Nr. 28
SamStag, 2., Feber 1935
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RADION
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P'e Londoner Beratungen
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zwischen und der Klärung
Genf  . Der Verwaltungsrat des Interna­tionalen Arbeitsamtes beschloß, daß die im Fun! d. I. tagende internationale Arbeitskonferrnz die Fragen der Geltendmachung der 40stündigen Ar­beitswoche auf folgende Industriegebiete beraten sollerO effentliche Arbeiten, Bau­ten, Glas, Stahl, Eisen»nd Kohle.
Das Städtchen Einsiedl im Bezirk Ma- rienbad zählt nicht ganz tausend Einwohner und unter diesen nur einige Tschechen und keine Mar­xisten. Bekannt ist es durch das Kloster der Schul­schwesternde Notre-Dame  " und im vergangenen Jahre durch die bekannte Fahnenaffäre geworden. Im Zusammenhänge mit dieser Affäre bekam Ein­siedl eine Berwaltungskommission, durch die nun­mehr, ohne daß sie selbst etwas dazu beigetragen hätte, die ungeheuerlichsten Zu- st ä n d e, die man sich in einer Gemeinde vorstel­len kann, aufgedeckt wurden. Die Verwaltungs­kommission revidierte die Gemeindekaffe' und kiyß die ganze Wirtschaftsgebarung der Gemeinde überprüfen. Diese Revision aber wäre an und für sich ganz ergebnislos verlaufen, wenn ihr nicht der Gemeindesekretär von Einsiedl einen Ruf bei­gemessen hätte, der ihr kaum zukam; er bekam Angst vor dieser Revision und lief in seiner Ver­zweiflung, lange bevor sie abgeschlossen war, zur Staatsanwaltschaft in Eger   und legte dort das Geständnis ab, daß er die Stadt Ein- siedljahrelangbestohlenhabe. Wie­viel er gestohlen hatte, konnte er nicht mehr ange- bcn; jedenfalls aber ist es eine sehr hohe Summe. Die Verwaltungskommission forschte nun weiter und kam darauf, daß die Schulden der Gemeinde weit höher ausgewiesen waren und mehr als eine halbe Million ausmachen. In einer Einwohner­versammlung, die am vergangenen Sonntag statt­fand, wurde ü. a. angefragt, wohin das Gemeinde­vermögen unter per früheren Gemeindevertretung verschwunden sei, wieso die Gemeindeschuld bei
damit die hygienische Wir* Strahlen auf Körper und WSsche fehlt, hilft RADION: es wSscht HYGIENISCH EINWANDFREI!
Nickt nur In der KrankenwSsche auch in der Leibwfische des Gesunden fin­den sick Keime und Bakterien. Bei jeder Wische muh man sie restlos ver­nichten, damit sie nicht gefährlich werden. Darum: RADION für alle Leibwische. Denn erst in der kochenden RADION* Lösung, in der Millionen feinster Sauer* stoffbl&schen die Wische durchströmen, wird sie wirklich keimfrei gewaschen. Saubere Wische auch keimfrei im Winter doppelt wichtig! Wenn die Sonne und kung ihrer
schäft der zerbrechlichen Formel über diesplen­did Isolation" freigemacht und merkt immer deut­licher, daß die deutschen   Flugfelder, die je länger desto bester ausgestattet sind, nur eine einzige Flugstunde von England entfernt sind. Man merkt ein unzweifelhaftes Bemühen, zu einer gegenseitigen Annäherung zwischen Frankreich  «nd England zn gelangen. Der einfache Engländer vertraut nicht allzuviel den Unterschriften kompli­zierter Pakte, aber er ist überzeugt, daß das letzte Wort gegen Flugzeuge daS organisierte Flugwesen und keineswegs die Diplomatie haben soll. Sauer­wein erwartet daher, daß aus den Londoner   Be­ratungen eine französisch-britische Flugkon vention^ hervorgehen wird«nd meldet, daß die diesbezüglichen Verhandlungen be­reits ausgenommen wurden. Im übrigen gehen dir Kommentare der fran­ zösischen   und englischen Blätter über den mög­lichen Inhalt einer englisch  -französischen Ab­machung noch in vielen Punkten auseinander. Es scheint, daß man grundsätzlich gegen die deutsche Aufrüstung protestieren, zugleich aber den Deut­ schen   den Weg nach Genf   und zur legalen Rüstung freigrlrn will. Neber den Eharakter des europä­ ischen   SicherheitSpaktes scheint man sich nicht einig zu sein.
London  . Freitag um halb 11 Uhr wur­den die Beratungen der französischen   Minister mit den britischen   Ministern in Downing Street   aus­genommen. Der französische   Ministerpräsident F l a n- d i n und Außenminister Laval befänden sich in Begleitung des Generalsekretärs des Minister- Präsidiums, des Gesandten Noel, des ständige» Bölkerbunddelegierte» M a s f i g l i, des General, sekrrtärs des französischen   Außenministeriums Leger«nd C o r b i n s. Britischerseits nahmen an den Verhandlun- gen Ministerpräsident Macdonald, der Lord­vorsitzende des Geheimen Rates Baldwin, Außenminister Sir John Simon und Lord- grheimsiegelbewahrer Eden teil.
Die Genfer   Richtlinien für die Arbeitszeit-Debatte im Juni
der Raiffeisenkasse im Vorjahre mit 40.000 Ke und Heuer mit 120.000 angegeben wurde, usw. Als einer fragte, warum man in der Ge­meinde keine Bücher geführt habe, meinte der Alt­bürgermeister Hudl:Dös wor schun immer asu 1" Er selbst bat bei der Amtsübernahme auch nicht erfahren, wer Gläubiger und wer Schuldner der Gemeinde ist. Darüber wurden keine Aufzeichnun­gen gemacht, sondern der Ortspolizist ging am Jahresende Mit seiner Trommel von Haus zu Haus, schlug einen Wirbel und rief:Wer der Gemeinde etwas schuldig ist, der zahle und wer etwas von ihr zu fordern hybe, der verlange sein Geld l" So wurden Gläubiger und Schuldner er­mittelt bis anno 1834. Nun wird man den Wald notabene den deutschen   Wald und die Mühle verkaufen, um die Gemeinde vor dem Ban­kerott zu retten, dem sie durch die deutschen   Bolks- gemeinschaftler zugetrieben wurde.
Malypetr und Dr. Benes  referieren dem Präsidenten Prag  . Der Vorsitzende der Regierung Jan Malypetr   erstattete Donnerstag dem Präsi­denten der Republik in Läny Bericht über die lau­fenden Regierungsangelegenheiten.. Freitag empfing der Präsident der Republik den Minister für auswärtige Angelegenheiten Dr. Eduard Benes
Die Verhandlungen mit der österreichischen Handelsdelegation Prag  . Die am Mittwoch nachmittag begon­nenen Verhandlungen der tschechoslowakischen und der österreichischen Handelsdelegation wurden am Donnerstag und am Freitag in je zwei Sitzun­gen, einer Vor- und einer Nachmittagssitzung, fortgesetzt. Es wurde das gesamte einschlägige Material behandelt und in einer Reihe von Fra­gen eine Annäherung erzielt. Die Verhandlun­gen werden in vollkommen freundschaftlichem Geiste geführt. Am morgigen Samstag die Verhandlungen fortgesetzt. Gleichzeitig wird eine Diskussion den Vertretern der Tschechoslowakischen Oesterreichischen Nationalbank über die der Zahlungsbilanz im gegenseitigen Verkehr geführt.
Eine franco-britische Luftkonvention?
Sie teilen schon daS Fell des Bären. Zwischen der Sudetendeutschen   Heimatfront und dem Herrn Dr. Rosche finden schon seit längerer Zeit Ver­handlungen statt, um Rosche für die Henleinleute zu gewinnen. Die SHF wollte dem Rosche ein Mandat sichern, aber damit gab sich dieser nicht zufrieden. Er will vielmehr, daß ihm Henlein   die Vizepräsidentenstelle im Abgeordnetenhaufe sichere. Politischer Fasching 1935.
Die Insenieurkammer auf sonderbaren Wegen Ankurbelung der Wirtschaft durch Senkung der Arbeiterlöhne! Wie wir derBohemia" entnehmen, hat der bekannte Ingenieur L. K a r p e in Teplitz- Schönau   auf Grund der Anregung des Präsiden­ten und anderer Vorstandsmitglieder der Jngc- nieurkommer einen Gesetzentwurf ausgearbeitct, der die Ankurbelung der Wirtschaft zum Zweck hat und der auf vier Leitgedanken beruht. Wir begnü­gen uns den Leitgedanken Nummer eins bekannt zu geben, in dem es nach dem Zitat derBohemia" heißt:D ieArbeitslosen derzuNot? standsgebieten erklärten Be­zirke müßtew vorerst zutn halben L o h n a r b e i t e n."- Zunächst bemerken wir dazu, daß es wahr­scheinlich auch arbeitslose Ingenieure geben wird, bei denen wohl Herr Jng. Karpe keine Ausnahme machen wird und die er auch zur Hälfte des Lohnes arbeiten lassen wird. Ist das aber die Aufgabe der Jngenieurkammer und ihre Funktio­näre, die Lebenshaltung der Ingenieure herabzu­drücken? Die Herren sollten wahrhaftig andere Sorgen haben. Dabei handelt es sich aber nicht nur um die Herabsetzung der Löhne der Ingenieure, sondern der gesamten Arbeiterschaft. In den letzten Jahren wurden die Löhne der Arbeiter der­art herabgcdrückt, daß heute bei Notstandsarbeiten die Menschen kaum mehr als 100 KC in der Woche verdienen. Das scheint für den Herrn Jng. Karpe, der wahrscheinlich mehr verdienen wird als 100 Kronen in der Woche, noch zu viel zu sein und er will die Arbeitslöhne weiter herabdrücken. Mit sol­chen Rezepten, für die dem Herrn Karpe einzig und allein die Unternehmer dankbar sein werden, wer­den die Ingenieure die Wirtschaft nicht ankurbeln. Im übrigen wäre es Sache aller fortschrittlichen Elemente in der Jngenieurkammer,^dem Herrn Jng. Karpe und seinen Hintermännern einmal die Meinung zu sagen.
Paris.(Tsch. P.-B.) Die ersten Berichte brr Sonderkorrespondenten der Pariser   Blätter ans London   lauten fast durchwegs optimistisch. Der Korrespondent desParis Soir", Jules Säuerwrin, referiert über den gro­ßen Fortschritt,. der in der öffentlichen Mei­nung Großbritanniens   zu beobachten ist. Die öffentliche Meinung Englands, schreibt Sauer- Wein, hat sich in letzter Zeit aus der Gefangen^
Leibwäsche keimfrei kochen!
Görings Reise ein Mißerfolg Pilsudski   will erst die Ergebnisse von London   abwarten Paris  . Der Warschauer   Korrespondent des Echo de Paris" und desDaily Telegraph  " teilt zu der am Donnerstag stattgefundenen Unter­redung des Marschalls Pilsudski   mit dem preußischen Ministerpräsidenten General Gö­ ring   mit, daß der letztere mit dem Marschall die Möglichkeit eines Zusammentreffens desselben mit dem Reichskanzler Hitler   besprach. Pilsudski  lehnte es aber ab, schon jetzt irgendwelche bindende Besch lüste zu treffen. Seine Entscheidung werde voraussichtlich von den englisch  -französi­schen Besprechungen in London   abhängcn. Fast alle Kommentare stimmen, wie der Korrespondent berichtet, darin überein, daß der Jagdausflug Görings mit einem Mißerfolg geendet hat.
Volksgemeinschaft in Einsiedl Unterschlagung, Schlamperei und Gewissenlosigkeit ruinieren die Gemeinde
Arbeiterseid geraubt Frecher Einbruch Im Turner Unionshaus In der Nacht von Donnerstag auf Freitag haben Einbrecher im Hause der Union d e> Bergarbeiterin Turn gewütet und Gelder, die für die Auszahlung der Arbeitslosen­unterstützung vorbereitet waren, gestohlen. Das Diebskonsortium hat sich wahrscheinlich in den Abendstunden in das Haus eingeschlichen und, nachdem alle Kanzleien geschlossen waren, mit sei­ner verbrecherischen Arbeit begonnen. Im zweiten Stock haben sie eine Kasse der Union der Berg­arbeiter aufgerissen» in der aber nur ein Betrag von 338.10 KL enthalten war, außerdem nahmen sie Briefmarken im Betrage von 650 KL mit. Sämtliche Schubfächer der Schreibtische wurden geöffnet und der Inhalt auf den Fußboden ge­worfen. Dann haben sie dem ersten Stock einen Besuch abgestattet und dort eine Kassa der Berg­arbeiter aufgerissen, in der aber nur KL 68. Bargeld enthalten waren. Damit waren die Ver­brecher anscheinend nicht zufrieden und sie ver­suchten