immer neue Vorschläge in dieser Richtung aufzutischen, in der Absicht, daß etwas endlich hängen bleiben wird. Und dann hat das Gesindel noch die Frechheit, pharisäerhaft sich dem Ausland gegenüber zu brüsten, wie ,, bei uns" für den Arbeiter gesorgt wird, wie bei uns" des Arbeiters Wohlfahrt der leitende Gedanke der Gesetzgebung ist. Elende Heuchelei, wie sie verächtlicher in keinem Lande der Welt zu finden!

Aus Deutschland  , den 19. Angust. Der Reisekaiser ist jetzt gerade in Bayreuth  , und schwelgt in Wagner'scher Musik und anderen etwas substantielleren Genüssen. Es ist wohl kein Zufall, daß unsere vornehmste und reaktionärste Gesellschaft für Musik und insbesondere für Wagner' sche Musik schwärmt. Die Musik hat etwas Berauschendes und wenn sie den Verstand auch nicht tödtet, so legt sie ihn doch in Banden, sie kitelt und bethört die Sinne und übertäubt die Stimme des Gewissens und den Nothschrei des Elends, der aus den Tiefen des Volks zu den Höfen emporſteigt.

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In den Zeiten des byzantinischen Kaiserreichs war es übrigens ganz ebenso: Musik und Zirkusspiele absorbirten, nebst sonstigen Ausschweifungen aller Art, das Leben der Fürsten  , die damals wie heute von den höfischen Speichelleckern als Götter in Menschengestalt gepriesen und angebetet wurden wenigstens äußerlich. Die rechten Zirkusspiele fehlen dem neuesten Gott in Menschengestalt. Das heißt für den Augenblick noch. Sein Sinnen und Trachten ist aber auf die Veranstaltung von Zirkusspielen gerichtet, tausendmal größer und tausendmal blutiger als die Zirkusspiele der alten Byzantiner, bei denen es übrigens auch schon recht heiß und lebendig zuging. Zum Zirkus hat er sich weite Länder ausersehen, und die Spieler, die er sorgfältig drillen und dressiren läßt, zählen nach Millionen. Hei, wenn diese modernen Zirkusspiele des jüngeren alten Friz" beginnen, dann können die Sozialreformer à la Doftor Eisenbart sich freuen, der leber­völkerung", welche nach Meinung dieser erleuchteten Biedermänner die Wurzel alles Uebels ist, wird das Beil an die Wurzel gelegt ist einmal das Signal gegeben, so wird ein lustiges Morden beginnen, wie die Welt noch keines sah die zerstampften Felder werden sich von Blut röthen und die Götter in Menschengestalt, die von sicherer Stätte aus dem Spiel zuschauen, können vergnügt in die Hände flat­schen: Ihr Völker macht's brav! Schlachtet Euch gegenseitig für uns; auf daß wir fortfahren, Götter in Menschengestalt zu sein."

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Nun, ganz so weit sind wir noch nicht, und in Erwartung dieses idealen Zirkusspiels ist der junge alte Frig" auch mit einer Probe­vorstellung zufrieden, in der ausschließlich seine eigenen Unter­thanen mitzuspielen haben, die einen als Wild", das zur Strecke gebracht" wird, die andern als Jäger, die auf Kommando des zür­nenden Gottes in Menschengestalt Alles über den Haufen schießen." Von Bayreuth   geht es nach Karlsruhe  , von Karlsruhe   nach Straß­ burg   von Straßburg  , der Henfer weiß, wohin. Und das nennt man Regieren". Doch nein, seien wir nicht ungerecht. Der Gott   in Menschengestalt ist ein wirklicher Gott. Im Anfang war das Wort so hebt das Evangelium des Johannis an und das Wort war Gott  ! Das Wort, das einstmalen Fleisch geworden in der Person Christi, ist heute Fleisch geworden in der Person des redeluftigen Reisekaisers, der, ähnlich wie sein Großonkel, der am Säuferwahnsinn gestorbene Friedrich Wilhelm IV., bei Tag und bei Nacht" redet, sogar schon ehe er aufgewacht" so viel, daß ein einziger Stenograph nicht mehr ausreicht, die Ergüsse dieses mensch­gewordenen Worts der Vergessenheit zu entreißen und der- Korrektur zu überliefern, sintemalen der Gott   in Menschengestalt zwar selbstver= ständlich mit der Eigenschaft der Unfehlbarkeit behaftet ist, aber auch mit einem solch wunderbar feinem Stiltalent, daß es zu fein ist für das gemeine Volk, und daß dieses regelmäßig etwas anderes versteht, als was der Gott   in Menschengestalt hat sagen wollen. Und da müssen die zwei Stenographen für das richtige Verständniß sorgen.

