Nr. 166Freitag, 19. Juli 1935Sekte 3tfodefcndeuferäcr XcitepicgcfHenleins Volksordnung und die ArbeitslosenArbeitsvermittlung gegen TaschengeldDie Henleinpartei will die Zusammenfassungaller Bolkskräste sein. Bei der Wahl haben auchWähler mit den verschiedensten Interessen diesePartei gewählt, unter ihnen auch viele Arbeits-lose. Wir halten eine solche Partei für ein Unding, denn man kann nicht gleichzeitig zwei Herren dienen. Das zeigt sich schon heute. Ein Beispiel dafür ist der freiwillige Arbeitsdienst, dieArbeitsvermittlung von Arbeitslosen auf dasLand gegen ein Taschengeld von 10 Kronenwöchentlich.Wir geben nachstehend den genauen Wortlauteines Fragebogens der Kreisstelle TeplitzSchönauder Hcnleinpartei wieder.Sudetendeutsche Partei Wahlkreis VI—LaunKreiSstelle Teplitz Schönau,Frauengasse 5/1, Fernruf 130Bezirk:Betrifft: F. A. D.»Freiwilliger Arbeitsdienst"Landdienst.Einlauf Rr.:........Landhelfer-MeldnngVerpflichtung.Ich Eudesgeferttgter erkläre mich bereit ausdie Dauer ungefähr... Wochen als Landhelfer bei Bauern im Siune des F. A. D. freiwilligen Arbeitsdienstes„Landdienst" gegen freieKost, freie Wohnung und ein wöchentliches Taschengeld von 10.— Kö zu arbeiten.Ich«nterordne mich freiwillig den herausgegebenen Weisungen und sehe meine Arbeit alsfreiwillige Hilfe im Rahmen der Bolksgemeinschaftau. Ich werde mit allem meinem Tua und in meiner Arbeit als deutscher Volksgenosse handeln.Dies bestätige ich mit meiner eigenhändigenUnterschrift:(Unterschrift)Bor- und Zuname: Beruf:....... Alter: ledig oder ver heiratet?...... Ist Besitzer der Eechkarte?War in der Landwirtschaft tättg?....Mitgliedsnummer: Bestätigung derOrtsgruppe(Stempel):Eingeteilt bei dem Bauer:............in Straße, Hausnummer....Freiwilligen Arbeitsdienst für die Volksgemeinschaft nennt man das. Eine Woche Feldarbeitgegen Kost, Unterkunft und 10 KL TaschengeldsWovon sollen die Familienangehärigen leben,wenn der Arbeitslose verheiratet ist? Undwie wirkt fich dieser freiwillige Arbeitsdienst der Henleinpartei auf unsere Landarbeiter ans?Die existieren wohl für Henlein nicht?Glaubt man denn auf diese Weise den Arbeitslosen helfen zu können und etwa die Wirtschaftskrise einzudämmen?Die Sudetendeutsche Partei ist behaftet mitdem Widerspruch der in ihr vereinigten verschiedenen Interessen. Würde diese Partei sich auf dieSeite der Arbeitslosen stellen, dann müßtesie andere Arbeitsbedingungenfürsiefordern. In diesem Falle würde siesich aber die Gunst der anderen verschmerzen.Diese Arbettslosenfürsorge wird nicht unternommen, um den betroffenen Menschen wirkliche Hilf« zu bringen, sondern um fich dieArbeitslosen weiter dienstbar zu erhalte».Eine Fürsorge mit politischen Hintergedanken ist aber verderblich, denn sie hat Folgen fürden Charakter.Henleins Großagrarier bekommen billigeArbeitskräfte, ein paar Arbeitslose kommen aufdas Land, so daß gleichzeitig zwei»StandeS-gruppen" befriedigt werden. Scheinbar, denn eineVolksgemeinschaft, die auf solchen Illusionen beruht, hat keine Dauer. Die Realitäten des Lebenssind stärker als die Wünsche einiger Phantastenund ihrer wirtschaftlichen Nutznießer.stimmt die Ernüchterung?Nach ihrem großen Wahlsieg suchen die Hen«keinführcr durch Feste und diverse Tagungen chre Anhänger weiter in Stimmung zu er-haltm. Da sie die hochgespannten Erwartungender Wähler auf rasche Besserung der sozialen undnationalen Verhältnisse nicht erfüllen