Sonntag, 1. Janner   1v20.

Alltagstragödie.

Aus weiten Fabriksräumen einer größeren Stadt fandte die Arbeit, welche rastlos und eilig polterte, ihren Lärm in das ditstere Arbeiter­viertel.

Große öde Mietstafernen beherbergien hun derte Proletarier, welche in feuchten und schmut zigen Wohnungen" ein Drittel ihrer Lebenszeit verbringen mußten. In kleinen Räumen, die in den modernen Wohnhausbauten des Neuen Wien" heute faum für eine primitive Küche genügen, hausten sieben bis acht Personen. Alles spielte sich in den schmutzigen Löchern ab. Hier wurden Kinder geboren, während daneben ein von Tuberkulose zerstörter Körper das letzte Leben aushauchte. In diesen vier Wänden wurde die dürftige Nahrung zubereitet und gegessen, die ganze Hauswirtschaft verrichtet und des Nachts störte das Sexualleben den unruhigen Schlaf einer totgeborenen, werdenden Generation. Ein fürchterliches Bild elendster Lebensweise schaf­fender Menschen fand in diefer Umgebung seinen traurigen Niederschlag.

Tagsüber, wenn die Sonne außerhalb der Stadt die bewaldeten Berge mit ihren Strahlen umspülte, huschten in den lichtlosen Höfen dieser granten Mautern bleiche Stimder umther und vera trieben sich die Zeit mit schmutzigem Spiel: Keine ter stimmen, ein Haufen stinkender Erde diente Geschöpfen, deren Antlige wie Gnomengefichter schienen, zum Zeitvertreib.

Und wenn nach zwölfftündiger, monotoner Arbeit Eltern und Geschwister durch die Fabriks­tore strömten, war der Sonne Licht erloschen und des Abends Schleier senkten sich schwer auf Flur und Erde; so schwer, wie Sorgen und Kummer diese Parias der Menschheit traurig stimmten. Eine färgliche Nahrung, oftmals Zank und Streit und die Menschen fanfen für wenige Stunden zu Boden, damit der todmüde Körper am andern Tag dem Kapitalismus neuen Mehrwert zu fchaffen vermöchte.

So ging es Tag für Tag; jahraus- jahr. ein. Nie sahen diese Aermsten der Armen, wie schön die Sonne schien und wie bunt die Blumen blühten. Arbeit und Verzweiflung erfüllte ihr Seint...

Da begann wieder ein Maientag. Frische

Morgenluft umfächelte Mutter und Tochter bet ihrem Weg zur Fabrik. Mehr Worte als sonst sprudelten von den blassen Lippen der Sechzehn jährigen, oft verzog Lachen das Gesicht der jungen Arbeiterin, während die Mutter schweigend und Tautlos neben ihr schritt.

Bald hatten sie die Arbeitsstätte erreicht, wo Sie sich zu trennen hatten. da jede der beiden Frauen in einem anderen Saal arbeitete. Unter drücken mußte das Mädchen ihre gerade heute so merkwürdige fröhliche Stimmung und Sandlangerdienste bei der Montage cines schweren Schraubenflügels machen

Aus der Hölle eines großkapitalistischen

Riesenbetriebs.

Was ein bürgerlicher Journalist im Leunawerf bei Halle und bei deffen Lohnstlaben erlebte.

