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wendungen gegen Dreesbach stichhaltig oder nicht ihr gutes Recht, und dieses Recht der Minorität wird uns stets unter seinen Verthei­digern finden. Nicht begreifen aber fönnen wir es, und deshalb bringen wir die Sache hier zur Sprache, wie Sozialisten einen Mann ernsthaft als Reichstagskandidaten in Vorschlag bringen konnten, der nach Allem, was bis jetzt von ihm bekannt geworden, nichts ist, als ein Apostel der fogenannten Freireligiösen".

Wir kennen Herrn Dr. Rüdt nicht und wissen uns von jeder per= jönlichen Voreingenommenheit gegen denselben frei. Aber es ist uns vor einiger Zeit aus einem gedruckten Vortrag dieses Herrn über die Klöster ein Saz unter die Augen gekommen, aus dem hervorgeht, daß Herr Rüdt, welches immer sonst seine Verdienste sein mögen, nicht auf dem Boden unserer Partei steht. Der Saz lautet nämlich:

Weit davon entfernt, auf dem politischen Boden der nationalliberalen Herrren Kiefer, Fieser u. a. zu stehen, würde ich doch nicht einen Augenblick zögern, dem politischen Gegner die Hand zu reichen im Kampfe gegen die uralten Feinde der Geistesfreiheit und des menschlichen Fortschritts. Nach meiner Auffassung ist nämlich die Fesselung des Geistes durch religiösen Wahu der Urgrund jeder politischen, wie sozialen Knechtschaft."

Wer das schreiben kann und die hier unterstrichenen Säße sind auch im Original fott gedruckt, also mit Wohlbedacht gebraucht

der steht auf anderm Boden als unsere Partei. Er wird und muß bei sehr wichtigen Anlässen genau das Gegentheil von dem thun, was die Partei thun wird, die laut ihrem Programm in der Monopol­Eigenschaft des Kapitals, das heißt in der Scheidung der Gesellschaft ta fapitalistische Eigenthümer der Arbeitsmittel und besiglose Proletarier die Ursache des Elends und der Knechtschaft in allen Formen" erblickt. Welcher Standpunkt der richtige, kann hier unerörtert bleiben, daß sie durchaus und grundsätzlich verschieden, wird Niemand bestreiten wollen.

Wie also können Genossen darauf verfallen, einen Dr. Rüdt als Kandidat für die Sozialdemokratie in Vorschlag zu bringen? Wir halten dies nur dadurch für möglich, daß sie der religiösen Frage über= haupt noch viel zu viel Bedeutung beilegen. Es gibt eben leider noch viele Genossen, die das Schimpfen auf die Religion, auf die firchlichen Dogmen für eine ganz besondere Befräftigung ihrer freien Gesinnung halten. Sie merken gar nicht, daß das in den Vordergrund- Rücken der religiösen Frage genau das Gegentheil beweist, nämlich daß sie mit der Religion noch nicht fertig geworden sind. Und weiter merken sie nicht, daß in dem Verhältniß, als sie die religiöse Frage in den Vorder­grund drängen oder zu drängen gestatten, fie die soziale, die sozialistische Bewegung schwächen. Ein klassisches Beispiel ist die Thatsache, daß selbst ein Schwennhagen eine ganze Zeit lang eine Rolle in der Partei spielen und mit den Empfehlungen guter Genossen sich in Zürich   prä­fentiren konnte. Ganz abgesehen davon, daß der Mann ein Lump war, war er in Bezug auf den Sozialismus von einer Ignoranz, die wir selbst bei einem Gegner unerhört finden würden, geschweige denn bei Jemand, der als Genosse" öffentlich Reden hält. Aber er tannte das freireligiöse Schimpflerifon auf die Pfaffen" auswendig, er wußte vortrefflich gegen den religiösen Wahn" zu deklamiren und bon Geistesfreiheit" zu schwätzen, und das hört sich doch so hüsch an, namentlich, wenn die Polizei dem Redner den Gefallen thut und die Bersammlung auflöst, che seine Geistesfreiheit" sich in ihrer ganzen Hohlheit offenbart. In Zürich   fand Herr Schwennhagen feine so zu­borkommende Polizei, und siehe da, beim dritten Vortrag stammelte der bis dahin so sicher auftretende Herr wie ein ABC- Schüße, den seine Eselsbrücke im Stich läßt.

