Seite 2.
Mittwoch. 8. Oktober 1932.
Nr. 235.
die der Reformismus   bietet, haben uns ge­lehrt, den tiefsten Ursachen nachzuforschen. Der Wille, dem kapitalistischen   System ein Ende zu machen, kommt heute in den Reden und Schriften selbst gemäßigter Leute in einer Weise zum Ausdruck wie nie vorher. Inner­halb der Partei formt sich der Entschluß, daß die Partei, wenn sie das nächstemal eine Re­gierung bildet, ihre Aufgabe darin erblicken foll, bewußt die wirtschaftliche Macht zu er­obern und den Uebergang zu einer sozialisti­ schen   Gesellschaft zu beginnen. Herbert Morri­ son   rät uns, auf schnelle Gesetzgebung durch Notverordnungen vorbereitet zu sein. Die juristischen Fachleute der Partei studieren die verfassungsrechtlichen Schwierigkeiten, denen wir begegnen werden, während die Wirt­schaftsfachleute erwägen, wie man am besten die Sabotage bekämpfen kann, welche die Hochfinanz und die Londoner City gewiß an- tvenden werden. Selbst der rechte Flügel er­klärt, nie mehr ein Bündnis mit den Libera­len schließen oder ohne eine Mehrheit die Re­gierung übernehmen zu wollen. Die Blassen haben alles Vertrauen auf romantische Füh- rerfiguren verloren und die Partei ist jetzt fast einig in ihrem Entschluß, daß die nächste Arbeiterregierung durch eine Art demokratische Auswahl gebildet werden soll. Der nächste sozialistische Ministerpräsident wird nicht selbstherrlich wie Macdonald sein. Diese neue sozialistische Auffassung spie­gelt sich in dem Programm, das der Partei­vorstand für den Parteitag von Leicester vor­bereitet hat. Kein einziger reformistischer Vor­schlag ist darin. Es. besteht aus vier Resolu­tionen, die dann in Memoranden näher er- erörtert werden und deren offener Zweck es ist, die Partei auf die Eroberung der richtigsten strategischen Punkte im Kampf um di« wirt­schaftliche Macht vorzubereiten. Diese Resolu­tionen behandeln die Sozialisierung der Bank von England  , dex Eisenbahnen, der Elektrizi­tät und des Bodens. Derartige Dinge wurden zwar schon in der Vergangenheit auf Partei­tagen der Arbeiterpartei beantragt und ange­nommen, doch kamen solche Anträge immer aus der Mitgliedschaft und wurden bald wie­der vergessen. Jetzt aber werden sie vom Par­teivorstand vorgelegt, und zwar nicht mehr als allgemein gehaltene Wünsche, sondern als ein Teil eines geordneten, in allen Einzelheiten ausgearbeiteten Programms. In der Vergan­genheit standen immer reformistische Maßnah­men im Vordergründe des Programms, deren Zweck es war, die sozialen Errungenschaften auszudehnen oder die Besteuerung der Rei­chen zu erhöhen, ohne aber am kapitalistischen System selbst zu rühren. Heute stehen die Be­mühungen um die Verbesserung der Lage der Arbeiter iyr Kapitalismus an zweiter Stelle, während der Hauptangriff dem kapitalistischen  System selbst gilt. Der* Gedanke hinter dieser Taktik ist der, daß eine s^ialistische Regierung nach Soziali­sierung der Notenbank, der Elektrizität, der Eisenbahnen und des Bodens in der Lage wäre, die Industrie zu beherrschen und einen Plan zu diktieren. Bon diesem Standpunkt aus ist das Bankwesen der Angelpurckt des ganzen Systems. Neben der Sozialisierung der Bank von England   beantragt der Partervor- stand Maßnahmen, durch die das übrige Ban­kensystem die Menge und Art der Investitio­nen und die Ausgabe neuen Kapitals im Jn- laick und Ausland kontrolliert werden soll. Man kann zweifeln, ob diese Vorschläge tech­nisch ausreichend sind und die Hauptdebatte auf dem Parteitag wird um Abänderungsvor­schläge gehen, nach welchen neben der Bank von England   auch die fünf wichtigsten Groß» banken sozialisiert werden sollen. Aber diese Meinungsverschiedenheit geht um Mittel und nicht um Ziele. Es besteht darüber Einigkeit, daß der erste Schritt der Eroberung der wirt­schaftlichen Macht die Kontrolle des Kredit- und des Finanzkapitals ist. Das war auch die Frage der letzten Wahlen, als die Arbeiter­partei, allerdings in einem verwirrten, schlecht vorbereiteten Kampf, den Sturni gegen die Banken eröffnete. Die Machtverhältnisse im Kapitalismus in England haben sich inner­halb der letzten Generation geändert. Der ge­waltige Industriekapitän des 19. Jahrhun­derts, der sein eigener Finanzmann war, ist so tot wie ein Dinosaurus. Der Bankier und der Finanzmann der City sind heute die Be­herrscher der Jndtlstrie. Die Arbeiterpartei fordert die Banken zum Kampf heraus; die Arbeiterschaft läuft Sturm gegen die Beherr­scher ihrer Beherrscher. Hier ist der Haupt­kampsplatz im. Kampfe um die Macht, aber auch der Boden, der Verkehr und die Elekrrr- zität sind ebenfalls wichtige Positionen. Eine tatenwillige Regierung, die alle diese Positio­nen in der Hand hält, könnte der Wirtschaft ihren Plan für den Uebergang zum Sozia­lismus aufzwingen.
