ewte« Samstag. 31. März 1934 «r. 78 Zwischen Ostern und Chicago  Von Frank Highmnn. Daraus grinste Mein Bobby unverschämt. Hopfte mir Wohlwollens auf die linke Nierenge« gend. höher reichte er nämlich nicht, und kreischte bi Datz Lacken über die Majestät ist daS gute Recht des Volkes!" soll einmal Ludwig der Vier- zehnte gesagt haben. Möglich, das; es vielleicht der Fünfzehnte oder Sechzehnte war. aber das ist s.r schließlich nicht so wichtig. Viel wichtiger war mir damals, als ich an dieses Wort denken mußte, der erbärmliche Zustand meiner Hose. Das Empö­rendste daran aber lvar, daß Bobb» die unerhörte Gemütöroheit aufbrachte, über diese Tragödie un­bändig zu lachen. Wo ich mir doch eigentlich für ihn die Hose zerrissen hatte. Kinder und manchmal grausam und undankbar. Freund Bobby war näm> lich noch eilt Kind. Er zählte erst acht Lenze, von denen er vier auf den Schienensträngen Nordame­ rikas   verbracht hatte. Brutaler ausgedrückt: Klein Bobby Ivar ein Vagabund, so einer, wie sie zu Tausenden den amerikanischen   Kontinent di wandern, so einer, wie damals auch ich Ivar, gemacht. :rie zu sei gc- als er wind- bellten g hoch- Als ich in Ohio   seine Bekanntschaft batte er gerade eine ausgesprochene Pi überstehen gehabt, zu deren Abschluß ihi wissenhaste Hunde eiireS Farmers stellt frühmorgens seinen Näckiigungsplatz. schiefe Scheune, verlassen ivollre. i wie wütend, und in Anbetracht ibri  gezogenen Schritt zu sralt eines war ich! ES n Freund eii Don der altere.{-c?! iren Lorr« viel wenig. blechernen eine icheune. verlassen ivollre. Die Storer , und in Anbetracht ihrer grimmig Lefzen wagte Klein Bobby nicht, einen un. Da kam der reitende Engel in Ge- Vagabunden deS Weges. Dieser Engel rar sofort zu bemerken, daß mein neuer. in durchaus moderner Amerikaner war, nulrur gänzlich unbeleckt und über der- i lichkeitsphrasen längst hinweg. Seine er«! e waren nämlich weder ein Gruß noch er ein Dank, sondern er krähte mit einer i Lausbuben stimme: ..Verdammt bissige Gesellschaft da»! Die Bie­ster haben wahrscheinlich Hunger und wollen mich fressen!" Diese Vermutung war so nngeheuerlick, daß ich mich unwillkürlich schütteln mußte, denn der Junge war alles andere eher, nur nicht appetitlich zu nennen. Sein dürftiges Körperchen steckte in einem Overall, der einstmals himmelblau oder kaffeebraun gewesen sein mochte, nun sah er aber aus, als wäre er durch sämtliche Maulwurfslöcher der llnion gezogen worden. Und darüber ein Ge­sicht, dessen Ausdruck sich lein Hollywooder Schur- kendarsieller zu schämen brauchte. Rothaarig, som­mersprossig und bis auf zwei winzige Aeuglein, die wie neue Hosenknöpfe glänzten, nur Mund und Ohren. Das ganze Menschlein machte überhaupt den Eindruck, als möchte es einmal zu einem spä­teren, günstigeren Zeitpunkt nochmals zur Welt kommen, und stellte zurzeit mir den schüchternen Versuch eines Erdenbürgers dar. Aber ansonsten, ich sollte bald daraufkominen, war Klein Bobby, nehmt alles nur in allem, ein Bursche, mit dem man Pferde stehlen konnte! Wo wohnst du denn?" fragte er mich in sei­nem unordentlichen Englisch, als er sich mir mit der ruhigen Selbstverständlichkeit eines Mannes angefchlossen hatte, dessen Rus und Stellung eine derartig freundliche Herablassung unbedingt als Auszeichnung erscheinen lassen. Nirgends!" mußte ich aufrichtig gestehen. gnügt: ..Fein, da sind wir ja Nachbarn! Also zogen wir selbander in Nichts. Vier ! kurze, abwechslungsreiche Monate, bis ihn mir das I unberechenbare Schicksal auf merkwürdige Weise entriß. Was mir meinen neuen Begleiter besonders unterhaltsam machte, war sein nie versiegender Mutterwitz und seine ganz kolossale Frechheit. Er war beispielsweise imstande, den Besitzer eines I Apfelbaumes, der ihn beim Diebstahl seiner reifen Früchte ertappt hatte und ihm neben