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Der Streit um Albanien  .

Sozialdemokrat

Der Kampf um die Arbeits-, welches diese Gesetzesbestimmung eben­

lofenunterstügung.

9. Oftober 1921.

Die Herren von Neutitschein  . Wie wir be

Rotter und die Germ"-Autowerke ihre Ar­beiter ausgesperrt. Nun hat die Firma Böhm wieder aufzunehmen und sich mit der Ent­den Arbeitern ein Ultimatum gestellt, die Arbeit lassung einer Reihe von Vertrauensmännern einverstanden zu erklären. In einer darauf

· Um Albanien   ist seit Jahren mehr noch falls dem Minister gibt, daß die angeführte als um andere strittige Länder mit Intriguen Frist von ihm für einzelne Berufe und Di­und geheimen Wühlereien gestritten worden, strikte bis zu einem Jahr verlängert werden Das Ministerium für soziale Fürsorge hat fann, den wirtschaftlichen Verhältnissen, die zuerst zwischen Italien   und der österreichischen einen tschechischen Sozialdemokraten als Mini- das Ministerium für soziale Fürsorge bei sei­Monarchie. Konferenzen in London   und Floster erhalten. Die erste Aufgabe des neuen Mi- nen Maßnahmen nach dem bescheidensten Un­renz grenzten 1913 die Interessensphären der nisters wäre, dahin zu trachten, daß das Wir- tertanenverstand doch auch zu berücksichtigen beiden Staaten, den Lauf des Skumbi ent- ken dieses Ministeriums dessen Benennung hat, nicht vernünftiger, den Tatsachen entspre= lang ab, doch erhoben überdies Montenegro entspräche. Sozial tann das Wirken dieses ho- chender gewesen? Solchen Erwägungen scheint auf Skutari, Griechenland   auf Koriya An- hen Amites nur in sehr beschränktem Maße dieses Ministerium unzugänglich zu sein. sprüche. Diese wurden durch die Grenzbestim- genannt werden. Fiskalisch, bureaukratisch ist Aber noch eine weitere soziale Tat hat das mung des damals neu gebildeten Staates nicht der Geist, der mus den Amtshandlungen Ministerium gesetzt. Nach§ 18 des Gesetzes befriedigt, so wie die Albanesen murrten, weil spricht, sehr oft den vitalsten Interessen der ist der Minister ermächtigt, die mit diesem Ge­große Volkstelle den Serben zugeteilt wur- Arbeiterschaft widersprechend. Deutsche   Bezirke fezze festgesetzten Unterstützungen nach Anhö­den. Während des Weltkrieges bot dann haben im Jahre 1918 und 1919, um die er- rung der beteiligten Fachorganisationen zu Desterreich, um Italien   neuiral zu erhalten, schreckliche Arbeitslosigkeit zu mildern, Not- verringern, eventuell die Auszahlung einzu­dem wankenden Bundesgenossen Valona   an standsarbeiten ausgeführt. Ausgeführt in dem stellen und zwar überhaupt, oder für einzelne und ebenso übertrug der Londoner   Vertrag, Glauben und der Zuversicht, die gesetzlich vor- Produktionszweige oder für einzelne Distrikte, durch welchen sich Italien   1915 der Eniente gesehenen und garantierten Beiträge zur Bau- wenn die Arbeitsgelegenheit allgemein oder in verschrieb, diesen Staate das Protektorat über tostensumme zu erhalten. Die Mehrzahl der diesem Zweige oder Distrikte in entsprechen­Albanien. Die Albaner selbst waren damit Bezirke, wenn nicht alle, wurden enttäuscht. dem Maße gestiegen ist oder die Preise für nicht unzufrieden. Zwar erklärten sie sich in Nur wenige haben Staatsbeiträge erhalten Lebensmittel bedeutend gesunken sind. Das Streit mit den Griechen um Koriza   unabhän- und die gezahlt wurden, waren so niedrig, daß Ministerium für soziale Fürsorge hat nun, cits berichteten, haben die Firmen Böhm, gig, doch erkannten sie Italien   als ihren bei den schwierigen finanziellen Verhältnissen ohne daß eine dieser im Gesetze angeführten eigentlichen Beschützer an. Erſt iſt das Ende der Gemeinden und Bezirke an eine weitere Vorausschungen gegeben wäre, die Arbei­des Weltkrieges und die Skrupellosigkeit mit Fortführung der Notstandsarbeiten nicht ge- ter des Baugewerbes und der Bau­welcher Italien   Teile Albaniens   gegen das dacht werden konnte. Eine Anzahl von Be- stoffindustric von der Unterstützung ausgeschal­heißer begehrte Fiume einzutauschen versuchte, zirken hat überhaupt nichts erhalten. Alle Be- tet. Das Ministerium hat weder von den be­bewirkten einen Stimmungsumschwung und mühungen zur Erreichung des Staatsbeitra- teiligten Fachorganisationen ein Gutachten ab- abgehaltenen Betriebsversammlung wurde die endlich einen antiitalienischen Aufstand der ges blieben erfolglos. Man erhielt wohl Ver- verlangt, noch wird