können, veranstaltet man nach reichsdeutschem Muster—Spiele.Zu den politischen Spielereien gehören auchdie vielen Bezirks- und Kreistagungen der Parteiund ihrer.Gliederungen". Biel zu tun gibt?mit der Schaffung der einzelnen»Stände-gruppe n". Mit der Errichtung der Ständegliederung der Arbeiter im fünften Wahlkreise soll man angeblich bald fertig sein. Mitden Henlein-B a u e r n wird ebenfalls fleißig—beraten. So fand am letzten Sonntag in B ö h m-L e i p a ein»Kreisbaucrntag" statt, dessen Besuch jedoch viel zu wünschen übrig ließ. Was diein Leipa versammelten Bauern und Nichtbauernan polittschen Weisheiten zu hören bekamen, warnicht sehr vielversprechend. So gab der Kreisleiter Abg. May(der seit zwei Jahren praktisch inder Politik tätig ist) nachstehendes zum Besten:»Wenn«S besser werden soll, muß der U m-bruch auch im tschechischen Volle kom men, eS muß eine Umgestaltung des ganzenöffentlichen Lebens eintteten. Der Friede unddie neue Zukunft sind nur zu erringen, wem:Gerechtigkeit allen zuteil wirb, di« hier zusam-menleben und»asammenksben müssen: Di« Situation ist nicht hoffnungslos, aber eS sindBetge von Mißtrauen und Unkenntnis zu versehen."AuS diesen Worten klingt schon jetzt vielPessimismus im Gegensatz zu den vor denWahlen gehörten hohen Tönen. Wie sehr hat mandie deutschen Sozialdemokraten als„VollSver-räter" geschmäht, weil sie in richttger ErkenntniSder Machtvcrhättniffe auf tschechischer Seite Partner suchten und fanden. Wir wollen nicht Hinweisen auf da- albern« Gerede von Henleinanhän-gern, daß nach dem 19. Mai alle Tschechen ausdem deutschen Sprachgebiet verjagt würden, daßalle von ihnen besetzten Posten den Henleins übergeben würden usw. Wenige Wochen nach demgrandiosen Siege muß Wg. May verblümt eingestehen, daß die Henleins aus cige-nerKraft gar nichts ändern könnenund auf den»Umbruch" im tschechischen Lager warten müssen. Erst dannwerde es besser werden!<AuS den Spalten der Henleinschen»Rundschau" klingt ebenfalls immer wieder der Appellan die junge tschechische Generation zwecks»Verständigung" und Schaffung einer»neuen Ordnung". Die junge tschechische Generation wirdaber kaum jemals etwas für deutsche Antidemokraten und Kapitalistenanwälte übrig haben.Deshalb kann Herr Abq. May samt seinen Nachläufern steinalt werden, ehe der von ihn gewünschte»Umbruch" im tschechischen Lager kommt.Den begierig aushorchenden Bauern wurdegeraten, sich innerhalb der»Bolksgemeinschaft"geistig durchzusehen, damit sie eineMacht darstellen und sich genossenschaftlich zuorganisierest. Statt direkter sofortiger Vorteilealso neue organssatorische Müh und Plage! DieEroberung der bisher von den Landbündlernverwalteten Verbände gehört mit zu den Zielender SHF-Bauern. Ob das gelingt, ist allerdingseine andere Frage.' Biele Bauern haben zwarfür Henlein gestimmt, sind aber seelenruhig M i t«glieder des»Bundes der Landwirte" geblieben und suchen dprt weiterRat und Tat. Da der B. d. L. nun seine Leute»siebt", ist es sehr leicht möglich, daß so mancherHenleinbauer sich nun wieder für die Landbünd-ler entscheidet.Auf jeden Fall kommen die geblufften Hen-lein-Wählcr aus den Kreisen der Werktätigendarauf, daß sie sich gewaltig-— verspekulierthaben. Dazu gehören ja auch vielt Arbeitslose. Sie glaubten wirklich, die Henleins würden ihnen Brot und Arbeit schaffen. Dabei dachten sic, di« von den Sozialdemokratengeschaffenen Fürsorgeeinrichtun-gen