Beite 6.

Literatur.

Urania- Monatshefte für Naturerkenntnis und

15. Jänner 1926.

Kannten Paläontologen Prof. Dr. Othenio Abel.  [ Können anzubieten. Soviel Disziplin- unb 3m Beiblatt„ Der Leib" beginnt der Mitarbeiter was noch mehr in die Wagschale fällt- Selbst. unseres Blatte, Gen. Julius Löwy( Prag  ) unter bewußtsein hat ein Arbeitersportler immer der lodenden Ueberschrift Das Wunder der aufzubringen, daß er seiner Sache, für die er jahre. Liebe" eine fesselnde und für jedermann ver- lang tätig war und der er sich mit ganzer Hin­ständliche Schilderung der Wirkungsweise der Bube- gabe gewidmet hat, nicht um des Geldes willen den ritätsdrüsen. Eine Anleitung zum Lesen tierischer Rüden fehrt. Es ist dies zwar bis heute nur auf Fährten von Paul Walther, praktische Ratschläge vereinzelte Fälle beschränkt geblieben und man darf fürs Mikroskopieren im auffallenden Sichte von W. hoffen, daß es künftighin dabei bleiben wird. Denn Reuscher, Experimentierede, Riedbeigabe und inter  - in dieser bürgerlichen Gesellschaft, die den Sport essante Notizen vervollständigen den unterhaltsam nur um des Geldes willen betreibt, hat ein belehrenden Inhalt. ehrlicher Arbeitersportler nichts 1 suchen.

Kunst und Wissen.

Ruhig fann behauptet werden, daß es heute wie auch früher nur der Arbeitersport tit, der den reinen Amateurismus im Sporte

Vorschläge zur Bekämpfung der Istiegen ist. Wies Ende Oktober der Stand der Unterstüßungsfälle die Zahl von 681 auf, alfo im Arbeitslosigkeit in Oesterreich  . Monatsdurchschnitt rund 97, so ist in den letzten Angesichts der ungeheuer zunehmenden Ar zwei Monaten die Zahl der Fälle auf 1523 hinauf beitslosigkeit haben die Spizenverbände der öfter geschnellt. Das sind also für die beiden letzten reichischen Arbeiterorganisationen eine Dentschrift Monate um 812 Unterstüßungsfälle mehr oder im beröffentlicht, in welcher eine Anzahl von Maß- Durchschnitt für die beiden Monate je 421 Fälle. nahmen zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit vor­Daraus fean man ersehen, wie wenig ver­geschlagen werden. Was die allgemeine Wirtschaftsfäßlich die staatliche Arbeitslosenstatistik iſt. politit anbelangt, so wird zur Hebung des Exportes die Abschließung von Handelsverträgen( in erster Linie mit Ungarn   und Rußland  ), beziehungsweise deren Revision( mit Deutschland  , der Tschechoslo wakei und Volen) gefordert. Durch Kreditgewäh- Gesellschaftslehre, Urania- Verlags- Ges. m. b. S., mmg an die heimische Landwirtschaft soll deren Jena  . Es ist gut, wenn wir uns von Zeit zu Zeit Rauftreft gestärkt werden. Auch durch Inangriff wieder einmal darüber klar werden, was das Wesen Spielplan des Neuen Deutschen Theaters. Heute pflegt. Darum: Heraus aus den bürgerlichen Beschäftigung verfchafft werden. Die Senkung des erstrebenden Wolfsbildung ausmacht. Genosse Freitag Gastsp. Kramer Teresina", Samstag Berbänden, die den ehrlichen Sport in Mißkredit Zinsfußes und eine Konzentration der Banken Dr. Ritter- Warnsdorf gibt im Jännerheft der nachm. Urania Vorstellung„ Der Kuß", abends bringen und hinein in die Reihen des Ar. wird empfohlen. Vor allem wichtig ist aber der Urania  " darüber recht tiefschürfende Ausführun- Der Gatte des Fräuleins", Sonntag 11 beiter Turn- und Sportverbandes! Vorschlag, die Arbeitslosenfürsorge zu einer pro- gen, die zugleich eine glänzende Rechtfertigung die- Uhr Kammermusit, nadm. Jugendfürsorge­duftiven Ausgabe in der Weise umzugestalten, daß ses proletarischen Kosmos" darstellen und für alle Vorstellung„ Elo Clo", abends Premiere, e i die Mittel der produktiven Erwerbs- noch Fernstehenden die dringliche Aufforderung in lige Ente", Montag neu Pygmalion". losenfürsorge nicht nur zur Durchführung sich schließen, nicht länger zu zögern, regelmäßige öffentlicher Arbeiten verwendet werden, sondern Bezieher der Bildungszeitschrift zu werden. Aus auch der Privatindustrie zugute kommen, so nämdem reichen Inhalt des Heftes heben wir beson­lich, daß dem Unternehmer bei Mehreinſtellung ders hervor:„ Mechanik im Tierkörper" von Dr. von Arbeitskräften eine Beschäftigungsprämie in Ing. Feldhaus,„ Rasse Mensch" Ing. Feldhaus,„ Rasse Mensch" von Weithaas, Höbe von drei Vierteln des Arbeitslosenunter- Ein neuer Neandertalmenschen Fund" von dem be­stüßungssatzes für jeden neueingestellten Arbeiter gewährt wird. Durch eine solche Subventionierung, die in England schon einmal von Sir Alfred Mond   vorgeschlagen wurde, und auch in Deutsch­ land   schon mehrfach diskutiert wurde, sollen die Produktionskosten gesenkt und die Preise ernied rigt und somit eine größere Absazmöglichkeit ge­