Die plebejischen Bergleute fommen bekanntlich auf ihren Ver­sammlungen mit einem Stenographen aus für den zweiten sorgt die löbliche Polizei. Auf dem Bergarbeiterfag in Dort mund sogar brauchten sie bloß einen Stenographen, obgleich Dele­girte, mit Ausnahme des Saarbeckens und einiger schlesischen Gruben, aus sämmtlichen deutschen   Kohlendistrikten zugegen waren. Das Werk der Einigung ist in der Hauptsache gelungen. Noch ist Vieles zu thun, allein ein gemeinsames Band ist doch endlich geschaffen. Und als ein naiver Delegirter den Vorschlag machte, nochmals eine Deputation an den Kaiser zu schicken, erhob sich nicht eine Hand für den Vor­schlag. An den Kaiser. Wozu? Was hat es genußt, daß man vor 31/2 Monaten bei ihm antichambrirte? Was waren seine Versprechun­gen werth? Die Herren Grubenbefizer haben auf das Kaiserwort" respektwidrig gepfiffen. Sich nochmals en canaille behandeln und mit schnarrenden Phrasen über den Haufen schießen" lassen? So dumm sind die Bergarbeiter nicht mehr. Sie haben gelernt. Die historische Audienz beim Kaiser, die brutalen Drohungen, die falschen Versprechun­gen, die Feindseligkeit aller Behörden, die Wortbrüchigkeit der Gruben­befizer das Alles war eine vortreffliche Lehre. Und wie gesagt, die Bergarbeiter haben die Lehre begriffen. Sie vertrauen nur noch auf sich selbst, und die Organisation der Arbeiter und sie lassen den Kaiser Kaiser sein.

Nach dem Internationalen Arbeiterkongreß   ist die zur Wahrheit gewordene Vereinigung der deutschen Berg= arbeiter das wichtigste Ereigniß, das dieses Jahr uns auf dem Gebiete der Arbeiterbewegung gebracht hat.

Soll das Sozialistengesetz einfach beibehalten werden, oder soll es einen Ersag" bekommen, der, gleichgiltig in welcher Gestalt, eine Verschärfung und Ausdehnung des Sozialisten­das ist, schreibt man uns, noch immer die Frage. gefeges bedeutet? In den obern Regionen herrscht augenscheinlich die vollständigste Nath­losigkeit. Die Nachrichten der Reptil- und Regierungs- Blätter wider­sprechen einander in der tollsten Weise, und die Verwirrung wird noch dadurch vermehrt, daß die Personentämpfe in den oberen Regionen nicht bloß fortdauern, sondern mit steigender Erbitterung ge= führt werden. Wenn nicht alle Anzeichen trügen, so hat der kommende Mann" feine Lust, noch lange kommend" zu bleiben. Und der junge alte Friz" kann den Moment nicht erwarten, wo er sein eigener Reichskanzler" ist. Man redet sogar schon in offiziösen Blättern ganz ungenirt davon, daß die Kanzlerwürde in der heutigen Gestalt der Monarchie Abbruch thue, und daß die Machtbefugnisse des Nachfolgers", entschieden beschnitten werden müßten.

Kurz, es geht dem Hausmeier und dem Hausmeierthu m an den Kragen was uns nebenbei bemerkt sehr Wurst" sein kann, denn es macht absolut keinen Unterschied, ob das Volk im Namen eines Kaisers, der sein eigener Reichskanzler ist, oder im Namen eines Kaisers, der seinen eigenen Reichskanzler hat, über den Haufen ge= schossen" wird. Diese Kazbalgereien, welche die ganze, in den oberen Regionen herrschenden Misere verrathen, und als Symptome der Auflösung zu betrachten sind, nehmen aber die Aufmerksamkeit und die Kraft der Herren Staatsmänner so sehr in Anspruch, daß sie sich bisher über das Sozialistengesetz und dessen Ersatz nicht haben schlüssig machen können.

Gewiß ist, daß der Plan besteht, den Ersatz" auch auf das Koa= litionsrecht der Arbeiter auszudehnen, welchem sauberen Projekt natürlich die gesammte Bourgeoispresse zujubelt.

