damit gedient. Die Arbeiterbewegung ist im besten Flusse. Man fordert jezt in erster Linie das allgemeine gleiche und direkte Wahlrecht, in letter Linie natürlich die Besißnahme aller Arbeitsmittel durch das Volk. Kann auch der Entwicklung nach Holland nicht an der Spize der Arbeiterbewegung marschiren, so wird es aber doch Schulter an Schulter mit den großen Nationen in den Kampf für die Befreiung der Arbeit eintreten.
Petersen( Dänemark ). In den letzten Jahren erst hat die große Industrie sich entwickelt, man hat aber gleich große Kapitalistenringe ins Leben gerufen. Der Lohn ist in Folge dessen noch mehr zurückge= gangen. Der Geist der Partei in Dänemark ist kleinbürgerlich; man meint, der kontinentale Sozialismus sei auf Dänemark nicht anwendbar. Der theoretische Sozialismus ist sehr schwach vertreten, man hat zwar die deutsch - sozialistischen Programme angenommen, sie aber stets durch fleinbürgerliche Zufäße verstümmelt. Erst in letzter Zeit hat sich eine fleine Gruppe gebildet, welche ganz auf dem modernen Standpunkte steht. Uebrigens bestehen in Dänemark fünf sozialistische Blätter mit 30,000 Abonnenten.
Plechanoff( Russe). Der Hort des Despotismus, ist Nußland, und ein Sturz des zarischen Regimes bedeutet einen Sieg des gesammten modernen Enropas. Hoffentlich werde dasselbe bald von der industriellen Revolution, welche in Rußland immer mehr Plaz greife und von dem herr
werden, denn das russische kleinhandwerk und besonders das russische Bauernthum mit seiner alterthümlichen Produktionsweise sei in vollständiger Auflösung begriffen und könne dem Eindringen der westeuropäischen Zivilisation nicht lange mehr widerstehen.
Gjerd( Norwegen ) erklärt, daß die norwegische Bewegung nicht sehr start sei, aber da sie bereits ins Stadium der Verfolgung seitens der Regierung getreten ist, so dürfte der Beweis geliefert sein, daß ihre Bedeutung eine größere zu werden beginnt. Die norwegischen Sozialisten halten nicht viel von parlamentarischer Thätigteit, fie benußen die Wahlen aus agitatorischen Gründen, geben sich aber nicht der Hoffnung hin, daß im Wesentlichen etwas durch den Parlamentarismus gebessert werden tönne.
Merlino( Italien ) gibt einen furzen Ueberblick über die dortige Bewegung. Es gibt in Italien zwei Nichtungen der Arbeiterpartei. Die rein anarchistische und die parlamentarische Arbeiterpartei. Erstere werde von der Regierung weit mehr verfolgt, als die lettere, welche gewissermaßen sich der Freundschaft der Regierung erfreut. Redner, welcher der anarchistischen Richtung angehört, greift hierauf den ebenfalls dem Nongreß angehörigen Deputirten Andre Costa, den Führer der parlamen= tarischen Partei aufs Heftigste an, weil die Intereffen des revolutionären Sozialismus durch den Parlamentarismus nicht gefördert werden können.
Iglesias( für Spanien ) zeigt die historische Entwicklung des Sozialismus, welcher schon sehr frühzeitig in Spanien Wurzel gefaßt habe. In den fiebziger Jahren gewannen die Bakunisten, die Vorgänger der jetzigen Anarchisten, die Oberhand, aber schon seit lange ist diese Berirrung überwunden, die spanischen Sozialisten stehen jetzt auf durchaus wissenschaftlichem Standpunkte.
Es wurden im Laufe der Sizung noch ganz kurze Berichte gegeben über die deutsche, sowie die französische Schweiz , das englische Amerika urd Dänemark .
Die Sigung wird 1/10 Uhr beendigt.
Wir brechen für heute hier ab und lassen noch einen Theil der be= schlossenen Resolutionen folgen:
Der internationale fozialistische Arbeiterkongreß zu Paris fordert die Arbeiterorganisationen und sozialistischen Parteien aller Länder auf, sogleich daran zu gehen, durch alle ihnen zur Verfügung stehenden Mittel( Versammlungen, Presse, Petitionen, De- a monstrationen 2c.) ihre Regierungen dahin zu bringen:
1) Sich der vom Schweizerischen Bundesrath vorgeschlagenen Konferenz in Sachen des Arbeiterschußes anzuschließen;
2) Auf dieser Konferenz die Beschlüsse des internationalen Kongresses zu Paris zu unterstützen.
