Seite 2Dienstag, 21. Mai 1935Nr. 118»Jetzt hab ich gerade genug von Ihren Keckheiten," sagte der Vorsitzende.„Kein solches WortMehr. Benehmen Sie sich anständig und bleibenSie bei der Sache. Die Frage lautet» warumtreiben Sie die Lumpereien?"«Ich habe Ihnen, Herr Vizepräsident, soebenteilweise erklärt, daß ich das Opfer verschiedenerKrankheiten bin. Sollte sich noch jemand wundern,so will ich ihm sagen: Was bleibt einem so unglücklichen Menschen übrig als Stehlen? Weilich so unglücklich war..., weil mich noch nie dieSonne des Glückes beschien..."Jetzt war es kein Spiel mehr, jetzt einSchmerzensschrei, der alle Anwesenden erschütterte:„Ein Lump? Vielleicht, aber ein Unglück'licher Lump... Ich bin äin Kind der Finsternis..."„Da schau her," entschlüpfte es dem verschwitzten Vorsitzenden, und er überlegte, ob ertatsächlich nicht übermäßig streng gegen Beinsteller gewesen war. Nicht er allein war in seinerinneren Sicherheit erschüttert. Der Staats-v anwalt, der bis jetzt mit feiner Nagelfeile gespielthatte, legte diese beiseite und betrachtete mitgrenzenlosem Staunen das Kind der Finsternis.Zum erstenmal im Leben dachte er: Dieser Beinsteller ist auch ein Mensch. Auch die Votantenhärten auf, sich an den Mißerfolgen des Vizepräsidenten zu belustigen, und mußten plötzlichan di« große Zahl der Menschen denken, die st:verurteilt hatten, wobei ihnen nur die Paragraphen maßgebend gewesen waren. Sogar dieberühmten Diebe im Auditorium wurden senti-Derlust von 8 Mandaten der d e u t s ch e n Klerikalen absolut geschwächt. Die tschechischeGewerbepartei bedeutet im tschechischenLager den einzigen Ueberraschungscoup. Sie hatohne große Anstrengungen als einzige demokratische Oppositionspartei bei den Tschechen 187.000Stimmen und fünf Mandate gewinnen können.Ihr Aufstieg beweist, daß der tschechische Wähler,auch wenn er oppositionell stimmte, doch Wertdarauf legte, demokratisch zu wählen.Während die Gajda-Fascisten widerErwarten in Mähren einen ansehnlichen Erfolgzu verzeichnen haben und sechs Mandate ausbrin-gen, ist die selbständige Angestelltengruppe kläglichgeschestert, desgleichen die Schuldnerfrontde» Herrn Weinlich, die nur etwa 6000 Stimmenim Staate aufbrachte. iDie größte Enttäuschung erlebte die ZI a-tostiibrnäfrontader Herren Kramäk undStkibrny, die als stärkste Partei au» de« Wahlenhervorgehen wollte und statt deffen mit einem Verlust von einem Mandat abschließt.Unter den Deutschen sind die kleinenParteien vernichtet. Die Mittelparteien sind zuKeinen Fraktionen herabgedrückt. Der L a ti d-b u n d wird fünf Abgeordnete, di« Christlich«sozialen werden sechs zählen, die Landbünd«ler aber keinen Senator mehr haben. Die Henlein«front, von den Herren. Spina, Hilgenreiner undKonsorten aufgepäppelt, hat ihre Nährväter erschlagen. Um so mehr bleibt die deutsche Sozialdemokratie trotz des schmerzlichen Verlustes von 10Mandaten der demokratische Fel», der allein derFlut des FasciSmuS entgegengestellt werden kann.Wahlkreis Vü, KarlsbadWahlzahl 29.1511. Tschech. Agrarier3.744(1.881)2. Tschech. Soz.