Gegenstand ihrer speziellen Fürsorge macht. Die Schweiz hat keinenLandesvater und daher die weitgehendste Fabrikgesetzgebung, Rußlandhat einen und sogar ein„Väterchen" und daher die grauenhastestenFabrik, ustilnd«, und in Deutschland ist e» mit der gesetzlichen Regelungder Frage der Schutzmaßregeln fürLeben und Gesundheit der Arbeiter in Fabriken von dem Augenblick an in's Stockengerathen, da der große Sozialresormer dem„prqktischen Christen-thum" zu huldigen erklärte. Sehr bezeichnend ist in dieser Beziehung,wa« der F a b r i k i n s p« k t o r Dr. B e r n o u l l i aus Aachen aufdem Kongreß erklärte.„In Deutschland," sagte er,„ist die Kinderarbeitderart geregelt, daß Kinder vor dem vollendeten 12. Jahre überhauptnicht arbeiten dürfen, zwischen dem 12. bis 14. Jahre nur eine ganzbestimmt:, beschränkte Anzahl von Swnden, und zwar nur dann, wennnachgewiesen wird, daß sie gleichzeitig die Volksschule regelmäßig besuchen.Nachtarbeit fällt fort. Ab-r, mein« Herren, die Sache sieht schSnaus dem Papier aus, die FabrikS-Ausstchlsbeamten sind keines-wegs immer an Ort und Stelle, sie haben große Bezirke,und sie muffen sie haben, sonst verlieren sie den allgemeinen Ueberblick,sie müffen die Polizei-Aufsichtsbeamten kontroliren, und dasieht man, wie kolossal gesündigt wird. Die ganzen Po-lizeibehörden stehen naturgemäß in einem AbhäugigteitS-Verhältnisse von den betreffenden Industriellen, ser es nunmoralisch oder unmoralisch, aber es ist der Fall, diesesAbhängigkeitiverhältniß veranlaßt sie, darüber hinwegzusehenund die Schäden, die sie finden, nicht aufzudecke n."So ein preußischer Fabrtkinspektor!Jedesmal wenn im deutschen Reichstag das Arbeiterschutz-gesetz auf der Tagesordnung steht und von Befürwortern deffelbenaus die Schweiz hingewiesen wird, die fast alles schon eingeführt hat,was man in Deutschland für undurchführbar erklärt, da findet sich einBismarck,«in Buhl oder sonst ein Frei-AusbeutungSapostel und schreit:WaS redet Ihr unS von der Schweiz, dort werden ja die Gesetze vielzu lax gehandhabt, dort find ja die Behörden viel zu nachläffig, aberbei uns, im Reich der Gottesfurcht und frommen Sitte, da ist das ganzStwaS andre«. In unfern Behörden sitzen pflichtgetreue Beamte, diestreng darauf halten, daß das G-setz bis aus den letzten Bachstaben er-sÜllt wird, bei uns würden also solch« Borschristen viel einschneidenderwirken als in der Schweiz, folglich müssen wir sehr vorsichtig sein undlieber gar keine erlassen.Ach! die Pflichttreue des preußischen B-amtenlhumS. welcher armeTeufel hat sie nicht an seinem Leibe schon kennen gelernt. Wenn es anSVerbieten, an's«onfisziren, ans Einsperren geht, ist sie gewiß unüber-trefflich, sonst aber ist sie, wie Figura zeigt, ost auch nur„eine schöneLegende".Bleiben wir indeß bei dem Thema und bö'-n wir nach dem preußischenden schweizerischen Fabriiinspektor, ymn Dr. Schuler, überdas gleiche Thema:„Ich weiß nicht, wie eS anderwärts ist. aber als bei uns in der Schweizzuerst Kinder bis zum vollendeten 14. Jahre von der Fabriksarbeitausgeschlossen wurden, hat man ganz gewaltig gejammert, was dasfür einen Einfluß auf die Familie haben werde. Ich verkenne nicht,daß es für manche Arbeiter-Familie außerordentlich schwer gefallen ist,wenn sie auf den Kinder-Erwerb verzichten mußte. Aber wie ist esschließlich dann gekommen? An dem einen Orte ist der Werth derällern Kinder sehr gestiegen, die Personen, die zu denjenigen Arbeitenverwendet wurden, zu denen man früher Kinder im Alter bis zu14 Jahren verwendet hatte, wurden um eine bedeutende Anzahl Perzenthöher bezahlt; es fanden ferner eine große Menge älterer Leute, dieschwach und elend waren, zu anstrengenden Arbeiten nicht benützt werdenkonnten, nun Beschäftigung fhöit! hört!) bei Arbeiten, mit denen manfrüher ganz junge Kinder beschäftigt hatte, und schließlich, wenn manden Erwerb aller dieser Arbeiterfamilien zusammenrechnete, kam es ganzf;enau auf das Gleiche heraus und für die Arbeiter selbst kam es eben-alls ganz auf das Gleiche heraus."