ไก
34. Jahrgang. Nr. 14
Oſterklang.
Sonntag
Wer wälzt uns den Stein von des Grabes Tür?
Magdalena weint wieder in dieser Zeit, fitzt vor dem Grab mit ihrer Traurigkeit, harrt des Engels, der sich vom Himmel senkt
und die steinernen Schlösser von allen Gräbern sprengt. Knospe schwillt, erste Blüte trinkt vom Licht, das in filbernen Strömen aus blauem Himmel bricht.
Beilage zum„ Vorwärts" Berliner Volksblatt
In Todesnöten feucht eine Welt von Menschen. Freude
TRO
ift Todesfreude geworden. O du Kinderschrei, unten dort, Die deutsche
zwischen den Bäumen herauf, was lauert denn hinter deinem Spiel? Auf den Straßen der Kreuzträger drängen Kinder, unzählige Kinder, die lachen inmitten der Qual und wissen nicht, wo sie gehn. Matte Glieder, brechende Augen sind das Zeichen des Lebens geworden.
-
Durch den Krieg sind in weit höherem Grade als Reich Geißelpein, Hohn und Gewalt, Wundenmale an Händen und Einzelstaaten die Gmeinden vor ganz neue Aufund Füßen, Dornenkronen auf blutenden Scheiteln, schneiden- gaben gestellt worden. Während das Reich in seiner Gesezdes Weh und bitterste Labung, verhüllte Sonne, erbebender gebung, soweit sie sich im Rahmen der Verfassung bewegt, Grund, berstender Boden, Sturz und Graun es ist kein völlig freie Hand hat und auch die Einzelstaaten nur geringen Festes mehr, das uns trägt. Nicht die Gräber sind sicher Beschränkungen unterliegen, sind die Gemeinden an die GeSonne erschließt mit goldenem Schlüffel Türen zu neuem Sein. mehr. Gewaltsam umgewühlt, stürzt jede Scholle. Was feze gebunden, die ihnen einerseits mit hohen Geldopfern verMagdalena schauf groß in den Offermorgenschein. wird die Welt morgen sein? bundene Verpflichtungen auferlegen, andererseits den Kreis großen ganzen ihren Striegsaufgaben gerecht geworden sind, ihrer Befugnisse eng umgrenzen. Wenn die Kommunen im so ist das ein Beweis dafür, was Gemeinsinn in großer Zeit zu vollbringen vermag; zugleich aber sollte es auch für die Regierungen eine Mahnung sein, ein Ende zu machen mit der Mißachtung der Selbstverwaltung, wie sie vor dem Kriege an der Tagesordnung war, und den Gemeinden endlich dasjenige Maß von Freiheiten und Rechten einzuräumen, auf das sie einen begründeten Anspruch haben.
Von den Bergen pofaunt der Föhn seinen starten Gesang und die Welt wiegt sich selig in feines Liedes Klang. Löst den Erlöser! Hörst du die Weise gehn? Der begrabene Mensch will endlich auferstehn.
Magdalena weint wieder in dieser Zeit,
fitzt vor dem Grab mit ihrer Traurigkeit.
Ueber ein fleines, so reißen die Ketten und Banden. Mensch ist wieder erstanden!
Rarl Bröger.
Ostergeläut! Ostergeläut! In die schauernden Nächte zudt ein mutiger Strahl: hell blizen Stimmen. Der du zusammenbrichst, Mensch, hoffe! hoffe! Lang aus hallt der Lon. Das Leben hebt die blutende Stirn und lauscht, der erschütterte Leib stützt sich auf. Hoffe!
Hoffe?
Das teuerste Leben liegt tot, seine Gruft sperrt ein trozender Block. Wie soll es hervorgehn? Im Tod ist nicht Hoffnung. Das Leben muß schreiten, wenn Hoffnung werden soll. Hoffnung ist Frucht, nicht erster Keim. An seine Kraft muß das Leben glauben, mitten im wilden Zusammenbruch. Dann wachsen ihm Wege, die Hoffnung ernten, und der erste Schritt wälzt den sperrenden Stein.
