Nr. 80Donner-taz, 4. April 1933Landarbeiter verkauft sein KindParis. Der heutige„Jntränsigeant" schilderteinen eigenartigen Vorfall, in dessen Mittelpunktder tschechoslwvakische landwirtschaftliche ArbeiterIan JsakoviL steht. Jsakoviö arbeitet« seit demJahre 1928 in Frankreich und wohnt zur Zeit inder Gemeinde Bombon, unweit von Fontainebleau.Das Blatt berichtet, daß nänilich Jsakoviä in Anwesenheit des Vizebürgermeisters der OrtschaftBorwbon einem Marktfahrer sein zweijährigesTöchterchen verkauft hatte. Er behauptet, dies ausdem Grunde getan zu haben, weil er wenig verdient habe. Die erste Frau, mit der er drei Kinderhatte, soll ihm untreu gewesen sein und soll ihnspäter verlassen haben. Die Gendarmerie untersucht nun, wohin die zwei übrigen Kinder auserster Ehe gekommen sind. ES sei nicht ausgeschlossen, daß Jsakoviö sie ebenfalls verkauft habe.. Neuer Angriff auf den Mount Everest. DieRegierung in New Delhi erteilte einer britischenExpedition die Bewilligung, einen Aufstieg auf denMouttt Everest zu versuchen. Dieser Versuchsoll 1935/1936 unternommen werden. DieExpeditionsleitung ersuchte den. bekannten Bergsteiger Ruttledge, der eine ähnliche Expedition imJahre 1933 leitete, die Leitung dieser neuenExpedition zu übernehmen. Ruttledge ist dieserAufforderung nachgekommen,80.000 Einwanderer in die Türkei. DerGeneralinspektor der europäischen Türkei» Ibrahim Tals, erklärte, in der europäischen Türkei wurden Vorbereitungen getroffen für die Aufnahmevon etwa 80.000 türkischen Einwanderern, haupt-jächlich aus der rumänischen Dobrudscha undaus Bulgarien.Die Raucher. In dem vom Sozialen Institutherausgegebenen Büchlein„Lrise a spotreba“(Krise und Verbrauch) von Jiri H e j d a findetsich eine Zusammenstellung über den Rückgang desVerbrauches einzelner Verbrauchsgüter in derKrise. Danach ist in Deutschland von 1928 bis zurZeit der tiefsten Krise die Erzeugung von Klavieren um 95 Prozent, Motorräder um 90 Prozent,Automobilen um 86 Prozent, Porzellan um 62Prozent, Bier um 52 Prozent, Zuckerwaren um44 Prozent, Textilwaren um 29 Prozent, Fleischprodukten um 16 Prozent und Zigaretten um 17Prozent zurückgegangen. Danach zählen also Raucherwaren zu jenen Artikeln, die den geringstenRückgang in der Krise aufzuweisen haben. Daßsich dies aber nicht nur auf Deutschland beschränkt,lehrt eine ähnliche Statistik aus den VereinigtenStaaten. Dort ist die Erzeugung von Autos um91 Prozent» Möbeln um 80 Prozent, Handschuhenum 62 Prozent, Schuhen um 33 Prozent, Nah-rustgsmitteln um 17 Prozent und Tabak um zehnProzent gesunken. Es scheint also, das) die Raucherauf alles andere eher verzichten als auf ihren geliebten Tabak.Drei Monate Jubiläumsfeierlichkeiten. DerBritische Amtliche Radiodienst veröffentlicht dasausführliche Programm der prunkvollen Feierndes silbernen Regierungsjubiläums König Georg V. Schauplatz der Feierlichkeiten, die ganzedrei Monate dauern sollen, wird nicht nur dieHauptstadt der Vereinigten Königreiche, sondernauch die Provinz sein. Im Mittelpunkt der Feiernsteht ein großer Dankgottesdienst, derdurch alle Rundfunk-Sendestationen des britischenImperiums übertragen werden wird. Im Parlament wird der König Glückwünsche entgegennehmen. Nach Galadiners im Buckingham-Palais und in der Guild Hall wird das Königspaar an verschiedenen Tagen f eierlicheAus-fahrten nach dem Norden und Süden Londonsunternehmen. Am 25. Mai wird sich der könig-l i ch e F e st z u g durch den Osten Londons bewegen, am 1. Juni wird di« Bevölkerung des westlichen Londons den Herrscher in den Straßen begrüßen. Die Feiern enden am 25. Juni.Der Balkan wurde von einer neuen Kältewelle erfaßt. An vielen Stellen liegt hoherSchnee und die Bauernbevölkerung ist sehr beunruhigt, denn schon überall haben die