fürchterlich« I sten Verwünschungen mich die ärgsten Torturen I androbie. die ein Phantasiebegabtes Gehirn seit den seligen Folterkammern nur immer auszusinnen vermochte um ein warmes Mittagessen zu bitten. Als wir nun eines Tages neben der Frach­tenlinie des Amour-TrosteS dahinschlenderten, es war früh am Nachmittag und hatte doch bereits zu dämmern begonnen, außerdem blieS ein scharfer Aprilwind vom Norden herunter, kam uns lang« I samen Schrittes ein Mann entgegen. Klein Bobby sagte, indem er schaurige Furcht simulierte: Du, Bär(er nannte mich immer nur Bär  "), da kommt einer und wir zwei sind ganz allein! Soll ich ihn um Tabak für dich anbohren?" Mit demAnbohren" das heißt in der Sprache der Trampsanbetteln" hatte aber Bobby diesmal kein Glück, denn als der Mann bei uns stand, sahen wir, daß er ebenfalls ein Vaga­bund war. Mir wechselten die übliche Rede und Gegenrede der Wandernden, und da der Kerl einen durchaus stumpfsinnigen und wenig einnehmenden Eindruck auf»sich machte, trotteten wir gleich wie­der weiter. Mit den Worten:Du, Bär, ich glaube, der kann bestimmt nichts dafür, daß man ohne Draht telephonieren kann!" hatte ihn der rothaarige Flurschaden an meiner Seite soeben kurz und trefflich gezeichnet, als mir der Mann nachrief: Mit dem Bengel", seine ausgestreckte Rechte wies auf Bobby,kannst du doch nwrgen, am Ostersestabend, in der Stadt schweres Geld verdie­nen!". Wir blieben beide wie angetvurzelt stehen. Der Tramp war schon lange in der Dämmerung verschwunden, als wir noch immer am selben Platz standen. Ostern! Daß ich daran nicht gedacht hatte! Wie leicht man doch vergißt, wenn man außerhalb der Zeit, außerhalb der Welt lebt und nur einen Schienenstrang als Führer durchs Dasein hat. Bobby sah in meine Augen und merkte, daß bei mir etwas los sei, das mich traurig stimmte. Ta er einer derartigen Situation aber noch nie gegenübergesiande», verließen ihn Frechheit und Schalkhaftigkeit und er wurde zu dem, was er war: zum unbeholfenen, zärtlichen Kinde, das mich in einer rührend naiven Art zu trösten suchte. Ostern ist nicht schön, gelt, Bär?" begann | er zaghaft.Da wird nur viel gegessen und ge­trunken und die Kinder bekommen Schokoladen ­häschen aber lange nicht alle Kinder... Ich I kann mich erinnern, daß mir meine Mutter, als sie I noch lebte das ist aber schon lange her, mußt du wissen, einmal von Ostern erzählte, und da halte sie auch die Augen voll Tränen. Sie kam zu I meinem Bett... llebrigen«, hast du schon einmal in einem wirklichen Bett geschlafen, Bär?" Freilich, Bobby!" Das ist fein, nicht wahr? Also da kam sie i zu meinem Bett und gab mir, lvie alle Abend, ein Huschibussi... Weißt du, was ein Huschibussi ist, lieber Bär?" Nein. Bobby! Aber weine nicht, du armer Kerl, und laß uns von etwas anderem reden!" Aber ich heul doch nickt wegen des Huschi- buffi, sondern darum, weil du nicht weißt, was es ist!" Ach so! Nu», du wirst es mir schon erklä­ren!" Ja, paß gut auf! Das machen die Mütter iunner so: Sie greifen mit den Händen ihren Kindern unter den Armen durch, huscheln sich zu ihnen und küssen sie auf den Mund und... und... und ich weih eS nicht... mehr so... so genau.._ Und während ihm glitzernde Tränen über die Wangen hüpften, stotterte er weiter:Du... du hast recht, Bär, reden wir von etwas ande­rem... Wie weit, glaubst du wohl, daß es noch zur Stadt ist? Wir sind in längstens einer Stunde in der City." Und dort in der City von Chicago   geschah, das; ich Freund Bobby für immer verlor. Wir lva- ren schon ein gutes Stück durch die breiteste Ver­kehrsader der Mammutstadt gewandert, als Bobby plötzlich mit schier magischer Gewalt zu dem rie­sigen Schaufenster eines Schokoladenladens gezo­gen wurde. Umgeben von großen und kleinen Osterhäschen lag ein riesiges Schokoladenosterei. Klein Bobby war ansonsten