Sonntag, 20. Feber 1927.

Häuser zerstört wurden.

Die neuen Zwanzig- Kronennoten. Die Druf­ferei hat dieser Tage mit der Verschickung der ersten neuen Zwanzig- Kronennoten an die Nationalbant begonnen. Bis Ende März dürfte ein genügender Vorrat hergestellt sein, so daß die neuen Banknoten im April in Umlauf gesezt werden können. Das Format dieser neuen Banknoten ist etwas flei ner als jenes der alten. Die gegenwärtigen 3wan­zig- Kronennoten, von denen sechzehn Millionen

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Eine Einigungskomödie der Reformisten."

Den Kommunisten schwimmen die Felle davon.

Von gewerkschaftlicher Seite wird uns ge-[ kommunistischen   Pressekorrespondenz für ihre fal­schen Behauptungen.

Seite 5.

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Indien   bekämpft den Opiumhandel. Die in- 1 dische Regierung hat ein Defret erlassen, womit die weitere kultivierung von Mohn   für Gewinnung von Opium in der Provinz Aimere Mervara ver boten wird. Die indische Regie­rung will nach und nach die Ausfuhr des Opium aus Indien   definitiv verhin- schrieben: dern, mit Ausnahme von Opium für medizi nische Zwecke, und will diese Aktion im Laufe von Die ,, Roten Gewerkschaftler" aber gehen auf In der bolschewistischen Presse, im ,, Rudé zehn Jahren, cerechnet vom Jahre 1925, durch- Pravo", im Reichenberger Vorwärts" und den Grund. Sie wollen en deckt ha.en, daß die führen. Seit dem Vorjahre wurde die Opium in der Aussiger Internationale" giften sich Arrangeure der Konferenz" befürchten, es fönn­ausfuhr nur Personen gestattet, welche sich mit die kommunistischen   Einheitsfrontler darüber, daß ten die Vorstände der Gewerkschaften auf diese einer Bewilligung der Regierung auswiesen. Heuer es ihrer Parclenfabrik nicht gelungen ist, die Ver- Konferenz wirkliche Anhänger des Zuja men­werden zehn Prozent weniger an diesen Bewilli- ständigung zwischen den beiden freigewertsd a t- schlusses entsenden. In dem Auffaze spr.cht man gungen ausgegeben werden, und die es Tempo will lichen Zentralen in der Tschechoslowakei   zu stören. sogar davon, daß ein strenges Verbot erlaffen man so fortsetzen, daß im Jahre 1935 aus n einem langen Auffage, betitelt Eine worden sei, über die Konferenz in den p litischen Indien   die leyte   Opiumsendung hin- Einigungskomödie der Reformisten", machen die und gewerkschaftlichen Blättern zu schreiben und Moskauer   Gewerkschafts- Strategen alle hand dieses Gebot sei bis auf vereinzelte Fälle ein­ausgeht. An all diesen Erzählungen Aussetzungen an dem Einigungswerk. Insbeson- gehalten worden. Wieder Erdbeben in Serbien  . Die Grazer dere hat es ihnen der Umstand angetan, daß die ist natürlich kein wahres Wort. Aus ihnen Tagespost  " meldet aus Belgrad   vom 19. d.: Die Kundgebung der beiden Landeszentralen ohne viel spricht der Aerger darüber, daß sich in den lezten Erdbebenivarte erhielt im Laufe des gestrigen Aufsehen einberufen und vorbereitet wurde. Monaten ein gewerkschaftliches Ereignis von Tages aus Mostar   eine Nachricht über neue außerordentlicher Tragweite vollzogen hat. Es Die sogenannten Gewerkschaften der dritten ist die Wut darüber, daß alle Einheitsfrontparolen Erdstöße. Heute 6 Uhr 15 Minuten früh wurde in Mostar   und Umgebung ein sehr starker Internationale lieben eben andere Methoden. Da der Kommunisten und die ununterbrochenen Be­Erbstoß wahrgenommen, durch den mehrere wird jede Zusammenkunft als geschichtliches Er- schimpfungen der freien Gewerkschaften nicht ver­eignis wochenlang vorher angekündigt und as mocht haben, diese Entwicklung zur Verständigung der Beginn einer neuen Etappe" der Weltrev- lu- aufzuhalten und daß die Arbeiter und Angestellten tion gepriesen. Eine gute und ernſte- Gewerk in den beiderseitigen Verbänden ihren Organisa schaftsarbeit aber spricht für sich selbst. Sie tionen treu geblieben sind. Man stelle sich einmal braucht teine marktschreierische Reklame um aut vor! Die Gewerkschaften des Odborné Sdružení denkende Arbeiter Eindruck zu machen. Sie be- Cestoslovenste und die Verbände des Deutschen  zweckt nicht die Irreführung und Verwirrung der Gewerkschaftsbundes schaffen sich eine gemein ame arbeitenden Menschen, sondern ihre Zusammen- Landeszentrale, vereinbaren einheitliches und ge­fassung zu wirklicher organisatorischer