Feldaxbei-ten begonnen. Die Kältewelle ist bis zum Schwarzen Meerufer vorgedrungen. In Varna fällt dichter Schnee.Wetterbericht. Bei schwachem Wind breiten sichdie kalten Luftmassen nur langsam weiter südostwärtsaus, während im Gebiete der Karpathen eine ststr«Vitözslav HälekZu seinem 100. Geburtstag am 5. AprilIm Jahre 1894 brach in der tschechischen Lite«ratur ein heftiger Streit aus: ist Bitizslav Hälekwirklich der bedeutendste Dichter der letzten Epocheoder ist es«her Jan Neruda? Der Streit wurdedurch einen Aufsatz I. S. Machar's in der Masaryk-schen MonatSrevue„Rase Doba" angeregt. Machartrat für Neruda ein und stellte Hälek als unzeitgemäßen Romantiker in den Hintergrund. Hälekgalt bis dahin als Liebling der Nation und wurdeals solcher insbesondere von der alten, konservativenGeneration verehrt. Der Streit war sehr heftig,aber in seinemBerlaufe wurde auch Hälek der Ehrenplatz in der Literatur zugewiesen, der ihm gebührtund seine Poesie fand Wertschätzung.Hnlei's Poesie ist für die jetzige Generation schonklassische Literatur, die nicht mehr gelesen wird.Sein« Lieblingsgedichte werden heute kaum noch alsSiammbuchverse verwendet, der RomantiSmus inseiner epischen Dichtung erregt kein Interesse mehrund seine Dramen können nicht mehr gespielt werden. Nur seine Prosa ist noch lesbar, insbesondereseine Geschichten aus dem Bauernleben. Trotzdemhat Hälek sein« Bedeutung auch für die Jetztzeit, erwar der Wegbereiter einer neuen Zeit, die sich von'der alten loSlöst«, er kämpfte für die Freiheit derKunst gegen spießbürgerliche Patrioten, die ihn abernach seinem Tode auf ihr Schild hoben.Bitilziflav Hälek wurde am 5. April 1835 imDorfe Dolinek bei Kralup als der Sohn eines Gasthauspächters geboren. Der Vater wollte aus ihmeinen Geistlichen haben, der Jüngling studierte aberPhilosophie, beendete seine Studien nicht und wandtesich der Schriftstellerei und Journalistik zu, wasi einen Konflikt mit seinen Eltern zur Folge hatte.| Als armer Student mußte er Stunden geben undverliebte sich in eine seiner Schülerinnen, di« Tochtereines reichen Prager Advokaten. Sie wurde seine.Gattin und nun konnte der Dichter ein sorgenfreiesLebe«., führen. In dex tschechischen Ocsfenüichkcitwar«r sehr geachtet und als der größte Dichterseiner Zeit gepriesen. Auf dem Gipfelpunkt feinesRuhmes starb er kaum vierzigjährig am 8. Oktober1874.Vitkzslav Hälek gilt vor allem als Lyriker. Ambekanntesten sind seine„Abendlieder", in welchen ervon Liebe und Natur singt. Er war damals 23 Jahrealt. Der Einfluß Heinrich Heines ist in diesenVevsen deutlich merkbar. Später schrieb er«inenähnlichen Gedichtezyklus„In der Natur". Diemeisten seiner Gedichte verfaßte er in seinem Lieb-lingSaufenthalt Zävist bei Königsaal, wo ihm auchein Denkmal gesetzt wurde. Als Epiker unterlag er! dem Einflüsse Byrons. Seine wichtigsten epischen\ Gedichte sind„Alfred",„Die schöne Lejla",„Diej-rima und Husejn",„Goar",„Die schwarze Fahne",I„Die Erben vom Weißen Berge". Reben Schilderungen exotischer Gegenden und abenteuerlicherBegebenheiten sind sie vom romantischen Drang nachkere Erwärmung»ud teilweise Ausheiterun g ringe-treten ist. Auf der BalkchnhaDinsel wurden Mittwochnachmittags 15 bis 20 Grad verzeichnet und auchChust hatte um 14 llhr 17 Grad. Dagegen wurdenin ganz Westeuropa und in einem'großen Teile desBinnenlandes bloß zirka 5 Grad-«messen. DieWärmegrenze verläuft weiterhin übet das Gebiet derRepublik und in ihrer Nähe dürfte das Wetter unbeständig bleiben; auch i« Osten ist wieder mit einerAbkühlung zu rechnen.— WahrscheinlichesWetter von he«te: Roch immer unbeständig,untertags stark bewölkt, strichweise Schauer, kühl,auch im Osten wieder etwas kühler.— Wetteraussichten für Freita g: Fortdauer deskühlen Wetters.Befreiung aus der Tyrannei erfüllt. In seinenkleineren epischen Gedichten findet man auch sozialeMotive(„FeüGietung",„Im Steinbruch",„Rekruten") und Satire(„Gefreiter Kalina").'Im Dramahatte er Shakespeare zum Vorbild. Unter dessenEinflüsse entstanden„Zarewitz Alexej",„Iävis vonFalkenstein", ,Iönig Rudolf",„Vukasin" u. a. m.Die damaligen Arbeiterunruhen in Prag veranlaßten ihn, daß er ein sozial angehauchtes Drama„Sergius Catilina" schrieb, in welchem Sklaven,Landstreicher und sonstiges Volk unter Führung Ea-tilinas gegen die römischen Patrizier und Senatoren revoltieren.In feinem einzigen Roman„Der Komödiant"trachtet« Hälek, ein Bild seiner Zeit zu entwerfenund darin alle seine Ansichten über Kunst und Politik zu«n Ausdruck zu bringen. Er warf der altenGeneration Unaufrichtigkeit, Größenwahn, hohlenPatriotismus und andere schlechten Eigenschaftenvor. Bon seinen zahlreichen Bauerngeschichten verdient seine Erzählung„Im Ausgedinge" Erwähnung. She ist vom sozialen Geiste erfüllt und tadeltdie Herzlosigkeit der reichen Dauern, welche ihrealten, arbeitsunfähigen Eltern im Elend verschmachten lassen. In seinen Feuilletons gibt er der tschechischen Studentenschaft„Jungdeutschland" und„Iungitalien" als Muster und fordert sie auf, ingleicher Weise wie diese für die Ideale der Freiheit,der Ration und der Menschheit zu kämpfen, r. i.Volkswirtschaft und SozialpolitikKonzentration zu Lasten der ArbeiterWie rücksichtslos das kapitalistische Unternehmertum dazu übergeht, all« Folgen der Wirtschaftskrise auf tzi« Arbeiterschaft abzuwälzen, dafür sind die Vorgänge in der tschechoslowakischenBrauindustrie wieder einmal ein Beweis. DieBrauindustrie ist zu einem erheblichen Teil inAktienbesitz und die Aktionäre haben in den zurückliegenden Jahren große Gewinne aus der Bierproduktion bezogen. Allein in den sieben Jahren von1926 bis 1933 sind den Aktionären von 167 tschechoslowakischen Brauereien beinahe hundert Millionen Kronen Sondergeschenke in der Form derAufstempelung ihrer Aftien gemacht worden.Außerdem habtn diese Aktionäre in der gleichenZeit 127 Prozent Dividende bezogen!Das ist unbestreitbar eine sehr hohe Verzinsung des angelegten Kapitals. Roch im Jahre 1933betrug die Durschnitts-Dividende dieser Brauerei-Aktiengesellschaften etwa 13 Prozent. Einzeln«Unternehmungen, wie die Smichover Brauerei inPrag, konnten selbst noch 1934 32.5 ProzentDividende ausschütten.Das hindert nun aber die Braukapitalistennicht, die sich im Rückgang deS Bierabsatzes zeigenden Wirkungen der Wirtschaftskrise sofort durchArbeiterentlassungen und Betriebsstillegungen aufdie Arbeiter abzuschieben. Als vor kurzer Zeit derengere Zusammenschluß in der Brauindustrie zumGin Griechenprinzin PragDie letzten Ereignisse in Griechenland lassendie Erinnerung an einen merkwürdigen Einwohner Prags wachwerden, von dem alte Chronikenzu berichten wissen. In der Mitte des 16. Jahrhunderts, es mag jetzt rund 270 Jahre her sein,traf in Prag ein griechischer Fremdling ein, dersich Jakob Olympidar Paläolognannte und von sich behauptete, ein Abkömmlingdes letzten Byzantinischen Kaisergeschlechts zu sein.Er erzähltes daß nach dem Fall Konstantinopelsdie Familie des letzten Gricchenkaisers nach derInsel Chios geflohen sei und daß sich von dortder Vater des Ankömmlings nach Rom gewandthabe, wo er zur römisch-katholischen Kirche überbetreten sei. Jakob Olympidar Paläolog solltenach Ablegung seiner Studien dort, ebenso wiesein Bruder, in ein Kloster eintreten. Aber während sein Bruder es in der Folgezeit bis ßumKardinal brachte, entfloh der- junge abenteuerlustige Prinz der Klosterzelle und wandte sich, umden Schergen der Inquisition zu entgehen, in dasLand, das auch nach dem Ende der Hussitenkämpfeihm als ein Hort der Glaubensfreiheit erschien,nach Böhmen. Seine zuerst angezweifelten Angaben scheinen den Tatsachen entsprochen zu haben,denn der besondere Schutz, den ihm Kaiser Maximilian II. durch ein Geleitschreiben angedeihenließ, spricht ebenso dafür wie das tragische Schicksal, das ihn später ereilte.Jakob Olympidar Paläolog, ein Mann vonstattlicher Erscheinung und von erlesenem humanistischem Wissen fand in Prag freundliche Aufnahmennd wurde besonders von einem schwärmerischenGriechenfreund, dem Magister Matthäus Collinusvon Chotetina, gefördert. Magister Collinus lasan der Universität über Homer und er scheint inseiner Vorliebe für das Griechische so weit gegangen zu sein, daß er sogar seinem Famulus auftrug, mit ihm nur im jonischen Dialekt zu diskutieren. Da Collinus, abgesehen von dieser Keinen magisterlichen Sonderlichkeit durch seine satirische Ader bei den Nichtwissens unter seinen Kollegen ebenso unbeliebt, wie bei den Studentenpopulär war, stand er baD im Mittelpunkt desStadtgesprächs. Um so schneller mußte auch feinGast Eingang in alle damals maßgeblichen KreisePrags finden. Die Eleganz des Auftretens undder Redeweise erregte weithin Bewunderung fürPaläolog. So kam es auch, daß bereits nach kurzer Zeit eine der reichsten Patrizierinnen, AgnesKuthen von Sprimsberg, die verwaiste Tochter desRatschreibers der Prager Altstadt, seine Gattinwurde» In dem Haus„Zu den vier Kelchen" richteten sie sich eine Wohnung ein, die alsbald einMittelpunkt aller aufgeklärten und schöngeistigenKreise der Stadt wurde. Doch nach einem kurzenJahre des Glücks trat durch den plötzlichen Toddes ihnen in herzlicher Freundschaft zugetanenMagisters Collinus eine Wendung für sie«in.Zwar vermochte Paläolog es noch, trotz des Widerstreben? der Collinus zeitlebens nicht wohlgesinnten Professoren, durchzusetzen., daß er im Kqroli-num dem gelehrten Gönner einen großen Gedenkstein setzen durfte. Der Stein scheint freilich nichtgeschmackvoll gewesen zu sein, und die Krönungder Geschmacklosigkeit bestand in einer überausauffälligen Erwähnung des Stifters, die so einbleibendes Zeichen der menschlichen Schwäche dieses an sich wohl feingeistigen Mannes werdenfüllte.Der Konflikt mit den Professoren schafftes Gerüchten neue Nahrung, die davon wissen wollten, daß Paläolog gar kein Nachkomm« des bereitsum 1500 erloschenen Kaiserhauses sei, und obendrein als Ketzer von Rom aus verfolgt werde. Dasletztere stimmte. Denn auf Veranlassung desKardinals Gabriel PaläotuS, des eigenen Bruders, wurde Pälqolog von einem böhmischenOrdenSvisitator aufgesucht, der den Prager Erz-bischof zu seiner Ausweisung zu veranlassen suchte.Aber er mußte unverrichteter Dinge zurückkehren,denn durch eine kaiserliche Entscheidung vom12. Feber 1569 wurde erklärt, daß:„JakobPaläologus im Hinblicke auf den ihm gewährtenkaiserlichen Schutz von niemandem behelligt werden dürfe und daß auch von Seite des Erzbischofsgegen denselben nichts unternommen werden möge,was im Widerspruche mit dem kaiserlichen Schutzstünde."Es scheint, daß Paläolog im Vertrauen aufdie kaiserliche Gunst sich allzu sehr vorwagte. Nichtnur, daß er Freigeister aus verschiedenen Ländernin seinem Hause Aufnahme gewährte, er ging soweit, eintn aus dem Kloster entflohenen Dominikanermönch Aufnahme zu gewähren und, als mannach dem Entsprungenen fahndete, ihm zur Fluchtzu verhelfen. Dys wurde ihm um so mehr zumVerhängnis, als böse Zungen behaupteten, dtrMönch habe auch werwolle Kirchengeräte mit-gehen heißen.So ergab sich endlich die von vielen ersehnt«Gelegenheit, gegen Paläolog porzugehen.Am Atzend eines Märztages des Jahres1571 umstellten, auf Geheiß des kaiserlichen vize-richters, Söldner das Haus PaläologS und fandenihn in einer Truhe, in der er sich bei ihrem Ankommen versteckt hatte. Man steckte ihn ins städ-fische Gefängnis und während Frau und Kinderzurückblieben, wurde Paläolog auf kaiserlichemBefehl nach Monatsfrist in das Gefängnis inStöbert Tonatals Graf von Monte Christo in dem gleichnamige«Film,Zwecke der Kontingentierung der Bierproduktionbetrieben wurde, bestrüten die Brauindustriellenausdrücklich, daß die Kontingentierung eine Entlassung von Arbeitern und Angestellten nach sichziehen werde. Es wurde sogar erklärt, daß sichdurch die Einsparung von Werbungskosten auchgewisse Vorteile und günstigere Aussichten für dieArbeiter- und Angestelltenschaft ergeben. Jetztmeinen sie, daß die damalige Kundgebung ihresSyndikus vergessen ist. Einzelne Grohbrauereiengehen dazu über, kleinere und mittlere Betriebeaufzukaufen, daS Produktionskontingent auf ihreGroßbrauereien zu übertragen und den durch Kaußerworbenen Betrieb stillzulegen.Ein derartiger Konzentrationsvorgqng, beidem die Arbeiterschaft der aufgekaUften und stillzulegenden Brauereien die Leidtragende ist, wirdin Kürze von der Smichover Brauerei A--G. zumAbschluß gebracht. Diese Großbrauerei ist dabei,die Nusler Brauerei-A.-G. zu erwerben und zuschließen. Während die Aktionäre des Nusler Unternehmens sicher entschädigt werden, wird die bisherige Belegschaft dieser Brauerei einfach arbeitslos. Von den Kapitalisten erwarten wir gar nicht,daß sie bei ihrem Profitstreben die sozialen Interessen der Arbeiter berücksichtigen. Eine andereFrage ist es, ob nicht die verantwortlichen Behörden zu prüfen haben, ob eine derartige Konzentration im volkswirtschaftlichen Gesamtinteresse liegt.Landesverräter GroßkapitalFranzösische Erze nach Deutschland!Das bekannte Pariser Wochenblatt aLumite"(Die Leuchte) erhebt gegen die lothringischen Grubenbarone schwere Anklagen. Danach hat die Ausfuhr von Eisenerzen aus Lothringen nach dem Saargebiet seit der Verbitterungdieses Landes bedeutend zugenommen. Dort wirdaus den Erzen Eisen und Stahl erzeugt, die inDeutschland zu Kanonen und Panzerplatten verarbeitet werden, was den ftanzösischen Erzlieferanten Wohl bekannt sein müsse.Podkbrad gebracht. Ende des JahreS wurde erdes Landes verwiesen. Er wandte sich nach Sie»benbürgen, trat dort den Unitariern bei, übernahm die Leitung ihres Gymnasiums in Klausen*bürg und wandte sich später nach Polen, tvo eraber mit den Geistlichen dieser von Rom gleichfalls als ketzerisch verfemten Sekte in Polemikengeriet. Als er deshalb im Jahre 1581, also etwazehn Jahre später, in Ungarisch-Brod auftaucht«,ließ ihn der Olmützer Bischof dort verhaften. DieRache eines früheren Dominikanerbruders, mitdem Paläolog einst die Zelle geteilt hätte und derinzwischen zur Würde des Papstes unter demNamen Pius V. aufgestiegen war, und seineseigenen Bruders, der ihm im fanatischen Glaubenssatz jahrelang nachgestellt hatte, ereilten ihnnun. Man brachte ihn über Wien und Klosterneuburg Nach Rom und sein Bruder, KardinalGabriel PaläotuS, ließ ihn in die dunflen undfeuchten Kerker der Jnquifttion werfen, in denener drei Jahre schmachtete. Während einige Chronisten berichten, daß er seinen Auflassungen qbge-schworen habe, erllären andere, daß er aufrechtallen Versuchungen trotzte. In jedem Fälle stehtfest, daß er als«verstockter Ketzer" zum Scheiterhaufen verurteilt wurde und am 22. März 1585auf dem Platz vor der Dorninikinerkirch« SantaMaria alla Minerva das grausige Schicksal desJan H»s erlitt.Ob noch indirekte Nachkommen dieses Mannes. dessen Geist meteorhast kurze Zeit in denKreisen der Prager Humanisten aufgeleuchtet hat,in Prag existieren, ist unbekannt. Bekännt ist ynslediglich, daß ein anderer Nachkomme des Pgläo-logifchen Kaiserhauses, der einen spanischen Mar-auistitel führte, für kurze Zeit an der Karl Marx-Schule in Berlin als Hilfslehrer beschäftigt war.L°.