Nr. 100
Freitag, 28. April 1933.
Tschechische Nationalsozialisten Das ist die„ Einheitsfront" der Kommunisten!
gegen den Antimarxismus.
Der Generalsekretär der tschechischen natio nalsozialistischen Partei, Abgeordneter Karl Moudrý, veröffentlicht in der Zeitschrift„ So bota" einen Aufsatz, in dem folgende Stelle be achtenswert ist:
Wer aus eigener Anschauung erkannt hat, welch ungeheures Material Marrens Wert vor. stellt, und wieviel Jahre seines Lebens man dem Eindringen in die grundlegenden Lehren dieses Denters widmen müßte, der wird in seinen rednerischen und journalistischen Rundgebungen vorsichtig sein. Der Margismus lebt als politische Bewegung in verschiedenen Auffassungen. Auch bei grundsäglicher und ablehnender Kritik einzelner grundlegender Prinzipien ist es vor allem wichtig achtzugeben, wer gegen den Marrismus tämpft und welchen Inhalt er seinen Parolen gibt. Das, was Hitler heute als Kampf gegen den Margis. mus bezeichnet, ist der Kampf gegen den Fortfchritt überhaupt, gegen die Unabhängigkeit der wissenschaftlichen Forschung, gegen die freie künst lerische Stultur und gegen die Koalitionsfreiheit. Schon diese Tatsachen mahnen uns bei der Ab. lehnung gewisser Ansichten Marzens nicht in die gefährliche Nachbarschaft Hitlers und seiner arm. feligen Nachahmern bei uns zu treten, welche nicht einmal so viel Charakter und Mut besigen, unt sid) zu ihren Mustern offen zu befennen, sondern alles zu uns anonym hereinpaschen wollen."
Diese Auffassungen des Abgeordneten Moudry heben sich wohltuend ab von den antimarri ftischen Zweideutigkeiten, die auch in national fozialistischen Blättern manchmal zum Ausdruck tommen.
Zschechoslowalischer Staatsbürger an der Grenze verhaftet.
Wie man uns aus Weißwasser , Bez. Jauernig, berichtet, wurde dort am 25. April an der Grenze von reichsdeutschen Organen der Genoise Paul Tremer aus Weißwasser verhaftet. Genoffe Tremer ging am Dienstag, den 25. April vormittags von Weißwasser über die Grenze in das benachbarte Dorf Kamiß, wo feine Schwiegereltern und sein Schwager woh nen. Er hatte einen ordentlichen Grenzübertritt schein bei sich. Als er am Nachmittag desselben Tages zwischen drei und vier Uhr nachmittags nach Weißwasser zurüdfehren wollte, wurde er an der Grenze von einem deutschen Zollbeamten verhaftet und später von einem Landjäger nach Batichlau gebracht. Der Zollbeamte erklärte, daß er Tremer verhaften mußte, weil der Anzeiger nicht weit davon stehe und es um sein, des Zollbeamten, Brot gehe. Am nächsten Tage fam auch auf dem Gemeindeamte in Weißwasser die Rede auf die Verhaftung Tremers. Bezeich nenderweise äußerte sich nun der Gemeind: fetretär Robert Rintiher, wie folgt:„ Es ist noch einer vorgemerkt drüben, der soll auch noch dran lommen." Befragt, wer das sei, nannte er auch den Namen dieses Mannes. Wir fragen mun, woher weiß der Gemeindesekretär Kintscher, welche Leute man drüben verhaften will?
Auf einen Bretterzaun in Rothau haben fürzlich Kommunisten die ab gebildeten Parolen aufgepiuselt.
So stellen sie sich also ihre Einheitsfront" vor!
Deutschland baut Kriegsflugzeuge!
Goering verschiebt 50 Millionen Mark
an die Bayerischen Motor- Werke.
Aus Amsterdam wird uns unter dem 23. April gemeldet:
Die ungeheure Korruptionsriederei, die jetzt in Deutschland im Gange ist, hat die Aufmerksamkeit auf eine Geldschiebung von der größten internationalen Bedeutung abgelenft.
Vor einiger Zeit zogen die Papiere der Bayrischen Motor: Werke plötzlich um etwa 10 Prozent an. Es stellte sich heraus, daß die Werke Riefenaufträge von der Reichsregierung bekommen haben, ohne daß man bisher feststellen fonnte, welcher Natur diese Aufträge sind.