Bei der Zerfahrenheit in den Regierungskreisen wäre es Thorheit, wollten wir uns den Kopf um unsere Gegner zerbrechen. Mögen die­selben zusehen, wie sie mit dem Sozialistengesez fertig werden. Wir sind mit ihm fertig geworden, und werden auch mit dem ,, Ersat" fertig werden.

Die Denkschrift zum Jubiläum des Sozialistengesetzes ist, wie das nicht anders zu erwarten war, von der Zentralstelle der Reichspolizei fofort verboten worden. Freilich hat es mit dem sofori" seinen eigenen Haken. Nicht als ob wir auf die berühmte Buttkamersche Auslegung dieses Wortes anspielen wollten o nein, man war in Berlin   sehr pünktlich: kaum, daß man endlich den genauen Titel des Büchleins wußte, so erschien auch die Verbotsanzeige im Reichsanzeiger"; aber wie lange hat es gedauert, bis man hinter den­selben kam! Inzwischen ist die ganze Auflage der Denkschrift bereits vergriffen, so vollständig geräumt, daß wir selbst Einzel­bestellungen nur ausnahmsweise noch befriedigen fönnen. Und wir hatten die Auflage sehr hoch bemessen, so hoch, daß wir glaubten, auf lange hinaus mit Vorrath versehen, der Mühe einer zweiten Auflage überhoben zu sein. Wir lieben es nicht, in solchen Dingen zu über­

welches ärmeren Studirenden den Besuch der Universitäten ermöglichte. Dieses gemeine Vorgehen wir haben kein anderes Wort da­für- hat in akademischen Kreisen vielfach lebhaften Widerspruch erfahren, mit großer Begeisterung ist es dagegen von den Herren Korp 3- studenten aufgenommen worden. Jubelnd schreibt das Organ der= selben, die Akademischen Monatshefte":

treiben, die eigenen Genossen zu täuschen, außerdem brauchen wir auch| Abschaffung der Honorar Stundungen das einzige Mittel, nicht zu übertreiben, die wirklichen Zahlen sind so groß, daß sie alle Erwartungen übertreffen. So wollen wir denn der   Berliner Polizei mittheilen, daß von der 10 Bogen starken Schrift, deren Preis der Massenverbreitung durchaus nicht günstig ist, bereits 9000, schreibe neuntausend Exemplare in den Händen der Genossen in Deutsch­  land sind. Die Absicht, der authentischen Darlegung der erziehe= rischen Wirkung des Sozialistengesezes auf die   deutschen Arbeiter den Weg ins Neich zu versperren, ist gründlich vereitelt; dagegen hat das   Berliner Polizeipräsidium einen neuen schlagenden Beweis dafür geliefert, daß troß nunmehr elfjährigen Bestandes das Sozialistengeset seine erzieherische Wirkung auf die   deutsche Polizei noch immer nicht hinlänglich ausgeübt hat.

Entweder ist man im Stande, ein Verbot nicht blos theoretisch zu verkünden, sondern ihm auch einige praktische Geltung zu verschaffen, oder man zeigt so viel Selbsterkenntniß, daß man sich die Blamage eines Verbots erspart, das weiter nichts fertig bringt, als einen wei­teren Beweis, daß auch wirklich nichts mehr gelingt".

Unsere schweizerischen Genossen haben die Agitation für das Referendum gegen den Bundesanwalt auf­genommen, das dazu eingesetzte Komite in   Bern hat einen energischen Aufruf zur Unterschriftensammlung erlassen, in welchem es mittheilt, daß Unterschriftbögen 2c. durch seinen Sekretär Redaktor A. Steck in   Bern zu beziehen sind. Zustimmungen zur Referendums­bewegung treffen aus allen Theilen der   Schweiz ein, leider finden sich freilich auch Arbeitervereine, welche unter dem Einfluß der kapitalisti­  schen Presse sich gegen die Bewegung erklären. Hoffentlich gelingt es der Agitation unserer Genossen, diese eines Besseren zu belehren.