...Und weiter:„Was nun das Alter de« Eintritte» in die Fabrik anbetrifft, sodenke ich, ist die groß« Mehrzahl der Versammlung darüber einig, daßwir nicht hinter da« zurückgehen sollen, was in den verschieoenenStaaten schon existirt, und ohne erhebliche Beschwerden er-tragen worden ist, Oesterreich hat das Alter von 14 Jahrenfestgefetzt, in der Schweiz besteht dasselbe schon seit vielen Jahren. DieKlagen, die noch früher hie und da ausgetaucht sind, sind in den letztenJahren vollständig verstummt. Vor einigen Jahren hat eineAnzahl von Fabrikanten versucht, eine Eingabe an die Bundesbehördenzu richten, um eine Revision der FabnkSgesetziebung zu verlangen,indem sie unter Anderen die Zulässigkeit der Kinderarbeit in einemfrüheren Alter ausgesprochen haben wollten. Die Industriellen selbsthaben aber ihrm Einfluß auf diese Petenten geltend gemacht, um sievon der weiteren Verfolgung ihres Begehrens abzuhalten. Eine Ver-Handlung über diesen Gegenstand hat gar nicht einmal stattgefunden.Ei« entnehmen daraus am allerbesten, daß die große Mehrheit der In-dustriellen sich vollständig mit dieser Einrichtung ausgesöhnt hat."Hier ist kein Wort davon, daß daS Verbot nur auf demPapier stehe, sondern die schlichte Konstatirung, daß eS durchgeführtist, ohne Schaden anzurichten. Und das in der kleinenSchweiz, die von den großen Nachbarreichen industriell auf das Ärgstebedrängt wird. Im großen mächtigen Deutschland mit seinem„Schutzder nationalen Arbeit" heißt es in Bezug auf den wirklichenArbeitcrschutz. wie in Bezug aus die Schule,„immer langsam voran,damit Rußland und China noch nachkommen kann".— Recht lehrreiche Zahle« weist der G eschäftsberich t der»Vereinigten Königs- und L-urahütte« auf. dieses be-kannten oberschlestschen Bergbau- und Hütten-Unternehmens, durch dessen»Gründung" die Herren Bleichröder, Kardors und Konsorten sich sogroße Verdienste— ums Vaterland erworben hatten. Wir erfahrenda, daß in fast allen Abtheilungen des Unternehmens die Produktion indem letzten G-schäftSjahr, 1886/87, sich gehoben habe,„die Produk-t i o n und derAbsatz derWerke derKönigs- und Laura-Hütte hatsich in den maßgebenden Artikeln gegendas Vorjahr gesteigert." heißt es wörtlich. Vielfach wurdenbuch bessere Preise erzielt, so daß im Ganzen für verkaufte Produkt««ine Mehreinnahme von 1'463,200 Mar» gegen da« Vorjahrerzielt wurde.*»Welche« Glück für die Arbeiter," wird da mancher der Leser denken,»so hat sich doch zweifelsohne auch ihre Lage gebessert." Sehen wirdaher zu, was unS der Geschäftsbericht darüber sagt:„Die Gesa mm t-ja hl der angestellten Beamten, Unterbeamtin, Meister und Arbeiter be-trug 10,681 Köpfe, darunter 1828 weibliche, d. i. um 631 Köpfe»ventger als im Vorjahre. An Arbetterlöhnen wurdengezahlt: 6.646,300 M. oder gegen das Vorjahr 268,600 M. weniger.Mit einem Wort, die Arbeiter haben von dem besseren Geschäft garnichts prositirt, obwohl auf den einzelnen Arbeiter ein Mehrprodukt imBierth von gegen 140 Mark entfällt. Freilich heißt es im Bericht, daßder durchschnittliche JahreSoerdienst für den männlichen Arbeiter 694Biark gegen 683 Mark im Vorjahre