Ein Mitarbeiter des Berliner  - den Lenna Profeten", Agitationsmate Tageblattes", der größten bürgerlichen rial..., das wiederholt sich doppelt so scharf Zeitung Deutschlands  , hat unerkannt bei beim Ausmarsch). den Lennawerken, der gewaltigsten chemi Jeder vierte oder fünfte betritt die Nabinen. schen Fabrik des ganzen Kontinents, als Bände in die Höhe!" Der Mann wird a b Sch Lammzieher und später als Rost- get a stet, muß seine Taschen zeigen, muß sich fra per gearbeitet und seine Erlebnisse und auf Verlangen ausziehen eine Pflicht, der sich * Exfundigungen in fesselnder Anschaulichkeit außer den deutschen   Leuna  - Arbeitern und den geschildert. Der Artikel ist bereits vor eini Arbeitern von Leverkusen   und Oppau nur noch ger   Zeit erschienen und hat begreifliche Er die Schwarzen der südafrikanischen regung ausgelöst. Die Direktion der Lenna Diamantenfelder zu unterziehen haben. werke sandte dem B. T." sofort eine Be­richtigung, die aber nur Nebensächlichkeiten berührte. Außerdem lub sie sofort die große Presse" zu einer Besichtigung des Werkes ein, aber es ist eben ein Unterschied, ob man mit fattem Magen unter Führung von Direktoren in Leuna   spazieren geht, oder ob man, sei es auch nur einige Wochen, einer von den 30.000 Slaven ist, die das Stidstofffapital in Leuna   feinem Kommando unterstellt hat. Wir geben den Bericht über das Leben und Arbeiten der Proletarier in diesem Zuchthaushöllenbau" nachstehend mit unwesentlichen Stürzungen wieder. Hochnotpeinliche Untersuchung bei der Aufnahme.

Es ist gar nicht so leicht, in den großen Kom plex aufgenommen zu werden. Der Wächter lächelt nur, als er mein Ansinnen hört, bestellt mich dann wieder. Der Betriebsleiter Doktor, Ingenieur oder was er ist zu dem ich am nächsten Tage gebracht werde und vor dem der uniformierte Wächter( Lennasoldat oder Werk­polizei) leicht falutiert, macht ein noch steptischeres Gesicht.

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den Arbeitszeit. Diese Arbeit verlangt aber nteiner Meinung nach häufigeres Waschen der Hände. Also werden mir die Strafen Wiederholungs­fall! verdoppelt... ich sehe mich lang­jam nach einem unauffälligen Abschied um.

Gift.

Ich bin zum Rostkraßer degradiert; wir sind der Malergilde angeschlossen und arbeiten in der Nähe der Bauten 273, 274, 275. Gefähr ich! Alles ist abgegrenzt. Mit Warnungstafeln. Mit Schilderit: Wit Totenköpfen:

Achtung! Rote Dämpfe bedeuten Tod! Achtung! Braune Dämpfe find gefährlich! Achtung! Grüne Dämpfe sind gefährlich! Trotz der Warnungstafeln sind die Vera giftungsfälle noch ziemlich häufig. Oft verlassen die gesamten Belegschaften die Bauc, aber wenn sie auch scheinbar noch flüchten können: das Gas ist schneller. Die Vergiftungserfcher Straßen, Stampfen, Schlagen! Ich bin nungen sind ziemlich seltsam. Sie beginnen mit nachdem ich mich in einer kleinen Halle umge Kopfschmerzen, mit Uebelkeit  ; und wenn die Ver­zogen und eine Kontrolluhr gestochen habe gifteten auch sofort in das nahe Krankenhaus ge in die Keller, unter die Generatoren gekommen. bracht werden( die Kumpels nennen es wegent leber uns die wie mit zierlichen Sägen ausgefeiner komischen Form den Sarg"), so sind sic schnittenen Gerüste dieser Gasfabriken. Große, ivohl meistens am Abend noch lustig und ohne luftige Bauten. Eisenkonstruktion. Verzweigt, Schmerzensempfindung; aber bis zum More übernietet, verschlungen. Darin Generator neben gen haben die Gifte so start weiter Generator, fchlant, wuchtig, wie eine Reihe neben gewirkt, daß sich die Erkrankten einander aufgestellter Riesen. nicht mehr erheben können. Auch wir Benachbarten" leiden unter dem ausströmenden Gift. Ja, wenn selbst die Direktion der Leuna  - Werke die Essen, die Auspuffrohre, die die gefährlichsten Gase nach oben jagen sollen, noch immer höher bauen würde. jeder Luft­druck bedeutet Gefahr. Jeder Wind kann die Gase in die Baue zurüdjagen! Oft flüchten wir alle mit; und bei besonders schlechte m wind liegen die stopfschmerzen und die Uebelkeit über dem ganzen Werke....

