Freitag, 4. Jänner 1935
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Hungernd und frierend erwarteten die meisten Arbeitslosen das Fest der Versöhnung und der Nächstenliebe. Ganze Familien mit vier bis sechs Köpfen, die jahrelang ohne Arbeit und Verdienst sind, die längst vergessen haben, daß es so etwas wie Freude und einen satten Magen gibt. Die den Glauben an die Gerechtigkeit und Nächstenliebe nicht mehr gelten lassen, die in dumpfer Verzweiflung dahinleben. Der sozialdemokratische Arbeiter aber spürt die Not der Zeit am meisten, denn er wird von allen Seiten, und auch den bürgerlichen Liebeswerken boykottiert, denn der Nächstenliebe ist eine politische Grenze gesetzt worden. Der Unternehmer stellt nur Henlein - leute ein, die Fürsorgeeinrichtungen der Gemeinde liegen brach, weil der Kaufmann und der Gewerbetreibende ihre Spenden nur noch der„Sudetendeutschen Volkshilfe" zukommen lasten. Für den klassen- bewutzten Arbeiter gibt es keine Hilfe. In dieser trostlosen Situation unserer Menschen wirkt die Botschaft von der Aktion der Arbeiterfürsorge in Prag doppelt. Wie ein rettender Engel wird der Lokalvcrtrauensmann mit der Meldung: Pakete sind I für uns aus Prag angekommenI empfangen. Man'
empfindet plötzlich, dass sich Arbeiter, Genoffen der hungernden Proleten erinnert haben, weil sie Sozialisten sind und eine ganz andere Auffassung über Nächstenliebe haben wie di« Bürgerlichen . Neuer Mut und Vertrauen erfasst die Menschen, noch bevor die Kisten der Arbeiterfürsörge geöffnet werden. Fast ist die moralische Wirkung der Aktion grösser als die wirtschaftliche. Aber als dann die Sachen, Kleider Lebensmittel aller Art und sogar für di« Kinder die schon bald unbekannten Süssigkeiten ausgepackt und verteilt werden, da zieht auch bei vielen der arbeitslosen Familien wieder etwas wie Weihnachtsstimmung«in. Freilich nicht an das Christkindlein, das uns von der Legende, die sich das satte Bürgertum gewoben hat, her bekannt ist, denken da die Arbeiter, sondern an ihr« Genossen, die sie nicht kennen, deren Geist sich aber in dem Werk proletarischer Nächstenliebe verkörpert. Ihnen gilt ein inniger Gedanke und ein herzlicher Dank an diesem Tage. Nicht zuletzt aber der Arbeiterfürsörge, welche die Trägerin der Aktion für di« Arbeitslosen in Äeistersdorf-llllrichsthal war.
Die„selbe Gefahr taucht wieder auf Nach dem Komotauer„Deutschen Volksblatt" soll sich der ehemalige nationalsozialistische Abgeordnete Simm in der letzten Zeit sehr bemühen, eine neue— aber jedenfalls von dem alten gelben Geiste erfüllte—„DeutscheArbeiterpartei" zu gründen. Ihm steht der frühere Hakenkreuzkreisleiter Rösler treu zur Seite. Wenn man auch über di« Unverschämtheit des Herrn Simm mehr belustigt als empört ist, so mutz doch hervorgehoben werden, dass der Gedanke der sudetendeutschen Einheitsfront nicht einmal die Leute erfasst hat, die ihn durch ihre Unglückspolitik lebendig machten. Auch sie werden nur von dem Gedanken einer gefüllten Futterkrippe beherrscht, die man nun neuerdings durch die Deutschx Arbeiterpartei schaffen will. Vorläufig allerdings mit recht wenig Erfolg, denn gegen diese Gründung werden sich vor allem die Hen- leinleute selbst zur Wehr sehen müssen, wenn sie das Erbe der Krebs, Jung und Simm nicht freiwillig aufgeben wollen.
