blieben, tro�dem gerade sie des sozialen Sckuches am bedürftigsten sind. Es wird endlich Zeit, daß die Regierungführend vorangeht, um lang Versäumtes nachzuholen. Wilman die Politik einer gesunden Menschenökonomie einleiten,so darf man die Heimarbeiter nicht unberücksichtigt lassen.Eine Heimarbeitsreform im großen Stile und mit wirksamenMitteln ist dringend notwendig. Vorschläge hierzu sind inHülle und Fülle gemacht. Die Regierung, falls sie den gutenWillen hat, etwas zu tun, braucht nur zuzugreifen.Aber ein Mahnruf gilt zum Schluß auch den Heim-a r b e i t e r n s e l b st. Es rächt sich bitter, wenn eme Ar-beiterschicht so wenig Verständnis für die treibende Kraftder Gewerkschaftsbewegung besitzt.Gewiß, wir kennen die Ursachen der Organisationslosig-keit der Heimarbeiter: ihre isolierte Arbeitsweise läßt sienicht die Kraft des Zusammenschlusses mit ihren Berufs-ungehörigen empfinden. Und doch müssen sie sich aufraffen,sie müssen die Widerstände zu überwinden suchen, müssen sichden bestehenden Organisationen anschließen, die Jahr ausund ein für ihre Besserstellung bemüht sind. Auch die Heim-arbeiter müssen sich davon überzeugen, daß das, was errungenwerden soll, erkämpft werden muß.Die große Vernunft öes Leibes.Von R. France.Man hat einmal den Anatomen Hhrtl, der bekanntlich einebenso bissig-witziger wie kenntnisreicher Kopf war, gefragt, wasihm wohl als das Wunderbarste am Menschen vorkomme. Undohne Bedenken sagte er, er bewundere am meisten die Weisheitder Natur, daß sie unseren Körper ohne Mitwirkung de? Verstandestätig sein lasse, denn sonst— würde unsere Dummheit wieder all-sverderben. Tatsächlich vollziehen sich die sämtlichen lebenserhalten»den Vorgänge der Atmung, Ernährung, des Herzschlages undWachstums ganz ohne unser Zutun, ja vielfach ganz außerhalbund entgegen unserem Willen, und wir müssen zugeben, daß siegerade dadurch jene Gleichmäßigkeit, die Sicherung und den un-gestörten Ablauf erlangen, die das Leben erfordert.Das ist es, was die Lebenswissenschaft von heute als die„großeVernunft des Leibes" bezeichnet hat, in der sie aber zugleich eineihrer tiefsten Rätselfragen erblickt.In diesen Tagen, da alles, maZ mit unserer Ernährung zu-sammenhängt, aufhorchen läßt, mag aus dieser„Vernunft desLeibes" uns ganz besonders anziehen, wie der menschliche Körperes versteht, ihm selbst unbewußt die Fehler gut zu machen, die beider Ernährung begangen werden.Freilich sind die Zeiten vorbei, da der gröbste Fehler aller Er-nährung: das Zuvielessen, häufig war. Zeitgemäßer dünkt es,die Wissenschaft zu fragen, wie denn der Körper im gegenteiligenFall handelt. Der hungernde Organismus wurde geradein den letzten Jahren einem besonders eingehenden Studium unter-zogen, und mau weiß heute ziemlich genau, was in ihm vorgeht.Daß er abmagert, gibt noch gar keinen Einblick darin; das Merk-würdige ist vielmehr, w i e er abmagert. Aus guten Tagen hatteer, der der geborene Hamster ist, noch da und dort einen kleinenFettvorrat. Er legte ihn dort an, wo das tägliche Getriebe desStoffwechsels nicht störte. In dem Mark der Knochen, in den tiefe-ren Schichten der Haut, um den Augapfel und das Nierenbecken,also an Orten, wo man Vorsorge mit momentaner Nützlichkeit,nämlich mit dem Schutz kostbarer und leicht versehrbarer Organeverbinden konnte. Von dort wird nun in den Tagen der Not da»Fett herangeholt. Aber