Seire m

Anzahl von Verletzten gemeldet. Bei der Polizei wurden zahlreiche verhaftete Personen vorgeführt.

Berhaltung des ungarischen roten

Generalstabchefs.

Tages- Neuigkeiten.

Warnung.  

-

spiele:

Er packie wild und riß zu Boden dann des Tempels Säulen: nieder mit Getös

Laßt euch gewarnt sein!- Der den Lenn erschlug, Wien  , 3. März.( Eigenbericht.) Heute wurde der vor sich hertrieb der Philister Schar, in Budapest   der ehemalige Generalstabschef der der Gazas Tor auf breiten Schultern trug ungarischen roten Armee, Aurel Stromfeld, er, als er blind nun und geschoren war, verhaftet. Die Polizei beschuldigt ihn, daß er mit als man ihn holte nun von seiner Mühle, einem Tischlergehilfen namens Johann Chlebko daß er, Ziel ihres Hohns, vor seinen Quälern in Verbindung stehe, der angeblich eine kom munistische Garde organisiere. Auch Chlebko sowie zwölf andere Personen wurden ver haftet. Die Polizei behauptet, in der Wohnung fürzte das Dach! So strafte dieser Mann Chlebkos a cht Mannlichergewehre ge funden zu haben. Stromfeld erflärte, daß er sich, die Schöpfer seines augenlosen Wehs! seitdent er die zweieinhalb Jahre Sterterhaft ver- Der arme Sllav, den jie verlachten alle, büßt habe, die er von der Horthyjustiz erhalten zermalmte Taufende in seinem eignen Falle! hatte, nicht mit Politik befasse. Er wäre zwar ein Ein blinder Simson auch in diesem Land, inal abends bei Chlebfo eingeladen gewesen, hätte machtlos, geschoren, geht in Kett und Strid. aber mit ihm nicht von Politit gesprochen. Strom O, hütet euch das nicht auch seine baß nicht auch seine feld hatte seinerzeit, als er zum Generalstabschef ernannt worden war, Bela Kuhn offen erklärt, umreißt die Säulen dieser Republik  , er sei weder Kommunist noch Sozialist und über- bis unserer Freiheit Tempel, hehr gefügt, nahme das Kommando nur, weil er als nationaler ein Trimmerlabyrinth formlos am Boden liegt! Ungar seinem Vaterlande die verlorenen Gebiete zurüderobern wolle. Es ist demnach ziemlich flar, daß die Polizei jetzt nur eine Geschichte erfunden hat, um der Regierung einen Vorwand zu geben,

das Interniertenlager von Szala- Egerszeg nicht

auflösen zu müssen.

Hoch Wittelsbach!- Ein weiter Fall Fechenbach.

Hand

Longfellow.  ( Uebersetzt von Freiligrath  .)

4. März 1923.

Deutschvölkischer Seelenausschwung. Eben jetzt, in den Tagen höchster Not Deutschlands  , fin­det sich in einem braven deutschöllischen Blatt, der Braunschweiger Landeszeitung" folgendes rei­zende Inserat:

Dich und die Wittel habe ich so auf der Westen." Als sich sein gewaltiger Zorn etwas gelegt hatte, sagte er zu den anderen Kinden. Laß das blöde Mensch stehen." In einer früheren Religionsstunde äußerte er sich zu dem Mädchen: Wenn du einmal Kinder hast, so wachsen diese ohne Glauben auf." Seine Wut stammt daher, Nur für Ausländer! daß der Vater des Mädchens fonfessionslos iſt Rittergut in Pomerellen  , 7700 Morgen, erste und das Kind die religiösen Uebungen gar nicht flassiges Objekt mit viel Wald und sehr gutem Bo mitmachen läßt. Mit Saftausdrüden wie: Balt den, erstklassiges Inventar, herrlicher Wohnsiz, für deinen Brotladen!" ist er nicht verlegen. Diese 150.000 Dollar zu verkaufen. Eilof. Brobe echt Herikaler Unduldsamfeit und legelei ferte an W. Triebes, Caspariſtraße Nr. 4.

