deutschen   Namen abzuwaschen, und sie, die in diesen Tagen das Andenken Ferdinand Lassalles gefeiert, mögen vor allem der Ermahnung eingedenk sein, die er ihnen am Schluß seiner besten Propagandaschrift, des Arbeiterprogramms, zu­ruft: sich immer und allerorts ihrer hohen, weltgeschichtlichen Mission bewußt zu sein, ihr ganzes Fühlen und Handeln durch den sittlichen Ernst dieses Bewußtseins bestimmen zu Lassen. Die deutsche Arbeiterbewegung ist und sei Deutsch­ Lands   Ehre! X. Lt

Anarchisten- Bundesgenossen? Bundesgenossen?

Von einer Anzahl Stuttgarter   Genossen geht uns nachstehende Zu­schrift mit der Bitte um Abdruck zu:

An die Nedaktion des Sozialdemokrat". Durch die deutschen   sozialdemokratischen Arbeiterblätter macht gegen­wärtig ein der" Fränkischen Tagespost" in Nürnberg   entnommener Artikel: Anarchisten Gauner?" die Runde. Es soll darin nach= gewiesen werden, daß der Begriff Anarchist" gleichbedeutend mit " Gauner" sei und dadurch den Polizeibehörden und Spießbürgern, die feither immer Sozialdemokraten und Anarchisten als gleich gefährlich betrachteten, der Glaube beigebracht werden, daß zwischen diesen beiden Parteirichtungen ein himmelweiter Unterschied, wie etwa zwischen Ehren­männern und Gaunern, sei. Ein Unterschied ist nun allerdings zwischen beiden Richtungen, aber nur inbezug auf die Taktit, jedoch das Ziel haben beide gemeinsam vor Augen. Welche Taktik nun zuerst bleibt wohl, bis Beweis thatsächlich erbracht ist,

zum Ziele fühes sollte deshalb auch jedermanns Denkvermögen und

eine Frage. Es Energie überlassen bleiben, sich der ihm sympathischen Richtung anzu­schließen, ohne deshalb von Angehörigen der anderen Partei verleumdet und beschimpft zu werden. Indem im oben angeführten Artikel nun der Polizei und dem Spießbürgerthum eine Differenz der beiden An­schauungen vorgeführt werden soll, geschieht dies nicht in fachlicher, ruhiger Erörterung, sondern man hat dabei nur die eine Absicht: die eigene( sozialdemokratische) Partei als möglichst harmlos und als unschuldig verfolgt hinzustellen, aber als der ärgften Verfolgung und möglichsten Bernichtung würdig die Anarchisten zu bezeichnen. Dieses Aechtungsverfahren, von einer Partei ausgehend, deren Angehörige selbst seit länger als zehn Jahren gehetzt und verfolgt werden, ist ge­radezu schmachvoll. Mit welchen Rechte können die Blätter, die solche Machwerke wie das oben bezeichnete in ihren Feulletons bringen, in ihren übrigen Spalten gegen das Sozialistengesez protestiren? Zeigt sich doch aus ihrem Verhalten gegenüber dem Anarchismus, daß ihr Begriff von Gedankenfreiheit, für die sie zu kämpfen vorgeben, nicht weiter geht, als das sozialdemokratische Parteiprogramm gestattet! Gin Jeder, der fähig ist, weiter zu denken, als das fozialdemokratische Parteiprogramm vorschreibt, und sich energisch genug fühlt, seinem Denken entsprechend auch zu handeln, er wird dafür in Acht und Bann gethan und als Anarchist, d. h. als Gauner, gebrandmarkt. Wahrlich! dieses Vorgehen ist schlimmer als das der herrschenden Klassen gegen die sozialistische Bewegung. Leẞteres Vorgehen erscheint noch gewisser­maßen gerechtfertigt, denn es ist ein Kampf ums Dasein zwischen einer alten und einer neuen Weltanschauung, aber der Kampf der Sozial­demokratie gegen den Anarchismus ist das Bekämpfen eines Bundes­genossen. Es zeugt von Mangel an wissenschaftlichen Beweisen, wenn, um eine Idee als unberechtigt hinzustellen, einige Personen herhalten müssen, die sich gelegentlich als diese Idee vertretend bezeichnet haben, fich aber später als Lockspizel und andere Schurken entpuppten. Diese Kampfweise, auf alle bestehenden politischen Parteien angewendet, wird bei jeder, auch der sozialdemokratischen, eine entsprechende Anzahl von Lumpen zu Tage fördern, und wenn bei der anarchistischen Parteirichtung eine größere Anzahl, besonders Spizel, als bei andern zu finden ist, so ist das leicht erklärlich durch die Aussicht auf Gewinn, der sich dieser Sorte Menschen dort am leichtesten bietet. Daß aber nicht alle Anarchisten Gauner sind, sondern daß sich unter denselben, und in nicht geringer Zahl, auch Menschen vorfinden, die für ihre Idee bis zum legten Augenblicke muthig eingetreten find, das haben zulegt die fünf Chicagoer   Anarchisten bewiesen. Diese und ähnliche Märtyrer ihrer Idee verschweigt aber der gehässige Schmuzartikel!