Lin bürgerlicher Politiker Ober die Zustande In Deutschland Der Obmann der Gewerbepartei, Abg. R a j m a n, hat in der Weihnachtswoche einige deutsche Großstädte besucht und schildert nun im ;,Närodni Stred" seine Eindrücke von den wirtschaftlichen und polttrschenBerhältniflen inDeutsch- land. Er führt zahlreiche Beweise für die triste Wirtschaftslage des Deutschen Reiches an und unterstreicht als einen der stärksten Eindrücke von seiner Deutschlandreise die Lage im Hamhurger Hafen, der einem Friedhof gleicht, nachdem der sonst lebhafte Hafenverkehr einer trostlosen Stille gewichen ist. In Wiedergabe der Preise der wichtigsten Lebensmittel in Detailgeschäften und in Restaurants kommt Abg. Najman zum Schluß, daß in Deutschland alle Preise weit höher sind als in der Tschechoftowakei. Die Deutsche Reichsbahn habe über die Weihnachtszeit die Fahrpreise für Deutschlandreisen stark herabgesetzt, trotzdem jedoch verkehren die Durchgangszüge äußerst schwach besetzt und die großen Bahnhöfe überraschen den Ausländer durch die gähnende Leere auf den Bahnsteigen, in den Restaurationen und Wartensälen, ebenso wie in Berlin ganze Häuser« und Laden- fronten überraschen, die leer stehen, weil sich kein Mieter findet. Zeitungen werden in Berlin wenig gelesen und das Publikum kaust unter Hinweis darauf, daß alle dasselbe bringen, nur die billigsten Ausgaben. Die Hotels klagen über schlechten Geschäftsgang und suchen sich durch Glücksspiele' und Roulettetische über Wasser zu halten, beispielsweise das Hotel Reichshof in Hamburg . Deutschland sei heute das teuerste Land Europas Und von einem Touristenverkehr könne absolut keine Rede sein. Den politischen Eindruck seiner Reise faßt Abg. Najman dahin zusammen, daß im Falle einer freien Bolksabstimmung das gegenwärtige Regime kaum mehr die absolute Majorität erlangen würde.
Gedenkfeier am Nelson. Die Direktion der Brüxer Kohlen-Bergbaugesellschaft hat bekanntlich beim Viadukt gegen Herrlich auf dem Schachthof des Nelson HI ein Denkmal für die in den Tiefen der Erd« erstickten und verunglückten Bergleute Herstellen lassen. Am Donnerstag, den 3. Jänner fand nun die Enthüllung statt. Um 9 Uhr früh versammelten sich etwa 300 Bergarbeiter und in Vertretung der Generaldirektion die Ingenieure Töpfer und Pfeffer, ferner die Abgesandten der Betriebsleitungen vor dem Rathaus in Ossek und marschierten von dort geschlossen auf den Friedhof, wo zwei Chöre(deutsch und tschechisch) gesungen wurden. Hierauf, begab sich der Zug auf dm Hof des Nelson- lll- Schachtes, wo der Journalist Kouzorek aus Prag ■ eine Gedenkrede hielt. Hier wurden Kränze niedergelegt und noch zwei Lieder gesungen, worauf der Betriebsrat Draxl das Denkmal in die Obhut der Gemeinde Herrlich übergab. Mit der Staatshymne fand die Kundgebung, an der mit den herbeigeströmten Zuschauern, etwa 2000 Personen teilgenommen ha- fcn dürften, ihren Abschluß.
Feirrfeils völkischer Hauptgedanke. Der „Teplitz-Schönauer Anzeiger" veröffentlichte eine Weihnachtsbetrachtung des Herrn Prälaten Dr. Wenzel Feierfeil, Senator der deutschen christlichsozialen Volkspartei, worin der Autor darüber Klage führt, daß vor allem die sudeten deutschen Familien den Kern des Weihnachtsfestes gar nicht mehr beachten, denn es gehe heute vor allem darum, viel Kinder zu gebären, ansonsten die deutsche Bevölkerung aufhören werde, ein Faktor in diesem Staate zu sein. Der Herr Prälat stellt das so dar: „Um ein Volk, um sein« Zukunft steht«s noch gut, wenn in ihm das Wort vom„Segen" des Kindes gilt; wenn daher die kindergesegnete Familie noch die Regel ist. Es ist aber dann im sicheren Verfalle, wenn dies nicht mehr gilt." Eines übersieht der Herr Prälat bei seiner Betrachtung: das Kernproblem dieser Frage liegt in den sozialen Verhältnissen. Der Senator weiß wohl nichts von der Notlage der deutschen Arbeiter und Arbeitslosen, die in den Grenzgebieten wohnen und leben und schwer zu kämpfen haben? Mehr Kinder bedeutet mehr Elend und Sorge; kinderreiche Familien spüren den „Segen" unserer, vom Herrn Prälaten geliebten Gesellschaftsordnung, in besonders starker Weise.