betrug, also um 9 M. höher war,«s ist das aber offenbar dem Umstand geschuldet, daß grade derjenigeBetrieb, indem die Löhne am niedrigsten, zurückgegangen ist,tm Gegensatz zu den Betrieben, die qualifizirtere Arbeiter brauchen.Indeß wollen wir uns über diesen Mehrverdienst von noch nicht dreiPsenntg pro Tag nicht den Kops zerbrechen. Die Hauptsache ist die fest-siehende Thalsache: hier mehr Produkte und mehr Ertrag,dort Abnahme der Zahl der beschäftigtenArbeiter undBdnahme im Einkommen der Arbeiterschaft als GanzesIn dieser Erscheinung finden wir die Quelle aller Uebel, unter denendie Arbeiterschaft heute seufzt, die Quelle aller Mißstände, an denen diekapiiaiistische Gesellschaft krankt und— fintemalen sie keine Abhülfekennt— kranken wird bis an ihr seliges Ende. Ob«S ein sanftes seindUrd, vermögen wir freilich nicht vorauszusagen..— Au dem famosen Urtheil de« C hemnitzer Schöffengerichts.das daS aus drei Personen bestehend« sozialdemokra-kische Zentralwahlkomite für einen Verein im Sinnede» VereinSzefetzes erklärte, schreibt man uns noch aus Deutsch-land:.„Wie Meie« Stück juristischer«lchymte bewerkstelligt wurde, das'si ohne j glich s Juteresse. Genua, die Ordre von Oden ist da. undmußle gehorcht werden Der erste Verbuch»st noch etwas plump au«-gefallen. Allein daS Landgericht, und in letzter Instanz da« O i e»«landeigericht(tn Dresden) werden schon dafür sorgen, daß dierichtige, korrekte Form gefunden wird. DaS Reichsgericht, welchesdie I u st i z- F al s ch m ü n z e r e i auf«ine so hohe Stufe der Vollemdüng gehoben, macht ja Schule— oder h a t sie schon gemacht.Dabei gibt man sich nicht einmal Rühe, den Schein zu wahren.Hätte man doch wenigsten« irgend ein Wahlkomite einer anderen Parteiin gleicher Weise verfolgt, dann hätte man die Maske der Unparteilichkeitvornehmen können.Aber die S ch a m ist dem herrschenden System längst abhanden ge-kommen.— Ein würdiger Kollege des großen Otto ist der großeKolomann— Ungarns unersetzlicher Premierminister. Hat Bismarck diegeniale Entdeckung gemacht, daß eine stark« Auswanderung ein Zeichenvon W o h l h a b e n h e i t ist, so entdeckt dagegen Herr TiSza, daß eSkein sichereres Anzeichen gegen die Rothlage des Volkes gibt als— diehohen Miethipreise in Ungarn« Hauptstadt. Unter der Ueber-schrift„TiSza, der ungarisch« Potemkin," schreibt man der„Gleichheit" aus Budapest:„Der ungarische Premier- und Finanzminister Tiszg hat die vonden offiziösen Blättern seit Wochen angekündigte Rede, der allgemeineine hohe Bedeutung beigemessen wurde, am 21. September vor seinenWählern in Großwardein gehalten. Ueber die Rede selbst, welche her,-lich unbedeutend und nichts anderes als eine Lobhudelei auf die eigenefast l2iährige RegierungSthättgkeit ist, wollen wir uns des Weiterennicht auslassen, nur«in« Ausführung über den allgemeinen Wohlstandmüssen wir im Interesse der staatsmännischen Weisheit TiSza'S niedriger hängen. TiSza meint:„Was nun die allgemein« Verarmungselbst betrifft, bemerke ich, daß auch dieS nicht der Wirklichkeit entspricht,und hiefür will ich ein positives Datum anführen. Jedermann werß,daß namentlich in der Hauptstadt, aber auch in manchen andern Städtenfeit 1334 die Bauthätigkeii sich in großem Maßstabe entwickelte; derenEinwirkung ist der Natur der Sache nach immer die, daß sie die HauS-zinse ermäßigt, und dennoch hat sich das Reinerttägniß der Hauszins«seit 1884 um 3,S00,000fl. erhöht; dies ist nicht nur ein Zeichen dessen,daß die Reineinkünste eines Theiles der Bürger des Staates auS einereinzigen Quelle um diese Summe zugenommen haben, sondern auch einBeweis dafür, daß diejenigen, die in Miethe zu wohnen pflegen, gleich,viel, Landwirthe, Gewerbetreibende oder Kaufleute, im Allgemeinen seit-dem nicht verarmten, denn sonst wäre es rein unmöglich gewesen, dieHauszinse zu steigern!"