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Organ der Sozialdemokratie deutscher   Bunge.

Briefe an die Redaktion und Erpedition des in Deutschland   und Oesterreich   verbotenen Sozialdemokrat wolle man unter Beobachtung äußerster Borsicht abgehen lassen. In der Regel schicke man uns die Briefe nicht direkt, sondern an die bekannten Dedadressen. In zweifelhaften Fällen eingeschrieben.

Ja sid 20 J

Vom politischen Horizont. Väterchen soll nun also wirklich doch nach Berlin   kommen. Der halbasiatische Despot ist seinem, ihm so gleichgesinnten Better in Berlin   den Gegenbesuch schuldig, und so gern er ihn bis zu dem Tage aufgeschoben hätte, da er an der Spize von etlichen hunderttausend Soldaten in die Reichshauptstadt einziehen würde, so scheint er doch gefunden zu haben, daß das zu lange dauert, als sich mit Europa's übertünchter Höf­lichkeit verträgt. So bedeutet der Zarenbesuch in Berlin  zwar nicht den Frieden den gibt es überhaupt nicht mehr wohl aber eine Hinausschiebung des Ausbruchs der offenen Feindseligkeiten.

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Den Frieden gibt's nicht mehr ja, leben wir denn nicht im Frieden?" So unterbricht uns vielleicht einer der Leser. Je nun, wie man's nimmt. Wer genügsam ist, mag die jetzige Aera der fieberhaften Rüstungen Frieden nennen, wir haben für diesen Zustand, der aufreibender am Mark der Völker zehrt, als ehedem die blutigsten Kriege, einen andern Namen. Es ist der chronische, oder um es mit einem deutschen   Wort zu bezeichnen, der schleichende Krieg. Wohl stehen sich die Heere noch nicht in offener Schlacht gegenüber, wohl fließt noch kein Blut, aber wie alle chronischen Leiden jeden Augenblick in heftig auftretende fich verwandeln können, so schüßt dieser chronische Krieg keineswegs die Völker vor dem Ausbruch des, den Massenmord mit sich führenden akuten Krieges. Im Gegentheil, je länger der Erstere andauert, um so größer die Verheerung, welche der Lettere anrichten wird. Mit jedem Jahr schwellen die Armeen mehr an, immer gewaltiger werden die Heeresmassen, welche die einzelnen Na­tionen gegeneinander in's Feld führen, die Zahlen der größten Kriege der Vergangenheit verblassen, verglichen mit den Zah­len, welche der kommende Krieg" aufweisen wird. Man höre nur, was ein genauer Kenner der Verhältnisse, ein ,, Fachmann", vor einigen Tagen darüber veröffentlicht hat:

Der preußische Major Hugo Hinze   gab neulich in einem Vortrage in Berlin   einen Ueberblick über den Stand der Armeen im Jahre 1815. Damals habe Deutschland   die Grenzen ebenso gezogen, wie heute 430,000 Mann, Desterreich 350,000, Stalten 200,000, Frankreich  900,000, Rußland 850,000 Mann Truppen zu stellen vermocht. Die Gesammtzahl der waffenfähigen Mannschaften aller Völker habe also zu jenem Zeitpunkt 2,730,000 betragen. Im Jahre 1876, entwickelte er dann, habe sich dieselbe auf 4% Mill. belaufen und zwar stellten die einzelnen Mächte: Deutschland   1,500,00, Desterreich 990,000, Italien  835,000, Frankreich  ) 1,170,000, Rußland 1,400,000 Mann.

Auch diese Zahlen haben wir heute, Dank der Arbeit der Militär­schraube, wett hinter uns gelassen; heute beträgt die Zahl der Waffenfähigen für Deutſchland   2,900,000, Desterreich 1,800,000, Italien  1,700,000, Frankreich   2,600,000, Rußland 4,500,000 Mann. Diese Truppen feien allerdings nicht fammt und sonders 3,5 oder ein Jahr lang ausgebildet, fie feien aber sämmtlich im Stande, mit der Schuß­waffe umzugehen und hätten auch sonst eine genügende militärische Vor­bildung. Ziehe man nun gar diejenigen Reserven in Betracht, die jede Nation im äußersten Nothfalle aufzubringen in der Lage sei, so ergäben sich noch ungemessenere Zahlen, nämlich für Deutschland   6,4 Mill., für Desterreich 3,0 Mill. für Stalien 3,1, für Frankreich   4,0 Mill., für Rußland 8,0 Mill, lezteres werde allerdings für einen europäischen  Krieg mur 6 Millionen verwenden können."