Dämmert es nicht endlich? Eine Frage an diverse Professoren und Schriftleiter Die sudetendeutsche Bürgerpresse erhob bekanntlich ein großes Geschrei, als die— Insignien der deutschen Karls-Universität in Prag laut einem seit 14 Jahren bereits bestehenden Gesetz an die tschechische Universität ausge- liefert werden mutzten. Selbst die Zusage der Regierung, daß deutsche Künstler einen vollwertigen Ersatz liefern werden, konnte die Entrüstung über das„nationale Unrecht" nicht eindämmen. Von reichsdeutscher Seite wurde die Stimmung mittels Radio und Zeitungen im Sinne einer maßlosen Tschechenhetze gehörig aufgeputscht. In der von Wilhelm Stapel herausgegebenen Nazi-Zeitschrift„Deutsches Volkstum"(zweftes Dezemberhest) kann man hinterher folgende Betrachtung unter dem Titel„Sklavenketten" lesen, nachdem vorher die Versenkung der auszuliefern- dcn deutschen KriegSftotte und die Verbrennung der auszuliefernden, im Kriege eroberten französischen Fahnen gefeiert wurde: „Als die kaiserlichen Insignien der von dem deutschen Kaiser Karl IV. gesttfteten Universität zu Prag — das goldene Szepter und die goldenen Amtsketten— ausgeliefert werden mußten, wurden sie nicht ins Feuer geworfen, und es wurde nicht der trübe Goldklumpen den Machthabern vor die Füsse geworfen. Die Insignien wurden übergeben. Die Flotte— vorüber. Die Fahnen— vorüber. Die Insignien von Prag bleiben. Die deutschen Gelehrten in Prag aber wer«! den fortan in Ketten gehen. Sie tragen nicht mehr die goldenen Ehrenketten ihres Kaisers, sondern die schwarzen eisernen Sklavenket^en von Versailles und Saint-Germain." Die„Prager Presse" bemertt zu diesem Erguß eines echten NaziherzenS u. a. folgendes: „ES ist vielleicht die Frage angebracht, warum die„deutschen Gelehrten in Prag " bisher kein Sterbenswörtchen gefunden haben, um die deutsch « Oeffentlichkett wenigstens über die einfachsten historischen Irrtümer aufzuklären, die an die Gründung der Prager Universität und die Insignien geknüpft wurden. Wir haben von den berühmten Stätten der Wissenschaft im Dritten Reich viel blühenden Unsinn und aufgelegten Schwindel anlässlich de? In- signienstrefts gehört, der auch von unsern deuftchen Universitätsprofefforen nicht unbemerkt bleiben konnte. Dies« tragen nach der oben zitterten Hochstapelei zwar„die schwarzen eisernen Sklavenketten von Versailles und Saint Germain", aber ein Redeverbot ist ihnen, so viel man weiss, in
Was können die Arbeiterfamilien bei den gegenwärtigen Löhnen ihren Kindern bieten? Sie vermögen sie kaum richtig zu ernähren und zu kleiden, geschweige denn darum bemüht zu sein, daß sie für den Daseinskampf das notwendige Rüstzeug mitbekommen. Im übrigen aber muß es eigentümlich anmuten, wenn jemand anderen drei bis Vier Kinder pro Familie empfiehlt, sich selbst aber von diesem„Segen" fernhält.
Schulmädchen überfallen und mißbraucht Aus Ta chau wird uns geschrieben: Am Donnerstag, den 27. Dezember, wurde am Wege von Heiligen nach Sorghof ein Schulmädchen überfallen und vergewaltigt. Das Mädchen wurde hiebei schwer verletzt und mußte ins Bezirkskrankenhaus Tachau eingeliefert werden. Die Nachforschungen nach dem Täter führten sehr rasch zur Klärung des Falles. Ein Soldat der Garnison Tachau hat kurz vor der Tat mit einem Radfahrer gesprochen. Der Täter konnte also nur er sein. Die weiteren Nachforschungen ergaben, daß es sich um einen gewissen Maixenberger handelt, der staatenlos ist und sich vagabondierend herumtreibt. Am Neujahrstag konnte die Gendarmerie Maixenberger verhaften und dem Bezirksgerichte in Tachau einliefern. Nachdem sich vor kurzer Zeit in der Gegend von Neustadt! zwei Ueber- fälle auf Frauen ereigneten, wird eine Konfrontierung Maixenbergers mit diesen Frauen stattfinden, um festzustellen, ob er auch diese Schandtaten ausgeführt hat, Maixenberger ist zirka 20 Jahre alt, wiederholt vorbestraft und hat keinen ständigen Wohnsitz. Fetzt wird er wahrscheinlich längeren Aufenthalt in der Strafanstalt Bory nehmen.
