Nr. 304
Sonntag, 30. Dezember 1934
Arbeitslager in Amerika . Durch Gesez vom turschutz ein. Man sicherte unweit von Sydney ein| gepaßt. Es scheint, daß es wirklich gelungen ist, 31. März 1933 wurde in den Vereinigten Staa- Grundstück von 60 Morgen, das mit Gummibäu- dem letzten natürlichen Teddy- Bären dieser Erde ten von Nordamerika die ,, Civilian Conservation men dicht bestanden ist, erklärte diesen Hain, der eine Zuflucht zu schaffen. Die Hoffnung der tierCorps"( CCC.) geschaffen, deren Aufgabe ist, umzäunt wird und unter ständiger Bewachung liebenden Menschheit freilich, den Teddy eines junge, ledige Erwerbslose, insbesondere auch ehe- steht, zum Koala- Naturschutzgebiet und setzte hier Tages als Haustier begrüßen zu können, wird sich malige Kriegsteilnehmer, als Notstandsarbeiter einige hundert Bärlein ein. Die Tiere haben sich, schwerlich erfüllen. Man müßte denn schon einen in Lagern zusammenzufassen und vor allem der wie die ersten Berichte besagen, an die neue und fleinen Wald einer bestimmten Sorte von GummiWalderhaltung und Waldverbes doch in allen Bedingungen alte Umgebung gut an- bäumen pflanzen. serung dienstbar zu machen. Jm Winter 1934 bis 1935 sollen 340.000 Notstandsarbeiter in 1728 Waldlagern untergebracht werden; 73 die
ser Lager sind nur für Indianer geplant und 15 Mehr Schutz der
werden auf Hawaii , in Portoriko und in Alaska eingerichtet. Der im Oktober stattgefundene ames rikanische Gewerkschaftskongreß hat für die in diesen Lagern Beschäftigten Tariflohn gefordert, sofern sie gelernte Arbeit verrichten.
Amerikas Wohnhäuser zu 81 Prozent aus Holz. Eine vom amerikanischen Handelsministerium in 63 Städten durchgeführte Erhebung hat ergeben, daß von insgesamt 1,728.521 Wohngebäuden nicht weniger als 1,404.466, d. H. 81 Prozent, aus Holz und nur 19 Prozent aus Biegeln, Stuck, Zement, Stein oder sonstigem Material find.
Unterspülte Strecke. In der Nähe der Stadt Wynyard in Tasmanien stürzte ein Personenzug auf unterspülter Strecke in die Tiefe, wobei ein Mädchen so schwer verletzt wurde, daß es bald darauf starb und neun weitere Passagiere schiere Verwundungen davon trugen.
Die Teddy- Bären gerettet! Sie fressen nur Blätter eines bestimmten GummiSie fressen nur Blätter eines bestimmten Gummi
baums
Wieviel Menschen wissen, daß der Teddy- Bär unserer Kinder ein lebendes Vorbild hat? Es gibt einen Bären, der wirklich genau so aussieht, wie der ,, süßeste Teddy", der aus einer Spielwarenfabrik hervorging. Und das ist der Koala, ein fleines, nettes, freundliches, ungefährliches, anlehnungsbedürftiges Bärlein in Australien . Leider besteht die Gefahr, daß dieses Original" nicht mehr lange besteht und daß dann der Bär aus Stoff die letzte Erinnerung an diesen Koala darstellt. Denn der Koala hat das Pech, einmal ein wohlschmeckendes vor allem von den Eingeborenen geschätztes Fleisch zu haben und zweitens über ein nettes, dices Fell zu verfügen, das die Pelzindustrie zu wertvollen Smitationszwecken verwer ten tann. Die Folge war, daß man dem armen Bärentier in seiner ganzen Harmlosigkeit nachstellte. Brauchen wir große Erklärungen über die Möglichkeiten eines Aussterben zu geben, wenn wir hören, daß in einem einzigen Monat 500.000 Koalas erschossen und erschlagen wurden?
