Nr. 163

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Vom Prager Rundfunk

Noch hört man nachtlingend im Ohre   den von dichterischer Sprachgestaltung und glühender Schön­heitsanbetung erfüllten Vortrag Walter Seid13: ..Hellasfahrt." Er hatte seine Höhepunkte in der padenden Schilderung der um Delphi gelagerten er­habenen Bergwelt und der in die Sonne Homers  getauchten Afropolis. Als zweiter Schönheits­fucher folgte in der gleichen Sendung Landeskonser­vator Prof. Dr. Karl Kühn mit einer kritischen Betrachtung über die Ländliche Bauweise in Ver­gangenheit und Gegenwart". Sie wies nach, daß der ländliche Baustil früher einmal der Ausdruck war für die aus dem Naturgefühl, dem Zweck­bewußtsein und einem unverbildeten Schönheits­sinn abzuleitenden Eigenart der Menschen. Diese Wahrheit des Bauens geriet in Vergessenheit, je mehr diese Menschen mit dem breiten Strom des Lebens und seiner Täuschungen in Berührung tamen. Am Ende des 19. Jahrhunderts begann ein neues Suchen nach Stilformen; es wurzelte aber nicht in bodenständigen Ueberlieferungen und führte zu einer ganz falschen Neuzeitlichkeit ohne wertvolles Ergebnis. Das Streben muß dahin gehen, das volkskundliche Baugut zu erneuern; denn die Baukunst ist ein wesentlicher fultureller Wert­messer für den Einzelnen und ein ganzes Volt! Am vergangenen Sonntag übertrug der Liebliber Sender einige Vorführungen von der III. Ar= beiter Olympiade. Zuerst begleitete die Reportage das Auftreten des Pilsener Gaues. Dann trat Genosse Rudolf Storch an das Mikrophon und schilderte den Einzug der Gruppen des Atus. Zur Vorführung famen Tänze der Turnerinnen und Sturmfahnenschwingen der Männer. Als Verfasser der Uebungen wurde Verbandsturnwart Franz Grasse genannt. Im Gedränge des Pro­gramms erfuhr die Sendung wohl eine beträchtliche Kürzung; aber sie verband doch wenigstens für Augenblide alle Daheimgebliebenen mit unseren Ge­nossen, die in Prag   die bedeutungsvollen Tage einer über alles gewaltigen Manifestation für die Demo­

Sonntag, 15. Juli 1934

Sagt es Euren Frauen!

Sagt

Sie soll'n nicht jedem Zwirne trauen. Wollt Ihr gut beraten sein,

Dann kauft nur diese Marken ein:

derholt gerügt; aber das Rabiojournal scheint eine

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enrchaus autoritäre Einrichtung im bemokratischen Wenn man Ihnen Mineral­

wasser einschenkt,

Staate zu fein!! Am Donnerstag gab Senator Hane Tichi einen Bericht über die internationale Arbeitskonferenz in Genf  , die heuer zum 18. Mal zufammengetreten war, um eine internationale fragen Sie in Ihrem Interesse, ob es eine Qualitätss Regelung der sozialen Gesetzgebung anzustreben. Im marte, ob es ,, Mattoni's Gießhübler" ist. Gießhübler Vordergrunde der Verhandlungen stand diesmal die zeichnet sich durch besonderen Wohlgeschmack aus; Frage der Kürzung der Arbeitszeit. Es gelang den seine mineralischen Bestandteile sind dem Organis Vertretern der Arbeitgeberverbände, ein Kompro­mus sehr zuträglich. rung der 40- Stunden- Woche zugesteht, also eine Verschärfung im Sinne der Arbeitgeber darstellt. In einer langen Reihe anderer Fragen wurde ein wird sehr erschwert, weil es Deutschland   an den Einbernehmen erzielt. Am Freitag hörbe man hierfür erforderlichen Produktionsgrundlagen vor. Univ. Doz. Dr. Egon Weinzierl, wann, mangelt. warum und wohin die Frauen zur Kur oder Er­

,, RS" für Leinenzwirne erzwingen, bas nur eine teilweiſe Einfüh

In Kapseln, Strähnen und auf Kreuzspulen,

RS", RSK" für Baumwoll­spulenzwirne,

Laokoon Oberfaden  

, Unterfaden, Heftwollen"

erzeugt seit 1760

Robert Salomon

Zwirnfabrik

Khaa, Post Schönbüchel

C. S. R.

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ment des kulturellen Lebens wichtiger sind als einige tausend Hörer, die das nie begreifen werden! Diefe Ungehörigkeit wurde an dieser Stelle nun schon wie-|

bolung gehen sollen. Da der Kuraufenthalt in

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Jm ,, Wirtschaftsdienst" wird nachgewiesen,

Badeorten vor allem nur in Frage kommt für jene daß, wenn die bisher aus dem Ausland bezogenen gnädigen" Frauen, die sich erschöpft haben in der Rohstoffe durch deutsche Ersatzstoffe abgelöst wer­Leitung eines Stabes von Dienstpersonal und weni- den, sich die Produktion teurer und ungünstiger ger für die schaffenden Frauen, die froh sein müss gestaltet. Sen, wenn man sie nicht um den bezahlten Urlaub betrügt, nachdem man sie in nichthonorierten Ueber­stunden ein Jahr lang ausgebeutet hat bis aufs lette Restchen Kraft... also die Kurorte mehr der Seilung der Damenleiden" und weniger der Lin­derung der Frauenleiden" dienen, erübrigt sich die Weitergabe der an sich gewiß sehr schäbenswerten Statſchläge. Sehr ausführlich) und ungemein ge­schickt in der Einführung in das Wesentliche der an­gefagten Werte war die von Dr. Hermann Grab  entworfene Uebersicht über das kommende Musik­programm der tschechoslowakischen Sender. Vorträge folcher Art bedeuten für den Hörer einen sehr fdäßenswerten Gewinn.

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Ernst Thoner.

Die Wahrheit über Richter Lynch

Von Justin Steinfeld  .

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down. Der Arzt Dr. H. C.   Clements, Benton, zu dem man den Sterbenden brachte, konnte nur mehr den Tod feststellen. Als sich bei einer Vor­untersuchung des Falls herausstellte, daß der er= schlagene Neger nicht was die Mörder als Grund ihrer Schandtat angegeben hatten eine Stub gestohlen hatte; daß diese Stuh seit drei Jah­ren als bezahltes Eigentum auf seinem Felde wei­dete; als mehrere Zeugen aussagten, einer der Totschläger hätte die Negerfarm haben wollen, die der Schwarze zu verkaufen sich weigerte, da wurde also das Verfahren eingestellt.

tratie miterleben konnten. Die Arbeitersendung In den Tageszeitungen las man unlängst notiz mit einem gelynchten Farbigen endet. über Straschnitz brachte einen von Genoffen Dr. ein turzes Telegramm aus dem Süden der USA  , So wurde in, Benton( Alabama  ) der Neger Emil Franzel   vermittelten Rückblick auf die daß in Princeß- Ann im Staate Maryland   ein Joe Soles in einem Wald totgeschlagen und durch politischen Verhältnisse, die vor 20 Jahren zur Er- junger Neger von der weißen Bevölkerung ge- die weißen Farmer Edward Mealing. Archie mordung des Erzherzogs Franz Ferdinand   und lyncht worden sei, weil er eine weiße Frau zu Bryant, Afa Mays, Arthur Hall und Giffin­seiner Gemahlin führten. Mit der ihm eigenen wissenschaftlich souveränen Art und Sicherheit fon- vergewaltigen versucht habe. dierte Genoffe Dr. Franzel die Hintergründe zur Es handelte sich um den vierundzwanzig­..Katastrophe von Sarajevo  ". die heute historisch jährigen Neger George Arwood, gegen den zwar und psychologisch wesentlich anders beurteilt werden feine Zeugenaussagen vorlagen, von dem man muß, seidem der Totschlag und der Mord aus dem sich aber erzählte, er habe einer siebzigjährigen Hinterhalte als Kampfmittel auch in Staaten mit Frau Gewalt antun wollen. Was dran wahr ältefter Kulturtradition gerechtfertigt werden als ist, ob die angeblich attackierte Greifin überhaupt selbstverständlich übereinstimmend mit der patheti­existierte, davon ist nichts Näheres bekannt ge­schen Heiligsprechung von Treu und Glauben. Am Montag gab Frau Dr. Käthe Ha a r ihren Ge- worden. Allein, der Neger wurde aus dem Ge­schlechtsgenossinnen gute Ratschläge für das Verhal- fängnis geholt, totgeschlagen und sein nadter ten gegenüber Reifebekanntschaften". Hütet euch Mörper im Oktober 1933 durch die Straßen von vor den Männern, die gern zu naschen suchen Princeß- Ann geschleift. Das geschah, obwohl die Gütet euch vor Verführern und Heiratsschwindlern! Gefängniswache, als die Menge drohende Hal­Die Predigt lang ein bißchen altbaden und stimmt tung einnahm, den Gouverneur Ritchie zweimal gar nicht zu dem Bilde, das die Europastunde" von der Sprecherin bringt. Gerechterweise wird um Intervention gebeten hatte. Der sehr ehren­man von der Prager   Sendung nun das Gegenstück werte Gouverneur begnügte sich damit, vom Auto erivarten müssen: den an die Männer gerichteten aus die Menge zu beobachten und sie für gut- eriſtierenden weißen Frau. Wirklicher Grund: Vortrag, der sie warnt vor den Gefahren der hei- artig zu erklären. ratslustigen weiblichen Reisebekanntschaften; denn Was geschicht, nachdem die Zeitungen ihre Pflügens. Beim Sheriff von Warrenton wurde ebensosehr, wie manche" hat auch schon mancher" übliche Dreizeilennotiz gebracht haben? Das die Folgen allzu leichten Glaubens zu bereuen ge- gleiche, was in fast allen ähnlichen Fällen ge­habt!! leber die Herzensneigung Goethes au schicht; gar nichts.

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der liebenswürdigen und geistreichen Frau Ma­ rianne Willemer   und den poetischen Widerhall die­

In neunundneunzig von hundert amerita­

ſes innigen Zuſammentlanges zweier Herzen beson- riſchen Lynchfällen( ſie ſind so häufig, daß man ders im., westöstlichen Divan" sprach in der Diens- diese Vergleichsziffer buchstäblich anwenden darf) tagsendung W. Wilhelm mit start empfindender handelt sichs angeblich um versuchte Vergewal Teilnahme. Anschließend hörte man Goethe- Lieder tigung weißer Frauen. In 98 Fällen von bon Hugo Wolf   und einige Lieder des heimischen diesen 99 ist die Verdächtigung erfunden, ge­Komponisten Johannes Bammer. Die Liebliber Sendung des gleichen Tages brachte zunächst ein logen. Wenn dem jungen Gentry- Engländer zu wirtschaftliches Relief von Dr. Weil, der( entgegen wohl wird, geht er nach Indien  , Tiger jagen. der üblichen Art der Wirtschaftsbeurteilung nach Wenn den deutschen   Studenten zu wohl wird, dem Coué  ' schen Rezept: Es geht schon beffer!") die erschlagen sie sich gegenseitig mit Säbeln die Lage fehr zurückhaltend wertet. Er verschwieg nicht Fresse. Wenn jungen amerikanischen   Nichtstuern das Sinten des Notenumlaufes um 5.1 Milliar- zu wohl wird, ziehn sie aus, Neger zu teeren und den, den starken Rückgang der Kreditgeschäfte der zu federn.

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ger Watson Barden durch den weißen Farmer In Warrenton( Georgia  ) wurde der Ne­cvett Codwell auf dem Feld erschossen. Angeb= licher Grund: Vergewaltigung an einer nicht Meinungsverschiedenheiten über die Methode des Anzeige erstattet. Was tat der Sheriff? Er ord­nete ein freies Begräbnis an; damit war die Sache erledigt.

,, Um die Wettbewerbsfähigkeit dieser deur­schen Exportwaren auf dem Weltmarkt aufrecht zu erhalten, muß die Industrie mit den billigsten Rohstoffen versorgt werden. Eine Verteuerung der Rohstoffbasis bedeutet eine weitere Verschlechte> rung der deutschen Wettbewerbsfähigkeit... Ein Uebergang von ausländischen Rohstoffen zu hei= mischen Ersatzstoffen bedeutet aber außerdem, daß ganz erhebliche Störungen in der Binnenwirtschaft eintreten werden. Einmal würden die Wege der Rohstoffbeschaffung ganz andere werden, wodurch der gesamte Handel und das Verkehrsgewerbe in einen chaotischen Zustand geraten würden, ande­rerseits besteht die Gefahr, daß erhebliche Indus strien überhaupt lahmgelegt werden, wodurch Vers Tufte an Kapital und an Arbeitsmöglichkeiten in unübersehbarem Ausmaß entstehen müssen."

Eine so gründliche Abfuhr wird den wirts schaftspolitischen Auffassungen der in der Reichs regierung maßgebenden Führern" zuteil. Von einer anderen Seite der Wirtschaft ist eine außer der Autartie in der Rohstoffversorgung verbreitet ordentlich scharfe Erklärung gegen das Gerede von der Autartie in der Rohstoffversorgung verbreitet Aeußerungen Beunruhigung unter den Abnehmern worden. Es heißt darin, daß durch derartige deutscher   Waren im Ausland hervorgerufen und der Ruf der deutschen Qualitätserzeugnisse geschä digt werden.

Natürlich fürchtet sich das Ausland nicht von den deutschen Autarkiedrohungen. Aber die Reden der Reichsminister, des Reichsbankdirektors und anderer nationalsozialistischer Größen auf der einen Seite und die Erklärungen fachkundiger und maßgebender Wirtschaftskreise auf der anderen demonstrieren der ganzen Welt recht deutlich, mit welch stümperhaftem Dilettantismus in Deutsch­ land   jetzt Wirtschaftspolitik gemacht wird.

Auch in der Tschechoslowakei   werden, sogar in Kreisen, die sich für besonders sozialistisch- radikal halten, ähnliche Gedankengänge propagiert, wie im nationalsozialistischen   Deutschland  . Von derars tigen Anschauungen, die sogar die kleine Tschechos slowakei   zu einem Land machen wollen, das sich von der Rohstoffeinfuhr befreien soll, gilt das­selbe, wie oben gesagt wird. Es sind dies hoff> Daß fürzlich in Dallas  ( Texas  ) die Polizei nungslose Utopien, die geeignet wären, beispiels eingriff und die Ermordung zweier Neger verweise den letzten Rest unseres Tertilerporics zu hinderte, die wiederum eine Weiße vergewaltigt erschlagen, da selbst, wenn es gelänge, Ersatzs haben sollten man hat sie später als völlig rohstoffe im Inland herzustellen, wozu feine unschuldig an einen anderen Ort abgeschoben Möglichkeit vorhanden ist- das ist eine Ausnahme. Im allgemeinen benimmt wären, als die aus dem Auslande eingeführten diese viel teurer sich die amerikanische   Polizei beim Lynching   the Rohstoffe. Nigger" so, wie sich die Polizei in der Hitler­karbarei benimmt: sic nimmt daran teil oder sie gibt sich alle Mühe, nichts zu sehen."

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Für jeden Sozi drei Nazi Es handelt sich hies Ivie dort nicht um Welt­anschauung und nicht um Rassenfämpfe, es ist Ein Kapitel über die Parteibuchbonzen das Klassenkampf und nichts anderes. Zu Be- Jahrelang haben Hitler   und seine Freunde Nationalbant und ihrer Giroguthaben, den Rüd- Als vor einigen Jahren dieser amerikanische   ginn dieses Jahrhunderts durfte in den amerika  - mit ungeheurem Stimmaufwand auf die Partei­Einlagen bei allen Geldinstituten, der be­gang der integer be al bon patern nur noch dannibalismus ins Gerede kam, wurden die feu- nischen Weſtſtaaten in Ermangelung eines Negers buchbeamten der sogenannten Syſtemparteien ge­von ihren Ersparniffen au leben vermag. Ander talen Gentlemenklubs, die solchen Sport be- auch gelegentlich ein Japaner zu feſtlicher Ge- schimpft. Jeder kleine Gewerkschaftsangestellte, feits ist eine wesentliche Steigerung der Produktion trieben, zivar aufgelöst, der Brauch geht aber un legenheit gelyncht werden. Das darf dort nicht der sich durch jahrelange treue Dienste das Ver­bei der Schwerindustrie zu verzeichnen( Eisen, Roh- verändert weiter. Allerdings treibt man zumeist mehr geschehen, seit die gelben Inselmänner trauen seiner Kameraden erworben hat und des= stahl, Automobile). Kann man also eine gewisse die Menschenjagd und Schlächterei nicht nur des genügend Kanonen, Kriegsschiffe, Stampfflug- halb, nach Eintritt des Bedarfs, mit einer zu­Stabilisierung wirtschaftlich und politisch feststellen, Sports" seiner selbst willen, sondern es steden zeuge und Giftgase nebst dazu gehörigem Impe- meist schlecht genug bezahlten Anstellung bedacht so ist doch keine wesentliche Wirtschaftsbelebung gewöhnlich auch ganz reale, materielle Beweg- rialismus haben. Und in Deutschland   dürfen die wurde, ist von den Nazi als Parteibuchbeamter. fühlbar. Ein von Hra be verfaßtes Hörspiel Aus dem Böhmerwald" brachte lebendige gründe dahinter. Etwa, daß ein Nigger" eine Japaner, wie amtlich verlautbart wurde, auch mit als vollgefressener Bonze usw. durch alle Gossen Schilderungen von Land und Leuten, verweilte in Farm bejißt, die ein weißer Grundbefizer zur arischen Mädchen in Ehe- und Bettgemeinschaft geschleift worden. Mit diesem Parteibonzentum eigenartigen Siedlungen, erzählte von ihren Wen- Arrondierung seines Befißes haben will. und leben, ohne daß dadurch die Rasse versaut" müsse selbstverständlich Schluß gemacht werden. schen, brang in den Urwald des Kubany ein, erstieg nenn der schwarze Mann aus irgendeinem Grund würde. Wer ein Rassefremder ist und also ge­Deshalb her mit Hitler! prächtige Höhen, blickte von ihren Gipfeln über end sein Land behalten will und ein Prozeß wenig lyncht werden darf, das ist immer wieder eine Loſe Wälder und lud zum Ende ein, die Böhmer- Aussicht auf Erfolg hat, dann wird eben ein Funktion des Einkommens und der außenpoli­waldschau in Winterberg   zu besuchen. Es wäre den Zwischenfall konstruiert, der mit der Zeitungs- tischen Opportunität. braven, verarmten Menschen zu gönnen, daß dieser Einladung recht viele Willige folgten. Am Mitt­woch wurde die deutsche Sendung abermals( und damit die versprochene Reportage aus dem deut­schen Arbeiterkinderlager bei Prag  ) dem Gößen Fußball" zum Opfer gebracht. Unverständlich bleibt nur, tvarum denn jedesmal gerade die deut­fde Sendung dem Geheule fanatisierter Sport"= Wildlinge weichen soll. Stann sie nicht, wenn schon die kulturellen Belange der Zeit auf die Reporta- Die deutsche   Wirtschaft, die durch die Un­gen von den Wettkämpfen nicht verzichten zu fön- fähigkeit der nationalsozialistischen Führung in nen glaubt, an solchen Tagen um eine Stunde ver- immer größere Schwierigkeiten gebracht worden ist, legt werden? Die für 19.10 angefeßten, von S. steht vor der Tatsache, daß ihr der chronische De- Der Minister hat sich mit dieser Drohung Thein gefungenen Opernarien wurden ja auch vor- visenmangel und die Maßnahmen der Reichsregie- gründlich blamiert. Aus den Streifen der Wirt­berlegt; also hätte die deutsche Sendung sicher auch ein Plätzchen gefunden. Unverständlich bleibt weiterung die Einfuhr der benötigten Rohstoffe unmöz- schaft, die von diesen Fragen mehr verstehen, hat hin die nebensächliche Behandlung der deutschen   lich machen. Großzügig, wie diese Sorte Führer ein heftiger Sturmlauf gegen diese von den nativ­Hörer. Ein Fußballwettspiel wird ja wohl kaum in solchen Verlegenheiten stets ist, schieben die Hit- nalsozialistischen Führern propagierten Auffassun­aus dem Stegreif angefeßt. Die Presse lündigte ler, Schacht und andere die Schuld dafür auf das gen eingesetzt. Sie führen den Nachweis, daß die aber noch am Tage vor dem 11. Juli das ordnungs- Ausland ab. Aber sie sind im nächsten Augenblick Wirtschaft Deutschlands   ohne ausländische Roh­gemäße Programm mit der deutschen   Sendung an! auch sofort wieder stark! Sie drohen: wenn es das stoffe nicht eriſtieren kann. Nach den Berechnun- Für je einen entlassenen Angestellten haben Ergibt sich der notwendige Schluß daß die Ab- Ausland nicht anders haben will, so werde gen des Instituts für Konjunkturforschung war die Nazi mehr als drei Mann eingestellt. febung erfolgt, ohne daß die Leitung des Radio- Deutschland even zur vollständigen Autartie über den im Durchschnitt rund 45 Prozent der in der Das beweist klar und deutlich, wie tüchtig die journales es für notwendig erachtet, den Ausfall ber Sendung wenigstens rechtzeitig anzufündigen, gehen; auch in der Versorgung mit Rohstoffen. deutschen   Induſtrie verarbeiteten Rohstoffe aus Systembeamten und Margiften gewesen sein mis­oder gar ein entschuldigendes Wort dafür zu fin- Reichsminister Heß hat auf der Tagung der deut- dem Ausland eingeführt, in der Tetilindustrie fo- fen. Gleichviel, wie und wo man die Tätigkeit ten; daß die geldentaten von 22 um einen Bauschen Außenhandelskammern diese Drohung wie- ger 90 Prozent! Eine Steigerung der Eigenver- der Nazi prüft, immer zeigt sich, daß sie unehr­laufenden für das Radio als vornehmstes Instru- derholt. Wenn das Ausland, so sagte er, seinen sorgung Deutschlands   mit industriellen Rohstoffen liche und verlogene Burschen sind.

Volkswirtschaft und Sozialpolitik

Rohstoff- Autarkie ist Unsinn

Nachdem Hitler   gekommen war, ging es an die Säuberung des Beamtentums. Alle sogenann ten Parteivonzen aus früherer Zeit wurden sofort entfernt, ohne daß man ihnen die auf Grund wohlerworbener Rechte zustehenden Pensionen bes Boykott gegen deutsche   Waren erfolgreich weiter willigte. Nun hat ein Nazibonze, nähmlich Eugen führt, würde sich Deutschland   soweit als möglia Struschte, im Informationsdienst, einer amtlichen vom Ausland unabhängig zu machen versuchen. Korrespondenz der Deutschen Arbeitsfront  , das Das Ausland solle ja nicht annehmen, daß die Er- Resultat der Säuberung mitgeteilt, so­findungsgabe deutscher   Gelehrter und die Lei- weit es sich um die Reichsanstalt für Arbeitslosen­stungsfähigkeit der deutschen Industrie auf dem versicherung handelt. In dieser einen großen In­Gebiete der Ersatzstoffbeschaffung heute geringer stitution wurden sei als einst.

insgesamt 3372 Beamte und Angestellte entlaffen. Dafür wurden 11.000 Nazibonzen neu eingestellt! Eugen Kruschte, einer der lieben Freunde Hitlers  , stellt nebenbei fest, daß mehr als die Hälfte der Neueingestellter Mitgliedsnummern der NSDAP  unter 300.000 haben.