bestimmt nicht schön zu nennen, aber wie er nun mit seinen strah­lenden Kinderaugen so verklärt dastand, die Hände fest um die metallene Schuhstange des Schaufen­sters geklammert, als fürchte er, weggeriffen zu werden und die prächtigen Osterhäscken nie, nie Wiedersehen zu können, bot er unbedingt ein ent­zückendes Bild. Neben uns stand eine artnselig gekleidete Frau niit einem kleinen Mädchen am Arm, dem es anscheinend ein Bilderbuch mit einer Rotkäpp« chenszene auf dem Titelblatt ganz schrecklich ange­tan hatte. Die Kleine plapperte gerade allerliebst: Und warum hast du so große Ohren, Groß­mütterchen? Damit ich dich besser hören kmml Und warum hast du so große Augen, Groß­mütterchen? Damit ich dich besser sehen kann! Und warum hast du so lange Haare, Großmüt« terchen?" Nun merkte das Mädchen, daß diese Frage eigentlich nicht dazu gehöre, dock war es um die Antwort nicht lange verlegen:Damit ich mich besser frisieren kann!" Diese Ansicht löste nicht nur bei den anderen Umstehenden ein helles Lachen ans. sogar auch Bobby riß seine Augen auf kurze Zeit vom gro­ßen Osterei, und ein breites Grinsen huschte über sein Schelmenantlih. Diesen lickten Moment be­nützte ich, um ihm mitzuteilen, daß wir doch auch wieder weitergehen und unS um ein Nachtlager umsehen müßten. Aber davon wollte er absolut nichts wissen. Also versprach ich, ihn später abzu- 1 holen und bummelte allein weiter. schimpfend ausgesprochen und erklärt, eS sei nicht notwendig, in einem Staate so viele Soldaten und Beamte zu halten, wie in Oesterreick. Der Gen­darm, Korporal Kohl, bestätigt, im Winter 1852 bis 1853 das Fenster im oberen Stockwerk des Konrad Teubler oft spät in der Nacht beleuchtet gesehen zu haben. Die bei Deubler gefundenen- cker sind stark abgenützt, was auf deren häufigen Gebrauch durch Ausleihen schließen läßt. Deubler habe durch Bildung von Lesekreisen dahin gewirkt, die Bevölkerung in Treue und Glaube zu erschüt­tern und für irreguläre, sowie für sozialde­mokratisch eDoltrin en empfänglich zu machen. Deubler habe auch wiederholt behauptet, daß es keinen Gott gebe und vor mehreren Gästen aus einem Buche die Behauptung vorgelesen: Christus sei nur ein gewöhnlicher Mensch gewesen und sei nicht vom Tode auferstanden" Ter Kassationshof in Wien   verurteilte Deub­ler der von dem Grazer Gericht freigesprochen wurde zn zwei Jahren schweren Kerker. Er büßte sie auf dem Spielberg ab. Dann war er für mehrere Monate in Olmütz   interniert. Erst im März 1857 sah er seine geliebte» Berge wieder. Nun folgen glückliche Jahre bis zum Ende. Er wird Bürgermeister in Goisern  , verträgt aber nicht lange die Bürde der Würde. Als Obmann des Ortsschulrates kann er etwas für seine Ideen tun. Man vereinigte die katholischen und lutheri­schen Schulen zu einer konfessionslosen Schule der Gemeinde. Weit vor ivagte er sich aber nicht. Der Kerker auf dem Spielberg hat gewirkt. Er war, wie er einmal schrieb, allzu in seine heimatlichen Berge verliebt und fürchtete die Trennung von ihnen. Er wagte nickt einmal das, was sein Freund, der Bäckermeister Franz Aschinger in Wels, gewagt hat: den Anstritt aus der Kirche. Er ist ein Theoretiker seiner Ideale geworden. Er will sich nie mehr in seinen Lebensfreuden durch unangenehme Zwischenfälle stören lassen. Sein niaterieller Wohlstand ist größer geworden. Be­sitz fördert selten die Rebellion. Aus dem Freunde der Philosophie und der 1 Wissenschaften wird in wahrem Sinne des I Wortes ein Freund berühmter Philosophen und Wissenschaftler seiner Zeit. Schwärmerisch verehrt er Ludwig Feuerbach  , den geistvollen Apostel einer Geistesrichtung, die der Staatsanwalt in seiner Anklageschrift als N a- ! t u r a l i§ m u s bezeichnet und die den Wundern des Glaubens die nüchternen Wirklichkeiten des! Geschehens in der Natur entgegensetzt. Mehr