Spielplan der Kl. Bühne. Heute Freitag Die Freundin Sr. Exzellenz", Samstag neu­einstudiert„ Mamselle Nitouche", Sonntag nachm.„ Der Mensch im Käfig", abends Wahrer Jakob", Montag Bankbeamtenvorst. Die Freundin Sr. Exzellenz".

Turnen und Sport.

man sich nicht viel Ropfzerbrechen. In Mitteleuropa  sind es nur Desterreich und die Tschechoslowakei  , die sich offen für den„ Nichtamateurismus" bekannten. Deutschland  , Polen  , Ungarn  , Jugoslawien   usw. find olle für den Amateursport eingetreten und verfechten diesen Gedanken mit aller Hingebung. Troydem iſt es fein Geheimnis mehr, daß auch dort der Ama­teurismus seinem Niedergang entgegengeht. Zigar­ren- und Sportartikelgeschäfte, Damenhütesalons werden für diese Amateure" eingerichtet; ja sogar Kaffeehäuser werden gepachtet, und das geht so fort. Hauptsache ist und bleibt, daß man mit seinem Amateurismus Staat machen kann und der allge­meinen Sportwelt beweist, daß bei„ uns" von einer Bezahlung des Sportlers feine Rede sein kann.

-kl.

KINO  - PROGRAMM

vom 15. bis 21 Jänner 1926.

2976

Wran Urania- Kino   Telefon 429

Einziges deutsches Kino Prags  .

Sündenbabel

mit Reinhold Schünzel  .

LIDO IO

„, Peter Pan"

Märchenspiel in 10 Teilen. Auch Kindern ist der Zutritt gestattet.

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Wo verkehren wir?

Café Continental,& Brag- Graben

Goldenes Krenzel,& Prag  - Retazanta.

