L. Jahrgang. Nr. 24.

serky

Club česky et soc

aemokrate

Mittwoch, 28. September 1921.

Sozialdemokrat

Zentralorgan der deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der tschechoslowakischen Republik.

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Die neuen Männer.

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eine ungleich fleinere Partei sind, nicht ge- 1 Eine nicht ungeschickte Wahl bedeutet die Der ehemalige Poftminister Abg. Sfan Die neue Regiererei fann also beginnen: demokraten. ringer ist, als jener der tschechischen Sozial- Ernennung des Abg. Dr. Dolansky zum net wurde zum Minister für Landwirt­die Männer, welche von nun bis auf wei- Mit der Leitung des Ministeriums für Umgangsformen und seines ruhigen, freund- Gesundheit würde ihn auch zur Uebernahme Justizminister, der wegen seiner urbanen schaft bestimmt. Seine prächtige, robuste teres die Regierungsgeschäfte zu führen Landesverteidigung wurde der Agrarier lichen Wesens auch bei Gegnern persönliche jedes anderen Ministeriums befähigen. haben werden, hat man nach langem Suchen u držal betraut, einer der führenden Män- Sympathien genießt. Er gehört der tsche­endlich gefunden, was bei dem vielfach zu- ner der tschechischen Agrarier, der schon im chischtlerikalen Partei an. Minister für öffentliche Arbeiten wurde tagegetretenen Widerwillen, in dieses Ra- österreichischen Abgeordnetenhause für Halm der Nationalsozialist Alois Tučny  , binett einzutreten und bei der Spärlichkeit und Ahr  " kämpfte und den seine Partei da fetzgebung wurde der slowakische sozialdemo- gel der nationalsozialen Partei stehende Minister für Vereinheitlichung der Ge- Gesundheitsminister der auf dem linken Flü­an ministrallen Persönlichkeiten unter den er ein immer bereiter Redner ist, und sozu- fratische Abgeordnete Dr. Ivan Derer, Abg. Dr. Vrbensky, welcher dafür be koalierten Parteien, schon keine leichte Auf- fagen repräsentativ wirkt, bei allen Rebe- wozu nur zu sagen wäre, daß die Auflassung fannt ist, die parlamentarischen Gepflogen­gabe war. Worauf auch der Umstand hin- schlachten voran schickt. Diese Schlachten dieses überflüssigen Ministeriums ein nüßheiten um Ohrfeigen bereichert zu haben, deutet, daß Švehla, der in Aussicht genom  - machen udržal einzigen militärischen Ruhm liches Ersparnis bilden würde. men war, an die Spitze des Ministeriums aus und seine Hauptbefähigung zum Lan­die er einmal einem klerikalen Abgeordneten zu treten, in der letzten Stunde in der Ver- besverteidigungsminister dürfte wohl in sei- fter wurde der tschechische Sozialdemokrat tigkeit bei seinem Kollegen Schramek nicht Zum Postminister und Versorgungsmini- verabreichte. Hoffentlich wird ihm diese Tä­senfung verschwand und mit der in den nem martialischen Aeußern zu suchen sein. alten griechischen Schauspielen beliebten Ur­Anton Srba ernannt. Ein eifriger, weiter schaden. plötzlichkeit wie der bekannte Gott aus der übernimmt die Leitung des Ministeriums in dieser Stellung bewähren wird. Der bisherige Ministerpräsident Cerny fenntnisreicher Mann, der sich gewiß auch Maschine als Premierminister Dr. Benesch des Innern. Offenbar soll er, der gegenüber emporstieg, gerade Dr. Benesch, an dessen den Kommunisten bisher eine so starte Hand ziale Fürsorge übernimmt Abg. Gustav Die Führung des Ministeriums für so­Kommen am allerwenigsten gedacht worden und gegenüber erzebierenden Konnationalen a brman. Sein Wirken als Unterrichts- fterium der Ueberraschungen, wenn auch war. Benesch, der auch weiterhin Minister soviel Milde und menschliches Verstehen minister war fein glückliches. Es ist ihm nun nicht der freudigen. Die größte Ueber­des Acußern bleibt, hat, da er wegen der Konferenzen Westungarn betreffend, fast zeigte, das Element der Ordnung dar einige Gelegenheit geboten, seine Fehler raschung allerdings würde darin bestehen, ständig auf Reisen war, an den Verhand- stellen. Aber da das Ministerium auch sonst durch nationale Unparteilichkeit gutzu- wenn dieses Ministerium wirklich etwas zu manche Belastung zeigt, ist über den Ge machen. lungen über die neue Regierungsbildung nicht teilgenommen- er übernimmt also miniftertätigkeit so belastet erscheint, zu schmad, ihn aufzunehmen, der durch seine ein Ministerium, an dessen Zusammen­stellung er ganz schuldlos ist und da er auch sonst viel von Prag   abwesend ist, so fiel