Arbeit. schlossenes Handeln in allen gewerkschaftlichen, Und was da nur alles die kommunistische und sozialpolitischen Fragen und haben bei dieser Pressekorrespondenz wissen will! Sie will aus Aufarbeit feinen der kommunistischen   Aufrufe zur stände der überwiegenden Mehrzahl der Gewerk- aufgedonnerten Beschlüsse kommunistischer Reichs­berlaßlicher Quelle" erfahren haben, daß die Vor- Herstellung der Einheitsfront beachtet. Ueber alle schaftsverbände bis jetzt noch nicht einmal üer arbeiterausschüsse und bolschewistischer Betriebs­Ankauf von Wäldern durch die Stadt Prag  . die Beschickung der gemein amen Konferenz be- rätekongresse sind die freien Gewerkschaften zur Béla Bartók  , der Komponist, der gestern Die Gemeinde Prag   wird bei der Fürstlich Liechten raten hatten. Die Sekretariate der Ve.b n.e Tagesordnung übergegangen. Zu was für Ge­steinschen Direktion anfragen, ob sie geneigt sei, mit sollen gar nichts näheres über die in Aussit ce- danken müssen da die Arbeiter in den abgesplit- abend im Neuen deutschen Theater er st der Gemeinde Prag   zweds Verkaufes der Wälder nommene Kundgebung erfahren haben. So terten bolichewistischen Gewerkschaften fomne? aufgeführten einattigen Pantomime von Ričany, Cerny Kostelec und Jirny in Verhand- schaut", flagen die Boischewisten in dem Auffaße, Im Politbüro der kommunistischen Partei reiz Der wunderbare Mandarin", ist sicher lung zu treten. Gleichzeitig wird das Staatliche die Situation vier Tage vor der Abhaltung der man sich aber auch da zu helfen. Es wird ein- der profilierteste ungarische Neutöner und einer der Bodenamt ersucht, seinen Standpunkt zu einem Einigungskonferenz aus, welche ein Manifest fach die Verständigung der freien Gewerffa af.en markantesten musikalischen Charakterföpfe im inter­eventuellen Ankauf der genannten Wälder durch die herausgeben wird, das einen Marist in in der über eine gemeinsame Landeszentrale and i.er nationalen modernen Musikleben überhaupt. Mit Gemeinde Prag   lund   zu geben. Geschichte der Gewerkschaftsbewegung der Tsche- ein geschlossenes Vorgehen als Verdienst der kom- Recht hat man den heute sechsundvierzigjährigen Wieder ein geweihter Kinderschänder. In choslowakei bedeutet". Was für Sorgen sig da munistischen Partei hingestellt. Auf diese Weise Bartók   als den persönlichsten, kühnsten und reifsten einen urgefunden Musiker seiner Nation, der auf Fischau   an der Schneebergbahn wurde unter die Moskauleute im Politbüro in Prag   und in wollen die kommunistischen   Macher erreichen, daß zeitgenössischen Wusiker Ungarns  " bezeichnet, als der Abteilung für Gewertschaftsspaltung machen, ihre Anhänger auch fernerhin die wöchentlichen Gendarmerieassistenz der Pfarrer Hermann Hilund wozu sie ihre Zeit verwenden! Sicher hat Aufrufe zur Einheitsfront ernst nehmen und den Grundlagen urwüchsiger heimatlicher Volls­gard wegen Sittlichkeitsvergehen mit Männern irgendein politischer Zellenbauer vergeblich ver- Gläubige bleiben. In den Reihen der fre en Ge- musit künstlerische Werte aufbaute und neue muji­talische Bahnen für sein neutönerisches Schaffen und Schulkindern verhaftet. Die Verhaftung rief in sucht zu erschnüffeln, wie die Konferenz am Sonn- werkschaften aber weiß man längst, was ben ihrem fand. Bartóks tonschöpferische Tätigkeit erstredie sich der Gegend das größte Aufsehen hervor. tag zusammengesetzt sein wird und das genügt der Gerede zu halten ist. bisher auf fast alle Gebiete der Tonkunst: Instru wwmentalwerke, Kammermusikstücke, Bühnenwerke, vor Wie verschieden die sexuelle Aufklärung auf Kin- allem aber zahlreiche Klavierkompositionen aus der wirkt, zeigen folgende buchstäblich wahre Ge- seiner tondichterischen Werkstatt haben dank der opferwilligen Initiative der Wiener   Univer­schichten: Die Mutter müht sich im Schweiße ihres Ange- faledition den Weg in die Oeffentlichkeit ge­fichts ab, ihrem neunjährigen Töchterchen ohne funden. Die Pantomime Der wunderbare Not!! Herkunft und Werden der kleinen Kinder Mandarin", deren Uraufführung erst im vorigen Jahre in Köln   stattfand, hat Bartók   in den Jahren auseinanderzusehen. 1918 und 1919 tomponiert. Die tertliche und ferte dem Komponisten der bekannte ungarische inhaltliche Unterlage zur Pantomime lie­Dramatiker Melchior Langyel Eine Episode aus dem Dirnen- und Zuhälterleben wird

