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Idemokrat

Zentralorgan d. Deutschen ſozialdemokratischen Arbeiterpartei i.d.Tschechoslowakischen Republik

13. Jahrgang.

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Dienstag, 30 Mai 1933

Nr. 126.

Schleicher verhaftet. Van der Lubbe rettet Hugenberg! Auch Danzig  

Berlin  , 29. Mai. Heute wurde in Berlin  bekannt, daß von Schleicher in der Festung Rüftrin gefangengehalten werde. Er befinde sich dort gegen Ehrenwort und genieße Bewegungs­freiheit. Die Regierungstreise in Deutschland  sollen in Schleicher das Organ eines eveninellen bewaffneten Aufstandes gegen das jetzige Regime gesehen haben. adr

Hugenberg droht mit Material über den Reichstagsbrand. Die Schuld der Nazis erwiesen.

wird

gleichgeschaltet.

angeblichen Reichstags Brandstifter van der kabinett" gehandelt habe! und angez mungsberichten in letzter Zeit faum mehr Berlin  , 28. Mai. Der Prozeß gegen den mindestens eines Kollegen im Reichs= Was nach den Vorgängen und Stim­Lubbe, der nach den Ankündigungen des Reichs ſichts dieser Drohung verzichteten die zweifelhaft war, ist am Sonntag eingetreten: fanzlers Hitler bekanntlich ursprünglich im April, Nationalsozialisten, verzichteten vor allem bei der Wahl in den Danziger Bolts­dann in der zweiten Hälfte Mai stattfinden sollte, die Herren Goering   und Goebbels   auf den ist nunmehr, wie der preußische Juſtizminister Rücktritt Sugenbergs, von dem seither in ag haben die Nationalsozialisten die abso­Getarnte Aufrüstung. Herrl einem rechtsgerichteten Journalisten gegen der offiziellen und offiziösen deutschen inte Mehrheit der Stimmen erhalten. Die aus über geäußert hat, ernent verschoben worden; Presse nicht mehr gesprochen wird. Deutschland   hinübergeffutete braune Welle hat Belege zu Hitlers Reichstagsrede. dieses Mal bis zum Herbst dieses Jahres. Nunmehr droht die Angelegenheit damit auch Danzig   erfaßt, die„ Gleichschat­Während Hitler seit den Sanktions  - An- der Reichsregierung nahestehenden Persönlichkeit nehmen, daß auf irgendeinem Umwege gliederung in den großen deutschen   Massen Zu dieser Angelegenheit wird uns von einer dadurch aber eine peinliche Wendung zu tung" der freien Stadt", das ist ihre Ein­drohungen des englischen Kriegsministers im folgende Erklärung gegeben, die geeignet ist, der angebliche Brandstifter van der Lubbe ferfer hat begonnen. Man nag verwundert Unterhaus die militärische Aufrüstung abzuleug- größtes Aufsehen zu erregen und das letzte Ver Kenntnis von den Andeutungen des sein über den Entschluß dieses deutschen   Volks nen versuch:, sind wir in der Lage, heute eine freuten zu der neudeutschen Rechtspflege end Reichsministers Hugenberg erhalten und eiles, der selbst nach den Erfahrungen und Anzahl Dokumente vorzulegen, die beweisen, daß gültig zu zerstören: Als vor einigen Wochen an den Reichs: die Ladung sugenbergs als Zeugen be- Erkenntnissen, die er seit der Errichtung der man in Deutschland   weiter rüstet und jetzt dazu wirtschaftsminister Dr. Sugenberg das antragt hat. In einer der letzten Rabi: Nazi- Diftatur im deutschen Mutterlande aus übergeht, diese Rüstungen zu tarnen: Anfinnen gerichtet wurde, freiwillig von und erklärte, im Falle seiner Ladung sei Fascismus hätte gewinnen können, ſeine netts- Sitzungen teilte sugenberg dies mit den furchtbaren Seginingen des braunen Gruppensonderbefehl über seinen Aemtern und von der kommiffari: schen Verwaltung der preußischen Mini- er verpflichtet, seine Aussagen zu machen, demokratische Freiheit bedenkcalos mit der außenpolitische Zuspitzung. und er ließe sich auch durch einen etwaigen sterien zurüdzutreten, um einem Ange- Rabinetts- Beschluß dieses Recht weder politischen und geistigen Sklaverei eintauscht, Berlin  , den 10. 5. 33. hörigen der Hitlerpartei Plak zu machen, nehmen, noch einschränken. erklärte Geheimrat sugenberg, er hätte jedenfalls lehrt dieses Wahlergebnis, daß vor­