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Nun, Herr Schwennhagen war nebenbei ein Lump und wurde ent­larvt. Wäre das nicht der Fall gewesen, wer weiß, ob nicht die Lieb­haberei für politische und religiöse Radifalthuerei es diesem sozialistischen  Nichtswisser auch ermöglicht hätte, irgendwo als fozialdemofra­tischer Kandidat aufzutauchen. Wird einmal die prinzipielle Grenze, welche unsere Partei von der bloß kirchlich- politischen Freidenkerei trennt, ignorirt, dann gibt es überhaupt feinen Halt mehr, und das Ende vom Liede heißt Sieg der Phrase auf der ganzen Linie.

Klaffenurtheile scheuflichster Art sind in der letzten Woche sowohl in Westphalen als in Schlesien   gegen Bergleute gefällt worden, hier wie dort wegen sog. Landfriedensbruch s. In Münster  , Westphalen, wurden nach zweitägiger Verhandlung vom dortigen Schwurgericht ein Bergmann   zu 9 Monaten, ein zweiter zu 2 Jahren, ein dritter zu 2 Jahren 6 Monat Gefängniß verurtheilt. Ihr Verbrechen bestand darin, daß sie bei dem bekannten Tumult auf Zeche Moltke bei Gladenbeck   mit Steinen auf das Militär geworfen haben sollen. Auffallend ist es, lefen wir in einem Bericht über die Verhandlung, daß der Staats­anwalt seine Rede mit der Behauptung einleitete, die Streitbewegung fei von außen hinein getragen worden.. Die Herren Geschworenen könnten sich denken, welche Leute das seien." Der Wink wurde ver­ftanden, die Herren Bourgeois auf der Geschworenenbank sahen die Nothwendigkeit ein, ein Erempel zu ftatuiren" und für Handlungen, zu deren Entschuldigung tausend mildernde Umstände sprachen, wurden Strafen verhängt, für die ein Angehöriger der besseren Stände" ge= troft einen Untergebenen hätte über den Haufen schießen dürfen.

Aber diese Strafen sind trotz alledem noch milde, noch menschlich gegen die, welche das Schwurgericht in Schweidnis( Schlesien  ) am 24. Juli gegen Bergleute aus Waldenburg verhängte, die sich am 14. Mai auf den Sohlenbergwerfen Bereinigte Glückhilfsgrube" und Friedenshoffnungsgrube" in Niederhermsdorf grober Ausschreitungen" schuldig gemacht haben sollen. Im Lande der prozigsten aller Schlot­junker wurde nach echt russischem Muster erkannt. Die mildeste Strafe war ein Jahr, aber so billig kamen nur die wenigsten der Aufrührer davon. Schon für einfachen" Landfriedensbruch wurde bis auf vier Jahre Gefängniß erkannt, diejenigen aber, die sich des schweren Landfriedensbruchs" schuldig gemacht, wurden mit Zuchthaus bis zu fünf Jahren, der sog. Kabelsführer" zu fieben Jahren Buchthaus und weiteren sieben Jahren Ehrverlust verur­theilt. Leider fehlt uns bis zur Stunde Bericht über die Einzelheiten der Verhandlungen, aber aus der Art der Strafen sieht man den Geist der Richter, und das genügt. Was auch die Aufrührer gethan, daß fie fich gegen die Altherrschaft des Kapital's und die diese itüßende Staatsgewalt aufgelehnt, das war für die Strafbe= messung bestimmend. Klasse saß über Selasse zu Gericht, und der ganze Haß des in seinem Privilegium bedrohten Ausbeuterthums prägte sich in dem Urtheil aus, das in jedem Sinne des Wortes infam ist. Es soll ein warnendes Erempel sein, mögen es sich die Arbeiter wohl zu Herzen nehmen und zur geeigneten Zeit beweisen, daß sie die Lehre dieses Erempels" begriffen haben.