Gastwirtschaft„ Lidový dùm"

Der bürgerliche Amateur. Amateur, in welcher Sportart immer, zu sein, chaffen werden. Eine solche Produktionsverbilli hat in unserer geschäftstüchtigen" Zeit viel von amg ermöglicht eher eine Exportsteigerung als ein seinem Nimbus verloren. Die, die den Sport Schutzzollsystem und vermeidet dessen Nachteil der nur aus ideellen Grundsätzen betreiben, find so ver­Steigerung des inländischen Preisniveaus. Nur schwindend Klein, daß man sie wirklich mit der La zur Abwehr von Schleuderexpovien, durch welche terne am hellen Tage suchen kann. Ein lehrreiches sich ausländische Konzerne die Hochschutzölle ihres Beispiel bietet der Fußballsport, in dem in Landes zunuze machen, und bei wenigen Waren letzter Zeit viel darauf hingewirkt wird, endlich soll Desterreich seinerseits seine Zölle bis zu 150 einmal reinen Tisch zu machen. Die Frühzeit des Prozent des gegenwärtigen Zolljayzes steigern, nur Fußballs kannte nur Amateure, die mit Leib und unter der Bedingung aber, daß gleichzeitig eine Seele ihn ausübten. Man dachte gar nicht daran, starfe staatliche Kontrolle der Kartelle daß sich aus einer solchen Betätigung Geld machen" eingeführt werde, damit diese feinen Mißbrauch ließe. Die einzige Entschädigung war die Freude mit den Zöllen treiben. Der Aufwand für die an einem Sieg und daß man fremde Städte oder In dieser Beziehung ist gerade der Weltmeister Arbeitslosenfürsorge soll durch stärkere Heran- Länder schauen konnte." Und wie oft hört man es im Fußball Uruguay   ein sehr lehrreiches Beispiel. im Fußball Uruguay   ein sehr lehrreiches Beispiel. ziehung des Bundes gedeckt werden. Ferner wird noch heute: das war eine schöne Zeit. Vieles ist Seine aufschenerregenden Resultate auf der bür in der Denkschrift die Beibehaltung des Mieter- anders geworden. Aus einer idealen Sportgerlichen Pariser Olympiade brachten ihm zahl ichuzes gefordert. Durch Hebung der öffentlichen betätigung wurde eine finanzielle Angelegen reiche Wettspielanträge ein. Sechs volle Monate Bautätigkeit, durch Begünstigung neuer Industrien heit. Bekam man nicht das Gewünschte", so ließ grafte" er Europa   ab und ließ sich seine Wett­( eventuell auch mit Sifle der produktiven Erwerbs man seinen Nub bei der nächsten Gelegenheit ein spiele sehr hoch bezahlen( bis 6000 Dollar). Das losenfürsorge) usw. soll mehr Arbeitern Beschäfti fachschwinmen", schaute seelenruhig zu, wie man waren und sind die Amateure, die in der bürger­gung verschafft werden. Zur Entlastung des Ar- sich eventuelle Niederlagen holte. Der Klub war lichen Verbänden ihr beschauliches und einlömm­beitsmarktes wird die Förderung der Auswan- auf einmal Nebensache, wenn nicht mehr der Wei- liches Dasein führen. Aber man braucht gar nicht derung durch Verträge und durch geldliche zen" blühte. Und so ist eine Zeit gekommen, in der auf diese Exoten hinzuweisen. Wir haben in Europa  Unterstüßung der Auswanderer gefordert. Außer- man wohl nach außen hin Amateur ist, trotdem Länder genug, wo der bürgerliche Amateur" wahre dem wird, angesichts der Maffeiterbeitslosigkeit aber immer eine offene Sand hat und auch findet. Orgien feiert. Da sind es die Spanier, die Ita­jugendlicher Arbeiter vicle derselben können Der bürgerliche Amateur" feiert seine Blütezeit. liener, Polen   und zuguterlegt kommen die Jugo­nämlich nach Beendigung ihrer Lehrzeit überhaupt Kgl. Weinberge, Fochova 27. Alle bürgerlichen Sportvereine sind in einem slawen von Ungarn   ganz abgesehen, wo die feine Anstellung finden, empfohlen, für die Verband zusammengeschlossen, der streng im bür- Spieler als reine Amateure Zuwendungen" erhal nächsten Jahre die Schulpflicht um ein Jahr, gerlichen Fahrwasser dahinsegelt. Diese bürger- ten, die die Bezahlung der Professionals um cin bis zur Vollendung des 15. Lebensjahres, u ver- lichen Verbände üben nun die Wacht über den Beträchtliches überschreiten. längern, um auf diese Weise einen Jahrgang Sport aus. Und aus diesen wieder heraus hat sich Man kann ruhig von einem Niedergang des Arbeitsstellen auszuschließen. Denn erst für die sie kurz nennt. Und diese Fifa   wieder diktiert, daß chen und es gibt auch bald keine Sportart mehr, Jahre 1929 bis 1932, in denen sich der Geburten­in der nicht ein solcher Amateur" seine Bezahlung auss: Il des Krieges auf dem Arbeitsmarkt aus findet. Nur daß es da nicht so kraß zutage tritt wirken wird, kann mit einem organischen Rüdgang wie im Fußballsport. des Angebots jugendlicher Arbeitsfräfte gerechnet