In unserm Keller ist von ihrer Ueberschlant heit und Größe allerdings wenig zu sehen. Wir werden die Schlacker" oder" Schlammzieher" genannt. Oben zischt Luft durch die mit Stofs an gefüllten Generatoren der Anfang der Am moiakproduktion unten bei uns stürzt der durch gebrannte Koks in große vieredige Staſten. Wir reißen die riesigen Kästen auf, laffen die glühende Asche in kleine Karren fallen, die Karren jagen unter Wasserduschen, werden dann von anderen aufgefangen und auf eine Wage geschoben.

Es ist eine harie Arbeit. Die Hiße 60 bis 70 Grad. Dazu stinkende, den Atem nehmende Asche, Kohlendämpfe. Aber man kann nicht einmal die Jacken ausziehen. Denn von oben tropst heißes, flebriges Del, stürzen ganze Staublübel, glühende Koksrefte- wir wer den grau, werden schwarz: wenn wir unsere acht Stunden abgedient haben- heraus und hinaustarmeln, sehen wir aus wie Neger.

Höchft gefährliche Arbeit.

Schließlich fann ich mich wenigstens unter suchen lassen. Danach Verhör, längeres No­tieren meiner früheren Arbeitsstätten ob ich Soldat war- Ge wertschaftsangehö rigkeit( leises, aber nicht mißzuverstehendes Anfragen nach meiner politischen Gesinnung), noch zwei weitere Tage warten. Am dritten muß aber wohl alles in Ordnung sein. Ich werde Ich bin vorgerüdt": Von den Schlackern photographiert, bekomme einen grünen und Schlammziehern zu den Transporteuren". Ausweis, muß eine lange Arbeitsordnung Der schnelle Wechsel fam, weil ich weimal lesen und unterschreiben und am fünften zusammengebrochen war und mir das Tage nach meiner Anfrage soll ich endlich an- Mehranderluftarbeiten wieder auf die Beine hel­fangen.

Wie die Leuna  - Arbeiter ,, wohnen.

sen sollte.

Es ist eine höchst gefährliche Arbeit. Das ganze Werf ist in ein Rep von Straßen ein­Ich pendle vorher durch die Kolonie Neu- geteilt; die von Süden nach Norden in die Num­rössen, die Werk- Kolonie von Leuna  , und suche ntern 1 bis 11, die von Westen nach Osten in ein Zimmer. Vergeblich. In den benachbarten, A, B bis J. Durch all diese Straßen ziehen sich kleinen Industriedörfern auch. Alles ist über Geleise, große, fleine bis zu sechs nebeiran füllt. In den niedrigen Hütten wohnen schon der. Wir haben sogenannte Britschwagen" be mehr als genug. In der ersten: außer den Eltern kommen, gewöhnlich ein Partieführer und drei noch drei, nein vier, nein: sechs Kinder. Mann einen Auftrag: dessel vom Lager nach 3wei Kostgänger dazu. Dann unehe- Bau 700 fahren", nehmen den Auftrag an liche Kinder der größeren Töchter. Und ein alles trop der Schwierigkeiten seit der Nationali alter, eingefallener Großvater. fierung des gesamten Betriebes in Aflord­Auch die Mutter war auf ihren Platz geeilt. In der nächsten ist die Buntheit noch größer. und führen los. Wir haben den striften Befehl, wo die schwere Arbeit, die dem weiblichen Ge- wei Familien, drei Koſtgänger, die Betten über bei dem Nahen jedes Zugesund ganz Leuna  schlecht gar nicht zukommt, schon ihrer harrte... einander, einige schlafen auch auf den Dielen. ist in ein einziges Pfeifen und Anfauchen solcher schlecht gar nicht zukommt, schon ihrer barrte... Das wiederholt sich überall. In Merseburg  , in Züge auf fogenannten Drehscheiben uns zur Salle  , in Corbetha, in Lauchstedt   ist es nicht besser. Seite zu flüchten. Erst hinter Weißenfels   finde ich Bett und Quar tier.

