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Juferate
die dreigespaltene Petitzeile 25 Gt3.
№33.
20 Pfg.
Der Sozialdemokrat
Organ der Sozialdemokratie deutscher Bunge.
Briefe an die Redaktion und Erpedition des in Deutschland und Desterreich verbotenen Sozialdemokrat wolle man unter Beobachtung äußerster Vorsicht abgehen lassen. In der Regel schicke man uns die Briefe nicht direkt, sondern an die bekannten Decadressen. In zweifelhaften Fällen eingeschrieben.
Parteigenossen! Vergeßt der Verfolgten heit in der„ Bolksvertretung" fehlen. Das ist aber gar nicht
und Gemaßregelten nicht!
Wider die Monarchie.
Der Leser braucht nicht zu erschrecken. Es liegt durchaus nicht in unserer Absicht, ihn mit doktrinären Betrachtungen über die beste Regierungsform zu langweilen, noch haben wir im Sinn, hier eine Lanze für die Bildung einer antimonarchischen Liga einzulegen, nichts liegt uns ferner als das. Soweit wir die Bekämpfung der Monarchie für gut und nützlich halten, wird dieses Geschäft viel besser, als es von uns geschehen tönnte, von unseren Gegnern, von den Monarchisten selbst, besorgt. Und wie sie gerade in diesem Augenblick wieder daran sind, die monarchischen Einrichtungen gründlich zu unterminiren, wie die Königlichen" in Deutschland wider die Monarchie" zu Felde ziehen, das zu kennzeichnen, ist allein der Zweck dieses Artikels. Wir wollen unseren Lesern wieder etwas von der republikanischen Propaganda im monarchistischen Lager erzählen.
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Zu den Königstreuesten Blättern in Deutschland gehört unzweifelhaft die Kölnische Zeitung ". Dieses brave Blatt nun schrieb vor einigen Tagen in einem Artikel über die Besuchsreise des neuen deutschen Kaisers an die nordische Höfe: „ Berückender als an Wilhelm II. ist niemals an einen ingendlichen Herrscher die Versuchung herangetreten, der Welt den Fehdehandschuh hinzuwerfen; nicht an Alexander den Großen, nicht an Karl XII . Was waren ihre Schaaren, was waren sämmtliche Heere der Vergangenheit, verglichen mit der wunderbaren und einzigen Kriegsmaschine, welche der Genius der preußischen Könige und Generäle ausgesonnen, und die jetzt das Schicksal dem Enkel des ersten deutschen Kaisers als williges Werkzeug in die Hände legt! Berauschend für das Gemüth des Soldaten wirkt der Gedante, das Machtwort aussprechen zu können, welches diese Maschine in Bewegung setzt, die Schlachtreihen entfaltet, die Feuerschlünde entfesselt und den Erdball erzittern macht."
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Deutsche Arbeiterblätter bezeichneten diesen Say als einen , widerlichen Ausfluß des Byzantinismus". Fehlgeschossen diesmal, unsere werthen Kollegen haben sich durch die allerdings byzantinische Form über den geheimen antimonarchischen Zweck des Artikels hinwegtäuschen lassen. Wer ihn näher anschaut, der kann darüber gar nicht im Zweifel sein. Liegt nicht in der Konstatirung der berückenden" Versuchung, der der„ jugendliche" Monarch ausgesetzt ist, eine indirekte, aber sehr deutliche Aufforderung, den sehr anschaulich geschilderten Gefahren eines solchen„ Berücktwerdens" ein Ende zu machen? Führe uns nicht in Versuchung," betet der gute Christ, wäre es daher nicht ein christliches Werk, ein für allemal dem vorzubeugen, daß in der Gestalt des„ berauschenden Gedankens" der Versucher die Oberhand behält? Wir machen Trunksuchtsgesetze, um dem Unheil vorzubeugen, das durch den unmäßigen Genuß von alkoholischen Getränken verursacht wird; was ist aber dieses Unheil im Verhältniß zu dem grenzenlosen Unheil, das der jugendliche Monarch anrichten kann, wenn er ,,, berückt" von dem„ berauschenden Gedanken", das Machtwort ausspricht, das„ den Erdball erzittern macht"? Man braucht diesen Gedanken nur auszudenken, und die KonSequenzen ergeben sich von selbst.
