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9. Jahrgang.
Sozialdemokrat
Zentralorgan der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowatischen Republit.
Sonntag, 13. Jänner 1929.
Ein tapferes Buch eines Tschechen.
begründet.
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halbjährig
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48.
96.
192.
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einem Viertel deutsch ist? Was wird geschehen, Die deutsche Sprache erklärt Rad bis es zu einem neuen Sufammerstoß fommt, als das für die Tschechen natürlichste inter der die ganze Welt in Mitleidenschaft zieht? Sind nationale Verständigungsmittel. Von den Prze die Deutschen Böhmens nicht die Avantgarde deu! mysliden angefangen bis auf die heutige Zei scher Expansionsluft? Die Sorgen der Tschechen schauen wir durch das Fenster der deutschen Die Erringung des selbständigen tschechi- Episode nach der Vertreibung der Nachfolger um die Zukunft des Staates find nicht unnnt die Zukunft des Staates sind nicht un- Sprache in die Welt. Ganz Mitteleuropa steh fden Staates nach den Verfolgungen des Welt Methods sehr rasch. Die deutsche Christianisie in kultureller Hinsicht unter deutscher Serr frieges; die Erfüllung des Traumes, den sie rung war nicht Germanisierung. Das Volt lei- Auch mit einigen nationalistischen Schlagschaft. Deshalb verlangt er, daß auch die deutsche dreihundert Jahre nach der Schlacht am Wei- stete den deutschen Missionären feinen Widerworten rechnet Radl gründlich ab. Das eine Sprache Staatssprache fein foll, deren Stenntnis Ben Berg kaum mehr zu träumen gewagt hat- stand, der Adel fah in Deutschland die offene Schlagwort, daß die Deutschen Soloni Bedingung für die Anstellung eines Beamten ten; die Erinnerung an ihre Behandlung im Tür in die Welt und lernte Deutsch . Nicht sten find, wurde von Masaryk in feiner ersten sein soll. Auch über eine Reihe praftische alten Desterreich nicht nur durch den österrei- Tschechen kämpften gegen die Deutschen , die mit Botschaft selbst gebraucht, wenn er es auch Brobleme find fluge Bemerkungen gemacht. chischen Staat, sondern auch durch die Reprä- dem Papsttum verbündet waren, sondern die später abzuschwächen versuchte. Radi bemerki, Zusammenfassend kann Radl wohl sagen, sentanten des deutschen Bürgertums: alles das Tschechen selbst waren in zwei Lager gespalten, daß der Widerspruch zwischen dieser Kundge- daß es nicht seine Schuld ist, wenn es ihm und in Zusammenhang damit die hündische Un- und den slawischen Gottesdienst haben nichi bung und dem, was man vor dem Kriege lehrte, nicht möglich war, mit hervorragenden Theore terwerfung desselben deutschen Bürgertums die Deutschen beseitigt, sondern der heilige offensichtlich ist. Er verweist übrigens auf tiche- tifern oder mit der geltenden demokratischen unter die neue Staatsgewalt hat auch in den Adalbert . chische Schriftsteller, die feststellen, daß die Behre übereinzustimmen. Zum Schluß fagt er: besten Tschechen die Erinnerung daran, wie sie Bei der Erörterung der tschechischen Ver deutsche Kolonisation in der Ausrodung von„ Die Lösung dieses Problems wird nicht nur sich einmal die nationale Gerechtigkeit vorstellfaffung stellt er fest, daß sie auf dem nationalen Grenzwaldungen bestand, die in Ackerland um für die Zukunft der Tschechoslowakischen Repu ten, verblassen laffen. Charakter des Staates beruht. Die einleitenden gewandelt wurden. Aber auch gegenüber ipä- blit, fondern für das mittlere und östliche Um so höher muß man es anschlagen, daß Worte der Verfassungsurkunde:„ Wir, die teren Aussprüchen Majaryks stellt Rad! feſt, Europa entscheidend sein." Man brandy gewiß nun ein Zicheche mit einem Buche hervortritt, tschechoslowakische Nation, haben in der Absicht, daß sie seinen Vortriegsäußerungen widerspre weder den theoretischen Anschauungen noch seidas der ganzen nationalistischen Ideologie der die