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Demagogisches Geschrei

Mittwoch, 23. Mai 1934

um die Hakenkreuz- Ueberreste

Die Angelegenheit der Fahrner- Gewerkschaft

irügung dastehen!

Da Fahrner selbst keinen in das Genter System eingegliederten Verband besaß bisher verband von Beamtenorganisationen erwarb er war seine Reichsvereinigung" bloß ein Spiken den Bergarbeiterverband des Simon Stard, der faum 3000 Mitglieder zählte, fäuflich und pferchte in diese Organisation viele Zehntausende von Arbeitern hinein. |

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seit November 1983 ohne Unterstübung sind"?? neues Sammelbecken der Hafenkreuzler bilden soll? Diesen Zwiespalt zu erflären, dürfte feinem Fahr- Nach dem Gesagten ist es flar, daß alle ner gelingen! Nachrichten, die über den angeb Man muß sich nur die Herren Proponenten Ii ch en besonderen Notstand der einmal ansehen, um beurteilen zu können, wes arbeitslosen Mitglieder der aufs Geistes Kind diese Gewerkschaft sein soll! Wir gelösten Gewerkschaften in die baben vor uns die Mitgliederliste des Werbeaus- Presse gedrungen sind, falsch sind, schusses. und daß durch die Auflösung ke in organi Seit Wochen wird die deutsche Oeffentlichkeit| also eine große Auswahl von gutantia Der Herr Gustav Seibt aus Gablona, der sierter Gewerkschaftler um seinen mit Geschrei über das schwere Unrecht be- margistischen Gewerkschaften, so daß unter den Proponenten der neuen Gewerkschaft an Anspruch auf unterstüßung nach helligt, das angeblich der Gewerkschaft deutscher ſie nicht die Gewiffenspein des Eintrittes in eine erster Stelle rangiert, say im Vorstande der Saken- dem Genter System gelommen ist. Arbeitnehmer" des Herrn Fahrner widerfährt freie Gewerkschaft auf sich nehmen mußten! freuzler Gewerkschaftszentrale Verband deutscher Wozu also das Geschrei? 18.000 Arbeitsloje ohne Unterſtügung", ruft die Aver den hakenkreuzlerischen Sekretären und Gewerkschaften" und im Vorſtande des gleichfalls auf- Freilich können die Herrschaften nicht ver­deutschbürgerliche Preise ins Land, die sich bisher namentlich dem Herrn Fahrner, der, wie er zu gut Nun hat er es wieder zum Sekretär der Fahrner­gelösten Gewerkschaftsverbandes deutscher   Arbeiter". langen, daß man müßig zusicht, daß sie sich gerade noch nie dafür interessiert hat, wieviel deutsche weiß, zum nationalsozialistischen Scheiterhaufen Gewerkschaft gebracht. Da finden wir als alten Be in der Gewertschaft des Herrn Fahrner wieder alle Arbeitsloje ohne jedwede gewerkschaftliche Unter- so manches Scheit Holz mit beigetragen hat, paß- fannten den gleichfalls ichon bei Fahrner Getretär auſammenfinden, nachdem sie den Simon ten alle dieje Vorsorgen der Regierung absolut acwordenen Herrn Eduard Diese aus Aussia, dessen Star& depossediert haben. Wenn man sich aber Worum geht es eigentlich? Es verdient ein nicht in den Stram, da er es auf das Stapern der Reitartikel im Tag" noch unvergessen sind. darauf kapriziert, bei Fahrner wieder mal aufgezeigt zu werden, mit welchen Mitteln die