-Dem.4.633(2.974)3. Tschech. Rat.-Soz.4.751(3.908)4. Kommunisten20.638(37.377)8. Tschech. Volkspartei451(372)6. Deutsche Soz.-Dem.57.115(106.483)8. Bund der Landwirte21.542(49.017)9. Deutsche Chr.-Soz.13.847(40.698)10. Tschech. Gew.-Partei569(670)11. Ungarn und Sudeten deutscher Wahlblock153112. Henlein218.00515. Schuldner90916. Rat. Vereinigung2.083(1.531)WahlkreisergebnisseWahlkreis I A, PragI. Tschech. Agrarier86.087(88.120)2. Tschech. Soz.-Dem.85.714(79.981)3. Tschech. Rat.-Soz.91.676(104.771)4. Kommunisten72.416(58.905)5. Tschech. Volkspartei49.949(45.715)6. Deutsche Soz.-Dem.2.040(2.295)7. Slowak. Bolkspartei—-•—8. Bund der Landwirte816—9. Deutsche Chr.-Soz.1.155(1.702)10. Tschech. Gew.-Partei47.738(29.638)11. Ungarn und Sudeten-deutscher Wahlblock1.654—12. Henlein6.400—13. Fascisten10.816—14 Beamtenpartei2.481—15. Schuldner——16. Rat. Vereinigung90.485(71.275)548.122(496.166)Wahlzahl 22.838.Wahlkreis 1 v PragWahlzahl 22.850.1.Tschech. Agrarier96.020(95.531)2Tschech. Soz.-Dem.98.002(92.911)3'Tschech. Rat.-Soz.103.536(117.641)4.Kommunisten77.517(57.998)5.Tschech. Bolkspartei54.539(52.262)6.Deutsche Soz.-Dem.2.181(2.376)7.Slowak. Bolkspartei——8.Bund der Landwirte1.968(7.588)9.Deutsche Chr.-Soz.802(1.432)10.Tschech. Gew.-Partei56.888(32.974)11.Ungarn und Sudetendeutscher Wahlblock89613.Henlein7,100.—18.Fascisten21.089—14.Beamtenpgrtei''3.878■__.■15.Schuldner—'16.Rat. Vereinigung92.894(67.863)Wahlkreis n, Pardubitz1. Tschech. Agrarier57.139(57.654)2. Tschech. Soz.-Dem.48.873(49.863.3. Tschech. Rat.-Soz.87.953(41.756)4. Kommunisten18.937(15.955)5. Tschech. Volkspartei39.247(41.213)6. Deutsche Soz.-Dem.7.116(9.030)7. Slowak. Volkspartei——8. Bund der Landwirte8.596—9. Deutsche Ehr.-Soz.4.119■(7.032)10. Tschech. Gew.-Partei25.423(16.861)■ 11. Ungarn und Sudeten-deutscher Wahlblock964—*12.Henlein11.996——13.Fascisten11.80214.Beamtenpartei——15.Schuldner493—16.Rat. Bereinigung14.464(11.907)287.062(267.897)Wahlkreis M, KöntggrdtzDas endgültige Wahlresultat diese» Kreisesliegt bei RedaktionSschluß noch nicht vor. DieDeutschen Sozialdemokraten erhielten in diesemKreise 15.180 Stimmen.Wahlkreis V,1. Tschechische AgrarierDfthm. Lelpa3365(2.656)2.Tschech. Soz.-Dem.12.815(10.501)3.Tschech. Nat.-Soz.14.137(12.093)4.Kommunisten24.475(42.016)5.Tschechische Bolkspartei 1467(1.433)6.Deutsche Soz.-Dem.49.829(90.131)8.Bund der Landwirte20.890—9.Deutsche Chr.-Soz.20.418(50.555)10.Tschechische Gew.-Partei 2.854(1.643)11.Ungarn Und Sudetendeutscher Wahlblock3.52512.Henlein226.842—13.Fascisten1.002—16.Nationale Bereinigung 1.919(3.468)884.458Wahlzah 29.573.Wahlkreis n Laun1.Tschech. Agrarier44.252(88.579)2.Tschech. Soz.-Dem.65.207(60.824/3.Tschech. Nat.-Soz.56.526(63.263)4.Kommunisten70.587(.74.488)5.Tschech. Bolkspartei10.654(10.228)6.Deutsche Soz.-Dem.39.223(66.090)7.Slowak. Volkspartei——8.Bund der Landwirte10.813(81.294)9.Deutsche Chr.-Soz.8.466(25.049)10.Tschech. Gew.