In allen Ländern, wo es sozialistische Abgeordnete gibt, sollen dieselben in den Gemeindevertretungen in der Form von Resolutionen, in den gefeßgebenden Versammlungen in der Form von Gesezesvor= vorschlägen den betreffenden Körperschaften die Beschlüsse des Pariser Stongresses unterbreiten.
Bei allen Wahlen, sei es zu den Gemeindevertretungen oder gefeß gebenden Körpern sollen diese Nesolutionen auf den Programmen der fozialistischen Kandidaten figuriren.
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Es wird ein Ausschuß zur Ausführung der Resolutionen des Pariser Kongresses, soweit dieselben die von der Schweizerischen Republik in Vorschlag gebrachte internationale Farikgesesgebung betreffen, eingesetzt.
Diese Kommission, aus 7 Mitgliedern bestehend, wird beauftragt, der Berner Konferenz direkt mitzutheilen, was die vom 14. bis 21. Juli in Paris versammelten Arbeiterorganisationen und sozialistischen Barteien Europa's und. Amerika's als die unerläßliche Grundlage einer internationalen Arbeitsgesetzgebung erachten.
Diese Kommission erhält außerdem das Mandat, den nächsten internationalen Kongreß einzuberufen, der im Jahre 1891 an einem noch später festzuseßenden Orte Belgiens oder der Schweiz zusammentreten soll. Unter dem Titel„ Der Achtstunden- Arbeitstag"( ,, la journée de 8 heures ") soll unter der Mitwirkung der auf dem Kongreß vertretenen sozialistischen Parteien ein Wochenblatt herausgegeben werden, mit der Aufgabe, alle Nachrichten über die in's Leben zu rufende Bewegung behufs Erreichung der gesetzlichen Beschränkung des Arbeitstages zu zentralisiren.
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Der Internationale sozialistische Arbeiterkongreß: In Erwägung,
daß die sogenannten nationalen Armeen der Neuzeit, welche Europa jährlich mehr als vier Milliarden kosten, die Nationen unter dem Vorwand, sie zu vertheidigen, zu Grunde richten, daß fie weniger gegen den äußeren Feind gerichtet sind, als gegen die von den privilegirten Selaffen zum inneren Feind gemachten Proletarier;
daß sie gerade durch die unendlich anschwellenden Lasten, unter denen fie die Völker erdrücken, nothwendigerweise den Strieg herbeiführen, indem er als das einzige Mittel erscheint, einer unerträglich gewordenen Situation ein Ende zu machen,
Berwirft auf das Entschiedenste die Kriegsgelüfte, welche von den in den legten Zügen liegenden Regierungen unterhalten werden; Erklärt den Frieden als die erste und unerläßlichste Bedingung der Arbeiteremanzipation;
Blumenschmuck, mit dem die Liebe und Verehrung des Hamburger Proletariats fahraus jahrein sein Grab ausstattet, spricht ganze Bände dafür. Vielleicht bezeichnet nichts besser den Verewigten, als, daß so sehr er in ganz Deutschland , wo nur Sozialdemokraten wohnen, geliebt und geschätzt war, diese Liebe und Verehrung doch nirgends der gleichkam, die er in Hamburg , feiner eigentlichen Heimath, genoß.