vcr versuch cmcr Einheitsfront an den Kommunisten gcsdieltert
Einige führende Genossen des Bundes proletarischer Freidenker veranlaßten eine Besprechung mit der Leitung des kommu­ nistischen   Verbandes proletarischer Konfcssions- loser, da ein gemeinsames Vorgehen aller Frei­denker gegen die wachsende Kulturreaktion als unbedingt notwendig angesehen wurde. In der Besprechung mit den Kommunisten wurde eine gemeinsame Entschließung ausgear­beitet; unsere Genossen machten für ihre Unter­schrift zur Bedingung, daß die Mitgliedschaft ihrer Organisation und die befreundeten tschechi­schen Freidenkerorganisationen mit dem Schritt übereinstimmen. Ausdrücklich wurde vereinbart, daß eine Art Burgfrieden zwischen den Organisation eintreten solle. Die Leitung des Bundes proletarischer Frei- dercker hat die Aktion gewissenhaft und unter Einhaltung der getroffenen Vereinbarungen vor bereitet. Der kommunistische Verband proletarischer Konfessionsloser hat jeddch schon acht Tage nach der Bodenbacher Besprechung ei« Rundschreiben an seine Untergliederungen hinausgegeben, in dem genaue Anweisungen darüber enthalte« sind, wie dieEin- heitssront vo« unten" hergestellt werde« soll. Es sei nunmehr alles daranzusetzen, damit die
Spitzen der Lebenhardt-Organisation von ihren Versprechungen nicht davonlaufen können". Es seien überall Verbindungen mit den Lebenhardt- Gruppen anzuknüpfen, nötigenfalls möge man sich direkt an die Mitgliedschaft des Bundes prole­tarischer Freidenker wenden,damit von unten her ein entsprechender Druck aus die Bodenbacher Zentrale aus­geübt wird." Die Leitung des Bundes proletarischer Frei­denker stellt nun imFreien Gedanken" mir Recht fest, daß die Kommunisten die in Boden­bach getroffenen Vereinbarungen nicht ein- hielten, sondern wiedrum den Versuch unter­nahmen, die Führung des Bundes proletarischer Freidenker vor der Mitgliedschaft des Bundes einer unlauteren-Handlungsweise zu bezichtigen. Mit einem Partner, der so sein Wort breche, könne man sich nicht noch einmal an den Be­ratungstisch setzen. Das Verhalten der Kommunisten gegenüber dem Bunde proletarischer Freidenker ist ein neuerlicher Beweis dafür, daß die Bol­schewiken di« wirkliche Einheitsfront fürchten wie der Teufel das Weihwasser. Sie ist ihnen genehm, solange sie hoffen können, unter ihrem Namen im Trüben fischen zu können. Wo sie gezwungen werden, offenes Spiel zu treiben, greift« sie um schnöder Organisanonsvorteile willen zum Wortbruch.
