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Notleidenden tun?

Donnerstag, 24. Dezember 1981.

Agrarische Herzensergüle.

Die landbündlerischen Retter" der Klein landwirte, der Landwirtschaft überhaupt, wie sich die deutschen   Agrarier selbst nannten, reagieren auf die in den Streifen ihrer Anhängerschaft herr­schende Unzufriedenheit mit Ausfällen gegen die Sozialdemokratie!

Nr. 299.

Recht patzig tun hilft!

nehmern dem Staate schuldigen Steuern, die die Kommunisten nicht den Kopf, sie produ-[ derer Meinung sein und sie werden auf die raschest hereinzubringen sind. Die Arbeits- zieren beschmiertes Papier und glauben mit Frage, was die Kommunisten in dieser Not­losen erhalten jeder einen Betrag von 300 dieser Augenauswischerei, die eine Augenaus zeit zur Besserung der Verhältnisse beitragen, ihre Leser mit allerhand Zeug vollschmiert. Die Es ist zum Lachen, wie die Hakenkreuzpresse Kronen, die Verheirateten von 500 Kronen wischerei aber nur für die ganz Beschränkten nur die eine Antwort übrig haben: jie trei Schützer des schaffenden Kapitals geraten allemal auf die Hand ausgezahlt, der Mieterschutz wird ist, für die Besserung der Lage der arbeiten- ben mit der Not der Massen ihr in Wut, wenn man ihnen ihre Verbindung zum so geregelt, daß niemand, weder in alten noch den Menschen genug getan zu haben. schändliches, verantwortung 3 Unternehmertum unter die Nase reibt. Insbe in neuen Häusern eine höhere Miete zahlt Denkende Arbeiter werden darüber an- loses Spiel! sondere der Hakenkreuz- Parvenü Krebs wird rot als im Jahre 1920, alle Kündigungsgründe wie ein Strebs, wenn ihm diese altbekannte Tat­werden abgeschafft und Streikende, Arbeits­soche in Erinnerung gebracht wird. So haben Iose sowie Ausgesperrte zahlen überhaupt keine bedingt in Ordnung. Die notleidenden Arbeiter ihnen unsere Genossen vor kurzem im Parlament Miete. Das Wild in den Wäldern wird frei unterstüben, heißt nach agrarischer Auffassung diese Sachen wieder um die Ohren gepeitscht und abgeschossen werden können, allen Landwirten, jedoch, die Wirtschaft zu sehr belasten". Auch in erregten Auseinandersetzungen den Hafingern die weniger als 24.000 kronen jährlich Ein­eine Logit! Herr Abg. Heller, der durch seine von Krebs bis Kasper gehörig den Ludl ge­kommen haben, wird zur Bezahlung ihrer Feindschaft gegen das Frauenwahlrecht be- waschen. Insbesondere haben ihnen die Genossen Steuern eine dreijährige Frist ohne Zinsen­rühmt ist, warf den sozialistischen   Parteien fer- Grünzner und Müller zugesetzt, so zugesetzt, daß ner vor, daß die Mutschmannmänner in einen echt germani­berechnung gewährt und Gewerbetreibende, ,, leine einen brauchbaren Vorschlag machen könne, schen Wutrausch verfielen. Die Peitschenhiebe die weniger als 24.000 Stronen Jahresein Die landbündlerischen Herrschaften brauchen wie man dem Menschenüberfluß steuert, der heute unserer Genossen fausten trotzdem weiter. Was kommen haben, brauchen überhaupt keine bringend einen Bliableiter, und den feine Arbeit und kein Brot findet." den Hitlerablegern da gefagt wurde, war nicht Steuern zu zahlen. Daneben werden alle soll unsere Partei abgeben. So sehr wir die Ver- In einem Atmzug wendet sich aber der Ge- gerade von Pappe. Reparationsverpflichtungen des Staates ab- legenheit der deutschen   Agrarier begreifen, ihre nannte gegen die Vierzigstunden- Jm Tag" wird natürlich die ganze Ge­geschafft, alle Militärverträge mit Frankreich  , Leute nicht retten" zu können, müssen wir doch vo che, weil sie eine Abwanderung vom Lande schichte umgedreht. Man setzt den erstaunten Jugoslawien, Rumänien   u. a. aufgelöst und die uns zugedachte Rolle des Prügelknaben dan in die Stadt nach sich ziehe! Eine nette Konse-" Tag"-Lesern Zwischenrufe" des Herrn Krebs quenz! die militärische Dienstzeit wird auf sechs tend, aber entschieden ablehnen. in Fettdrud vor, die wahrscheinlich erst nachträg Wie gegen uns losgedroschen wird, um sich rüd aufs and!" Er propagiert deutlich die eine germanische Kuh lachen müßte. Na, der Monate herabgesetzt. Das alles ist nur ein Der Schlager" Hellers ist der Ruf 3ulich gedichtet wurden. Sachen, über die sogar fleiner Teil der kommunistischen   Allerwelts- selbst als die reinsten Unschuldslämmer legitinsiedlung der Arbeitslosen im Propagandaleiter Krebs, der sich vor kurzem bei beglückungsanträge. Kann man freigebiger mieren zu können, zeigt klar ein Bericht in der Osten der Republik  , indem er ausführte: Herrn Hitler   Ezzes und Mazzes geholt hat, muß fein? Darf noch jemand behaupten, daß die Nordböhmischen Landheimat" über eine am Wir können den Weizen, den wir brauchen, sel- ja wissen, was er seinen Leutchen zutrauen fann. Kommunisten nichts für die Arbeiter und alle. Dezember im Reichenberger Rathauskeller ab­gehaltene landbündlerische Gebietsversammlung. ber bauen auf den weiten, fruchtbaren Flächen, Wahr ist, daß die ganze Nazikorona, der Krebs Der Sekretär Blescher aus Freudenberg   und die in Karpathorußland noch brach liegen, und und der Geyer und die anderen Papageier ge­So muß man es demnach machen, um Methode, die anderen schuldig werden zu lassen, Abg. Heller aus Alt- Leipa haben dabei die fönnten die historischen Länder von den über- hörig was zu hören bekamen und daß sogar Herr flüssigen Menschen entlasten." Knirsch, der als Parteiaristokrat der Nazi int tein Sozialfascist zu sein. Man läßt im nach der Praxis des ertappten Spizbuben zu Herr Abg. Heller spricht dann noch von einem mer noch das Deforum wahren will, ebenfalls Parlamente zwei Fuhren Papier   abladen, schreien: Haltet den Dieb", ausgiebig angelven- notwendigen Zuwachs ländlicher Sied- wutknirschend nach links abging. die mit Anträgen und Resolutionen vollge- det. Der erstere behauptete u. a. fälschlich, teine ungen, so daß er also allen Ernstes an die Ja so wirds gemacht und da hört man und schmiert sind, die niemand ernst nimmt, auch einzige sozialistische Stimme habe sich angesichts Ansiedlung der deutschen Arbeitslosen in Karstaunt man in Nazifreisen was für tüchtige die Antragsteller nicht. Wie wenig ernst, der niedrigen Milchpreise der Kleinbauern ange- pathorußland zu denken scheint. Dabei ist ihm Kerls doch diese, von sich selbst ernannten Un­geht schon daraus hervor, daß beispielsweise nommen. Es sei das Unglück für die Landwirt wohlbekannt, wie kostspielig und schwer durch- sere Führer" sind. Diese ganze Art der Bericht bei der Abstimmung im Plenum des Senats schaft, daß von den 300 Abgeordneten nur 58 führbar schon die Gründung der Siedlungen von erstattung ist ein Safi- Dreh" und man muß an über die Resolutionen von den 17 Mitglie fretär hatte über Existenzfragen der Landwirt. von Industrieproleten zu Landwirten! Herr übel die Frage stellen: aben Sie nicht über die Resolutionen von den 17 Mitglie- grarier unsere Vertreter" sind. Der Herr Se- Landwirten ist, geschweige denn die Umschulung Serrn Krebs, den Propagandaleiter wohl oder dern der kommunistischen Fraktion ganze schaft" zu sprechen, wobei er die Milchwirtschaft, Seller machte gegenüber den sozialistischen Bar- auch ein oder zwei Tanten in vier Mann anwesend waren! Aber Schweine, Geflügelzucht usw. erörterte. Aber teien hiebei die alberne Bemerkung, man lasse Drohobitsch? auch sonst! Wie können vollsinnige Menschen das war wohl nur Nebensache. Die Hauptsache die Menschen hungern, weil diese Par­folche Anträge ernst nehmen! Gewiß, es fön- war die Scharfmacherei gegen die Sozial­nen auch Anträge eingebracht werden, deren bemokraten. Die staatliche Arbeitslosen Annahme nicht von vorneherein als gesichert fürsorge gab hiebet das Stichwort ab. Herr anzusehen ist, aber dann muß doch versucht Pletscher betonte, es werden, eine möglichst große Anzahl von Ab­geordneten und Senatoren hinter sie zu brin­gen, was in diesem Falle nur dadurch zu bewerkstelligen wäre, wenn die Kommunisten die Gemeinschaft mit den sozialistischen   Par­teien suchen und auf eine feste Grundlage zu auf die Verteilung der Lebensmittelkarten gel­In welchem Sinne der agrarische Einfluß stellen sich bemühen würden. Statt dessen tend gemacht werden soll, läßt sich lebhaft vor­reißen sie die klaffende Kluft zwischen den stellen; sprach doch Abg. Heller später ausdrüd­Die vielen Millionen, ja Milliarden, die der proletarischen Parteien immer weiter auf und lich von Arbeitsuntustigen" und" sol Landwirtschaft aus Staatsmitteln zufließen, de­schließlich erleben die bürgerlichen Parlachen, diee ich am I os die Gelder nehmen, damit moralisieren jedoch nicht die Agrarier, da darf mentsmitglieder das lächerliche Schauspiel, fie nichts zu machen brauchen, trotz der Staat teine Gegenleistung ver daß sich bei der Abstimmung über den Wust dem sie es könnten". Die agrarischen Dorfmacht- langen! Denn Bauer, das ist wieder was ande­bon Anträgen ganze vier Hände erheben. Auch haber sollen offenbar allein entscheiden, wer nach res. In der angenommenen Resolution heißt es die nur zaghaft, denn man kann sich vor ihrer Meinung unterstügungsbedürftig ist oder u. a., daß man die Not der Landwirtschaft nicht stellen, daß den zu solchem entwürdigenden nicht, damit ihre Parteifreunde mehr berücksich- fehen will, um auf Kosten der Landwirtschaft Schauspiel Kommandierten selber nicht wohl tigt werden könnten. Herr Abg. Heller warf der sich weiterhin ausleben zu können". Immer wieder muß man fonstatieren, daß Regierung vor, daß sie zumute ist und sie sich für die ihnen zuge­die führenden Landbündler in sozialistischen troy Warnung und eindringlichster Mahnung Fragen auf einem erschreckend tiefen Ni­wiesene Rolle schämen. Das Gesetzgebungs­von seiten der bürgerlichen Parteien den hochgebe au stehen und gegen die Arbeiterschaft eine wert, das die Kommunisten binnen 14 Tagen spannten Forderungen der sozialistischen   Parteien durchaus feindliche Haltung einnehmen. ausgearbeitet, in Paragraphe gebracht und in unbegreiflicher und fahrlässiger Weise mehr als Die Herzensergüsse Bleschers und Hellers ent­zur Beratung gestellt sehen wollen, es würde die Wirtschaft zu ertragen vermochte, nachgegeben eine Reihe von Jahren in Anspruch nehmen, hat. Wir haben die letzten Jahre Milliarden springen demnach nicht bloß rein tattischen Er wägungen, sondern sie sind agrarisch- kapitali­Kronen für Arbeitslosenunterstützung ausgegeben." stische Politik in Reinfultur. Mit derlei Leuten Summen von vielen Milliarden und vor allem gründlich verschiedene Machtverhältnisse Wenn die Gelder in Form von Steuerab- Koalitionspolitik treiben zu müssen, aus ihnen im Staate als es die heutigen sind, erforder- schreibungen, Subventionen usw. den großen Maßnahmen zugunsten der Arbeiterschaft her­lich machen. Aber über all das zerbrechen sich Bauern zugeflossen wären, ging die Sache un- lauszuholen, ist wirklich keine Kleinigkeit.