Wir verlangen Gedankenfreiheit und Toleranz von unseren politischen Gegnern, aber wir haben dafür auch Duldsamkeit zu üben und deshalb erklären wir den Abdruck solcher ächtender Artikel für unwürdig eines sozialdemokratischen Arbeiterblattes und wir sind überzeugt, in solchen Auffäßen nicht den Ausdruck der Anschauung der wirklich sozialistisch fühlenden Arbeiterschaft zu finden, sondern nur die Engherzigkeit einer Anzahl in der sozialdemokratischen Bewegung journalistisch angestellter Personen.

Eine Anzahl Stuttgarter   Genossen.

Wir haben dieser Einsendung die Aufnahme nicht versagen wollen, obwohl ihre Verfasser den Artikel, gegen den sie sich wenden, offenbar gründlich miß verstanden haben. Wir haben denselben genau Durchgelesen, und went wir ihn auch nicht gerade von A- 3 unterschreibent, so müssen wir doch erklären, daß er zu den Vorwürfen, welche die Einsender gegen ihn, bezw. seinen Verfasser erheben, nach unserer An­sicht keinen Anlaß bietet.

Der Artikel führt an der Hand verschiedener Thatsachen den Nach­weis, daß die von den Anarchisten anerkannte Diebstattik aller­hand Lumpengesindel anlockt und züchtet, so daß man allmählig jeden Maßstab verliert, wo der Anarchist anfängt und der Gauner aufhört. Als Beweis dafür führt er u. A. die Affäre des Italieners Pini und seiner Bande" an, die von den Anarchisten als Genossen anerkannt werden, obwohl sie ganz gemeine Gannerstreiche verübt hatten. Es handelt sich hier nicht um eine vage Anschuldigung, sondern um eine anerkannte Thatsache. Vom Begriff" Anarchist ist überhaupt nicht die Rede, geschweige denn daß dieser gleichbedeutend" sei mit Gauner. Wenn aber auf Grund der angeführten That's a chen zum Schluß des Artikels gesagt wird: 1905

Wo heute Anarchisten" der Arbeiterbewegung sich mit ihrer wunderwirkenden Taftit" entgegenstellen, zwingt sich die Frage auf: Anarchisten Gauner?"