Hakenkreuzmitglieder abgesehen hatte. Fahrner Da ſehen wir den Herrn Franz Köllner aus fchön unter fich zu sein, da darf politische Deffentlichkeit alarmiert und hinters fetzte sich daher mit den nationalsozialistischen Ge- Drahowitz wieder, der Sekretär des Gewerkschafts- man sich nicht wundern, wenn man bei den Be Licht geführt wird. werfschaftssekretären in Verbindung, die die düpier- berbandes deutscher Arbeiter und ein waderer poli hörden fein allzugroßes Entgegenkommen findet! Der Auflösung der judetendeutschen politi- ten hakenkreuzlerischen Arbeiter an den Meistbie­tischer Agitator der Nationalsozialisten gewesen ist. Denn das wäre wohl die höchste Zumutung, daß Nicht anders verhält es sich mit den Proponentey" ſchen Hitler Filiale folgte die Auflösung der nas tenden zu verkaufen bereit waren, und hieb gemein- Franz& ch midt und Guſtav Theuer aus Mähr. der Staatsapparat den Herren Hakenkreuzlern tionalsozialistischen Gewerkschaften auf dem Fuße fam mit seinen Kumpanen, den Herren in den Schönberg. Walter Stolle aus Pömmerle, Ernſt noch aktiv dazu verhelfen soll, ein neues organi­wobei die Regierung in Würdigung des Umstan- that und Dr. Binder( ein ehemaliger Schön aus Staab und Noief to 13 aus Turn mit fatorisches Gebilde zu errichten und es mit einer des, daß ein Teil der Mitgliedschaft der aufgelösten eitartiklerdes Tag"), bei dem großen den Herren Otto Döm aus Komotau   einer der möglichst großen Anziehungstraft auszustatten! Verbände unschuldige Opfer der bakenkreuzleri Rennen um die Hakenkreuzmitglieder den Land- achäfigsten hatenfreuzlerischen Streiter und eben Seit Julivorigen Jahres hatteine ichen Umiriebe waren, eine Reihe von Vorteh bündlerfekretär Ian na usch in die Pfanne. falls heute schon bei Fahrner Sekretär- und Karl Gewerkschaftsorganisation einen rungen zu deren Schuße getroffen hat So gelang es ihm, Zehntausende von Hakenkreuz- rismane aus Bodenbach  , dem ehemaligen Borschuß für die Auszahlung des Vor allem wurden sofort alle in Betracht kommen lerischen Arbeitern als tompatten Block samt dem nationalsozialistischen Barteifunktionär Frans Staats zuschusses erhalten. Es wäre den Bezirksbehörden angewiesen, die Mitglieder ganzen hakenkreuzlerischen Sekretär- und Funk- meinderatstandidaten Emil Groß   aus Jägerndorf  . Friese in Rumburg  , dem hafenfreuglerischen Ge­doch gelacht, wenn man gerade zugunsten der ge­der aufgelösten Verbände sofort und ohne Rückfionärstab in seinen Verband zu überführen. ficht auf die in den einschlägigen Richtlinien vorge dem nationalsozialistischen Barteisetretär Franz So tranten Hakenkreugler eine Ausnahme machen worla in Struman, der die Geschäfte des wahrner sollte! schenen Termine in die staatliche Ernäh Die ganze Sache hat mit Humanität gar Verbandes in Südböhmen   führt, mit dem Mitglied rungsaftion einzugliedern und sie derfelben Hilfsmaßnahmen teilhaftig werden zu des Aufsichtsrates der hatenfreuzlerischen Gewert nichts zu tun und der Appell an die Menschlichkeit schaft deutscher Arbeiter" Franz Manlig in Müggeht vollkommen