Ja, die„ Kölnische Zeitung ", die versteht es eben besser als unfereins, ihre Angriffe zu führen. Grad heraus zu sagen, was man denkt, wie plump und kompromittirend! Der recht zugespitzte Pfeil erfüllt seinen Zweck auch, wenn man ihn in Rosen eingehüllt abschleudert.
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Glaube man nicht, wir unterstellen der Kölnerin Absichten, die der tugendhaften Dame fern liegen. Es ist ihr bitter Ernst damit, die Gefahren zu schildern, die Preußen- Deutsch land unter Wilhelm II gehen könnte. Und die„ Kölnische Beitung" steht in diesem edlen Bestreben nicht allein. Auf der Rechten und auf der Linken stehen ihr bewährte Kämpen zur Seite, hier vor Allem die„ Norddeutsche Allgemeine", dort die ins Liberale schillernde nationale" Presse, voran die Berliner Nationalzeitung". Und an der Vollkommenheit, der Unfehlbarkeit des Monarchen zweifeln, heißt das nicht frevelhaft die Monarchie untergraben? Die Norddeutsche" hat uns das so oft vorerzählt, daß wir polizeiwidrig begriffsstutzig sein müßten, wollten wir das nicht begreifen.
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Wohlan, es ist ein offenes Geheimniß, daß die von der " Norddeutschen" c. tagtäglich servirten Belehrungen“ über die Nothwendigkeit der Fortdauer des Kartells zwischen Nationalliberalen und Konservativen, was so ziemlich gleichbedeutend ist mit einer Unterstützung der Nationalliberalen gegen die Konservativen, ihre Spize nicht nur gegen die Kreuzzeitungspartei, sondern auch gegen deren allerhöchsten Gönner, Wilhelm II., richten. Der„ jugendliche Monarch" hat sich der Buttkamer- Stöcker- Partei so entgegenkommend erwiesen, daß dieser der Kamm geschwollen ist und sie alle Kräfte
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Erscheint wöchentlich einmal
in
Berlag
der
Boltsbuchhandlung Hottingen Zürich.
Voßfendungen franto gegen franto. Gewöhnliche Briefe
11. August 1888.
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weist, bereits der Fall. Und natürlich streben daher die Kapitalisten darnach, diesen Zustand abzuändern und ihre Geschäfte in einer solchen Weise zu regeln, daß diese Fessel wegfällt.
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Das Mittel, welches sie zu diesem Zwecke gefunden zu haben glauben, ist die Bildung von Trusts, Pools, Ringen oder wie derartige Vers einigungen sonst genannt werden mögen. Aber sie haben sich damit auf einen sehr abschüssigen Boden begeben, auf einen Boden, der mit abs soluter Nothwendigkeit zum Sozialismus hinführt. Die Trufts find nämlich eine Organisation, welche die Sosialisirung der Gesellschaft ungemein erleichtern wird, erleichtern wird insofern, als ja ges rabe ihr Endzweck ist, die Distribution, die Vertheilung der Güter, burch eine ganze Gesellschaft zu regeln, statt wie bisher durch einzelne Individuen. Daß diese Gesellschaft nicht aus den Produzenten selber besteht, sondern aus den Befigern der Arbeitsmittel, ist freilich aber die Sache läßt sich nach Bildung der Trusts wenigstens mit einem Schlage erledigen, weil die Fabrikanten selbst eine Organisation schaffen, bie bloß in die Verwaltung der Arbeiter überzugehen braucht, um sosias
listisch zu sein; während im entgegengesetzten Falle zunächst die Bers gesellschaftlichung des Eigenthums und bann außerdem noch die
gesellschaftliche Ordnung der Distribution vorgenommen werden müßte. In solcher Weise erleichtern uns also die Trusts unsere Arbeit, und es fann uns ziemlich gleichgültig sein, daß sie das nicht etwa aus Liebe zu uns, sondern lediglich unter dem harten 3wange der Verhält nisse thun. Im Gegentheil, wir können darauf stolz sein, daß selbst unsere erbittertften Gegner gezwungen werben, uns in die Hände zu arbeiten.