im Umlauf sind, werden weiter im Umlaufe ver­bleiben und erst eine spätere Kundmachung wird bleiben und erst eine spätere Kundmachung wird das Erlöschen ihrer Gültigkeit festsetzen.

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Schallan und Starosedl zusammengelegt. Der M Innenminister bestimmte mit Erlaß vom 9. ganz Calabrien   alarmierende Nachrichten über Feber 1927 auf das Ansuchen der Ortsgemeinde strenge Kältewellen und ungeheuere Schallan in politischen Bezirke Teplit Schneestürme. In Sizilien   hat ein furchtbarer Schönau, daß die Ortschaften dieser Gemeinde, Schneesturm die gesamten Olivenpflan Schallan und Starosedl, welche in eine einzungen fast vollständig vernichtet. zige Ortschaft zusammengezogen werden, nach ihrer Vereinigung Zalany, deutsch   Schallan benannt werden.

Wahre Geschichten.

Im Eisenbahnwagen.

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Ungeduldig zappelt das Mädel von einem Beine aufs andere und unterbricht schließlich den Redeftront törichten Mutter mit den Worten: Weißt du, Mutter, draußen scheint die Sonne

Ein Tornado in Nordamerika  . Den letzten Mel dungen zufolge sind bei dem Tornado, der am Don­Junge Arbeiter um mich herum, leider mit bür- ihrer nerstag und Freitag die Staaten Lousiana, Misgerlichen Abzeichen geschmüdt". sisippi und Alabama   heimsuchte, 40 Perso= nen getötet und etwa 100 verlegt worden. Der Nachbar ein süßes" Geheimnis ins Ohr.  Sachschaden ist bebeutend.

In dem Berliner   Hochverratsprozesse gegen die

Kunst und Wissen.

Der wunderbare Mandarin  ."

Mit bekümmerter Miene flüstert einer seinem lo schön. Und überhaupt mußt du mir das alles auf in ihr bildlich dargestellt; das Wunder der nicht

Ja, du host schon recht," versetzt der angebliche Erzeuger der verbotenen Frucht, haber, i woaß nimma, wann dös woar!"

Ein Dritter versteht die Worte und sagt: " No, Hardel, deswegen brauchst nöt so trauci Buchbruckereibefizer Basista und sechs Genossen wurde sein! Der Steffel und i hamm's Dirndel doch am Konstantin Basista zu einem Jahre sechs Monaten selbigen Tag aa g'habt!" Festungshaft, Franz Basista zu einem Jahre Festung, Lindner zu neun Monaten Festung, Klopp, Schulz und Darnick zu zwei Jahren Festung und Otto zu ,, Sell woast i ganz g'nau!" tröstet ihn sein Teil­einem Jahr sechs Monaten Festung verurteilt. Die Ang klagten hatten in den Jahren 1924 und 1925 haber, dös woar grod am selbigen Tog, wie die in ihren Buchdruckereien die Bürgerkriegs- Hundssperr' is aufg'hoben worden!" hefte, die seit 1913 vom Oberreichsanwalt beschlag­nahmt waren, hergestellt.

Ein Todesurteil, Jm Bischofsreuter Mordprozeß wurde der Angeklagte Otto Klein, der im Mai 1926 einen Dienstknecht im Schlafe er­schossen hatte, zum Tode verurteilt.

Kältewellen im Süden. Die römischen Blätter bringen nicht nur aus Sizilien, sondern auch aus

bon

Er konnte ein Weiteres nicht mehr vernehmlich sprechen, denn ein Kamerad, der Dritte im Liebes bunde", plazt heraus: g'wejen!"