Engels übernehmen mußte.

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staunen.

Das Unterrichtswesen hat man an Dr.

Zu nennen ist noch der Minister für die Slowakei  , Dr. Mičura, der wieder in das Sabinett aufgenommen wurde.

Alles in allem ist es wirklich ein Mini­

stande brächte.

Benesch über Weslungarn.

es Niemandem ein, an die Möglichkeit sei- avro šrobar, man muß schon sagen, Gestern hat Ministerpräsident Dr. Betrages, benen zufolge einige Komitate st ner Ministerpräsidentschaft zu denken, denn ausgeliefert. Dr. Grobar war bekanntlich nefch dem Ausschuß für Aeußeres des Ab- ungarns an Oesterreich zu fallen haben, die man konnte nicht ohneweiters annehmen, nach erfolgter Besetzung der Slowakei   be- geordnetenhauses in ausführlicher Rede Mit im Auguft unter Mitwirkung einer ii.ter­daß ein Ministerpräsident ſein Gewerbe auch vollmächtigter Miniſter für die Slowakei   und teilung über seine Politik in der westungari- alliierten Stommission an Desterreich hätten im Umherziehen betreiben könne. Aber hat durch die Art, wie er das Land verschen Frage gemacht. Der Minister erklärte, übergeben werden sollen. Doch es tam, so offenbar war man im letzten Augenblid maltete, wohl das Meiſte dazu beigetragen, nicht aus eigener Initiative vermittelnd auf- fagte der Minister weiter, zur Reoftupation burch irgendwelche außenhin unbekannte die Slowaken gegen die tschechoslowakische getreten, sondern von ungarischer Seite um durch die Ungarn  , obwohl die Berbündeten Vorgänge in Bebrängniß geraten, worauf, Herrschaft aufzubringen. Wie so vieles an Vermittlung ersucht worden zu sein. Diesen sich bemüht hatten, eine friebliche Beilegung un gäs minifterium aber aupt auflande su dieſem neuen Miniſterium dem Zufall zuzus Wunsch habe er im Interesse der Friedens bes stonflittes zwischen Deſterreich und Un­bringen, Benesch die Rolle des rettenden ichreiben ist, so auch die Zuweisung dieses erfüllt. Zu Befürchtungen, daß es zu be- garn herbeizuführen. Die Schuld an dem Portefeuilles an Dr. Srobar. Alle koalier­Einige tschechische Blätter wollen aller- ten Barteien waren bestrebt, das Porte- affnetem Eingreifen kommen könne, fei fein Stonflitte liegt an der ungarischen Regie­dings wissen, daß nicht der Zufall der Ber- feuille des Unterrichtsministeriums für sich Grund. Ungarn   habe von der Entente ein rung, welche verschuldete, daß die Friedens­bis 4. Oktober befristetes Ultima- bestimmungen nicht erfüllt wurden. Unter legenheit, sondern weise Voraussicht bei sei- in Anspruch zu nehmen und da eine Eini­tum erhalten und daraufhin erklärt, die Be- diesen Umständen, besonders aber als ich ner Wahl zum Ministerpräsidenten bestim- gung nicht erzielt merden konnte, griff man dingungen erfüllen zu wollen. Sollte dies aus Genf   zurückkehrte und die Nachricht er­mend war. Dr. Benesch soll, so beteuern schließlich, damit Niemand recht behalte, sie, die besondere Mission haben, den Aug- nach Srobar. Man kann nur wünschen, daß nicht geschehen, dann allerdings könnten hielt, daß mobilisiert werbe, baß in ben flei­Komplitationen eintreten, dann jedoch nen Grenzgemeinden Garnisonen versam= gleich mit den Deutschen   durchzuführen, zu Srobar im Unterrichtsministerium nicht so welcher Mission er wegen seiner gefestigten ungeschickt haust, wie er dies in der Slowa werde der Ministerpräsident nicht selbst melt werden, daß in Westungarn einige tau­Stellung in besonderem Maße befähigt sei. fei tat, sonst würde dies für das Schulwesen entscheiden, sondern die Volksvertre- sende Soldaten stehen und Banden sich bil­tung werde rechtzeitig zu den Ereignissen den, wurde von unserer Seite den Verbün­Wir