Das sind zusammen dreiundzwanzig Millionen fünf­malhunderttausend Menschen! Die kräftigsten, ge­sundesten Männer, die Blüthe der Nationen. Was das heißt, aus Er­wenn alle diese plößlich der Produktion entzogen, aus Er­nährern, die sie bisher waren, zu Ernährten werden; welchen Verlust am Wohlstand der Völker es bedeutet, wenn diese unter die Waffen gerufen werden, das läßt sich einstweilen nur ahnen in kurzem Zeitraum vielleicht werden ähnliche Wirkungen sich vollziehen, wie sie einst der dreißigjährige Krieg über Deutschland   gebracht hat.

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Und wie viel von den in's Feld Gesandten werden die Heimath wiedersehen? Die Steigerung, welche die Heeres­massen erfahren, so groß sie ist, ist gering im Verhältniß zur Steigerung der verheerenden Kraft der Waffen. Alle Fortschritte der modernen Technik sind dazu benutzt worden, diese zu erhöhen, immer neue, immer furchtbarere Mittel der Zerstörung zu ersinnen. In diesem Punkt kennen die konser vativsten Regierungen feinen Stillstand. Der asiatische Despot, der der Entwickelung des Menschengeistes so gern Halt ge­bieten möchte, der beschränkte Gottesgnadenheld, dessen Sinnen darauf geht, den Bildungsstand des deutschen   Volkes zurück zuschrauben hier sind sie revolutionärer als der leiden­schaftlichste politische Revolutionär, hier rufen sie gleich den Enthusiasten der Aufklärung: Fortschritt! Fortschritt! Fort schritt! Hier nur einige Angaben über die seit 1870 in den Feuerwaffen vollzogenen Fortschritte did thin lim Das Zündnadelgewehr, mit dem man 8-9 Schuß in der Minute abzugeben vermochte," erscheint nach Hinze ,, wie ein Kinder­pielzeug gegenüber den heutigen Magazingewehren, die 8-9 Schüsse in 20 Sekunden, also zwischen 18 und 21 Schüsse in der Minute zu leisten vermögen. Noch immenser aber seien die Leistungen auf dem Gebiete des Artilleriewesens; während ein glattes Geschütz früher 1000-1350 Meter weit zu feuern vermochte, erreiche das heutige gezogene Gesch th 7000 Meters fei im Stande, ein Schrapnel 5000 Meter veit zu befördern, und diese angenehme Art von Geschossen speien während ihres Fluges 260 Flintenkugeln aus, von denen min­bestens ein tertel in attive Wirksamkeit tritt. Gegenüber den Leiſtungen Der Festungsartillerie erscheine indeß auch dies als kleinig­teit. Gi Festungsgeschütz von 21 Gentimeter Staliber vermöge ein Beschoß von 175 Kilogramm Gewicht 10,000 Meter weit zu schleudern. Dank de vervollkommneten Sprengmitteln, gegen die das Pulver auch nur ein Waisenknabe sei, schlage das Geschoß eines 15 Centimeter­ladigan tol summers and

Geschüßes 4 Centimeter tief in jede Panzerplatte, zerstöre diese also schon nach wenigen Schüssen. Eine Granate dringe 2-3 Meter in Sand oder Lehmboden ein und zerplaze dabei in 376 Stücke, deren jedes mehr als 10 Gramm, und in 828, deren jedes zwischen 1 und 10 Gramm wiegt. Gegen die Resultate, welche man mit Marinegeschützen erziele, kämen indessen auch diese Leistungen nicht auf; mit­telst der neuen Maschinengeschüße sei man in der Lage, in der Minute 12-20 Schüsse auf eine Entfernung von 2000 Metern zu feuern; diese Geschüße erfordern zu ihrer Bedienung 3 Mann, leisten dasselbe wie 25 Mann. Neuerdings behaupteten die Engländer, alles dagegen, da ihre Geschütze in der Minute 560 Flintenkugeln ausstreuen, übrige durch ein Geschütz in den Schatten gestellt zu haben, welches 175- Kilogramm- Geschosse auf 19,300 Meter zu schleudern vermöge. Noch Unglaublicheres aber leiste die von dem amerikanischen   Artilleriekapitän Babinsky erfundene pneumatische Dynamitkanone, die ihre Geschosse auf 4000 Meter werfe, und die nicht einmal das Ziel zu erreichen brauche, um ihre verheerende Wirkung zu üben. Eine Kugel, in der Nähe des feindlichen Schiffes in das Wasser geschossen, set ausreichend, das Schiff zu zerstören, oder mindestens dasselbe durch Störung der Maschinen­thätigkeit außer Gefecht zu setzen." blog dino)# 90