Daß draußen ein Sommertag erblühte und die Sonne so lieblich lachte, daß ein Singer und Jubeln durch Gras und Wälder strich. börten die Frauen nicht mehr konnten es nicht hören und durften es nicht hören, denn der nagende Hunger schrie: schaffe!

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Um 12 Uhr mittags nach mehr als fechsstündiger, ununterbrochener Arbeit, fünfzehn Minuten vor der Mittagspause wird die Mutter von der Arbeit weg in den Saal gerufen, wo ihre Tochter arbeitete. Ein entfeßlicher Au­blic bot sich ihr dar. Ihre junge Tochter die Sechzehnjährige wurde von einem herabfallen den Flügelstück getötet. Zerschmettert lag der junge Störper auf schmutzigen Feven, starr und bleich war der Mund, der gerade heute einmal fröhlich in den Morgen gelacht hatte. Schweigend fuiete die Mutter bei ihr. So groß war der Schmerz, so furchtbar das Elend, daß selbst die Tränen erstarrten. Während die abgehärmte Mutter bei dem leblosen Körper ihres Kindes weilte, heulte die Sirene und die Menschen ver­ließen eiligst die grauenvolle Stätte des Mordes. Und als am Auszahlungstag die Mutter- deren Kind schon die Erde deckte ihren Lohn befam, mußte sie wahrnehmen, daß ihr der Unter­nehmer die Viertelstunde Arbeitsver= säumnis jenes Tages, wo die Sechzehnjährige das Leben lassen mußte, abgezogen hatte.. Der Profit hatte auch in der Sterbeſtunde

regiert.

Devilenturie

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―del.

Prager Kurse am 31. Dezember.

100 holländische Gulden

Geld 1361.50

100 Reichsmart.

SOB   30

10 Belaas.

470.50

100 Schiveizer Frants

650.20

1 Pfund Sterling

164.18

100 Lire..

1 Dollar

100 franzöfifche Frants

100 Dinar

100 Bengös.

33.60 182.28 59.34 589.05

100 polnische Bloth

100 Schilling

Ware 1867.50 807.30 473.50 658.20 165.38

Wie die achtstündige Arbeitszeit aussieht!

Vier Uhr früh! Ich werde geivedt, trinke in der kalten, ungeheizten Küche meinen Staffee, fülle mir die Flasche, nehme die Mütze vom Nagel und laufe los. Ich muß erst durch unseren flemen Ort, stampfe über Wiesen und Felder, einen Waldrand entlang, durch ein Stück Holz- hinter dem Holz ist die Straße. Wie hüpfende Krähen nehmen wir nächtlichen Wanderer uns aus- drei oder vier ohne Zusammenhang nur mit dem ge­meinsamen Ziel: die Station.

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Die heranfauchenden Züge sind dunkel und ungeheizt. Was darin ist( meistens Männer) schnarch: oder versucht, bei der ersten Morgen dämmerung zu lesen. Der größte Teil dieser Schnarchenden ist gelb und zusammengefallen. Die Arbeitszeit, zwei Stunden Weg und An­fahrt, acht und neun Stunden schwere Ar­

beit, Waſchen, die Rückfahrt, alſo 14 bis 15 Stunden täglich im Taft der Füße, der Eisenbahn, der Maschi nen machen alt und zerbrechen. Mit jeder neuen Station rüden sie näher zusammen, füllen fich die Bänke auf. Die meisten stehen schou. Stehen und schlafen weiter. Haben magere, hervorstechende Badentnochen, offene, nach unten gebogene Mundwinkel; sie zuden im Schlaf, und ihre Gesichter werden immer blasser und kalkiger.