Beamtenregierung? Nationaldemokratische Versuche stoßen auf schärft Abwehr. Prag  , 4. Oktober. Am Donnerstag findet, wie wir schon seinerzeit angekündigt haben, eine neue Beratung der Führer der Koalitionsparteien mit dem Ministerpräsidenten und den politischen Ministern statt, in der auf Grund-er inzwischen eingeholten Stellungnahme der einzelnen Koali­tionsparteien abschließend zu dem Problem der Staatsangestelltengehalter und der Ausgleichung des Budaetdefizits überhaupt Stellung genom- men werden soll. Daß die Beratungen über das Budget nicht noch wochenlang in dem bisherigen schleppenden Tempo weitergehen können» ist ziemlich klar. Zu­dem läuft Ende diese- Monat- auch noch das Wohnungsprovisorium ab, so daß auch hier gesetz­geberische Maßn«chmen in kürzester Frist unauS- weichlich sind. Die Situation drängt also zu einer klaren Entscheidung über das künftige Arbeits­programm; die Verhandlungen können aber nicht vom Fleck kommen, da die Gegensätze in der größten Regierungspartei siehe Lunden  , bürg sich eher noch verschärft als gebefftrt haben. Zu all dem kommt noch die Extratour der Nationaldemokraten, die die Staatsangestellten­frage dazu benützen wollen, um die von einzel­nen Bankgewaltigen, vor allem von Herrn Dr. Preiß, als Allheilmittel gepriesene Beam­tenregierung durchzusetzen. Da sie ja in der hohen Bürokratie eine große Anzahl treuer Anhänger besitzen, glauben sie offenbar, auf dies« Weise einen bedeutend größeren Einfluß auf die Führung der Staatsgeschäfte gewinnen zu können als in einer parlamentarischen Regierung mög­lich ist. Wie das heutigeN»r. Osvobozen!" mitteilt, soll Dr. Kramak persönlich den Unterhändlern der Partei in der Frage der StaatSbeamtengehäl- tern die Weisung gegeben haben, eine solche Situa­tion herbeizuführen, die die Einsetzung einer Be­amtenregierung ermöglichen soll. Das Blatt dürste wohl auch nicht fehlgehen, wensi es Dr. P r e i tz von der Avnobank als den eigentlichen Drahtzieher hinstellt. Vorläufig haben die Nationaldemokraten mit ihrem Beamteickabinett kein Glück. Da unsere Verfassung keinen 8 48 kennt, wie ihn Herr Papen   in Deutschland   zur Verfügung hat, so könnte auch ein« Beamtenregierung letzten Endes nicht ohne eine parlamentarische Mehrheit aus­kommen. Nun liegen aber schon klare Ab­sagen nicht nur der sozialistischen   Parteien, sondern auch der tschechischen Volkspartei vor. In der Parteivertretung der tschechischen Sozial­demokraten hat sich, wie wir schon berichteten, Dr. Meißner ganz entschieden gegen ein Bcamtenkabinett ausgesprochen. Die klerikalen Lid. Lisch" gaben den Nationaldemokraten schon am Sonntag gleichfalls den guten Rat, ja nicht nach der Popenregierung in Deutschland   zu schielen, denn diese sei für die Tschechoslowake: absolut kein Vorbild. Auch die Nationalsozialisten lehnen in ihrer Press« derartige Experimente entschieden ab. Bon den heuttgen Pressestimmen zu dieser Frage sind die Feststellungen des Abendblattes des P r a ö o Li d u" bemerkenswert, daß seinerzeit, als die ersten Meldungen über die Pläne des Fi­nanzministers bezüglich der Staatsangestellten aus­tauchten, die nationaldeinokratische Presse sich zu­erst gründlich ausgeschwiegen hat. War ja doch der allmächtige Herr Dr. Preiß selbst der Baier und eifrige Verfechter des Gedankens eines 20prozentigen Gehaltsabbaurs, eines Gedankens, den er schon vor langer Zeit in seinem bekannten Memorandum bis zu den höchsten verfafsungs- mäßigen Faktoren hinauf propagiert hat. Wenn sich jetzt die nationaldemokratische Partei zur eif­rigsten Verfechterin der Staatsbeamteninteressen aufwerfen will und selbst eine Regierungskrise her­beizuführen sucht, so fei das eine abgefeimte
Komödie, wie sie überhaupt noch nie dage­wesen sei. Noch schähfer geht die PilsnerNova Do da" ins Zeug, die u. a. erklärt, der Satz, daß in schweren Zeiten nur eine Regierung der Konzrntratton aller Kräfte möglich sei, habe nur insofern Gültigkeit, als alle Teile einer solchen Konzentration bereit seien, uneigennützig eine Verständigung zu suchen. Wenn das nicht möglich sei, dann müßte man sich nach einer- anderen Konzentratton(d. h. im konkre'.en Fall ohne Rattvnaldrmokraten) unrsehen. Auch heut« sei eine solche Lösung möglich. Die Parteien, die die Verantwortung zu übernehmen bereit seien, müßten sich aus ein Programm einigen, dar die Lösung aller schwebenden Fragen in sich einschließt. Gewiß würden sich Parteien hiezu finden, und sie brauchten nicht einmal ein Mindrr- heitSkabinrtt zu bilden. Nach einer eventuellen Demission der heutigen Regierung müßten sich alle Parteien aussprechen, ob sie an der Realisie­rung eines solchen Programms uneigennützig Mit­arbeiten wollen oder nicht. Die Verantwortung für dir Ablehnung einer solchen Mitarbeit wäre groß.