daran setzt, bei den bevorstehenden preußischen Landtagswahlen so viel Abgeordnete zu erobern, als ihr zur absoluten Mehrnach Bismarc's Geschmack, denn auf diese Art würde er unter den obwaltenden Umständen eines schönen Tages von ihr abhängig, hätte er mit ihren Selbständigkeitsmucken" zu rechnen. Für die Junker und Mucker Alles, aber als Ge schent, das ist seine Devise Mitregieren dürfen diese Leute ( von denen sein ehemaliger Rathgeber Wagener, der sie aus dem Fundament kannte, gesagt: Die eine Hälfte davon sind Ochsen von Geburt, die andere Ochsen aus Prinzip) nun und nimmer. Daher jetzt plötzlich der Mahnruf: Die Gefahr antisosialistisch- wie ja überhaupt die ganze gegenwärtige„ Drbnung" droht von rechts, der bereits die Wirkung gehabt hat, daß dem rechten Flügel der Freisinnigen" ein Hinterpförtchen geöffnet worden ist zum Hineinschlüpfen in die reichsfreundliche Regierungsmehrheit", und daß dieser sich auch richtig anschickt, hineinzu-fallen. Die Gefahr auf der Rechten! Was aber ist es, das die Rechte" so gefährlich macht? Daß sie für sich hat Wilhelm II. , den Gönner-oder sollen wir lieber fagen Schüßling? der frommen Gräfin Waldersee und Gatten der„ lieben Freundin" des nicht minder frommen Pastors Stöcker. Gewisse Leute hätten jetzt vielleicht mehr Ursache als je, durch ihre Handlanger in der Presse von Neuem den Ruf ertönen zu lassen: Fort mit der Frauenzimmerpolitik! Wir wollen keine Frauenzimmerpolitik!" Aber sie werden es wohl hübsch bleiben lassen. Es geht ja nicht gegen die Frau des sterbenden Kaisers. Zudem handelt es sich auch nicht um Dinge, für die man die Massen erhitzen kann. Denn das ist das Lustigste bei der Sache- nehmen, daß die Streitenden vergeblich nach einer leidlich und tragisch kann man diesen Konflikt beim besten Willen nicht ernsthaften„ Frage" ausschauen, über welche sie sich anstandshalber streiten könnten, denn daß es sich einzig und allein um Klicken- Interessen handelt, das brauchen nur die Eingeweihten zu wissen. Die liberalen Gimpel sucht man mit der Parole zu födern, es handle fich um die Rettung der den Leim Bismarck als Feind der Rückwärtsler gehen zu Schule vor den Pfaffen, aber um zum zweiten Mal auf fönnen, muß man ein sehr großer- Professor sein. Für rühren, die wird so oder so verrathen. die Schule würde der Feind aller Schulmeister keinen Finger
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Gälte es nur die Parole: konservativ oder mit der„ Kreuzzeitung " und ihren Freunden liberal, würden wir ohne Zweifel im Vereine mit der„ Kreuzzeitung " und ihren Freunden streben" schrieb vor einigen Tagen die„ Norddeutsche", und die Wähler würden gut thun, sich diese Worte zu merken. soll regirt werden, sondern einzig und allein die Frage: wer Nein, worum es sich handelt, das ist nicht die Frage: wie foll regieren? Die Kraftprobe vom Frühjahr wird wiederholt: Hie Kaiser, hie Kanzler. Natürlich nicht so offen wie damals der größte Theil des Kampfes muß hinter den Koulissen ausgefochten werden aber darum mit nicht geringerem Eifer. Und alles natürlich hübsch in loyalsten Formen".