Was August Geib für die deutsche Sozialdemokratie gewesen, das fönnen wir hier nur in allgemeinen Zügen andeuten. Zu einer Zeit, da die Partei der Enterbten vielleicht nicht weniger gehaßt war als heute, aber zu dem Haß noch das Brandmal der öffentlichen Ver= achtung zu tragen hatte, hatte er sich ihr angeschlossen und von da an mit der ganzen Aufopferungsfähigkeit einer selbstlosen Natur sein Talent und seine Arbeitskraft in ihren Dienst gestellt. Als Redner, als Schriftsteller, als Organisator war er für sie thätig, und so Vortreffliches er auch in den beiden erstgenannten Thätigkeitszweigen geleistet, so fallen seine Verdienste in dieser Hinsicht doch gering in die Wagschale gegen das, was August Geib als Organisator, sowohl im technischen wie im politischen Sinne des Wortes, für die Partei war. Seine strenge Gewissenhaftigkeit, gepaart mit der gewinnenden Milde eines durch und durch wohlwollenden Gemüths, erweckten überall rückhaltloses Vertrauen zu ihm, und er hat dieses Vertrauen auch nicht einen einzigen Augenblick getäuscht. Wo in der Partei Zwistigkeiten entstanden,
lieber angenehmen, als Agen Niemand ward
lieber als Schiedsrichter angenommen, als August Geib . Wo ein geschäftliches Unternehmen in Noth gerieth, Niemand ward so oft um Rath angegangen, Niemand war so willig bei der Hand, zu rathen und, keineswegs leicht, er schaffte und sorgte für das Wohl der Partei wie wo möglich, zu helfen, als August Geib . Und er nahm die Dinge nur ein Vater schaffen und sorgen fann für das Wohl seiner Familie mit jeder Faser seines Daseins hing er an ihr, mit seinem Herzblut fämpfte er für fie. Und als das Produit des Attentats sommers 1878, das Schandgesez gegen die deutsche Sozialdemokratie, in's Leben trat, als die Schläge eines brutalen Gegners hageldicht auf die geächtete Partei herniederfausten, da trafen sie wohl niemand härter als Auguſt Geib nicht in seinen persönlichen Interessen, wohl aber in seiner Eigenschaft als Parteimann, als Hauswart, wie wir ihn nennen möchten, der Partei. Gewohnt, für alle zu sorgen, empfand er jeden Schlag mit, der jeden Einzelnen traf und erschöpfte seine Seraft in dem Bemühen, die Schläge abzuwehren, ihre Macht zu mildern. In diesem Bestreben war es, daß der treffliche Mann zeitweise den Ueberblick über die Gesammtsituation verlor, und sich den politischen Erfordernissen derselben nicht ganz gewachsen zeigte. Aber wer da weiß, wie ungeheure Anforderungen damals auf ihn einstürmten, wie von allen Seiten sein Math und seine Hilfe in Anspruch genommen wurden, der begreift auch, wie die Sorge für einen Augenblick den hohen Flug seines Geistes lähmen fonnte. Für uns, für alle, die ihn fannten, vermag diese zeitweilige Schwäche sein Andenken nicht zu beeinträchtigen, glänzend und ungetrübt lebt es in uns fort, strahlt der Name August Geib im hellsten Lichte. Und nicht nur der Flug seines Geistes litt unter den Streichen des tückischen Feindes. In August Geib betrauert die Sozialdemokratie vielleicht das erste. Opfer des Schandgesetzes. Die Berfolgungen, welche die Partei trafen, brachen ihm das Herz. Kaum drei Viertel Jahr nach Verkündigung des Ausnahmegesezes erlag August Geib einem Herzichlage. Er, der noch kurze Zeit zuvor als das Bild männlicher Straft hatte gelten fönnen, schloß im Alter von 37 Jahren für immer die Augen. Andere, wackere Mitkämpfer sind ihm seitdem gefolgt; die Reihen der Stampf, immer neue Opfer die Verfolgungswuth unserer Feinde. Jeder, Alten" lichten sich mehr und mehr, immer neue Opfer fordert der der an seiner Stelle seine Pflicht gethan, ist uns gleich lieb und werth, sein Andenken uns gleich geheiligt, wir feiern es mit, wenn wir an diesem Tage dessen gedenken, der der Freund, der Vertrauensmann, der Berather aller gewesen, wenn wir einen Kranz legen auf das Grab August Geib's, des Unvergeßlichen!
Boulanger hat bei den am Sonntag in Frankreich stattgehabten Generalrathswahlen eine arge Schlappe er= Titten. Er hatte eine Art Plesbizit organisirt und in über hundert Wahlbezirken( Stantonen") seine Kandidatur aufstellen lassen. Aber obwohl dazu selbstverständlich die günstigsten Bezirke ausgesucht worden waren, ist er, soweit bis jetzt Nachrichten vorliegen, nur in 11 die Stichwahl. Das ist auf jeden Fall eine große Niederlage, oder 12 Kantonen gewählt worden und kommt in einigen weiteren in selbst wenn, was die boulangistischen Blätter behaupten, vielfach boulangistische Stimmen unterschlagen worden sein sollten.