Dr. Tolpe's Rache.

Roman von A. Altschul

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,, bestehe die Absicht, innerhalb der Partei eine Or­ganisation der Gemeindevertreter zu schaffen, welche uns dringend fehlt, die ihren Einfluß auch auf die Arbeitslosenunterstützung und Verteilung der Lebensmittelfarten geltend machen soll."

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teien ihre Leute brauchen, um die Zahl der Mandate auf der Höhe zu halten. Stumpf­sinn du mein Vergnügen!

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Immer wieder mußten die Arbeitslosen Immer wieder mußten die Arbeitslosen herhalten Abg. Heller tat den weisen Aus spruch:

Arbeitslosenunterstügung demoralsiert die Leute. Von den Milliarden, zu denen auch wir zuzahlen, können wir mindestens verlangen, daß sie so ver­wendet werden, daß der Arbeitswillige Arbeit be­kommt und der Arbeitsunlustige ausgeschlossen wird. Der Staat muß zum Arbeitswillen er ziehen."

B

Eschechische Künstler protestieren.

Prag  , 23. Dezember. Siebzig hervorragende tschechische Intellektuelle und deünstler haben einen scharfen Protest gegen die Vorgänge in Frei waldau unterschrieben, darunter der frühere Generaltruppeninspektor der tschechoslowakischen Armee J. S. Wachar, zahlreiche Universitäts­professoren wie Ottokar Fischer  , F. X. Salda, 3deněk Nejedly, der Legionärschriftsteller Josef Stopka, die Komponisten Alois Hába   und Jaroslav Ježek  . Der Protest lautet:

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,, Man kann nicht schweigen das hallt heute gewiß in jedem wider, der nicht das legte Restchen moralischer Verantwortung dafür ber loren hat, was bei uns vorgeht. Man schießt auf Demonstranten. Zu demonstrieren für das Recht ist die Pflicht eines jeden Menschen, der nicht ein Stlave ist. Jeder von uns hat, auch zu Oesterreichs  Zeiten, demonstriert. Aber damals wurde nicht ge schoffen. Heute schießt man. Und man schießt Demonstranten in den Rücken, Fliehenden. Wir protestieren, denn schweigen heißt: Mitschuldig sein. Und weiter: Wir protestieren im Namen der menschlichen Einsicht dagegen, was als Entschuldi gung vorgebracht wird. Es muß endlich einmal ge­sagt werden, daß das Attentat auf den mensch­lichen Verstand sind. Der bewaffnete Gendarm muß angeblich schießen auf Rinder, auf Frauen, muß angeblich schießen auf Fliehende. Müssen wir uns nicht schämen, daß man von uns verlangt, das zu glauben? Wir rufen daher: Es sind unser genug, die wir anders find, mit dem Herzen, mit dem Verstand, mit allem."

dem Unglück nicht noch den Spott tragen mußte.| Franzl sprang auf, fiel dem Vater um den Paris  , London  , New York  , Rio de Janeiro  , nichts Hals, raste zur Wcutter, wirbelte mit ihr wie ein war ihm weit genug, er wollte umherziehen, ziel- Kreisel durch das Zimmer, stöberte einen Stoffer los wie ein Zigeuner, am Morgen nicht wissen, auf und warf schnell ein paar Sachen hinein. wo er abends schlafen würde, immer weiter, obne Drei Stunden später saß er in der Eisenbahn. Ein Auto holte sie ein. Gespenstisch be Rast und Ruh.