daneben, denn es wurden ja alle laisen, wie sie weit über 400.000 Arbeitslose und lip, dem hafenfreuzlerischen Ortschulratsmitglied Vorkehrungen getroffen, um den Mitgliedern der darunter hunderttausenden deutscher Arbeiter ge­Helmuth Frante aus Graslik, der bereits fleißig für Fahrner amtiert; das gilt in noch höherem Maße aufgelösten Geiverkschaften, soweit sie im Genusse währt werden, an deren Leide und Bitterniffen die von dem nationalsozialistischen Gemeindevertreter in deutschbürgerliche Oeffentlichkeit jahrelang achtlos der Arbeitslosenunterstüßung standen, diese auch vorübergegangen ist und für sie feine einzige Träne Barschnig Herbert Fischer, von dem national weiter zu erhalten. Daß man aber nur den Firma­vergossen hat. Weiters hat die Regierung die Ver­Der aus der Nachlaßmasse des Hakenkreuz sozialistischen Stadtrate in Asch Wenzel of mann titel ändern muß und ansonsten den ganzen orga fügung getroffen, daß sämtlichen Gewerkschafts­verbandes herüber, gerettete" Betrag, den die und von dem nationalsozialistischen Vizebürgermeister nisatorischen Apparat mit sämtlichen Sekretären Fahrnergewertschaft als Mitgift befam und der Wilhelm König in Röchlis. Sie alle lämpfen jekt und dem ganzen Inventar übernehmen kann, um organisationen, die die Mitglieder der aufgelösten für eine unpolitische" Getverkschaftsbewegung! zirla 200.000 betrug, fonnte selbswerständlich aus den als staatsfeindlich erklärten Hakenkreuz Gewerkschaftsverbände aufzunehmen bereit waren Und wo ist der Tölpel, der ihnen das glaubt, lern lammfromme und loyale Bürger des Staates als Unterstüßungsfonds für Tausende von Ars - auch über die geltenden Unterstüßungsordnun gen hinaus die Bewilligung eingeräumt wurde, beitslosen nicht zureichen. Das Anpumpen der vo ist der Naibling, der nicht erkennt, daß sich zu machen, das wird uns niemand einreden die Mitglieder der aufgelösten Verbände mit Kreditanstalt der Deutschen, die mit einem Betrage in der deutschen Arbeitergewerkschaft Fahrners ein fönnen! fürzester Marenzfrist aufzuneh von 1.5 Millionen bei den hakenkreuzlerischen Ge­men, so daß jedes arbeitslose Mitglied der werkschaften engagiert war, hatte seine Grenzen Hakenkreuzgewerkschaften sich meist sofort und nur und da dem Herrn Jahrner nun der Kopf schwind­Das christlichsoziale Abrücken geisterte Attiamation für die Dollfuß- Diktatu den Gaumen gefißelt hatte, werden wahrschein in wenigen Fällen erst nach Ablauf von 12 Tagen lig zu werden begann, jezte er in der Verzweis von Henlein lich einigermaßen überrascht davon sein, daß ihre die Mitgliedschaft bei einer der anderen Gewerk­lung mit seinen Treibereien ein, in deren Mitte Sie machen's wirklich nicht sehr schlau, die Partei den neuesten Einheitsfrontschwindel mit schaften und damit auch die Flüssigmachung der er den Betrug mit der Arbeitslosenziffer von Arbeitslosenunterstüßung nach dem Genter System 18.000 Personen" setzte. Einmal erzählen die Chriftlichsozialen! Erst haben sie sich ein bisserl unterlegtem Führergedanken nicht mitmachen will. jichern