biel fagen
erscheint. Alle schlechten Seiten unsres Bolfes finden darin ihre Vertretung, aber fein einziger seiner Vorzüge. Treulos- charakterlos, das ist seine Devise,
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Einem Redakteur dieses Blattes hat Bismarck neulich sein Herz ausgeschüttet, und was er ihm gesagt, verdient wirklich angenagelt zu werden. Wohl nie zuvor hat der pommer'sche Schnapsjunker seine brutale Ausbeutergefinnung unverhüllter zum Ausdruck gebracht, als in biefem Interview".
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Man höre nur:
neiden sollte. Noh, wie sein Fühlen, ist auch sein Denken. Die wichtigste Frage des Jahrhunderts wird mit ein paar uralten nichtsjagenden Nebensarten über die Schlechtigkeit der Menschen, die einander nichts gönnen, abgethan. Es sind in der That rechte Neidhämmel, die Proletarier, die einen Marimalarbeitstag verlangen, um sich nicht gegen feitig durch die Konkurrenz das Leben zu verkümmern, nicht Einer auf Kosten des Andern sein Loos verbessern zu müssen. Nur persönliche Habgier ist es, wenn bei einem Streit, wie hundertfach, tausendfach borgekommen, Arbeiter gutbezahlte Stellingen preisgeben, um für ihre
helfen. Bismarck fagt es, und er kennt die Menschen. Der Mensch, der fich am Steuersäckel des deutschen Volkes vollgesogen, der Dota tionen über Dotationen eingeheinist, der seine Söhne in wohlbezahlte Stellungen hineingeschoben und doch noch immer nicht zufrieden war, immer flagte, daß seine Einnahmen nicht ausreichten er ist ja der rechte Mann, über" Unzufriedenheit zu reden, folange es einem Andern beffer gehe". Wie überall, jah er auch hier nur ich selbst und schloß von seiner durchlauchtigen Schmugigkeit auf Andere.
Während wir nach Besteigung einer kleinen Höhe auf einer Holzschlechtergestellten Sollegen bessere Arbeitsbedingungen erkämpfen zu bant saßen, fragte ich den Fürsten Nach dem Bericht des Herrn Ritter haus habe er eine Verschärfung des Sozialistengesezes beantragen wollen; nichtsdestoweniger habe sich in der an den Reichstag gelangten Regierungsvorlage teine solche vorgefunden Der Fürſt: er hatte die fozialistische Gefahr für die größte, die in der Politik überhaupt vorliege, z. B. für viel bedeutsamer als die, welche etwa von Frankreich und sonst Wem zu erwarten ist. Die Sozialdemokratie ist beständig im Wachsen. Zu allen Zeiten, so weit man auch in der Geschichte im Wachsen. Zu allen Zeiten, soweit man auch in der Geschichte nachschlage, hätten sich Streber an die Unzufriedenen gewendet und sich so eine Partet geschaffen. Unzufriedene werde es aber so lange geben, als Einer noch sehe, daß es einem Andern besser gehe. Der sozialistischen Gefahr zu begegnen, gebe es nur zwei Wege: entweder ihren Forderungen nachgeben oder kämpfen. Das Erstere reize jedoch ihre Begehrlichkeit, während sie im Kampf doch in gewissen Schranken gehalten werde. Der Kaiser, als der bessere Mensch von ihnen Beiden, der noch nicht die schlimmen Erfahrungen eines Siebzigers hinter sich habe, habe sich für den Frieden entschieden; er( der Fürst) habe fämpfen wollen, ie eher, desto lieber. Diese Meinungsverschiedenheit sei einer der Gründe gewesen, aus denen er sein Amt niedergelegt..X
( Nach weiteren Gründen des Abganges zu forschen die Versuchung war groß! mußte ich mir leider versagen, da Fürst v. Bismard bereits Herrn Ritterhaus die Antwort hierauf verweigert hatte. Während des letzten Theils des Gesprächs schien der Fürst überhaupt etwas erregter. Er unterbrach fich häufiger wie wenn er nach Worten suchte und stocherte mit seinem Stock mehr als sonst im Sande und gegen d die Bäume.) Saidh ndio