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so ist das erstens wiederum nur auf die Tattit, nicht auf den Begriff gerichtet, zweitens aber ist es nur die Feststellung dessen, was sich mit nothwendiger Konsequenz aus dieser Taktik ergibt. Kein Mensch wird behaupten wollen, daß sich in der Sozialdemokratie nur Ehrenmänner befinden auch in ihren Reihen wuchert sicher manches Unfraut unter dem Weizen, aber wenn und soweit das der Fall, geschieht es im Widerspruch mit den Grundfäßen der Partet, nicht, wie bei den Anarchisten, als natürliche Folge der Parteitaftit. Das aber ist der Bunft, worauf es antommt, und den hervorzuheben augenscheinlich auch dem Berfasser des Artikels in der Fränkischen Tagespost" angekommen. Solange die Anarchisten die Gaunertaftit nicht ausdrücklich desavouiren, können wir nicht zugeben, daß ihnen mit der obigen Fragestellung die beiläufig durchaus nicht involvirt, daß jeder Anarchist unehrenhaft ist Unrecht geschieht. hmmmeie din I led me d Ferner müssen wir bestreiten, daß der qu. Artikel fich an Polizei und Spießbürger wendet, diesen die Anarchisten denunzirt und die eigene Partei als harmlos hinstellt. Der Artikel richtet sich an die Arbeiter und nur an die Arbeiter. Sie"( die Sumpf­pflanze" des Anarchismus) heißt es ausdrücklich wird nicht durch die Sichel der Polizeigeseze ausgerottet, sondern nur durch den Pflug wirklicher gesellschaftlicher Reformen; auf dem Boden der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen entsprossen, wird sie mit dieser ver­schwinden." Und dann wieder Mit solchen Grundsätzen kämpft man nicht gegen eine abfaulende Gesellschaftsform, sondern pfropft sich ihr anf." Man sieht, weit entfernt, die Anarchisten als ganz besonders gefährlich, für die bestehende Gesellschaftsordnung hinzustellen, wirft thnen der Artikel ihre relative ungefährlichkeit vor. Er denunzirt fie nicht der Polizei, sondern den Arbeitern!" Das ist aber nicht nur des Verfassers Recht, sondern sobald er von der Gefährlichkeit einer Dottrin für die Arbeitersache überzeugt ist feine Pflicht.

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In dieser Beziehung kann von Aechtungsverfahren à la Sozialisten­

geset gar keine Rede sein. Der Verfasser fordert zu keinerlei Gewalt maßregeln, zu feinerlei Verfolgung gegen die Anarchisten auf, er appellirt lediglich an den gesunden Sinn, den klaren Verstand der

Arbeiter. Ist den Einsendern auch das noch zu viel?

Freilich, sie erblicken in den Anarchisten Bundesgenossen". Es trennt dieselben ihrer Ansicht nach von der Sozialdemokratie nur die Tattit, jedoch das Ziel haben beide gemeinsam vor Augen."

Auch das müssen wir bestreiten. Nicht nur die Taktit, auch das 3iel der Anarchisten ist durchaus verschieden von dem der Sozialisten. Es wäre uns ein Leichtes, dafür eine ganze Anzahl anarchistischer Gewährsmänner in's Feld zu führen. Um aber nicht zu weitläufig zu werden, wollen wir hier ganz kurz die leitenden Grundprinzipien von Anarchismus und Sozialismus zusammenstellen, wie sie sich aus der beiderseitig als maßgebend erkannten Literatur ergeben.

Der Anarchismus geht aus von der absoluten Freiheit des Individuum s. Sie ist andere Gesichtspunkt unterge ordnet. Die Gesellschaft hat keinerlei Ansprüche an das Individuum, außer auf das, was dasselbe ihr freiwillig entgegen­

ſchaft. 3hr bleibt je het die Basis der von ihm erstrebten Geſel­

einen schweren Stand haben, um so mehr, da es nur mit Hilfe eines Bruchtheils der Radikalen zu Stande gekommen ist. Der Kniff, unter der Androhung des Boulangismus ein Kartell aller Republikaner mit dem Programmes darf nichts gethan, es muß stillgestanden werden, Frankreich   muß sich von den bisherigen Moglern der Politik weiter­rupfen lassen" zu Stande zu bringen, zieht nicht mehr recht. Am meisten hat er unter den berufsmäßigen Politikern dadurch seinen Kredit ver­loren, daß er sich dem großen Wähler", der Masse, gegenüber als ein gar zu grober taktischer Mißgriff herausstellte. Infolgedessen hat sich ein großer Theil der Nadikalen an die stets außerhalb des Kartells gebliebenen Millerand, Goblet, Lockroy 2c. angeschlossen. Mit ihnen hat sich noch ein starker Prozentsaz der sogenannten sozialistischen   Radi­falen, sozialistischen Autonomisten 2c. zusammen gethan, und so steht ein Wahlkorps da, dessen linker Flügel eine gewisse Fühlung und Anleh­ming mit den Sozialisten bekundet. Die Devise dieses Korps lautet: Weder Boulanger noch Ferry" der Kernpunkt seines Programms ist die demokratische und soziale Republik   auf Grund einer Revision der Verfassung durch eine Konstituante, welche durch ernste ökonomische Ne­fichert. Das hervorragendste Organ des sich ermannenden bürgerlichen Radikalismus ist die unter Millerands Chef= redaktion ins Leben gerufene Voir"( Stimme). Das Blatt läßt natürlich vom sozialistischen   Standpunkt aus gar manchen kritisirenden Einwand zu, hebt sich aber doch in wohlthuender Weise von dem farb­losen Mischmasch, der das Monopol des Antiboulangismus zu haben glaubt, ab. Vor der Hand ist es jedenfalls das anständigste Tageblatt,