40.000 moderne Cflaven. Menschenumwürdige Behandlung. Arbeit bei 70 Grade Hiße.

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Ungefähr 30.000- Leuna   beschäftigt( mit Bauarbeitern) etiva 40.000- werden von den kleinen Maschinen in den Bahnhof Leuna gezogen. Wie Trauben hängen die letzten auf den Trittbret tern, stürzen sich herunter, rafen die Treppen 177.72% 179.12% hinauf und erst die bewachten und in kleine Schlüpfer geteilten Tore bringen wieder etwas Ordnung und Disziplin in die Angefahrenen. Nur einzeln läßt man die Menschen herein- 376.87% 379.87 tontrolliert läßt sich die Ausweise zei-. genholt auch hier und da einen heraus-, schickt ihn nebenan in die besondere Kon trolle( ob er Flugblätter einschmuggeln will

475.15

88.90 133 48 59.84 592.05

478.15

Aber das ist ziemlich schwierig. Will der Transport etwas verdienen, so muß alles eilig" gehen. Jedes Ausweichen ist aber Zeitverlust- auf Nicht- Ausweichen steht wieder Strafe, pas­siert envas( und die Unfallziffer im Transport­wesen des Leunawertes hat sich seit der Einfüth rung der Rationalisierung start erhöht), so ist der Schaden noch größer.

So besteht unsere Arbeit aus einem bes ständigen gebüdten, vorsichtigen Dauerlauf, und die einzelnen Transpor teure( auch ich) halten dieses Tempo nur da durch aus, daß sie alle 12 oder 14 Tage, trop des Lohnverlustes, Franf feiern und einmal 48 Stunden ausspan=

Werkpolizei.

nen...

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Hohe Strafen! Meine Beschäftigung in der Eindämpferei ist nach 17 Tagen schon wieder zu Ende. Ich werde Tücke des Schicksals einige Male in hohe Strafen genommen.

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Ueber die Strafen in Leuna   wäre dazu etwas Allgemeines zu sagen. Leuna   hat Wertpoli zei. Ich habe sie schon als Torwache angedeutet. Diese Werfpolizei kontrolliert aber auch die ein zelnen Betriebe. Nicht, daß eine gewisse Kontrolle Der chemischen Betriebe nicht notwendig wäre es gibt scontrollgänge innerhalb Deunas, die aus Gründen der Sicherheit äglich drei oder vier mal gemacht werden müßten. Mich aber hat man beim Waschen erwischt.

Der Zuchthaushöllenbau. ., Dieses gelbe, täglich verbrauchter aussehende Ina dividuum" Kinderelend eine ungeheuer­lichkeit", sagt der bürgerliche Journalist.

Die Ammoniatfabrik im Rüden! Ich gebe gern zu, die Gifte waren mir doch zu nahe; und das Nosttrayenden Quadratmeter Eisen säu­bern und wieder übermalen in drei Minuten­noch weniger angenehm.

Ich bleibe aber noch einige Tage in der Nähe. Sche mir die Zufahrtsmöglichkeiten dieses großen Betriebes an. Seine Geleife. Seine Ran gier und Güterbahnhöfe  .( Die Güterbahnhöfe von Berlin   sind Provinzbahnhöfe gegen den Ge­samtkomplex der Leunaer Güterbahnhöfe.) Die unmittelbare Verbundenheit mit der Braunkohle, ( Eigentum von Leuna  ), dem Harzer Gips( augen­blidlich bohrt man auch in der Nähe). Die stau­enden Züge mit rheinisch- westfälischem Stoks.