SA der NSDAP  Der Führer der Druppe BB. 1. Mit Rücksicht auf die außenpolitische Lage, besonders die Verhandlungen in Genf  , ordnen wir mit sofortiger Wirkung folgens

des an:

a) Jegliche Nachrichtenübermittlung und Berichterstattung von SA  - Angelegenheiten, 3. B.: Befehlen, Dienstappellen, Besichtigungen, Geländespielen, Auftreten mit Waffen jeder Art, an die Presse ist verboten.

Im Konzentrationslager.

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auf Grund der Vereinbarungen vom Und diese Erklärung Hugenbergs wirkte fenläufig mit einem raschen Abflauen der fajici­30. Jänner d. 3. und auf Grund der fationell: Der Lubbe- Prozeß wurde vorerst bis stischen Flut nicht zu rechnen ist. Freilich fand eidlichen Versicherungen des Herrn Sit zum Serbst vertagt und von der Ausschiffung die Agitation der Hitlerbewegung in der ler, abgegeben in dic wand des Reichs: Sugenbergs aus der Reichsregierung redet fein freien Stadt" Danzig   einen besonders günsti­präsidenten bei der Kabinettsbildung, Mensch mehr! gen Boden vor. Sam es ihr in Deutschland  nicht den geringsten Anlaß, zu demissio= im stärksten Maße zustatten, daß sie es ver­nieren. Würde er, Sugenberg, aber mit stand, sich als die einzige Repräsentantin des Gewalt zum Rücktritt gezwungen werden, München  , 28. Mai. Der in einem bayri deutschen   Nationaigefühls und als Führerin dann fühle er sich verpflichtet, der Oeffent: schen Konzentrationslager inhaftierte Münchener im deutschen   Freiheitsfamps" gegen die Ver­lichkeit sein Material über die Komödie Rechtsanwalt Dr. Loewenfeld, der bekannte Versailler Friedensverträge aufzuspielen, so ge­b) Jegliches Photographieren in den Ver- mit dem Reichstagsbrand" zu übergeben. teidiger in den Röhm- Prozessen", ist infolge der bänden, z. B. in Sturmlokalen, bei Ausmär- Berr Sugenberg erklärte hierbei ferner, erlittenen Verlegungen schwer ertranft. Doftorang es ihr in Danzig   durch ihre verlogen­schen, Uebungen usw. ist verboten. A user hätte die sicheren Beweise dafür in Loewenfeld galt während des Strieges als einer frupellose Seßze, alle Auswirkungen der aus nahme: Reine Erinnerungsbilder von Same- seinen änden, daß van der Lubbe im, der pflichttreuesten und schneidigsten Offiziere der dem franken Kapitalismus   fließenden schweren raden und Gruppen. schlimmsten Falle als„ bezahlter Agent| bayrischen Armee. Wirtschaftskrise als Folge der Friedensver­träge, die Danzigs   zeitweise Lostrennung vom deutschen Hinterlande bewirkten, zu schieben.

2. Zur Nachrichtenübermittlung und Be­richterstattung und zum Photographieren sind nur noch berechtigt: a) Die Pressereferenten der Berbände, b) diejenigen Personen, die sich im Besitz eines vom Führer der Gruppe BB aus­gestellten Ausweises befinden.

Der Führer der Gruppe BB Gez.: Ernst, Gruppenführer.

Verletzung der oberschlesischen Konvention

vom Völkerbundreferenten konstatiert.

