Sette 4 Freitag, 8. Feier 1835 Re. 33 Alle Gebirge tief verschneit Erzgebirgler, die nur schneeschaufelnd ins Freie können In den letzten Tagen sind im Ost-Erzgebirge Schneemengen niedrrgrgangen, wie sie dort schon seit vielen Jahren nicht verzeichnet werden. In T y s s a, an der böhmisch-sächsi­schen Grenze verwehren meterhohe Schnee wälle den Weg; Schneewehen, die oft bis an die Hausdächer reichen, machen jeden Verkehr unmöglich. Anch in mehreren an­deren Ortschaften des Ost-Erzgebirges können die Bewohner erst, nachdem sie sich mühsam aus ihren Häusern einen Weg geschaufelt haben, ins Freie gelangen. Katastrophen in Oesterreichs   Alpen  Wien  . Manche österreichischen Bundeslän­der, besonders Steiermark  , versinken förmlich im Schnye. Dabei wird die Lage vieler von der Außenwelt abgeschnittener Ortschaften infolge der wachsenden Lebensmittelknappheit bereits be­drohlich. Die Bundesbahnen haben sich entschlos­sen, trotz der Gefährlichkeit des Unternehmens, den Präbisch-Paß freizulegen, da die N a h- rungs mittel in den Salzbergwer- k e n, vor allem in den Eisenerzbergwerken selbst auszugehen drohen. Ein Versuch, nach dem steirische» Winter­sportplatz Aflenz, der ebenfalls seit Tagen abgeschnitten ist, durchzubrechen, mißlang, da die Schneeschleudermaschinen stecken blieben. Ganz unermeßlich scheint der S ch a d e n zu sein, der in den österreichischen Wildbeständen angerichtet wurde. Ueberall findet man Rehe Nnd Hirsche, die im hohen Schnee stecken geblie­ben sind. Rudelweise versucht das Wild, zu den Bachbetten zu gelangen, die größeren Schutz bieten. Auf der Strecke SteyermühleLaakirchen jn Oberösterreich ereignete sich am Mittwoch ein schweres Zugsunglück Ein Personenzug fuhr in eine eben nieder- gegangene Lawine hinein und entgleiste. Der Lokomotivführer, ein Zugsbeglei­ter und ein Reisender wurden schwer verletzt. Die für Mittwoch errechnete Ge­samtzahl von 10 T o t e n dürste sich nach den heute eintreffenden Meldungen noch e r hö­he n, da in Oberösterreich   im Kremstal drei Touri st en vermißt werden und keine Hoffnung besteht, sie lebend aufzufinden. Außer­dem befürchtet man noch Unglücksmeldungen aus den Orffchaften, zu denen die F e r n s p r e ch- verbindungen unterbrochen wurden. Soweit sich übersehen läßt, haben die Tage der Lawinenkatastrophe bis jetzt im gan­zen 20 Todesopfer gefordert. Diese Ziffer dürfte aber zweifellos noch eine bedeutende Erhöhung erfahren. Die Wet­terlage hat sich etwas gebessert, da es etwas käl­ter geworden ist und nach den bisherigen Mel­dungen weitere Kaltluft aus dem Norden heran­rückt. Mit Rücksicht auf die ganz außerordent­lichen Schneemassen, die überall im Gebirge lie­gen, muß man aber trotzdem noch weitere Un­glücke befürchten. Wie«. Von derLawinenfront" liegen fol­gende Meldungen vor: Auf der Gernkogelspitze im Land Salzburg  , vernichtete eine Lawine den Wald im Ausmaß von 80.000- Quadratmetern. Das über den Abbaustufen des steirischen Erzberges in 1800 m Höhe gelegene Knappen­haus wurde von einer Lawine verschüttet. Einer Rettungsexpedition gelang es, die Insassen wohl­behalten zu bergen. Nach fast übermeschllchen, mit dauernder Lebensgefahr verbundenen Anstrengungen ist es gelungen, die Westrampe der Arlbergstraße frei­zumachen. Nachdem im Laufe der Nacht bereits einige Güterzüge abgefertigt werden konnten, wurde am Donnerstag der Personenzugsverkehr in vollem Umfange ausgenommen. Ueberall in Oesterreich   hat strenger Frost einge­setzt, so daß mit einem Abflauen der Lawinenkata­strophen gerechnet wird. Nachdem das Paznauer Tal seit Dienstag nachmittag vollkommen von der Außenwelt ab- Tagcsnculghcitcn Die Not treibt ein altes Geschwisterpaar in den Tod Wien  . Auf dem Gehsteig vor einem Hause im V. Bezirk fand man gestern in einer Blutlache die Leiche eines Mannes und einer Frau mit voll­ständig zertrümmerten Schädeln. Es wurde fest­gestellt, daß es sich um den 57jährigen Han- delsange st eilten Sigmund Löwy und seine 60jährige S ch w e st e r Rosa handelte, die unter dem Druck der schweren Rot, die sie litten, aus dem Leben zu scheiden beschloffen und aus ihrer im vierten Stock gelegenen Wohnung auf das Straßenpflaster hinab­sprangen. Die glücklichen Finder Paris  . Die glücklichen Finder der Gold- l a d u n g, die aus einem englischen Flugzeug auf der Strecke Paris  -London   abgestürzt war, sind Mittwoch von der englischen Versicherungs­gesellschaft belohnt worden. Das Ehepaar erhiell 1 1 0.0 00 Francs Finderlohn, jede der bei der Ausgrabung beteiligten Personen außer­dem'noch 2000 Francs. Der-Gemeinde, in der das Gold wiedergefunden worden war, wurden ebenfalls 2000 Francs für wohltätige Zwecke zur Verfügung gestellt. 100.000 Kk gestohlen* In der Nacht auf Donnerstag drangen un­bekannte Täter in die Kanzlei der Großhandels­firmaR i x" in Mähr. Ostrau ein, bohrten die feuersichere Kasse an und entwendeten daraus 100.000   in barem. Der Fall wird von einer Sonderkommission der- Polizeidirektion an Ort und Stelle untersucht. Zwei Bergarbeiter gerötet Kattowitz  . Auf der KohlengrubeMathilde" in Chorzow   stürzte am Donnerstag in einem Schachte eine Kohlenwand ein. Zwei Bergarbei­ter wurden verschüttet und fanden den Tod. geschnitten war, sind jetzt die ersten Nachrichten von dort eingetroffen. Bevölkerung und Winter­sportgäste waren infolge der vielen Lawinen­stürze in großer Angst, zumal ein fürchterlicher Schneesturm herrschte. Ein Banernhaus war durch eine Lawine zum Teil weggerissen worden, wobei 23 Stück Vieh umkamen. Die Straße durch das Tal ist durch 15 große La W4 n e n gesperrt. Im Arlberg-Gebiet riß eine Lawine 14 Ställe weg. Die 10.000 Voltleitung des Elek­trizitätswerkes von Schruns  (Montafon  ) ist in einer Länge von 300 Metern durch eine Lawine zerstört. Spindlermühle  . Die Arbeiten zwecks Auf­findung der vermißten beiden Offiziere Major Pazdirek und Stabskapitän Pkikryl wurden Don­nerstag fortgesetzt. Sämtliche diesbezüglichen Bemühungen waren bis jetzt vergeblich. Die Ar­beiten werden heute fortgesetzt werden. Eine Ab­teilung Militär, die die Arbeiten durchführt, ist in der Elbfallbaude untergebracht. Auf der Gold­höhe wurde die Leiche eines Mannes aufgefunden. Nähere Einzelheiten sind noch nicht bekannt. Mit dem Tragkorh auf dem Rücke« Unweit der Mündung des Polzenflusses in die Elbe bei A l t st a d t ist der Leichnam eines Mannes geborgen worden. Die Polizei stellte fest, daß es sich um den aus Altstadt bei Tetschen  stammenden Bahnpensionisten Robert Hübner handelt. Der Verunglückte hatte einen Tragkorb auf dem Rücken. Man nimmt an, daß er am Polzenufer ausgeglitten und in den zur Zeit stark angeschwollenen Fluß gestürzt ist.' Reue Sensation im Hauptmaimprozetz Flemington. Der Hauptverteidiger Haupt­manns gab vor dem Gericht die sensationelle Er­klärung ab, daß die Leite r, die Hauptmann überführen sollte und die von der Anklage als eine der Hauptindizien bei Gericht vorgelegt wurde, bewußt in betrügerischer Absicht angefertigt wurde. Der Fall wird das Geriet wahrscheinlich am Dienstag be­schäftigen. Ein neuer, von der Verteidigung Hauptmanns gefiihrter Zeuge, der nachweisen sollte, daß nicht Hauptmann, sondern Isidor Fisch jener Mann war, der um das Lösegeld kam, gestand beim Kreuzverhör, daß er sich bereits fünfmal im Irrenhaus befand. Die entsetzliche Mutter. Aus Berlin   wird berichtet: In dem Befinden des dritten Kindes der Frau I ü h n e m a n n, die ihre drei kleinen Kinder hilflos in ihrer Woh­nung dem Hungertode preisgegeben hatte, trat gestern eine-derartige Verschlechterung ein, daß das Kind gegen 12 Uhr mittags im Krankenhaus an den Folgen der Entkräftung starb. Fischdampfer mit 13 Mann verloren. Der FischdampferMain  " von der Reederei Kunkel, Wesermünde  , der seit feiner Ausreise aus Weser  - münde am 22. Jänner vermißt wurde, muß als verloren gelten. Nach Telegrammen aus SMvanger(Norwegen  ) ist in der Nähe der Küste ein Rettungsboot des FischdampfersMain  " leer angetrieben worden. Auch bei Faederen sind Bootstrümmer ans Land gespült worden, die wahrscheinlich zu der untergegangenenMain  " gehören. Der Fischdampser war 252 Brutto­registertonnen groß. Die Besatzung, die aus 13 Mann bestand, stammt zum größten Teil aus Ostpreußen   und ist seit Jahren im Dienst der Reederei gewesen. Ein amerikanisches Sterilisicrungsgesetz. Der Staatssenat in Little Rock  (Arkansas  ) ge­nehmigte Mittwoch den Gesetzentwurf, nach wel­chem verstockte Verbrecher und unheil­bar geistig erkrankte Personen im Staate Arkapsas sterilisiert werden. Tramway und Aut  ». Bei einem Zusammenstoß der elektrischen Straßenbahn mit einer Auto­droschke in Kalkutta   wurde der Vertreter der indischen Sektion des Völkerbundes in Genf  , Ac. C h a t t e r j e e, ein Bruder des Mitgliedes des Indischen Rates, Atula Chatterjee, getötet. Katastrophaler Brücken-Einsturz. Bei Skofkä Loka(Krain  ), wo eben der Bau einer Eisenbeton­brücke über die Sora sich seiner Vollendung nähert, wollten gerade einige Arbeiter das Gerüst fortneh­men, als plötzlich die Brücke einftürzte. Drei Arbeiter wurden schwer, mehrere leicht verletzt. 15malHeil Hitler!" Am Mittwoch abends hafte ein deutsch   sprechender Mann in einem Prager   Radiogeschäft seine Aktentasche vergessen. Die Geschäftsführerin öffnete die Tasche, um den Besitzer festzustellen, und fand drinnen 15 Kopien von deutschen Briefen vor, die alle mitHeil Hitler  !" schloffen. Die Polizei, die davon ver­ständigt wurde, verhaftete am Donnerstag früh den Besitzer der Aktentasche, als er sein Eigentum zurückhaben wollte, und überstellte ihn der Po- lizeidirekfton. Dort stellte sich jedoch heraus, daß der Mann ein Reichsdeutscher ist und daß er die Briefe geschäftlicher wie privater Natur an Adressaten im Deuffchen Reich gerichtet hatte. Er wurde daher wieder auf freien Fuß gesetzt. Der ehemalige Schach-Weltmeister Capa- blanca spielte am Mittwoch abends inMähr.- O st r a u eine Simultanparfte gegen 32 Bretter. Nnter den Gegnern befand sich auch eine Frau. Das Spiel wurde um halb 3 Uhr früh beendet. Capablanca   gewann 22 Partien, remisierte 8 und verlor zwei. Gelage mit gestohlenem Wein. Die ll Z h o r o- der Polizei verhaftete eine dreigliedrige Ein­brecherbande, di« zehn große Einbrüche in den Uzhoroder Winterkellern verübte; auf ihren Raubzügen begnügten sie sich nicht nur damit, die Weinfässer zu leeren, sondern sie ließen den Wein auslaufen. Sie verursachten auf diese Weise Schäden von einigen tausend Kronen. Mit dem gestohlenen Wein veranstalteten die Einbrecher Ge­lage für ihre Bekannten in einer Vorstadt von Uzhorod  . Vom Rundfunk empfehlenswertes aus den Programment SamStag: Prag   Sender L.: 10.05: Deutsche Nachrich­ten, 10.15: Salonorchester, 12.10: Operettenschla­ger, 15.55: Dvorsky und seine Meldoy boys spielen zum Tanz, 18.05: Deutsche Sendung: Dr. Dutz: Aus dem sudetendeuftchen Kulturleben, 18.15: Maria Heller: Rekonstruktion des Cembalo und seine Wiedererweckung. 18.40: Dichterstunde, 10.15: Sawnorchester, 20: Uebertragung aus dem Natio- naltheatex: Norma von Bellini, 22.30: Tanzmusik. Sender S.: 14.30: Cembalokonzert, 15: Deutsche Sendung: Chopin  , 15.40: Deutsche Presse, 13.40: Chansons, 17.05: Voskovec   und Werich auf Schall­platte», 17.25: Tanzmusik, 17.50: Deutsche   Sen­dung: Kamillo Horn, heimischer Tondichter und Schriftsteller. Mährisch-Ostra« 17.05: Mendels­sohn: D-Moll-Trio, 19.15: Mährische Kompositio­nen. Preßburg   12.35: Orchesterkonzert. Ka­scha» 17.20: Slowakische Volkslieder. Fasching in Wien  Als Ahnherr des Wiener Faschings wird ge- tvöhnlich der»Liebe Augustin" genannt, jener sagenhafte Dudelsackpfeifer, der selbst während der furchtbaren Pest, die Wien   heimsuchte, seinen Hu­mor nicht verlor. Einst siel er in seinem Rausch in eine offene Peftgrube wird erzählt und blieb darin die-ganze Nacht liegen. Als am Morgen die Leichenträger ihre traurige Ware abholen kamen, scholl ihnen aus der Grube ein fröhliches Liebel entgegen:»Oh, du lieber Augustin, alles ist hin ».. I" So ist der fahrende Bänkelsänger zum Ur­bild des Wieners geworden» der sich nicht unter­kriegen läßt und sich seinen»Hamur  " auch in der schwersten Zeit bewahrt. Und als Nachfahren jenes Augustin fühlten sich auch afle, die da beim Opernball waren. Frei­lich, ihr Reichtum erleichterte es ihnen ungemein, sich in diesem Glauben(und zu einschmeichelnden Walzerklängen) zu wiegen. Schwerer fällt es den tausenden Arbeitslosen, Ausgesteuerten und ge­knechteten Arbeitern Wiens, sich diesem Optimis­mus anzuschließen,.. Aber das ist ja gleichgül- tig.»Wien   hat das Hungern satt. Wien   ist über­eingekommen, den Jammer einfach nicht mehr zur Kenntnis zu nehmen", schreibt der Reporter einer großen Wiener Tageszeitung. Jetzt wissen es endlich alle, die noch daran zweifelten und hinter den Worten der Regierung irgendwelche Absicht vermuteten, nun wissen sie es man nimmt sie einfach nicht mehr zur Kenntnis!(So löst der Fascismus soziale Fragen.) Uebrigens hat der Herr Bundeskanzler unlängst klipp und ftär er­klärt:»... die im Feber die Waffen ergriffe», waren genau solche Verbrecher, wie die Julimör­der." Verbrecher das haben wir doch schon ein­mal gehört... ach richtig!, Herr Dr. Dollfuß, j>er Arbeiterfreund, sprach es in den Aethcr hinaus so zwischen zwei Walzerplaüen und for­derte die roten Verbrecher auf, die Waffen zu strecken. Dann würde er ihnen Gnade gewähren. Auch damals war Fasching... Wer könnte das vergessen? Von uns in Wien  keiner. Wien   das sind nicht allein die viertau­send Glücklichen, die auf dem Opernball eine etwas zeremoniöse Heiterkeit verband. Wien   stand nicht Spalier und schrie Hoch, als Herr Schuschnigg   samt Gemahlin dem Auto enfftieg. Wien   besteht näm­lich nicht nur aus der Inneren Stadt, wie man gern die Welt glauben machen möchte. Wien   ist groß, größer, als vielen Herrschaften lieb ist!... Es reicht bis Floridsdorf  , Kagran  , Heiligenstadt  . Aber auch Ottakring   gehört dazu. Dort war es dunkel an diesem Abend. Dort sah man keine Wagenauffahrt und keine Toiletten entzückten die Augen der Besucher. Die Gassen in Ottakring   sind unfreundlich und kalt. Laternen brennen dort vor unschönen Bretterplanken. Nur manchmal taucht plötzlich ein Wohnhausbau auf, und liest man die AufschriftErrichtet aus den Mitteln der Wohnbausteuer", dann krampst sich einem das Herz zusammen. Das gab es einmal? Das hat eine Verwaltung, die keine Opernbälle veranstaltete, sondern den Jammer zur Kenntnis nahm, für die Arbeiter getan. In hellen Kinder­gärten wurde gejubelt, gesungen, geturnt, Fröh­lichkeit und Güte gelehrt... Jetzt beten sie dort, strafen und streichen demvorlauten" Kind mit einem Klebepinsel über den Mund... I « Anstatt Wohnbauten zimmern sie Firlefanz für Maskentreiben und Sektzelte zurecht. Schöne Ballettmädchen erfreuen das Herz, warme Würstel wärmen den Magen, Champagner löst die Zun­gen, Herr Fey lächelt in seiner Loge, derFürscht" plaudert mit seinesgleichen, Herr Schuschnigg amüsiert sich, Herr Miklas repräsentiert;. Das kostet Geld, läßt sich denken, viel Geld. Aber es bringt auch welches. Dem Unternehmer, dem Ma­nager, den paar Prominenten, die im Mitter­nachtskabarett mittun dürfen(und denen es egal ist, ob der Kollektivvertrag der Schauspieler erneuert wird oder nicht) und, bald hält ich es vergessen!, auch der Winterhilfe!. Denn solch ein' glanzvolles offizielles Fest ist natürlich zu einem wohltätigen Zweck veranstaltet, na freilich, was denn, kennen Sie nicht das goldene Wiener  Herz!?!»Ein bisserl Wälzer und ein bifferl Wein und sehr viel Lebensfreude. Schimmernde Uniformen", wie derselbe Berichterstatter mel­det. Als fromme Christen glauben sie nicht an Geister. Und wer gehenkt ist, der ist tot. Wie kommt es nur, daß mich das Pfropfen­knallen unentwegt an Maschinengewehre denken macht, und an Haubitzen? Wie kommt es nur, daß ich im Klingen der Walzerweisen den dumpfen Tvn der Geschützeinschläge vernehme?!...»Es ist doch schon ein Jahr vergangen, ich bitt Sie, man kann nicht immer dem Gewesenen nachhängen, vorbei ist vorbei, der Februar war sehr bedauerlich, abe> man muß mit der Zeit gehen!", höre ich eine Stimme.Und jetzt überhaupt im Fasching! Der Wiener   Fasching ist berühmt./.. Wien   ist wieder Wien   geworden! Das Kino hat gesiegt und Statistiken interessieren nur Marxisten und solche Leut... Gut, die Arbeitslosigkeit ist angewach­sen und die Ausgesteuerten werden nicht ange­führt, heuer sind auch viel mehr Erkrankungen in den Schulen aber die Delogierungen kommen eh net in die Zeitung und läßt sich ein Selbstmord net vertuschen, schreibt manMotiv unbekannt" ... Wer keinen Zins zahlen kann, der muaß eben aussi, wovon soll denn der Hausherr leben? Das hat mit dem Fasching gar nix zu tun... Sie können nicht zum Opernball gehn? Sie haben ka Geld?... Mir scheint. Sie sind gegen die Re­gierung, was?!... Zeigen's mir die Mitglieds­karten von der Vaterländischen!... Na, wenn S' wirklich ka Geld haben, dann gengan's halt zum Stahlehner", wo die Dienstmadeln hingehen, die was von der roten BagageHausgehilfinnen" ge­nannt worden sind... Solche Dienstspritzen l Solche Trampeln! Seidene Strümps haben sie haben wollen und Kombineschen, Barchent hat ihna gar nimmer genügt! Und an Urlaub! Und wann eine ein uneheliches Kind kriegt hat, Hais für den Bankert auch noch eine Unterftützung be­kommen!... Na, das hat sich ja jetzt alles geän­dert, Gottseidank. Es ist wieder eine reinliche Scheidung eingetreten, man weiß wieder, wer die Gnädige ist! Na, stellen S, Ihna   vor, was mir vor zwei Jahren passiert ist! Ich sprech ein blitzsan- bers Pupperl an, glaub, es is was Besseres, auf einmal entpuppt sie sich als das neue Dienstmadel von unserer Nachbarin! Na, muß sich da meine Frau nicht ärgern?... Darum haben wir den Ständestaat geschaffen", sagte die Stimme. Das Opernhaus ist- festlich erhellt. Die Scheinwerfer des Kanzlerautos durchsuchen ängst­lich das Dunkel.(Die»Daily Mail" schrieb, im Wagen sei ein Maschinengewehr montiert.) Die Zeitungen bejubeln täglich die Wiederkehr der Tra­dition.»Fasching in Wien  ", dieses Thema wird endlos abgewandelt. Und wir? Wir müssen das mitansehen, mit­anhören. Es ist nicht einfach, das Recht, die Menschlichkeit auf seiner Seite zu wissen und besiegt zu sein. Aber das Licht vom Opernhaus dringt nicht weit. Noch dürfen sic ihren Fasching feiern. Wir rechnen nicht engherzig mit der Zeit. Sie habe» uns gebrochen, aber nicht gebogen. Wir müssen nun durch ein langes Dunkel gehen, während sie noch die Wohltätigen spielen. Nach der angenehmen Weise:»Herr Ober, noch ein Flascherl Sekt es(st ja für die Armen...!" ^h. Wien  .))