konnte.. Herrschaften nämlich, daß sie 70.000 Mitglieder mit dem Henlein eingelassen. Weil sie aber Aber die Demofratie fann wohl nur gewinnen, drauf gefommen sind, daß da für sie nichts zu wenn die Christlichsozialen nun bei der Stange Dabei brauchten die Mitglieder der aufge= haben( siehe Prager Tagblatt" vom 10. April, lösten Verbände in feinerlei seelische Kon-" Prager Börjen- Courier" vom 12. April), dann holen ist, erklären sie das nicht etwa ganz offen, bleiben und den judetendeutschen Konrad seinen flitte zu geraten, denn sie hatten, sofern sie nicht haben sie nur 35.000, welche Zahl der Wahrheit sondern lassen erst den Herrn Magerl in Sorgen überlassen. die Mitgliedschaft bei den sogenannten marristi­schon näher kommen dürfte. Am 5. Feber jatierten Grasliß eine aparte Visitkarte zu Ehren der De­ichen" Verbänden wollten, vor allem die Möglich jie noch 10.000 Arbeitsloje, jetzt sind es plötzlich mokratie abgeben, dann bereitet die Deutsche  Moratorium der Deutschen Landbank in Tet­Presse" die Oeffentlichkeit sachte, aber deut­teit, sich ohne jede ideologische Bindung mit diesen Gewerkschaften nach den einschlägigen geseßlichen lich darauf vor, daß die Christlichsozialen sich die fchen. Zweds Reorganisation des deutschen Geld­Die Herren sollen doch erst einmal genau Normen die sogenannte Genter Mitsagen, für wieviel Leute sie zu sorgen haben! Geschichte mit dem Henlein noch gut überlegen wesens wird eine Liquidation der Deutschen aliedschaft bei diesen Verbänden zu sichern! Wenn ihre Arbeitslosen die staatliche Ernährungs- wollen, und tags darauf schon bringt dasselbe Landbank r. Gen. m. b. H." in Tetschen   durchge­Ueberdies standen ihnen auch noch folgende Orga­aftion in Anspruch nehmen wollten, würde das Blatt eine Unterredung mit Reichsparteiobmann führt werden. Damit diese Liquidation, die von dem Staat 4 Millionen fosten, lassen sie durch die Senator Dr. K. Silgenreiner", dem ein der Kreditanstalt der Deutschen" in Prag   vorge­nisationen, die die Berechtigung zur Auszahlung der Arbeitslosenunterstüßung nach dem Genter" Bohemia" verkünden. Aber warum nehmen sie Redakteur der Deutschen Preffe" die Stichworte System hatten, zur Verfügung: die staatliche Ernährungsaftion nicht in Anspruch, lieferie, auf die Herr Hilgenreiner antworten nommen wird, in Ruhe vor sich geht, hat das obwohl sie doch diesen Anspruch bejizen, obwohl er konnte, daß er die entein Partei als ein Finanzministerium der vorgenannten Deutschen  ihnen ausdrücklich zuerfannt wurde? Offen Quartier für politisch Obdach Landbank ein Moratorium bis Ende des Jahres bar, weil sie es nicht notwendig lose" betrachtet, in das zu übersiedeln die mii 1934 bewilligt. Zur Sicherung der schnellmög­baben, weil sie die Arbeitslosen gut eingerichteten Wohnungen" versehenen lichsten Durchführung der Liquidierung im Inter­unterstüßung nach dem Genter Sn Christlichsozialen feinen Anlaß hätten. stem beziehen. Und wenn die Gewerkschaft ihren Leuten die Unterstüßung auszahlt, marum also wieder das Geschrei, daß 18.000 Arbeitslofe