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Anders denn als besinnungsloser, feine weiteren Erwägungen kennender Protest gegen sein ihm von den„ Feindmächten" bereitetes Schicksal, das die Stadt Danzig  jei es nun tatsächlich oder vermeintlich. wirtschaftlich schwer geschädigt hat, ist die Ent­scheidung der Mehrheit der Danziger Bevöl ferung nicht zu begreifen. Auch andere 4- Ursprünglich lchute der   deutsche Vertreter fer sind unser das Joch der Diktatur geraten, im Rat, von Reller, den Bericht ab. Als aber durch Bolfsabstimmung feines, das blieb allein Berichterstatter darlegte, daß für diesen Fall die dem deutschen Bolke vorbehalten. Immer war Angelegenheit zur Diskussion und einer diret es entweder die Revolte militärischer Streise ten Abstimmung im Rat lommen würde, oder der Terror von der Großbourgeoisie cus­wobei   Deutschland entschieden als moralisch

zuführen.

„ Deutsche Allgemeine Zeitung" igung des Bölkerbundsrates wurde verschoben,  Genf, 29. Mai. Die heutige Nachmittags| gierung ersucht, die Wiedergutmachung herbei­verboten. weil in der Hauptfrage, über die der Rat zu en:-  Berlin, 29. Mai. Die   Deutsche Allgescheiden hat, erst heute vormittags ein prinzi meine Zeitung" ist wegen des Leitartikels in pielles Uebereinkommen erzielt wurde. Es han­ihrer heutigen Abendausgabe auf drei Monate delt sich um die Beschwerde der jüdischen Minder heit in Oberschlesien  .

berboten worden.

Das Verbot der Allgemeinen   Zeitung" hat in politischen Streisen großes Aufsehen her­borgerufen, trotzdem Zeitungsverbote in   Deutsch. land nach den Ereignissen der letzten Monate leine ungewöhnliche Erscheinung sind. Dic Allgemeine   Zeitung" ist Organder deutschen Schwerindustrie und es ist allgemein bekannt, daß das Blatt Subventionen auch von der   Deutschen Reichsbahngesellschaft und von den großen deutschen Schiffahrtsgesell schaften erhielt. Bisher hatte das Blatt eine privilegierte Stellung in der ganzen deutschen Bresse inne, was dadurch zum Ausdruck kam, daß es sich oft dem jezigen Regime gegenüber eine Seritit erlauben konnte, die für andere schon längst unmöglich geworden war.

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Den Hauptanlaß zum Verbot gab- pic das Contibüro mitteilt sein Leitartikel in der Abendausgabe, der sich mit dem   deutsch- österrei­chischen Verhältnis befaßte.

Berichterstatter eft er hat in Angelegen- geid lagen hervorgehen würde, nahm von gerüsteter fascistischer Gewaltv: nden, der heit der Berheim- Petition einen Bericht aus eller den Bericht im Prinzip an, erbat sich jedoch gegen den Willen der Mehrheit der Bevölke­gearbeitet, in welchem festgestellt wird, daß eine Wilderung in bezug auf die Formu- rung zur Niedertrampehung der demokratischen  Deutschland die Genser Konvention über Ober- lierung der Resolution. Ferner behielt sich von Boltsrechte führte. In   Deutschland aber and  schlesien verleẞi hat, weil es in Ober- Steller vor, daß die   Berliner Regierung ihr les jetzt auch in   Danzig haben sich große Massen  schlesien Gefeße zur Anwendung brachte, die tes Wort sprechen dürfe, bis sie den Tert des als verblendet genug erwiesen, alle Möglich mit den Verpflichtungen des Minderheitspaltes Berichtes und die Resolution tennen werde. teiten geistiger und politischer Freiheit achtlos unvereinbar sind. Der Bericht schließt mit einer In dieser Angelegenheit gibt sich in   Genf ein wie wertlosen Plunder sozusagen freiwillig" Resolution, in welcher der Rat die deutsche Re- j erhöhtes Interesse tund. von sich zu werfen, hat sich die Wehrheit des Volkes geradezu jubelnd der fascistischen Ge­waltherrschaft unterstellt und fein sehnlicheres

Schwere Zusammenstöße in   Innsbruck. Berlangen gezeigt, als wieder mit der Stuute  

Wien, 26. Mai  .( Eigenbericht.) Bei dem Bersuch der   Heimwehr, das Heim der Nationalsozialisten zu stürmen, fam es Montag abend zwischen diesen und der Heimwehr zu einer Schießerei, bei welcher sechs Personen durch Schüsse verlegt wurden. Gen­darmerie und Militär zog hierauf in voller Kriegsausrüstung in der Stadt auf, sperrte die innere Stadt mit Drahtverhauen ab vor denen Tafeln mit der Aufschrift Hier wird geschossen" angebracht sind.