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Indeß, Form hin, Form her, auf die Sache kommt es an, haben die Offiziösen uns oft genug gepredigt. Halten wir uns daher an die Sache, und ziehen wir aus ihr die sich für uns ergebenden Konsequenzen. Da sehen wir zum zweiten Male von Leuten, die den monarchischen Gedanken gepachtet zu haben vorgeben, und die kraft ihrer Stellung und Erfahrungen ja unzweifelhaft in der Lage sind, zu wissen, was dies Gottesgnadenthum werth ist, als eine Gefahr für die Entwicklung des Landes hingestellt, wenn die Dinge nach dem Willen des Herrschers von Gottes Gnaden gehen. Wenn das teine Propaganda für die Republik ist, so hat es nie eine zunächst von keinem Interesse, so ist man ihm in seinem gegeben. Ist das auch für das arbeitende Volt Deutschlands fanz in den Weg getreten, daß es gut ist, wenn ihm von den Emanzipationskampfe doch so oft mit dem monarchischen Firle " getreuen Dienern" desselben immer wieder von Neuem gezeigt wird, wie man sich über solche Kleinigkeiten, wenn sie einem im Wege stehen, hinwegsetzt. Insofern ist die Kennzeichnung des Kampfes ein sehr nützliches Stück revolutionärer
Propaganda.
Aufgabe des bürgerlichen Liberalismus. In Deutschland hat Das Gottesgnadenthum unschädlich zu machen, war dte derselbe sie zur rechten Zeit verabsäumt, und heute fehlt es ihm an der Lust, und wo er die Luft hätte, am nöthigen Wuth, das Versäumte nachzuholen. Das bleibt der ArbeiterKlasse überlassen. Nun, es ist immer gut, wenn einem ein Theil der Arbeit von Andern abgenommen wird.
In der Sackgasse.
Bekanntlich setzen Marg und Engels- ersterer im Rapital" und let wärtige Produktionsmethode fich auf naturgemäße Weise entwickelt hat, terer in seinem Buche gegen Dühring- auseinander, baß die gegen baß fie eine absolut nothwendige Entwicklungsstufe war und ist, sowie, daß fie erst dann der sozialistischen Blah machen wird und kann, wenn bas Privatkapital fich soweit konzentrirt hat, daß es zur Fessel ber Produktion wird.
Auf den meisten Gebieten ber Industrie ist dies, wie der fortwährende Wechsel von guten Jahren" und allgemeinen Krisen deutlich genug bes
Aber noch in einer andern Weise erliegen sie dieser bitteren Noth Antheil, welche denselben angehören, während alle anderen, und wendigkeit. An den Vortheilen der Trusts haben nämlich nur Diejenigen also auch zahllose Mitglieder der Bourgeoisie, durch dieses System ges schädigt werden. Diese Leute fühlen ebenfalls den Druck des indu striellen Kapitalismus; und wenn auch dieses Gefühl sie noch lange nicht zu Sozialisten macht, so ist es doch wenigstens geeignet, fie allmälig etwas zum Nachdenken zu bringen.
Neulich nun ist diesen biederen Leuten, die stets an den Dchsen mit den beiden Heubündeln erinnern, eine gar erfreuliche Nachricht zugegan gen. Der Generalstaatsanwalt Tabor von Albany hat nämlich erklärt, daß der Zuckertrust River Sugar Refinerie Company" ungeseklich sei, und alle großen und fleinen Philifter, soweit sie nicht selbst Trust- Mit glieder find, stimmten in ihren Zeitungen darüber ein wahres Jubel= geschrei an. Und besonders betonen sie dabei, daß das Einschreiten des guten Mister Tabor ,, wieder einmal" bewiesen hat, welch unübertreffliche Gleichheit vor dem Gesetz in diesem freien Lande" existirt. Richt allein die Arbeiter werden wegen Boycottens der Fabrikanten bestraft, sondern auch die Fabrikanten wegen Boycottens oder wegen Ausbeutung des Publikums." So lobpreisen die Kapitalistenwische in allen Zonarten. Schwindel, Schwindel, nichts als Schwindel! Man lese nur die Aus. führungen des biederen Staatsanwalts genau durch, und man wird finden, daß derselbe absolut keine Veranlaffung steht, gegen bie Trusts einzuschreiten. Freilich, er erklärt, daß der Trust der River Sugar Refinery Company" ungefeglich ist, aber nur, weil er bie Geschäfte einer intorporirten Gesellschaft läßt er sich also in der vorgeschriebenen Weise als Ausbeutungsgesell betreibt, ohne als Trust intorporirt zu sein. schaft eintragen, dann ist die Geschichte in Ordnung; und weder Herr Tabor, noch irgend ein anderer Staatsanwalt wird auch nur das Geringste gegen ihn einzuwenden haben.