Man braucht den Koala nämlich nicht weit zu suchen. Er lebt nur von den Blättern eines Gummibaumes, frißt sonst gar nichts und stirbt, wenn er diese Blätter nicht bekommt.
Sucht man also diese Bäume auf, dann findet man den Koala . Die weißen Jäger umzingelten die Haine , die mit den bewußten Bäumen bestan
Geite 5
Paula Wallisch:
Ein Held stirbt
Leben, Kampf und Tod des Koloman Wallisch
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landwirtschaftlichen Arbeiterschaft! Volkswirtschaft und Sozialpelitik
In Nieder- Mohrau bei Römerstadt ers, famen nach 2 bis 3 Monaten wie Stelette zurück. eignete sich kürzlich ein furchtbares Unglüd. In Der Staub hat ihre Atmungsorgane und ihre einem Brechhause( Dörrhaus) wurden vier Lungen derart hergenommen, daß sie unter UmFrauen verbrannt, zwei ringen mit dem Tode, ständen ein Jahr im Krankenstande blieben und acht sind schwer verletzt. 12 Kinder im Alter von diese dreimonatliche Arbeit genügt hat, daß ärztzwei Monaten bis 12 Jahren schreien nach den liche Wissenschaft und Kunst vergebens war, um Müttern, drei Männer beklagen ihre Frauen und ein junges Leben zu retten. Das Brechhaus um ein 67jähriges Großmütterlein weinen drei wurde und wird auch noch in vielen Gegenden Kleine Enkelfinder, die auch noch in das Brech- die Totendarre" genannt. haus ging, um nur das Notdürftigste für ihre Lieblinge faufen zu können. Acht verlegte Arbeiterinnen sind furchtbar entstellt, sind im Kranfenhause und unsäglichen Schmerzen ausgesetzt. Durch ihr weiteres Leben werden sie die Mertmale der Schreckensstunde tragen.
Was sind das Brechereiarbeiter? Jm nördlichen Mähren, in Schlesien , im Schönhengstgau und in Gebieten Böhmens wird Flachs erbaut. enn er reif ist, wird er im Herbst auf den Feldern ausgebreitet, zu Bündeln zusammengelegt und geht dann zur Verarbeitung in die so genannten Brechhäuser. Die Arbeit ist eine schwere und gesundheitsschädigende. 95 Prozent verden dazu Frauen verwendet, welche in einer furchtbaren Hige den getrockneten Flachs brechen. Sie müssen während der Arbeitszeit den Flachsstaub schlucken, das sind kleine, scharftantige Bestandteile, und die im Volksmunde bezeichnete Enne" haben die Eigenschaft, sich überall einzuboren und zerseßend zu wirken. Dieser gefährliche Staub legt sich allerorten an, ist durch die Hißeentwicklung und Trockenheit auch äußerst feuergefährlich. Wenn man in Berücksichtigung sieht, daß der Flachs fast geröstet wird, die eines Enne" in ihrem heißen Zustande nur Funken bedarf, dann kann man die Wirkung ermessen, die vorhanden ist, wenn dieses feuergefährliche Material zu brennen beginnt.