die Tür zum Sekretariat des Internatio­nalen MetaUarbeiterverbandes mit Stemmeisen zu öffnen, nachdem dies nicht gelang, haben sie eine Türfüllung herausgeschnitten und sind durch diese in die Kanzleiräumlichkeiten eingedrungen. Hier haben sie die Kaffa aufgerissen und es fiel 'ihnen ein Betrag von KL 18.648.35 in die Hände. Auch im ersten Stock haben sie die Schreibtische geöffnet und den Inhalt der Schubläden auf dem Fußboden herumgeworfen. Im Metallarbeiter­sekretariat wurden sie- wahrscheinlich durch Ge­räusche gestört, denn sie haben dort alle ihre Ein­brecherwerkzeuge zurückgelassen. Die Erhebungen der Polizei und Gendarmerie sind im Gange
Minister Beck über Polens  Außenpolitik Opposition von links und rechts Warschau  . Außenminister Beck hielt im Außenausschuß des Sejm   ein ausführliches Expose, m welchem er sich über aktuelle außenpolitische Fragen äußerte. Der Minister wies einleitend aus die Festigung der heutigen Beziehungen mit Sowjetrußland hin und erklärte dann zum pol­nisch-deutschen Vertrag von 1934, daß dieser von einem aufrichtigen Friedenswillen durchdrungen, in dem verflossenen Jahre seine Lebensprüfung in vollem Umfange abgelegt und sich auf allen Ge­bieten des täglichen Lebens der beiden Staaten ausgewirkt habe. Der Minister stellte sodann fest, daß die neuen durch Polen   abgeschlossenen Ver­träge in keiner Weise die früheren Verpflichtungen Polens   verletzen, was sich'insbesondere auf dje Bündnisverpflichtungen Polens   bezieht. Der Minister berief sich auf den Besuch Minister Bar- t h o u s, besten Unterschrift auf dem polnisch-fran­zösischen Bündnisvertrag vom Jahre 1921 figu­riert. Der persönliche Kontaft mit den Leitern der Außenpolitik Frankreichs  , der durch den tragischen Tod BarthouA unterbrochen wurde, sei in d^n gleichen Geiste mit seinem Nachfolger Laval auf Genfer   Boden angeknüpft worden. Den Schluß seines Exposes widmete der Minister den Beziehungen Polens   zum O st- Pak t-Projekt und zum römischen Pakt. Der Minister erklärte, daß Polen   mit den Locarno  - Verträgen eine schlechte Erfahrung gemacht habe, da die Lebensinteressen Polens   nicht berücksichtigt wurden. Das Ostpakt-Projekt bildet keinen eigent­lichen Oswertrag, da die Probleme der östlichen Staaten in ihm nur ungenügend berücksichtigt wer­den. Die polnische Regierung müste alle Details dieses Projektes studieren und darauf achten, daß die bisher von Polen   gegenüber seinen Nachbarn erzielten Gewinne, welche eine reelle Stabilisie­rung der Beziehungen in Nordostenropa bezwecken, keine Schmälerung oder keine Nachteile erfahren. Heute wäre es vorzeitig, definitive Voraussagen betreffend den Abschluß der Ver­handlungen über den Ostpakt zu stellen. "- Der Gedanke der Verknüpfung aller Staaten des sogenannten Donaubeckens und ihre direkten und indirekten Nachbarn ohne Ausschluß irgend .eines Staates durch einen gemeinsamen Vertrag, -der die wohlwollende Zusammenarbeit und Be­stätigung der lokalen Erfahrungen bezwecken »würde, wurde von der polnischen Regierung sym­pathisch ausgenommen. In der Debatte'überdie Rede,des Außen­ministers Beck ergriff der Nationaldemokrat Ab­geordneter Stronski das Wort, der den Nicht­angriffspakt zwischen Polen   und Deutschland   im Prinzip billigte, aber den Einwand erhob, daß die polnische Regierung diesen Pakt mit einem Schleier des Geheimnisses umhüllt habe, so daß die Ver­mutung entstanden sei, als ob zwischen Polen   und Deutschland   tatsächlich eine politische Zusammen­arbeit bestünde. Weiter sprach Stronski sein Be­dauern darüber aus, daß manche Bindungen Po­ lens   mit anderen Staaten gelockert wurden. Hin­sichtlich des Ostpaktes ist der Redner der Meinung, daß sich Polen   prinzipiell für die Teilnahme an diesem die Sicherheit organisierenden Werk ent­scheiden sollte. Als weiterer Redner sprach der sozialistische Abgeordnete Czapinski, der sich dagegen wandte, daß die polnische öffentliche Mei­nung über die Außenpolitik der Regierung nicht ausreichend informiert werde. Auch hinsichtlich der Annäherung an Hitlerdeutschland machte er Vor­behalte geltend.