An einer zusammenfassenden Darstellung der Kriegsbisher. Ein solches Buch zu schreiben, muß der Zeit nadj leistungen der deutschen Gemeinden fehlt es Friedensschluß vorbehalten bleiben; heute, wo von Tag zu Tag neue Aufgaben an die Gemeinden herantreten, wo das, was jegt gilt, im nächsten Augenblick bereits durch die Entwicklung Ich will! Osterwort, das kein Grab erdrüdt! Stärker überholt ist, ist die Zeit dafür noch nicht gekommen. Man als aller Tod! Wacher als alle Wächter, die er dem Grabe wird es deshalb verstehen, wenn Lindemann), dessen Zwischen Leben und Tod, Tod und Leben reißen diese bestellt! Ueber sie weg schreitet das Wort. Ich will das Schrift den ersten Versuch einer Zusammenstellung der geLage des neuen Frühlings alle Herzen auf und nieder, alle ist Welt, das ist Frühling. Hinter ihm bleiben Gruft und meindlichen Aufgaben während des Strieges bildet, von vorn Herzen nieder und auf. Tage von Ostern- Golgatha- Tage: Schlaf. Ich will das ist Sonne, ist Freiheit, Biel . Qual und Kraft, in eins verschnürt.
Ostersturm.
-
Wollen blüht Hoffen.
-
Aus herein auf die Aufzählung von Einzelheiten verzichtet und sich mit einer Darlegung der Grundzüge der kommunalen Ueber der Straße stehen die Bäume noch kahl. Aber Tausende, tausende sinken: das Wort bleibt lebendig. öffnet sich uns ein Bild kaum geahnter Betätigung eines zu Kriegsfürsorge begnügt. Aber auch in diesem Rahmen erjeden Zweig füßt die Sonne. Alles Pflaster blendet hell. Hunderttausende häuft der Tod zu Millionen. Das Wort allen Opfern bereiten Bürgerfinnes im weitesten Begriff des Kinder spielen, tummeln sich. Ihr frohes Gelärm, ihr flintes erlischt nie. Ueber die zerrissene Scholle tragen Millionen Wortes. Die deutschen Gemeinden haben sich nicht mit der Getrappel tönt munter herauf. Der Himmel, der blauende, die Flamme hin. An Händen und Füßen Wundenmale, Erfüllung der ihnen gefeßlich obliegenden Pflichten begnügt, lockert sich endlich. pflanzen sie rettende Botschaft auf. Ueber den Willen des sondern sie haben weit darüber hinaus Lasten auf sich geTodes empor steigt gewaltig der Wille zum Leben. Aus zer- nommen, und so ihren Teil dazu beigetragen, daß das flüfteten Fluren lösen sich Halme. Von allen Zweigen deutsche Wirtschaftsleben von den Unruhen des Strieges verleuchtet Licht. hältnismäßig nicht allzu sehr in Mitleidenschaft gezogen Ueberwinden und auferstehn! Heilig erneuern! Ein worden ist. Ostersturm posaunt über Gräben und Felder zahlloser mehr noch für den Strieg als für den Frieden die Gemeinde Man wird Lindemann darin beipflichten müssen, daß viel Schlachten. Städte voll Aufruhr hat er durchraft, aber er zu der Verwaltungsbehörde geworden ist, der letzten Endes flagt nicht. Ueber Berge von Opfern auf Aeckern und Straßen die Durchführung fast aller neuen BerwaIfuhr sein Atem. Alle Qualen des Schicksals sog er auf. Un- tungsarbeit zufällt; sie muß überall eintreten, wo es geheures trägt er, aber er stöhnt nicht. Sturm will er sein, zu handeln gilt, aber andere Instanzen fehlen. So hat der der Berge versetzt.
Einen Augenblick fühle dich frei. Schlürf ihn nur schnell! Der nächste tränkt doch wieder anders dein Blut. Du jagst in die brodelnde Stadt, und die Welt, die den Frühling mißbraucht, gellt dich an. Kinder und Sonne künden die Zukunft. Ein Traum, cin ewiger Traum. Er spielt mit unserem Hoffen und Sehnen. Er läßt uns vergessen, wie schwer der Schritt, der die Zukunft heranführt. Ein rauher, riesiger Stein liegt zwischen heute und morgen gewälzt. Wer ist der Mächtige, der ihn wegbefiehlt? Grab der Gegenwart, in Winterjahren mit Opfern beladen, wann wirst du leer, daß neues Leben herrlich wieder wandern kann?
