Sosialdemokrat

ZENTRALORGAN

DER DEUTSCHEN SOZIALDEMOKRATISCHEN ARBEITERPARTEI IN DER TSCHECHOSLOWAKISCHEN REPUBLIK

ERSCHEINT MIT AUSNAHME DES MONTAG TÄGLICH FRUH. REDAKTION   UND VERWALTUNG PRAG   XII., FOCHOVA 62. TELEFOR 53077. HERAUSGEBER, SIEGFRIED TAUB  . CHEFREDAKTEUR  : WILHELM NIESSNER. VERANTWORTLICHER REDAKTEUR: DR. EMIL STRAUSS, PRAG  .

15. Jahrgang

Nationalversammlung

für den 18. Juni einberufen

Prag.( Amtlich.) Der Präsident der Republik   sandte an den Vorsitzen. den der Regierung Jan Malypetr   ein Handschreiben folgenden Wortlauts:

Geschäftsordnung beider Häuser sämt. liche Mitglieder der Nationalversamm lung zur konstituierenden Sigung für den 18. Juni 1935, u. zw. die Abgeord neten für 11 Uhr vormittags ins Ge bäude des Abgeordnetenhauses in Prag  1., Dvořákovo nabřeží, und die Senato. ren für drei Uhr nachmittags, ins Ge. bäude des Senats Prag   III., Sněmovni ulice ein.

Mittwoch, 12. Juni 1935

Ernstes Kommuniqué aus Moskau  :

Begründete Sorge um den Frieden

Für kollektive Organisierung der Sicherheit

öffentlicht:

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Einzelpreis 70 Heller

( einschließlich 5 Heller Porto)

Nr. 136

Die Friedensfront

Beneš bei Stalin  

In der offiziellen Mitteilung, welche über die Unterredung ausgegeben wird, die der tsche­choslowakische Außenminister Dr. Beneš mit den russischen   Staatsmännern Litwinow  , Molotow und Stalin   hatte, wird von den beträchtlichen

der Sowjetunion   nur eine zufällige, der augen­blicklichen internationalen Situation entsprungene, vorübergehende oder haben wir es hier mit einer dauernden Freundschaft der beiden Staaten zu tun? Wir glauben, daß letzteres der Fall ist und