Zur«eise der LmdwirMaft. In fortgesetzter Debatte beschäftigte sich'der landwirtschaftliche Ausschuß d«S Abgeordneten­hauses am 4. Oktober mit dem Expos« des Land­wirtschaftsministers BradaL über die Agrarkrise. Als erster Redner betonte Genosse Leibl, daß die Kris« eine Dauererscheinung der kapitalistischen   Wirtschaftsweise zu werden drohe. Di« Arbeitslosigkeit werde verschärft durch die Technik, welch« in der Landwirtschaft 3010 Pro­zent der Beschäftigten überflüssig mache. Dazu kommt, daß in den landwirtschaftlichen Groß­betrieben di« Arbeitszeit viel zu lang sei. Durch die Krise wird der Wert der Arbeitskraft gesenkt zum Schaden der Landwirtschaft. ES gibt keine Lösung der Agrarkrise ahn« Arbeitsbeschaffung und Sicherung der«austraft; ohne eine» gewissen Wohlstand der Arbeiter gibt es leinen Wohlstand der Landwirte. -' Redner wandte sich energisch gegen di« Pläne, überflüssiger. Getreide billig ins Ausland zu ver­schleudern und riet,«S trotz des Bedauerns des Abg. Wiydlrsch zu verfüttern, wr« dies seit Jahrzehnten schon geschehe. Genosst Leibl warf den Agrariern vor, daß sie nicht wiffen, was sie eigentlich wollen und«S so unmöglich machen, mit ihnen auf vernünftiger Basis zu verhandel». Ihre Forderungen sind bisher grundsätzlich bewilligt worden, so Zuschlagszölle, Einsuhrschein«, Einfuhr­bewilligungen, Syndikat ujw., ohne daß ein Dauer­erfolg erzielt wurde.(W i n d i r s ch:Tas waren halb« Maßnahme».") Genosse Leibl hebt hervor, daß den Konsumenten, speziell den Arbeitslosen, große Opfer auftrlegt wurden, ohne daß dies ftitens der Agrarier anerkannt werde. Als Redner den Minister fragie, wie es mit den Wünschen der Kleinlandwirt« steh«, z. B. mst Demokratisierung der Landeskulturräte, lacht« Abgeordneter Böhm! Derartige Dinge machen ihm offenbar nur Spaß! Gen. Leibl forderte auch die endlich« Wieder- einführung des Pächterschuyes, da die vielen Klein­pächter in schwieriger Lage sich befinden. Wenn aut der Gegenseite guter Will« vorhanden sei, wär« eine Verständigung sehr wohl möglich. Ist ein» solche nicht erreichbar, werde die Landwirtschaft weiter sckever leiden. * Bon agrarischer Seite schlug D u b i e k y versöhnliche Tön« über die Notwendigkeit einer Zusammenarbeit an. Bei der Rede des tschechi­schen Genosftn Srba kam es zu lebhaften Aus­einandersetzungen mit den tschechischen Agrariern. Srba stellte nämlich fest, daß die agrarischen For- derungen einfach darauf hinauslauftn, einem Stand mittels Staatshilft die Rentabilität und ein anständiges Auskommen zu gewährleisten. Die Sozialdemokraten seien bereit, in dieser Hin-
Oen OSSen, habt Ihr schon die Bestellung für da«.
AUBEUER- jabrbio mr aufgegeben?
; Schreibt dringend an die Zentralstelle k. d. j Bildungswesen Prag IL, Nekäzanka 18. !.....