Erfreulich, wie die dies Resultat vom internationalen Gesichtspunkte aus ist, möchten wir doch davor warnen, seine Bedeutung zu übertreiben. Bei den Generalrathswahlen spielen so viel 2otal= interessen mit, daß sie nur sehr bedingt als politische Gradmesser dienen können. Sie werden im Großen und Ganzen, bei der Macht der Zentralgewalt in Frankreich , fast immer zu Gunsten der be= stehenden Regierung ausfallen, die über zu ertheilende Subventionen, Verlegung von Behörden 2c. verfügt. Es gilt also, die Wahlen zur Deputirtenkammer abzuwarten, die nach politischen Gesichtspunkten entscheiden werden, bevor man dem französischen Volk zu der Beseitigung der boulangistischen Gefahr Glück wünschen darf.
Die Denunzianten stellen sich ein. Unter diesem Titel schreibt das„ Berliner Volksblatt":
"
„ Das deutschfreisinnige Berliner Tageblatt" denunzirt in edler Gemeinschaft mit der Nordd. Allg. Ztg." den internationalen Stongreß, daß er nur einen Vorwand für eine höchst gefährliche Geheimbündelei abgegeben habe. Es schreibt: Daß man nach den Aeußerlichkeiten und Phrasen allein, die von dem Kongreß in die Deffentlichkeit gedrungen, diesen nicht zu beurtheilen habe, hebt mit Recht die„ Nordd. Allg. 3tg." hervor. Daß daneben auch geheim gehaltene Verhand= Iungen geführt wurden, gehe schon daraus hervor, daß man für ,, internationale Sorrespondenz" ein Korrespondenzbureau in jedem Lande zu errichten beschloß. Die deutschen Sozialdemokraten, die im Vaterlande keinen Kongreß abhalten dürfen, haben sich im Auslande ein Stelldichein gegeben und unter den schüßenden Flügeln der Pariser Versammlung ihre Angelegenheiten berathen. Daß sie dabei den Striegsplan für die bevorstehenden Reichstagswahlen festgestellt und sonstige taktische Vorbereitungen getroffen, ist kaum zu bezweifeln. Darin hat für sie wohl der eigentliche Zweck und Werth des Kongresses bestanden, deffen Bedeutung von diesem Gesichtspunkte aus gewiß nicht zu unterschätzen ist." Jedes Wort, bemerkt das Boltsblatt" hierzu, das von geheimen Nebenversammlungen berichtet, ist eine Lüge. Die Vorbereitung für die Neichstagswahlen ist in allen Wahlkreisen lange vor dem Kongreß beendet worden."
Daß diese Lüge im Berl. Tageblatt" willige Aufnahme fand, ist ein weiterer Beweis dafür, daß dieses edle Blatt unter dem Deckmantel des Liberalismus nur die Geschäfte der Polizei besorgt.
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Unter die vorstehende Rubrik gehört auch folgende Notiz, welche sich die ultramontane„ Deutsche Reichszeitung" aus Bochum schreiben läßt:
Und fordert neben der Unterdrückung der stehenden Heere die allgemeine Boltsbewaffnung auf folgender Grundlage: Die Armee ist nichts als eine Schule, in die jeder gesunde Staatsbürger für die Dauer der zu seiner militärischen Ausbildung absolut nothwendigen Zeit eintritt. Die Männer, welche diese Schule durchgemacht, find nach Ortschaften( par localité) der= gestalt zu organisiren, daß jede Stadt, jeder Streis sein Bataillon hat, zusammengefeßt aus Bürgern, die fich fennen, die bewaffnet, ausgerüstet und bereit sind, wenn nöthig, innerhalb 24 Stunden auszumarschiren, die, wie es in der Schweiz der Fall, Gewehr und Ausrüstung im Hause haben für die Vertheidigung der Freidigung für seine Thätigkeit als Delegirter 2c. forderte, ist unbekannt
heiten des Volkes und der Sicherheit des Landes.