mit weisem Bedacht. An den Stellen, woes nützlich war, wird es geschont. In der Hautschicht werden ge-wisse Stellen unbedenklich„entfettet"; am raschesten fallen bekannt-lick die B.acken ein, die Schultern werden eckig und die Hände hartund knöchern. Aber schon in der Decke des Unterleibes, wo durcheinstmals mächtigen Fettansatz die wertvollen Verdauungsorganegut zugedeckt und behütet waren, wird nur langsam und wider-willig„abgebaut". Es ist die bekannte Klage aller jener, die voneiner Entfettungskur nicht nur ihr Heil, sondern auch ihre Ver-schönerung erhofften, daß die Backen zwar rasch welk werden, daßaber das Falswffbäuchlein am hartnäckigsten allen AbzapfungS»versuchen widersteht.Mit der Entfettung allein aber ist cS nicht getan. Dauertdie Unterernährung längere Zeit, müssen auch andere Teile desKörpers zersetzt werden. Wie in einem wohlorganisicrten Gemein-Wesen, wird da zuerst das allgemenie Budget beschnitten. Zuerstwerden die neuen Unternehmungen eingestellt, die Neubautenuutcrbleibcn. Der hungernde Organismus wächst nicht mehr.Das erscheint wie eine Binsenwahrheit, ist in seiner Ausführungtrotzdem wunderbar. Denn man hat an hungernden Würmerngefunden, daß notwendige, lebenserhaltende Wachstumsvorgänge,z. B. Ausheilung von Wunden, trotzdem vorgenommen werden.Eine Eidechse ersetzt bekanntlich den Schwanz, der bei ihr überausleicht verloren geht. Hungernde Eidechsen unterlassen das auchnicht; aber sie bauen einen erheblich kürzeren, einfacher konstruier-ten Schwanzfortsatz, der sich trotzdem im Stil und vor allem in derFunktion gut dem Ganzen anpaßt.Das nächste ist die Beschränkung der Nachkommen-schaft. Sie erfolgt automatisch mit der Unerbittlichkeit einesNaturgesetzes. Wenn der Krieg in den ersten drei Jahren Europaan drei Millionen Männer gekostet hat, wird die mit seinem Endeeinsetzende Hungerperiode im vierten Jahr Europa zehn MillionenMenschen kosten,«in Heer von Niegeborenen, um das die Ge-burtenziffer sprunghaft sinken wird.Dann greift der gewaltige Organisator Hünger w die T ä-tigkeit der einzelnen Organe ein. Jedes Organ wirdin seinem Betrieb eingeschränkt, aber auch nur in dem Maße alses lebenswichtig ist. Die Einschränkung erfolgt durch schlechtereErnährung, als deren Folge sich dann erst die mangelhafte Tätig-keit von selbst ergibt. Die Reihenfolge dieser Sparmatzregeln be-ginnt gewöhnlich mit der Muskulatur. Der hungernde Organis-muS„fällt vom Fleische". Aber wieder werden mit weisem Bedachtdie weniger tätigen Muskeln zuerst hergenommen und die wich-tigen so lange als möglich geschont. Ganz vielsagend hierfür ist,daß die Sprechmuskeln, Lachmuskeln, die Nicker des KopseS, dieHalsmuskulatur gleich zu Anfang daran glauben müssen, danndie weniger wichtigen Teile der RückenmuSkulatur und der an-schließenden Körperregionen. Erst dann geht es an die Bewegung?-Muskulatur und ganz zuletzt an die Muskeln, die bei der Atmungmit tätig sind.Dann erst folgen unter Umständen Muskeln, die die unwillkürlichen Tätigkeiten regeln, niemals aber z. B. der Herzmuskel.Er oder die unwillkürlichen Muskelfasern der Blutgefäße werdenbis zu allerletzt geschont. Ebenso wurde kein verminderter Blut»Umlauf wahrgenommen; dagegen wird die Neubildung von Blut-körperchen und die Tätigkeit aller Drüsen in dem Maße einge-schränkt, in dem eS die reduzierte Masse der zu ernährenden undzu versorgenden