Bedenke man mun, führte Herr Hinze weiter aus, daß Deutschland   im Kriege von 1870/71, trotz der, im Vergleich zu den heutigen, äußerst unvollkommenen Waffen, 14 Proz. Verluste an Todten und Verwundeten erlitten habe, so werde man kaum zu hoch greifen, wenn man den Durchschnittsver­lust für einen künftigen Krieg auf 40 Proz. annehme.

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Vierzig von je hundert und nun lese man noch einmal die obigen Zahlen durch und man hat ein Bild, was der Krieg bedeutet, dem die Völker Europa's   unter der Füh­rung ihrer von Gott   gegebenen" Staatslenker zusteuern.

Jst er wirklich unabwendbar? Wir antworten darauf: ja. Allerdings mit einer Einschränkung: solange das gegenwär­fige Regierungs- und Staatensystem in Europa   fortdauert.

Daß der Besuch Väterchens in Berlin   an den politischen Beziehungen Rußlands   zu Deutschlands   nicht das geringste ändern wird, bestreiten nicht einmal die amtlichen Sold­schreiber. Selbst wenn es dent Hohenzoller gegeben wäre, per­sönliche Abneigung in Zuneigung zu verwandeln, würden die Beziehungen beider Länder zu einander unverändert bleiben. Sie sind nicht durch persönliche Sympathien und Antipathien bestimmt, sondern durch die Interessen der in beiden Ländern eingeschlagenen Politik, die hier wie dort eine nothwendige Folge ist des ganzen Regierungssystems. So ist die Gegnerschaft gegen das benachbarte Deutsche Reich, in dem nun einmal, troy Wilhelm, westeuropäische Ideen herrschen, sozusagen Lebensbedingung des russischen Absolutismus  . Derselbe Ab­folutismus verträgt aber ganz gut ein Bündniß mit der französischen   Republik. Daß er ein Bündniß mit einer fran­zöfifchen Monarchie vorziehen würde, unterſteht keinem Zwei­fel, aber das ist nur eine Sache des Geschmacks, genau so wie es in Frankreich   Leute gibt, die ein Bündniß mit einem freien Rußland   dem mit dem zaristischen vorziehen würden. Trotz aller demokratischen Schmerzen steigen indeß auch sie in den Pott" im nationalen Interesse. Es ist überhaupt falsch, das Bündniß zwischen dem heutigen Frankreich   und dem heutigen Rußland   ein unnatürliches zu nennen im Gegentheil, weil es so natürlich ist, wie nur irgend eines, verträgt es alle sonstigen Gegensäße. Und warum es natür­lich ist, haben wir des Defteren schon ausgeführt. Es ward natürlich von dem Tage an, da Preußen Deutschland  Elsaß- Lothringen   annektirte, und wird natürlich bleiben, so­lange Preußen Deutschland   Gewaltstaat bleibt und auf den Knauf des Säbels geſtüßt, das Selbstbestimmungsrecht der Völker mit Füßen tritt.sid

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Solange sind sogar noch ganz andre Bündnisse ,, natürlich" Weit mehr als Frankreichs   sind z. B. die Einrichtungen der Schweiz   denen Rußlands   entgegengesetzt. Und doch sind grade unter den politisch- freiſinnigsten Elementen in der Schweiz  heute die Sympathien für Rußland   viel größer als für das Deutsche Reich. Hier nur ein Beispiel. Der gewiß unver dächtige St. Galler Stadtanzeiger schrieb jüngst:

Die stammerwahlen in Serbien   sind in voller Nuhe verlaufen, in voller Ruhe, weil in voller Freiheit zum Erstenmal seit vielen, vielen Jahren. Das ist unter einer Regierung geschehen, welche für ruffenfreundlich gilt. Die früheren Wahlen unter der Regierung Milans gingen stets unter größtem Drucke vor sich, daher damals stets die Unruhen, Tödtungen, Verwundungen, Verhaf­tungen und Verurtheilungen. Schon dieser Gegensatz ist bezeichnend für die Achtung der öffentlichen Meinung in Serbien   von seiten der Anhänger der deutsch  - ungarischen Zivilisation einerseits und der bar­barischen" russischen Wühler" anderseits."

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Aehnlichen Notizen sind wir in diesem wie in anderen Schweizer   Blättern schon öfter begegnet. Liegt irgend ein Grund vor, sie als" dem Zarenthum verkauft" zu denunziren? Durchaus nicht. Der nationale Selbsterhaltungs­trieb treibt gerade die besten Demokraten und Republikaner  in der Schweiz   Rußland   in die Arme. Sie sehen die Freiheit ihres Landes von Deutschland   zehnmal mehr bedroht als von Rußland  .

Und wie es in England steht, zeigt der gegen den Drei­bund gerichtete Artikel in der neuesten Nummer der Contem­porary Review". Ob er von Gladstone verfaßt oder bloß be­einflußt ift, genug, er drückt die Sympathien eines großen Theils der englischen Liberalen, weiter Kreise des eng­lischen Volkes aus. Was verschlägt es, wenn man sagt, die Leute sind von russischen Agenten irregeführt? Auch Preußen­Deutschland hat in England seine Agenten, aber wie schüchtern ertönt ihre Stimme gegenüber der der Russen"! Daß diese

fm to franto gegen franto. Gewöhnliche Briefe

nach England tofien Doppelporto.

12. Oftober 1889.

überall Gehör finden, daß Rußland   überall in Frankreich  , in der Schweiz  , in England, in den Balkanstaaten, als Hüter der Freiheit sich aufspielen kann, ohne auf lautes Hohngelächter zu stoßen, das ist ein Zeichen der Zeit, über das der Hinweis auf den ,, Rubel auf Reisen" nicht hinweghilft. Nein, es ist die natürliche Folge oder wenn der Ausdruck zu indifferent ist, der Fluch der reaktionär- gewaltthätigen Politik des verpreußten Deutschland  , daß Rußland   heute in Europa   eine Rolle spielt, wie nie zuvor, wie sie ehedem kein Mensch für möglich gehalten hätte und wie sie das Land der Knute wahrlich nicht verdient. Aber, wenn Rußland   auch der reaktionärste Staat im europäischen   Konzert ist, so ist es doch nicht die Vormacht der Reaktion. Diese ist Preußen Deutschland  . Dort hat der die Völker erdrückende Militarismus seinen Bentralsit, von dort empfangen überall die Feinde der Freiheit ihre Parole. Zehnmal mehr als am Tage, da es gesprochen wurde, gilt heute das Wort Moltke's  : Wir haben... an Liebe nirgends gewonnen. Von der Achtnng", von der der Organisator des Sieges" damals sprach, würde er heute wahrscheinlich selbst schweigen. Sie ist verdorrt und verdorben". Alles das gibt Väterchen den Muth, das deutsche Reich zu insultiren, wo er nur fann. Er braucht dessen Freundschaft nicht mehr. Von Jahr zu Jahr verbessert sich seine Situation Deutschland   gegenüber. Nichts kennzeichnet diese, wie sie bereits heute ist, besser als die geradezu verlegende Art, wie der Zarenbesuch in Berlin   von russischer Seite betrieben wurde, und die Thatsache, daß man in Berlin   nicht wagte, Väterchen mit gleicher Münze heimzuzahlen.