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Von der Arbeiterschußgesetzgebung, äußerte sich der Fürst, halte er nichts. Er behandle die Sache aber durchaus sine ira et studio. So lange ihm jedoch Niemand fage, wodurch der Arbeiter den durch dies beschränkte Arbeitszeit verkürzten Lohn erfest erhalte, töune er diefer Gesetzgebung nicht zustimmen. Er jei gegen alle Zwangsmaßregeln, welche die persönliche Freiheit des Arbeiters beschränken und wie bei der Regelung der Frauen- und Kinderarbeit, in die Rechte des pater familias eingriffen. Ich wandte hierauf ein, ob denn aber nicht die Arbeiterschußgefeßgebung eine Weiterführung der kaiserlichen Erlasse vom 17. November 1881 feien? Der Fürst: I ganz und gar nicht. Für die faiserlichen Erlasse, die mein eigenstes Wert sind, an denen ich in Varzin ohne jeden anderen Menschen gearbeitet, trete ich voll und ganz ein. Die Grenzlinie zwischen Dem, was die kaiserlichen Erlasse erzielen, und der Arbeiterschutzgeseßgebung liegt aber genau da, wo der Zwang anfängt." Wenn man die Borzüge solchen Arbeiter schutzes rühme denke er immer an folgende. Anekdote. Ungefähr im Sahre 1820 habe einmal ein preußischer Generalftabsoffizier einen Merseburger Posthalter gefragt, wie sie sich denn unter dem preußischen Regiment fühlten und die Antwort habe gelantet: Ach, da haben wir nicht zu flagen; aber den 2, den Leipzigern, hätten wir es auch gegönnt.
Selbst die gefeßliche Beschränkung der Kinderarbeit ist ihm zu biel. Sie greift in das Recht des pater familias" ein. Es war wirklich angebracht, hier den römischen Ausdruck für Familiefvater zit gebrauchen, denn der Standpunkt, daß es ein unveräußerliches Recht des Vaters ist das Leben seines Kindes zu verkaufen, ist hentzutage ebenso antiquirt, wie die ganze Auffaffung der Familie im römischen Sinne. Aber daß ein Mensch, der so vorsündfluthliche Anschauungen hegt und pflegt, sich als der modernste aller Staats= männer" aufzuspielen wagte, das war wirklich der Gipfel der Unverfrorenheit.
Nun, er hat selbst dafür gesorgt, und sorgt mit jedem Tage eifriger dafür, daß ihn die Welt in seiner ganzen Beschränktheit, in seiner ganzen häßlichen Nacktheit tennen lernt. Und das ist gut so. Denn nichts erzieht die Völfer mehr zur Selbständigkeit, als die Erkenntniß, wie flein, wie erbärmlich flein doch die großen Männer" sind, vor denen sie in dem Staub gelegen.d Blinded its
Ueber die Polemik, welche sich in den letzten Wochen in der deutschen Parteipreffe abspielte, äußert sich ein Korrespondent der Wiener Arbeiterztg." ut. A., wie folgt:
" Zwei Blätter, eines in Magdeburg und eines in Dresden , wozu sich vielleicht die Berliner Bolts- Tribune" hinzugesellen wird, erörtern in recht leidenschaftlicher, unsere Gegner herzlich erfreuender Weise die Breßfontniſſion vom Kongreſſe eingeſezt werden kann, Frage, ob
welche über Parteizugehörigkeit der Blätter wachen soll, sie stellen die Frage so dar, als ob durch eine solche Kommission die freie Kritik innerhalb der Partei und die Diskussion über Parteiprinzipien unterbunden werden könnte, sie vertreten damit den föderalistischen Standpunkt gegen den allem Anschein nach von der Gesammtpartei gewünschten zentralistischen.
" Sie vergessen dabei Eines: Die Sozialdemokratie wird ohne, wie bis nun unter dem Ausnahmegeseze stets eine kämpfende, von Behörden und gegnerischen Parteien energisch und rücksichtslos verfolgte Partei fein, die gleichzeitig den bürgerlichen Parteien gegenüber stets auf dem Standpunkte des Klassenkampfes beharren muß. Ist es da klug, unfere Reihen zu lösen, sich in einzelnen Scharmüßeln besiegen zu lassen, statt in geschlossener Schlachtreihe ununterbrochen fampfbereit dazustehen, vergeffen denn die Genossen ganz, daß gerade unter dem Sozialistengefeße die Zentralifirung die Hauptursache der Unbesiegbarkeit und der Erfolge der Partei war, sehen sie nicht ein, daß die Ursache der bewunderungswürdigen Siegesbahn der deutschen Sozialdemokratie in ihrem straffen Zusammenhalten, die Ursache des Rückbleibens der franzöfifchen Sozialdemokratie in ihren Spaltungen, Fehden, persönlichen und theoretischen Arbeiterpartei gehört? Und glauben sie hinwiederum, daß es Jemanden beifallen wird, fachliche Stritit der Parteithätigkeit, wissenschaftliche Disfussion über unsere Prinzipien verhindern zu wollen? Sie sollen doch einmal die Jahrgänge des Boltsstaat" und des Vorwärts" durch
donner, wenn der Feind so bedeutungslos? Wir gestehen offen, daß wir diese Frage nicht beantworten föinen."