Organe mit sich bringt.Ganz besonder» Wunderbares hat man an Organen bemerkt,deren Anlage für die Erhaltung des Lebcnsgleichgewichts unum-gänglich notwendig war. Sie Iverden dann weniger sorgfältig,gewissermaßen als Provisorium und in einfacheren Mustern aus-geführt. Ein sehr schönes Beispiel hierfür, wie man sich dies zudenken habe, bieten gewiss« Pflanzen.In stehenden Gewässern leben allenthalben die zierlichenArmleuchteralgen, die wohl schon jedem, der eine Bootsahrtauf Altwässern unternommen bat, aufgefallen sind, als dunkel-grüne, unterseeisch flutonde Wiese. Wenn man einen Halm davonherauszog, sah er wir irgend ein phantastische» Gras aus, miteinem knotentragcnden Stengel, an dem in hübschen Wirteln anedem Knoten ein Kranz hellgrauer Zweigchen entsprang, diediesen Bau auch wieder fortsetzen bis in die feinsten Ausläufer.Jeder dieser Zweige lebt nur eine bestimmte Zeit und die ganzePflanze kann sich nur am Leben erhalten, wenn sie immer iviederneue Zweige treibt. Daher unterlassen das auch hungernde Arm-leuchteralgen nicht, aber ihre neuen Zweige sind dannnach einfacherem Bauplan entworfen und eigentlicheine Pfuscharbeit in bezug auf Festigkeit und Sicherung.So ist auch in dem Körper ein«? unterernährten Menschen zumBeispiel die Wundenheilung eine unvollkommene und bei der Neu-anlage von Zwochen, etwa nach einem Knochenbruche, wird dasBaumaterial der Knochenba lkchen nicht nach den gewohnten Ge-setzen, die mit denen d«S HochauingenieurS übereinstimmen, verwendet, sondern in einer ganz neuen Bauart, die weniger Ma-terial verbraucht, ihre Druck- und Zuglinien ganz anders anordnetund dafür auch nicht die Belastungen erträgt, wie ein normalerKnochen.Ganz unangetastet läßt die große„Vernunft des Leibes" end-lich die das ganze LebenSgetriebe regelnden und leitendenOrgane. Nerven und Gehirn werden überhaupt nicht abge-baut, auch bis zum Schluß nach Tunlichkeit so ernährt wie in denguten Tagen. Es wird zu diesem Zweck sogar das anderweitig imKörper„abgebrochene" Material verwendet. Das Merkwürdigsteauf diesem Gebiete beobachtete man an gewissen Strudelwürmern,die es leicht ertragen, entzweigeschnitten und damit plötzlich ineinen vorübergehenden Hunger- und nachfolgend dauernd in«inenSommertag.Von Martin Andersen-Nexö.Lang hingestreckt in einem blühenden Wickenfelde liege ichauf dem flachen Leibe und atme schwer.So hat die Sonne nicht geglüht seit Gott weiß wann.Gerade als ob sie ihre ganze Glut auf unser kleines Landgeworfen hätte; seit Tagen zieht sie i�re Feuerstraße am Himmelentlang, der von der Hitze blauwertz ist, und überflutet dieErde mit ihren Strahlen.Und wie alles wächst! In Dänemark kommt ja alles zurReife, sowohl im Rcgcnsommer wie unter ewigem Sonnen-schein; wir sind in der Erntezeit. Die kleinen Inseln hierunten um Südfünen herum sind wie allzu üppig wogendeGärten, die wieder ins Meer zurückzusinken drohen vor über-wältigender Fruchtbarkeit.Unten am Abhang, auf dem Sändborgsund, gleiten kleineDampfer vorbei, bis oben gefüllt mit sestiich gekleideten, sin-genden Menschen. Perlmutterblank ist der Sund, eine leuchtendeWasserstraße zwischen Hunderten von Inseln und geschmücktmit weißen und braunen Segeln. Wunderbar spielt das Wasserum Dänemarks Küsten: das Wasser singt und die Luft auch.Und von dem einen oder anderen der kleinen überfülltenDampfer kommen Tonwellen herüber:»Du