Ueber eine von W. Morris eingebrachte und von J. Guesde amendirte sozialistische Prinzipienerklärung fehlt uns noch der genaue Wortlaut.
Sozialpolitische Rundschan.
London , 31. Juli 1889. Morgen, am ersten August, find es zehn Jahre, daß August Geib aus dem Leben schied, der Besten Einer, welche je für die Befreiung des arbeitenden Voltes gestritten und gelitten. Gäbe es kein anderes Zeugniß für sein Wirken, die treue Anhänglichkeit, mit der die Hamburger Genossen, in deren Mitte er gelebt, die ihn bei der Arbeit, in seinem täglichen Thun und Lassen, gekannt, sein Gedächtniß pflegen; der reiche
" Herr Did mann aus Uedendorf, jenes Mitglied des früheren Streitfomites, welches seinerzeit aus dem Unterstüßungsfonds für die unterstützungsbedürftigen Bergmannsfamilien eine persönliche Entschädi
mit wessen Gelde
zu dem Sozialisten- Kongreß nach Paris gereist, um sich dort als Vertreter der Bergleute des rheinisch- westfälischen Kohlenreviers aufzuspielen, wenn auch ohne Auftrag. Wie verlautet, wird in den allernächsten Tagen aus den betheiligten Kreisen eine Erflärung erfolgen, welche darüber, daß Dieckmann einen nennenswerthen Bruchtheil der Bergleute nicht hinter sich hat, keinen Zweifel übrig läßt. Da Dieckmann außerdem nach Beendigung des Streits die Arbeit überhaupt nicht wieder aufgenommen, sich aber gleichwohl in auswärtigen Blättern als Gemaßregelter aufgespielt hat, so ist es vielleicht die höchste Zeit, wenn die bisher von ihm vertretene Belegschaft sich öffentlich dahin äußern wollte, daß sie Dickmann als ihren Delegirfen nicht mehr anfähe."
Der Schlußsatz verräth die Teufelskralle. War Dickmann der schlechte Kerl, als der er hier dargestellt wird, so würde es wohl nicht erst einer auf dem Umwege über Bonn erfolgten Mahnung bedürfen, um die Belegschaft, die ihn gewählt, zu veranlassen, ihm ihr Mandat zu entziehen. Aus dem Umstande, daß das Leptere bisher nicht geschehen, wird aber wohl der Schluß gestattet sein, daß es mit dem Vergehen
Dickmanns nicht so arg bestellt ist, zumal wenn man weiß, daß Dickmann dadurch, daß er sich gegen die Ausschlachtung des Streits durch die Zentrumspartei gewendet, sich den bitteren Haß der Lesteren zugezogen. Wir warten also ab, ob und was Dickmann auf die Beschuldigung des Zentrumorgans antworten wird, ehe wir über seine Person ein Urtheil fällen; inzwischen aber sei der denunziatorische Charakter der ganzen Notiz hier gebührend ange= nagelt.
Nachschrift. Das Vorstehende war bereits gesezt, als uns die Nr. 154 der Berliner Volkszeitung" zufam, in deren zweitem Blatt von einer Bergarbeiterversammlung in Essen berichtet wird, die ihre Mißbilligung" darüber ausgesprochen habe, daß der Berginvalide Eckhardt als Vertreter der rheinisch- westphälischen Bergarbeiter an dent internationalen Sozialistenfongreß in Paris theilgenommen hat." Weiter bringt dieselbe Notiz den Wortlaut einer Erklärung einer Berg arbeiter- Delegirtenversammlung aus dem Bochumer und Gelsen tirchener Revier, in dem gesagt wird, daß Bergmann DickmannBochum, soweit die Versammelten wissen, weder ein Mandat noch Geld von den Bergleuten erhalten habe, um dieselben auf dem Pariser Sozialistentongreß zu vertreten.