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jugendlicher Arbeiter von der Bewerbung um eine„ Internationale" gebildet, die Fifa  , wie man bürgerlichen Sportes in allen feinen Zweigen pre Käse, Butter, Eier

verden.

Die Arbeitslosigkeit in der Metallindustric. Während nach den Angaben des staatlichen Amtes sich die Arbeitslosigkeit in den letzten Monaten auf gleicher Höhe bewegt, das Amt gibt als Anzahl der Bewerber bei den Arbeitsver­mittlungsstellen, die feine Austellung erhielten, in den letzten Monaten die Zahl von migefähr 40.000 en berichtet der Internationale Metall arbeiter"( Stomotau), daß seit Ende Oktober die Arbeitslosigkeit unter den Mitgliedern des inter­nationalen Metallarbeiterverbandes rasch ange

Frauen im Leben berühmter Männer.

Goethes Sulcifa".

nur mit solchen Vereinen oder Verbänden Wett­kämpfe abgeschlossen werden dürfen, die ihrerseits anerkannt worden sind. Das Privileg des Sportes befindet sich daher in rein bürgerlich tapitalistischen Händen. Diese Internationale", wie auch ihre einzelnen Verbände haben nun den Amateurismus auf ihre Fahne geschrieben; wie sie ihn aber aus legen und umgehen, das ist eine andere Sache. Die Spieler erhalten, Zuwendungen" aller Art, und das alles geschieht nur, um ,, konkurrenzfähig" bleiben zu fönnen. Schon der Fifakongreß 1925 in Brag gab ein schönes Bild, wie man sich bürgerlicherseits den Amateurismus vorstellt. Einige Verbände meinen es zwar ehrlich und wollen nur reine Amateure Tennen, aber der Großteil feilschte und setzte es auch durch, daß man einem Amateur auch„ Entschädigun- Verantwortlicher Redakteur Wilhelm Nießner gen" gewähren darf. Daß dadurch der Amateuris Druck: Deutsche   Zeitungs- Aktiengesellschaft. Brag. mus eine Verwässerung erfuhr, darüber machte Für den Druck verantwortlich: Otto Solih.

Viele, den bürgerlichen Verbänden angeschlos­jenen Sportvereine setzen sich zum Großteil auch aus Arbeitern zusammen, seien sie nun Spieler oder Funktionäre. Sie haben ihr Vorgehen mit der fadenscheinigen und durch nichts begründeten Ausrede motiviert, daß man sonst nicht lebens­fähig" wäre. Aber nicht nur das, auch so mancher Arbeitersportler hat in Verleugnung der wahren Sachlage der Verlockung nicht widerstehen können, den bürgerlichen Vereinen für Geld sein sportliches Herausgeber Dr. Ludwig Czech  .