wunderschönesLand..."Im moosgrünen Deich, der das Feld begrenzt, grunztein Jgelweibchen und hat es sehr emsig: sie pusselt zwischenden Wurzeln und lehrt ihren Wurf Junge, wie man ambesten durch die Welt kommt. Vieles muß da gelernt werden;der Fuchs, der große Gauner, hat sein Loch hier gerade unterdem Abhang und versteht so täuschend zu grunzen wie einJgelweibchen. Da heißt es Augen und Ohren gebrauchen—und sich rechtzeitig zusammenrollen; jedesmal, wenn einsvon den Jungen so weit herauskommt, daß es mich erblickt,rollt es sich pflichtschuldigst sofort zusammen zu einerkleinen starrenden Kugel. Und sogleich ist auch die Alteda, um es zurückzuholen. Doch was hilft das alles,dem Fuchs entgeht doch keines. Er wirst den starrendenIgel auf den Rücken und läßt seinen stinkenden Strahl aufihn; da mutz er klein beigeben.Hinterm Deich— unter den Obstbäumen— brütet dieJnsektenwelt; das grüne Halbdunkel da unten ist wie einsingendes Chaos, auf- und niedersteigend.Unter der Sonne Blick wird alle» lebendig. Die ganzkleinen Blasenfüße kommen durch die Luft in unsichtbarenSchwärmen, setzen sich in meine feuchte Haut und stechen.Millionen unsichtbarer kleiner Lebewesen tummeln sich übermir in kribbelndem Gewimmel.Kühlend ist es, das Gesicht in den saftigen, taubesprcngtenWicken zu baden; der Duft deS feuchten Bodens unter denPflanzen wirkt beruhigend. Ganz fein, fast unhörbar knistertes hier unten auf dem Boden, vielleicht vom Wachsen? VonHüllen, die springen, von Pflanzen, die sich in den Gliederndehnen. Aus allen Seiten blinkt und flimmert es. kleine, fastunmerkliche Lichtblitze des tausendfältigen Schießens undStreckens. Alles ist so bewegt und lebendig, als rühre esvon einer Unruhe des eigenen Blutes her; alle Sinne sindgespannt und so feinfühlig in dieser kleinen Welt hier unten.daß es fast wie eine Explosion aufschreckend auf sie wirkt,wenn eine Blütentraube zu schwer für ihren Stengel wirdund herniederfällt.Es ist ein ganzer Urwald, in den man hineinstarrt. Hochüber dem Ganzen schwanken einige Roggenhalme wie einpaar Riesenbäume; in der Mitte der glatten Halmstengelspannen die Wicken ihr dichtes Dach von Laub und blühendenLianen; und darunter wieder, in gleicher Höhe mit meinemBlick, kommt das eigentliche Waldinnere. Unzählige Sonnenflecke tanzen über das grüne Flechtwerk und über die Stämmeund die kleinen Gewächse dieses Unterwaldes.Unten auf dem Waldeßgrund wachsen ganz kleine lackroteBlüten, nicht größer als Fliegenaugen. Schwarze, glänzendekleine Tiere laufen daran herum, krabbeln an den Halmstengelnin die Höhe bis zu der kühlen Helligkeit unter dem Laub dach,stecken grotesk ihre Vorderbeine in die Luft und lassen sichsorglos niederfallen, eine kleine Luftretse vom fünften Stockwerkherab. Dieses Manöver wiederholen sie mehrere Male, vielleichtin der Absicht, die Verdauung in Ordnung zu halten. Dennhinterher massieren sie sich eifrig mit den Hinterbeinen, hinter-lassen einen kleinen schwarzen Fleck auf dem Boden undwackeln wohlzufrieden davon, auf Raub aus.Wie ist die Welt so groß. Im violetten Halbdunkel desUrwalds kämpfen ein kleiner grün-bronzener Käfer und einMarienkäferchen miteinander; in ihre Vorderbeine haben siesich gegenseitig scstgebissen und streben nun gewaltsam,anderen Ernährungszustand versetzt zu werden. Der um die Hälfteverkleinerte Körper daut sich bei diesen Wesen kurz nach