=
Da es weder Dieckmann noch Eckhardt eingefallen ist, sich als Vertreter der rheinisch- westphälischen, bezw. der Bergleute des Bochumer - und Gelsenkirchener - leviers aufzuspielen wenn sie von einigen Berichterstattern so bezeichnet wurden, so beruht das auf einem Mißverständniß, das sie nicht verschuldet so sind die vorbezeichneten Proteste zunächst höchst überflüssig. Aber nicht nur das. Weder die in Essen, noch die Bochumer Versammelten waren berechtigt, im Namen sämmtlicher Bergleute ihres Reviers zu sprechen, auch sie vertraten nur einen Bruchtheil der gesammten Belegschaft, und hätten sich daher in jedem Fall mit der Erflärung begnügen müssen, daß Dickmann, bezt. Eckhardt nicht von ihnen nach Paris entsendet worden seien. Jede darüber hinausgehende Erklärung war eine Ueberhebung ihrerseits und die vorliegende eine um so bedenklichere Ueberhebung, als sie auf ein politisches Kepergericht hinausläuft. Davor tönnen wir die Bergarbeiter nicht genug warnen. Wir wissen ia, daß im gegen wärtigen Moment alle möglichen Einflüsterer am Werke sind und sie in diefer Nichtung zu bearbeiten suchen, daß Regierungs-, ultramontane und demokratische" Agenten in rührender Gin tracht wider die Sozialdemokratie schüren und heßen, und dagegen alles aufbieten, den Geist des Opportunismus unter den Bergarbeitern zu verbreiten. Solche Einflüsse sind es auch zweifelsohne, welche die erwähnte Protestresolution veranlaßt haben; man braucht nur ihren Worlaut nachzulesen, um sofort zu erkennen, daß diese Weise und dieser Text nicht von Arbeitern der Grube herrühren, sondern ge= lieferte Arbeit sind. Aber gleichviel, wer die Anstifter- Bergarbeiterdelegirte haben das Machwerk unterschrieben und damit einen verhäng nißvollen Schritt weiter auf der abschüssigen Bahn gethan, deren Endpunkt der freiwillige Verzicht auf ihre politische 2c. Unabhängigkeit ist.
Ein Telegramm der„ Daily News" meldet, daß bei Dickmann Haussuchung war und er, nachdem man bei ihm sozialistische Schriften beschlagnahmt, verhaftet worden sei. Die Denunzianten können vorläufig triumphiren, wir aber hoffen, daß das Vorgehen gegen Dick mann seinen Kameraden die Augen öffnen wird.
-Zu dem unverfrorenen Verlangen der Possibilisten und ihrer englischen Alliirten, die Mandate der Delegirten des Kongresses der Vereinigten Sozialisten noch einmal zu prüfen, schreibt der Londoner ,, Labour Glector":" Das heißt soviel als Herr H. M. Hyndman von der Londoner Fondsbörse war nicht ganz sicher, ob man Wilhelm Liebknecht gestatten dürfe, an einem Internationalen Arbeiterforgreß theilzunehmen, Herr Herbert Burrows von Somerset House, Strand), bezweifelte die ,, bona fides "( Zulässigkeit) Step= niats, und Frau Besant hegte Befürchtungen über den Charakter von Vera Sassulitsch ."
Die schneidende Ironie dieser Notiz ist für denjenigen, der den Lon doner Verhältnissen fern steht, nur zum Theil verständlich, aber ihre sachliche Berechtigung liegt auf der Hand. Die Wichtigthnerei mit der Mandatsprüfung ist mehr wie lächerlich: die Frage der Mandate muß nur dazu herhalten, allerhand Verdächtigungen in die Welt zu schleu= dern, für die auch jede Spur eines Beweises fehlt. Frau Annie Besant und Herr Herbert Burrows, die das Geschäft des Verdächtigens sportweise zu betreiben scheinen, haben in allen ihnen zugänglichen Bourgeoisblättern die Behauptung aufgestellt, daß unter den englischen Delegirten auf dem Kongresse der Vereinigten Sozialisten mehrere gewesen feien, die Niemand vertreten hätten als sich selbst, sie haben sich aber sehr gehütet, einen einzigen dieser angeblichen„ Bogus"-Delegirten namhaft zu machen. Ein solches Verfahren richtet sich von selbst.