vollkommene Einheit des Volkes zu befe- chen, wo er ausdrücklich den Deutschen volle nen praktischen Vorschlägen im einzelnen zu Nation und des Staates Stamps ansagt, und ſtigen, gerechte Sayungen einzuführen uho.". Autonomie versprach, mit den beſtimmten stimmen, das eine aber wird man zugeben war nicht nur in tschechischer Sprache, sondern sind eine leberfeßung der Einleirung zur Worten:„ Das Gebiet der Kreise und der Be- müssen, daß es ein tapferes Buch ist, das um auch in einer von dem Verfasser selbst veran- amerikanischen Verfassung, die mit den Worten zirke soll so weit als möglich ſprachlich abge- Wahrheit ringt und sich nicht scheut, den Mäch laßten deutschen Ueberfeßung*), das also auch beginnt: Wir, das Volf der Vereinigten Staa grenzt werden: ich Herr, du Herr, sage ich tigen die Wahrheit zu sagen. den Deutschen fagt, daß es die ihnen zuteilen... ten..." Die tschechische Verfassung sagt statt mit Savlicek!" werdende Behandlung für ein Unrecht ansieht. dessen:„ Wir, die tschechoslowakische Nation" Professor Radi spricht den Zwed feines und bemerkt nicht einmal, daß diese Vertau Buches im Vorwort offen aus:„ Meine Aus- fchung zu dem weiteren Terte nicht paßt, wo fie führungen haben nicht nur rein akademischen geiren dem amerikanischen Original fortfährt: Charakter. Der nationale Kampf nach dem Striege reiste mich dadurch, daß er meiner Kenntnis dessen, was man den Deutschen vor ." Schon in diefem, noch theoretijmen fozialer". dem Kriege versprochen hatte, und meinem Ge- Stapitel finder Rabl den packenden Schlußwertschafter. wissen widerftritt." Doch hätte er sich, von Ar Freiheit! Dreihundert Jahre alte Jeffeln gebeit überhäuft. schwer zu einem systematischen sprengt!" So rief man auf der Straße aber was ist's Studium des tschechisch deutschen Problems ent- Freiheit des Voltes! Es sei schloffen, wenn ihn nicht die Sperrung deut- mit deiner Freiheit, du Enthusiast, und wie ist scher Schulen und die Sprachenverordnung her- es mit der Freiheit deines Nebenmenschen, die ausgefordert hätten. Er wollte eine Broschüre hast du vergessen? Ueber die Tätigkeit der nationalen Schußvereine" wird gefagi:
schreiben, aber es ist ein Buch daraus geworden. Er gibt zu, daß er sich nur Schritt für Schritt aus der herrschenden deutschfeindlichen Ideologie herausarbeitete und daß er noch immer die. jenigen begreift, die sich von ihr nicht freima chen fönnen.
...
Gustav Vollatschek.
Die Sonnenschein- Partei.
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wohl after Bürger dieses Staates zu nügen in der Absicht... dem allgemeinen Der Generaldirektor der Witkowiger als„, ChriftlichSonnenfchein als chriftlich fozialer GeDie bestrenommierte tapitalistische Bartei.
em
Tort lam am 30. Oktober 1917 der Herr Generaldirektor Sonnenschein, der Mann der Rothschild und Gutmann, zu Worte. Und der jetzige christlichsoziale Landesvertreter erklärte wörtlich:
,, Die Bergarbeiter müssen durch Maschinengewehre zur Raison gebracht werben. Sie sind eine disziplinlose Horde, die man wie Fahneuflüchtige behandeln muß“ Ein waderer Christ und Volksvertreter! Zum
Es ist also, wie die Prager Presse" mitzu- ernicien täglich Vermögen an der Börse und beim teiten sich beeilt, zur Tat geworden, was die Stettenhandel, die Bergarbeiter mußten unter Chr stlichsozialen nach anfangs stürmischer Be- militärischer Aufsicht neun Stunden und länger grüßung des neuen Klubgenossen in den letzten täalich bei einem Bissen Maisbrot und einem Tagen zu vertuschen suchten: daß der Herr Ges Absud elenden„ Stacheldrahts" schuften. Sie neraldirektor Sonnenschein der lehnten sich gegen diese Zustände auf, forderten Witkowißer Eisenwerke, von der Regie- höhere Löhne, bessere Nahrungsmittel. Mit den Ein nationaler Sleintrieg! Ein Strieg, dessen rung als Fachmann( wofür?) in die mährische Forderungen der Bergarbeiter beschäftigte sich Anführer unbedeutende Männer find. der nur mit Landesvertretung ernannt, sich der Frattion auch der Eisenwirtschaftsrat. der geistigen und wirtschaftlichen Schwäche des der deutschen Christlich sozialen an Volkes rechnet und mit der Macht des Staates geschlossen hat und bei der Wahl des Lanfie auszuüben.. Es iſt unmöglich, daß der besausschusses zum erstenmal mit den Chriftlich Nun möge man nicht glauben, daß es ein Leser nicht die ganze geistige Armut diefer Befozialen stimmen wird! Sozialist ist, der vom marristischen Standpunkt wegung fühlt, daß er nicht mit den DentSchon auf den ersten Blid wird der Laie der bürgerlichen Ideologie entgegentritt. Pro- schen in den Gebirgsgegenden unseres Bandes dieses Ereignis mit einem vielfagenden Weit fessor Nadl ist der typische tschechische sympathisiert, die Jahrhunderte hindurch abracht!" quiitieren. Die antisemitische christgewohnt waren, ihre Städtchen in Wahrheit als ichsoziale Partei um die Mitgl edschaft des Herrn Professor, der auf den Maryismus von oben Mitgliedschaft herabsieht, der findet, daß das sozialdemokradas ihre zu betrachten, wo man ihnen mit einem Sonnenschein bere chert, des Protektors des jiitische Denten in eine Sadgasse geraten" ist, Male Sprache und Heimat dadurch und Heimat da durdischnationalen Hagibor- Waites, der angeblich for raubt, daß man ihre schwachen, armen, went gar Mitglied der Mua Brith, der jüdischen rei und daß es nicht genüge, von einer Revision felbstbewußten Menschen demoralifiert, die für maurerloge, ist! Die„ Volkspartei " als Zuflucht des Marrismus zu sprechen, sondern daß man Stüd Brot ihr Kind in die schechische Schule des prononcierten Stapitalistenvertreters! Die tiefer bis an die Wurzeln des Uebels hinabschicken, den tschechischen Standidaten wählen und Bartei der chriftlichsozialen Arbe ter was fagen Christlichsoz alen geradezu aeschaffen! Hoffentlich steigen" müsse. Es handelt sich ihm um„ eine sich in die tschechische Volkszählungsliste eintragen! diese wohl daru?- als neue Heimstätte des verg kt er nicht, eines der Maschinengewehre, die Reviston der Ideologie, aus der der Marris Ueber den tschechisierenden Zwed der Bo- Generaldirektors eines der größten Anebenterbe- er 1917 bereit hatte, mit in die Landesvertretung mus hervorgegangen ist..." Der Klassendenreform wird ein reiches Material bei triebe der Republik ! zu bringen, wenigstens als Uhranhänger. kampf( nicht von dem der Arbeiter, sondern Muß man da erst an die Rolle erinnern, Da hat fürzlich ein christlichsozialer Journa von dem des Adels gegen den König sagt er es) gebracht und daran werden unter anderm die Bemerkungen gefnüpft: die vor dem Kr'ege, während des Krieges und lift, der Herr Zal, in Prag einen Radiovortrag ist ihm eine Verwirrung, eine Verirrung. Die Ich vermag nicht zu beurteilen, welche wir noch in der Republik die Witlowiher" geachalten Die Würde des arbeitenden fschechische Reformation vor allem faßt er, wie fung die nationalistische Durchführung der Boden- spielt haben? Die älteren Arbeiter erinnern sich Menschen." Dort zitiert er die Pfalmen, dic er schon in einer kleinen tschechischen Schrift reform für die Zukunft diefes Staates haben noch der Wahlen, bei denen die wit Propheten, die Apostel und die Philosophen, um „ Bom Sinn unserer Geschichte" dargelegt hat, wird. Wer hätte zu prophezeien gewagt, daß das wird. Wer hätte zu propiezeien gewagt, daß das fowler Arbeiter in Reih und Glied zu erwe' sen, daß diese Würde immer eine Sorge durchaus religiös auf, die Niederlage der Hus- Edit von Nantes einst die Ursache der franzöfi Edikt von Nantes einst die Ursache der franzöfi. antreten mukten, das geschlossene Wahl der Chriftlichsozialen gewesen sei und daß der luvert in die Hand bekamen und komman Aufstieg der Menschheit nur möglich wird durch fiten erklärt er daraus, daß sie sich über die schen Revolution sein werde Diejenigen, biert wurden. den Kandidaten der den Aufstieg der Arbeiterklasse." Hätte er doch religiösen Fragen nicht flar waren. welche die Gefeße mißbrauchen, vergessen, daß sichwerindustrie zu wählen( der, neben den Sonnenschein zitiert, zu dem er es die Welt rasch ändert Eine Wirkung der Bodenbei bemerkt, einmal der„ Nationalsozialist" Jung näher hat, als zum Apostel Paulus! Dort hätte reform mach: sic) bemerkbar. Die Menschen bewar!). Mit diesem Sonnenschein, der in die er über die Würde des arbeitenden Menschen greifen ihr ungerechtes Vorgehen nicht; da sie von Tämmerung der christlichsozialen Regierungsherr genug erfahren, um stundenlang die Radiohörer ihr Vorteile haben, fühlen sie nicht, daß sie de lichkeit fällt, haben die Silerifalen erhalten, was damit zu feffeln. Boden andern zu Unrecht wegge ihnen sust noch zur Volkspartei und zur„ Arbei- Es ist wohl das Bezeichnendste, was die Grnommen haben. Der Gerechtigkeitssinn des terparte" gefehlt hat. nennungen brachten, daß die beiden ausgeVolkes wird abgestumpft. Statt des Glaubens an Zu quter Stunde gräbt der Glid ani!" sprochenen Vertreter des Großkadie Wahrheit lernt das Volk den Glauben eine Episode aus der Veroanaenheit des jüngsten vitals ich zu den klerikalen Parteien an die Gewalt. Und das sollte ohne Folgen chriftlichsozialen Gewerkschaftlers Sonnenschein sch'ugen: Bata zu den tschechischen Klebleiben? aus. Es war im Jahre 1917. In den Industries ritalen, Sonnenschein zu den Christ= und Verabaugebieten wüteten Hunaer und Not. lich sozialen. Dort finden sie ihre InDie Tschechoslowakei ist von drei Seiten vom Es war die Zeit, da auch das elendefte Brot schon tereffen am besten aufgehoben. Für deutschen Volksstamm eingeschlossen, der kultureil rar war, da es teine M Ich für die Säuglinge, den sich wahrscheinlich selbst die Agrarier bedanten hochstehend ist, sich von der Niederlage rasch erhol: da es kein Fleisch, kein Fett. kaum mehr Salz zu würden, der Herr Sonnenschein. findet einen hat und in der Welt mächtig und geachtet dasteh: dem Dörrgemüse gab, das die Kraftnahrung" warmen Plat bei der christlichsozialen Volks: Deutschland wird sicherlich den Frieden von der Arbeiter bildete. Die Schieber und Wucherer partei. Versailles forrigieren, und in der Welt wird sich dagegen fein Protest erhoben; Desterreich wir den Anschluß an Deutschland voll ziehen, der Danziger Sorridor wird aufgehoben werden und das Nationalitätsprinzip, das man im Kampfe gegen Deutschland anwendete, wird in dessen Händen zur Waffe werden. Auch zur Waffe gegen die Tschechoslowakei , deren Bevölkerung zu
Das erste Drittel des Buches befaszt sich mit der tschechischen Geschichte und weist da nach, daß die Auffassung, die auch von dem ,, Vater der Nation". Franz Palacky , vertreten wurde, die tschechische Geschichte sei ein Kampf mit den Deutschen , falsch ist. Die beiden Slawenapostel Zhrill und Method waren feine Slawen, sondern Griechen. In ihrem Kampfe mit den deutschen Bischöfen handelte es sich nicht um die Sprache, sondern um die Jurisdiktion, darum, wem die kirchliche Herrschaft in Pannonien zusteht, dem. Bapst, der sie ernannt hat, oder den deutschen Bischöfen. Die böhmischen Herrscher waren in den entscheidenden Augenblicken auf Seite der westlichen Stirche; es war ein Streit zwischen Priestern, nicht einmal des Adels. Das Volk vergaß diese
*) Der Stumpf zwischen Tschechen und Deur schen" von Dr. Emanuel Radi. Professor an der tschechischen Karls- Universität in Prag, ins Deutsche übertragen von Richard Brandeis, im Verlag der Gebrüder Stiepel, Reichenberg.
Ueber den Friedensvertrag:
Arbeiter, gibt es wirklich noch unter Euch Taufende, die sich zu dieser Sonnenscheinpartei betennen, die ihre Interessen bei der Partei der Witkowiser Werte, ihr Christentum bei Sonnenschein gut aufgehoben glauben? Macht diefer Shanbe ein Ende, last die christlichsozialen Gewerkschafter und Arbeitervertreter ben Sonnenschein organisieren und gebt der Partei der Ausbeuter den verdienten Fußtritt!