trägt. Kommunismus herrscht mur, soweit die Individuen, ihn gung am politiſchen Dealen des Volks volle und unbehinderte Betheilt­

wollen, er wird von ihrem Interesse abhängig gemacht.

Der Sozialismus geht aus von dem Grundsaz der gesellschaft­lichen Solidarität. Das Wohl der Gesammtheit ist ihm das höchste Gese B.Die Gesammtheit ist aber durchaus konkret zu ver stehen, kein über den Einzelnen schwebender Staat, sondern ein auf dem Grundsatz gleiche Rechte, gleiche Pflichten beruhendes kom­munistisches Gemeinwesen. In der Anerkennung dieses Grundsatzes ist dem Einzelnen die Bürgschaft für die höchst mögliche persön= liche Freiheit gegeben.fit

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Ist diese Gegenüberstellung richtig und wir glauben von keiner der beiden Seiten Widerspruch zu finden so ist soviel klar, daß die eine Auffassung die andere grundsäßlich ausschließt. Auf Schritt und Tritt müssen sich ihre Anhänger als Gegner gegenübertreten, und, mehr noch als in der heutigen Gesellschaft, von dem Augenblick an, wo es sich um die Schaffung der Grundlagen der zukünftigen Gesellschaft handelt. hand d

Möglich, daß nicht alle Anhänger hüben und drüben sich das in der ganzen Schärfe vergegenwärtigen, aber thatsächlich ist dem so, niemand, der die einschlägige Literatur fennt, wird es bestreiten können.

Worin besteht nun die angebliche Bundesgenossenschaft der Anarchisten? Lediglich in der theoretischen Gegnerschaft gegen die heutige Gesellschafts­ordnung. Praktisch ist überall nur das Gegentheil zu sehen. In den poli tischen Kämpfen der Gegenwart treten sie auf Schritt und Tritt der Sozialdemokratie feindlich gegenüber; nicht einmal, hundertmal haben sie erklärt, daß sie in der Sozialdemokratie ihren größten Gegner erblicken, dessen Beseitigung vor allen Dingen nothwendig ist, um freie Bahn für die Anarchie zu erhalten. Die Sozialdemokratie hat von den Anarchisten keine Hilfe, sondern immer nur Hindernisse, Feindselig= feiten, Schniähungen zu erwarten. Ein Blick in auch nur eine der anarchistischen Zeitungen läßt darüber keinem Zweifel Raum. Und während die Anarchisten die Sozialdemokraten bekämpfen, wo sie nur können und deren Vorfämpfer verdächtigen, wie sie nur fönnen, sollen diese ihrerseits fein stille halten, und alle Angriffe drücken wir es einmal umparlamentarisch aus mit dem Hintern pariren? Nein, dieser Auffassung können wir uns nicht anschließen. Gedankenfreiheit selbstverständlich, Toleranz- vollkommen einverstanden. Aber Gedanken­freiheit erfordert nicht, daß man die eignen Gedanken unterdrückt, um Andern eine unliebsame Kritik zu ersparen, und die Toleranz verwandelt sich in verderbliche Gleichgiltigkeit, wenn sie soweit geht, Irrthum und Unrecht stillschweigend mitanzusehen, statt ihm energisch entgegenzutreten.

Uebrigens wollen wir zum Schluß anerkennen, daß sich in neueſter Zeit auch unter den Anarchisten selbst Stimmen gegen die Gaunertaktik sich erheben, und zwar gestüßt auf dieselben Gründe, die der Verfasser des qu. Artikels ins Feld führt. Dringen sie durch, soll es uns freuen. Denn wenn wir Sozialisten auch trotzdem nicht aufhören werden, den Anarchismus- den wir für eine große Gefahr für die Ar­beitersache halten. auf's Energischste zu bekämpfen, so werden Artikel, wie der erwähnte, dann nicht mehr vorkommen. Bis dahin sind sie berechtigt und nothwendig, denn einen Krebsschaden bekämpft man nicht mit sentimentalen Betheuerungen, sondern dadurch daß man rücksichtslos die Wunde bloslegt und zeigt: das sind die Folgen, wer sie nicht will, lege Hand daran, das Uebel mit der Wurzel zu beseitigen!