Nun hat sich herausgestellt, daß er Reichsminister Goering nicht weniger als 50 millionen Mart an die BMW verschoben hat im Zusammenhang mit einem Auftrag, Flugzeuge zu bauen, für die die Reichsregierung die Pläne geliefert hat.
Es handelt sich also um Kriegsrüstungen Deutschlands , die in einem Zeitpunkt unternommen werden, da die deutschen Vertreter auf der Genser Abrüstungskonferenz von Abrüstung schwärmen.
Ein ausgerüstetes Deutschland unter dem Fascismus eine Luftflotte unter dem Kommando Goerings die Bedrohung des europäischen Friedens durch die Tatsachen ist in ihrem ganzen Umfang gar nicht abzuschätzen.
Die vier größten Waffenfabriken in Suhl tet nunmehr mit Tan. und Nachtschicht. Die Be wurden vor einiger Zeit unter die Leitung eines triebe sind im weiten Umkreise durch SA und Staatstommiffär gestellt. Sämtliche Arbeiter und Hilfspolizei abgesperrt; das Betreten ist nur den Angestellten, die nicht mindestens zwei Jahre der Werksangehörigen und gegen Sonderausweis geSitlerpartei angehören, wurden fristlos entlassen. stattet. Die Belegschaft ist verdreifacht worden und arbei
SA- Konzentration.
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Der Haßgesang der Feigen.
Einige der bürgerlichen Provinzblätter be nehmen sich der Arbeiterschaft gegenüber besonders niederträchtig. Das fühnste" dieser Preßerzeugnisse ist zweifellos die Rumburger Zei tung", in deren Redaktion ausschließlich Fascisten zu fißen scheinen.
Die Rumburger Zeitung" schreibt in ihrer Ausgabe vom 23. April, daß sich die ganze Unanständigkeit und Lumperei der marristischen Denunzianten" im Kampfe gegen die sudetendeut schen Nazis im hellsten Lichte gezeigt habe. Unsere flaren Angaben, zu deren Abdruck uns Der Tag" selbst gezwungen hat, veranlassen das feine Bürgerblatt, zu behanpien, daß wir lustig weiterlögen.
Es fostet förperliche Ueberwindung. fidh mit diesem Pfuhl moralischer Gemeinheit, der aus den nun erfolgten Angebereien wie ein Best hauch stinkt, abzugeben."
Diese und ähnliche Schimpfereien sind der jachliche" Inhalt der Entgegnung auf unsere flaren Berichte. Unsere Mitteilung über die fünf Sebnizer Nazis, die in der St Dienst tuninzwischen haben wir bekanntlich noch andere Namen genannt, ja, es ist ein Nazifurier in Uniform in Teplit- Schönau sogar verhaftet worden -beantwortet die Rumburger Zeitung" also:
,, Weiters nennen die roten Blätter fünf Niedereinsiedler, die in der Sebnitzer Hilfspolizei Dienst tun. Wie man sieht, alles un. bewiesene und, nach der Rumburger Erfah rung zu schließen, auch unbeweisbare Denunziationen..."(!)
Und die sozialdemokratische Presse wird ob ihres Kampfes für Wahrheit und Freiheit von den dienstbaren Geistern der SA- Mörder also beschimpft:
Es war bisher das Vorrecht gewisser Revolverblätter mit vorwiegend gejeII. schaftlich pornographischem Inhalt solche namentliche Denunziationen vorzunehmen, bzh. anzudrohen, um auf verbrecherische Weise Geld zu verdienen. Die marristischen Blätter sind mit der namentlichen. Denunziation in einen erfolgreichen Wettbewerb mit diesem journalistischen Schandgewerbe getreten..."
Wir haben nichts anderes erwartet. Erst schrien die Herrschaften nach Beweisen und als wir sie erbrachten, schimpften sie wie besessen. Sätten wir sie nicht erbracht, so hätten sie nicht. weniger geschimpft.
Gewiß: gegen Ehrabschneidung gibt es sehr wirksame Mittel und wir werden nicht ermangeln, sie der edlen„ Rumburger Zeitung" gegenüber anzuwenden.
Wichtiger jedoch als diese Maßnahme ist der unmittelbare Kampf gegen eine Presse, die sich zum Bedienten der Hitler und Goering erniedrigt hat und den Rampf gegen die Arbeiter, die nichts anderes tun als um ihre Freiheit zu kämpfen, auf" die unglaublichste Weise diffamiert.
