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,, G8 lebe das sozialistische Deutschland   ja, es lebe das sozialistische Deutschland  ! Die Chauvinisten mögen sich darüber in Trauer hüllen, die deutschen   Sozialisten gehen Hand in Hand mit den franzöſi­ schen   Sozialisten, und wir möchten es unsern einfältigen Bourgeois nicht rathen, den Krieg zu erklären und uns gegen einander zu heben. Unser Freund Metenier hat es den eingezogenen Rekruten von Doyet gefagt, wie wir es oft den Refruten von Commentry   gefagt haben. Und der Beweis, daß unsre jungen Kameraden die Prinzipien der Solidarität, die unter allen Arbeitern herrschen sollen, zu erkennen be­ginnen, liegt in der Thatsache, daß die Rekruten von Commentry  , Doyet, Montvicq  , Bezenet 2c. ihr Scherflein beigetragen haben, um die deutschen   Sozialisten in ihrem Stampf gegen die Bourgeoisgesellschaft zu unterſtüßen ein Kampf, der nicht national, sondern international ist. Dant ihrer Einigkeit, ihrem unermüdlichen Gifer, haben die Sozialisten jenseits des Rheins die Bourgeoisie in Schrecken versezt und einen glänzenden Sieg davon getragen

Zwölf Jahre hindurch hat man gegen die deutschen   Proletarier den Belfon allerhand Almosen auf den Ossa aller möglichen Gewaltmaß­regeln gethürmt, um was zu erreichen?

Die Verdreifachung, wenn nicht Vervierfachung ihrer Klassenvertre hung, und die Ausrüstung derselben, im Reichstag, das heißt im Herzen bes fapitalistischsten aller Reiche, einen Angriffs- Feldzug zu führen. Vom Wort werden sie zur That übergehen, den Entwürfen ihre Gegenent­würfe gegenüberstellen.

Und sicher des Gebrauchs, den sie von ihr machen werden, beglück­wünschen wir uns, diese Waffe in ihren tapferen Händen zu wissen, und rufen, in der Hoffnung auf baldige Befreiung von allen unsern Ausbeutern: Es lebe das sozialistische Deutschland  ! Es lebe die Inter­nationale!

Le Reveil Social" von Commentry  ( Mittelfrankreich).

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,, Le Peuple", das Organ der Belgischen Arbeiter partei, schreibt:

Unsere sozialistischen Brüder in Deutschland   erklären mit Recht, daß die Sozialdemokratie den größten ihrer Siege errungen hat, seit sie als einige und geschlossene Partei dasteht.

Wir sind derselben Ansicht. Ja, wir meinen sogar, daß der 20. Fe­bruar 1890 eines der großen Daten dieses Jahrhunderts ist, indem er für die sich heranbildende und sich organisirende Arbeiterklasse den sicheren Beginn einer neuen Aera anzeigt."

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,, Recht voor Allen", das Organ der niederländischen Sozial­demokratie, schreibt:

Ein dreifach donnerndes Hoch unsern wackern deutschen   Genossen, die solch eine Macht entwickelt haben, und ein Vorbild sind für die Sozialdemokratie der ganzen Welt.

Die rothe Fahne flackert zu ihren Ehren luftig über unserm Druckerei­gebäude zum Zeichen dieses gewaltigen Sieges".

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Die Wiener ,, Arbeiterzeitung" hat über das Wahlresultat noch keinen eigenen Artikel gebracht, sondern beschränkt sich vorerst auf Abdruck der ihr aus Deutschland   zugegangenen ausführlichen Wahl­forrespondenz. Dagegen widmete sie in ihrer Nummer vom 21. Februar dem Wahlkampf einen prächtigen Artikel, dem wir folgende Stellen entnehmen:

Mit Massen wie nie zuvor rückt die deutsche   Sozialdemokratie in's Feld. Erstaunen und Entsetzen bemächtigt sich der Herrschenden, die ,, nur Gott und sonst nichts auf der Welt fürchten". So zieht nur eine Streit­macht in die Schlacht, die voller Siegesbewußtsein für ihre heilige Sache zu leben und zu sterben bereit ist. Was ist gegen sie die Armee von Söldlingen der Ordnungsparteien", die auf Kommando für Dinge eintreten, an die fie selbst nicht mehr glauben?