-Partei27.908(18.128)11.Ungarn und Sudetendeutscher Wahlblock1.91412.Henlein137.690—13.Fascisten2903—14.Beamtenpartei——15.Schuldnerpartei——16.Nat. Vereinigung29.666505.309(25.716)Wahlzahl 29.573.Wahlkreis X, Iglau1.2.8.4.6.6.7.8.9.10.11.12.18.14.18.16.Tschechische AgrarierTschech. Soz.-Dem.Tschech. Narionalsoz.KommunistenTschech. VollsparteiDeutsche Soz.-Dem.80.104(44.404)24.658(25.787)17719(18.129)12.881(16.010)39.288(42.324)5.871(9.911)Slolvakische Volkspartei—Bund der Landwirte 7.038Deutsche Christlichsoz. 14.468Tschech. Gewerbepartei 18.008(19.232)(28.078)(11.027)Ung. Parteien u. Sude tendeutscher Wahlblock 1838Sudetendeutsche Partei 44.802(14.981)tlrüher DNSAB. u. LNP.)Fascistische Partei 1083Rationale Vereinigung d.Beamten u. Angestellten 12.058Schuldnerpartei—Nationale Vereinigung 36.086(31.037)Wahlkreis XI, Bronn1.Tschechische Agrarier77.175(56.454)2.Tschech. Soz.-Dem.60.078(56.597)3.Tschech. Nationalsoz.73.280(70.000)4.Kimmunisten43.120(42.555)5.Tschech. Bolkspartei72.564(83.016)6.Deutsche Soz.-Dem.17.440(24.840)7.Slow. Bolkspartei——8.Bund der Landwirte5.655(18.828)9.Deutsche Christlichsoz.13.893(19.829)10.Tschech. Gewerbepartei32.813(19.553)11.Ung. Parteien u. Sude-tendeutsch. Wahlblock4.022—12.Sudetendeutsche Partei 41.447—(18.116 DNAlP. u. DRP.)18.Fasciftische Partei13,94514.Nation. Bereinigung d.Beamten u. Angestellten2.25115.Sckuldnerpartei,—'—16.Rat. Vereinigung15.022(13.046)457.205Wahlzahl 26.894Wahlkreis xn, Olmfltz1.2.3.4.8.6.7.8.Tschech. AgrarierTschech. Soz.-Dem.Tschech. Nationalsoz.KommunistenTschech. BolksparteiDeutsche Soz.-Dem.68.81958.98031.48430.31664.68528.674Slowakische BolksparteiBund der Landwirte 16.6329. Deutsche Christlichsoz. 23.505(88.088)(64.314)(28.687)(28.611)(68.861)(42.319)(32.744)(45.608)10. Tschech. Gewerbepartei 81.800(20.160)'11. Ung. Parteien u. Sude lendeutscher Wahlblock 898612. Sudetend. Partei 103.69518. Fasciftische Partei 213314. Nation. Vereinigung d.Beamten u. Angestellten•—15. Schuldnerpartei16. Nation. Bereinigung 19,482(15.001)480.491Wahlzahl: 26.499Wahlkreis xm, Cng. nradlsdi1. Tschech. Agrarier 52.0202. Tschech. Soz.Dem. 31.7228. Tschech. Nationalsoz. 21.7444. Kommunisten 21.5035. Tschech. VollSpartei 63.2056. Deutsche Soz.-Dem. 5517. Slowakische VoUspartei—8. Bund der Landwirte—-9. Deutsche Christlichsoz. 23310. Tschech, Gewerbepartei 17.82511. Ung. Parteien u. Sudetendeutscher Wahlblock—12 Sudetend. Partei 94118. Fascistische Partei 11.87414. Nation. Bereinigung d.Beamten u. Angestellten—15. Schuldnerpartei—16. Nation. Vereinigung 9.317231.035(85.487)(27.190)(18.501)(22742)(68.240).(823)(462)(11.950)(7.842)Wahlzahlr 28.879Wahlkreis XIV, Mähr. Ostrau1. Tschech. Agrarier 42.406(35.122)2. Tschech. S-z.-Drm. 93.523(95.786)3. Tschech. Nationalsoz. 53.942(42.275)4. Kommunisten 67.128(52.218)5. Tschech. Volkspartei 65.858(55.994)6. Deutsche S-z.-Dem. 23.255(36.984)7. Slow. Bolksp.(Polen) 28.580( 66.039)8. Bund der Landwirte 7.489(19.265)9. Deutsche Christlichsoz. 