-- Es ist zwar gelinde getagt eine zu großeFre— iheit, als Maßstab des allgemeinen Wohlstands Ungarns die Stet-gerung der Hauszinse in der, sich unter Mitwirkung ganz besondererFaktoren entwickelnden Hauptstadt Budapest zu nehmen, aber wir wollenaus diese absurde, mit echt ungarischem Scharssinn aufgebaute Beweis-sührung ohne weiteres eingehen:— Wenn wir die Wohnungsverbältniffeals— wenn auch nicht entscheidenden— Gradmesser des Wohlstandesgelten lassen, so ist eS gewiß, daß eines der sichersten und kritischstenZeichen sinkender sozialer Zustände und zunehmender Verarmung inGroßstädten die Zunahme von Kellerwohnungen ist. Run,die Zahl der Budapester Kellerbewohner hat sich in den letzten S Iahrenum 8000 Seelen, d. i. 25.3 Prozent, vermehrt. Und da man die—nach dem Ausdruck des kommunalen amtlichen Berichtes— in„sonstigenWohnungen" Hausenden ganz ohne Scheu den elenden Kellerwohnungenanrechnen darf, so steigt die Ziffer der in gesundheitsschädlichen Räumenhausenden Bewohner auf die kolossale Summe von 43,600 Seelen, näm-lich auf den zehnten Theil der gesammten Bewohner-Ichaft, während sie im Jahre 1380 erst 32,600 betrug. Die Zunahmeist also 11,000 Seelen oder 33.7 Prozent. Während sich die Bewohner' proletarischer Behausungen vermehren, so auch die der Erdgeschosse von53.32 auf 59.13, die der Dachböden von 0.12 auf 0.17 Prozent, sinktdie Ziffer der besser Wohnenden entsprechend, nämlich der im erstenStock von 19.09 aus 18.47, der im zweiten von 8.37 aus 7.66, der imdritten von 3.96 auf 3.36 Prozent, während die Verhältnißzahl der Be-wohner des vierten Stockes sich ziemlich gleich blieb.Das Räthsel der Miethesteigerung aber liegt darin, daß jährlich imDurchschnitt 10,000 deklassirte Provinzler in die Hauptstadtströmen, um sich hier mit den letzten zu Geld gemachten Trümmern ihrerHabe eine Existenz zu gründen; so lange die Baamnittel reichen, be-wohnen sie dir besseren Behausungen, koste es, was es wolle— später ge>langen sie, entsprechend den obigen Zahlen, in die ebenerdigen, um end-lich>n die Kellerwohnungen hinabzusteigen und frischen AnkömmlingenPlatz zu machen.Ueberaus werthvolle Daten über den Wohlstand Ungarns bietet auchdie vor einigen Tagen veröffentlichle Arbeit unserer offiziellen Statistik,betreffend die Ernährungsweise des ungarischen Volke«.Alldies existirt aber nicht für unsern Ttsz a, der, ein zweiter Potemkin,die Roth im Lichte der Wohlhabenheit, den Jammer als Wonnejauchzenerscheinen lassen will.Diese Unwissenheit überrascht uns nicht bei einem Manne, der Büchernicht liest, und sich in der Sozialökonomie etwas Wissen anzueignenwohl als die größte Zeitverschwendung betrachtet.Hinweg mit all diesem Plunder, wozu wäre man aber auch ein„großer" Staatsmann!?"�-- Stimmt.—«esetz und Ordnung in Amerika. Vor Kurzem fand inBoston lMassachusett«) ein Prozeß auf Aufhebung eines Patente«(dasder Bell'schen Telephongesellschaft) dadurch sein« Erledigung, daß derRichter einfach erklärt«, die Regierung sei nicht berechtigt, ein Patentzurückzunehmen, und jedes Eingehen auf die Frage, ob das Patent durchbetrügerische Vorspiegelungen erlangt worden— was notorisch der Fall—einfach ablehnte. Ueber die wirklichen Motiv« dieses Erkenntnrsse«schrieb die kapitalistische„Rew-Iorker Staatszeitung", ein„OrdnungS"-Blatt vom echtesten