Moskau.( Tag.) Ueber den Aufenthalt des hinsichtlich der in dem gegebenen Augenblick tschechoslowakischen Außenministers Dr. Beneš außerordentlichen Bedeutung der tatsächlichen Erfolgen" gesprochen, die die Annäherung der 2ány, am 11. Juni 1935. wurde am Montag folgendes Kommuniqué ver- Berwirklichung einer all umfassenden beiden Länder im letzten Jahre aufzuweisen hatte." follettiven Organisierung der Ist die Zusammenarbeit der Tschechoslowakei   und Herr Vorsitzender der Regierung, Sicherheit auf der Grundlage der Unteilbar­ich berufe beide Häuser der Na Minister Dr. Beneé hatte während seines keit des Friedens. Die Teilnehmer an den Unter­fionalversammlung zur Tagung nach Aufenthaltes in Moskau   mehrere Unterredungen redungen, die anerkennen, daß die unlängst zwi­mit Volkskommissar des Aeußern Litwinow fchen der Sowjetunion   und Frankreich   und der Prag   für den 18. Juni 1935 ein. fowie eine Unterredung mit Stalin   und Mo Sowjetunion und der Tschechoslowakei   abgeschlos= J. Malypetr m. p. T. G. Masaryk m. p. 1o tow. Diese Unterredungen verliefen in einer fenen Bakte gegenseitiger Hilfeleistung eine teil­Mit Rücksicht darauf beruft der Mi. Atmosphäre der Aufrichtigkeit und vollständigen weife Realisierung dieser Maßnahmen dar daß das freundschaftliche Verhältnis zwischen der nisterpräsident im Sinne des§ 5 der gegenseitigen Verstehens. Die Teilnehmer der stellen, bestätigen die Entschlossenheit ihrer Re- Tschechoslowakei und der Sowjetunion   für die Unterredungen drückten einander ihre vollständige gierungen, die Bemühungen zur Ueberwindung nächsten Jahre ein Faktor sein, mit dem Befriedigung über den Stand der gegenseitigen der Hinderniffe fortzusehen, die einer umfaffen- unsere Außenpolitif au rechne a Beziehungen zwischen der Sowjetunion   und der beren kollektiven Organisierung im Wege stehen. haben wird. Was die beiden Länder zusam Tschechoslowakischen Republik aus und über jene Als Grundlage der Zusammenarbeit beider Län- menführt, find gemeinsame Interessen, die nicht beträchtlichen Erfolge, die die Annäherung der der wurde ihr aufrichtiges Bestreben nach Festi- nur von gestern und heute, sondern auch von mor beiden Länder im letzten Jahre aufzuweisen hatte, gung des Friedens zum Wohle aller Völker gen und übermorgen sind. Alles Streben der so­wjetrussischen Außenpolitik gilt der Erhaltung fowie über die Resultate ihrer Zusammenarbeit Europas   anerkannt. auf dem Gebiete der Förderung und Festigung des des& rieden 3. Die Sowjetunion   ist von zwei Seiten bedroht: einerseits vom japanischen Jms allgemeinen Friedens. perialismus, der sich durch die Besizergreifung einer chinesischen Provinz nach der anderen der Nach dreitägigem Aufenthalt in Moskau   ber- Grenze der Sowjetunion   immer mehr nähert, an= sehung dieser Zusammenarbeit sowie für eine er. ließ Minister Dr. Benes Dienstag nach Mit dererseits von Polen  , das gewisse Ziele in der Go­folgreiche Entwicklung der Wirtschaftsbeziehungen ternacht die sowjetruſſiſche Hauptstadt, um& ewjet- fraine verfolgt und schließlich durch Deutsch­ningrad einen Besuch abzustatten, von wo er land, in welchem man das Wort vom Ritt nach gelenkt, daß eine systematische Annäherung beider am Donnerstag wieder nach Moskau   zurückkehrt. dem Often" geprägt hat. Wenn Rußland   gezwun­fer auf dem Gebiete der Wissenschaft, Litera- Der Aufenthalt des Ministers in Mostau gen sein würde, einen Krieg nach zwei Fronten zu tur und Kunst wünschenswert sei. Es wurde be- ließ eine Atmosphäre aufrichtiger ches das russische   Proletariat in den letzten Jahren führen, dann ist das großartige Aufbaurverk, wel­schloffen, die entsprechenden bereits bestehenden oder in Aussicht genommenen Organisationen der Herzlichkeit zutage treten, die ihn überall unter unerhörten Opfern vollbracht hat, bedroht. beiden Länder zu beauftragen, mit der Ausarbei- umgab. Dr. Beneš hatte während seines Aufent- Deswegen sucht Rußland   Verbündete, die ihm be­tung entsprechender tonkreter Maßnahmen für die baltes, eine Reihe offizieller Unterredungen, er hilflich sind an der Aufrechterhaltung des europäi Verwirklichung des Zieles zu beginnen, das sich die verhandelte mit dem Votskommissär Litwischen Friedens und mit denen es zusammen einen now, mit Stalin   und dem Vorsitzenden des könnte. Deshalb hat sich auch Rußland der euro­Ziveifrontenkrieg von vornherein verhindern beiden Regierungen auf dem Wege der Befesti= gung der intellektuellen Bande zwischen den Böl­Republik stellen.

Weltmeinung- ein lächerliches Gespenst"

Anmaßende Rede Mussolinis

Rom. Mussolini   hielt vom Balton des Re­gierungsgebäudes in Saifari auf Sardinien  an die versammelten Schwarzhemden und die Be­bölferung eine Rede, in der er ausführte:

Es ist noch vieles zu leisten, es wird

"

Es wurde anerkannt, daß die zwischen den beiden Regierungen abgeschlossenen Verträge und Abkommen eine feste Grundlage für die Fort­

schufen. Besondere Aufmerksamkeit wurde darauf

Herzliche Aufnahme durch die Moskauer   Oeffentlichkeit

jedoch alles, was notwendig ist, vollbracht wer. fern der Sowjetunion   und der Tschechoslowakischen Rates der Volkskommissäre Molotow, durch päischen Politik zugewendet, ist im September

den, denn unser fascistischer Wille ist ent­fchloffen, alle Hindernisse zu über. winden. Was die öffentliche Meinung außerhalb der Grenzen Italiens   betrifft, so ift bas nur ein lächerliches Gespenst, das von der leidenschaftlichen Begeisterungsglut ber Schwarzhemden verbrannt werden wird.