wollen Dr. Benesch die Befähigung zur verhängnisvoll ausschlagen. Stellung nehmen können. deten eine Note übermittelt, in welcher ge Durchführung dieser brennendsten Aufgabe Den Stinnesgeist, wenigstens soweit es Der Rede des Ministerpräsidenten schloß fordert wurde, daß der Friedensvertrag von nicht ohneweiters absprechen, denn es will die Scharfmacherei gegen die Arbeiterschaft uns scheinen, daß diese Befähigung nach- betrifft, wird wohl der zum Handelsminister sich eine Debatte an, in der Genosse Dr. Seiten Ungarns   cingehalten werden müsse gerade jeber besitzt, der eines guten Willens bestellte Abgeordnete Ladislaus No= Czech die Stellung unserer Partei präzi- und in welcher darauf aufmerksam gemacht ist. Auf deutscher   Seite sind die Verhält- bat in das Kabinett mitbringen. Er ist fierte. Genosse Dr. Czech verurteilte es insbe- wurde, daß aus diesem kleinen Konflikt leicht nisse für den Ausgleich sicherlich reif und es Chef der Maschinenfabrik Novat& Comp. fondere, daß die Volksvertretung durch eine eine große Frage entstehen könnte, wenn Geheimdiplomatic vor fertige Tatsachen ge- der Konflikt nicht rasch ausgetragen werden wäre Dr. Benesch schon der Ehrgeiz zu und hat als nationaldemokratischer Abgestellt werde. Die deutsche Sozialdemokratie würde. Daraufhin erschien bei mir am wünschen, seine politische Unabhängigkeit ordneter sich bisher ausschließlich als Unterhalte an dem Selbstbestimmungsrecht der Völ Mittwoch der vorigen Woche ein ungarischer zur Lösung dieser Frage zu verwenden. Er nehmervertreter betätigt, indem er allen ter fest und sei aus Prinzip gegen jedes bewaff Politiker, der schon früher an unseren Ston­wird vorerst freilich auf Unglauben stoßen, sozialpolitischen Gesezen zähen Widerstand nete Eingreifen der Tschechoslowakei   zweds ferenzen über wirtschaftliche Fragen mit Un­denn die Geschichte des Memoires III und entgegensetzte. Durchsetzung der Friedensdiktate. Die Entente garn teilgenommen hatte und der, als die einige andere Dinge find noch in zu leb= Das schwierige Amt des Finanzministers selbst möge in der Frage des Burgenlandes, Rede auf Westungarn kam, mich frug, ob die hafter Erinnerung, um so leichthin an seine wurde dem Direktor des Bantamtes, Audie die Folge ihrer Friedensdiftate ist, Ord- tschechoslowakische Regierung nicht in der freundlichen Absichten zu glauben, aber es gust Novat, übertragen. Bedenklich ist, nung schaffen. westungarischen Frage intervenieren möchte, Tiegt im Willenstreise Dr. Benesch', durch daß er von Dr. Raschin, dem die Tür vor Zum Schluß gelangten die Erklärungen des um zu ihrer friedlichen Austragung beizu­ehrliches, festes Wollen und guten Willen der Nase verrammelt wurde, vorgeschlagen ministerpräsidenten zur Abstimmung, wobei tragen. Ich antwortete ihm, daß es meine Vertrauen zu werben und dadurch die wurde. fämtliche Parteien bis auf die deutschen Pflicht wäre, immer für den Frieden zu wir­Deutschen dem Gedanken zuzuneigen, daß Da bei uns Priester in besonderem Maße Sozialdemokraten und kommuni- ten, besonders deshalb, weil es bei einer seine unerfreuliche Vergangenheit insoferne die Befähigung zum Eisenbahnberuf haben, sten die Erklärungen Benesche zur Kenntnis nichtfriedlichen Austragung der westungari­milder zu beurteilen ist, als er als junger wurde Abg. Monsignore Schramet nahmen. Die Deutschbürgerlichen schen Sache zu 3 wangsmaßnahmen Diplomat die Begriffe, Diplomatie und Eisenbahnminister. Schramek wird aber ge- find der Sigung ihrem Abstimmungsbeschluß lommen würde, bei welchen wir ge= Unwahrhaftigkeit zu verwechseln geneigt war wiß im Ministerium sich weniger auf dem gemäß ferngeblieben.