als»selbstverständlich" weiterin Anspruch nehmenzu können. BeideGruppen(Henlein-Bmitrn und-Arbeiter) fuhren also auf zwei Geleisen und gerieten damit inSGedränge. Die Rechnung, durch Verrat anden alten Parteien wirtschaftlich zu profitieren,ist geschestert. Wird man durch bittere Erfahrung klüger werden?Krach In der OstrauerHenleingruppeDie Henlein-Ortsgruppe in Mä hrisch-Ostrau ist in bedenkliches Schwanken gekommenund gegenwärtig in zwei Lager: die einanderwütend bekämpfen. Dieser Tage sollte eineVersammlung der Ortspartei sein, die jedoch imletzten Augenblick abgesagt wurde. Die gegenwärtige Führung der Pattei hat nämlich mächtige Angst vor der Opposition. In diesem Zusammenhang ist die Absetzung des früheren OttS-gruppenleiterS Hellmann durch die BrzirkS-führung der Henleinpattei als besonders bemerkenswert anzüsehen. Als Grund für die Absetzung wurden llnbotmäßigkett und absichüich«Irreführung deS Amtes angegeben. Der Unbotmäßige scheint aber über beträchtlichen Anhangzu verfügen.ES ist aber nicht bekcrnnt, ob die»Unbot-mätzigk«it" mit gewissen finanziellen Unregelmäßigkeiten zusammenhängt, diebei der Verrechnung der Wahlgelder vorgekommensein sollen. Man hört, daß bei den Wahlen nichtweniger als 10.000 XL aus der Ortskasseverschwunden sind, ein Umstand, der beiLeuten mit so sauberen Händen, wie sie die Hen-leinanhänger zu haben behaupten, einigermaßenverwunderlich ist.Die Amtsenthebung der früheren Ortsgruppenleitung soll auch, wie der»Duch Casu"meldet, mit einer Revision der OrtSkasse zusammenhängen, die von einem Abgesandten derzentralen Leitung der Henleinpartei durchgeführtwurde.Es ist bezeichnend, daß die AmtsenthebungHellmanns trotz der Vorkommnisse, die ihnen zugrunde liegen sollen, zu einer moralischen undmateriellen Stärkung der früheren Ortsgruppen-leitung geführt hat, die ständig an Anhang gewinnt und heute schon über hie Mehrheit verfügt. Ob das auf einen ausgesprochenen Sinnder Henleinanhänger für Sauberkeit oder auf begründete Bedenken gegen die Revision durch dieZentrale zurückzuführen ist, läßt sich nicht ohneweiteres sagen.»Keineswegs erscheint aber eineBeilegung des Kampfes zwischen den beiden Lagern ohne die schwerste Erschütterung der Hen«leinortsgruppe als möglich. Auch in Mährisch-Ostrau kam eS bereits, wie in anderen. Orten, zuMaffenauAritten aus der SudetcndeutschenPartei.Henleins VertrautePresseberichtigung des Artikels„HcnleiicSVertraute", welcher in der Nüstilsielt* 123 des„Sozialdemokrat" vom 26. Mai 1935 erschienenist:' Es ist unwahr, daß ich Bevollmächtigter derVereinigten Bankkontore für die Tschechoslowakeiund Oesterreich bin. Es ist weiters univahr, daßich in enger Zusammenarbeit mtt dem bekanntenNationalsozialisten Franz Riedel stehe und es istferner unwahr, daß ich mit diesem im Oktober1934 eine ausländlsche katholische Bewegung inPrag organisierte. D r. Hans Neuwirth.Die Behauptungen, die Herr Abg. Dr.Neuwirth mit Hilfe des für solche Zwecke allzubrauchbaren Preßgesehes aus der Welt zu schaffen sucht, waren einem Attikel des Wiener„NeuigkeitS-WeltblatteS" entnommen.?ES istsehr leicht, die Floskel„Es ist unwahr..." zugebrauchen, ob damit auch Tatsachen wdggewischtwerden können, ist eine andere Frage. Wir können uns nicht helfen, der damalige Bericht desgenannten Blattes erscheint uns richtiger als die„Berichtigung" des Herrn Dr.J Neuwirth.