a) bic chriftlichen Gewerkschaften mit hem Sige in Zwittan,

b) der Deutsche   affgewerkschaft, liche Verband in Reichenberg  , der der Arbeits­und Wirtschaftsgemeinschaft naheftcht, und c) das benticioziale Verbändchen des Herrn Bener I in Reichenberg  ,

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Unsere Töchter, die Nazinen

18.000.

ohne eine Berührung. Wie zwei Tote in einem| Familiengrab. Ob auch Claudia dies fühlte? Ob sie manchmal ein wenig Sehnsucht empfand, mich zu sehen? Ich wußte es nicht. Was wußte ich benn von meinem Stind?

Der Monat schleppte sich weiter. Die Spat­Roman von Harmynia Zur Mühlen en zwitscherten vor meinem Fenster, und ich ſtreute ihnen Futter auf das Gesims. Sie waren lächeln, wenn sie eilig geflogen famen. so zahm und so munter. Manchmal mußte ich

nen fönnen.

Die christlichsozialen Parteimitglieder, de- esse der baldigsten Befriedigung der Einleger wird nen man lange genug durch tiefstes Verständnis bei der Deutschen Landbank ein Verwaltungs- und für den Umbruch" in Deutschland   und durch be- Aufsichtsausschuß eingesetzt werden.

" Jest wird alles gut. Du wirst sehen. Mädchen gekündigt, das vierte seit drei Monaten. Mutter." Und dabei hat es wirklich keinen Grund zur Klage; ich arbeite mich frant in unserem Haushalt, ich sehe überall nach dem Rechten. Ja, venn mein Mann eine bessere Bragis hätte, und wir uns ein awweites Mädchen Teisten lönnten!

Wem gehörte das Gesicht, wem die Stimme? Wer war dieser Mensch, der sich freute, der sich über das Verderben unseres Landes freute?

werden?"

Das Gesicht, die Stimme tamen näher. Mutter, du wirst doch nicht ohnmächtig Mir war schwarz vor den Augen, aber was ging das diesen fremden Menschen an?

nicht an."

Rühr mich nicht an," sagte ich. Rühr mich Etwas blieb noch einen Augenblid vor mir stehen, eine verschwommene Gestalt. Dann ver­schvand fic.

Wenige Minuten später hörte ich im Garten Schritte: Claudia ging fort, um den Sieg zu feiern.

Ich

Eigentlich habe ich mir, als ich Arthur hei ratete, die Sache ganz anders vorgestellt. Ich war ein hübsches Mädchen und eine Krankenschwester hatte damals noch Gelegenheit, eine gute Bartie zu machen. Ich hätte auch viel lieber in die Indu strie geheiratet. Ich erinnere mich noch an den jungen Kurt Frankfurter, den Sohn schwerreicher Eltern, den ich nach seiner Blinddarmoperation pflegte. Er war ein schöner Mensch, liebenswürdig, großmütig und er hätte mich auch geheiratet, wenn nicht feine Eltern gegen die Ehe mit einer Christin gewesen wären. Diese Juden sind ja so nen mußte, daß ich nicht die reiche Frau Frank­unduldsam. Es war arg für mich, als ich erfen furter werden würde. Und meine lieben Mitschwes stern haben sich über mich lustig gemacht;. Frauen sind ja so gemein. In meiner Verzweiflung habe vor mich hin:" Das Ende, das Ende." Aber für fenhaus arbeitete. Es ist mir nicht gerade leicht Das war das Ende, ich murmelte die Worte ich dann Arthur genommen, der damals im Kran die andern war es der Anfang. Nach etwa einer gefallen: ein Krüppel mit einem Klumpfuß, ein Stunde hörte ich von der Straße her die verhaßten verbissener, ewig mürrischer Mensch und, das Lieder und Heilrufe. Laut, gellend. Und ich dachte: konnte ich als Schwester beurteilen, ein schlechter Claudia ist dabei, Claudia geht mit. Meine Ge- Arat. Trotzdem schien er Aussichten zu haben. Er danken verwirrten sich. Claudia, das Ende, das wollte sich in einer fleinen Stadt am Bodensee  Ende, Claudia. Ich weinte nicht mehr. Ich ait- niederlassen, wo es zu jener Zeit außer ihm nur terte nicht mehr. Ich starrte in die schwarze Nacht noch einen Arzt gab, einen nicht mehr jungen hinaus und sah den todwunden Ringer auf der jüdischen Arzt. Eines muß ich ja Arthur laffen: Erde liegen. Wird er sich noch einmal erheben? er sieht intelligent aus. Ob er es wirklich ist, habe ich während meiner ganzen Ehe nicht feststellen fönnen. Ja tenne mich bei ihm überhaupt nicht aus. Bisweilen, als ich noch eine junge Frau war, fragte ich mich angstboll: was stedt hinter der bösen Maste seines Gesichtes?