per Ope-ration vollständig, entsprechend den neuen Körpermassen um. lindcm dieser Umbildung beteiligt sich auch das Gehirn. Zuerst löstes sich in der Körpermaffe auf und beginnt dann oftmals an ande«rer, den neuen Verhältnissen besser angepaßter Stelle sich ncuzu-bilden in einer verjüngten und verkleinerten Ausgabe. Sonst aberwidersteht das Gehirn auf das Hartnäckigste allen Versuchen einerReduktion. Es weist denn der Unterernährte erfahrungsgemäßauch keine Abnahme seiner geistigen Fähigkeiten auf, wohl abererfolgt in der Hungerperiode bei angestrengter geistiger Arbeit di«Aufzehrung des Körpers besonders rasch. Oder mit anderen Wor-ten: nach geistigen Anstrengungen tritt besonders rasch und tie'-gehend eine Erschöpfung ein. Wenn der Unterernährte trotzdemmeint, geistig nicht mehr so leistungsfähig zu sein, wie früher, be-ruht dies mehr auf allgemeinen Körperermüdungsgefühlen ur.dSchwächezuständen, nicht aber auf einer Abnahm« der geistigenKraft.Gar nicht beeinflußt wird schließlich auch die Atmung unddies ist selbstverständlich nach dem bisher Erfahrenen; ist doch dieAtmung die eigentliche Energiequell«, die die Organe— auch dieder Ernährung— erst befähigt, die chemischen und mechanischenKräfte zu entfalten, die sie zur Tätigkeit brauchen. Daher wicddenn die Atmung, auf der jede andere Lebenstätigkeit beruht, umjeden Preis aufrechterhalien. Ist sie gestört oder bedroht, wirdrücksichtslos der ganze Körper zertrümmert, nur um für Stund-n,sogar Minuten noch den kostbaren Sauerstoff zur Verlängerungdes Lebens zu beschaffen. Man nennt da» intramolekulareAtmung und kennt diese namentlich von Pflanzen. Wenn mankeimende, also lebhast atmende Bohnen unter Quecksilber, alsounter Luftabschluß hält, ersticken sie nicht, sondern zersetzen ihr-.Lebenssubstanz so, daß Sauerstoff frei wird. Den verwenden siezum Atmen. Dadurch bleiben sie noch viele Stunden lang amLeben.In neuerer Zeit hat man dieselbe chemische Zerreißung derLebenssubstanz, die der intramolekularen Atmung vorangeht, aus;an Tieren, namentlich an Fröschen, beobachtet und bemerkt, daßsie dadurch den Erstickungstod hinausschieben können, ja es:stmehr als wahrscheinlich geworden, daß in schwere» KrankheitZ-fällen auch im menschlichen Körper eine ähnliche Zersetzung„ver.sucht", das Leben zu erhalten.Hier haben wir das klassische Beispiel für die„Pernunsl dcsLeibes", die unbewußt und noch lange nicht in ihrer Tiefe erkanntund erforscht, das Leben des Menschen und aller seiner Mitge-scköpse begleitet und es sicherlich zahllosemal über Klippen dahin-trägt, von deren Drohung wir gar nichts ahnten, die wie eint Air„Körperseele" neben und über der„Gehirnseele" steht und derenErforschung eine der brennendsten, aber auch dankbarsten Aufgabe:.der Naturforschung von heute ist.Das Sraunkohlengebiet bei Senftenberg.i.Reich sind die Schätze an Sonnenwärme, die in längst ver-gangenen Zeiten der Erdgeschichte aufgespeichert wurden, die sich inKohle verwandelten und jetzt dazu dienen, in den kalten JabreS-zeiten die Sonnenwärme zu ersetzen und die Kraft für die Arbeits-leistung unserer Maschinen zu erzeugen. Man unterscheidet Stein-kohlen und Braunkohlen. Elftere wurden in der Allzeitder Erdgeschichte gebildet, in der sogenannten Steinkohlenformqiion,während letztere dem ersten Abschnitt der Neuzeit der Erdgeschichte,der Tertiärzeit entstammen.An vielen