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Aus Frankreich  .

Paris  , 31. August 1889.

Die Preffe und das öffentliche Leben überhaupt find in Frankreich  schon seit Wochen vom heftigsten Wahlfieber befallen. Man kennt die Symptome dieses Zustandes, der unter normalen Verhältnissen eine durchaus unbedenkliche Funktion des gesellschaftlichen Organismus sein würde, welcher aber, dank der heutigen sozialen Anarchie, mit allen Zeichen einer heftigen Strankheit auftritt, während deren das politische Leben die häßlichsten Auswüchse, die ekelhaftesten Geschwüre nach außen treibt. Um so wichtiger die für Frankreich   bevorstehenden Wahlen für den gesetzgebenden Körper sind da deren Ausgang thatsächlich von größtem Einfluß, auf die nächste Gestaltung des nationalen Lebens sein fann, je hiziger und leidenschaftlicher ist dieser Kampf bereits von Anfang an. Die Reaktion unter ihrer doppelten Gestalt des mon­archistischen Konservativismus, an welchem der Boulangismus hängt, und der opportunistischen Stagnation, welche ein schwaches radikales Ringelschwänzchen trägt, sammelt alle Sträfte gegen die Elemente, welche entschieden für eine fortschrittliche Republik eintreten. Noch ehe die Wahlkampagne formell eröffnet und der Schlachttag für den 22. Sep­tember angefeßt war, hatten die einzelnen politischen Parteien bereits das Gefecht eröffnet.

Vorbereitet sind die Wahlen, ganz besonders von der am Ruder fizenden Opportunistensippschaft, schon seit langer Zeit. Es ist z. B. für Niemand ein Geheimniß, daß die Ausstellung neben anderen Zwecken auch dem dient, eine riesige Wahlreklame für die gegenwärtige Regie­rung zu betreiben, welche sich, um den Stimmenfang sicherer und aus­giebiger zu machen, stets mit der Republik   zu identifiziren pflegt. Gine Einleitung zu den Wahlen bilden nicht nur eine ganze Reihe von Maß­regeln, wie die Wiedereinführung der Bezirkswahl und das Verbot der Bielkandidaturen, welche nominell ein Plebiszit unmöglich machen, abers in erster Linie jede, auch die berechtigtste, Opposition gegen den Opportunitismus todtschlagen sollen, sondern auch der ganze Prozeß Boulanger. Last not least barf neben andern Wahlmanövern, wie Reisen des Präsidenten und der Minister, der Empfang und das Drillen der Departementspräfekten, die Amtsentjeßung einer Reihe von bou­Langistischen, antirepublikanischen und auch einfach antiopportunistischen Beamten, das Zirkulär des Unterrichtsministers, das die Präfekten   auf­fordert, den Lehrern nahezulegen, der Politik und den Wahlen nicht gleichgiltig gegenfiber zu stehen das Riesenbankett der Maires( Bürger­meister und Gemeindevorstände) nicht vergessen werden. Die wohl­gefällige Breite und Weitschweifigteit, mit welcher die gutgesinnten Organe dieses Fest à la Gargantua behandeln es nahmen gegen 13,000 Maires, dazu etliche Tausende sonstige offiziell Eingeladene an dem Bankett Thell die sich daran knüpfenden Kommentare laffen über seinen Zived mid Charakter einer folossalen Wahlfängerei keinen Zweifel zu. Bekanntlich hatte Baillant schon vor längerer Zeit zuerst den Plan zur Debatte gestellt, zum hundertjährigen Jubiläum der großen Revolution einen Stongreß der Kommunevertreter von ganz Frankreich   zu veranstalten. Dieser Kongreß sollte der Ausgangspunti einer neuen Politif, auf weiten sozialen Reformen fußend, werden, er sollte den demokratischen Ausbau der republikanischen Staatsform an bahnen. Als Vaillant seinen Vorschlag in die Deffentlichkeit warf, schrie der ganze gutgesinnte Froschpfuhl über die so unpraktisch revolu tionäre Idee um dieselbe dann umgestaltet und verunstaltet, seines eigentlichen Inhalts beraubt, ihrerseits aufzunehmen, aus einem Riesen einen burlesten Zwerg zu machen. Die Staſtration einer großartigen Nationalversammlung in ein riesiges Festessen ist für die herrschende Klasse äußerst charakteristisch.