Aber auch den Menschen betrachte ich noch eine Weile. Dieses gelbe, täglich ver brauchter aussehende Individuum, das noch heute zwei Drittel feines Le­bens immer im Galopp ist. Selbst der m der Nähe wohnende Arbeiter hat es nicht besser, denn die Landschaft ist genau so betroffen wie der Mensch.

Besonders hart zeigt sich das an den spielen­den Kindern. Unterernährung, Biässe, Eiterbeulen, innere Krankheiten. Es bleibt schon eine Tatsache hier steht ein ganzer Bolts- und Landstrich unter der Ausstrahlung cincs gesundheitsschädlichen Pr duktionsprozesses... und daß nicht geholfen wird durch Arbeitszeitverkürzung, durch Lohnerhöhungen, durch sonstige Ver günstigungen, ist eine Ungeheuerlichkeit. Kann man das alles noch deutlicher sagen? Vielleicht durch ein Lied, das man zwischen Halle und Weißenfels   fing:

Nun ade, du stinkende Gasfabrik! Du schwarzer Bau- ade!

Ich tehre nie wieder zu dir zurüd! Leb wohl! Leb' wohl! Ich geh!

Du nahmit mir Jugend, Freud  ' und Luft! Jezzi atmet freier meine Brust!

Weil ich jezt von dir geh!

Leb wohl, du Zuchthaushöllenbau! Du Ort der Sklaverei!

Warst stets nur öde, trüb und grau! Ein quälend' Einerlei! Unmenschlich war die harte Fron Für miserablen Hundelohn! Ade! Abe! Ade!

So weit der bürgerliche Journalist, dessen Entschluß. einmal das Leben eines Leuna  - Slla­ven mitzumachen, gewiß ebenso anerkennenswert ist wie die Offenheit, mit der er die Hölle diefes Betriebes schildert. Er ist sich dessen bewußt, was es heiß, in dieser sölle, die er nach einigen Tas gen wieder verlassen konnte, jahrein, jahraus, ein Leben lang zu arbeiten! Vielleicht wird einen oder den andern der bürgerlichen Zeitungsleier bei dieser Leftüre doch ein wenig das Gewissen ge­Dazu wieder etivas allgemeines. Unsere padt haben aber mehr nicht. Was das Bürger­Großbetriebe sind heute alle durchrationalisiert. tum anlangt, müßte man auf den St. Nimmer­Das heißt: Jeder Arbeiter ist so intensiv in den leinstag warten, wenn man von jenem eine Aen­Produktionsprozeß des gesamten Betriebes ein- derung dieser fürchterlichen Zustände sich ver­gegliedert, daß er bis auf die offiziell gestatte spräche. Diese Schilderungen haben Wert ten- keine Pausen mehr hat. Alle sozusagen für die Arbeiterschaft, die in der Erkenntnis persönlichsten( bie Werkleitungen fagen: überflücines weißen Raben unter der Bourgeoisie neuer­igen) Angelegenheiten werden dadurch auf ein lich die Rechtfertigung ihres Befreiungskambses mindeſtmaß eingeschränkt; und wo sie nicht durch findet. Die Leuna  - Werte sind eines der schwärzes

ten­

Angebundensein an das laufende Band oder einen

anderen maschinellen Arbeitsprozeß von selbst for fallen, werden sie in Strafe genommen.

Lenna bestra't:: Sprechen, zu langes Besu chen von Aborten, Waschen der Hände wäh­rend der Arbeitszeit, Herumstehen. Die Strafen sind ziemlich hoch. 3we: oder drei Mart. Abzug von zwei oder drei Stun

sten zwar, aber dennoch nur eines von Millio­

nen Schandflecken des Kapitalismus  . Beseitigen

wird sie keine noch so menschliche, liberale, sozial­fühlende Regierung auf der andern Seite, sondern nur ein von Grund auf neues System. Menschen­würdig wird die Arbeit in den Leuna  - Werken und anderwärts nur sein in einer sozialistischen  Gesellschaft.