,, Drum san mir sell'n Tag goar zu scharf Schallendes Gelächter der aufmerksam gewor­denen Mitreisenden erstickten die weitere Unterhal­tung.

es nicht merken!"

Sprach's und lief zum Sandhaufen! Ein gleichaltriger Junge, durch irgendwelchen Bufall in seinem sexuellen Interesse gereizt, hört staunend zu, wie ihm seine Mutter den Vorgang der

Befruchtung an Pflanzen erklärt.

Aber nun weiß ich immer noch nicht, wie die fleinen Rinder in den Leib der Mutter kommen!" Die Mutter schwitzt Blut!

Mit irgendeiner Lüge will sie das wißbegierige Bürschlein nicht abspeisen. Schließlich verfällt sie auf

den Ausweg:

,, Das ist ein medizinischer Vorgang. Den ver­stehst du jetzt noch nicht!"

Der Junge, für den Augenblick zufrieden, ant wortet:

,, Weißt du, Mutter, das kann ich dir heute schon sagen: Wenn ich auf der Hochschule bin, studiere ich extra zwei Semester Medizin, nur um zu erfahren, wie die Kinder in den Mutterleib kommen!"

Celtis.

führt. Ein Schreibmaschinendeckel erregt höchsten der Zollbeamte seine martige Kantilene dagegen, Verdacht. Was mag sein hinterhältiger Besizer uns überhaupt rechnen Bullys zu den Luxushun darin verborgen halten? Ein anständiger Men'ch den und müssen verzollt werden. Das Objekt des brauch kein so anrüchiges Verstec. Vorsichtig pact der Zollbeamie jedes einzelne Päckchen aus dem Vapier, aber er findet nur belegte Butterbrote. Faunisch grinst der Besiper des Deckels: Ja lieber Herr. Stullen bleiben darin frischer."

Sreites knurrt inzwischen beängstigend und trifft entschiedene Anstalten, seinen Platz zu verlassen und sich näher mit dem beamteten Herrn zu be chäftigen. Ein zweiter Zollbeamter hatte sich be­reits eingefunden und auch den Pazkontrolleur interessiert die melodische Disputation. Man ist jetzt bei dem großen Duett angelangt. Jeder der beiden unmittelbar Beteiligten erstrahlt in blü hendſtem Stimmenglanz. Hin und wieder zuckt der sich kostbar, und nur der Stationsvorsteher draußen wird unruhig, weil die Abfahrtszeit drängt. Mit einem Male bemerkt eine Dame: Der Hund hat doch eine Steuermarke!"

Der unverzollte Bully. Langeweile lagert schwer über dem Bahnhof Groß- Boschpol, der pommerschen Grenzstation am polni chen Korridor. Der Schnell­zug Königsberg  - Berlin Berlin   steht bereits feit zwanzig Minuten beschäftigungslos und über­Der Zug hält immer noch, Der Stationsvor­flüssig herum, ein paar Reisende geben sich vor dem Bierausschant Haltung. Zug- und Lokomotiv  - ſteher bewacht ihn auch in den letzten Minuten führer treiben angeregte Stonversation, und der unwahrscheinlich scharf. Auch in den Danziger Stationsvorsteher bewacht mit Argusaugen den Wagen ist ein verhältnismäßig milder Friede ein ein igen richtigen Schnellzus, den er am Tage ab gezogen. Da plötzlich erhebt sich in einem Abteil Ansatz u einer Beleidigung auf. Alle unterhalten von dieser Pflicht wütender Stimmaufwand, in den sich harmonisch zufertigen hat, und ist ganz Burchbrungen. In einem Garten neben dem Stell- ein wildes, protestierendes Bellen einfügt. Ein werkhause gedeiht eine Hühnerzucht. Ueberall Herr und ein Zollbeamter stehen sich mit krebs­waltet ländlicher Friede. Nur in den beiden roten Gesichtern gegenüber und erproben Stärke Danziger Wagen herrscht wütende Emsigkeit und Ausdauer ihrer Stimmbänder. Auf einer Bäffe werden zerfuittert, Stoffer zerknüllt und Reisedecke hockt ein schwar er, zähnefletschender. Handtaschen durchwühlt: in beiden Wagen waltet Bully" und kokettiert mit der schönen, straff siyen­die deutche Paß- und Rollkontrolle ihres fried- dent Ho'e des Beamten, lichen Amtes.

" Ich habe gefragt, ob Sie lebende Tiere mit führen", donnert der Herr vom Zoll.