wird so manchen Eltern die Augen öffnen und sie werden einsehen müssen, daß es doch das beste ist, dieser Summe auf dem Präsentierteller, wie schnell Ei, die Patrioten! Räme ein Franzose mit ihre Kinder solchen Pädagogen zu entreißen. würde er Eigentümer eines urteutonischen und Die Arbeiterzeitung" zum erstenmale nach hochfeudalen Rittergutes werden, dieweil sich die dem Kriege lonfisziert. Aus Wien  , 3. März, wird erämer in den Vorstädten scheuen, französisch uns gemeldet: Die Arbeiter- Zeitung  " ist hente sprechenden Ausländern" ein Biertelpfund Käse zu zum erstenmale in der Republik   von der Staatsverkaufen! anwaltschaft tonfisziert worden. Der Grund liegt darin, daß die Arbeiter- Zeitung  " die Konfiska­tion unseres Wiener- Neustädter Parteiblattes kri­tion unseres Wiener Neustädter Barteiblattes tri­tifierte und der Staatsanwalt darin Anstellung von Vermutungen über den Ausgang einer in

Gang befindlichen Untersuchung erblidt.

Studentenfrawalle an der Danziger Poly

Schriftsteller. Das Schulministerium

technik. Die Blätter melden aus Danzig  , daž es an der dortigen Polytechnit seit mehreren Tagen zu heftigen Auseinanderset zungen zwischen der polnischen und der deutschent Studentenschaft kommt. In der Die Elektrifizierung der Staatsbahnen. Zu Freitagnacht haben die deutschen   Studenten die den lezten Zeitungsmeldungen über die geplante Embleme der polnischen Studentenkorps aus dem Elektrifizierung der Staatsbahnen wird vom Gebäude der Polytechnik entfernt. Eisenbahnministerium folgendes verlautbart: Reise und Studienftipendien für Journalisten Zum Schuße der Ehre des Staatsoberhaup Gleich nach dem Umsturze hat das Eisenbahn­tes und der Armee. Am Freitag wurden fol- ministerium begonnen, die Frage der Elektrifischreibt einige Reise- und Studien- Stipendien bis zu gende Urteile gefällt: Der Taglöhner Gabriel zierung der Staatsbahnen zu ſtudieren, u. 31. 3000 K für Journalisten aus, die Bürger der Torby jun. unterhielt sich am 20. Feber 1921 in nächst in der Umgebung von Prag  , wo sie am einem Wirtshaus. Während des Zechens bediente dringendsten ist und mit dem Baue der Prager Tschechoslowakischen Republik sein, den üblichen all­er sich beleidigender Ausdrücke" gegen das Bahnhöfe zusammenhängt. Die Voraussetzung gemeinen Bedingungen entsprechen müssen und be der Elettrifizierung der Bahnen sind ausgiebige jondere Fähigkeit nachzuweisen haben. Den Vorzug München  , 3. März. Der bayrische Land Staatsoberhaupt und gegen die nationale Armee. elektrische Energiequellen; erst die Entwidlung in genießen Redakteure fultureller Revuen. Die Emp tag hat im Finanzausschuß gegen sechs Stimmen Tordy wurde unter Berücksichtigung, daß er der legten Zeit hat gezeigt, daß es möglich sein fänger eines solchen Stipendiums werden verpflich der Sozialdemokraten und der Kommunisten die seine Handlung in angeheiterten Zustande ver- wird, die erforderliche Energie in der Umgebung tet sein, bis Ende 1923 seine Verwendung gemäß Borlage über die Abfindung der Wittels übt hatte, zu drei Monaten Gefängnis von Prag   zu erlangen. Aus fachlichen Gründen dem bestimmten Zwede nachzuweisen. Die Gesuche, bacher angenommen.