Andere gehen etwas vorsichtiger zu Werke und behaupten, auf dem Kongresse der Vereinigten Sozialisten seien eigentlich im Großen und Ganzen nur die hervorragenden Führer des Sozialismus vertreien gewesen, während der Kongreß der Possibilisten der der wirklichen Arbeiter gewesen sei. Auch diese Nebensart zerfließt bei der näheren Untersuchung wie Schnee vor der Frühlingssonne. Von England und den Ländern abgesehen, die beide Stongresse gleichmäßig beschickt, waren sowohl alle hervorragenden Vertreter des zeitgenössischen Sozialismus als das Gros der organisirten und vorgeschrittenen Arbeiterschaft aller Länder auf dem Kongreß der Vereinigten Sozialisten vertreten. Wir haben bereits in voriger Nummer an einigen Beispielen gezeigt, welcher Schwindel.
wir wählen ausdrücklich dieses Wort auf Seiten der Possibilisten mit angeblichen Delegationen getrieben wurde, heute sind wir in der Lage, hinzuzufügen, daß die angeblichen Vertreter für Oesterreich nichts anderes waren, als in Paris lebende Arbeiter aus Desterreich, die ohne recht zu wissen, welche Komödie man mit ihnen vorhatte, possibilistischerseits zu Delegirten derjenigen Orte, bezi. Bezirke ernannt wurden, in denen sie heimisch waren. Sie selbst habent das den wirklichen Delegirten aus Desterreich auf dem Kongreß der Vereinigten Sozialisten offen eingestanden und, über den wahren Stand der Dinge aufgeflärt, fich alsbald bereit erklärt, dem Bureau des Possibilistenkongresses ihre Delegirtenfarten zurück zuschicken. Ob sie das ausgeführt, wissen wir nicht, so viel aber steht fest, daß gegen die öffentlich abgegebene Erklärung Dr. Adlers, daß die angeblich auf dem Possibilistenfongreß vertretenen österreichischen Organisationen gar nicht existiren, bis heute nicht der leiseste Protest gewagt worden ist. Nicht minder phantastisch ist die angebliche Delegation aus Ungari , deren Namen der Bericht der Possibilisten hübsch verschweigt, um ihnen jede Verfolgung von Seiten der Regierung ihres Landes zu ersparen." Eine ganz merkwürdige Vorsicht angesichts der Thatsache, daß es keinem Menschen in Ungarn eingefallen ist, die Beschickung des Internationalen Rongreffes zu verbieten. Unnüß ist hinzuzufügen, daß die Organisationen, die diese Delegirten angeblich vertreten, gleichfalls erst in Paris geschaffen wurden. Das ist an sich ja ein ganz unschuldiges Vergnügen, nur hätte man sich mit der Erfindung von Organisationen be= gnügen und nicht auch noch Städte dazu erfinden sollen. Wir wenigstens müffen gestehen, daß wir erst durch den Bericht der Possibiliften erfahren haben, daß es auch eine Stadt„ Dalmatien " gibt. Aber der Bericht verzeichnet Dalmatie- Ville, und der Bericht ist„ sorgfältig geprüft und für richtig befunden worden". Wer's nicht glaubt, zahlt einen Thaler.
-
In Mannheim haben die Sozialdemokraten für die bevorstehende Reichstagswahl August Dreesbach als Standidaten aufgestellt. So lesen wir in deutschen Blättern, und es heißt in der betreffenden Notiz weiter, daß eine starke Minderheit für Dr. Nüdt- Heidelberg gewesen sei.
Wir können nicht umhin, dazu ein starkes Fragezeichen zu machen. Es fällt uns nicht ein, den Genossen irgend eines Orts Vorschriften über die Auswahl des oder der Kandidaten für die verschiedenen Bertretungsförper machen, ihr Recht, über die Geeignetheit derselben selbst zu befinden, irgendwie antasten zu wollen, aber eine Voraussetzung ist dabei unerläßlich; die nämlich, daß ihr Kandidat wirklich Partet= genosse ist, voll und ganz auf dem Boden des Programms und der Grundsätze der Sozialdemokratie steht. Wenn eine Anzahl Mannheimer Genossen an Stelle Aug. Dreesbachs einen andern Stan= didaten in Vorschlag brachten, so war das gleichviel, ob ihre Ein
*) Ein Gebäude, in dem verschiedene Regierungsbureau's untergebracht sind.
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