"

Mussolini   schloß seine Ansprache mit den Worten: Der Kampf wird weitergeführt werden zum Fortschritt der Nation, zum Gedeihen des Voltes und zur Ehre unserer Fahne".

Die italienische   Regierung hat zahlreiche Fliegeroffiziere und Soldaten des Jahrganges 1900 sowie Monteure und Mechaniker der Jahr­gänge 1908 unter die Waffen gerufen. Außer­dem wurden zahlreiche Kategorien von Offizieren, insbesondere Spezialisten einberufen, die Jahr­gängen angehören, die älter find als der Jahr­gang 1900.

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%

In den Unterrebungen wurde die ge­gebene internationale Lage in Europa   vom Standpunkte der Intereffen des Friedens genau erörtert. Die Vertreter der beiden Staaten waren gezwungen festzustellen, daß das Gefühl der Besorgnis für das Schicksal des allgemeinent Friedens, das sich der Staaten Europas  in den letzten Jahren bemächtigt hat, nicht geschwunden sei, im Gegenteil intensiver wurde, insbesondere in folge des Widerstandes, dem die Maßnahmen zur Gewährleistung der Sicher heit der europäischen   Länder durch die fol­lektiven Bemühungen, die auf verschiedenen internationalen Beratungen und bei den Zusammenfünften der Staatsmänner in Genf   ins Auge gefaßt wurden, begegnen. Es wurde festgestellt die Einheitlichkeit der Ansichten der Teilnehmer an den Unterredungen

die der offizielle Verlauf seiner Reise in die 1934 in den Völkerbund eingetreten und hat vers sucht durch den Abschluß eines Ostpaktes seine Cowjetunion erschöpft wurde. Grenzen zu sichern. Nachdem der Ostpakt an dem Außer diesen Unterredungen, deren Ergebnis Widerstand Deutschlands   und Polens   gescheitert in dem amtlichen Kommuniqué aujammengefaßt ist, hat nun die Sowjetunion   im Mai Beistands. ist, stattete Minister Dr. Beneš eine Reihe von patte mit Frankreich   und der Tschechoslowakei   ab­Besuchen in Moskau   ab und nahm eine Anzahl von geschlossen. Besichtigungen, Museums- und Theaterbesuchen Die tschechoslowakische Außenpolitik konnte vor. Die beiden Vorstellungen in der Großen Oper ohne Bedenken den Patt mit den Sowjets eingehen, waren für das in der Oper anwesende breiteste weil die Tschechoslowakei   ebenso wie Ruß­Publikum Veranlassung, um Dr. Beneš herzliche land ein Lebensinteresse ander Ovationen zu bereiten. Diese Ovationen erreichten Aufrechterhaltung des europäis ihren Höhepunkt bei der Vorführung des Ballettsschen Friedens hat. Die zentrale Lage, Der Schwanensee  ", wo der Beifall des Publi- welche die Tschechoslowakische Republik in Europa  fums das Spiel der tschechoslowakischen Hymne hat, bedingt, daß ein europäischer Krieg gerade uns direkt übertönte. Die Sowjetpreſſe widmet dem am meisten in Mitleidenschaft ziehen und daß un­Aufenthalt des Ministers Dr. Beneš breiten Raum sere Heimat genau so zum Striegsschaupiah würde, und man kann sagen, daß in Angelegenheit sowohl wie es im Weltkrieg Belgien   und Nordfrankreich, der politischen als auch der kulturellen Annäherung Galizien   und Polen  , Serbien   und der Karst gewe­zwischen der Sowjetunion   und der Tschechoslo- sen sind. Deshalb haben wir mit der Sowjetunion  wakei der Aufenthalt des Ministers Dr. Beneš ein vereinbart, daß die beiden Staaten das ist das Wesentliche des Vertrages vom 16. Mai- ein= großes Wert darstellt. ander unverzüglich Hilfe und Unterstüßung ges währen", wenn sie Gegenstand eines nicht pro­vozierten Angriffs von seiten eines europäischen  Staates wären." Damit nun nicht die Tschecho­ slowakei   allein ohne ihre europäischen Verbünde­ten in einen Krieg hineingezogen wird, wird wei­ters bestimmt, daß der Bündnisfall mit der So wjetunion nur eintritt, wenn gleichzeitig auch die Vereinbarungen der Sowjetunion   mit Frankreich  eintreten.