von
Im Großen und Ganzen scheint diese Darstellung durchaus den Kernpunkt der Sache zu treffen. Aber wenn einem Manne, der ein ganzes Menschenalter in den vordersten Reihen der sozialistischen Be wegung gefämpft und der Bewegung die größten Opfer gebracht hat, , einem jungen Literaten", der der Partet erst kurze Zeit angehört die ehrenrührigsten Vorwürfe gemacht werden, nun, dann läßt fich doch wohl auch begreifen, daß dem Angegriffenen schließlich die Galle überläuft. Besser wäre es vielleicht gewesen, Bebel hätte diese Angriffe, bezw. Anspielungen einfach ignorirt, aber wenn er das nicht that, sondern die Augreifer aufforderte, mit Thatsachen herauszurücken. so war das sein gutes Recht. Der Schluß seiner Erklärung im Berliner Volksblatt"
Glaubt man Grund zu Anklagen zu haben, so foll man die Personen und Thatsachen bezeichnen, gegen welche sie gerichtet sind, damit diejenigen, die es angeht, antworten können. Das ist die Stampfweise ehrlicher Männer. Jede audere Kampfiveise ist bubenhaft"
mag schroff sein, enthält aber fein Wort, das er zurückzunehmen hätte, Dagegen fit die Handlangsweise der zitirten Redaktionen, wenn fie fest, anstatt Rede und Antwort zu stehen, über das Schimpfwort"" buben haft" räfonnieren, alles mögliche, nur nicht mämlich.
Wir glauben das fagen zu dürfen, da wir an der ganzen Polemit unbetheiligt sind. Im Uebrigen wollen wir nicht noch Del ins Feuer gießen, sondern die Hoffnung ausdrücken, daß die Betreffenden von selbst zur Einsicht kommen, daß man in solcher Weise die Parteiinteressen nicht fördert.
Zu was für nichtswürdigen Praktiken das deutsche Ausbeuterthum greift, um die Arbeiter auszuschinden, darüber brachte ein deutsches Arbeiterblait die Chemnizer Breffe", jüngst folgende Schil derung:
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Von der Freiberger Mulde wird uns eine Schilderung übermittelt, welche mit Schönheiten dieser Gegend gewaltig fontrastirt. Es betrifft das Loos von Männern und Frauen in einer Stadt an dem Fluß der Mulde, welche das Geschick nicht anders bedacht hat, als daß sie ist der Fabrit arbeiten müssen. Nun haben sie selbstredend nicht die Ansicht, daß für sie die Arbeit, nicht geschaffen sei, vielmehr arbeifen fie freudig, nur würden nur würden sie es gerne sehen, wenn ihr Loos einigermaßen erleichtert werden möchte. Die Leute, arbeiten in der Wirterbranche, die Frauen bei einem wöchentlichen Verdienst von 4, 5 and 6 ME., die Männer von 10, 14 und höchstens 15 Mt. Ja, wenn dieser Verdienst nur noch ohne Abzug gewährt würde.. Dem ist aber nicht so. Denn jeder Strider hat zunächst einen Abzug von 5 Pfg. von feder verdienten Mark dafür zu erleiden, daß das nöthige Garn für die Strickmaschine fertig aufgezogen wird. Für lettere Arbeit sind 2 Frauen beschäftigt, welche je 5 Mart, zusammen also 10 Mt. Lohn erhalten. Hiernach hätte der allem Anschein nach zum Rechnen sehr gut veranlagte Betriebsinhaber wöchentlich nur 200 Mark Lohn auszuzahlen. Nuu find aber dørt 40 männliche Stricker beschäftigt. Wenn man nach dem oben angegebenen Affordlohn einen Durchschnittsverdienst ( 10 u. 14 u. 15 39 Mt.) 13 Mt. annimmt, so ergibt dies für
Nochmals auf die Sozialdemokratie zurückkommend, äußerte der Fürft: Er habe die Absicht gehabt, die Befugnisse des Sozialistengesezes dahin zu erweitern, daß an Stelle der Ausweisung die Verbannung trete. Damit habe er aber im Staatsministerium nicht durchdringen können. Die Regierung fei vielmehr auf den nationalliberalen Vergleichsvor- 3wisten liegt, haben sie nie etwas von der Geschichte der österreichischenwicklung aus eigener Tasche bezahlen würden, 20 Mt. verloren ge=
denen heute papistische Bestrebungen zugemuthet werden. Sie werden in diesen früheren Zentralorganen der Partei wahrlich genug Diskussion finden."