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,, Sieht man Dich, muß man Dich lieben." Ihr lesen, das noch in späten Jahren das Herz unseres| ich freudig; nimm es hin", da hatte sich die junge reiches Wesen hatte sich), als Goethe sie als Frau größten Dichters erfüllt hat. Wie er ant Abschieds Frau noch nicht zu der Abgeklärtheit des Dichter­wiedersah, zu vollster Harmonie entfaltet. In der tage, am 26. September, sein Glaubensbekenntnis genius durchgerungen. Ihre blühende Gesundheit Gerbermühle, dem Stammsize der Familie, wurde ausspricht: Höchstes Glück der Erdenfinder ist doch schwand dahin, und es war der vornehm empfin­Goethe in der Fee des Hauses, der schönen Mül- die Persönlichkeit", so empfindet er gerade an die- dende, selbstlose Gatte, der dem Freunde die Wie­lerin, die Frohnatur, die Lust am Fabulieren" sem Tage so stark, daß sich die Persönlichkeit erst dervereinigung vorschlug. Es ist, als wenn Goethe in seiner Liebe zu seiner Mutter lebendig. Aber auch die Erinnerung vollendet in der Vereinigung mit einer andern, Marianne   rang fid) sur inneren Harmonie durch. Marianne von Willemer  , seiner Frankfurter   Freun an die Frau, die er von allen am meisten geliebt", seelenverwandten, und er läßt Hatem fortfahren: 1819 fonnte Goethe der Geliebten als schönste Er­din, faft Schen empfunden habe, alle die Glut an Lili, wachte auf. Ihre Herzen öffneten sich im Alles Erdenglüd vereinet find' ich in Suleika nur." innerung an gemeinsame Liebe den Westöstlichen jeines Herzens in Worte zu fassen, die der Fünf- tiefsten Seelenverständnis, und die Frucht dieser Goethe empfand wohl, daß nach diesem Höhe Divan" schiden, und zugleich demütig und stolz, undsechzigjährige formte. Wir finden die Flamme Neigung von Herzen zu Herzen sind die Lieder von punkte der Heidelberger Tage nichts Vollendeteres beschämt und entzückt" durchlebt sie noch einmal den dieser Leidenschaft im Westöstlichen Divan". Hatem, dessen erstes Goethe am 12. September mehr folgen lonnte, und er wollte wohl auch nicht seligen Traum und schließt ihren Dank mit der Ge­Goethe, der ewig Junge, ist Satem, und die Schön- schrieb:„ Nicht Gelegenheit macht Diebe; sie ist noch einmal zerstörend in ein Menschenschicksal ein- wißheit, daß man nichts tun fann, als es für heit der Verse in diesem Liebeszyklus wird fast nur selbst der größte Dieb." Darauf antwortet Ma- greifen. Er flüchtete", wie so oft, und wie einst eine Gabe des Himmels anzunehmen, wenn das noch übertroffen in dem Echo, das Hatems Lieder rianne- Sulcita am 16. September: Hochbeglückt Marianne dem Ostwinde zugejubelt hatte, der ihr Leben solchen Silberblick hat". Durch Marianne in Suleitas füßer Poesie finden. in deiner Liebe, schelt' ich nicht Gelegenheit." frohe Kunde bringen sollte, so flagt sie nun ergrei- ist die Erinnerung an Goethe in Alt- Heidelberg Nun ist es wie ein anmutig bewegtes Ball- fend mit dem Westwinde:„ Ach, um deine feuchten lebendig geblieben, und Goethe hat diese Erinne­spiel, wie der Ausdruck der Liebe als köstliches Schwingen, West, wie sehr ich dich beneide, denn rung bis zu seinem Tode treulich im Herzen be­Symbol in Dichtungen ausgetauscht wird. Goethe   du kannst ihm Stunde bringen, was ich in der wahrt. Vierzehn Tage vor seinem Heimgange, als erwartete die Freundin in Heidelberg   und gab Trennung leide", und rührend bittet sie ihn: Doch er das Ende nahen fühlte, schickte er alle Briefe seiner Sehnsucht vor allem Ausdruck in dem wun- vermeid', ihn zu betrüben, und verschweig' ihm und Blätter Mariannes, sorgsam zusammengebun dervollen Kastanienlied: An vollen Büschelzweigen, meine Schmerzen!" den, seiner Suleika als schönste Dokumente, auf Geliebte, sich nur hin," Gleichzeitig, dichtete Ma­denen man ruhen darf, die uns das frohe Gefühl geben, daß wir gelebt haben." Als letzten Gruß fügte er die schönen Verse ,, Vermächtnis" bei: Vor die Augen meiner Lieben Zu den Fingern, die's geschrieben Einst, mit heißestem Verlangen So erwartet, wie empfangen­Zu der Brust, der sie entquollen, Diese Blätter wandern sollen: Immer liebevoll bereit, Zeugen allerschönster Zeit!