( Das arme Bayern wird und 1000 Streuen Geldstrafe verurteilt. Der wurde die Strede Prag  - Pilsen   gewählt, auf die ein genaues Brogramm, den Reiseplan, Zwed also feinemt abgetadelten Fürstengeschlecht Milli Arbeiter Remius Stobra machte sich am 24. Feber welcher der Elektrifizierungsbetrieb begonnen und Dauer der beabsichtigten Reise( die auch im Ge­ardensummen auszahlen. D. R.  ) Die Immu- 1921 in einem Wirtshaus einer Beleidigung" werden soll. In die Elettrifizierung soll der Wil  - biete der Tschechoslowakischen Republik stattfinden nität des tommunistischen Abgeord des Staatsoberhauptes schuldig, wofür er zu sonbahnhof und der Weinberger Tun- lann) und einen genauen Bericht über die bisherige neten Eisenberger, den der Staatsanwalt fünf Monaten Gefängnis verurteilt wurde. nel in Prag   einbezogen werden. Auf dieser Tätigkeit sowie die erforderlichen Personalbelege, ins­wegen Pressemitteilungen über ge. Der Zimmermaler Ernst Uhrmann erörterte Strede wird das für den Betrieb auf weiteren besondere den Heimatschein, beizubringen haben, find heime Rüstungen verfolgt, wurde im im vorigen Herbste in einem Wagen der Elektri  - Strecken mit elektrischem Antrieb erforderliche spätestens bis Ende März 1923 bei dem genannten bayrischen Landtade aufgehoben. Es fehlt schen die politischen Verhältnisse und bediente sich Personal geschult werden. An dem General Ministerium einzureichen. In gleicher Weise schreibt noch die Bestätigung des Plenums, woran aber dabei beleidigender Ausdrücke gegen die nationale projekt für den elektrischen Betrieb in dem er das Schulministerium einige Reise- oder Studien­nicht zu zweifeln ist.( Damit bereitet sich eine Armee. Er wurde verhaftet und vegenBeleidigung wähnten Streckenabschnitt wird gearbeitet. Man stipendien bis zu 3000 K für junge begabte zweite Affäre Fechenbach vor, die Volksgerichte" der nationalen Armee unter Anklage gestellt. Der zieht auch die Einführung einer elektrischen Affu Schriftsteller aus. Die Bedingungen find dle­werben wieder zu tun bekommen. D. Red.) Strafgerichtshof verurteilte ihn zu andert- mulatorenlokomotive, von der in den Tagesblät felben wie die oben angeführten. Wird ein Studien­halb Jahren Gefängnis und 3000 K tern gesprochen wurde, in Erwägung. Sie soll stipendium angestrebt, so sind die beabsichtigten Stu Geldstrafe. Uhrmann appellierte und bat um seine der Einschränkung des Rauches auf den Prager bien genau zu bezeichnen. Auch diese Gesuche find Waffenübungen" in Bolen. Enthaftung bis zur endgültigen Erledigung des Bahnhöfen dienen. Diese Lokomotive würde nur bis zu Ende März 1923 einzureichen. Berlin  , 3. März.( Eigenbericht.) Eine Ber- Prozesses. Der Gerichtshof hielt jedoch die Saft zum Verschieben in den Prager   Bahnhöfen ver­finer Mittagszeitung berichtete heute auf Grund aufrecht.- Diese Urteile wurden nicht etwa wendet werden; man wird aber an ihre Ein- Vortrag Prof. Laun. Der von der Deutschen  einer Meldung des sozialdemokratischen Robot- in Prag   und nicht zum Schuße des Präsidenten führung nur dann denfen können, wenn billige Völkerbundliga in der Tschechoslowakischen Republik nit", daß Polen   zu mobilisieren beginne. Masaryk und der tschechoslowakischen Armee ge- elettrische Energie für die Ladung der Akkumula- veranstaltete Vortrag des hervorragenden Bölfer­Die polnische Gesandschaft dementierte diefe Mel- fällt, sondern es sind dies Urt- ile des Buda- toren zur Verfügung stehen wird. rechtslehrers der Hamburger Universität  , Prof. Dr. dung und erklärte, es handle sich lediglich um pester Strafgerichtshofes zum Schuße der Ehre Gleichberechtigung beider Geschlechter bei Rudolf Laun  , findet am Mittwoch, den 7. März um Waffenübungen einzelner Jahrgänge. Sorthys und seiner Armee, was wir mitteilen, Eheschließungen in England. Wie aus London   8 Uhr abends im Spiegelſaal des Deutſchen Hauſes ( Die lebungen" mitten in Winter sind jeden um Irrtümern vorzubeugen. gemeldet wird, hat das englische Unterhaus mit statt. Der Vortrag ist allgemein zugänglich. falls ungewöhnlich.) 131 gegen 27 Stimmen einen Antrag angenom­Schüßt eure Kinder vor den Pfaffen! Der Versteigerung der unanbringlichen Postsendungen Augsburg  , 3. März( Wolff). In einer von der Statechet Willi Weitert einer Wiener   Mädchen- men, durch den bei Eheschließungen die Gleich in Brag. Am 13. März 1923 gelangen um 8 Ühr hiesigen Ortsgruppe der Nationalsozialisten einbe- volksschule, ein bekannter Heyer, sprach dieser führt wird. Nach der bisherigen Gesetzgebung Prag  ( ,, pujčovny") die unanbringlichen Poſtſen­berechtigung beider Geschlechter durchge- vormittags in der Auktionshalle des Leihamtes in rufenen Bersammlung tam es bei der Diskussion Tage in der Religionsstunde über die Fasttage. fann der Mann die Ehescheidung auf Grund der bungen verschiedenen Inhaltes zur öffentlichen Ver zwischen den Nationalsozialisten und den Ein Mädchen wollte ihn fragen, ob die Herren Untreue der Frau allein verlangen, während die steigerung. Rommunisten zu blutigen Auseinan Statecheten auch diejenigen Fasttage halten müs- Frau außer Untreue noch schlechte Behandlung dersezungen. Etwa 20 Personen wurden versen, welche das Bolt nicht halt braucht. Raum oder böswillige Verleumdung beweisen muß. Da Unter den fahrenden Zug geraten. Der zwölf­leht, darunter vier schwer. Die Polizei räumte den hatte sie mit der Frage begonen, schrie dieser der Gesekantrag sehr große Unterstüßung gefun- jährige Sohn der Familie Strachner aus Haida, Saal. Eine Gruppe der Nationalsozialisten warf im Priester der Religion der Liebe" voller Zorn: den hat, ist es wahrscheinlich, daß er im Laufe der auf der Haltestelle in Leipa mittags auf den Zug Betriebe der sozialdemokratischen Schwäbischen   Bon dir, du Rohmensch, laffe ich mir nichts der Tagung zum Gesetz erhoben wird.- Das wartete, rutschte auf dem schlüpfrigen Boden aus und Volkszeitung" eine Anzahl Fenster ein. gefallen, ich weiß schon, wie es bei dir zu Hause zugeht, ihr habt feinen Glauben, in religiöser Hinsicht bist du blöd, sag es deinem Vata und deiner Maeda, ich fürchte mich nicht, im Gegenteil mich fürchten die Leute. Schau, daß du hinauskommst, ich haue dir eine Flaschen herunter, du verdirbst mir die ganzen Stinder.

Rom  , 3. März. Heute ist gemäß der Vereinba rung der paritätischen Fiumanter Kommission die Räumung von Susat durch italienische Trup pen ohne Zwischenfall erfolgt. Nunmehr wird die Räumung der dritten Zone Dalmatiens  folgen.

Der Held im Schatten.

Unterhaus hat weiter in zweiter Lesung andere wichtige soziale Maßnahmen genehmigt, u. a. auch das Geses betreffend die unehelichen in de r, durch welche diesen die Legitimität zugestan den wird, wenn ihre Eltern nachträglich eine Ehe abgeschlossen haben. Das Gesetz bezieht sich aber nicht auf ans Ehebrüchen stammende Kinder.

leichter herüber, stieß Ernst an und grollte: Das| Zehn Monate! Dafür gibt es nicht mal einen Löf­Kittchen!" Ernst wußte, daß damit das Gefäng- fel. Bis du richtig essen willst, ist die Zeit ja schon nis gemeint war, und heftete den Blick gespannt vorbei..." auf den Bau, der ihm für ein fleines Jahr Heimat und Welt sein sollte.

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geriet unter die Räder des einfahrenden Zuges. Dem armen Jungen wurde das rechte Bein unterm Sente abgetrennt. Nach einem anderen Bericht eines Augen­zeugen soll der Junge auf den noch fahrenden Zug aufgesprungen, dabei von einem anderen Jungen zu rückgerissen und so unter die Räder gestürzt worden sein.

Durch einen langen, trüben Gang schritt Ernst hinter dem Oberaufseher drein. Dumpf pol­terndes Rasseln brandete an den Wänden hoch, schauerlich den Hall verschollener Zeiten weckend. Ein großer, wild blidender Sträfling tam ihm ent­gegen; er setzte die Beine zwangvoll nach den Sei­ten; über den Knöcheln wuchteten breite, schwer Eisenringe, durch eine dicke Kette verbunden. Bei jedem Schritt flirten die Ringe laut und klagend. Der Bruder hat ausbrechen wollen. Dafür und unverhofft, ohne daß man einen Schritt hörte. hat er die Springer gefriegt und kommt vier Wo­Die Sträflinge verstummten, frimmten sichchen in strengen Arrest. Schau dir's nur genau schlangenhaft und glitten um den Aufscher, der an. Vielleicht vergeht dir die Lust aufs Durch mit grauen, rohen Augen jede Bewegung verbrennen. Man hat schon Mittel, euch Bande zn folgte. zwingen."

Roman von Karl Bröger  ,( 16) Was die Kerle eigentlich wollten, ging Ernst nicht ein. Sie tafteten ihn frech und zudringlich Der Weg ging mitten durch die Stadt. Eht Drei Soldaten standen vor dem Eingang. von Kopf zu Füßen ab, rissen Wise über sein Aus Gemisch von Schnee und Schmuß quatschte unter Ein Posten pendelte die Stirnseite des Gebäudes sehen und hätten wohl noch länger fortgemacht, den Schritten, Ernst hielt den Hals steif, schaute auf und ab, gudte gelangweilt nach den zwei Aniväre nicht urplößlich der Oberaufjeher dagestan unternehmend in die Welt und warf die Blide der kömmlingen und drehte fnirschend auf dem derben den. Wie der Mann eigentlich ging, war sein eigen Menschen fühl zurück. Sein Wächter spann ein Absatz dicht vor Ernst um. Ein enger, finsterer stes Geheimnis. Er war da und war fort, plöblich Gespräch an, wie Ernſt dankbar zu merfen glaubte, Flur empfing sie. Es roch dumpf und faul, und um jedes Aufsehen zu vermeiden. An der alten plötzlich gute Ernst daheim im Zwinger aus dem Georgskirche vorbei, die belebte Bahnhofstraße Wohnungsfenster in den Hof, wo die Dunggrube aufwärts und über den Bahnhofplay weg durch noch immer zum Summer itant. Ginen ein Seitenpförtchen zum Zug. Diesen Weg ist tigen Schlüffelbund an der Seite, tauchte über Ernst Löhner später noch hundertmal gegangen, raschend ein Aufseher aus dem Halbdunkel. Der ohne einen Begleiter mit Revolver und Schließ Mann hatte falsche, lauernde Augen, einen spöt­tette, von Bekannten freundschaftlich begrüßt, und tischen Zug im Gesicht und den schleichenden, un in dem sicheren Bewußtsein des Menschen, dessen hörbaren Gang großer Staben. Leistungen auf den Fortschritt der Welt zielen. Jetzt wurde ihm doch jeder Schritt schwerer, die alten Mauern und Türme nidten teilnahmsvoll, und der Stadtwall, fahl und schwärzlich im Winterdunst, würde einen Frühling blühen, den er nicht sah...

Von der Bahn ist eine halbe Stunde Weg nach dem Gefängnis Sohburg. Ernst Löhners

,, Was sind denn das für Vögel?... Wie lang' hast du?"

,, Wastreibt ihr denn da? Schneid' dem Zu­gang das Haar, und du schaff' die Uniform her. Aber schnell, sonst mach' ich euch Beine

Ernst fühlte das falte Eisen im Genid. Sein langes, eitel und hingebend erhaltenes Saar fiel auf die Steinfliesen, und ehe fünf Minuten um waren, stand Ernst furz geschoren vor dem Auffe her, der ihn befriedigt umdrehte.