In   Bern,   Genf, Zürich 2c. ist ein Manifest der Schwetze= rischen Anarchisten" vertheilt worden, das sich in heftigen An­griffen gegen die Bundesbehörden ergeht, und unterschrieben ist: Die  Schweizerischen Anarchisten von   Basel,   Freiburg,   Aarau, Locle, Ror­  schach, Neuenburg, St.   Gallen,   Bern, Chaurdefonds,   Zürich,   Lausanne, St. Immerthal,   Genf,   Lugano,   Winterthur,   Biel,   Glarus und   Luzern." Einige Blätter haben die Vermuthung ausgesprochen, daß das Ding das Machwerk eines Agent provokateur sei, und in der That ist es Wasser auf die Mühle aller Reaktionäre, wie überhaupt der Gegner des Referendums, indeß braucht es darum noch nicht direkt Polizeimache zu sein. Wir haben das Manifest von Freundeshand zugeschickt erhalten und müssen gestehen, daß es für Anarchisten noch relativ zahm gehalten ist, einige sehr unbestimmte Drohungen am Schluß und die Unterschriften sind das einzig Bedenkliche daran. Die Bolter­manier ist aber, wie bekannt, Lebenselement der Anarchisten, und ebenso, daß dieselben auf die Aktion der Sozialisten grundsäßlich keine Rücksicht nehmen, sondern dieselben durch kreuzen, wo sie nur fönnen furz, es mag schon seine Nichtigkeit haben, daß das Manifest von Anarchisten herrührt.

Einige Anzeichen denten sogar darauf, daß es gar nicht in der  Schweiz, sondern in   Paris das Licht der Welt erblickt hat. Nament­lich die Unterschrift läßt darauf schließen. In   Paris versteht man es, Armeen aus der Erde zu stampfen". Wir erinnern nur an die famose österreichisch- ungarische Delegation auf dem Possibilistischen Kongreß. Uebrigens stimmen wir dem Berner Sozialdemokrat" durchaus bei, wenn er feststellt, daß der Inhalt des Manifestes durchaus nichts Strafbares enthält.

Also falt Blut, und nicht durch Uebertreibung der Geschichte dem Geschrei nach mehr Polizei noch indirett Vorschub geleistet!

Die armen Könige und Kaiser! Man könnte sie wahrhaftig manchmal bemitleiden. Wenn ich so unglücklich wäre, König zu fein", begann vor 120 Jahren ungefähr   Rousseau einen Brief an irgend ein gekröntes Haupt wenn wir nicht irren an die Zarin Katharina die Große und auch wirklich, die größte der Monarchinen und Huren", wie Byron sie genannt hat; und seit jener Brief geschrieben worden ist, hat die Lage der Kaiser und Könige sich entschieden ver= schlechtert. Man nehme z. B. den Nachfolger jener liederlichen, immer luftigen" Zarina das Jammerbild, welches gegenwärtig auf dem russischen Thren sigt. Der arme Tropf kann kaum die Nacht ruhig schlafen: er sicht beständig Dynamitbomben, Dolche, Revolver, Gift. Es läßt sich auch nicht leugnen, daß insbesondere das Geschäft eines Zaren in neuerer Zeit viel ungemüthlicher geworden ist als es früher in der guten alten Zeit". Damals fam es zwar auch vor, daß einem Gesalbten des Herrn der Hals umgedreht oder der Schädel ein­geschlagen ward, allein das geschah wenigstens von befreundeter, ebenbürtiger Hand durch Mitfürsten, oder mindestens durch Edelste der Nation". Von Seinesgleichen abgewürgt zu werden, war zwar kein Vergnügen wenigstens nicht für den Abgewürgten aber