Die Osterbilder drängen vorüber. Uraltes Symbol bereiter Märtyrerschaft. Aber es ist nicht nur ein einziger Mensch, der sein Kreuz zusammenbrechend schleppt. Alle Straßen sind von Kreuzträgern voll.
Gut ist es von den Göttern eingerichtet, daß auch die armen Menschen lachen können. Nicht nur Heulen und Flennen dringt aus der armseligen Hütte, sondern auch von Herzen kommendes Lachen. Sogar das ist wahr, daß der Arme oft lacht, wenn er eher Grund hätte zu weinen.
Ich kenne diese Welt sehr gut. Jene Generation, aus der mein Bater stammt, machte selbst die schwersten Notlagen durch. In jener Zeit war mein Vater Taglöhner in einer Maschinenwerkstätte. Er selbst rühmte sich dieser Zeiten nicht, auch andere nicht. Und doch ist es wahr.
Und auch das ist wahr, daß ich in meinem ganzen zufünftigen Leben nie wieder so viel lachen werde, wie ich in diesen paar Jahren meiner Kinderzeit gelacht habe.
Wie könnte ich auch? Ich habe keine rotwangige, luftige Mutter mehr, die so herzlich lachen konnte, daß schließlich Tränen aus ihren Augen rollten, und sie bekam einen Husten, an dem sie fast erstickte...
Wieder hell in mein Herz, von der Straße herauf, jubeln kindliche Stimmen. Junges Gefilde, das grünen will. Kleine Lust in den tönenden Sturm. Mein Herz loht auf: Erneuen! erneuen! Niederwerfen den rasenden Tod! Leben halten, Leben erbauen! Sturm, der den Frühling bringt, dich stürm ich mit.
hinausfliegen, fie stürzte das Lädchen auch so um, wie wenn man mit dem Hut Schmetterlinge fängt.
Man konnte nicht umhin, darüber zu lachen. Hier sind sie, drinnen sind sie," lächelte die Mutter und beeilte sich nicht, das Lädchen aufzuheben; wenn auch nur einer hier ist, hier muß er sein."
Ich hockte mich auf die Erde nieder und spähte, ob nicht irgendwo ein glänzendes Geldstückchen hervorkrieche. Nichts, brinnen etwas ist. gar nichts! Eigentlich glaubten wir auch nicht sehr, daß
Wig.
Wir schauten einander an und lachten über den kindlichen Ich lange nach dem Lädchen, das mit dem Boden nach oben Tag.
aus!" Du weißt noch nicht, was für ein flinkes Tier, der Bst!" schrie mich meine Mutter an, er läuft noch hinnoch dazu rollt..." Kreuzer ist. Sehr schnell läuft er, er rollt nur so, und wie er
fahren, daß der Kreuzer sehr leicht davonrollt. Wir schüttelten uns lachend. Oft hatten wir schon er
um das Lädchen umzukippen. Als wir uns erholten, streďte ich wieder die Hand aus,
schrat; ich zog den Finger so rasch zurüd, als ob ich am SparAch!" schrie mich neuerdings die Mutter an und ich erherd angekommen wäre.
Und auch fie lachte nie so wie damals, als wir einen Nachmittag damit verbrachten, zu zweit sieben Kreuzer zu suchen. Wir suchten und fanden. Drei im Maschinenlädchen, einen im Schrank... die anderen kamen schwerer zum Vorschein. Die ersten drei Kreuzer fand noch Mutter selbst. Sie Gib acht, du fleiner Verschwender. Wie er sich beeilt, glaubte in dem Maschinenlädchen noch mehr zu finden, denn ihm den Laufpaß zu geben! Solange er hier unten ist, ist sie pflegte für Geld zu nähen und legte, was man zahlte, er unser. Er soll nur noch eine fleine Weile dort sein. Denn immer hinein. Mir war das Maschinenlädchen eine uner- fiehst du, ich will waschen, dazu braucht man Seife, zur Seife ſchöpfliche chegrube, in die man nur hineingreifen muß braucht man nindestens fieben Sereuzer, für weniger bekommt und leih hat man ein tihleindeckdich".