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schlenderten die breite Landstraße entlang. Still und dunkel lag der Wald zu beiden Seiten der Chauffee. Nichts rührte sich. Nur der Wind rauschte leise in den buschigen Wipfeln. Sie zog Franzl wie schüßend an sich. leuchtete der grelle Strahl der Scheinwerfer die Wenn Franzl an Tolpe dachte, ballte sich Es war schon Abend, als Franzl ins Hotel alten Bäume, warf dunkle Schatten über den Der Vater war nach Hause gekommen. Er seine Hand zur Faust. Franzl tannte sich gut. tam. Er hatte Erna von seiner Ankunft nicht weg, flog weiter, voraus, ins Ungewisse. Im hatte sich furchtbar aufgeregt, als er alles erfah- Er wußte genau, wem er seine Biellosigkeit zu verständigt. Schnell zog er sich um und ging Nu war alles vorbei. Nur der Benzingeruch ren hatte. Jetzt war er schon wieder beruhigt. verdanken hatte, denn früher ist er anders ge- hinunter in den Speisesaal. war noch zu spüren. Zeig nur jest, daß sie Unrecht haben", hatte er wesen. Es drückte ihn, doch er konnte nicht da- Erna saß mit Jenny an ihrem Tisch. Sie Ein Sie bogen von der Chaussee ab. zu Franzl gejagt. Weiter wurde über den Vor- gegen antämpfen. Tolpe hatte ihm nicht nur die bemerkten Fransl nicht. Erst als er ganz nahe schmaler Weg führte geradeaus in den Wald.  fall nicht mehr gesprochen. Reife abgesprochen, hatte ihm nicht nur das war und grüßte, erkannten sie ihn. Setzen wir uns nieder?" fragte Erna, als Zeugnis verweigert, Tolpe hatte ihm auch Franzl...?" Erna war derart überrascht, sie schon ein gutes Stück Weges hinter sich Heimat genommen. Franzl war heimatlos. Nur daß sie kein Wort hervorbringen konnte. Auch hatten. Ich bin müde."

Jetzt war Franzl zu Hause. Er sollte sich einige Wochen ausruhen. Dann ging es hinaus ins Leben.

nisses?

die

im sausenden Eisenbahnzug fühlte er sich zu Jenny war sprachlos. Beide starrten Franzl wie Behaglich streckte sich Erna im weichen

Ins Leben. Das Leben lag Franzl so fern. Hause, im Auto, im Flugzeug, an Bord eines Er tannte es nicht. Er tannte nur das morsche, Ozeandampfers, er wurde einer von denen, gelbe Gebäude, das die Handelsakademie beher die ohne ständigen Wohnsitz die Welt durchkreu bergte, er tannte nur Tolpes noch morschere An- zen. Vorläufig in Gedanken. Wann in Wirk sichten. Das war alles. War dies das Leben? lichkeit. Wie lange wird er es hier noch aus Konnte das Leben so gemein sein? War er aus balten? Was hielt ihn denn? Die Eltern? gerüstet für das Leben? Fehlte ihm nicht die Erna? Sie schrieb doch gar nicht einmal. Daseinsberechtigung in Form des Reifezeug- Endlich kam aber doch eine Nachricht von ihr. Eine Postkarte. Grüße vom Urlaub. Dann ein Brief. Franzl erholte sich nicht. Im Gegenteil. Er wurde von Tag zu Tag blasfer, sah bald aus wie ein Kranter. Besorgt merkten es die Eltern. Was fehlte dent Jungen? Was drüdte ihn? Die Matura? Vielleicht. Etwas anderes? Eines Tages kam der Vater in sein Zimmer. Willst du auf ein paar Tage wegfahren. Frang!?" fragte er. Wegfahren? Ja, wie fommst du denn darauf? Und wohin denn?"