Kaliber:„Nachdem daS vom Generalanwalt im Namen der Vereinigten Staatenangestrengte Verfahren zur Annullirung der angeblich erschlichenen Bell-schen Patente vom BundeSgericht in Ohio nach dem nämlichen Tribunalin Boston, dem Domizil der verklagten Partei, verlegt werden mußte,hielt man eine Niederlage des Kläger« einfach für u n v e r-meid lich und selbstverständlich. Das Bell'sche Monopol istmit allen einflußreichen Elementen in ganz Mass a-ch u s e t t s aufs Engste liirt sverbunden) und deshalb beinah' all-mächtig. Dem Bernehmen nach ist daselbst ungefähr jede vermög-liche Familie in Boston bei der Ausbeutung der Telephonpatenteb e t h e i I i g t, und«ine so ergiebige Einnahmequelle verschüttet mannicht gern, wenn maus verhindern kann. Deshalb sind die Entscheidungs-gründe, welche die U S. Circuit Court in Boston zur Abweisung desKlägers veranlaßten, jedenfalls den Leuten in Massachusetts aus derSeele, um nicht zu sagen: auS der Tasche geschrieben. DerBundesregierung wird in Ermangelung eines bestimmten Gesetze« überdiesen Punkt das Recht abgesprochen, aus Gründen der Billig-keit(equitx), also im Interesse de« G e m e imw o h le«, dieGültigkeit eines dem Anschein nach durch betrügerische Mittel erwirktenErfindungspatentes anzufechten. Das ist ein schlechter Trost für da«amerikanische Volk, welches Lug und Trug gegenüber alsomachtlos wäre!...Gut gesagt. Aber«enn da« am grüne» Holz in Boston möglichist, warum soll ein in C h i c a g o unter dem Einfluß einer rasendenHetze, an der alle„Bermöglichen" sich betheiligten, gefälltes Uliheilplötzlich ein unantastbares Hestigthum lein? Etwa weil das Rechisaesühlder Vermöglichen in Boston„erschüttert" würde, wenn die siebenVerurtheilien in Chicago nicht gehängt würden? Man sehe sich die-jentgen, welch« die Ausführung des TodeSurtheils verlangen, genaueran und man wird entdecken, daß die unter ihnen, die am lautesten„Hängt sie!" schreien, am meisten Ursache haben, der Dame Gerechtigkeit— aus dem Wege zu gehen.- Die sozialistische Preffe de» Auslandes hat sich bis jetztnur zum Theil über den Parteitag der deutschen Sozialdemokratie ge»äußert, den meisten Blättern lagen bei Redaktionsschluß erst ein Tbeilder Berichte vor. Sehr ausführliche Berichte hat die Wiener„Gleichh-it" gebracht, deren Herausgeber Dr. Adler den Beralhunzen selbstbei.ewohnt, sowie der Panier„Socialist" Die„Gl-ichheii" wrdm«!der Bedeutung deS Parteitages außerdem einen besonderen Artikel, ,ndessen Schlüsse es heißt:„Das sind die Beschlüsse, die dem Parteitag seinen besonderenCharakter aufprägten. Sie wurden fämmtlich einstimmig oder fast ein«stimmig gesaßl. Das ist wieder ein Merkmal dasür, daß eS sich nichtum ei««» Kampf zweier Richtungen handelte, sonder»darum, den Standpunkt, auf welchem die Entwicklung der gesammte»Partei angelangt ist. durch die Diskussion zu klären unddurch Beschlüsse sestzustellen. Di« sozialdemokratiiche ArbeiterparteiDeutschlands war und ist eine revolutionäre Partei; freilich nicht iüdem Sinne der Bourgeoisie, die sich eine Revolution ohne eingeworfeneFensterscheiben und geschwungen« Heugabeln nicht vorstellen kann. Siehatte und hat als Ziel die vollständige Neugestaltung der GesellschaftDas Mittel dazu ist die Erfüllung deS Proletariers mit dem Bewußtseinvon der Nothwendigkeit dieser Neugestaltung und mit dem Bewußtfei»seiner eigenen Macht und Pflicht der Träger dieser geschichtlichen Eni-Wicklung zu sein."