So, und jetzt in die Uniform, dann tist or, wie du sein mußt."

Ernst begriff nicht gleich, daß er gemeint sei, war überhaupt ganz benommen von den Eindrüt fen und schwieg. Der Oberaufseher fuhr ihn barsch an, ob er wohl das Maul verloren habe. Er würde ihn nicht immer zweimal fragen. Ernst gab die verlangte Auskunft, wurde mit einigen spisigen Das grobe, dickfaserige Hemd schenerte auf der Reisebegleiter übernahm noch einen Häftling, und Anwürfen wegen seines Alters, seiner mangelnden Haut, und die Hosen waren viel zu lang; ratlos da er wohl nicht für geraten hielt, beide frei wan Arbeitslust, überhaupt seiner echt großstädtischen wog Ernſt ein meterlanges Tuch in der Hand, bis dern zu lassen, schloß er sie mit den Handgelenken Verdorbenheit bedacht und vernahmi itaunend, daß ihm bedeutet wurde, das sei um den Sals zu tra­aneinander. Der Kamerad war ein großer, man ihn hier schon ziehen werde. Das dürfe er gen. schwerer Mensch und kam mit neun Monaten Gegern glauben. fängnis aus einem anderen Gerichtsbezirk. Er Nachdem alles in einen Sad gestedt worden murrte dumpf bei jedem zweiten Schritt, fluchte war, was er mitgebracht hatte, tam Ernst in einen halblaut auf Staat, Polizei und Gericht und zerrte Raum, den vier oder fünf Sterle in grauweißen unwirsch an der Kette, wenn Ernst es gar zu Drillichkleidern bevölkerten. Einer davon winkte eilig hatte. Ernst heran, fragte ihn nach Herkunft, Sünde und Ein fahlgelbes Haus lagerte breit und Strafe aus und mederte höhnisch, als Ernst ge­wuchtig am Abschluß der Landstraße. Ein altes drückt seine zehn Monate gestand. Kloster, dachte Ernst. Der Kamerad beugte sich Da wirst du nicht alt bei nuts, Junge!...[ ren.

Die hämische, aufreizend bösartige Stinne des Büttels peitschte Ernst aus seiner Versanten­heit. Wo war er denn hingeraten? Erinnerun gen stürmten auf ihn von vormals gelesenen Ge­schichten. Heyenhammer und peinliches Gericht, die Folterkammer, die er so oft gruselnd betrachtet hatte, Daumenschrauben und spanischer Stiefel... das ganze Mittelalter tanzte den höllischen Reigen um Ernst Löhner, der fest die Zunge zwischen die Zähne nahm, um nicht aufzuschreien. Hier lebte Zeit, die er sonst nur an hohen, traumhaft schönent also noch die Grausamkeit und das Entsetzen einer Kirchen, an heiteren, edel maßvollen Säusern, an findlich frommen Madonnen erkannt hats, Sier hatten sich Finsternis und Roheit ihre Bug ge­baut und widerstanden allen Anläufen der Menschlichkeit und erwachter Vernunft.

Ernst Löhner mertte überraschend, daß gleiche Kleider schnell gleiche Menschen schaffen. Sein Anzug hatte gar nicht zu dieser Welt gepaßt. Jetzt Raum, dämmerig und erstickend, mit schweren Git­Die Zugangszelle war ein großer, viereckiger fühlte er sich vertrauter und heimischer, und da terrahmen an den Fenstern und einer tloßig dicken, ihm auch noch die flache Müße aufgeſtülpt wurde, eisenbeschlagenen Bohlentür. Halb geblendet tau­unterschied er sich gar nicht mehr von den anderen melte Ernst Löhner über die Schwelle, hörte Nie­Sträflingen. Büßer faben sich zum Verwechseln gel und Schlösser schnappen und blieb mit hängen­ähnlich, und jeder ist der Doppelgänger aller ande- den Armen wie angenagelt stehen. ( Fortsetzung folgt.)