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es war doch st andesgemäß. Heutzutage haben die fürstlichen und adligen Attentäter eine plebejische Konkurrenz bekommen. Väterchen Alexander II  . mußte es sich gefallen lassen, von gemeinen bürgerlichen Kanaillen" um Thron und Leben gebracht zu werden, während Väterchen Paul I  ., der noch in der guten alten Zeit lebte, die Ehre hatte, von  Fürsten,   Grafen und sonstigen Edelsten der Nation darunter einem Herrn von Bennigsen, Großonkel unseres" gleichnamigen Zukunfts­Ministers und Staatsmanns in partibus, der freilich noch vie daran gedacht hat, einem Fürsten zu Leibe zu gehen, selbst nicht einem Talmi­fürsten à la Eisenbart oder Eisenstirn ordnungs- und kommentmäßig, ganz im Rahmen althergebrachter Sitte, dem irdischen Jammerthal ent­rückt, und von den Leiden des irdischen Lebens erlöst zu werden. Die Nihilisten von heute pfeifen aber auf Ordnung, Komment und die ge­heiligte Tradition; sie verachten Gift und Leibschärpen die beliebtesten Zaren- Erlösungsmittel der guten alten Zeit und haben eine verwünschte Vorliebe für Dynamit. Das Schlimmste jedoch ist, daß es gemeine bürgerliche Kanaillen sind, deren bloße Berührung schon einem Goff­begnadeten das Blut in den Adern gerinnen macht, und daß diese gemeinen bürgerlichen Kanaillen so frech sind, das Todesurtheil, welches sie gefällt haben, im Voraus zu verkündigen und Jahre bis zur Aus­führung verstreichen zu lassen furchtbare Jahre der Qual und des Schreckens! Und ein solch armer, zum Tode verurtheilter Sünder, dessen böses Gewissen ihm Tag und Nacht das Todesurtheil vor Augen zaubert, sollte nicht manchmal Lust haben, mit einer der bürgerlichen Stanaillen zu tauschen und seine Strone auf's Leihhaus zu tragen, wie dies weiland in einem   französischen Gaffenhauer dem Bürgerfönig angerathen ward?

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Genug ein miserables Leben führt der Unglückliche; und obgleich über 100 seiner besten Spizel seit 4 Wochen in   Berlin ihr Haupt­quartier aufgeschlagen haben und im Bund mit Krüger und der Krüger­bande die Stadt nach allen Richtungen durchschnüffeln, so getraut Väterchen sich doch nicht nach   Berlin, wo es 100,000 Sozialdemokraten gibt natürlich allesammt Räuber, Mörder und Dynamitriche.

Wahrhaftig, wenn dieser Jämmerling nicht ein so großer Verbrecher wäre, für dessen Unthaten überhaupt keine Strafe groß genug ist man könnte ihn aufrichtig bedauen. Verschiedenen seiner lieben Brüder" geht's beiläufig nicht viel besser; insbesondere das   Berliner Väterchen hat in puncto der Angst viel Aehnlichkeit mit ihm; das Auge ist ebenso schen, und die fortwährende Unruhe, das rastlose Hin- und Herreisen sind Symptome, die unzweifelhaft auf die Furcht vor stets drohenden Gefahren zurückzuführen sind. Es wäre wirklich ein Glück für diese armen Könige und Kaiser, wenn ihrem Leiden bald ein Ende gemacht Und wenn z. B. der Zar schwierig.

würde. Es wäre gar rde er, wenn man ihm in Anbetracht seiner

die Krone niederlegte, so Fähigkeiten, das Amt eines Pferdebereiters, Gemeindeschulzen oder auch, falls die Kenntnisse ausreichen, eines Dorfschulmeisters anvertraute, sich, verglichen mit seiner jegigen Stellung, wie im Himmelreich befinden. Aber gleich dem Spieler zieht er die Chancen seiner Autokratenstellung vor, und so mag er sein Leben als eine Jammer- Existenz zwischen " Furcht und Hoffnung" weiter dahinbringen, und seine Herren Kollegen mit ihm.

Brave Jungens. Der preußische Kultusminister ver­legt sich in neuerer Zeit darauf, in Sozialpolitik zu machen, und selbstverständlich wandelt er dabei die Wege seines erlauchten Chefs, des großen Sozialreformers für Kraut- und Schlotjunker- Bismarck. Um der Ueberproduktion an Studenten" abzuhelfen, thut er sein mög= lichstes, fleine Schußwälle fast hätten wir gesagt Barrikaden, um die Universitäten zu errichten, gegen alle diejenigen, die nichts haben". So hat er u. A. ein Rundschreiben erlassen, zum Zweck der

" Wir dürfen in dieser Maßregel, wie auch in der neuerdings ange= ordneten Beseitigung der Schul- und Eintrittsgeld- Freiheit der Lehrer­söhne an höheren Lehranstalten, den Beweis dafür erblicken, daß die oberste Leitung des preußischen Kultuswesens zielbewußt, nicht beirrt durch den doktrinären Jammer über die Monopolifirung der Wissen­schaft", die Wege einschlägt, welche geeignet sind, die große soziale Gefahr zu beseitigen, die der übermäßige Zudrang Unberufener(!) zum Univer­fitätsstudium in sich birgt."