Der Rektor kriegt einen Nervenschock.

regiert zu werden. Die Besonderheit hat ihre Ursache darin, daß durch das Unrecht der Friedensverträge es den Nazis leicht gemacht wurde, mit fortschreitender Zertrümmerung der Existenzgrundlagen des Mittelstandes und der steigenden Verelendung der Angestellten­und Arbeiterschichten insbesondere die jüngere Generation des Volkes durch zügellose Hetze in eine unerhörte Haßpsychose hineinzustei­gern, die schließlich jene Atmosphäre geschaf fen hat, in der weder die Fähigkeit eigenen Denfens noch irgendwelche moralische Ener­gien mehr gedeihen können.

Verlängerte Pfingstferien. Zu den letzten Krawallen an der Wiener  Universität teilt die„ Neue Freie Presse" mit, daß als Lohn für die   Wiener Radau- Studenten. Bundeskanzler Dr." Dollfug bei der Universität in dem Augenblid cintraf, als drei stark blutende  Wien, 29. Mai  .( Eigenbericht.) Heute vor- fatholische Studenten, die furz vorher von den Immer wieder muß auf diese Grund­Nationalsozialisten verprügelt worden waren, aug der Aula herausgeführt wurden. Aufgebracht über ursache des Unsichgreifens der fascistischen diese Vorgänge lehrte Dr. Dollfus in feine Stanzlei Pest unter den   deutschen Menschen verwiesen zurüd und sprach dem Reftor Dr. Abel tele- werden. Sie war es vor allem, welche die phonisch sein größtes Mißfallen über heute in   Deutschland herrschende Mentalität  

Hitler hat Angst vor Gercke.  Berlin, 28. Mai. Der Gerefe- Prozeß droht in ein gefährliches Fahrwasser zu geraten: Herr Gerele, das frühere Mitglied der Sitler Regie­tung, wünscht Auskunft zu geben über den Ür­sprung und die Verwendung der angeblich von hm unterschlagenen Geldbeträge. Da durch diese mittag wurden fämtliche   Wiener Hochschulen ge­Angaben, für me I che Gerefe einen um- sperrt. Die Sperre, die eine Folge der jams fangreichen Beweis angeboten hat, tägigen Strawalle an der Universität ist, bleibt bis die Kreise des Reichspräsidenten von   Hindenburg mittwoch nach Pfingsten aufrecht. und des Vizekanzlers von Papen in eine mehr

als peinliche Lage gegenüber dem Reichskanzler

An einzelnen Hochschulen tam es zu natio- diese Brutalitäten auf akademischem Boden aus. alsozialistischen Demonstrationsversuchen. In der Rektor sprach ſein Fedauern aus und fün: geschaffen, bei großen Massen jede Spur einer Belder wurden bekanntlich sur i Beoben haben die hafenfrenzierischen Hörer der digte seinen Besuch an, damit er fich bei dem Kritiffähigkeit ausgetilgt hat und nur dem Bundeskanzler entschuldigen fönne. Dieser Besuch Saß und dem mystischen Glauben len verwendet!), ist man bemüht, Herrn tanzierung der Sindenburg Wah Montanistischen Hochschule heute früh mit einem ist jedoch nicht erfolgt, da der Reftor furz nachher Einen und Einzigen, den Erretter aus allem Gerele zum Stillschweigen zu veranlassen. Hörerstreit eingesetzt. einen Nervenzusammenbruch erlitt. Uurecht und aller Bedrängnis Raum ließ.