„Ein trauriger Fall”Die„L i d o v L L i st y", daS Zentralorgan der tschcchischklerikalen Pattei, beklagt sichüber die Behandlung, die die deutschen Christlichsozialen den in letzter Zeit immer zahlreichtrWerdenden Emigranten aus/lreichs-eutscheü Zcn-trumskreisrn zuteil werden läßt.t Das Blattschreibt u. a.:„Seit Wochen kommen in unsere Redaktionkatholische Emigranten ausDeutschland, denen es gelungen ist, überdie Grenze zu kommen, die Mehrzahl aus Konzentrationslagern. Sie kommen in daS tschechischekatholische Milieu und wir helfen ihnen auS Leibeskräften. Sie kommen aber erst bitterenttäuscht durch die Aujnghmt, die siebei unseren deutschen Katholiken gefunden haben, wo nicht immer Verständnis für dieLeiden derjenigen vorhanden ist, die durch dieWelt irren. Unsere Deutschen, auch die Katholiken, berufen sich oft mit Stolz auf die Bandedes Blutes, der Sprache und der Kultur,.die siemit dem deutschen Volk im Nachbarreiche verbinden. Sie versagen aber, wenn eS darum geht, die Aufrichtigkeit solcher Worte zugunsten der ärmsten der Stammesbrüder praktischnachzuweisen. Sie greifen zu Ausflüchten. undAusreden. Das ist nicht das beste Zeugnis und ein trauriger F a l l, deraber einmal festgehalten werden muß."Julius StreicherDer Bajazzo des TerrorsBon F. Roth.Bierdunst und Dabakqualm brütet übergrobgchobelten, weiß gescheuerten Tischen. DaSRednerpult auf der Bühne ist ein brennenderFleck: wie ein ttesiger roter Fliegenpilz steht eSim dunklen Waldschatton der grünen Kulissen undEufftten. Die Schritte der Kellnerinnen, vollfühttmit gewölbten männlichen Sohlen— solche Stiesel gibt- nur im Deutschland der Militäranwär-ier— knirschen im Weißen Sand auf den schmalen Gängen. Die SA-Kapelle schmettert schonzum drittenmal den Badenweilener Marsch dahin— mit entsetzlich simplen und arroganten Rhythmen: aber cs ist die Lieblingslomposi^in des»Führers"... Die Bogenlampen tränen fast inall dem trüben Brodem von Masseneclebnis,Alkohol, Einheitsgesinnung.Die Bühne wird hell. Hakenkreuzfähnrichestillen mtt ihren Standarten den Hintergrund.Bon ganz hinten ein« hölzerne Kommandostimme.-Parteigenossen l Nationalsozialisten! DaitschesBohlk. In unserer Mitte weilt heute der Franken»lührer Parteigenosse Julius Streicher... EinTaifun des Beifalls! Die trockene Stimme er-lrinkt im Getös«: grade noch hört man:»Ach erteile ihm sofort das Wottl"Da steht er nun oben, hinter dem rotenFahnentuch mtt dem kreisrunden schwarz-weißenBlickfang: Juliu? Streicher, Intimus des»Füh rers und Reichskanzlers", Oberregifseur des Ju«denbotzkottS, Herausgeber des schmutzigsten allerSchmutzblätter, Regierungspräsident, Stadtrat,M. d. R.l Ein Mann Ende d«r Vierziger, mitbreiten Schultern und krampfig geloülbter Brust,mit fahlem Schlächtergesicht und ratzkahlem Schädel, über den er gleich nach dem ersten Redesatzmit zwei Fingern fährt,, um mit Schwung dieTropfen vorn ins Publikum zu schleudern. Abernicht lange hält's ihn hinter der schützenden Ber-schaluitg. Dröhnend in sich steigerndem, sich schrillüberschlagendem Redefluß— die Glatze glühtschon wie ein Feuerüall— tritt er ganz vor andie Rampe. Die Hundepeitsche, er hat sie vomPull ausgenommen, saust jetzt taktmäßig klatschend die steif rhombischen Plustern seiner Retthose entlang, die nach rechts und nach links wiezwei große Stacheln des Terrors abstehen. Zwischenrufe!