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Die Flachsbrecherinnen haben auch immer doppelte Kleider an. Sie tragen fie in der Hiße deshalb, weil sie immer in gewissen Abständen die Fenster und die Türen öffnen müssen, da sie die Sie nicht ertragen und frische Luft in den Arbeitsraum gelangen muß. Sie nehmen an, daß sie durch die doppelte Kleidung in ihrem fast dampfendem Zustande sich nicht so leicht erfälten und auf das Krankenbett geworfen wer den. Sie müssen auch die Fenster und Türen des Brechhauses aus dem Grunde öffnen, weil die Staubentwicklung derart groß ist, daß durch einen natürlichen Zug der Staub entweicht. Die und schüttelten die armen kleinen Bären herunter. Arbeit dauert in der Regel 2 bis 3 Monate jährlich. In einer Statistik, die der Schreiber dieser Natürlich versuchte man, die Tiere in 300lo-| Beilen bereits vor 15 Jahren über die Auswirgischen Gärten zu hegen. Aber sie starben einfach tung der Tuberkulose bei den Flachsbrecherinnen an dem Mangel an Nahrungsmitteln, d. h. an anlegte und durch Jahre verfolgte, fam einwand Blättermangel. Denn sie hielten sich genau bis frei zum Vorschein, wie gefährlich dieser Beruf zu dem Tag, an dem das letzte in Säcken mitgeist, wenn er auch nur wochenweise im Jahre Täbrachte Gummibaum- Blatt verzehrt war. tigkeit aufweist. Insbesonders leiden die Atmungsorgane und vor allem die Lungen. Junge blühende Mädchen, mit lachenden Augen und roten Gesichtern gingen in die..Dörre" und
den waren
Also hier konnte das doch offenbar pochende schlechte Gewissen der Menschen den Koalas kein Denkmal seßen. Da griff denn der australische Na
Mit den Wölfen heulen gen zu bereiten bersuchte.
Ein polnischer Dorfmusikant, der bei einer Hochzeit aufgespielt hatte, wurde auf dem Heimweg von einem Wolf angekläfft. Der Aermste, der wußte, daß es für ihn fein Entrinnen gab, ließ die Bestie herankommen und griff zu seiner Fiedel. Und siehe es gelang ihm, sich den Wolf durch sein Spiel so lange vom Leibe zu halten, bis er die schützende Nähe seiner Heimat erreichte.
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Was hatte nun das hungrige Tier bewogen feine sichere Beute aufzugeben? War es gerührt
eder erschreckt über die Töne?
trotzdem seine leeren Eingeweide ihn mit nagendem Schmerz erfüllten, von seinem Opfer ab.
Die meisten ,, Dörrhäuser" sind alt, teilweise schon verfallen, die Defen sind schlecht, das Petroleumlicht ist gefährlich und wo es elektrifche Beleuchtung gibt, hat sich durch den neunmonatlichen Stillstand niemand gekümmert, so daß sie schadhaft wurde, Kurzschlüsse und Ver brennungen leicht vorkommen können. Diese ..Dörrhäuser" sind noch ein Stück aus der ,, guten alten Zeit" und sie wurden auch nicht von der Arbeiterschußgesetzgebung erfaßt. Eine ständige Arbeiterschaft gibt es nicht, sondern es wird ausgeholfen, weil der Dörrhausbesizer Pachtacker gab, mitunter die Pferde zur Verfügung stellte oder sonst behilflich war. So blieben die" Dörrhäuser" mit ihren rückständigen Einrichtungen weit vom Wege der modernen Arbeiterschußgeseßgebung liegen. So wurden auch die alten Brechhäuſer Denkmäler einer Zeit, wo die Arbeiter unter den unwürdigsten Verhältnissen leben und arbeiten müssen.
Moderne Brechhäuser gibt es wenige und wo es solche gibt, sind sie auf den genossenschaftlichen Geist zurückzuführen. Wo eine Genossenschaft der Flachsbauern besteht, dürfte auch ein modernes Brechhaus vorhanden sein. Der Flachs hat auch heute nicht mehr den Wert, den er früher hatte
und es gab Jahre, wo der Flachsbau nicht eins mal die Regie deckte.
Die Arbeit selbst wird durchgehends in 2 oder 3 Schichten geleistet. Bei 3 Schichten dauert die Arbeitszeit 8 Stunden, bei 2 Schichten 12 Stunden. Der Verdienst beträgt wöchentlich 40 bis 60 Kč. Erst seit 1919 gehören die Flachsbrecherinnen der Krankenversicherung an und die Unfallversicherungspflicht ist erst in je nen Brechhäusern gegeben, wo eine motorische Seraft vorhanden ist. Dies war glücklicherweise in Nieder- Mohrau der Fall.
Riesenkapitalskonzentration im englischen Bergbau
Englands größtes Steinkohlenrevier ist Süd Wales . Und dieses Revier wird im wesentlichen von zipei großen Gesellschaften beherrscht. Jetzt wollen sich diese beiden großen Grubenkonzerne zu einem verschmelzen, dessen Aktienkapital dann 18 Millionen Pfund Sterling betragen würde.
Immer mehr wirtschaftliche Macht in immer weniger Händen. Diesen Weg der Kapitalstons gentration unterbricht, wie obiges Beispiel zeigt. auch die Krisenzeit nicht.
Einkommensverteilung in Amerika .
Dieser Tage wurde die Steuerstatistik der Vers einigten Staaten von Nordamerika veröffentlicht. Es geht aus ihr hervor, daß im Jahre 1933 die Einkommen des gesamten amerikanischen Volkes den tiefsten Stand seit 18 Jahren erreicht haben. Allein gegenüber dem Jahre 1932 war ein Rüdgang von 400 Millionen Dollar zu verzeichnen.
Demgegenüber fällt auf, daß sich die Zahl der amerikanischen Bürger, die im Jahr ein Einlommen von mehr als einer Million Dollar haben, im gleichen Zeitraum um 130 Prozent ver mehrt hat.
Die furchtbare Wirtschaftskrise nivelliert also die Einkommen nicht, sie macht die Gegensäze noch schroffer.
Vom Prager Rundfunk
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Während der Weihnachtswoche waren die Wellen der Sender wie sich das so gehört abge stimmt auf den von Ewigkeit zu Ewigkeit fortschwe= benden Sehnsuchtslaut" Friede den Menschen auf Erden". Daß sie eines guten Willens sind, fälli schwer zu glauben, wenn auch, für zwei feiernde Tage wenigstens, die drohenden Fäuste der Weltpolitik die geballten, zum jähen Zugriff der Gewalt bereiten Finger lösten und sie andächtig au frommen Weihnachtsgebeten zu falten schienen. Was dabon zu hals ten ist, sprach mit flarer Offenheit der Behnminutens Bericht des Genossen Redakteurs Franz Krejči am Freitag aus. Der Vormarsch Italiens in Asessinien ist ein Alarmruf, der nur allzu leicht Europa Vier tote Genossinnen bilden auf dem Lei- mobilisieren kann. Ebenso beunruhigend ist der Ein denswege der landwirtschaftlichen Arbeiter eine fluß, der von der soundsovielten innerdeutschen„ ReiStation, die die Inschrift trägt:„ Wir liegen nigungsaktion" auf die knapp vevorstehende Abſtimda, da wir von der Arbeiterschußgesetzgebung mung im Saargebiete zu erwarten ist. Die einzige erfreuliche Erscheinung ist die Innenpolitik unferes bergessen wurden". Die Forderung der landwirt- Staates, die eine wesentliche Entspannung zwischen schaftlichen Arbeiter muß sein, von der Geseßge- Demokraten und Fascisten verzeichnet und auch auf bung zu verlangen, daß in Zukunft tein Dörr- den Gebieten des Wirtschaftslebens bedeutsame Erhaus mehr in Betrieb gesetzt werden darf, be- felge erreicht hat. vor es nicht einer Ueberprüfung unterzogen wird. Diese Forderung sind wir den Toten schuldig. Und so werden auch die vier einsamen Grabhügel am Bergfriedhofe in Neudorf nicht vergesfen werden, der Flammentod der vier Genossinnen wird mit als ein Opfertod für ihre Klasse gewertet werden.
F. R.
mehr oder weniger wohl aufgenommenes Vergnü-| lichen Herzens gemacht hatte, vervollständigten sich jetzt tausendmal schlimmer. Er wurde oft geChristian Murauer spielte das Saraphon, nug von den netten Hausbesorgern unsanft an er legte seine ganze Kunst hinein, es innig und die Luft befördert, und als ihm dies an einem menschlich- wehmütig schluchzen zu machen, wenn Vormittag das dugendste Mal passiert war, verlor Frag nicht, warum ich gehe..." oder ,, Noch wie er die Lust ein für alle Mal, noch weitere solche im Traum kommt's mir vor." gespielt wurde. Beobachtungen anzustellen.
Allerdings merkte er schon damals, daß es unsäglich schwer ist, der Menschen steinernes Herz zu rühren, und ganz besonders schwierig, nicht nur ihr Herz, sondern auch ihre Börse sich öffnen zu
machen.
Er ging nach Hause, schrieb auf einen Bettel: Die Menschen sind schlimmer als die Tiere und das Leben ist zu häßlich...", und da seine Vermieterin gerade abwesend, machte er sich diese günstige Gelegenheit zunuze und drehte den Gashahn auf.
Der Fall des polnischen Dorfmusifanten und der Fall des arbeitslosen Barmusikers Chri
Vor dieser grundsäßlichen Erklärung im Aus
flange eines Jahres lagen die vom legendären Bauber umsponnenen, vom menschlichen Festempfinden getragenen, vom magischen Lichterschein der ge= Worte und Spiele der Weihnacht. Ihr erster Künschmückten Tanne in die Nacht entsandten Kläge der in der Woche war der„ Weihnachtsmann in der
Stihütte", eine von Trappschuh- Bran en berfaßte Hörfolge von verschiedenen Dichtungen und einem alten Weihnachtsspiele. Dazu öffnete Rrof. Wagner( Reichenberg) seinen bisher noch nicht mitgeteilten Schatz fudetendeutscher Weihnachtslieder.
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Der nächste Tag brachte wiederum eine Folge bon Weihnachtsliedern, unter dem Titel„ Heil'ge Nacht, o gieße Himmelsfrieden in dies Herz!" zuiammengestellt von Prof. Longin( Brag), vorgeiragen von dem Longin- Quartett. Etwas außerhalb diefes in der Idee geschlossenen Kreises stand die reisende Oper Adams„ Die Nürnberger Puppe", die am Mittwoch in ausgezeichneter Befebung unter Schids Leitung von Liblik übertragen wurde. Näher stand das Große Welttheater" Hofmannsthals ; leider fanden in nicht zureichender, fünstlerisch sehr unterschiedlicher Beſebung die aus Calderons unsterblicher Dichtung gestalteten Gedans Gleichnis zwischen Bühne und Hörerschaft deutlich machen müßte. Der Donnerstag eilte im Kalender voraus mit dem Hörspiel Jahreswende" der Jugendstunde. Die ein wenig arg primitiven Verse ( In nichts zergeht das Alte, auf daß das Neue walte!) wurden auch in der gewiß vollendeten Sprache Volkers und in der frischen Art seiner Parts Da ist schon ner nicht wesentlich erträglicher. mehr wert die plastische Art, in der Archivrat Dr. Moucha von neuen Büchern zu erzählen und die Aufmerksamkeit mit Spannung auf Capets„ Leben eines Hundes" und Bergs Tiger und Menschen"
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Er sollte aber Gelegenheit bekommen, noch mehr nachzudenken. Eines Tages wurde das Orchester von der Polizei geschnappt, seine MitJedenfalls ließ der Wolf durch die Mufit. glieder für mehrere Tage eingesperrt und die Be stian Murauer ereigneten sich zur gleichen Zeit. fen nicht jene überzeugende Ausdrudskraft, die das schlagnahme ihrer Instrumente ausgesprochen. Sie haben dann noch gemeinsam, daß ihre Helden Frgendwie gelang es dem Christian, nach das gleiche Vertrauen in den Zauber der Musit dem er seine Strafe abgebüßt, sich aufs neue ein fetten, Drohendes abzuwenden. Damit aber endet Ungefähr zur selben Zeit, als sich in Polen Instrument zu verschaffen. Christian zog nun auf auch die Gemeinsamkeit der beiden Fälle und der dieses rührende Begebnis ereignete, trug sich in eigene Rechnung und Regie durch die Straßen. Die Unterschied zwischen ihnen springt nun in die Wien der Fall des