Wir aber, innig verbunden im Geist und in den Zielen mit den deutschen   Genossen, wir fechten heute wenigstens im Geiste mit ihnen und unsere Herzen schlagen schneller, heute, am Tage der Entscheidung. Der Kampf der deutschen   Sozialdemokratie, der Führerin des internationalen Proletariats, er ist der unsere. Ihre Ziele sind die unseren. Ihr Sieg ist der unsere. Aus ihrem Siege werden auch wir neue Hoffnung und neue Kräfte schöpfen. An dem wahrhaft erhabenen Beispiele unserer deutschen   Freunde, die heute ge­hobenen Hauptes in den Kampf ziehen, werden auch wir uns stärken und die Ueberzeugung in den vielleicht noch Wankenden wird gefestigt werden: Die Zukunft ist unser!

Wie ein befruchtender Regen wird die Million sozialdemokratischer Stimmen auch in Desterreich und überall, wo Proletarier in's Joch der fapitalistischen Produktionsweise gebeugt sind, die Saat zum Reimen bringen, die im Schoße der letzteren gebettet ist, und welche uns einen neuen Frühling der Menschheit verspricht mit Wohlstand und Freiheit, Lebensfreude und Bildung Aller. Es lebe die Sozialdemokratie!"

"

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Der treffliche Volksfreund" in Brünn   widmet unserm Wahlsieg einen Leitartikel, dem wir folgende Stellen entnehmen: Am 20. Februar hat die Welt den Massenschritt der deutschen  Arbeiter- Bataillone in einer so vernehmbaren Weise gehört, wie es bisher noch nie der Fall war. Die Bedeutung dieser Wahl reicht weit über die Grenzen des deutschen Reiches hinaus, denn fie muß eine Aenderung der bisherigen inneren Politik in Deutschland  zur Folge haben, und das wird auf die anderen Staaten, auf die Be­ziehungen nach Außen zurückwirten".

Durch den großartigen Wahlsieg der Sozialdemokratie haben die beiden kaiserlichen Erlasse noch an Bedeutung gewonnen; denn die deutschen   Arbeiter haben bekundet, daß sie die geschichtliche Tragweite dieses Eingreifens in die Wahlbewegung von höchster Stelle aus erstens wohl zu würdigen verstehen, zweitens aber gerade die befann­testen Sozialdemokraten zur Mitwirkung an dem sozialen Neubau als die Berufensten erachten. Alles in Allem tann gesagt werden, daß die Sozialdemokratie hat unzählige Opfer bringen müssen, eine Unmasse menschlicher Existenzen sind auf dem Wege zum Siege zerknickt und das Glück mancher Familie ist von der ranhen Hand der Gewaltigen zerstört worden, allein der Erfolg, er wiegt alle für die qute und gg­te Sache gebrachten Opfer auf".

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Die Arbeiter Wochen- Chronik", Organ der Ingar­ländischen allgemeinen Arbeiterpartei, schreibt, indem sie sich für ihre nächste Nummer eine eingehende Würdigung der deut­ schen   Wahlen vorbehält:

Boll freudiger Bewunderung sehen wir auf diese Männer, welche troy aller Drangfalirung mit der Reaktion in Deutschland   fertig werben."

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In einer Petersburger Korrespondenz der Wiener Ar­beiter Beitung", die vom 25. Januar datirt, heißt es am Schluß: Aber sie mögen schreien; wir wenden unsere Blicke Denjenigen zn, welche in Wahrheit für das Wohl des Volkes kämpfen. Mit quf­richtigster Sympathie verfolgen diese die sozialdemokratische Bewegung in Deutschland   und wünschen ihr den größtmöglichen Erfolg in der Wahlkampagne. Der Ausstand der westphälischen Kohlenarbeiter hat in Rußland   die deutsche Arbeiterbewegung un­gemein populär und sympathisch gemacht. Ein ausgezeich neter Artikel in einer hiesigen Revue über die Streits in Rheinland­Westphalen wurde von den Arbeitern in Petersburg   mit größtem In­tereffe wiederholt gelesen. Das Gefühl der Brüderlichkeit erwacht. Der Stampf um das Wohl und die Würde der Menschheit findet bereits ein mächtiges Echo in Rußland  , und der russische Arbeiter wird es gewiß bald beweisen, daß der Sozialismus in seinem Laude Wurzel gefaßt hat".

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Der ,, Schweizerische Sozialdemokrat" schreibt:

Die deutschen Reichstagswahlen vom 20. Februar 1890 mit allem, was drum und dran hängt, sind ein politisches Ereigniß, das der spä­tern Geschichtschreibung als epochemachend erscheinen wird. Mit diesen Wahlen hat die Sozial- Revolution unseres Jahrhunderts begonnen, vom Stadium der Vorbereitung in dasjenige der Ausführung hinüber­

A

Wirkung zu verheimlichen, die die am 20. Febr. von den sozialistischen  Reichstagskandidaten erlangten Stimmen auf sie gemacht und die in ihrer Presse den panischen Schrecken, der sich ihrer bemächtigt hat, so­wie die Befürchtungen, welche der außerordentliche Fortschritt der so­zialistisch revolutionären Ideen ihr eingeflößt, offen zum Ausdruc bringt...

zutreten. In diesem Stadium, und je weiter dasselbe vorrückt, desto mehr, häufen sich bekanntlich die Gefahren von Fehltritten, leber­eilungen, Ueberschäzungen u. f. w. für die im Felde stehende revolu= tionäre Masse. Mit dem wachsenden Machtbewußtsein steigt die Ver­lockung der gegnerischerseits gestellten Fallen und Hinterhalte, in denen die Kanone und der Säbel der Staatsgewalt lauert. Giücklicher Weise hat die deutsche Sozialdemokratie, welche unstreitig die Spize der ganzen internationalen Bewegung bildet, eine harte Schule der Selbstbeherr= schung durchgemacht, und zwar mit beispiellofem Erfolge durchgemacht. Sie wird sich nach dem Wahlsiege nicht auflösen in einen ordnungs­und zügellos stürmenden Haufen, in dem Jeder der Erste in der Bresche sein will, sondern sie wird in ihrer imposanten, ruhigen, disziplinirten und taktisch klassischen Manier den Strieg fortseßen, der nicht zu einem Unser Wachsthum in den Belagerungszustands- Gebieten..

Tagessiege, sondern zu einer neuen Staats- und Gesellschaftsordnung führen soll."

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Der ,, Grütligner", das jetzt in einer Auflage von 13,500 Exemplaren erscheinende Organ des Schweiz  . Grütlivereins, schreibt in seiner Nummer vom 26. Februar:

Was aber den Wahlen ein ganz besonders wichtiges zeitgeschichtliches Gepräge verleiht, das ist das tolossale Anschwellen der sozialdemokratischen Stimmmassen.

Ein solcher Erfolg ist um so großartiger, glänzender, als die Partei bisher geächtet war und mit allen Mitteln unschädlich und mundtodt zu machen versucht wurde. Man sieht, was das Ver­folgen politischer und sozialer Jbeen schließlich nügt! Ob die deutsche Regierung jezt nicht endlich freiwillig auf das Sozialistengesetz zu verzichten die Einsicht hat?! Und unsere schweizerischen Ordningsretter", werden sie nun noch immer sagen, es sei aus Rück­ficht auf das befreundete Nachbarvolk nöthig, die Hege gegen die Sozialdemokraten mitzumachen?!

Jedenfalls wird der gewaltige Wahlerfolg der deutschen   Sozialdemo= fratie von na chhaltiger Wirkung auf die soziale Be= wegung in ganz Europa   sein...."

*

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Die ,, Arbeiterstimme", das Organ der schweizerischen Sozial­demokratie und des Allgemeinen Gewerkschaftsbundes, schreibt:

Der Sieg der deutschen   Genossen ist auch unser Sieg. Der Untergang der Kapitalherrschaft in Deutschland   bedeutet auch die Abdankung der Schröpfmeister in der Schweiz  . Darum der Haß gegen die deutsche Sozialdemokratie, darum Verfolgung der Schwei­ zer  , die mit ganzer Seele den deutschen   Sozialisten die Bruderhand reichen.

Weitere Preßstimmen, sowie nach Schluß der Nedaktion ein getroffene Glückwunsch- Resolutionen 2c. mußten wir bis zur nächsten Nummer zurücklegen.