Als Goethe 1814 von Weimar   auszog in die alte Heimat, da war es, als ob er durch die Nebel des Alltags die Sonne neuer Liebe ahnte: So sollst du, muntrer Greis, dich nicht betrüben. Sind gleich die Haare weiß, doch wirst du lieben," Nach siebzehn Jahren sah er Frankfurt   wieder, und gleich nach der Ankunft ging er im Mondenschein am Lange Zeit haben die Suleika- Lieder als Per­alten Goethehause vorbei. Es war leer geworden rianne auf der Fahrt von Darmstadt   nach Heidel- len len Goethescher Lyrit gegolten. Wie oft habe ich darinnen, aber die Hausuhr schlug". Zu seinen berg ihr berühmtes, unvergängliches Sehnsuchts- nicht das Lied singen gehört", schrieb Goethe 1824 nächsten Freunden in der Heimat gehörten der lied stwind":" Was bedeutet die Bewegung? über den Westwind" an Marianne, wie oft dessen Bantier und Senator Willemer   und dessen viel Bringt der Ostwind frohe Stunde? Seiner Schwin- Lob vernommen und in der Stille mir lächelnd an­jüngere Frau Marianne. Sie lebte als Freundin gen frische Regung fühlt des Herzens tiefste geeignet, was denn auch wohl im schönsten Sinne der drei Töchter aus erster Ehe in Willemers Hause, Wunde." Dann folgen zwei leuchtende Herbsttage mein eigen werden durfte." Erst nach Jahrzehnten und ihre schauspielerische und musikalische Begabung, und Vollmondnächte an dem Orte, der an Roman  - erfuhr Hermann Grimm   durch ihr Vertrauen ihre verbunden mit großer Liebenswürdigkeit, gewan- tit nicht leicht seinesgleichen findet. Wer auf der Autorschaft und machte sie bekannt. nen ihr alle Herzen. Nach der Verheiratung seiner Schloßterrasse die vertraute Weise Alt- Heidelberg" und Marianne war gerade das Geheimnis der Ge­Für Goethe Tochter heiratete der vierundfünfzigjährige Wille- i auf sich wirken läßt, der wird dort ein wenig seit meinsamkeit die schönste Blüte ihres Herzensbundes. mer die noch nicht dreißigjährige Marianne, die wärts auch die Stelle finden, bort , wo Hatems und Su- Als die Trennung lam für sie, die einst im schon als junges Mädchen nach Flüchtiger Begeg- leitas Herzen höher schlugen und im Westöstlichen Ueberschwange der Gefühle dem Geliebten zugeru nung an Goethe nach Weimar   geschrieben hatte: Divan" das Bekenntnis von dem Liebesglück nachfen hatte: Meine Nuh', mein reiches Leben geb'

Anna Blos  ( Stuttgart  ).