Orten der Erde hat man Kohlen gesunden und auckunsere Heimat Ist reichlich damit gesegnet. In Berlin werden sehrviel Braunkohlen und zwar in Form von Briketts verbraucht. Siesind echte Kinder der Heimat, entstammen sie doch durchweg der MariBrandenburg. Die Niederlausitz, die Gegend um Senftenberg istdas BraunlohlenveriorgungSgebiet Berlins. Hier werden diese, zurjetzigen Zeit besonders viel begehrten schwarzen Schätze der Srd«entnommen.Die O berfläche der Niederlousitz wird ebenso wie die derübrigen Marl Brandenburg und deS Norddeutschen Tieflandes überhaupt von den Ablagerungen der Eiszeit, dem Diluvium, da»der Jetztzeit unmittelbar voranging, bedeckt. Auch die Landschaft»-formen jener Gebiete verdanken diesem Zeitabschnitt der Erdgeschichteihre Entstehung und Ausgestaltung. Der Untergrund derNiederlausitz wird von gewattigen Tertiärablagerungengebildet, und zwar gehören sie dem mittleren Teil deS Tertiär, demwieder auseinanderzukommen. während die Grashalme sichunter ihrem Getrampel wie Kraushaar zusammenrollen.Ganz ungeheuerlich sieht es auS. Aber plätzlich wirft dprGrüne sich nieder und stellt sich krank— oder beinahe tot.Gleichgültig wendet der Marienkäfer ihm den Rücken undschickt sich an, meinen Handrücken zu besteigen. Er beschnuppertdie feinen Porenhaare meines Fingers, zieht untersuchendhindurch und begibt sich auf Abönteuer von der Handwurzel unten bis hinauf zum Ellenbogen, dann wieder zurückund unternimmt dann die gleiche Reise außen auf dem Hemd-ärmel. Am Ellenbogen begegnet er einem anderen Marien-käfer, mit dem er sich nach einer kleinen Weile, wie sie dieserWelt wohl angemessen ist, ehrlich vereinigt und gemeinsamunternehmen sie die weitere Resse. Oben auf meiner Schultermachen sie halt. Hier haben sie einön Ueberblick über dieLage und beide erheben die Oberkörper. Sie gleichen zweiroten, sprossenden Bohnen, die vor dem verwunderten Augeemporschießen. Ein flüchtiger Schimmer der durchsichtigenFlorflügel und— hinaus schwingen sie sich zum Hochzeitsflugin das ungeheuere Universum und verschwinden dem Augeinfünf Ellen Entfernung. Ja, wie ist doch die Welt so groß.Eine Elle seitwärts von mir sitzt eine graue vagabun-diercnde Henne und brütet. In dem einen oder anderen um-liegenden Bauernhof ist sicherlich ein gutefc Nest für sie bereitet;sie aber hat eS vorgezogen, sich dem Ungewissen �u überlassenund ihre Eier in die Wildnis zu legen. Eines schönenTages wird sie dann ihre Brotherrin mit einer ScharKüchlein überraschen— wenn sie der Fuchs oder Mardernicht vorher wegholt. Solchen Gefahren setzt man sich aus, wennman seine Eier außerhalb der geordneten Gesellschaft legt.Vorläusig atmen sie der Wildnis gefährlichen Geist. Inihrem dunklen Versteck nehmen sie die Sorglosigkeit in vollerTragweite in sich auf, während sie hin und wieder mit un-schuldig fragenden Augen durch die Gräser hin auf mich blicken.Wer bin ich? Ja. weiß ich das wohl seihst? DieSonne hat auch mich ganz benommen gemacht, hat meinenKörper durchglüht und mein Blut mit besonderer Lust erfüllt.Vielleicht schüttle ich für eine Nacht das Grundgewohnte abund richte mich in einem Heuhaufen ein. Mutter Grün warschon früher gut gegen mich, und alte Liebe rostet nicht.Meine Eier jedoch lege ich keinesfalls mehr in die Wild-niS. Dafür stehen die Eier daheim in zu gutem Preis.Berechtigte Uebersetzung von M. D ö s ch e r.