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Von der Konferenz der Bergarbeiter- Delegirten der beiden Internationalen Kongresse in Paris   ist noch ein Vorkommniß als bemerkenswerth zu erwähnen. Fenwick, der Vertreter des Verbands der Bergarbeiter von Northumberland  , erklärte u. A., wenn gelegentlich der jetzigen Bergarbeiterbewegung auf dem Festlande Kameraden für ihr Eintreten für die Bewegung gemaßregelt werden sollten, so seien die Bergarbeiter seiner Gewerkschaft bereit, diesen Gemaßregelten in ihrem Distrikt Arbeit zu berschaffen, und zwar zu 6 Schilling( 6 Mart) Lohn für 6% stündige Arbeit!

Mertt's Euch, deutsche   Bergarbeiter!

Heimathsklänge. Drei vom Pariser Kongreß heimkehrende Deutsche Delegtrte", berichten deutsche   Arbeiterblätter, wurden am Donnerstag Vormittag in Aachen   beim Verlassen der Eisenbahn von der Polizei empfangen, thre Personalien festgestellt und ihre Sachen untersucht. Man hatte hierzu einen Zollbeamten zur Verfügung, der sehr eifrig war und doch nichts fand. Ein Protest gegen die nochmalige Revision, da eine solche bereits an der Grenze stattge= funden, nüßte natürlich nichts. Schon an der belgisch- deutschen   Grenze hatte sich ein Kriminalbeamter als Begleiter ins Stoupee ge­setzt, um auf der nächsten Station jedenfalls Meldung zu machen. Die drei Reisenden, die sich einige Stunden in Aachen   aufgehalten, wurden bon der Polizei aufs Schärfste bewacht, sie folgten ihnen in alle Straßen und Lokale, die sie betraten und bei der Abfahrt hatten sich auf dem Bahnhof fünf Polizisten eingefunden! Den aus dem

Lande der Wilden" Heimkehrenden sollten wohl sofort die Vorzüge Herzenslust ist, namentlich hat es ein Doktor Diedrichs, der seit der

des zahmen Deutschland   klar gemacht werden!"

Natürlich, und man kann sich ihre Begeisterung vorstellen.

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Wie es mit der preußischen Fabrikinspektion vielfach in der Pragis aussieht, darüber brachte fürzlich der Gewerkverein" denke, der lammfromme May Hirsch'sche Gewerkverein", folgende Zu­schrift, die ihm von einem Arbeiter zugegangen:

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Neulich war der Gewerberath( Fabriken- Inspektor) einer der öst= lichen Provinzen auf seiner Reise auch nach einer kleinen Stadt gekommen, um daselbst die Fabriken zu inspiziren. Er hätte wohl so Manches sehen können, wenn er sich ordentlich umgesehen hätte, zumal in der einen Fabrik, die Schreiber dieser Zeilen gerade im Auge hat. Aber weit ge­fehlt; der Herr Gewerberath ordnete zwar manches an, monirte mehreres, aber daß er vielleicht mit einem Arbeiter gesprochen oder sonst vielleicht versucht hätte, etwas zu erfahren. Nichts von alledem; ja die Meisten wußten erst nach seinem Weggange, daß er dagewesen sei. So hätte er sehen müssen, daß der Treibriemen der einen Maschine einer Holzverkleidung dringend be dürftig sei und zwar mindestens zwei Meter hoch. Er hätte sehen müssen, wenn er die Fabrik ordentlich betrachtet hätte, daß an einer Bandsäge eine mit wenig Kosten herzustellende Schuhvorrichtung gegen das Zerspringen und Herunterfallen der Bandjägen gänzlich fehlte. Auch dem Treppengeländer, durch welches schon mehrere Un­glücksfälle passirt sind, hätte er seine Aufmerksamkeit schenken können und er hätte darin gewiß ein Haar gefunden. Dem Fußboden und einer in der ersten Etage stehenden Maschine hätte er Würdigung ge= schenkt, ja er würde auch gefunden haben, daß all und jede Ven= tilation fehlt, daß der Arbeiter Hibe und Kälte, sowie Zugluft im höchsten Grade ausgesezt sei. Auch die Fabrikordnung konnte er einer kleinen Prüfung unterziehen, das hätte nichts geschadet. Fragt man sich nun, was eine derartige Besichtigung einer Fabrik für einen Nußen hat, so kommt man zu der Ueberzeugung, daß dieselbe im Großen und Ganzen nicht viel werth ist und man sagt sich dann, besser gar teine als eine solche; denn wenn sie vielfach so ausgeführt wird, bleibt in der Regel in einer derartig besichtigten Fabrik eben Alles beim Alten."