Der Kampf gegen den Fascismus ist in erster Linie ein Kampf gegen die Presse, die ihn schützt und tarnt. Und in diesem Kampfe, der eben jetzt durch unsere Pressewerbung geschlagen wird, hat jeder Proletarier, der durch die Schreibweise der bürgerlichen Bresse von der Art der ,, Rumburger Beitung" auf das tiefste verletzt und beleidigt wird, Gelegenheit, seinen Mann zu stellen.
Sinaus mit den bürgerlichen Blättern aus den Wohnungen der Arbeiter und der anderen Demokraten! Lest die Arbeiterpreffe! Das muß der Ruf sein, den jeder Antifascist von Wohnung zu Wohnung, von Mann zu Mann, von Frau zu Frau tragen muß. Wer in diesem Kampfe abseits steht, hilft dem Fascismns!
Kommunistische Mathematit. Das Rudé Právo behauptet vorgestern, daß es notwendig war, nach der Revolution in Rußland 160 Mil lionen Analphabeten zu liquidieren. Da es nun 1917 in Rußland nur 140 Millionen Einwohner gegeben hat, hat es in der Sowjetunion nicht einen Menschen gegeben, der lesen und schreiben fonnte und außerdem scheinen 20 Millionen Menschen als Analphabeten doppelt gezählt worden zu sein. Das Wunder, daß somit in Rußland Berlin , 27. April. In Berlin und in der Konzentrierung großer Teile der 115 Prozent Analphabeten gewesen sind, müßte Mart Brandenburg werden die Vorbereitungen Reichswehr in Döberiß bei Berlin . die Lommunistische Presse aufflären. Vielleicht zu einer Maffen Einquartierung besteht des Rätsels Lösung darin, daß die tomber SA und S6 während der Tage der frühere Reichskanzler, General von Schlei Lebhaft kommentiert wird die Tatsache, daß munistischen Redakteure sich selbst zu den russi- um ben 1. Mai getroffen. Seit Anfang diefer cher, dieser Tage zum ersten Mal seit schen Analphabeten rechnen. Woche treffen täglich neue bewaffnete feiner Entlassung am 30. Jänner vom Tätlichkeiten im Parlament. Während der Formationen ein aus Nordbayeru, Sach- Reichspräsidenten von Hindenburg ,, priva Rede des Kommunisten Gottwald tam es fen, Thüringen , Hannover , Schleswig- Holstein tim" empfangen worden ist; man glaubt, gestern im Parlament zu einem argen Zusam und Schlesien . Nach unseren Informationen daß die höchste Stelle des Reiches den Gedanken aui russisches Geblet? menstoß zwischen tschechischen Nationalsozialisten wird die Einquartierung bis zum 1. Mai auf erwägt, den militärischen Ausnahme- Peiping, 27. April. Das chinesische und einigen Kommunisten, die es vor allem auf rund 300.000 Mann gesteigert werden. zustand zu verhängen und den General von Militärobertommando beobachtete am Mittwoch den Abgeordneten Bazala abgesehen hatten, Daß in Verbindung mit dem Feiertag der Schleicher mit der Durchführung, zu vormittags, daß die Japaner ihre Truppender vor einiger Zeit als Ersatzmann für einen deutschen Arbeit" ein großer politischer Schlag beauftragen, falls die Nationalsozia- einheiten von der Front an der chinesischen Kommunisten ins Parlament gekommen war, durchgeführt werden soll, it offenes Geheimnis listen am 1. Mai irgendwelche Vorstöße Seite der Großen Mauer eilends abzuberusen sich hier aber den tichechischen Nationalsozialisten in den Kreisen der Nationalsozialisten. Es gegen die deutschnationalen Re- beginnen und eine Rüdbewegung dieser angeschlossen hatte. Als Bazala dem Gottwald, der gerade den Parteien, die gegen den Fascis intindeffen, daß auch die Gruppe gierungsmitglieder unternehmen Kräfte nach dem Norden einscht. Der mus in der Tschechoslowakei fämpfen wollen, mugenberg ihre Gegenmaßnah- follten. wärmstens empfahl, sich um die kommunismen getroffen hat; hierzu gehört die
Japanischer Ueberfall
Man glaubt daraus schließen zu können, daß ein be= waffneter Konflikt zwischen den japanischen und sowjetrussischen Truppen an den mandschurischen Grenzen in den Bereich der unmittelbaren Möglichkeit ge treten ist.