— In dem Pariser„« o- i a l i st e" und in anderen ausländischenBlättern wird in Bezug auf den St. Galler Parteitag von„Delegirten"gesprochen. Wir machen unsere Genossen im Ausland daraus aufmert-sam, daß es Delegirle in St. Gallen nicht gab. Jeder Genosse ausDeutschland, der sich anmeldete und als bewährt bekannt war, wurdezugelassen.— Ei« Arzt fstv Jugendschinderei. Unter den auf demHyzienikerkongreß oersammelten Aerzlen befand sich auch ein HerrGm st ä v Pacher von Theinburg aus Klagenfurt. Dieseredle Menschenfreund hält die Kinderarbeit für eine der vortrefflichstenEinrichtungen dieser vortrefflichsten aller denkbaren Wellen. Damitdie Kinder der armen Leure, schreibt ein Mitarbeiter des Brünner„Volkssreund" ironisch,„nach den Schulstunden nicht allzuviel in derfrischen Luft herumlausen und sich dabei den Hunger in den Leib unddie Gesundheit aus dem Leibe treiben sollten, trat er auf das wärmst«für die Kinderarbeit ein und versuchte es, die Schule mit der Fabrikin derart„menschenfreundlicher" Weise zu verbinden, daß da«Proletarierkind im Interesse seiner Gesundheit und körperlichen Ent-Wickelung früh in der Schule zu sitzen und Nachmittags in der Fabrikzu schwitzen habe. Für die Kinder der besitzenden Klasse hielt er diesegesundheitliche Maßnahme nicht für nothwendig; denn da sie doch umein beveutendes besser genährt werden als die armen Würmer, so wer»den sie schon ohnedem groß. Auch befürwortete der Herr von Pach«eine Beschränkung der Ehefreiheit unter den ärmeren Volksschichten.Muthmaßlich weih er aus eigener Wahrnehmung, daß das Lieben warmmacht, und wahrscheinlich fürchtet er, daß die armen Leute kaltes Wafferdarauf trinken, also ihre Gesundheit dadurch untergraben könnten, mit»hin wünscht er, daß dem arbeitenden Volke das Lieben von Rechtswege»verboten werden soll. Wer hätte einem Großkapitalisten so viel Sorgeum den armen Mann zugemuthet!"Zur Ehre des Kongresses muß gesagt werden, daß Herrn Pachervon cen nachfolgenden Reonern, namentlich von dem Abg. Per» er»storfer, gebührend geantwortet wurde.— Wir haben schon früher darauf hingewiesen, daß Henry Georg«nicht nur von der Vergesellschaftung der Produktion, sonvern auch vouder Nationalisirung»es Grund und Bodens nichts wisse»will. Es ist aber vielleicht gut, dies durch einen authentischen Ausspruchvon George zu belegen.Im Vorwort zur englischen Ausgabe der„Lage der arbeitendenKlassen", das wir seinerzeit veröffentlichten, sagt Fr. Engels u. And.:„Nachdem Henry George einmal die Monopolisirung des Bodens zureinzigen Ursache der Armuth und des Elends gemacht, findet er begreif-licherweise das Heilmittel darin, daß die Gesellschaft als solche denBoden wieder in Besitz nimmt.... Die Forderung der Sozialistenschließt eine vollständige Umwälzung des gesammten heutigen Systemsder gesellschaftlichen Produktion ein. Die Forderung Henry George'«dagegen läßi die heutige gesellschafiliche Produktionsweise unberührt."..Dazu bemerkte George in seinem Organ„Standard" in der Nummervom 9. August wörtlich:„Der Unterschied ist thatsächlich noch größer, als Herr Engels ihndarstellt. Wir wollen keineswegs eine so gewaltsame und radilale Ver-änderung, als in der formellen Uebernahme des Landes seitens der Ge»sellschast und der Verpachtung desselben an Jnbividuen liegen würde.Wir wollen dasLand in individuellem Besitz lasse»,wie eö jetzt ist, nur in der Form einer Steuer so genau als mög-lich das Aequivalent des Werthes wegnehmend, welcher dem Lande inFolg« der Vermehrung und deren Fortschritt der Gesellschaft innewohnt."Wir wollen nicht untersuchen, in wie weit George hier seine früherenSchriften Lügen straft. Genug, der Mann stellt sich mit diesem AuS-spruch«IS Oekonom auf direkt a n t i sozialistischen Boden. Seine Boden-steuer ist ein Projek», da« über den Horizont des gewöhnlichen bürg«-lichen Politikers nicht hinausgeht. Dagegen war die Raoikalresorm desseligen Held in der Thai ein Muster von Radikalismus.Und wenn George nicht schließlich, wozu es allerdings den Anstrichhat, in einer der großen bürgerlichen Parteien Unterkunst findet, so wirder wohl da? Schicksal Heids theilen: die Arbeiterbewegung wird überihn zur Tagesordnung übergehen.