Dazu bemerkt die Berliner Volkszeitung":

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" Berufen" gelten den Akademischen Monatsheften" anscheinend nur die, welche Mittel und Neigung haben, Korps studenten zu werden!" Da thut die Volkszeitung" den Korpsburschen doch Unrecht. So nennen wir es, doktrinär find diese Burschen keineswegs. So bornirt der Standpunkt wäre, so hätte er doch noch einen Schimmer von idealem Charakter, diese Sorte aber ist so ausgetrocknet realistisch wie nur der ärgste Pfennigkrämer sein kann. Korps hin, Korps her das ist Spielerei, die Unberufenen, das sind die Unbemittelten, das sind die armen Hungerleider, die nichts sind als lästige Konkurrenten. Nicht Vernarrtheit in ihren Korpsfirlefanz, nein Brodneid ist es, der diese Zeilen diktirt hat. Aus Brodneid wurden die Burschen Antisemiten, aus Brodneid bejubeln sie eine Maßregel, welche darauf abzielt, die höheren Berufe zu einem Monopol für die Besitzenden zu machen. Brave Jungens!

 

Deutsche Justiz. Was wir in der vorigen Nummer über dieses Thema geschrieben, findet eine neue Bestätigung durch folgende Berichte der Hamburger Tribüne" über zwei Gerichtsverhandlungen, die in  Altona stattgefunden haben:

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1) Der Vollziehungsbeamte August Dempwolf aus Immen roda, Fürstenthum Schwarzburg-   Rudolfstadt, ist angeklagt, durch zirka 200(!) selbständige Handlungen Gelder, welche er in amtlicher Eigenschaft empfangen hatte, in der Höhe von nahezu 3000 Mark zum Schaden der Staatskasse unterschlagen zu haben. Der Angeklagte hat in der Voruntersuchung die Unterschlagungen rückhaltslos eingeräumt, während er heute nicht wissen will, wo das Geld ge= blieben sei!& c gibt zu, nicht in Noth gelebt zu haben, da er 2200 Mart Diensteinkommen hatte. Seine Familie besteht aus Frau und drei Kindern, von denen das jüngste bereits dreizehn Jahre alt ist. Dem Angeklagten werden 100 Unterschlagungen mit 1500 Mart nachgewiesen.§ 350 des Strafgesetzbuches bedroht derartige Strafthaten mit mindestens drei Monaten Gefängniß. Das Gericht findet in der bisherigen Unbescholtenheit" des Angeklagten Milderungsgründe"; in dem großen Vertrauensbruche dagegen er= schwerende Momente und erkennt für etwa hundert Straf= thaten auf ein Jahr Gefängniß.

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2) Der Arbeiter Joh. Chr. Wuppermann wird beschuldigt, durch drei selbständige Handlungen Schinken und Speck in Mengen, die nach Ansicht des Gerichts zu groß zum alsbaldigen Gebrauche waren, gestohlen zu haben, und zwar in zwei Fällen nach Uebersteigen einer Plante( erschwerender Umstand). Dieser Angeklagte hat in der Boruntersuchung ein reumüthiges Geständniß abgelegt, bei dem er auch heute bleibt. Der unglückliche, elende Mann, ist nie be straft und hat sich bis heute tadellos geführt. Er hat aus bitterer Noth gehandelt, da er fünf kleine Kinder und seit zwei Jahren eine trante Frau hat, und da sein Verdienst, welchen er als Landarbeiter bei einem Bauern bezog, nur ein richtiger Hungerlohn ist, der eine Mart den Tag befrug.§ 243 des R.-St.-G.-B. bestimmt für schweren Diebstahl" unter Annahme mil­dernder Umstände ebenfalls ein Strafminimum von drei Monaten Ge­fängniß. Das Gericht erkennt Milderungsgründe als vor­handen an, verurtheilt aber diesen Angeklagten, der nicht 2200 Mr. Diensteinkommen hatte und nicht aus purer Wollust 3000 Mark stahl, sondern aus Hunger und Noth Kleinigkeiten von Schinken und Speck entwendete, zu zwei Jahren Gefängniß!

Dieser infamen lasseniustiz noch ein Wort des Kommentars hinzufügen, hieße unsere Leser beleidigen. Wer bei dem Lesen solcher Dinge talt bleiben kann, an dem ist überhaupt Hopfen und Malz ver­loren. In jedem Menschen, der das Herz auf dem rechten Flecke hat, können sie nur den Entschluß festigen, unablässig fortzuarbeiten, bis die heutige selaffengesellschaft beseitigt ist und mit ihr Selassenherrschaft und Klassenjuſtiz.