20.886(35.644)10. Tschech. Gewerbepartei 25.480(14.834)11. Ung. Parteien u. Sude tendeutscher Wahlblock 2.820—12. Sudetend. Partei 111.023(61.163 DNSAP. u. D?M18. Fascistische Partei 8.425—14. Nation. Bereinigung d.Beamten u. Angestellten——15. Schuldnerpartei——16. Nation. Bereinigung 80.464(25.512)580.999Wahlzahl: 30.579Slowaklsdie Wahlkreise1. Tschechische Agrarier 286.7892. Tschechische Sozialdemokraten 184.3903. Tschechische Nationalsozialisten 51.9994. Kommunisten 210.6765. Tschechische Volkspartei 37.5146. Deutsche Sozialdrmokr, ten 5.4097. Slowakische Volkspartei 489.5888. Bund der Landwirte 2569. Deutsche Christlichsoziale—10. Tschechische Gewerbepartei 42.00511. Ungarn und Wahlblock 230.70112. Sudetendeutsche Partei 27.57613. Fascisten 32.60214. Beamtenpartei—15. Schuldnerpartei 54616. Nationale Bereinigung 25.49024Roman vonEmil VachekDieÄnerstöseDeutsch vonAnna AurednKekmental. Kurz, alle unterlagen einer rührseligenStimmung, mit Ausnahme des Geheimdetektivs,der neben Fräulein Sophie saß. Dieser Mannhatte vor einigen Minuten Fräulein Magdalenabemerkt und ließ sie seither nicht aus den Augen.Er dachte mit solcher Konzentration daran, wiegut die Küste dieses feschen Mädels wären, daßer weder sah noch hörte.Es entging ihm sogar, daß Beinsteller, vonseinen eigenen Worten am meisten ergriffen, insich zusammensank wie ein Gebäude, über dasder Sturm hinwegfegt.Es war bemerkenswert, daß der schneidigeKvech, der Schrecken aller Diebe, nicht wagte, dieStille mit einem scharfen Angriff auf Beinstellerzu unterbrechen. Er wartete geduldig, bis der Angeklagte wieder das Wort ergriff. Endlich ließ sichBeinsteller vernehmen:„Es hat bei meiner Geburtschon angefangen, eigentlich vor meiner Geburt.Hoher Gerichtshof, meine Mutter hat mich alsLedige zur Welt gebracht. Damals war es nichteine so große Ehre wie heute, wenn ein kleinerBastard geboren wird."„Beinsteller", sagte der Vorsitzende, der seinGleichgewicht teilweise wiedergewonnen hatte,„ichmöchte nur wissen, wie die goldene Uhr in dieseGeschichte kommt."«Wäre ich damals nicht geboren worden»hätte ich die Uhr nicht stehlen können."Gelächter. Der Vorsitzende wurde feuerrot,fühlte sich aber so geschlagen, daß er weder dasPublikum noch den frechen Angeklagten zu verdonnern vermochte. Er sagte nur:«Zur Sache".„Meine Sache, hohes Gericht, ist nicht dieUhr. Meine Sache ist mein ganze- verfehltes Leben. Es ist meine Mutter, die mich nicht einmalso liebhaben konnte, wie sie wollte— die Aermste, weil sie meinethalben zuviel leiden mußte.Meine Sache ist es, wie ich auf die Welt gekommen bin, ein armes, schwaches— mit ErlaubnisauSgekotzte» Geschöpf. Ich habe mich damalsso geschämt, daß ich nicht einmal atmen konnte.Die Frau Hebamme mutzte nachhelfen und michordentlich in den Rücken puffen. feo geschah eS,daß ich auf meinem Lebensweg von den Menschenzuerst immer Schläge bekam. Als die Hebammedann Geld verlangte, hat ihr mein Mutter! gesagt:„Ich hab' keins, warten Sie, bis ich wiederarbeiten kann, Gott wird's Ihnen vergelten."Darauf hat die Hebamme gesagt:„Dann soll'sder liebe Gott, liebes Fräulein» statt meinertun..und ließ meine Alte im Fieber liegen."Das Publikum atmete kaum. Einer der kleinen Diebe war so gerührt, daß er zu pfeifen anfing:»Wer will unter die Soldaten", bis ihn HerrHala beim Kragen packte und aus der Tür sckob.Einige Frauen weinten bereits. Am meistenweinte die Loisis, weil sie wußte, daß Damen unglückliche Menschen stets bedauern. Fräulein Sophie faß mit geröteten Augen da und starrteBeinstellers Rücken an, als wollte sie bis zu sei«nem Herzen gelangen und ihn trösten.