der Nachweis erbracht Sachlage der Arbeiterschaft vorgetragen, ihr Albanesen. Soldatenmentereien und Eisen- sprechungen, aber keinen Mittel. So haben die werden können, daß die Arbeitsgelegenheit im von den Vermittlungsversuchen bei der politi bahnerstreifs zwangen Giolitti zum Nachge- Bezirke Hains pach und Zwickau Stra- allgemeinen oder für diese Berufszweige in schen Behörde berichtet und ihr anheim gestellt, ben. Im Frieden von Tirana   verzichtete er ßenbauten ausgeführt, die endgiltige Zuwei- entsprechendem Maße gestiegen sind. Oder be- frei und unbeeinflußte darüber zu entſcheiden, auf Valona  , das Gibraltar   der Adria und gab jung des entsprechenden Staatsbeitrages gründet das Ministerium diese geradezu wahn- ob sie die Vertrauensmänner preisgeben, oder damit die Transbalkanbahn und die an diese konnie trotz wiederholter Interventionen aber wißige Maßnahmen vielleicht damit, daß die den Kampf wagen wollen. Mit überwiegen­anknüpfenden italienischen Handelshoffnungen nicht erreicht werden. Der Bezirk Krayau Preise für Lebensmittel bedeutend gesunken den Streit aus. Das ist die Frucht der Ge der Mehrheit sprach sich die Arbeiterschaft für auf. Indem er aber die dem Hafen von Vas ist durch die Ausführung von solchen Not find? Kann man den Arbeitern noch zumu waltpolitik der Herrn Hückel, die die Arbeiter Iona vorgelagerte Insel Safona behielt, schob standsarbeiten in eine besonders schwierige fi- ten, Glaube an Recht und Gesetz zu haben, wie Sklaven behandeln möchten. Die Herren hr auch den strategischen Hoffnungen der Ju- nanzielle Lage geraten. Auch hier blieben alle wenn das Ministerium für soziale Fürsorge so Südel werden in ihrem Unternehmerhochmut goslaven einen Riegel vor. Verhandlungen der Interventionen und Bemühungen ergebnis zwingende Gründe außeracht läßt, sich ganz nachgerade zu einer Gefahr für die Ruhe und süngsten Zeit in London   schränkten die griechi- Tos. Immer weitere und neue Belege und offen und skrupellos über die gesetzlichen Be- Ordnung Neutitscheins und für den Frieden chen und serbischen Hoffnungen noch mehr Beweise wurden von der Bezirksverwaltung Stimmungen hinwegsetzt? Was sollen die ar- in den Betrieben. Es wäre Zeit, daß diefen ein, da sie baniens Grenzen von 1913 be- Krakau   abverlangt. Allen diesen Anforderun- beitslosen Bau-, Stein-, stalk- und Ziegelar- Herren von Seiten der Behörden dieses Tret tätigten, Safeno bei Italien  , Koriya bei Al- gen wurde Rechnung getragen. Nun der fin- beiter tun? Die Arbeiterschaft erwartet, daß ben eingestellt wird. Von dem Streik und der banien ließen und Italien   als Beauftragten bige Referent im Ministerium scheinbar teiner- der neue Minister über diese Frage nachdenkt Aussperrung sind gegen 1000 Arbeiter betrof­ses Völkerbundes erklärten. In ihren Erwar- lei Ausflüchte und Auswege mehr zu ersin- und dann und dies sofort, unverzüglich Maß die Verwendung der Gendarmerie fen. Unsere Vertrauensmänner haben gegen hungen betrogen, hezten die Jugoslawen nen vermag, erklärte er, er könne den ermittel- nahmen trifft, die dem Namen seines Ministe- etwa 150 Mann in Neutitschein zusammenge es find Stämme der Miriditen und Malessoren gegen ten Staatsbeitrag nicht befürwortend weiter- riums entsprechen. zogen bei der Bezirksverwaltung Protest bie offizielle Regierung in Tirana   auf, was leiten, da der Betrag zu hoch sei. Weil also eingelegt. In dem uns zugegangenen Berichte diese mit einer Gegenbewegung regierungs- der Bezirk sich durch Ausführung großer Not­treuen Banden beantwortete. Nun flagt Bel- standsarbeiten der Arbeitslosen besonders an­heißt es: Neutitschein   sieht wie eine be lagerte Festung aus". grad über Gewalt und Ueberfall und stellt in genommen hat, erhält überhaupt keinen tinem eben eingelangten Bericht voll Entrü- Staatsbeitrag. Nach den Bestimmungen des ftung fest, daß Gewehre und Geschüßmunition Gesetzes vom 10. Dezember 1918, Nr. 100 b. aus italienischen Fabriken stammen. Von G. u. V., gebührt dem Bezirk Krakau   der An­ferbischen Truppen aufbewahrte nichtgeplatzte teil der durch die Ausführung der Notstands­Granaten tragen italienische Marken. Der arbeiten nicht verausgabten Arbeitslosenunter­größte Teil der albanischen Truppen habe neue ftüßung. Trotz dieses Gesetzes erhält der Be­französische Uniformen. Gefangene behaup- sirt nichts. ten, Uniformen, Gewehre und Munition habe