schlag in der Kommission eingegangen, das Gesetz ohne die Ausweisungs befugniß anzunehmen, und dann würde er später noch viel weniger mit der Forderung strengerer Maßregeln haben kommen können. Er sei überhaupt Gegner von Stonzessionen in den Stommiffionen; erfönne fich zu solchen nur Reichstags- Beschlüffen im Plenum gegenüber versehen, Blätter, die doch von Bebel und Liebknecht redigirt wurden, stehen. Auf meine Frage, was wohl eintrefen dürfte, wennbinach Ablauf des Sozialistengesezes die Sozialdemokratie fühner vorgehe, erwiderte der Fürst Im Testen Grunde ist die Sozialisten frage, ich möchte fagen, eine militärische Frage. Wenn das Geschivir aufgegangen, fann man die Ausschreitungen ja mit Gewalt niederdrücken. Es fritt dami vielleicht an die Stelle des jezigen kleinen Belagerungszustandes der allgemeine, der Kriegszustand. Freilich geht das nicht auf die Dauer."
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Deutlicher als hier hat Bismarck noch nie seine schuftigen Inten tionen ausgeplaudert. Unumwünden wird hier gesagt, daß es nicht an ihm lag, wenn nicht schon längst in Deutschland der Säbel ge hauen und die Flinte geschossen hat. Wir haben das freilich längst gewußt, immer und immer wieder haben wir die schmutzigen Pläne des junkerlichen Emporkömmlings, der jahrelang unverantwort des deutschen Volfes verfügte, aufgedeckt,
Und in einem zweiten Brief:
"
An der ganzen Diskussion über die künftigen Parteiverhältnisse, welche die letzte Woche die deutschen Parteitreise beschäftigt hat, ist der gereizte Ton der Parteileitung bemerkenswerth. Gerade
die 40 Stricker einen Lohn von 520 Mt. und einen Abzug von 26 Mark pro Woche. Der gescheute Herr hat also die beiden Aufwicketfrauen, welche 10 Mt. Lohn, erhalten, aus diesem Abzug bezahlt und außerdent noch ein wöchentliches Profitchen von 16 Mt. oder pro Jahr bei nur 50 Arbeitswochen von 800 Mt. Den 40 Strickern ist aber von ihrem Gesammtverdienst der respektable Betrag von 1300 Mark oder jedem Einzelnen durchschnittlich 32 Mr. 50 Pf., mindestens aber, wenn fie, wie in der Hausindustrie, den Lohn für die Garnaufgangen. Was 32 refp. 20 mt. bei einem jährlichen Verdienst von 500, 700 oder 750 Mt. bedeuten, weiß sich jeder auszurechnen, welcher die heutigen hohen Lebensmittel- und Wohnungspreise fennt, Diefer ausbeutende Betriebsinhaber hat zwar vor gar nicht allzulanger Zeit die wunderbar schöne Einrichtung, daß Arbeiter und Arbeiterinnen sich für ihren riesenhaften Verdienst die Beleuchtung selbst beschaffen mußten, beseitigt, aber Lampen werden heitt noch nicht geliefert. Diese muß sich feder und jede, welche bei Licht noch arbeiten wollen, selbst anschaffen. Solche Zustände sind heut nody möglich! Wie filzig dieser edle Arbeitgeber ist, geht noch besonders daraus hervor, daß er die Arbeiterinnen jährlich fünfinal die Fabrik
ſächlich vollſtändig ihren Standpunkt theilen und die wijen, ir, die räume gründlich reinigen läßt, natürlich an einem Wochen
Gegner sind und wer hinter ihnen steht, können absolut nicht einsehen, warum man mit Kanonen gegen Mücken schießt. Bei diesem Kampf steht auf der einen Seite die Gesammtpartei mit ihren alten, erprobten Stämpen, Bebel, Liebknecht, Auer, auf der andern Seite ein paar junge Literaten, die die furze Zeit, während welcher fie unserer Partei angehören, nicht allzueifrig zum Studium der inneren Parteiverhältnisse benügt haben. Jeder der Herren, als deutsche Doktoren der Philo ähnliches, ein unfehlbares Systent,
tage, wobei ein halber auch ein ganzer Tag vom Verdienste verforen geht, dafür aber zahlt dieser unverfrorene Geizhals den Arbeiterinnen auch nicht einen Pfennig.