Je nun, der Herr Gewerberath war wahrscheinlich auch ein Anhänger der Lehre von der Harmonie zwischen Kapital und Arbeit". Die Frff. Zeitung", der wir die Notiz entnehmen, bemerkt dazu:

Bekanntlich find den einzelnen Aufsichtsbeamten viel zu große Bezirke zugetheilt, als daß dieselben alljährlich eine gründliche Inspektion sämmt­licher Betriebe vornehmen könnten, die ihnen unterstellt sind. Wenn nun aber noch die einzelnen Besuche, zu denen es wirklich kommt, so vorge­nommen werden, wie sie geschildert, so fragt man sich denn doch, ob der Staat der christlichen Sozialreform", der sonst so auf große Strammheit seiner Beamten hält, dem ruhig zusehen darf."

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Ob er es darf", fragt sich eigentlich nicht, daß er es thut, be= weist Figura. Und dies Beispiel ist eine treffliche Illustration zu der Redensart, mit der der Staat der chriftlichen Sozialreform" die Arbeiterschutzgeseze ablehnt. Bei uns werden die Gesetze, sobald sie ver­fündet, auch im Gegensatz zu andern Ländern streng durchgeführt, darum müssen wir doppelt vorsichtig sein." Thatsächlich ist das leeres Gerede, man will nur den Splitter im Auge des Nachbarn sehen, und glaubt der Welt den Balken verheimlichen zu können, dessen man selbst sich erfreut. Dafür ist man eben christlicher Sozialreformer.

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Wir lesen im Berner ,, Sozialdemokrat":

" Nach einer Korrespondenz der Neuen Züricher Zeitung" soll die Genfer   Regierung neulich beschlossen haben, den russischen Flücht­lingen keine Aufenthaltsbewilligung mehr zu ertheilen, wenn sie nicht mit regelrechten Papieren versehen seien. Das bedeutet einfach die Wegweisung aller, ihrer Regierung irgendwie anti­gouvernementaler Gesinnung verdächtiger Russen; denn diese erhalten niemals die nöthigen Papiere für das Ausland.

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Bald werden England und Frankreich   allein in Europa   übrig bleiben als Länder, wo nicht regierungstreue Fremde sich aufhalten können. Und da spricht man noch von einem Asylrecht in der Schweiz  !" Und im Anschluß daran schreibt unser schweizerischer Kollege: Die Monarchen bedrohen uns, und seltsam statt die republi­tanischen Instinkte des Volkes wach zu rufen, stellen unsere Behörden Uebungen im Unterthanengehorsam mit uns an, suchen sie uns zu ge= wöhnen an politische Polizeimaßregelungen und erklärt ihre Presse die­jenigen, welche das Volk für die Demokratie aufrufen, für Vaterlandsfeinde."

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Seltsam", aber nur zu erklärlich. Die Bourgeoisie ist sich ihrer inter­nationalen Solidarität bewußt, und zittert vor ernsthaften Konflikten ,, bloßer Prinzipien halber." Der Bourgeois hält es im Großen und Ganzen mit den republikanischen Grundfäßen und Ueberlieferungen wie Faust mit den heiligen Sakramenten: er ehrt" sie denn sie sind einmal da aber ohne Verlangen."

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Unsere schweizerischen Genossen erörtern die Frage, ob sie gegen die Schaffung des eidgenössischen Bundesanwalts die Bolts­abstimmung anrufen sollen. Daß sie bei derselben möglicherweise, ja voraussichtlich unterliegen werden, halten sie für keinen Grund, auf die Bewegung zu verzichten, die auf jeden Fall Klärung in die Massen bringen wird.

Dies ist auch unser Standpunkt.