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Nichts Verwunderliches.   Deutsche Blätter berichten, daß der antisemitische Student Eichler, der den jüdischen Kandidaten Blum im Duell erschoß, nach halbjähriger Festungshaft be= gnadigt worden sei, während der Studiojus Dehlke, der einen anti­semitischen Studenten im Duell erschossen, erst nach drei Jahren Festungshaft begnadigt worden sei. and in 199 Wir finden dabei nichts Verwunderliches. Gnade ist nicht Recht, sondern Willkür. Wer einem Menschen das Recht der Begna­digung überträgt, überliefert die Ausübung des Rechts seiner Laune. Wilhelm II  ., der sich einbildet, ein Germane" zu sein, läßt seine Gnade" den Vertretern des Urgermanenthums leuchten er fönute das Umgekehrte thun, und die Sache würde dadurch in nichts geändert. Wir lesen im St. Galler Stadt- Anzeiger": Liberale Konsequenz. Ein Mitarbeiter der Republique   française" stellt laut die Forderung, die von andern Blättern nur angedeutet wird, daß nämlich Rochefort, welcher infolge des über ihn in contumaciam verhängten Urtheils an der Ausübung seiner Rechte als Staatsbürger und Bürger verhindert ist, auch verhindert werde, von jenseits der Landesgrenze Schmähartikel alles Bestehende zu schicken und durch den Druck verbreiten zu lassen. Keine andere Regierung würde eine folche journalistische Thätigkeit dulden, warum sollte die   Republik sie über sich ergehen lassen? So ein Freund des Herrn Ferry, viel­leicht er selber, auf jeden Fall ein Opportunist", ein gemäßigt, ver­nünftig Liberaler". Welch ein weites Gewissen und welch beschränkten Verstand doch die Gemäßigten", die Vernünftigen" haben! Erstens ist es nicht wahr, daß keine andere Regierung" die journaliſtiſche Thätigkeit eines Flüchtlings dulde. Die Herren mögen sich daran er innern, daß sogar die Regierung des lezten Kaiserreichs dies hat dulden müssen, gleich wie jede andere Regierung. Zweitens waren dieselben Herren, resp. ihre Vorgänger enthusiastische Anhänger und Verehrer Stocheforts, als derselbe in seiner Lanterne"" alles Bestehende" schmähte. Drittens wäre es doch für eine   Republik ein sonderbares" System", nicht zu dulden, was keine andere Regierung" dulden würde.

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Und was führt denn die Herren Liberalen dieses Systems zu solchen Ungeheuerlichkeiten? Nichts als persönliche Eitelkeit. Das winzige Per­sönchen des Herrn Ferry war der Gegenstand heftiger Angriffe von Seite der Boulangisten in Bresse und Versammlungen; die Boulangisten hatten seinerzeit am heftigsten gegen die Wahl Ferry's zum Präsidenten gefämpft; ganz speziell war es seit jeher Rochefort, der die Person Ferry's befämpfte, daher die blinde, tolle Wuth der Rep. fr.", die sich zum Prinzip versteigt, die   Republik dürfe und solle die Presse knebeln, weil auch keine andere Regierung eine solche journalistische Thätigkeit dulden würde! Das ist liberale" Konsequenz!

Wir können diesen Ausführungen nur beipflichten. Von opportunistisch­gemäßigter Seite wurde auch der Gedanke ausgeheckt, ob man von England nicht die Auslieferung Boulangers verlangen fönne, da Boulanger doch der Unterschlagung, also eines gemeinen Verbrechens bezichtigt sei. Die englische Presse hat den Herren aber sofort in einer Weise auf diese Zumuthung Bescheid gegeben, daß sie sich schleunigst zurficfgezogen haben. Durch solche Wize lassen wir das Asylrecht Eng­lands nicht abdisputiren, erklärte Daily News", deren Feindschaft gegen den ,, brave général" befannt ist. Herr Boulanger ist politischer Flüchtling, und zehn Anklagen wegen gemeiner Vergehen ändern daran nichts.

Zu der neuerdings vielerörterten Frage: wie verhält sich der Arbeitstag zum Arbeitslohn, oder wie wirkt verkürzte Arbeits­zeit auf den Arbeitslohn, liefert der von uns bereits in voriger

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