Hamburg  Harburg  

1887

1890

Berlin  

Nieder- Barnim

57,943 2,775

126,347

Bermehrung u.. Belagerungsstand 68,404

13,368

10,593

Teltow  - Beeskow  - Storfow

4,763

19,169

14,406

Potsdam  - Osthavelland  

4,681

4,681

Altona  - Stormarn  

11,662

19,213

7,551

29,659

66,575

36,916

1,763

6,860

5,097

Ottensen  - Pinneberg  

5,452

10,820

5,368

Lauenburg  

347

2,901

2,554

Leipzig  - Stadt

5,822

12,921

7,099

Leipzig  - Land

11,253

30,300

19,047

Frankfurt   a. M.

4,080

12,654

8,574

Offenbach   a. M. Spremberg

5,557

10,334

4,777

1,242

5,524

4,282

142,318

341,667

199,349

Zahlen reden!

Ueber die Zunahme der Sozialdemokratie in den städti schen Wahlkreifen feit 1878 veröffentlichte die Frantf. 3tg." folgende Zusammenstellung:

Dant, herzlichen Dank den Sozialdemokraten Deutschlands   für ihre Hamburg   1. wackere, rastlose Arbeit, die auch die Fesseln des schweizerischen Pro­letariats lockert. Wer kann, der liefere rasch noch ein Scherflein für die Stichwahlen ab, die noch viel Geld tosten und in den nächsten Tagen vollzogen werden. Möge der Wahlsieg der deutschen   Sozial­demokratie auch die schweizerische Arbeiterschaft mächtig aufrütteln und zut mannhaftem Stampfe anspornen, damit wir aus der schönen Alpen­republik in nicht ferner Zeit eine wahre Heimath für alle Arbeitswil­ligen machen können, die moderne Leibeigenschaft, die Lohn- und Zins­Sklaverei gestürzt werden kann."

*

*

- Der Basler ,, Arbeiterfreund" schreibt:

1878

Berlin   1.

2,121

1881 0

1884

1887 1890­

821

2,170

3,586

2.

7,583

3,159

9,282

14,751

19,339

99

3.

6,914

2,452

6,344

9,088

12,278

17

4.

20,224

13,573

25,386

32,068

"

40,521

5.

3,615

0

2,444

4,803

7,332

"

6.

15,707

10,629

24,258

30,453

42,394

97

10,491

7,563 12,282 14,497

17,031

2.

12,447

9,439

14,306 18,672 22,093

"

3.

6,691

6,108

10,922 17,803

27,250

Breslau 1.

6,593

5,243

6,019

7,781

9,996

2.

6,412

4,955

6,221

8,032

11,404

München   1.

1,997

1,970

8,462

4,563

7,539

2.

3,252

2,972

6,399

11,335

17,717

Dresden   1.

7,433

6,231

6,514

6,942

11,054

2.

9,870

9,079

8,620

9,175

13,427

Leipzig  Köln  Magdeburg  

5,822

6,482

9,676

10,087

12,921

2,189

2,474

4,151

4,952 10,688

6,253

5,541

8,112

11,438

17,256

Frankfurt   a. M. 4,080

4,704

7,965

8,640 12,653

Königsberg  

1,108

248

4,351

7,987 12,300

Hannover  

6,588

5,515

8,839

12,210

15,752

man

Stuttgart  

4,136

4,131

3,346

4,496

10,372

Bremen  

6,304

4,616

4,880

7,743

14,843

Düsseldorf  

486

305

1,048

2,933

7,502

Nürnberg  

10,162

9,669

12,582

14,857

16,809

114

43

577

2,279

3,525

141

89

0

103

4,770

9,899

10,256

14,412

15,356

24,192

Elberfeld  - Barmen 11,325

7,949

13,031

15,655

18,094

Altona  

11,662

6,971

10,770

15,120

18,240

Stettin  

914

910

1,139

4,276

7,761

Aachen  

909

508

804

905

1,744

Crefeld

467

398

1,181

1,917

3,025

Braunschweig  

7,876

5,703

6,764

10,659

12,804

Halle

1,046

1,173

3,535

6,590

12,390

Lübeck  

1,588

877

2,432

4,254

6,258

Der glänzende Sieg der deutschen   Sozialdemo= tratie hat unter den sozialistischen   Parteien aller Länder darf wohl jagen, unter allen wirklich freigesinnten Menschen überhaupt selbstredend die größte Freude erregt.. Man empfindet es allenthalben, daß durch das riesige Anwachsen der sozialdemokratischen Wahlziffern der Reaktion nicht blos im deutschen Reich, sondern überhaupt moralisch wenigstens ein empfindlicher Schlag versetzt worden ist, während die Kämpfer für Freiheit und Kulturfortschritt allerwärts an Siegeszuversicht und an Kampfesfreudigkeit dadurch bedeutend gewonnen haben.