zwungen wären, zu intervenie. Die übrigen Männer des Kabinetts, das Gebiete des Eisenbahnwesens als auf jenem ren. Die grundsätzliche Bedingungen bei Die Rebe des Ministers. allen Verhandlungen von unserer Seite bil­also fein rein parlamentarisches ist, stellen der Schule und Politik zu betätigen suchen. Der Minister erklärt, es sei notwendig, det die Durchsetzung der Friedensbedingun­zusammen eine solche bunte Mischung dar, Er war einer der Hauptkulissenschieber der daß durch sie die Erwartung auf Bewälti- Betta", ist ein Meister des Parlamentari- über die letzten Ereignisse, die mit der west- gen und die Uebergabe des Territoriums in gung größerer Aufgaben auf ein Nichts her- fchen Intriguenspiels und wird bei seiner ungarischen Frage zusammenhängen, Bericht die Hände der Generale der Entente. Hier­abgedrückt wird. Die tschechischen Sozial- Schlaue sicher bald den stärksten Einfluß im zu erstatten, um die in der letzten Beit auf- auf bat mich der Delegierte der österreichi­demokraten haben im neuen Ministerium, Ministerium besitzen. Aus zäheftem Stoffe getauchten Gerüchte und Befürchtungen, daß schen Regierung, einige ungarische Detail­nicht wie sie beanspruchten, vier Porte- geformt, ist er ein fanatischer Klerikaler und sich aus der gegebenen Situation irgend- forderungen vorzulegen. Ich versprach ihm, feuilles, sondern nur drei erhalten, dagegen wäre, in früherer Zeit geboren, zweifellos melche Gefahren ergeben können, zu zer- ben österreichischen Kanzler Schober barüber hat der Einfluß der tschechischen National- eine Art Torquemada   geworden. Ein Mi- streuen. Die weftungarische Frage halte seit zu informieren und ihm dann weitere Mit­demokraten durch die Besetzung zweier Ministerium, in dem Schramek sitt, ist zur mehr als einem Monat die Oeffentlichkeit teilungen zu machen. Ich setzte sofort das nisterstühle mit Beamten eine wesentliche Durchführung der Trennung des Staates Europas   in Aufregung. Der Minister be- Königreich Jugoslawien  , Rumänien   und spricht die Bestimmungen des Friedensverbie große Entente von meiner Information Berstärkung erfahren, der nun, obwohl sie von der Kirche schlankmeg unfähig.