Rot- grüne Zusammenarbeit in Norwegen  

Ein Programm der Krisenbekämpfung

Oslo  . Das Storting nahm mit 90 gegen 51

Stimmen den Antrag auf Bekämpfung der Wirtz fchaftskrise an.

Die Annahme des erwähnten Projektes bedeutet

Wird Mussolini   triumphieren? Der römische Korrespondent des Matin" meldet, es drohe e in Zusammenbruch der gemeinsamen italienisch eng lisch französischen   Strefaer ront, wenn England und Frankreich   Italien  ir Angelegenheit Abessiniens feine Genugtuung geben. In Rom   ist man der Ansicht, England und Stalien sollten den Vertrag vom Jahre 1906, der das tatsächliche Statut für Abessinien bildet, revidieren. In diesem Sinne werde Italien  feine fünftige diplomatische Tätigkeit entfalten und eine neue politische konstellationim zugleich gemäß den internationalen Aussichten norwegischen Parlament. Nach dem im Frühjahr mehr oder weniger umfangreiche militä erfolgten Sturz des liberalen Kabinetts Mohwin­tische Operationen einleiten. Der kel und der Bildung einer Regierung aus der Ar­Korrespondent fügt hinzu: Die gewagte Partie, beiterpartei, die über 69 von 150 Mandaten ver­die Mussolini   spielt, hat natürlich auch ihre fügt, tam es zu Berhandlungen zwischen der Arbei­Schwierigkeiten. Ihr Erfolg wird von dem Stand- terpartei und der Agrarpartei, deren Ergebnis ein buntte Deutschlands   zur inneren Politit Defter- Kompromißantrag auf Bekämpfung der Wirt­reichs sowie auch von den finanziellen schaftskrise war. Möglichkeiten Italiens   abhängen, denn militärische Operationen großen Umfanges in Afrika   würden bedeutende Geldmittel erfordern.

Im Sinne dieses Projektes werden die prä­liminierten Ausgaben im künftigen Finanzjaht von 409 Millionen um 26 Millionen auf 435

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Die Reise Beneš's nach der Sowjetunion   ist Millionen Kronen erhöht. Der Plan ficht die nun sozusagen der Abschluß der Verhandlungen, Erhöhung der Posten für öffent die mit der Sowjetunion   seit längerer Zeit ges liche Arbeiten und Hilfsma führt werden, was formell dadurch zum Ausdruck nahmen für die Landwirte und kommt, daß der Beistandspakt vom 16. Mai nuns Fischer vor. Es handelt sich besonders darum, mehr ratifiziert worden ist und damit in Wirks für die I and wirtschaftliche Indu- samkeit tritt. Die herzliche Aufnahme, die unser strie beffere Bedingungen zu sichern, und zwar Außenminister in der Sowjetunion   gefunden hat, in der Weise, daß die Preise der landwirtschaft zeigt besonders hell auf, daß die Sowjet­lichen Produkte erhöht werden. Zur Deckung der union in ihrer Außenpolitik außerordentlichen Ausgaben wurden die direkten Steuern mäßig erhöht und im Kleinhandel die dig feststellen wollen, so wohl im Interesse neue Wegebetreten hat, die, wie wir freus Umsatzsteuer eingeführt. der osteuropäischen( bols chewi it is chen) als auch der westeuros päischen( fozialdemokratischen) Arbeiterbewegung sind. Während die Außenpolitik der Sowjetunion   in den ersten Jah

Sowohl die Agrarpartei als auch die Arbei­terpartei heben hervor, daß es sich bei diesem Kom­promiß um feine Stoalition zwischen den beiden Parteien handelt.