„Dann habe ich", fuhr der Angeklagte fort,„alle möglichen und unmöglichen Krankheiten verkosten müssen. Keuchhusten, Scharlach, Blattern,auch die, die man Englische Krankheit nennt. Hohes Gericht! Ich habe damals alles mitgemacht,was so ein armer Wurm mitmachen kann, und dieMutter hat mich getröstet:„Wein' nicht, meinRotköpfchen, wein' nicht, nie!» Feueksalamander-chen"— ich habe nämlich zu allem diese blöde rotePerücke bekommen—,„bis du Soldat bist, wirstdu pumperlgesund sein." Bei diesen Worten kehrtesich Beinsteller dem Publikum zu und sagte mitunbeschreiblichem Hohn:„Hier sehen Sie den Soldaten! Ich habe sogar die Hoffnung aufgebenmüssen, ein normaler Mensch zu werden. Al» ichmich aus all dem Unglück herauSgekratzt hatte,fiel ich so unglücklich au» der Wiegt, daß ich eirtekrumme Schulter bekam. Und damit war alle» zuEnde, hoher Gerichtshof! Damit war alles vorbei. Bald war mein Buckel größer als meinKopf."Beinsteller verstummte, die Zuhörer atmete«kaum. Der Vizepräsident, der di« Hoffnung schonaufgegeben hatte, die Verhandlung zu beherrschenund mit seinem Geist zu Ritzen, war ergriffen.Rur der Detektiv neben Fräulein Sophiesah und härte nicht-, wußte nicht-, al- daß Fräulein Magdalena reizvoll war. Beinsteller oberstand mit brennenden Augen da, es sehlte nid’tviel und er wäre in Tränen au-gebrochen. Jetztfiel sein Blick auf das Gefickt de- StaatSanwal»teS. Ihm schien, daß dieser lächelte. Das bewahrteBeinsteller vor der Demütigung deS unmännliche»Weinens. Seine Rührung wich dem Haß, de»Beinsteller stets für Staatsanwälte empfand undder sich nun besonders stark fühlbar machte.„Der Herr Staatsanwalt lacht", fuhr er gifttig auf,„er soll sich nur vorstellen, selbst einBastard zu sein und eine Kasse auf dem Rückenzu tragen. Ich will niemanden beleidigen, abttes ist möglich, hätten wir bei der Geburt getauscht-so säße der Herr Staatsanwalt jetzt auf meinenPlatz und ich auf dem seinen."Jemand lachte auf. Ein ganzer Chor folgtedem Beispiel. Der Vorsitzende erwachte au» seinerLethargie und brüllte:„Das ist keine zulässigeVerteidigung, Beinsteller, noch eine ähnliche Be»merkung und Sie sollen mich kennenlernen I"„Ich werde also den Herrn Staatsanwaltnicht mehr mit meinen Sachen in Verbindungbringen", versprach Beinsteller. Er war sonstwie ein Lämmchen.„Ich darf aber vielleicht so»gen, wenn Christus, der Herr, an seiner Stellesäße, würde er die Anklage hinschmeitzen, bieArme au-breiten und sagen:»Leute noch wüstdu, Ferdinand..."„Im Dunkelarrest sitzen!" schrie wieder derVorsitzende.„Ein Jubiläum ist ein JubiläüiN,aber bis hierher und nicht weiter."Leinsteller krümmte sich wie der ParagraphdeS erzürnten Staatsanwalts.Wortsetzung folgt.)j