Genug. Wer so etwas lesen fann und nicht von einem glühenden Haß gegen eine Wirthschaftsordnung erfüllt wird, die solche Dinge möglich macht, hat kein Blut in seinen Adern.
Die Wiener Polizei hat jüngst wieder einmal den Staat gerettet. Sie hat unter einer Begründung, die wir nur des
Weise die immer nuo immer wieber vor ben nichtsungigen Umtrieben feiner ſophie, ehemalige Theologen und lies, then, ber sie, falls ble Hori halb nicht als te e re 2 u sf I uchi bezeichnen, weil das angefichts einer Agenten gewarnt, und wenn es für uns auch keiner Bestätigung bedurfte, für Diejenigen, denen unsere Informationen nicht zu Gebote ftehen, ist es gut, es hier aus dein Munde des Mannes selbst beträftigt zu hören.
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Im letzten Gruude ist die Sozialistenfrage eine militärische Frage" diese Worte sollte man dem Menschen auf die Stirne brennen. Und dazu: er hat" tämpfen, d. h. schießen laffen wollen, ie eher, desto lieber".
Das ist der große Staatsmann, um den die Welt Deutschland be
folche die Sklavenhändler in Afrika veranstalten, find im Herzen Deutsch lands durchaus feine Seltenheit. Eines Morgens zog uns ein lautes Rufen und Schreien an das Fenster. Und da sahen wir denn, wie Aufseher hinter einigen Sträffingen herstürmiteit fortwährend rufend: Posten schießen, schießen! Die Fliehenden waren Suppenträger, fie waren dazu kommandirt, die Morgensuppe in großen Fässern von der Küche nach Flügel B und C zu tragen.
Mitten durch die Anstalt läuft eine Mauer, fie trennt den großen Defonomiehof, in welchem neben den Dekonomiegebäuden noch 2 große Obst- und Gemüsegärten liegen, von der eigentlichen Anstalt. An dieser, an der äußeren Ringmauer angebauten Mauer wurde eine Niederlage für Buchbinderet errichtet. Und da baran eine Leiter lehnte, bemusten bie Suppenträger diese günstige Gelegenheit, fie stellten den Kübel ab, liefen der Leiter zu, und die Aufseher hinten drein. In wenigen Augenblicken standen die Sträffinge auf der Mauer, liefen einige Meter ents lang, dann auf das Dach einer Zigarrenniederlage, seßten von da auf die Ringmauer und dann hieß es: mit einem Sprung in die Freiheit. Aber der Posten pflanzte sich, das Gewehr in Anschlag, vor der Niederlage auf, in wenigen Sefunden kam der Erste hinter dem Dach hervor, holte aus - da ein knall, und er taumelte, focht mit beiden Händen zim Sprung in der Luft, und fiel rücklings in den Obstgarten des Direktors. Sein Sturz schaffte den Andern Raum, zwei, brei sprangen auf die Ringmaner und hinab in's Freie. Ein zweiter Schuß traf teinen mehr, er fam zu spät. Jezt begann die Jagd außerhalb des Zuchthauses. Wo die Fliehenden hinab sprangen, standen zwei Häuser, von den Aufsehern bewohnt. Das Schreien, sowie der erste Schuß hatten die Weiber und Kinder aus diesen Häusern alarmirt, und kaum halb bekleidet eilten sie auf die Straße und hinter den Entwichenen her. Gräßliches Geheul verkündete uns ihre Fährte.