Den deutschen   Sozialisten, welche so opferwillig und energisch den Wahlkampf durchgeführt haben, gebührt daher der wärmste Dank ihrer ausländischen Gesinnungsgenossen."

*

*

Der in Stockholm   erscheinende ,, Socialdemokraten" Organ der Schwedischen sozialdemokratischen Arbeiter partei, schreibt:

# 1

Der 20. Februar 1890 wird in der Geschichte als ein großer Ehren­tag der Sozialdemokratie eingetragen werden."

*

Dem in Christiania   erscheinenden

Socialdemokraten",

Organ der norwegischen Arbeiterpartet, schreibt sein Berliner   Korrespondent:

Dieser Tag wird für alle Zeiten ein Ehrentag sein für unsere Partei, die tämpfende Sozialdemokratie."

*

*

*

,, Justice", das Organ der sozialdemokratischen Federation,

schreibt:

Noch nie hat sich ein Ereigniß vollzogen, das so geeignet wäre, die Sozialdemokraten aller Länder mit gutem Muth zu erfüllen, als der glänzende Erfolg unserer beutschen Genossen bei den Reichstagswahlen. Fürst Bismarck  , auf den die Großgrundbesizer und Kapitalisten dieses Landes seit 1870 die Anbetung übertragen haben, mit der fie vorher Napoleon III.   zu überschütten pflegten, hat sich als ein ebenso unfähiger Staatsmann erwiesen wie der Held der Dezembermezeleien in Paris  . Die Zeit scheint für Gesellschaftsretter" etwas aus den Fugen, selbst wenn dieselben ihr Lieblingsmittel, Blut und Eisen, zur Verfügung haben und über die Dienste einer wohlorganisirten Reptilienpresse be­fehlen. Das Anwachsen der sozialdemokratischen Stimmen hat unsere fanguinischsten Erwartungen übertroffen, und es hat sich erwiesen, daß weder Ausnahmegeseze gegen die Sozialisten, ob sie noch so brutal an­gewendet werden, noch die Wahldemagogie des Kaisers, so geschickt sie auch eingefädelt wurde, die Ausbreitung des wissenschaftlichen Sozia­lismus im Geringsten zu beeinträchtigen vermag. Wir gratuliren un= fern deutschen   Genossen auf's Herzlichste zu ihrem Triumph and danten ihnen aufrichtig für die Ermuthigung, die sie den Sozialisten Groß­ britanniens   und der ganzen Welt haben zu Theil werden lassen."

*

,, El Socialista", das Organ der spanischen sozialistischen   Ar= beiterpartei, das die Wahlbewegung in Deutschland   von Anfang an mit großer Aufmerksamkeit verfolgt hat, widmet dem Wahlfieg der deutschen  Sozialdemokratie einen Der Tag des 20. Mär 3" überschriebenen und mit den Wahlnachrichten ein und eine halbe Seite füllenden Leit­Artikel.

Derselbe beginnt wie folgt:

Groß, imposant, gewaltig ist der Triumph, den unsere Brüder in Deutschland   bei den, am genannten Tage vollzogenen Wahlen zum Par­lament errungen haben.

Uns und Allen, die wie wir danach trachten, die Arbeiterklasse ber­mittels der Groberung der politischen Macht und der Umwandlung des Privateigenthums an Produktions- und Austauschmitteln in soziales Eigenthum zu befreien, hat dieses großartige Resultat, dieses bedeut jame Greigniß, wie sich von selbst versteht, mit Freude und Genug­thuung erfüllt, aber es hat uns nicht überrascht. Wer, wie wir, den Zusammenhalt, die Disziplin, die geschichte Leitung, die außergewöhn lichen Kräfte und Hülfsmittel kennt, über welche unsere Gesinnungs­Genossen von jenseits des Rheins verfügen, der fonnte nicht einen Augenblick daran zweifeln, daß sie, wie in den Jahren 1884 und 1887, dent hochmüthigen Bismarck in gradezu vernichtender Weise zeigen wür­ben, daß seine Unterdrückungsgefeße, seine Verschwörungen und Machi­nationen gegen sie ihm nichts genügt haben, und gleichzeitig dem Kaiser Wilhelm flar machen, daß wenn seine Erlasse nichts gewesen find als ein Wahlfniff der legten Stunde, seine Niederlage nicht größer fein konnte.