Jedenfalls wird der Besuch des Zaren nichts an dem Ver­hältniß der Mächte zu einander ändern. Deutschland   bleibt zwischen Rußland   und Frankreich   eingefeilt. Das Kriegsgespenst wird nicht gebannt. Es ist ja begreiflich, daß den preußischen Machthabern zuweilen selbst vor der Kriegsgefahr bangt. Wenn auch nicht vor der moralischen Verantwortung die kennen diese ,, eisenstirnigen" Politiker nicht wohl aber vor dem Risiko, das der Krieg für sie bedeutet. Und so rüsten sie denn immer weiter, so ziehen sie die Militärschraube immer enger an, immer enger, zapfen dem Volt immer mehr von seinem Lebensmark ab, um ihm ,, den Frieden zu erhalten", bis­der Krieg, der blutige, massenmörderische Krieg da ist.

Der Krieg oder die Revolution. Es gibt keine andere Lösung. Das herrschende System, auf Blut und Eisen aufgebaut, macht fie unmöglich. Es hält Polen  , den natür­lichen Schußwall gegen Rußland  , mit brutaler Faust nieder, es zwingt Elsaß  - Lothringendas, neutralisirt, eine Garantie des Friedens zwischen Frankreich   und Deutschland   bilden könnte. durch Anlegung des Polizeifnebels, von Frankreich   Befreiung zu ersehnen, und es drangjalirt Nordschleswig, durch dessen Freigabe es das dänische Volk versöhnen könnte. Es läßt lieber 42 Millionen Menschen auf der Strecke" als der Freiheit und dem Recht einen Zoll breit Konzession zu machen. Nun, so trage es auch die Verantwortung für seine wahnwißige Politik. Auf sein Haupt, auf die gekrönten und gefürsteten Machthaber und ihre Trabanten die Verantwor tung für all das Blut, all das zerstörte Lebensglück, das sie eines Tages zur Folge haben wird.

Wenn sie aber bei den demnächstigen Wahlen wieder vor das Volk hintreten und sagen werden: wählt Anhänger unserer Politik, wählt reichstreue Abgeordnete, die alle Militärfor­derungen, die wir stellen, bewilligen, es ist das einzige Mittel, den Frieden zu erhalten, dann mögen die Wähler ihnen antworten: Gure Rüstungen wehren den Krieg nicht ab, sie haben nur die eine Wirkung, seine Furchtbarkeit zu erhöhen. Es gibt nur ein Mittel, den Frieden herbeizuführen, und das heißt: die Freiheit. Und darum nieder mit euch und eurent System! Ihr seid gewogen und zu leicht befunden worden. indoinfant

1790101 GH#

Aus Frankreich  .

Paris  , den 27. Sept. 1889.

Der große Wahl- Schlachttag ist vorüber, und sämmtliche politische Parteien sind nun daran, die errungenen Vortheile abzumessen und zu übertreiben, die Verluste zu konstatiren und abzuschwächen, Alles in der Erwartung, dadurch der Ausgang des für den 6. Oftober bevorstehen­den Nachgefechts der Stichwahlen günstig zu beeinflußen. Daß sich die Wahlresultate so vielseitig drehen und deuteln lassen, beweist, daß im Grunde keine einzige der politischen Parteien definitiv und unbestritten triumphirt, daß vielmehr jede einzelne geschwächt und enttäuscht aus dem Wahlkampf hervorgeht.

Opportunisten, Radikale, Konservative, Boulangisten und ihre zahl­reichen Spielarten, sie alle sind von der Wählermasse als verschiedene Parteibildungen ignorirt und in den beiden großen Kategorien der Boulangisten und Antiboulangisten in den unnatürlichsten Verbindungen zusammen geschweißt worden; man stimmte nicht mehr für dies oder jenes Parteiprogramm, sondern nur für Boulanger oder gegen Boulanger, alias für oder gegen die Republik  . In Folge dessen machte sich unter den Kandidaten und ihren Programmen eine 3 erfahrenheit und Untlarheit breit, wie sie noch nie größer zu Tage getreten ist. Jeder Kandidat fonnte sein eigens ausgehecktes Programm zum Besten geben, vorausgesetzt nur, daß er im Punkte des Boulangismus ein Kredo ablegte. Die Kadres der alten Parteibildungen gingen dabei fo ziemlich zum Teufel, und keine derselben kann auf Grund der Wahl­machen die Wahlergebnisse über jeden Zweifel erhaben, nämlich, daß ergebnisse ihren Anhang richtig bemessen. Zwei Thatsachen dagegen sich die Wählermasse der Mehrzahl nach für die Republik   erklärt