Selbstverständlich sehen die Oppositionsparteien aller Schattirungen diesen offiziellen Wahlvorbereitungen nicht müssig zu, und das oppor= tunistisch- radikale Wahlfartell wird trop alles Hochdrucks von Oben her

welches in Paris   zur Zeit erscheint, t, das einzige, deffen Politik nicht um Personen, sondern um Prinzipien kreist. Daß die Gruppe der un­abhängigen Radikalen und ihr Organ der opportunistischen Presse eine Zielscheibe der gemeinsten Angriffe ist, versteht sich von selbst. Temps", Republique francaise  ", Estafette"," Debats  " 2c. überbieten sich in Plünderung des Lerifons für Schimpfereien. Außer den angeführten Blättern ist es noch der possibilistische Parti Ouvrier", der sich an den Leuten der Voir" reibt. ( Schluß folgt.)

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London  , 4. September 1889.

Aus Deutschland   schreibt man uns: Wir haben wieder einmal nicht genug Soldaten. Die Reptilien haben urplöglich ent­deckt, daß die Riefenvermehrung der deutschen Armee nach der letzten Angstwahl bei weitem nicht ausgereicht hat und daß wir von den Franzosen nicht bloß in der Qualität der Waffen, sondern auch in der Quantität der Soldaten weit überholt worden sind. Worauf das hinaus will, das wissen wir dieses Reptilgesindel mit sammt seinen Lohnherren ist von einem erschrecklichen Mangel an Er­findungskraft es arbeitet immer mit denselben Lügen und mit den= selben Kniffen. Ganz gelogen haben die Reptilien in dem vorliegen­den Fall nun allerdings nicht. Die französische   Armeeorganisation nähert sich mehr als die deutsche dem Ideal der allgemeinen Wehrhaftigkeit. Das ist eben ein Lurus, den sich nur Länder mit demokratischer Verfassung gestatten können, und nicht des= potische Staaten, wie das Bismarcksche Reich, wo das bewaffnete Volk eine Nation für sich ist, welches von dem unbewaffneten Volk nach Möglichkeit getrennt, und in möglichsten Gegensatz zu ihm gebracht werden muß, weil es die Aufgabe und Bestimmung hat, dasselbe ge­legentlich ächt kaiserlich über den Haufen zu schießen." Die Demo­fratie ist eben im Stand, mehr Kräfte ins Spiel zu bringen als der Absolutismus  , der sich nur dadurch behaupten kann, daß er die tüchtig= sten und meisten Kräfte unterdrückt, während die Demokratie sie alle entfaltet und wirken läßt.

Wenn freilich die Reptilien in diesem unzweifelhaften Uebergewicht der französischen   Militärorganisation eine Gefahr für Deutschland  erblicken wollen, so ist das pure Heuchelei und Verlogenheit, denn je demokratischer eine Armee organisirt ist, d. h. je mehr sie mit dent Volke eins wird, desto weniger eignet sie sich auch für Angriffs= friege und unsere Reptilien nebst ihren Gönnern wissen das ebenso gut wie wir.

Ein Schauspiel für Götter aber ist es, daß heute dem deutschen Michel  , dem seit Jahrzehnten Verachtung für die Parlamentsheere" und für den dummen Zivilstand, der in Militärdinge hineinreden will", eingetrichtet worden ist, eine Armee als Muster hingestellt wird, deren Etat alljährlich bewilligt wird, die also eine Parla= mentsarmee" comme il faut ist, und daß diese Parlamentsarmee

o schaudervoll unter der Oberleitung eines 3 ibilisten, des Zivilingenieurs Freycinet steht der allerdings schon während des leßten Strieges bewiesen hat, daß er für militärische Dinge ein ziemliches Verständniß besißt. War er es doch und nicht Gam betta der die Nationalvertheidigung" leitete und nach Vernichtung der regulären Napoleons- Armee neue Armeen aus der Erde stampfte, dann den deutschen   Invasionsheeren gefährlicher wurde, als das stehende Heer Bonapartes   je gewesen war.