Leider hat es nur weit über den Bal­fan hinausreichende Bedeutung, denn jeder Brandherd, der sich in Europa   auftut, tann diesen unglücklichen Erdteil in Flammen

setzen.

Italien   an Albanien   geliefert, ebenso Bro- Welch qualvollen Weg die Arbeiter durchma­diant. Unter den Gefangenen befand sich ein chen mußten, um auf Grund des vorher zitier­ten Gesetzes die Arbeitslosenunterstützung zu Offizier der Tiranaregierung, bei dem ein erhalten, ist bekannt. Was da das Ministerium Schreiben des albanischen Kriegsministers ge- für soziale Fürsorge an fiskalischer und bu funden wurde. Darin wird der Angriff gegen reaukratischer List und Verschlagenheit leistete, bie serbischen Truppen und die Besatzung in­nerhalb der 1913 bestimmten Grenzen ange der Arbeitslosenunterstützung auszuschalten, um ja recht viele Arbeiter von der Erlangung ordnet, um einen Aufstand bei der albanischen ist unbegrenzt. Ergänzt wurden diese, ieder Bevölkerung Serbiens   hervorzurufen. Dieser Offizier bestätigt, daß sich italienische Fach- ſozialen Einsicht und wirtschaftlichen Tatsachen widersprechenden Methoden durch die schika­offiziere in den Reihen der albanischen Trup- nöse Behandlung der Arbeitslosen durch die ben befinden. All das klingt durchaus glaub- Beamten einzelner politischer Bezirksverwal lich. Aber es entspricht der diplomatischen Methoden" des Balkans, deren sich die Ser- mit dem am 19. September 1. J. in Kraft ge­tungen. Die Arbeiterschaft erwartete nun, daß ben jederzeit ebenso unbedenklich bedient ha tenenen Gesetz eine etwas cerständnisvollere ben. D und liberalere Interpretation der gefeßlichen Bestimmungen Platz greifen wird. Dies ist nicht der Fall. Die erste Interpretation des Gesezes war von dem alten reaktionären Geiſt Anspruch auf die Arbeitslosenunterstützung, erfüllt. Nach§ 3 des Gesetzes verliert den wer schon ununterbrochent durch die Beit eines halben Jahres unterstützt wurde. Der Minister für soziale Fürsorge kann jedoch im Einvernehmen mit dem Finanzministerium diese Frist für die Arbeiter einzelner Berufe und Distrikte bis zu einem Jahr verlängern. Rechtlich kann diese Gesetzesbestimmung nur Um das Endergebnis der durch die im Ar so ausgelegt werden, daß die Frist der sechs­beiterausschuß des russischen Hilfsfondes" ver­tretenen politischen Parteien, gewerkschaftli- monatlichen Bezugsberechtigung mit dem Tage chen und genossenschaftlichen Organisationen des Inkrafttretens des Gesetzes, das ist der mit gemeinfantem Aufruf und Sammellisten 19. September I. J., beginnt. Das Mini­durchgeführter Sammlungen feststellen zu sterium für soziale Fürsorge hat entgegen die­können, ersucht der Ausschuß, diese Sammlun- fem rechtlichen Inhalt des Gesetzes entschieden. gen beschleunigt durchzuführen und zu verrech- Alle diejenigen, welche nach dem alten Gesetz nen. Bis zum 15. Oktober 1. J. mögen alle sechs Monate Arbeitslosenunterstützung bezo­gesammelten und noch nicht abgeführten Gelgen, wurden am 19. September vom Weiter­der an die Allgemeine Genossenschaftsbank ( Bseobecna druzstevni banka) Brag I.. Kralod bezuge der Unterstützung ausgeschaltet. Tau­vorska ulice eingefendet werden. Gleichzeitig sende Arbeiter werden von dieser harten und mögen an den Arbeitsausschuß des ruffie dem Geist des Gesetzes widersprechenden Maß­fchen Hilfsfondes Brag I., Rudolfinum  " alle nahme betroffen. Was dies für die Arbeits­Sammellisten eingesendet werden. Diese Wei- losen jetzt knapp vor Eintritt des Win­fungen berühren einstweilen noch nicht die ter 3 bedeutet, scheint das Ministerium für durch die genossenschaftlichen Organisationen soziale Fürsorge nicht zu verstehen und er­burchgeführten Sammlungen.