arbeitslosen Christian Polizei erwischte ihn zwar diesmal nicht so schnell, Augen. Murauer zu. dafür aber kam über ihn ein anderes Unglück. Er Der polnische Dorfmusikant hatte nur einen Er war ein stellenloser Barmusiker, schlechter zog sich beim Spielen auf den kalten, windigen Wolf, eine blutgierige, hungrige Bestie, gegen sich Geschäftsgang bewogen den Inhaber des Etablisses Gassen eine böse Halsentzündung zu, tam ins Christian Murauer diese schöne herrliche Welt ments, in dem der Christian den Leuten aufspielte, Spital, wurde operiert und schließlich entlassen. und ihre edle Menschheit. So konnte es selbstverihn zu entlassen. Vor der Erfindung des Radios Als er in seine elende, notdürftige Kammer zurück- ständlich gar nicht anders enden, als es endete. hätte er bestimmt schnell wieder eine Stelle in fehrte, fand es sich, daß die Vermieterin, selber Den Wolf vermochten die Töne einer Geige in die zu lenken versteht. einem Stino usw. gefunden. Aber so war am Stel- ein armer Teufel, in der Angst um die rückständige Flucht zu jagen, jedenfalls veranlaßten sie ihn, Mit Orgelton und Feierklang, mit alten Volkslenmarkt nicht die geringste Nachfrage. Er teilte Miete, seine Abwesenheit benüßte, um das Sara- seinen viehischen Hunger nicht zu stillen die weisen und frommen Liedern ging die Weihnachtsdas Schicksal von tausenden fleinen Musikanten phon, sein einziges Hab und Gut, zu verklopfen Polizei jedoch wurde von den Tönen des Saga- moche vorbei, müde tut das Jahr seine letzten und blieb eben eine Ewigkeit ohne Engagement. und sich so schadlos zu halten. Als es ihm schließ- phons bloß angelockt. Schritte, langsam schon hebt sich die Hand des SchickEs ist überflüssig, diese zahllosen Versuche zu er- lich gelang, der Frau flar zu machen, welches entRichtig gesehen, ist in dieser Zeit der fals, die ersten Schleier des neuen zu teilen. Wünsche jeder die örtern, die er anstrengte, um dem Los zu ent- jegliche Unglückt sie angerichtet, konnte Christian hungrigste Wolf eine harmlose Erscheinung gegen- umbrängen die Schwelle ins Kommende rinnen, das er dann annehmen mußte und wo vom Glück reden, daß sie, halb und halb ihre über den Menschen dieser Welt, in der der Mensch Hoffnung, den Glauben mit sich nehmend, es müsse ja doch einmal die Erfüllung kommen. Nun denn. durch sein Name öfters dann in den Polizeiproto- Schuld begreifend, ihm gestattete, für einige Zeit des Menschen Wolf ist, und die Musik kann, wie o wollen denn einige Tausend deutscher Hörer ihren follen erschien. Er fand Unterkunft bei einer noch umsonst in der elenden Bude zu bleiben. man sieht, wohl einen vor dem Aufgefressenwerden Anspruch auf einen eigenen Sender dem gleichen Christian Murauer ging nun, eben erft retten, es ist aber keine Garantie dafür, daß die Wunderglauben anvertrauen und vom neuen Jahre Kapelle, die in den Gassen und ständig auf derj Flucht vor der Polizei für mehr oder weniger und operiert, in die Häuser singen. Die Beobachtungen, Christian Murauers nicht verhungern oder, bevor erhoffen, daß es ihnen Gerechtigkeit widerfahren gern gegebene elende Groschen den Leuten ein die er bereits früher über die Roheit des mensch- les endlich so weit ist, den Gashahn aufdrehen. Lassen wird! Ernst Thöner.
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