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Wie sollte er auch? Er kann ja beim beften Willen nicht! So lange die Gesellschafts ,, ordnung" eine fapitalistische ist, muß auch der Staat auf kapitalistischer Basis organisirt sein. Beides läßt sich nicht von ein ander trennen; bricht das eine zusammen, dann folgt das andere nach. Und darum muß der Staat die Ausbeutung beschüßen: es liegt das in der Natur der Dinge!
Man mag also über die Ausbeutung burch die Trusts noch so sehr lagen; etwas dagegen ausrichten fann man auf dem Boden der heutigen Drbnung" nicht. Sie sind ja selbst ein Theil, ein nothwendiges Glieb dieser Ordnung wenn auch für manchen ein ziemlich schmerz haftes Glied.
Es ist aber immerhin interessant zu sehen, wie den kapitalistischen Ausbeutern nach und nach vor ihren eigenen Auswüchsen bang und immer bänger wird. Aber es nügt ihnen nichts; ste haben nun einmal den Höhepunkt überschritten, sie sind nun einmal auf der abschüssigen
Bahn, auf der es teinen Halt mehr giebt. Und darum rollen fie fopf und besinnungslos immer weiter und weiter, bis sie schließlich eines schönen Tages dastehen werden mit aufgesperrten Mäulern und auf geriffenen Augen, wie die Ruh vor dem neuen Thor .
Und dieser Tag wird der Geburtstag der neuen Gesellschaft, der Gleichheit und der Freiheit sein.
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Zur Flugblatt- Taftif.
Aus Mittel Deutschland wird uns geschrieben: Bei vielen Genoffen ist heute die Ansicht vorherrschend, daß radikale",„ revolu tionäre" Flugblätter herausgegeben werden müssen, um das heutige System und dessen Vertreter entsprechend zu brandmarken und die schmählichen Zustände in ihrer ganzen Scheußlichkeit dem Volte zu ent hüllen. Es soll dadurch Licht in die Maffe gebracht werden, damit die indifferenten Arbeiter fich emporraffen und der Sozialdemokratie an schließen. Das sei aber nur möglich durch gepfefferte"," scharfe" und
schneidige" Flugschriften.
Viele Genossen waren gegen ein solches Auftreten, da der Gewinn ein problematischer, der Schaden aber gewiß ein großer sein würde. Die, Radikalen", die sich auch die„ Revolutionären" nannten, gewannen an einigen Drten die Oberhand was bei dem provozirenden Auf treten der Polizei und ihrer Handlanger sehr begreiflich, aber keineswegs als ein Vortheil betrachtet werden kann. Man ließ sich dazu bringen, rabia tale",„ revolutionäre" Flugschriften herauszugeben, um wenigstens ein mal seinen Gefühlen freien Lauf zu lassen. Die Folge war: Große Maffen von braven Genossen wurden erwischt, verhaftet und zu schweren Strafen verurtheilt. Hunderte von Monaten Gefängniß war bas Resultat. In Leipzig z. B. gegen 12 Jahre zusammen. Ebenso werden in Berlin enorme Strafen das Resultat sein. Daß der Leip ziger Prozeß ein Bubenstück war, brauche ich wohl nicht erst zu erwähnen, dies ist schon in früheren Nummern geschehen.
Der Leipziger und ebenso der Berliner Prozeß fonnten aber vera mieden werden, wenn die Flugblätter in anderer Form gehalten
waren.
Ich möchte heute meine Ansicht über die Form ber Flugblätter den Genossen unterbreiten. Man fann Alles(?) schreiben und thun ohne Strafe zu erhalten, nur kommt es auf die Form an, wie ed geschieht.