Tie Stimmen brechen plötzlich auf ihrem Höhepunkte ab. Tiefe Stille tritt ein. Man schämt sich stumm. Tatsächlich: der Hund ist in Deutsch  land versteuert worden, Niemand hat im Eifer des Gefechts darauf geachtet. In den Armen lie­gen sich Beide und weinen vor Rührung und Freude. Der Abfahrt des Zuges stehen keine Sin dernisse mehr im Wege.

Martialische Zollbeamte aus altpreußischem Ja, Sie haben nach Schweinen und Rin­Schrot u. Korn bevölkern mit hinreißend liebens­würdigen Mienen Gang und Abteile. Ueberall dern gefragt, aber nicht nach Hunden." Triumphie werden die Gewissensfracen nach Tabat, Spiritu- rend blickt sich der zivile Herr um, und wohlmei­osen und ähnlichen Lurusartikeln gestellt. Inquifi- nendes Lächeln der Umstehenden applaudiert sei­torische Blicke durchbohren die Reisenden, spähen ner kraftvoll geschmetterten Stretta. Uebrigens wegung. Gestrafft blickt ihm der Stationsvorsteher in die Stoffer und unter die Bänke nach lebenden habe er den Hund aus Deutschland   mitgebracht. nach. Safen, Schweinen und Rindern. Artikeln, die ein Die Stimme schraubt sich allmählich zum hohen normaler Schnellzug nur ausnahmsweise mit sich C empor. Das sei aber nirgends vermerkt, sekt

Langsam setzt sich der Schnellzug in Be­

Felix Scherret.

zu ertötenden Liebessehnsucht ist ihr gedank­liches Symbol. Drei Zuhälter, denen das Geld aus gegangen ist, zwingen ihr Mädel, Männer von der Straße ins Haus zu locken, um sie berauben zu können. Das erste Opfer ist ein alter schäbiger und

geiziger Kavalier, das zweite ein schüchterner Jüng­ling; da sie aber beide kein Geld haben, werden sie von den Zuhältern rasch wieder an die Luft be­fördert. Erst das dritte Opfer, ein Mandarin, ent­spricht den Wünschen der drei Strolche; denn er hat nicht nur Geld, sondern auch reichen Schmuck bei sich. Dieser Mandarin in seiner grotesten, unheim lichen Erscheinung ist ein Symbol: Das Symbol der mit allen Mitteln zum Ziele strebenden und durch nichts zu ertötenden grenzenlosen und Wesen gewordenen Liebessehnsucht. So geschieht es denn, daß der Mord, den die Zuhälter an dem Mandarin, nachdem sie ihn beraubt haben, in Form des Er­stickens, der Durchbohrung mit einem alten rostigen Schwerte   und durch Erhängen nacheinander verüben, da keine Todesart Erfolg hat, zunichte wird an der übermächtigen ungestillten Liebessehnsucht des Man­darin. Erst als die Dirne ihre Furcht vor dent Mandarin überwindet und sich ihm ergibt, wird dieser erlöst; seine Liebessehnsucht ist gestillt und er tann an den früher erlittenen Mordwunden, die jetzt erst zu bluten anfangen, sterben. Bartóks  Musik zu dieser ebenso grotesten wie gruseligen und brutalen Pantomime ist in erster Linie aufregend und nervenaufwühlend, wie es eben dem Milien und Inhalt des balladesken Stildes entspricht. In diesem Sinne ist sie von unglaublicher Steigerungs­An Kompliziertheit fähigkeit und Ausdruckskraft

in thematischer, harmonischer und rhythmischer Hin­sicht läßt sie nichts zu wünschen übrig, trotzdem neben atonalen Extravaganzen auch auffallend pri­mitive tonale Stellen zu finden sind, wie in den zwei großen Tanzszenen. Auch die Instrumentation entspricht ganz dem Charakter des Werkes: Klavier­glissandis von bohrender Eindringlichkeit, vor allem aber das Xylophon und verschiedentlich gestopfte Blechinstrumente spielen eine Hauptrolle in der Partitur. Das beste und in der Stimmung konzen­trierteste Stüd der ganzen Pantomime ist das sie einleitende, in der Milieuschilderung überaus tref­fende Vorspiel.

Ueber die Aufführung der Pantomime berichten wir gerne mit Worten des höchsten Lobes, denn sie zeigte wieder einmal die großartige Leistungsfähigkeit unseres deutschen Theaters, das Bartoks revolutio näres Musik- Mimodrama als zweite deutsche Bühne zu

bringen imstande war. In erster Linie ist unter allen an der Durchführung dieser morfiffünstlerischen Tat Beteiligten Stapellmeister Hans Wilhelm