dem es u. a. heißt:
stische(!) Partei zu scharen, einige Zwischenrufe machte, geriet er mit Stommunisten in einen schweren Konflikt: diese beschämpften ihn Mandatsdieb und Provokateur. Die AuseinandersetDer Konflikt an der Ostchina- Bahn hat sich zung wurde immer ärger und hatte eine Reihe in den letzten Jahren außergewöhnlich vervon Ordnungsrufen zur Folge. Als Bazala ge= rade mit dem Kommunisten a def in eine er Nom, 27. April. Die italienische Regierung diplomatischen Protesten zu begnügen, sondern schärft. Die chinesischen Regierungskreise sind regte Auseinanderießung verwidelt war, bei der hat starte Truppen- Abteilungen an die Brenner ein solches Vorhaben, das sich mit den Interessen überzeugt, daß es in unmittelbarer Zukunft zu Badet tätlich wurde, trat auch der Stommunist Grenze geschidi. Man bringt diese Tatsache in Italiens nicht verträgt, mit Waffen gewalt einem Zusammenstoß zwischen den Sowjets und den Japanern auf den Schauplatz des letzten Ballo an Bazala beran und versezte ihm Berbindung mit den Gerüchten, die von einem zunichte zu machen. einen Schlag ins Gesicht. Weitere Tätlichkeiten bevorstehenden Ge to altstreich reichsdeut Im übrigen verlautet, daß Mussolini bei japanisch russischen Krieges( 1904/05) tommen konnten von anderen Abgeordneten nur mit scher SA in Wien am 1. Mai wissen wol- feinen türzlichen Gesprächen mit dem Bizetanz- kann. Der Oberkommandierende der chinesischen Mühe verhindert werden. len. Italien scheint entschlossen zu sein, sich im ler von Papen und dem preußischen Minister. Truppen in Nordchina, Kriegsminister 50Wechsel im Senatspräsidium. Gestern wurde im Falle eines von den Nationalsozialisten erzwun- präsidenten Goering auf diese Konsequenz aus- intschi, veröffentlicht ein Sommuniqué, in Senat an Stelle des Sandbündlers Sahler, der genen Anschlusses Deutsch Oesterbrüdlich hingewiesen hat. auf seine Stelle im Senatspräsidium refigniert hatte, reichs an Deutschland nicht nur mit 88 von 86 abgegebenen Stimmen der National. demotrat Votruba zum Bizepräsidenten gewählt. Der Wechsel erfolgte auf Grund einer Vereinbarung der beiden Parteien, die seit Beginn der Senats periode die eine Vizepräsidentenstelle abwechselnd befegen. Die Wahl Botrubas hatte sich wegen der befannten Differenzen zwischen dem Bizepräsidenten Amsterdam , 27. April. Auf Grund des vorAlofat und den Nationaldemokraten, die feinerzeit läufigen Gesamtergebnisses der Wahlen zur malen Wiederaufbau 1( 0), Römisch- katholische einen Untersuchungsausschuß bean. 3weiten Stammer verteilen sich die 100 Abgeord- Volkspartei 1( 0), Christlich- demokratische Partei tragen wollten, verzögert. Diese Differenzen wurden netenfiße auf die einzelnen Parteien wie folgt: 1( 0) und Revolutionäre Sozialisten 1( 0). Von jedoch vor einiger Beit durch Vermittlung des Römisch- katholische Staatspartei 28( 1929: 30), den 53 Parteien und politischen Gruppierungen Senatspräsidenten Dr. Soufup beigelegt. Antirevolutionäre Partei 14( 12), Christlich haben es also nur 14 zu Mandaten gebracht.
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mit
historische Partei 10( 11), Sozialdemokra ten 22( 24), Liberale 7( 8), Demokraten 6( 7), Kommunisten 4( 2), Reformierte Staatspartei 3 ( 3), Protestantische Reformpartei 1( 1), Nationaler Bauernbund 1( 1), Verband für den natio
Vertraulichen und genauen Informationen zufolge hat fich der Konflikt zwischen Japan und Rußland wegen des Waggonmaterials an der Oftchina- Bahn in der Nordmandschurei soweit verschärft, daß in jedem Augenblick ein Zusammenstoß bewaffneter russischer und japa= nischer Kräfte ganz ernstlich erwartet werden lann. Die Japaner haben in aller Eile von der Bejping- Front eine Division und große Munitionsmengen nach der Nordmandschurei abberufen. Sowjetrussische Truppen wiederum kongentrierten sich in den letzten Tagen längst der mandschurischen Grenze und in Wladivostok.