Belgrad  , 6. Oktober. In Belgrader   poli­tischen Kreisen herrscht die Ueberzeugung, daß ein Zusammenstoß zwischen Süd­flawien und Albanien   unver= meidlich sei.

Sillsattion für Rußland  .

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Arbeiterausschuß des ruffischen Silfsfondes Prag  , Rudolfinum  . ( Die Provinzpresse wird um Ausdruck dieser Nachricht ersucht.)

mteffen zu können. Angenommen aber,

Tages- Neuigkeiten.

des Gefexes wäre durch die vom Weinisterium Gedentet des Fonds

durchgeführte Maßnahme juristisch richtig aus­gelegt, bleibt dieselbe noch vollständig un­begreiflich, Wäre die Ausnüßung jenes Rech­  

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Postbeförderung und Politit. Das Rude Pravo" betlagt sich darüber, daß ihm die Ber liner Rote Fahne", das Zentralorgan der tommunistischen Partei Deutschlands  , seit drei Tagen nicht mehr zugestellt werde. Es erhalte vielmehr bloß den mit dem amtlichen Ber mert unzulässig non admis" versehenen leeren Umschlag mit der Post zugestellt. Das Blatt erklärt, das seinen Informationen zu folge diese Maßregel auf das persönliche Ein­schreiten des Postministers Srba zurückzu führen sei. Dieser habe gleich am Tage nach seinem Dienstantritt sich das Verzeichnis aller Beitschriften vorlegen lassen, welche dem Rude Bravo" mit der Bost zugehen. Nachdem ihm das Verzeichnis überreicht worden war, fragte der Minister, wie es möglich sei, daß das Rude Pravo" die Note Fahne zugestellt erhalte, der doch in der Tschechoslowakei   bas Bostdebit entzogen worden sei. Diese private Bemerkung des Ministers genügte, daß dem Rude Pravo" die Berliner   Rote Fahne nicht weiter zugestellt wurde. Dabei passierte dem Postminister Srba aber das Malheur, daß er die Wiener Rote Fahne" mit der Ber liner verwechselte, da mur der ersteren das Be förderungsrecht mit der tschechoslowakischen Bost entzogen wurde, keineswegs aber dem Berliner   tommunistischen Blatt.  - Die Sache flingt so unglaubwürdig, daß man abwarten muß, was Srba dazu zu sagen hat.

Das Antreiber- System in Oppau. Unmittel­bar nach der Katastrophe in Oppau, die meh reren Hundert Arbeitern das Leben kostetet und bei der weitere Hundert verletzt wurden, ließ die Direktion der Badischen   Anilin- und Soda- Fabrit erklären, daß die Ursachen der Explosion unaufflärbar seien und daß Ammon­fulphatsalpeter Explosivtraft nicht gezeigt habe.. Aehnlich drüdte sich der Reichsarbeitsminister Brauns bei der Besprechung der Interpella tion über die Oppauer Katastrophe im Reichs­ tag   aus. Daß die Angaben der Direktion der Badischen   Anilin- und Soda- Fabrit mit Vor ficht aufzunehmen sind, ja, daß sie mit den Tatsachen in Widerspruch stehen, wurde schon in der Reichstagssigung durch den rechtssozia­liftifchen Abgeordneten Brey und Genossen Schwarz( U. S. P.) hervorgehoben. Mitt Terweile sind weitere Einzelheiten bekannt ge worden, die die Erklärungen der Direktion erst recht als falsch erscheinen lassen. So veröffent licht der Berliner   Vorwärts" einen Bericht, der ihm aus Ludwigshafen   a. Rhein   zugeht und in welchem es unter anderem heißt: Mach Ansicht der Arbeiterschaft des Werkes ist die Mischsalzapparatur in Oppau nicht richtig ge handhabt worden. Auch betrachtet man den neuen Transportweg des Fertigfabrikates mit Mißtrauen. Früher wurde das Ammonsulfat mittels Laufriemen und Schnedengang in der

für euer Zentralorgan! Silo transportiert, und zwar auf diesem Wege

des Transportes gut erfaltet, bis es zum Silo fam Aber diefe Art das Cansportes urd