Mit 80.000 Kc in Lumpen gestorben. Der „Zukunft" wird aus Winterberg gemeldet, dass in den letzten Tagen ein arg zerlumpter Bettler in der Gabrielmühle um ein Nachtlager vorsprach, das ihm wie schon oft mich aus Barmherzigkeit gewährt wurde. In der gleichen Nacht stellte sich bei dem Manne hohes Fieber ein und er musste in das Kran- kenhmts gebracht werden, wo er am nächsten Morgen starb. Eben wollt««in Bediensteter des Krankenhauses sein« nicht gerade sauberen Kleider verbrennen, als das Bürgermeisteramt den Wunsch äußert«, man möge in seinen Lumpen Nachschau nach Dokumenten halten. Dabei fand man in den zerschlissenen Rock eingenäht zwei Sparkassenbücher, die auf je eine Einlage von 30.000 Kd lauteten. Ausserdem hatte der Bettler mehr als tausend Kä Bargeld bei sich.
unserem demokrattschen Lande nicht auferlegt. Oder haben sie sich freiwi.lig Schweigen auferlegt, um die Herren Kollege a von drüben nicht Lügen zu strafen? Wollt« man so pathettsch sein, wie das„Deutsche Volkstum" so könnt« man sagen, dass sie sich Vielleich: braune Sklavenketten von Berlin angelegt haben." Diese Anzapfung der deutschen Prager Professoren, die sich um Henlein scharen, ist durchaus berechtigt. Und zwar um so berechtigter, wenn man weiß, daß Gefängnis, Zuchthaus und Tod allen droht, die drüben im Drstten Reich eS wagen, am System und deren Träger irgendwie zu mäkeln. Es muß auch den Prager deut schen Professoren und der Henleinpresse der Inhalt derneuestenZwangsgesetze Hitler- Deutschlands bekannt sein: Die Sportpflicht füralleStudenten, in Zukunft mutz jeder Student drei Semester lang Sport treiben, und zwar nicht wie bisher nach freier Wahl, sondern nach einem genau festgelegten Arbeitsplan! DaS neue Hochschulgesetz aber erklärt alle Rektoren und Professoren ausdrücklich als Treuhänder und Beauftragte des Staates, raubt den deutschen Universitäten den letzten Rest ihres alten stolzen Eigenlebens und degradiert nach unseren lumpigen demokratischen Begriffen die obersten Bildungsstätten der Natton zu Gehilfen eines Staates, der seine Macht und Gewalt über alles stellt! Bei uns, in dem heimlich und offen von gewisser Seite verachteten demokratischen Staate haben aber die Universitäten nach wie vor ihre alten Privilegien, ihre geistige Unabhängigkeit, ihr überliefertes Eigenleben. Sollte den mit Henlein - Hitler liebäugelnden Professoren und Schriftleitern nicht endlich aufdämmern, daß die wahre deutsche Kultur, die Freiheit der Wissenschaft hierzulande bessergewahr t-i st trotz der angeblichen Sklavenketten als wie im heutigen Deutsch land ?! Zeit wäre eS wirklich... — uw. 1“ 1. 1:» la«:-.r■'r.—-"WMaWMH* Die Nazis für Partelenverbot Der neue Präsident des nationalsozialisti- schen Danziger Senats, Greiser, hat in einer Rede zu Neujahr angekündigt, daß ab 1. Jänner in Danzig alle Oppositionsparteien verboten würden. Danzig ist ein gefährdeter Vorposten des Grenzdeutschtums und gerade dort geben die Nazis der polnischen Regierung einBorbild zur politischen und kulturellen Unterdrückung der deutschen Minderheit. Was sagen unsere Haken- kreuzler dazu, die das Verbot ihrer Partei bis heute nicht verwinden können?
Die„Kote Fahne“ im Dienste Hitlers In der gleichgeschalteten„Kölnische « Zeitung" wurde eine angebliche Erklärung des ehemaligen preußischen Innenministers Genosse« Karl Severing zur bevorstehenden Saarabstimmung veröffentlicht, in welcher er die„Erwartung" ausspricht, daß sich eine imposante Mehrheit für die Rückkehr des SaargebirteS zu Hitlerdeutschland ergeben möge. Der Vorstand der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands , Sitz Prag , stellt dazu fest, daß es sich um ein« Fälschung handelt. Auch die vor einigen Monaten verbreitete Meldung, Severing wolle ei» Buch herauSgeben, worin er sich zur Hitlerdittatur bekennt, hat sich gleichfalls als eine Propagandalüge herausgestellt. Bürgerliche Blätter sind so anständig, dieser nenesten Goebbels-Ente daS Dementi der sozialdemokratischen Parteileitung zu bringen. Die „Rote Fahne " aber stürzt sich mit Heißhunger auf diesen Schlager und sie beschimpft den wehrlosen Severing in einem ganzen Artikel alS„Hitler- fascisten". Das kommunistische Blatt leistet damit den Propogandastellen des Dritten Reiches frei- willige Helfersdienste". ES folgt damit den traurigen Spuren des„Rudi Pravo", welches während der österreichische« Feberkämpfe die Lügen der Dollfußregiernng über die Sozialdemokraten als Extraausgabe verbreitete. In diesem Zusammenhang verdient erwähnt zu werden, daß die erste Lügenkampagne über Severing , nämlich, daß er ein Hitlerbekennt- nis in Buchform veröffentlichen wolle, von einem Saarbrückener kommuni st ischen Blatte ausgegangen ist. Die von dieser feinen Redaktion fabrizierten Zitate wurden später, nachdem sie ihren Weg durch die ganze Razipreffe genommen hatten, als ein— Scherz hingestellt. So stellen sich die kommunistischen Redakteure in ihrem pathologischen Haß gegen alles, was sozialdemokratisch ist, gratis in den Dienst des Berliner Propaganda-Ministeriums. So werde» die kommunistischen Arbeiter systematisch zu Hen- leinwählern erzogen. Wir übergeben dieses konterrevolutionäre Treiben zur verdienten Verachtung der denkenden Arbeiterschaft und aller anständigen Menschen. SowjetruBland und CSR Tschechoslowakische Journalisten in Moskau Vertreter der tschechischen und deutschen Journalistenorganisationen weilen derzeit in Rußland . Am Neujahrstage wurden sie vom tschechoftowaki- schen Gesandten in Moskau , Pavlu> empfangen. An der Rezeption beteiligten sich außer zahlreichen' russischen Journalisten der Vertreter Litwinows, Krestinskij, Bucharin und Radek. Radek betonte insbesondere den Realsinn der tschechoftowakischen Politik, B u ch a r i n stellte das gemeinsame Interesse an der Erhaltung des Friedens fest. „Die Staaten", sagte Bucharin ,„welche Sicherheit und Frieden haben wollen, müssen sich zur Erreichung dieses Zieles verbünden. Wir werden mit Euch gern in guten Zeiten, im Frieden, zusainmenarbeiten, wir werden aber auch in schlechten Zeiten, in der Verteidigung, wenn es notwendig wäre, beisammen sein." Im Namen der tschechoftowakischen Journalisten sprachen Dr. Ripka, Husek und Genosse Dr. Strauß, welcher darauf hinwies, daß auch die Tschechoftowakei so wie Rußland die Vereinigung einiger Nationen ist. Die tschechoslowakischen Deutschen haben nur ein Vaterland, di? Tschechoftowakei. Auch die Sudetendeuficben wünschen die tschechoftowakisch-russische Zusammenarbeit für den Frieden. Die russischen Redner würdigten dann die Verdienste des Präsidenten M a s a r y k und des Außenministers Benes um den Frieden und sprachen die Hoffnung aus, daß sich das Zuiam- menwirken der beiden Staaten immer enger gestalten werde. Die tschechoftowakischen Zionisten. In M.- Ostrau wurde Sonntag der XI. Kongreß tsche- choftowakischer Zionisten eröffnet, zu dem sich über 180 Delegierte aus 120 Ortsgruppen und über 300 Gäste einfanden. In der Eröffnungskundgebung sprach der Obmann des tschechoftowakischen Zionistenverbandes, Dr. Ruf eisen, über die I u denpolitikderdeutschenReichs- regi erung und verwies darauf, daß es dem internationalen Forum nicht gelang, die dringende Frage der jüdischen Emigranten zu lösen. Bis auf einige unverbindliche und undurchführbare Kolonisierungspläne und die Erleichterung der Lage einiger Emigranten wurde nichts erreicht und man gelangte zu der Erkenntnis, daß die Judenfrage' erst dann lösbar sein werde, wenn auch das jüdische Volk in seinem eigenen Lande wird sein Schicksal besttmmen können. Weiter verwies er darauf, wie eng die t sch e ch o f l o w a k i sch e Judenschaft mit dem Schicksal ihres Staates verbunden ist. Doktor Rufeisen verurteilte das Verhalten des Wunderrabbi S p i r a aus MunkaL, der unter den karpathorussischenJuden eine mittelalterliche Lebensweise einführen wolle.— Der Redner stellte fest, daß durch das zionistische Aufbauwerk in Palästina auch der E x p o r t aus der Tschechoftowakei gestiegen sei und zwar im vergangenen Fahre um 50 Millionen Kö.