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Für die Sträflinge auf D 3, deren Zellen nach dieser Seite zu lagen, hatte dieses Drama ein Nachspiel. Während andere Aufseher der Jagd mit gespannten Blicken folgten, gab dieselbe dem unfrigen( ein neuer Auficher, der alte war auf einen andern Flügel verlegt worden) eine günstige Gelegenheit, feine zuchthausrettende Fähigkeit leuchten zu lassen. Er ging den Gang auf und ab, belauerte durch das Guckloch der Zellenthür die Sträflinge und meldete etwa 15 Mann wegen Hinaussehen aus dem Fenster. Dadurch bekam ich gleichfalls einige Nächte Arrest. Briefe barf man alle Vierteljahr einen schreiben. Doch man muß vorsichtig sein; bei einer abfälligen Kritik der Anstalt werden sie zurückbehalten, und der Schreiber wird obendrein noch bestraft. Außerdem kann man ein weiteres Quartal warten, bevor wieder zu schreiben erlaubt wird. Der Sekretär des Direktors und Wocker lesen die Briefe vor der Absendung. So wurde auch mir ein Brief einbehalten. Damit ihn der Adressat doch noch zu lesen bekommt, wenn auch erst nach sieben Jahren, will ich hier das Wesentlichste reproduziren: bi
gens persönlich durchaus ehrenwerthen Männer ihr nicht zu Hilfe eilen, entschieden verfallen muß?! s di
direffen Vergewaltigung des geltenden Rechts eine unverzeihliche Beschönigung wäre, eine von den Genossen Adler, Pokorny und Neumann auf den 20. Juli einberufene Versammlung verboten. Die Tagesordnung der Versammlung war: 1. die wirthschaftlichen und politischen Bestrebungen der Arbeiter" und 2." Nuzen und Gefahren Hanser, Popp, Neumann und Tobola übernommen. Folgendes ist nach der Wiener Arbeiterztg." der Wortlaut der Resolution, deren Einbringung beabsichtigt war:
Wer steht aber hinter den Leuten? Unzweifelhaft eine Anzahl Arbeiter. Aber nur sehr wenige. Wer würde denn nicht Anhang finden, wenn er sich mit guten Lungen schreiend auf den Markt begibt Ja, wird man einwenden, es stehen ihnen zwei Zeitungen zur Verdes Streits für die Arbeiter". Referate dazu hatten die Genossen fügung. Nun, Ste eine ist fanm in Magdeburg gegründet, während die andere, die Sächsische Arbeiterzeitung", lebhafte Unzufriedenheit bet ihren Lesern hervorgerufen haben soll. Weshalb dann den Kanonen
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Lieber Wilhelni!
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Ich will Dir denn doch einmal schreiben, sonst meinst Dn am Ende gar, ich sei längst auf der Schlachtbank der Klinik den Meffern beutehungriger Studenten verfallen, Dem ist nicht so. Ich bin gesund und munter, habe stets die Augen offen und den Mund zu, denn das Nichtbefolgen des letteren brachte mir schon 14 Tage Dunkelarreſt ein, gleich auch ein andermal das fonsequente Befolgen mich vor weiteren 14 Tagen nicht zu retten vermochte. Die ersten 14 Tage bekam ich wegen Verweigerung des Bibellefens, und den zweiten Arrest verdankte ich einer ganz verwickelten Intrigantengeschichte.
Wilhelm, ich ging hierher mit dem festen Borsaz, tüchtig zu arbeiten, damit ich einſt nicht mit leeren Händen in die Welt zurückkehren müſſe, und ich nahm mir vor, mich vor Disziplinarſtrafen möglichst zu hüten. Bin jedoch vielfach erttäuscht. Zwar arbeiten muß ich sehr viel, aber verdienen thut's die Anstalt und der Fabrikant, und mit Dunkelarrest bin ich auch schon überreich gesegnet.
Was soll ich Dir sonst noch schreiben? Ich weiß nicht, wo anfangen, um Dir ein einigermaßen anschauliches Bild von dem Leben und Treiben des Zuchthauses zu entwerfen. Alle Einrichtungen der Anstalt: die industriellen Verhältnisse, Stirche, Schule, Literatur, das Leben der Züchtlinge auf den Arbeitssälen und in der Isolirzelle, die Disziplinarstrafen, bas Mark und Bein durchbringende Schreien eines Gepeiffchten, alles dieses läßt sich eben nicht auf einen kleinen Bogen Papier zusammendrängen. Du mußt Dich schon gedulden, bis ich wieder bei Dir bin, wo ich das Zuchthaus um so ausführlicher schildern werde." Dies der anstößige Inhalt.