Wer aber durch den Steg der deutschen   Sozialisten nicht nur über­rascht, sondern auch wahrhaft zu Boden geschmettert worden ist, das ist die Ausbeuterklasse aller Länder, die sich außer Stande fühlt, die

Danzig Straßburg Chemniz

Von diesen 36 Wahlkreisen besitzt die Sozialdemokratie jest 20, und nur sechs sind darunter, die ihr nicht schon gehört haben oder von ihr stark gefährdet sind.

Wer die Zahlen der Tabelle objektiv beurtheilt, wird wohl zu dem Urtheil gelangen, daß in absehbarer Zeit die 36 großen Städte ausschließlich durchsozialdemokratische A b= geordnete vertreten sein werden.

In einem ihrer Jammer- Artikel schreibt die ,, Köln  . 3tg.": Darüber müssen wir uns flar sein, daß das allgemeine gleiche Wahlrecht in der Richtung der Proletarisirung des Reichs= tags noch lange nicht seine ganze Wirkung ausgeübt hat. Die Sozial­Demokratie wird die furchtbare Waffe, die zu schaffen vielleicht ein Fehler war, die ihr zu entwinden aber gefährlich und vielleicht verhängnißvoll fein würde, bis zur äußersten Grenze ihrer Leistungsfähigkeit aus­nügen."

Korrespondenzen.

Aus dem 15. sächsischen Wahlkreis. Wir haben gefiegt, aber wir haben auch gearbeitet. Unser Wahlkreis ist ein vorwiegend ländlicher, und da kann man sich wohl denken, was das heißt. Wir haben all unsere Sträfte angespannt, teine Gelegenheit vorübergehen lassen, unsere Lehren zu verbreiten, so daß wir auf einen gehörigen Stimmenzuwachs wohl rechnen durften. Trotzdem müssen wir gestehen, daß der Erfolg unsere Erwartungen weit übertroffen hat. Bei der legten Wahl hatte Liebknecht 7,638, Schneider 15,789 Stimmen, also über 8,000 Stimmen Majorität. Wir hatten uns vorgenommen, unt jeden Preis diese Majorität zu schlagen, und, wer will, der tann  ! Mit 12,500 Stimmen ging unfer Schmidt als Sieger aus der Wahlurne hervor. Unser Schneider( Herings- Schneider heißt er jetzt, weil er in einigen Bersammlungen den Arbeitern empfohlen hatte, die Heringe doch tonnenweise zu kaufen, da sie da äußerst billig seien und der Ver­dienst des Zwischenhändlers wegfiele), unser Schneider bekam mur 11,600 Stimmen. Nickel gegen 600 Stimmen. Unfere Stimmienzahl war um rund 5,000 gestiegen, die des Startells um 4000 gefallen. In Limbach hatte Schmidt 1,315, Schneider 625 Stimmen, im Amts­bezirk Limbach Schmidt 3543, Schneider 1845 Stimmen. Sämmt= liche Ortschaften unseres Amtsbezirts ergaben für uns die Majorität. Amtsbezirk Burgstädt   hat auch gut gewählt: Schmidt 3,461, Schneider 2,115 Stimmen. Ueberall haben wir einen Stimmenzuwachs zu verzeichnen. Es geht vorwärts!

Aufgepast! In Lambrecht  ( Pfalz  ) steht ein Streif der dortigen Textilarbeiter in Aussicht. Es wird dringend gebeten. Zuzug fernzuhalten, und Unterstübungen an Karl Schlosser, Wirth in Lambrecht  , Pfalz  , Genaueres in nächster Nummer.

zu senden.

Bei Bestellung auf diese Festnummer berechnen wir das Gremplar zu 25 Pfennig, bei Partienbezug ent­sprechender Rabatt. Porto 3u Lasten des Bestellers. Unter Couvert Doppelporto.

Unseren ausländischen Verkaufsstellen haben wir eine Anzahl Gyem­plare zum Einzelverkaufe beigelegt, die wir bei Nichtgebrauch sofort zu retourniren bitten. Expedition.

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114 Kentish Town Road