als j zehnjährige innigste Freundschaft verband die bei«! den Männer. Das größte Erlebnis DeublerS auf wissen­schaftlichem Gebiete war das sieghafte Vordringen der Gedankenwelt Darwins. So mußte er auch mit Ernst H a e ck e l in Verbindung kommen. Nach dem Tode Feuerbachs war es Haeckel, dem Deub­ler unter seinen wissenschaftlichen Freunden am meisten zugetan war. Im September 1877 reist Deubler nach München   nur um den Vortrag Haeckels über die Fortschritte der Entwicklungs­theorie auf dem Naturforschertag zn hören. Beide: Feuerbach und Haeckel, waren auch Gäste Deub- lers auf dem PrimeSberg. Mit beiden unterhielt er auch einen ständigen Briefwechsel. AuS Briefen Haeckels wußte auch Darwin   davon, daß in den österreichischen Alpen ein hochgebildeter Bauer lebt, der zu seinen eifrigsten Anhängern gehört. Einer der letzten Briefe DeublerS war an Haeckel gerichtet. Er schrieb ihm am 29. Februar 1884 unter anderem folgendes: ..... Auch Moleschott hat mir von Nom geschrieben und nur zwei neue Hefte von der neuen Auslage seinesKreislauf des Lebens" zn- geschickt... Haben SieDie konventionellen Lü­gen der Kultnrmenschheit" von Max N o r d a n gelesen? Bei uns in Oesterreich   ist dies Buch jetzt streng verboten worden... Ob Sie noch einmal zn mir in mein Alpenhäuschen auf einige Woche» kommen können?.I ch hoffe es!.. Grüßen Sie mir Ihre liebe, gute Frau und be­halten Sie mir Ihre Liebe und Freundschaft die wenigen Monate, die mir die Natur noch zu atmen erlaubt..." Am letzten Tage des Februars schrieb der fast siebzig Jahre alte Deubler diese Zeilen, am letzten Tage des März hörte er auf zn atmen. Die lange Untersuchungshaft und der zwei­jährige Kerker auf dem Spielberg haben DeublerS Willen z u ni Kampf für eine neue, bessere Ordnung der Welt wenn er einen solchen vielleicht in seinen jüngeren Jahren hatte getötet. Sozialdemokrat war er nicht, wenn auch der Grazer Staatsanwalt ihn für einen Wegbereiter der sozialdemokratischen Ideenwelt hielt und wenn er auch Bücher von Marx und Lassalle las und besaß. Er hat aber diese, wie er einmal sagte, dort aufgehoben, wo sie vielleicht die.Katze,.nicht aber der Gendarm finden kann. Trotzdem er eifriger Leser fortschrittlicher Zeitun­gen war, zeigte er in seinen späteren Jcchren gegenüber den zeitgemäßen Problemen der Poli­tik ein Verhalten, das im schroffen Gegensätze zu den Idealen seiner Jugend stand. Er Ivar ein Gegner des allgemeinen Wahlrechtes. Das war der Standpunkt des Ivohlhabenden und gelehrten Bauers, der die Bildung über alles schätzte und dem nichts GelehrteuhafteS fremd blieb, nicht ein­mal die Weltfremdheit. Wie es immer sei, ist uud bleibt Deubler ein Symbol der lebendigen Gei­steskräfte des Bauerntums, ein Symbol der Hul- j digung vor der Wissenschaft und daher auch Sym­bol des Fortschrittes. Wird man sich jetzt seiner in seiner Heinia! ; erinnern? Ein Freund DeublerS, der Züricher   Na­turforscher D o d e l, schrieb vor mehreren Jahr« s zehnten:Einstweilen mag sein Gedächtnis und j sein geistiges Wesen weit herum in fremden Lan- dcn wandern gehen!" So war es damals und so ist es heute erst recht. Es wird aber auch die Vor­aussage Dodels Wirklichkeit werden:Das ganze iVolk von Deutsch-Oesterreich wird eines Tages stolz den Namen dieses Banernphilosophen hoch- halten. Eines Tages! freilich jetzt noch nicht. Aber auch für Oberösterreich   wird die Zeit herbeikommen, da über de» herrlichen Bergen und Tälern der Adler geistiger Befreiung die starken Schwingen schlagen wird!". Das nhünsle Oiter-Benhenh XF 1 Los der Hrbeiterfürsoroe Ziehung bereits am io. April! Ms ich nach reichlich einer Stunde wieder zu­rückkam, stand er nicht mehr beim Schaufenster, sondern ein Stück abseits davon und blickte mit bitterböser Miene auf einen feisten Herrn mit Kaiser-Nero-Plchsiognomie, der