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Wenn ein Mensch draußen diesen Brief liest, muß er denken, hier gibt es Morgens zum Frühstück und jeden Mittag nach der Suppe Beitschenhiebe. Verdient hättet Ihr sie. Dein Brief wird nicht abge= schickt", verkündete mir der Direktor.
Ja, unser Direktor läßt sein poefiereiches Institut nicht profaniren. Und, ähnlich dem Reichsgericht, ahndet auch unser Direktor Gesinnungen, wie sie in dem betreffenden Briefe zu Tage treten, und welche in der Berächtlichmachung alles Deffen gipfeln, was in unseren Gefängnissen und Zuchthäusern hoch und heilig zu halten ist.
Daß der Brief nicht abgesandt wurde, bereitete mir wenig Sorge; ich mußte ja bald wieder Besuch bekommen, dann würde meine Wutter ben Grund meines Schweigens erfahren. Meine Braut wohnte, seitdem ich in der Anstalt internirt war, auch in Halle und durfte mich alle 4 Wochen besuchen. Aber diesmal wartete ich vergebens. Obschon zwei Sonntage über die übliche Besuchszeit verflossen waren, erschien sie nicht. Will man diesen Weg abschneiden, damit ich meinen Angehörigen teine Nachricht zukommen lassen fann? Oder bleibt meine Braut freiwillig fort?
Ein leichter Gang muß es allerdings nicht sein für ein junges Mäd
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chen, der Gang in's Zuchthaus zu einem mürrischen, verdrießlichen und von den Beamten verächtlich behandelten Sträfling. Die scharfe Atzent= uirung des Wortes Du", womit die Sträflinge angeredet werden, und das besonders auffallende Anwenden dieses Wortes in Gegenwart meiner Braut, goß immer den ersten Tropfen Gift in die Freude des Wiedersehens. Sonderbar, droben auf dem Gang merkte ich das" Du" garnicht, aber im Beisein meiner Braut gesprochen, war es mir unerträg= lich, da reizte mich immer die Lust zu einer scharfen Entgegnung.
Die ersten Besuche beaufsichtigte der Hausvater, er ließ uns ziemlich ungestört sprechen. Dann übernahm der neue Oberaufseher die Aufsicht der Besuchstunden, und dieser schaffte Wandel. Meine Braut durfte nie bei mir figen, sondern fern an der andern Seite des Zimmers. Der Oberaufseher hielt mir dann immer erst eine Vorlesung über die Vorschriften, und das Verhalten während des Besuches, und beim ersten Worte schon, welches ich zu meiner Braut sprechen wollte, fuhr er dazwischen: Du mußt lauter und deutlicher reden, damit ich Dich verstehen kann." ind
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So befriedigten die Besuche weder meine Braut, noch mich; sie wurden uns beiden verleidet, und doch wartete ich sehnsüchtig auf den Tag, an dem sie wieder kommen konnte.
Wird sie nunmehr wohl ganz fortbleiben? Wie sehnte ich die Sonn- T tage herbei! Ich lauschte auf jeden Tritt auf dem Gang, der mich vielleicht zum Besuch abholen könnte. Aber ein Sonntag nach deni andern verschwand, und kein Besuch wurde mir gemeldet. Unruhig, boll banger Sorge, den Kopf voll schwerer, qualvoller Gedanken, und die Phantasie geschäftig mit dem Ausmalen verzerrter Bilder, wälzte ich mich die Sonntag- Abende schlaflos auf meinem Lager. Dann störte mich der widerliche Gesang der Sträflinge aus meinem Brüten. Dohlen mit ihrem dumpfen und unheimlichen Schrei umflatterten unsern Flügel, und drüben, über Giebichenstein , tummelt sich hoch in den Lüften ein unruhiges Nabenvolt; es schien, als wären alle be= flederten Schwarzröcke des Harzgebirges beisammen, um einen wichtigen Sangwettstreit zum Austrag zu bringen. Die Tonwellen eines Leierfastens brangen mit ihren traurigen, Melodien in meine einfame Belle, und ein Postillon auf der Fahrt von Giebichenstein nach Halle stinumte herzerweichende, rührende Weisen an: ( dispatchlist
Am liebsten möcht' ich sterben, dan Dann wär's auf einmal still." Til side salg olda ( Fortseßung folgt.)
dual to our dir staid di sitolinu bid
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