Ginmal nun fuchte meine gute Mutter darin, sucht und fuht, Nadel, Fingerhut , Schere, Bandstüdchen, Knöpfe, durch stöbert all dies und fagt plöslich höchst erstaunt: „ Sie haben sich versteckt!" Wer?"
Die Kreuzer," sagte auflachend die Mutter. Sie zog das Lädchen heraus.
Komm nur, mein kleiner Sohn, just suchen wir die Bösen. Schlimme, schlimme Kreuzerchen."
Sie hockte sich auf die Erde und legte das Lädchen so nieder, als ob sie sich davor gefürchtet hätte, daß die Kreuzerchen
man feine. Drei habe ich schon, so brauche ich noch vier, diefe find hier in diesem kleinen Säuschen; hier wohnt das Geld. aber es hat nicht gern, daß man es stört; denn wenn es böfe wird, geht es fo weg, daß wir es nie wiedersehen. Also, gib acht, das Geld ist sehr heifel, man muß damit fein umgehen. Mit Höflichkeit. Es beleidigt sich gleich wie die gnädigen Fräuleins... Du, kannst du nicht ein Lockgedicht? Mit dem könnten wir es vielleicht herauslocken aus seinem Schneckenhaus."
Strieg eine ganz außerordentlich große Vermehrung und Vertiesung der Aufgaben der Gemeinden gebracht, einmal solche, Die unmittelbar mit der Kriegführung zusammenhängen, und zweitens solche, die durch die wirtschaftlichen und sozialen Ein
Tübingen. Verlag von J. C. B. Mohr( Paul Siebed) 1917. *) Hugo Lindemann . Die deutsche Stadtgemeinde im Kriege.
2,00 M.
,, Liebes Geld, komm heraus,
fomm heraus, es brennt dein Haus..." Dann wendete ich das Haus um. war nicht da. Hundertfältiger Plunder war darunter. Nur Geld, Geld
Meine Mutter stöberte mit schief verzogenem Mund in der Lade vergebens.
" Wie schade," sagte sie, daß wir keinen Tisch haben. Wenn wir das Lädchen auf den Tisch geschüttet hätten, wäre die Höflichkeit größer, dann wäre es darunter gewesen."
Jch framte den Plunder zusammen und steckte ihn in die Lade. Meine Mutter dachte inzwischen nach. Sie zerbrach fich den Kopf, ob fie nicht irgendwohin, irgendwann, irgendwelches Geld gegeben hat, aber sie erinnerte sich absolut nicht. Mich aber wurmte ein Geheimnis.
,, Liebe Mutter, ich weiß einen Blaz, wo ein Kreuzer ist." Wo, mein Sohn, suchen wir ihn, bevor er zergeht wie der Schnee."
" Im Glasschrank, in der Lade war er." ,,, du unglückliches Kind, wie gut, daß du es nicht früher gesagt hast, sonst hätten wir jetzt auch den nicht."
lange fein Glas mehr hatte, aber in der Lade war der Kreu Wir standen auf und gingen zum Glasschrank, der schon zer, dort, wo ich ihn wußte. Seit drei Tagen wollte ich ihn von dort hinausstehlen, aber ich traute mich nicht. Ich würde mir sicherlich dafür Budersachen gekauft haben, wenn ich es gewagt hätte.
mein Sohn, wir haben schon die grögere Hälfte. Nur drei a, vier Kreuzer haben wir schon. Sab' Beinen Summer, brauchen wir noch! Denn wenn wir diese vier in einer halben Stunde fanden, werden wir die drei bis zur Jause finden.. Dann kann ich noch bis Abend die nötige Wäsche waschen. Komm nur schnell, vielleicht wird auch in den anderen Fächern einer versteckt sein."
hätten wir ihrer viele gehabt. Denn der Schrank mochte in Ja, wenn in jeder Schublade einer gewesen wärel Dann feinen jüngeren Jahren auf einem Plaz gedient haben, wo es viel zu verstecken gab. Aber bei uns hatte der Arme keine große Last zu tragen, er war nicht umsonst so siech, wurmMeine Mutter hielt jedem neuen Fach eine kleine Predigt.
Wieviel wir während dieses Geplauders lachten? Weiß ich's denn? Aber die Strophe des Schnedenliedes war sehr stichia, zahnlüdig. drollig. Ich sang die ersten Zeilen: