Seite xDonnerstag, 14. Marz 1935Nr. SSzelheiten Unterschiede bestehen. Wird Fascis-mus als die Herrschaft einer hündischen Organisation, einer Oberschichte bezeichnet, so ist derSpannsche Ständestaat eine fascistischeStaatsform, denn hier ist eben der staatstragende Stand identisch mit dem Herr sch afts-tragendenBund.Dieser Begriff des staatstragenden Standesmuß fcstgehalten werden, wenn man den Sinn desAngebotes Henleins an den Bund der Landwirteverstehen will, namentlich jener in der Diktionabsichtlich reichlich nebulös gehaltenen Stelle, inder cs heißt:»Innerhalb der politischen Organisation und der gemein samen Führungeingeordnet, sind sofort die einzelnen berufsständischen Gruppen auszugliedern,die sich ihre berufsständischen Führer selbst bestimmen und hinsichtlich ihrer berufsständischen Belange volle Autonomie besitzen."Weil die SHF natürlich den Begriff desstaatstragenden Standes expressis verbiS nicht verwenden wollte und konnte, um so ihre eigentlichenMele zu verheimlichen, deshalb verzichtete sie indem Hauptpunkt ihres Angebotes auf eine klareAusdrucksweise. Darüber kann die von einzelnenunbelehrbaren liberalen Blättern hervorgehobeneangebliche»freie Wahl" der»Führungskörperschaften" von unten her nicht hinwegtäuschen. Diese„Führungskörperschaft" ist nureineandereBezeich-nung für»Staatstand"— wie die vonvorneherein zur Auswahl bestimmten Persönlichkeiten„von unten her" dann auch„gewählt" werden,— das hat mit der Demokratie aber schongar nichts zu tun.Was wollte also die SHF? Sie schlug der be-rufLständischen Partei des Bundes der Landwirte die Auflösung vor und setzte damit wohlvoraus, daß auch die gleichfalls berufsständischeGewerbepartei ihre politische Eigenexistenz Preisgabe. Sie stellte gleichzeitig in Aussicht, daß auchdie SHF mit den in ihr enthaltenen berufständischen Gruppen auf ein eigenes Leden verzichtenwerde. Dadurch wäre ein geschlossenes, alle Berufstände umfassendes System geschaffen worden, zerstört wäre aber das vorhandene Systemberufsständischer und anderer politischer Parteien,das allein die Basis eines demokratischen Staatesbilden kann. Es würde hier eine einzige Partei,gegliedert in einzelne Stände entstehen, derenPolitik jedoch nicht diese Stände,sondern eine von diesen losgelösteFührerschicht(»Führungskörperschast")in n e h ä t t e. Denn nur eine solche könnte die ineiner Einheit zusammengeschmolzenen, nicht aberin eine Parteimehrheit aufgegliederten ständischenOrganisationen führen und so die sich aus denständischen Gegensätzen zwangsläufig ergebendenSpannungen zum Ausgleich, daher zur politischenAktionsfähigkeit bringen.Das Entscheidende aber ist, wie diesesSystem ständischer Gruppen überdeckt wird von derFührungsschicht, von der politischen Führung.Trotz der halben Konzession an ein scheinbar demokratisches Wahlrecht„von unten her" ist das Bestreben offenkundig und selbstverständlich, daß dieseFührung erhalten soll die bereits in beiden Ausgangsgruppen(SHF und B. d. L.) vorhandeneund enthaltene„Elite", von der jederman weiß,daß sie vor noch nicht langer Zeit als»Kameradschaftsbund" firmiert hat. Die Mitglieder dieses ehemaligen Bundes besitzen in derHeimatfront die unbeschränkte Führung, wir wissen aber auch» daß der Bund der Landwirte undvornehmlich seine Jugend mit Elementen diesesBundes durchsetzt ist, welche in allen Schulungswochen die Ideen des Spannsche« Ständestaatespropagierten und die eS auch waren, die Spina zuder Kooperation mit der SHF veranlaßt haben,nichts aber zur Klärung jener Unklarheiten beitrugen, sondern sie im Gegenteil nur noch mehrverschleierten, die schließlich zur gegenwärtigenVerwirrung führen mußten und führen sollten.Der Zweck der Fusion zwischen SHF undLandbund war somit, diesem jetzt anonym, früherals»Kameradschaftsbund" bezeichneten„Staatstand" die unumschränkte Herrschaft in dem neuenGebilde zu geben, damit, nunmehr ungehemmtdurch die alte Führung des Bundes der Landwirte,die Ideen der Spannschen Lehre in dieser neuenGruppierung Wirksamkeit erhallen, wie aus demangeführten Vorschlag zur inneren Neuorganisation hervorgeht.Der Vorschlag der SHF bedeutete also nichtsanderes als der vorerst mißglückte Versuch, diesudetendeutsch« Politik auffascistischerGrundlagezuorgani»fieren. Dieser Versuch wurde unternommen inAbbau der direkten Steuern—Prag. Die Regierung hat am Mittwochim Senat zwei Gesetzentwürfe vorgelegt, durchwelche die Besteuerung des Automotilwesens, dieeinerseits auf direkten Abgaben nach dem stark an-gefeindeten Gesetz 198/32, andererseits auf derBesteuerung deS Betriebsstoffes nach dem Gesetze77/31 beruht, einer Neuregelung unterzogen wird.Erfreulicherweise hat die Regierung diesmalnicht die Form einer«nüberfichtlichen Novelle gewählt, sondern ein neueS„Gesetz über den Verkehr mittels Motorfahrzeuge« und ihre Besteuerung" geschaffen» in daS die bisherigen Be-stimmnngen zum Großteil wörtlich ausgenommenwurden.Nicht fit letzter Linie verfolgt die Vorlageauch verkehrspolitische Ziele, d. h. einen solchenSchutz der Eisenbahnen, der die Automobilindustrie und den Kraftwagenverkehr nichtbedroht, gleichzeitig aber eine Koordination diesesVerkehre- mit dem Eisimbahnverkehr unterstützenwürde.In den Artikeln I bis VII werden die administrativ-rechtlichen BestimmungendeS alten Gesetzes in der Hauptsache übernommen.Während das bisherige Gesetz nur den gewerbsmäßig im Sinne der Gewerbeordnung betriebenen Automobilverkehr erfaßte, wird jetzt auch dernicht gewerbsmäßige Automobilbetrieb erfaßt, umjede Möglichkeit einer Umgehung deS Gesetzes auSzu-schalien. Das Verfahren in Konzeffionsangelegen-heiten wird vereinfacht und die Möglichkeit derVerpachtung der Konzession im Falle vonlängerer Krankheit etc. neu eingefuhrt. Während bisher schon eine einmalige Bestrafung wegengewiffer Verkehrsdelikte genügte, um den Erwerbeiner Konzession unmöglich zu machen, tritt jetzt dieseFolge erst nach der zweiten rechtsgültigenBestrafung ein; außerdem verjähren diese Straffolgen binnen vier Jahren. Die Garanttesumme, dieder Konzeflionär hinterlegen muß, wird auf dieHälfte herabgesetzt. Sie kann in berücksichtigungswürdigen Fällen auch in Raten erlegt werden.Die Bestinnnungen über die Aberkennung der Kon-zesiion werden insofern gemildert, als bei mehrerenKonzessionen nur diejenige aberkannt wird, bei derenBetrieb die Uebertretung begangen wurde.Die Strafbestimmungen, die besonderen Bestimmungen für gewisse Betriebe und Gemeinden unddie UebergangSbestimmungen sind im wesentlichender Erwartung, daß die eigenllichen Beweggründedes Vorschlages unbekannt blieben, weil man vonden außerhalb der SHF stehenden tschechischen unddeutschen Kreisen vermutet, daß sie es nicht derMühe wert finden würden, auf den Urquell derSHF, also auf Othmar Spann und seine Lehren,zurückzugehen.Das War ebenfalls ein Irrtum. SpannsIdeen sind keine Geheimlehre, weil sie aber derOeffentlichkeit zugänglich sind,, weil man dieeigentlichen Beweggründe dieses Fusionsvorschlages feststellen konnte, deshalb wird man auch zuverhindern wissen, daß in unserer Republik unter Führung einer anonymen Führerkörperschast,von der jedermann weiß, daß es sich um den ehemaligen KameradschafiSbund handelt, einefascistische Enklave geschaffen wird, diezweifellos den Bestand unserer Demokratie zerstören, ja auch denStaatinzweiTeile,einen tschechischdemokratischenund einen deutschfaseistischenzerlegen müßte.Erhöhung der MineralölsteuerauS dem allen Gesetz übernommen. Die niedrigstenStraffätze wurden jedoch auf die Hälfte herabgesetzt.Von großer Wichtigkett sind die Bestimmungen überdie E r n e u e r u n g der Konzession, durch diedie Härten deS früheren Gesetzes erheblich gemildertwerden.Grundlegend geändert werden die bisherigenfinanziellen Bestimmnngen über die Besteuerungder Motorfahrzeuge. Bisher gab es folgendedirekte Steuern: die Steuer von Motorfahrzeugen,die Berkehrssteuer(bei Taxis)«nd die Trans-Der Verlust, der für die Staatskasse rund33 und für den Straßenfonds rund 4 MillionenXL beträgt, muß gedeckt werden; außerdem sollenfür den Slraßenfonds noch Neueinnahmen in derHöhe von 40 Millionen beschafft werden, dessenbisherige Einnahmen knapp zur Deckung derbisherigen Verpflichtungen ausreichen; andernfalls wären neue Straßenbauten überhaupt nichimöglich.Durch die Erhöhung der Mineralölsteuerwerden bei Benzin jährlich etwa 29 und beiSchtoerölen etwa 38 Millionen K£ gewonnen;wettere sechs Millionen sollen bei den übrigenOelen(Benzol) usw. gewonnen werden. Fürden Restbetrag von 7 Millionen wird man die Bedeckung in anderen Einnahmsquellen suchenmüssen.Di« Steuererhöhung für Benzin wird eineVerteuerung des Benzin-Spirttusgemisches um10 Heller pro Liter zur Folge haben, dessen Preisdann durchschnittlich 2.70 XL betragen wird. DerMotivenbericht weist darauf hin, daß ein Ltterportsteuer(bei Lastautos). Der Autobusverkehrwar außerdem durch die Fahrkarten«st e u e r belastet.Run wird in dem finanzielle« Teil des neuenGesetzes die bisherige Steuer von Motorfahrzeugen(nach dem Gesetz 116/27 über den Straßenfonds) mit der Transportsteuer nach dem Gesetze 198/32 in eine neue einheitliche Steuer zusammengefaßt und daneben nur noch die Fahrkartensteuer bei Autobussen belassen. Die Ber-kehrSsteuer(bei Taxis) wird überhauptaufgehoben.Vie MineralölsteuerAuf Grund dieser Regelung würde sich inden Einnahmen des Staates ein Ausfall in derHöhe von etwa 33 Millionen XL, in den Einnahmen des Straßenfonds ein Ausfall von etwa4 Millionen XL ergeben. Um dies zu vermeidenwird gleichzeitig die Mineralöl-Verbrauchs ft euer erhöhj.In der Novelle wird der bisherige Satz fürleichte Mineralöle von 78 XL für 100 Kg. auf92 XL erhöht, wobei gleichzeitig die Grenze für daSspezifische Gewicht von 790 auf 810 hinaufgesetztwird. Außerdem wird auch der bisher in Geltungstehende Satz für Schweröle, der 15 XL für100 Kg. beträgt, auf 40 XL erhöht.Zur Unterstützung der heimischen Triebstoff-produftion kann die Regierung die Hälfte der Mineralölverbrauchssteuer für jene Oele refundieren,die aus inländischen Harzen oder aus Kohle heimischer Provenienz erzeugt werden.Für den Fall, daß die Einnahmen auS derMineralölverbrauchssteuer den Bettag von 230 Millionen XL erreichen sollten, kann die Regierung denUeberschuß über diesen Bettag, der in die Staats«,kaffe fließt, zur Senkung der Steuerlast des Automobilverkehrs benützen.Betriebsstoff in Frankreich 3.27, in Deutschland3.37, in Italien 4.07 und in Polen 3.08 XLkostet.*Für die einzelnen Gattungen der Motorfahrzeuge sieht der Entwurf folgende Steuersätze vor:1. Personenautomobile und Motorräder.Die Neuregelung ändert nicht das System derBesteuerung nachdemZhlinderinhalt.Die Steuersätze dagegen werden bei Automobilenmit größerem Zylinderinhalt erheblich gesenft. während sie bei kleineren Wagen und Motorrädern nurum ein Geringes auf das Niveau der Tarife gehobenwerden, die bis zum Jcchre 1931 in Geltung standen-Die Gesamtermäßikwng der direften Steuerbelastung bei den Automobilen beträgt 4,000.000 XL.2. LastantomobileDie bisherige Unterscheidung zwischen Lasten«ttansport in Betrieben und gewerbsmäßigem Gütertransport, der in den höheren Tarifsätzen für letzterenzum Ausdruck kam, wird aufgehoben. Durch die Neuregelung der Steuersätze wird die direkte VersteuerungAutomobilsteuern auf neuer Basis40 Millionen mehr für den StraßenfondsNeber den finanziellen Effekt der Vorlagen geben nachfolgende Ziffern(in Millionen Xi)'Ausschluß:Einnahmen a»S:eeaenwärtia für dennach der Neuregelung für denStaatFondsStaat Fondsder Mewrfahrzeugsteuer.,,,»—68,6— 77,7der Verkehrs-(Taxi-)steuer..,»7,2.—aufgehobender Transport-lLastaut»-) steuer..273—mit der Motorfahrzeugfteuer vereintder Fahrkarteusteuer(bei Autobussen).13,712,915,0—Summe...Aus der Erhöhung der Mineratölsteuer:48,281,515,0 77,723,0 47,080Roman von Fritz RosenfeldKilmek reckte die Arme. Er sah zu Cabrollehinüber, der ihm ein Blatt Papier zuschob, einenWechsel über zweitausend. Er haßte Cabrolle nicht.Irgendeinen mußte ihm der Zufall über den Wegführen. Es hatte diesen getroffen; es hätte auchJakob Halling tteffen können oder Herrn von Ebel.Das mußte Cabrolle mtt seinem Schicksal austragen; wenn man zwanzig Jahre bei Epstein undCo., Textilien, als Ressender angestellt war, gewöhnt man sich den Luxus der Gefühle ab.Cabrolle rechnete; die Wechsel, die er unterschrieben hatte, überstiegen bereits den Wert seinesGutes. Er war also bankrott. Er war ein Be-tüger: denn was er nun als Einsatz«ab, war nurnoch wertloses Papier mit ein paar schief geschriebenen Ziffern und einer unlesbaren Unterschrift.Kilmek war dumm; von einem Unbekannten nahmman nicht Wechsel in dieser Höhe; aber daS bareGeld, das er gewonnen, hatte ihn blind gemacht,und nun ging es nur darum, den Strom vonPapier, der zu ihm floß, nicht versiegen zu lässen.Er lebte in dem Wahn, zu gewinnen, als er längstnichts andres mehr gewann als blanke Blätter;und doch verlor Cabrolle gleichzeitig» denn dieseBlätter konnten ihm dereinst präsentiert'werden,sie waren jedes ein Schlüssel zu der essernen Zellentür, die hinter ihm zufallen würde.Er trank, er schtvitzte, das Blut kreiste inseinem Körper wie ein Orkan, und doch lachte erheimlich. Er verspielte ein Haus, das weder erWiedersehen, noch der andre je kennen lemenwürde; er verspielte Weiden, Herden, Aecker, dieso wett hinter ihnen lagen, daß kein Menschenaugesie jemals zu erblicken vermochte. Banknoten, Wechsel— er hätte ebensogut dieses Inserat aus derZeitung ausschneiden können, Korbmöbel, Gartensessel, Liegestühle, und es Kilmek geben: es warmorgen früh, wenn man sie niedersäbelte oder zu«sammenkartAschte, genau so viel wert wie eineNote der Bank von England über tausend Pfundund ein Wechsel CabrolleS» sorgfältig ausgefülltund echt. Aber das Schicksal, das sich ihm heuteentgegenstellt«, das sich vorgenommen hatte: heutemache ich Cabrolle. arm, heute lasse ich ihn verlieren, heute nehme ich sein ganzes Vermögen undschiebe es mit einem Handgriff einem andren zu—das Schicksal sollte ihn kennen lernen! Gegen dieses Schicksal spielte er mtt den leeren, weißen,wertlosen Blättern. ES wähnte ihn zermürbt, eshoffte, er würde zusammenürechen, sich eine Kugeldurch den Kopf jagen, dort draußen, in dem dunklen Zug, oder den Gewinner um ein Almosen anbetteln—. Nein, Geld, Haus» Vieh, Aecker hatteer verloren; nun wollte er sie zurückgewinnen, mitdem weißen, wertlosen Papier. Nichts besaß ermehr; alles wollte er sich wieder holen, mtt leerenHänden, ohne Waffe.Herzass, Treffkönig. Pique-Bub. Wiederverloren. Macht nichts, die Nacht ist noch lang.Er raffte die Karten zusammen, warf sie Kilmekhinüber.Msschen, teilen, spielen; mischen, teilen, spielen. Eine Nacht noch, dann war alles vorüber.•Marcel tanzte mit Xenia, mit Clariffa, wiedermit Xenia. Als ein Walzer kam, schob FrauAvory Xenia bessette. Marcel legte den Arm umihre Schulter, lächelte Xenia besänftigend zu.»Dec Wagen steht draussen", sagte FrauAvory leise, nahe an Marcels Ohr.„Olavsen hatihn gebracht. Der Arzt sagt, für Gregor ist eszu spät."Marcel überlegte blitzschnell. Drei, vier Men»scheu konnten in dem Bauernwagen Platz finden;er sah ihn durchs Fenster, ein schmales Gerüst aufRädern. Wenn Frau Avory mtt ihren Kostümkoffern kam, und alle Girls aufladen wollte, denZeichner, den Kunssschützen, den Taschenspieler,vielleicht auch Carlotta, brach das Fahrzeug in de^ersten Kurve zusammen. Sie würde den Wegnach Dpsilon einschlagen wollen— den Gewehrenentgegen fahren und davon träumen, daß sich dieRevolutionäre, verstellten sie ihr die Straße, mitdem huldvollen Lächeln einer gealterten Brettldivabezwingen lassen. Die Fahrt mit Frau Avorybedeutete nur neue Gefahr; die Fahrt ohne FrauAvory, mtt Xenia, vielleicht mit Halling— es wargut, eine gefüllte Brieftasche in der Nähe zu wissen— konnte Flucht in den Frieden sein. Es gabalso nur eine Möglichkeit: Frau Avory täuschen,den Plan verwerfen, und ohne sie auf eigne Faustlosfahren.»Der Wagen i> zu klein für uns alle. Wervon uns kann mit Pferden umgehen?"Frau Avory biß sich auf die Lippen.»Ich hab zwanzig dressierte Rappen vorgeführt, als sie noch gar nicht auf der Wettwaren", sagte sie,„ich werde wohl noch mtt denbeiden Gäulen dort draußen fertig werden".»Ich bin kein Zigeuner. Ich kusschiere nichtin der Nacht durch eine wildfremde Gegend."„Lassen Sie sich lieber hier zusammenschießen?"»Bisher hat mich noch niemand bedroht. Ichbin hier sicherer, als aus der Landstraße in derJammerkussche."»Wir müssen morgen früh in Npsilon sein.Um zehn Uhr ist Probe auf der Bühne."„Glauben Sie denn wirklich, dass wir morgenin Npsilon. spielen werden? Dass in diesen Tagenauch nur zehn Menschen ins Theater kommen?"„Wir müssen zur Stelle sein. Vielleicht istbis morgen Abend alles vorüber."Für diese Frau gab eS den Begrfff Pflicht,der stärker war als ihre Angst. Sie schrie undzitterte und schleuderte Vorwürfe gegen jeden, derüber ihren Weg lief, aber im Herzen dachte sie nurdaran, wie sie die Schwierigkeiten überwinden undihren Vertrag erfüllen könnte. In den Augenblicke» der größten Feigheit war sie noch tapfererals die Männer, die sich betranken, um zu vergessen. Auch sie hatte getrunken, mehr als dieandren, aber sie hatte ihren klaren Kopf behalten.ES wird nicht leicht sein, sie zu hintergehen, dachteMarcel; nun kreisen alle ihre Gedanken um denWagen, und wer den Wagen mit einem Fingerberührt, gerät in das Stromnetz ihrer Pläne.»Der Wagen gehört Olavsen", sagte er.»Der Wagen gehört Halling. Wir nehmenihn mit."„Ein Dutzend Menschen und die Koffer—-wie stellen Sie sich das vor?"„Hat alles Platz, wenn man es geschickt verteilt. Wir packen das Notwendigste in zwei Koffer,das andre bleibt hier und wird nachgeschickt."»Und wenn unS eine Pattouille aufhält?"»Wir sind Ausländer. Wir sind friedlicheLeute. Ich fahre in Erfüllung eines Vertrags nachNpsilon. Wer kann mir den Weg versperren?"„Auf eine Girlttuppe ist noch nie geschossenworden. Aber Bahnhöfe sollen schon bombardiertworden sein.„Fragen Sie den Stattonsvorstand um Rat-Vielleicht ist ein zweiter Wagen aufzutteiben. Vielleicht besorgt er uns einen Kutscher, der die Wegekennt."„Je weniger davon wissen, um so sichererwickelt sich die Sache ab. Sagen Sie lieber gleich,Marcel, daß Sie sich fürchten. Daß Sie nicht mitfahren wollen. Carlotta wird mitfahren. Sie hatmehr Mut als Sie."Der Walzer warzu Ende, Frau Avory gingan Hallings Tisch. Marcel zog Xenia in einenWinkel, sprach schnell auf sie ein, die Augen aufFrau Avory gerichtet, die mit überlegenem Lächelnzusah, wie eine neue Flasche geöffnet wurde: 1„Der Wagen steht draußen. Die Mte willmit uns allen auf einem Umweg nach Npsilon. Wikmüssen ihr zuvorkommen. Ihr Plan ist irrsinnig;Sie treibt uns vor die Gewehre. Wer wartet aufunS in Npsilon? Vielleicht der Pöbel, der unsreKoffer plündern wird, uns die Kleider vom Leibereißt.(Fortsetzung folgt.)