Ueber die jüngst erfolgte Nachwahl im Kreise Halberstadt­Aschersleben- Wernigerode schreibt man uns:

Nach der amtlichen Feststellung ergab die Wahl folgendes Resultat: John( konservativ) 5396, Weber( nationalliberal) 5088, Dahlen  ( sozialdemokratisch) 3038, Rohland( deutschfreisinnig) 1561 Stimmen. Einige turze Betrachtungen dazu seien hier gestattet. Am 21. Februar 1887 fielen auf den Kartellkandidaten Bernuth etwa 21,000 Stimmen, auf unseren Kandidaten Dahlen   3164 Stimmen. Bei der am 16. Juli stattgefundenen Ersatzwahl sind im Ganzen nur 14,966 Stimmen abgegeben, wovon die sogenannten Reichsparteien 11,928 Stimmen erhielten. Wenn man die Freisinnigen in Abzug bringt, so haben die Kartellbrüder 50 Prozent Abnahme zu verzeichnen, wogegen wir unseren alten Besihstand erhalten haben, und hätte nicht am Wahl­tage gerade am Mittag hier ein starkes Gewitter gewüthet, so hätten wir entschieden in Halberstadt   200 Stimmen mehr erhalten. Den moralischen Sieg aber haben wir entschieden errungen, und unsere Gegner freuen sich ihres Sieges nicht, namentlich, da das Kartell in die Brüche gegangen. Eine kleine Uebersicht aus einigen Orten mag zum Beweise dienen, wie weit die intelligenten Städte bereits für uns gewonnen sind, während die Güter u. s. w. nur Stimmvieh für die Reaktionäre liefern.

Osterwick

Wehrstadt

fonserv.. nat.- beral deutschfrig. 450

Städte: Halberstadt  

891

513

fozbem. 1786

Derenburg

71

39

15

406

14

51

40 250

19

25

25

36

265

183

56

92

70

306 116

fozdem.

2

Wernigerode  

Hasserode  

254

Etliche Gutsbezirke ein anderes Bild: fonserv. nat.- liberal deutschfrfg. 31 3

Bühne Dorf Deersheim

4

84

Gut Mulmfe

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( wahlber. 44) 43

36

21

Stöttelingeburg

Hornburg

Adersleben

Dom Aschersleben Haus Nienburg

Dorf Groningen  

Schloß Wernigerode  

61

|||| 505 54

35

44

Osterwick   ist der Wohnort Johns, dort haben seine Verwandten und die Fabrikanten es am nöthigen Hochdruck nicht fehlen lassen. Am Abend des Wahltages, als das Ergebniß für Halberstadt   festgestellt wurde und die ersten Telegraphennachrichten aus Wernigerode  , Haffe­rode, Osterwick  , hier anlangten, fielen sich die feindlichen Brüder in die Arme, weil sie bestimmt meinten, daß unser Kandidat in die Stichwahl fame. Sie hatten in der Aufregung nicht an ihre Gutsbezirke gedacht. stattfinden, und die feindlichen Brüder raufen sich, daß es eine wahre

letzten Wahl zum Professor ernannt ist, an nichts fehlen lassen.

Nun, uns ist's gleich, wer von ihnen aus der Urne hervorgeht, wir stehen bei Seite und rufen den Genossen zu: Thue jeder seine Schuldig­keit und arbeite kräftig zur nächsten Reichstagswahl.

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Eine allerliebste Enthüllung wenn man das Ausplau­dern von Thatsachen, welche die Spatzen von den Dächern pfeifen, überhaupt so nennen kann hat dieser Tage die Frankfurter   3tg." gebracht. Anlaß dazu bot die berühmte, oft angekündigte neue Ein­kommensteuer- Vorlage für Preußen. Dieses Schmerzens­find, das das Wunder fertig bringen soll, die Interessen des stets geldhungrigen preußischen Fiskus mit den Interessen des stets zah­lungsunluftigen preußischen Junkerthums zu vereinigen, ist wieder in den Vordergrund der Diskussion gerückt, und ein bekanntes Reptil, das " Franks. Journal", hatte die Meldung gebracht, aus der neuen Vor­lage, die der preußische Finanzminister, Herr von Scholz, ausgearbeitet, sei für den ländlichen Grundbesiz die Selbst Ein­schätzung diese Vorbedingung einer leidlich gerechten Besteuerung­ausgemerzt worden. Natürlich auf Veranlassung der Herren Groß­grundbesizer selbst und ihrer hohen und höchsten Gönner. Die Edel­sten und Besten der Nation" fahren bei der heutigen, den Orts- 2c. Behörden obliegenden Einschätzung so vortrefflich, daß sie sich mit Hän­den und Füßen dagegen sträuben, in Zukunft entweder sich der Even­tualität auszusetzen, als ich am I ose Lügner und Betrüger ent­larvt zu werden, oder was sie noch mehr scheuen entsprechend ihrem wirklichen Einkommen besteuert zu werden. Wie es in dieser Beziehung zugeht, das bringt, im Anschluß an die Diskussion über das neue Einkommensteuergesetz in der Franff. Zeitung" ein Korrespondent dieses Blattes aus Schlesien   zur Sprache. Er schreibt:

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Als thatsächlich ist zu betrachten, daß unsere Großgrund= besizer durchschnittlich ch stens ein Dritttel ihres wirt lichen Einkommens versteuern. Es hat sich in dieser Beziehung sogar eine Art Gewohnheitsrecht ausgebildet. Dem Schreiber dieser Zeilen ist in Bezug hierauf von durchaus zuverlässiger, den be­treffenden Kreisen nahestehender Seite folgende Geschichte als verbürgt mitgetheilt worden. Ein in weiteren Kreisen bekannter schlesischer Groß­grundbesizer war in üblicher Weise mit dem dritten Theil seines wirk­lichen Einkommens zur Steuer veranlagt worden. Da entsann er sich des sonderbaren Grundsages: noblesse oblige, und unglaublich,

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aber wahr er legte wegen zu niedriger Einschäzung Reklamation ein.( Für skeptische Gemüther sei zugegeben, daß dieser Fall von Ne­flamation ganz vereinzelt dasteht; als ich ihn einmal einem mit den Verhältnissen bekannten Herrn ohne die geringste Hindeutung auf die Persönlichkeit erzählte, nannte er sofort den richtigen Namen mit dem Bemerken: Ein Anderer ist dessen absolut unfähig!") Der sonderbare Reklamant wurde nun aber von seinem Landrath belehrt, er sei es seinen Standesgenossen" schuldig, die Rekla­mation zurückzunehmen, denn diese hätten sämmtlich ihren Standard of life( Lebensstellung) auf jenen Grundsatz der Drittelbesteuerung eingerichtet und würden theilweise in arge Verlegen­heit kommen, wenn dem anders würde! Ein anderer Großgrund­besizer, der zugleich Landrath war, stand in dieser Eigenschaft an der Spitze der Einschäßungskommission. Herkömmlicher Weise schäßen sich die Vorsteher und Mitglieder der Einschäßungskommission selbst ein. Unser Landrath hat sich nun nie höher als zu 4000 Thaler einge­schäßt. Nach seinem Tode aber stellte sich heraus, daß sein wirkliches Einkommen nie unter 16,000 Thaler betragen hatte, in guten Erntejahren aber sich bis auf 25,000 Thaler belief!"

Der Musterbeamte hatte also nie mehr als den vierten, zuweilen aber nicht einmal den sechsten Theil seines Gin= tommens versteuert. Und ebenso eine Hand wäscht die andere seine Standes- bezw. Klassengenossen. Der fortgesezte Betrug war ihr Gewohnheitsrecht!"

Gewohnheitsmäßig haben die edlen Herren den Staat, dessen festeste Stüßen sie zu sein behaupten und der ihnen seine besten Posten zur Verfügung stellt, betrogen, gewohnheitsmäßig die übrigen Steuer­zahler bestohlen, denn diese haben natürlich um so höhere Steuern erlegen müssen, je mehr steuerpflichtiges Einkommen der Herren Groß­Dieses Gewohnheitsrecht", dem zu grundbefizer unversteuert blieb. Ehren ein Landrath, ein königlicher Beamter, einen Großgrund­befizer, der unter seinen Standesgenossen", weil er Anlage zur Ehr= lichkeit hat, als ein Sonderling, als halb verrückt gilt, zum Betrügen anhielt, ist das schamloseste Steuerprivilegium, das die Neuzeit fenut. Und um dieses Steuerprivilegium, dieses Necht auf Betrug zu retten, muß die Selbsteinschätzung für den Grundbesitz fallen. Die Welt soll beständig Klagen über die" Nothlage der Land­wirthschaft" hören, aber sie soll feine ziffernmäßige Angaben erhalten über das, was die Landwirthe einnehmen.

lebrigens wird Schlesien   kaum allein dastehen, in andern Provinzen dürfte ein ähnliches Gewohnheitsrecht" herrschen. Man beurtheile danach die Zuverlässigkeit der Einkommenstabellen, die heute überall auf Grundlage der Steuerlisten angefertigt werden. Es ist schwerlich übertrieben, wenn wir behaupten, daß die Einkommen der Großen die angegebenen Zahlen im Durchschnitt mindestens um das Doppelte, meist aber um das drei- und vierfache übersteigen.

