten sich die deutschen Vereine Aarau, Baden,Uster, Hoigen, Thalweil, Wädensweil, der Grüttiverein Rapperswyl undder hiesige Frauenverein sowie die deutsche Parteimitgliedschaft mitihren Fahnen eingefunden und auch sonst war die Theilnahme derder hiesigen Sektionen eine so große, daß der Salondampfer weit übertausend Theilnehmer zu transportiren hatte. Auf dem Festplatz, derherrlich gelegenen Usenau, hielt nach Begrüßung der Gäste durchPräsident Witt, Vortrag mehrerer Musikpiecen und eines Liedes durchdie Sänger, Genosse T a u s ch e r die Festrede, in der er eine kurzeGeschichte des Vereins von seiner Gründung(1842) bis heute vorführte;er gab der Freude Ausdruck über die Erfolge, welche der Verein indieser langen Zeit auf dem Gebiete der Bildung, des Unterstützungs-wesens, der Geselligkeit und namentlich der politischen Agitation trotzvielfacher Versolgengen(der Verein wurde Ende der 40er Jahre unterPolizei-Aussicht gestellt und sank auf sieben Mitglieder herab) erzielte,wie er aus allen schweizerischen Ardeiler�Kongressen milberathe, allenArbeiterorganisationen, so jetzt dem schweizerischen Aktionskomitö undder Reservskasse angehöre, welch große Opfer er für die deutsche Arbeiter-bewegung bei den Wahlen sc. und namentlich im letzten Jahre bei denschweizerischen Lohnkämpsen gebracht, die sich z. B. beim letzten Schlosser-und Schuhmacherstreik in Zürich für die Speisesektion(ohne den Haupt-verein) auf ca. 1000 Franken beliesen, und betonte, daß es der sozia-listische Gedanke sei, der den Verein von 270 Mitgliedern im Jahre1882 auf nun über 650 Mitgliedern wachsen ließ und dadurch so großeLeistungen ermöglichte. Anknüpfend an die Worte Ulrich Huttens:„Lieb' den gemeinen Nutz' und schirm die Wahrheit," ermahnte er dieMitglieder, auch ferner im Geiste des Sozialismus zu wirken, damitfernere Erfolge nicht ausbleiben, und schloß mit den jubelnd aufgenom-menen Worten:„Jeder Schwabenbruder, der nach Zürich kommt, mußSozialist werden." Das sei die beste Verbreitung zu unserem 50jährigenStislungsseste.— Nun begannen die Volksbelustigungen für die jüngereGeneration, während der ältere Theil durch einen Rundgang um dieInsel, Besuch der Kapelle ic. sich erfreute, bis um halb 6 Uhr derDampfer die frohe Schaar nach Rapperswyl entführte. Dort unterFührung des Grütlivereins Zug durch die Stadt auf das Schloß, wouns em prächtiges Alpenglühn entzückte, und dann noch kurzes Ber-weilen im großen WirthschastSgarten a» der Eisenbahn, unter Abstngungsozialistischer Lieder, bis der schrille Pfiff des Dampfers zur Heimfahrtmahnte. Das schöne Fest wurde durch keinen Mißton getrübt— nicht