sicht mitzuarbeiten, wenn dieser menschenfreund­liche Standpunkt auf alle übrigen arbei­tenden Menschen ausgedehnt werde. Der tschechische Genosse B i ü o v e c urgierte wieder einen ausreichenden Pächter schütz und kriti- sierte die Tätigkeit der agrarischen Molkereien. Am Abend hoch Genosse Schweichhart die soziale Seit« des Agrarproblems hervor un­verdolmetschte namentlich die Forderungen der ärmsten Schichten der Landbevölkerung. Wir wer­den aus ftiner Rede noch einen Auszug nach­tragen. Gegen 10 Uhr abends fand die Debatte mit einem Schlußwort des Ministers Bradaö ihren Abschluß, das erst morgen der Prefle zur Verfügung gestellt werden wird. Erfolgreiche Gemeindewahlen. In der Gemeinde Deutsch- Zlatnik im Bezirke Brüx   wurde am Sonntag, den 2. Oktober die Gemeindevertretung gewählt. Das Ergebnis ist folgendes: Deutsche   Sozial­demokraten 67 Stimmen, 5 Mandate(letzte Gemeindewahl 49 Stimmen, 4 Mandate, Parla­mentswahl 55 St.); Christlichsoziale 16 Stim­men, 1 Mandat(früher 1 Mandat); Bund der Landwirte 39 Stimmen, 3 Mandat«(früher 4 Mandate), Wahl- und Wirtschaftsgemeinschaft 25 Sttmmen, 2 Mandate, Deutsche Gewerbe­partei 16 Stimmen, 1 Mandat(früher- nicht kandidiert). * Die sonntägige Gemeindewahl in Königs- h a n bei Trautenau   beließ unsere Partei doch in ihrer bisherigen Position. Es erhielten: Die deutschen   Sozialdemokraten: 150 Stim­men, ,5 Mandate(5); Hakenkreuzler: 104 Stim­men, 3 Mandat«(1); Ehristlichsoziale: 40 Stim­men, 1 Mandat(H; Bund der Landw. 59 Stim­men, 2 Mandate(3); Tschechen  : 68 Stim­men, 2 Mandate(1); Gewerbeparte«: 61 Stim­men, 2 Mandate(0). Tic Gemeindewahlen in Kremnitz   in der Slowakei   haben mit einen« schönen Erfolg der Sozialdemokratie geendet. Aus di« Liste der Sozialdemokraten entfiele«« 964 Stim­men und 14 Mandate gegen 812 Stimmen und 11 Mandate im Jahre 1928. Die tschechischen Nationalsozialisten erhielten 1 Mandat(0), die Kommunisten 3(3), die ungarischen Christlich­sozialen 5(5), die Slowakisch-Klerikalen 4(5), die Agrarier 2(2), die Juden 2(1), einige wenige Mandate entfielen noch auf kleinere Gruppen. Durch den Wahlausfall ist die Wahl des Sozial­demokraten Horvath zuin Bürgermeister wieder gesichert. Interessant ist, daß d«e Stadt Kremnitz  keine Umlagen einhebt, weil die Ein­nahmen aus dem großen Waldbesitz der Stadt bestritten werden können.
Im volkswirtschaftliche« Ausschuß des Se­nate- kamen am Dienstag die agrarischen An­träge auf Hilftleistung für die heimische Viehzucht zur Verhandlung. Der Ausschuß­vorsitzende S a b l i k und der Referent S11 i i I stellten die Situation wieder so dar, als ob es ausschließlich nur eine landwirtschaftliche Krise gäbe. Es entspann sich eine ausführliche De­batte, die in der nächsten Sitzung fortgesetzt wer­den wird. Zur Beratung des neuen Fischerei­gesetzes wurde ein Subkomitee gewählt, daß eine Frist von zwei Monaten erhielt. Dem Sub­komitee gehört u. a. Genosse I a r o l i m an.
Hakenkreuzniederlagcn bei reichsdeutsche« Gemeindewahlen. In vier Städten fanden am Sonntag Gemeindewahlen statt, welche sämtliche durch schwere Niederlage«« der National­sozialisten gekennzeichnet sind. In Stallu- p ö n e n(Ostpreußen  ) erhielten sie 1262 Stim­men gegenüber 2199 bei den Reichstagslvahlen am 31. Juli 1932, in Sonneberg  (Thüringen  ) 492 gegen 822, in Neustadt  (Hessen  ) 45 gegen­über 249 Stimmen; in Ratikau(Oldenburg  ) er­hielten sie um 20 Prozent weniger als bei der letzte»« Wahl. Wenn man aus diesen Ziffern auch nicht vorschnell auf die kommende Reichs- taffstvahl schließen darf, so läßt sich doch ersehen, welcher Umschwung in einem großen Teil der Wählerschaft im Verlauft der letzten Zeit ein­getreten ist. Auf Kosten der Nationalsozialisten sind in den genannten Orten die bürgerlichen Parteien gewachsen, zu«velchen ihre früheren Wähler nach der Enttäuschung durch die Natio­nalsozialisten zurückkehren. Auf der Linken sind teils sozialdemokratische, teils kommunistische Er­folge zu verzeichnen.