Der pflichtgetreue Buttkamerling Thring- Mahlow ist also doch noch nicht ganz der Gefahr ledig, als meineidiger Hallunte vor Gericht entlarvt zu werden. Endlich hat sich nämlich ein

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Gerichtshof, das Oberlandesgericht Bosen, gefunden, der dem, von einem der Opfer der Denunziationen des besagten Spißels, dem Buch­binder Janiszewski, gestellten Gesuch Folge gegeben und die Bernehmung der Zeugen Janiszewski's für die Unrichtigkeit der von Ihring- Mahlow beschworenen Angaben angeordnet hat. Nach allem, was in dieser Hinsicht bereits bekannt ist wir selbst haben wiederholt darüber be­richtet und glauben daher, heute nicht noch einmal auf die Sache zurück­fommen zu sollen, untersteht es für uns keinem Zweifel, daß wenn die Untersuchung nicht von vornherein als so mödie geführt wird, das Endergebniß derselben die Ueberführung des Ihring- Mahlow als des Meineids schuldig sein wird. Und dem, noch immer hinter Gefängnißmauern schmachtenden Opfer des Buben wäre diese eigent­lich noch viel zu schwache- Genugthuung wohl zu gönnen.

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Mit welchen Hungerlöhnen sich vielfach die erzgebirgischen Arbeiter und insbesondere die Arbeiterinnen begnügen müssen, geht auf's Neue aus einem Bericht hervor, der neuerdings die Nunde durch eine Reihe sächsischer Zeitungen gemacht hat.

Jenem Berichte zufolge zahlt eine in Schneeberg   schwunghaft betriebene Puppenfabrik für das Kleben von hundert Duzend Puppen­armen( die Puppe ist etwa 12 Centim. groß) eine Mart. Da aber die Arbeiterin den Leim selbst zu liefern hat, so bleiben ihr höchstens fünfzig Pfennig als Verdienst. Das Ausfüllen der Puppenarme mit Sägespänen und das Verpacken derselben in Backe von je 6 Dußend wird für je 100 Dubend mit drei Mark bezahlt, natürlich müssen auch hier die Sägespäne von der Arbeiterin geliefert werden. Für das Ankleben der Köpfe, Auswattiren der Brust und das Annähen von Nock, Hose und Gürtel werden pro Dußend 20 Pfennige bezahlt. Von dieser letzteren Arbeit kann eine sehr fleißige Frau an einem Tage kaum mehr als ein Duzend fertig stellen, wenn also ein täglicher Verdienst von 30 Pfennige erzielt wird, so kann die Arbeiterin schon sehr zufrieden sein. In Schneeberg  und Umgegend find gegen 100 Arbeiterinnen bei der Puppenfabrikation beschäftigt.­

Sachsens   Fabrikantenthum ist politisch das ser vil ste im ganzen deutschen Reich man könnte diese Erscheinung in Zusammenhang bringen mit der schändlichen Ausbeutung, die in Sachsen   zu Hause ist. Je erbärmlicher die Bezahlung und Behandlung der Arbeiter, um so erbärmlicher das Verhalten der betreffenden Ausbeuter im öffentlichen Leben. Das ist so richtig, daß es sogar internationale Geltung hat die Bourgeoisie spielt da die traurigite Rolle, wo die Arbeiterklasse am rücksichtslosesten ausgebeutet und am brutalsten behandelt wird- Nuß­land, Italien  , ein großer Theil Deutschlands  , Belgien 2c. sind sprechende Beweise dafür.

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Stets mehren sich die Versuche, schreibt die Berliner   Volks­Behörden und Privatunternehmer zu bringen. So hat

Nun soll die Stichwahl zwischen zwei Kartellbrüdern am 1. August zeitung", die Arbeiter unter fortlaufende Kontrolle der