— WaS die Bourgeoisie mit ihren sogenannten vildungb-vereinen bezweckt, ist vor Kurzem von einem Vertreter derselbe» intrefflicher Weise gekennzeichnet worden— natürlich unfreiwillig. Aufdem Verbandstag der rheinisch-weftsälischen Bil«dungsvereine in Ruhrort kam der Direktor Finsterbusch— hier ist der Name m der That ein Omen— aus Rüllheim an derRuhr in einem Vortrag über die Weiterbildung ver auS derSchule entlassenen Jugend zu dem Schluß, daß der Staatnur diejentgenMädchen sich verheirathen lassen soll»,welche eine zweijährige Lehrzeit durchgemacht haben und serner zweiJahre hindurch Dienstmädchen gewesen sind.„Da»Mädchen müsse aus zwei Jahre durch sefien Vertrag gebunden werde»,wie der Lehrjunge aus drei oder vier Jahre. Erst durch Ausweisungeine« Zeugnisses über einen solchen überstandenen Lehrkursus von zweiJahren könne das Mädchen«in Dienstbuch erhalten, also Dienst-mädchen werden, ohne diesen Nachweis dürfe keine Herrschast«inDienstmädchen miethen. Die Bildungsvereine könnten viel thun,um diese Vorschläge zu verwirklichen. Kein Mädchen dürfe dannHeirathen ohne den Nachweis einer zweijährigenDienstmädchenzeit. Dadurch werde im Großen und Ganzen de«Dienstboten- und Haussrauen-Kalamität ein End«gemacht werden."Man merkt, worauf die Sache hinausläuft. Der krasseste Bouraeoi«-Egoismus, der sich denken läßt. Die Arbeiter„sparen" noch nicht ge«nliz, und darum müffen die Mädchen zu svarsamer Wirthschast ange-lernt werden— was beiläufig der Zwang der Roth besser besorgt alsalle Schulinsiitute— und zu guten Dienstboten h er u m d r essirt' werden, gewissermaßen von Staaiswegen Frohndienfie thun, damitdie Dienstbotenkalamität aushört.Und viesem Zeugs, das sich jeder Kritik entzieht, klatschten die wür-digen Bildunysvereinler Beifall und die nationalliberale Presse findetden Vortrag„höchst anziehend und lehrreich"!"Für beide Theile bezeichnend.— In Richard Wagner s nachgelasseneu Papiere« finde»sich u Ä iolgende Sätze:„Freiheit heiß«: keine Herrschast über uns dul-den, die gegen unser Wesen, unser Wissen und Wollen ist... Nur wen»wir uns lür unwissend und willkürlich halten, könnten wir eine Herrschastüber uns. die uns da? richtige Wissen u>id Wollen gebietet, uns alsnützlich denken.... Ein« herrschaii dulden, von der wir annehmen, daßfi« das Richtige nicht weiß und will, ist knechliich."Das ist echt anarchistisch räsonnirt. hat aber Richard Wagner nichtgehindert, im politischen Leben mit den ärgsten Reaktionären zu liedäugeln.— Frankreich. Bei der Nachwahl in St. O u e n sind an Stelleder revolutionären Sozialisten Radikale in den Gemeinderath gewähltworden, was wahrscheinlich unterblieben wäre, wenn nicht die Poffibi-listen ihnen Gegenkandidaten entgegengestellt hätten. In solchem Falle,wie der vorstehende, wo es sich um Zurückweisung eines behöidlichenUeberpriffes handelte, hätte man ie« Parteihader wohl schweigen lassenkönnen- Der Vollständigkeit halber«ollen wir auch erwähne«, daßsich da jetzig« Ol�an de« Herrn Gilles, die„Londoner Freie Press«".du.Londoner Arbeiter> ZeNung" ist vom Kommunistischen Arbeiter