„JW's den Juden!"»Ran an'SSpeck!",»Immer feste Saures den Jidden!"Jetzt ist der Redner da, wo er sein Publikumhaben will und das Publikum ihn. So redet ervor ihm, pein schreit und rumort er zwei Stunde»lang, vorn auf der Bühne hin- und hettchreitend,die Linke in die Hüft« gestemmt, mit der Peitschedie Akzente gebend, ein Sergeant vor der strafexerzierenden Kolonne:Julius Streicher!•Es ist kein Zweifel: Bon allen Nazirednern,Hitler mit eingeschlossen, ist dieser frühere BolkS-schullchrir, wegen schlimmer Geschichten schonsehr frühzettig aus der Vädaaoaik-ntt-rn».sicherlich der, welcher die Primittvität deS DrittenReiches und das Negroide dieser Kulturrückbfl-düng am reinsten verkörpert, am klarsten erkannthat, am kompromißlosesten ihnen Rechnung trägt.Ohne Julius Streicher würde das Dritte Reichschon längst angefangen haben, langweilig zuwirken. Ohne seinen»Stürmer" würde es ganzder Monotonie perfektester Gleichschaltung undhanettester Saft- und Kraftlosigkeit des Legallnverfallen sein, die seiner Anziehungskraft jetzt schongefährlich genug ist. Streicher und sein.Werk"leben davon, daß überall da, wo sie sind, immernoch der Rcvolverschuß dröhnend zur Decke fähtt,den anno 23 Hitler selbst im Münchener Bürge»»bräu— jeder Zoll ein Old-Sheaterhand— einstgelöst hatte. Und so etwa? braucht das DritteReich mehr noch als Devisen. Sonst wird es vonReichswehr oder Kirche, von Etatssorgen undExportbestrebungen, von vaterländischer Stattsttkoder vaterländischer Literatur versponnen, ver»mahlen und verspeist— von allen Tatsachen undEinrichtungen der Ordnung nämlich und der bürgerlichen Seriosität. Die Karpfen vermodern imeigenen Fett, wenn der Hecht nicht wäre. JuliusStreicher i st der Hecht!Herr Streicher nennt sich den»Frankenführer". Er ist eS, grade wenn man der nationalsozialistischen Parteihierarchie und ihren Titula«tuven folgen will, aber durchaus nicht. Im GebietFranken fungieren nämlich als Gauleiter, wieauch Streicher einer in Nürnberg ist, noch zweiw-ftere Nationalsozialisten Erstens einmal derfrühere Lehrer Hans Schemm, der diesen seiner,Parteiposten auch als bayrischer Kultusministerbeibehalten hat. Herr Schemm residiert in Bayreuth sOberfranken) und beherrscht ganz souverän den Parteigau Bayrische Ostmark, zu den,Oberfranken, Teile von Mittelsranken und Niederbayern gehören. In Oberfranken und inMittelfranken zum großen Teil bat Herr Strei»cher, der»Frankenführer", also höchstens alsRegierungspräsident ba der Regierung in Anü-bach mitzureden. In der Partei hat er nichts zuvermelden. Unterfranken mit der HauptstadtWürzburg untersteht wiederum einem berüchtigten früheren Zahnarzt Dr. H«l m u i h alsGauleiter, der zugleich dort auch Regierungspräsident ist. Diese ganze, nicht sehr klare or,za-nssatorische Aufteilung des Gebietes, als dessenHerrn sich Herr Streicher so gern bezeichnet, hatseine besonderen Gründe in der Person Streichersund dem Mißtrauen, das ihm, abgesehen vonHitler selbst, alle Untergötter der NSDAP, vorallem in seiner näheren bayrischen Nachbarschaftontgegenbringen. Man sperrte ihn aufdiese Weise gewissermaßen in sei-nemNürnberg i n d i e I s oli e rz e l l eein. Ueber das Weichbfld der Äadt hinaus sollteder Saft- und Kraftmensch neben den Entscheidungen bleiben! Man muß wissen, daß gerade für die Machtverhältnjffe im Hitlerreich derGauleiter als omnipotent gilt, nicht aber irgendeine rhetorische Größe, so populär sie auch seinmag.Streichers»Stürmer", an dem er schon vorFahren nachweislich 60.000 bis 100.000 Marl