im Türrahmen des Schokoladengeschäftes lehnte und ebenso giftig zurückblickte. Neben Bobby jtand die ärmlich ge­kleidete Frau mit dem kleinen Mädchen am Arin. Hallo, Bobby, was ist los?" fragte ich ihn erstaunt. Davongejagt hat uns der fette Schinder! Leute, die kein Geld haben, brauchen ihm nicht das Schaufenster zu verstellen, hat er gebrüllt! Aber, das sage ich dir, Bär, wenn ich einmal reich bin und Amerika   kaufe, schenke ich dir den Kerl als Sklaven. Tu magst ihn dann meinetwegen durch ein Kanalgitter pressen und als Dauerwurst ver­kaufen!" Die Fran lächelte matt und meinte schüch­tern: Er wird bald wieder hineingehen, dann schleichen wir uns nochmals hin!" Ich rief Bobby zur Seite, hielt ihm den Zip­fel meines Rockes unter die Nase und sagte: Höre mal, Bobby, du hast ja gute Zähne, beiße hier die Nähte durch, es ist ein Dollar für lausige Zeiten eingenäht. Den gebe ich dir als Ostergeschenl! Kaufe dir so ein paar Oster­hasen." Wie eine Haselmaus in eine Nuß verbiß er sich in mein Kleidungsstück, doch als er bald dar­rauf das blanke Goldstück in der Hand hielt, wurde er nachdenklich. Seine mit Sommersprossen be­spritzte Stirn zog sich wie der Balg einer Zieh­harmonika zusammen, dann sagte er langsam: Ich danke dir, Bär, aber... aber sei nicht böse, so ein schäbiger kleiner Osterhase freut mich gar nicht! Wenn ich nicht das große Osterei haben kann, das dort so schön herlugt, dann verzichte ich überhaupt daraus. Ich habe vorhin beschlossen, hier in Chieago zu bleiben, irgendein Blatt wird schon einen flinken Zeitungsjungen brauchen kön­nen, dann kann ich mir selber kaufen, was mir ge­fällt. Aber das sage ich dir, wenn mir der eklige Fettwanst mit dem roten KürbiSgesicht nicht die Ware fein-inpackt und mit mir so höflich ist, als wäre ich der leibhaftige Rockefeller  , dann mache ich Krach, daß die Bude wackelt!" Recht hast du, Bobby, bleibe hier und suche dir ein Unterkommen. Und den Dollar behalte als Grundkapital!" Er wurde abermals nachdenllich und blinzelte mich bittend an: Wenn du ihn nur wirklich schenkst, Bär, dann gebe ich ihn dieser armen Frau dort, sie hat mir nämlich gesagt, daß sie ihrem Mädchen heute nichts kaufen könne, und war sehr traurig dar­über!" So geschah eS auch... Ich bin damals weitergezogen und habe von meinem Keinen Freund nie wieder etwas gehört, aber ich bin fest überzeugt, daß er seinen Weg ge­macht haben wird. Und wenn ich heute manchmal von einem sckwererziehbaren Kinde höre, so fällt mir immer Bobby, der kleine Lausejunge vom Schienenstrang, ein, und ich denke mir, daß eS eigentlich vernünftig ist, man erzieht einen Men­schen gar nicht, als man erzieht ihn schlecht, denn die Sonne spiegelt sich ja doch in jeder Pfütze und I ist manchmal tief da drunten viel, viel reiner und schöner als hoch da droben... <AuS dem Amerikanischen überseht.) Glückwunschkarten, Ostern 1984... Das deutsche Volk an Reichskanzler Hitler: Was wir dir wünschen, läßt sich gar nicht sagen, Wir wiinschen dir, was du mit uns gemacht. Und das genügt. Mehr sollst du uns nicht fragen Weil deineGestago" uns gut bewacht...." Die isterreichischen Arbeiter an de» christfaseistischen Kanzler Dollsuh: Christliche Ostern hast du uns gegeben, Und unser Wien   mit Kugeln dekoriert. Walliich und Meissel   brachtest du umS Leben; Des Volkes Wunsch: daß es sich revanchiert!" Hitler  -Minister Gsering an seine lieben Pole«: INehmt unser Herz und unsre Osterwünsche, ! Wir haben beigedreht um 00 Grad, Wenn ich auch wünsche, daß mau einst Euch lynche, Erst kommt die Liebe später der Verrat!" Die Riistungsindustriellen an die Häupter der Diktaturen: Wi: wünschen u n S den Sieg der Diktatoren, Und E u ch, Ivonach nur Euer Herz begehrt, W» Ihr nicht wütet, sind auch wir verloren, i Und Ihr seid uns, und wir sind Euer wert!" I Terry. I