,, Sie haben die Handelsakademie absolviert? Und wo ist das Reifezeugnis?" Das wird man ihn überall fragen und überall wird er die Achseln zuden und sagen müssen:

Ich habe leines."

Aber warum er feines habe, wird er nicht erzählen dürfen, denn es würde ihm niemand glauben. Er wird einherziehen müssen, wie ein entlassener Sträfling, den die Menschen trepie ren lassen, weil er die acht Jahre seiner Haft nicht verrechnen kann.

Auch Franzl batte acht Jahre abgesessen, davon vier in der Handelsakademie. Und diefe vier Jahre waren schwerer Rerter.

Und doch zog es ihn hinaus in die Welt, weit weg, wo ihn niemand kannte, wo er neben

Wohin? Wohin du willst. Ich habe von einem sehr schönen Ort gehört. Ich glaube, er heißt..."

Er nannte den Ort des Poststempels, den Ernas Briefe trugen.

das achte Weltwunder an und erst, als er fragte, ob er denn überhaupt Plaz nehmen dürfe, löste sich der beiden Sprachlosigkeit in einen Wasser­fall von Fragen auf, daß Franzl nicht schnell genug antworten konnte.

,, Wie bist du denn hergekommen?" Franzl nannte die Eisenbahn als sein Beförderungs­mittel. graphiert?"

Moos. Sie hatte die Arme unter dem Kopf ver­schlungen und fah nun hinauf, zwischen den dunklen Baumkronen durch, zum sternenklaren Himmel. Bast du dir schon einen Plan für deine Zukunft zurechtgelegt?" fragte sie und wandte das Gesicht Franzl zu.

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Franzl antwortete nicht gleich. Für die Warum haben Sie denn nicht vorher tele Zukunft?" wiederholte er nach einer Weile. Was habe ich denn für eine Zukunft? Ja, einen Weil er vor wenigen Stunden noch nicht Plan habe ich, obwohl man es kaum einen Plan wußte, daß er herkommen würde. Ob er nennen tann. Es ist der Plan, planlos her schon ein Zimmer hätte, wie lange er zu bleiben umzuziehen. Heute hier, morgen dort. Ohne gedente. wie die Fahrt gewesen sei, all das und Ziel- Das allein tönnte mich vielleicht be­noch mehr mußte Franzl beantworten. Erft der friedigen Kellner, der sich bemüßigt fah, für das leibliche Schwah feinen Unsinn", unterbrach ihn Wohl feiner Gäste zu sorgen, enthob ihn für Erna. Du bist doch kein Zigeuner, der..." einen Augenblick dieser Pflicht, indem er ihm Warum Franzl ließ sie nicht aussprechen. die Speisenkarte vorlegte. nicht? Warum foll ich kein Zigeuner sein. Ich Nach dem Abendessen ging man spazieren. bin doch nicht wie die andern. Ich bin nicht Eigentlich gingen nur Erna und Franzl, denn reif, habe keine Bestätigung meiner Lebensberech Jenny wollte im Hotel bleiben, da sie Kurt tigung, ich bin Es ist Tolpe gelungen, Bacher mit dem letzten Zug erwartete. Er hatte ich an mir zu rächen, überall, wohin ich tomme, fich für heute angesagt und wollte den Sonntag fehe ich ihn, jehe feine grinsende Fraße, die mir und noch ein, zwei Tage im Freien verbringen. entgegenschreit, daß ich nicht reif, daß ich nicht Es war eine laue Nacht. Erna und Franz! bollvertig fei,

( Schluf folgt.)

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