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Die Reisekaiser begnügt sich jetzt mit kleineren Reisen er fährt bald hierhin, bald dahin, um Garnisonen zu alarmiren und inspiziren, Paraden abzunehmen, und dieser Tage wird er nach Dresden   fahren zu den großen Manövern. Merkwürdigerweise haben seine Stenographen seit der Münster  'schen Schwertpaufe uns keine Allerhöchste Mund­entleerung zu melden gehabt. Apropos, wie es wohl in dem Schädel dieses Hohenzollern  'schen. Mustermenschen aussehen mag? Flinten, Sta­nonen, Säbel, Soldaten, Infanterie, Stavallerie, Artillerie die reine Nürnberger   Soldatenschachtel. Schade, daß die Hohenzollern   nicht in Nürnberg   geblieben sind dann war wenigstens Hoffnung, daß die Soldatenspielerei keinen so gemeinschädlichen Charakter angenommen hätte. Aber vermittelst ihres verdauungskräftigen Magens, und ihres hypersemitischen Aneignungstalents, tamen die Hohenzollern   leider nach Berlin   und schließlich auf den Kaiserthron. Suum cuique Jedem das Seine, rapere, zu deutsch   rauben, wie die Polen   schon bor länger als 100 Jahren gesagt, oder neudeutsch annektiren, das war allezeit die Losung, und das war auch neulich die Losung des Neise­faisers, als er in Straßburg   von Meinen" Reichslanden sprach. Es war das eine einfache Annerion, denn die Reichslande" heißen gerade deshalb Reichslande, weil sie keinem besonderen Fürsten unterthan find, sondern den Neich" gehören. So bricht die Hohen­zollernnatur überall durch.

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Die Reptilien thun, als ob dem Bismarck   doch endlich einmal ,, etwas gelungen wäre". Die Schweiz   sei zu Kreuz gekrochen, und Die Wohlgemuth- Kampagne habe ihren Zweck erfüllt. Falsch, Ihr Rep­tilien. Daß der Schweizerische Bundesrath die ausländischen Sozialisten

chikanirt, das ist eine alte Gundesrat Das thut er aus Neigung.

und das hat er auch vor der Wohlgemuth- Kampagne bereits gethan. Das war nicht deren Zweck, und konnte es nicht sein: Herr Bismarck  hatte es auf die Unabhängigkeit und Neutralität der Schweiz  

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lich ab und mit diesem seinem Plan ist er jämmer=

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Uebrigens friecht er jetzt wahrhaft hündisch vor den Engländern. Seit Väterchen" ihm neuerdings einen zünftigen Fußtritt versetzt hat, ist dem Wettkriechen vor Rußland   das Wetttriechen vor England gefolgt. Natürlich mit gleichem Erfolg. hisur moil

Der Streik der Londoner   Dockarbeiter dauert noch immer fort. So bescheiden auch die Forderungen der Arbeiter sind, die Dock­tompaguien stemmen sich mit der äußersten Hartnädigkeit dagegen, fie zu bewilligen. Sie haben zwar vorigen Donnerstag unter dem Druck der öffentlichen Meinung einige Konzeffionen gemacht, aber gerade die Lohnerhöhung von einem Penny pro Stunde erklärten sie, nicht bewilligen zu föunen. Das ist aber, wie ihnen nachgewiesen worden ist, eine grobe Unwahrheit; die Herren wollen nur um ihrer Autorität" willen nicht nach­geben und bauen darauf, daß der unger die Arbeiter ſchließlich doch zu Paaren treiben werde. Schließlich sind es ja nicht sie, die durch die Unterbrechung der Arbeiten verlieren, sondern die Schiffs­rheder und das Publikum. Es herrscht daher nicht bloß unter den Arbeitern große Entrüstung gegen sie, während die Sympathie des großen Publikums nach wie vor auf Seiten der Streifer ist, die sie

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