Claudia sah ich an diesem Tag nicht. Und auch nicht an den folgenden Tagen. Ich blieb in Am vorlegten Tag des Jänner verließ ich meinem Zimmer, dort. Ich wagte nicht, in den Garten zu gehen; ich hätte Claudia begeg- hören, und das Radio stand im Wohnzimmer. Da abends mein Zimmer. Ich wollte die Nachrichten Der Doftor Bär fam mich besuchen, Kati ich eintrat, jah ich Claudia, die eben den Apparat lam, ich ſah, daß ſie ſich um mich Sorgen mach- andrehte. As sie meinen Schritt hörte, blidhte sie ten, aber sie erschienen mir wie Gespenster, ihre auf. Eine Sekunde schien es, als wollte sie aus Worte verhallten in der ungeheueren Leere, die dem Zimmer eilen. Dann jedoch wurde ihr Ge­mich umgab, und ich wußte nicht, was ich ihnen sicht hart und sie setzte sich neben den Apparat. antwortete. Die Tage waren endlos, die Nächte Auch ich seste mich, auf die andere Seite. So noch endloser. Draußen hing der graue Himmel saßen wir stumm nebeneinander. Zwei fremde aus dem Apparat tönte von neuem Musit. Die Nachrichten mußten zu Ende sein, denn tief herab, die Wolfen schienen uns verschlingen Menschen. Zivei Menschen, von denen jeder ettvas stellte ihn ab. Ich konnte die Klänge nicht er­zu wollen, und der See war starr und tot. Ich anderes zu hören hoffte. Ich war zu früh gefom- tragen. fah aus meinem Fenster die kahlen Aeste schwarz men. Aus dem Apparat tönte Musit. Ich sah ver- Dann ging ich wieder in mein Zimmer. hochgereckt in die Wolken, und hatte das Gefühl, stohlen zu Claudia hinüber. Ihre Finger waren daß sie nie mehr grünen würden. Das ganze so fest ineinander geschlungen, daß sie weiß und Haus erschien mir wie eine Leichenkammer. Bis- blutlos unter dem Tisch leuchteten. Ich betrach­weilen hörte ich auf der Treppe Claudias Schritte; tete ihre Hände, schöngeformte, edle Hände, Hände. es war, als träten sie auf mein Herz. Ich wußte die Güte und Mut verrieten. War es möglich, daß ja, wohin sie ging. sie logen? Schleppende Tage, die kein Ende nehmen wollten. Totenstille im Haus. Aber draußen tobte der Kampf. Ich las es in den Zeitungen. Ein Schlag nach dem andern fiel auf unser Land nie­Die Stimme des Ansagers tönte auf. der. Es erschien mir in seiner winterlichen Ge bundenheit wie ein erschöpfender Ringer, der sich Nachrichten. Ich hörte sie mit halvem Ohr, immer wieder vom Boden erhebt, aber die Schläge den Blick noch immer auf Claudia gerichtet. Ich werden stärker und stärker und er blutet schon sah, wie ein Ruck durch ihren Körper ging. Und aus hundert Wunden. Wie lange wird er noch nun verstand ich auch die Worte, und verstand sie Widerstand leisten können?

Ich hatte Claudia nun schon fast einen Mo­nat nicht gefehen. Es war seltsam, dieses zu sammenivohnen unter einem Dach, ohne ein Wort,

Die Musik verstumfmte. Claudia fuhr zusam­men und rüdte näher an den Apparat. Ihre Züge waren gespannt.

dennoch nicht. Sitler zum Reichslangler ernannt. Hitler  ... Reichstanzler... Ind mir gegen über ein strahlendes Gesicht und eine Stimme, die sagte:

Frau Doktor Feldhüter erzählt flüsterno:

Ich möchte nur wissen, ob es in unserer Stadt noch andere Frauen gibt, die so viele Sor­gen und Merger haben wie ich? Heute hat mir das

( Fortsetzung folgt.)