Nr. 285SamStag, 7. Dezember 1935«rite 3tfudctendeutscficr Zeitspiegetneuenieder«b,der Ku-Klux-Klander sudetendeutschen PolitikPrag. AlS Sprecher unserer Fraktion in der Generaldebatte befaßte sich Genosse SchS»f e r am Freitag vorwiegend mit dem Problem der U m st e l l u n g der I n d u st r i e, vorallem der Exportindustrie, mit der daS Schicksal des deutschen Arbeiter- in den Randgebietenunlöslich verbunden ist. Er legte überzeugend die Notwendigkeit dar, hier neue Wege zugehen und eine neue Einstellung zu all den Problemen zu erarbeiten.Mehrfach hatte er dabei Gelegenheit, sich mit den Zusammenhängen zwischen Unternehmertum und Unternehmerschutztruvpe, die durch eine gewisse Politische Gruppe repräsentiert wird, zu— Zfauf*Praxis dem Landesausschuß oder den Landeskommissionen zur Beratung zugewiesen wurden.Ausnahmen bildeten nur einige Anträge derSdP, welche von der tschechischen Mehrheit derLandesvertretung sofort abgelehnt wurden undnicht mehr zur Beratung gelangen. Es sind darunter demonstrative Anträge, welche der SdP zubilligen nationalen Lorbeeren verhelfen und sieder Notwendigkeit entheben sollten, ihre Fähigkeiten in der praktischen Kleinarbeit zu bewähren,aber auch Anträge, welche schon wegen ihrer ungenügenden Formulierung und sachlichen Unzuständigkeit beiseite geschoben wurden. Die SdPließ alles über sich ergehen, ohne einen Laut desProtestes zu wagen.Nach der Verabschiedung des Budgets kamder Finanzreferent Dr. Kubista nochmals aus dieZwischenfälle zurück, die zu einer Erklärung derdeutschbiirgerlichen Parteien in der Landesvertretung und zu der Berichtigung durch den Landespräsidenten geführt hatten. Dr. Kubista verwahrte sich dagegen, daß man ihm die Absichteiner Beleidigung des deutschen Volkes unterschieben wollte. Er habe nichts anderes getan, alsin einem bestimmten Fall, der in den Bereich derLandesvertretung gehört(Ländeskulturrat undLandesschulrat) seine persönliche Meinung ausgesprochen, und nie die Absicht gehabt, den Anschein zu erwecken, als ob seine Ansicht mich dieAnsicht des Ländesaüsschusses wäre. Dr. Kubistapolemisierte schließlich mit dem LaudesauSschuß-beisitzer Kaiser, der durch die Verlesung der Erklärung nur die Geschäfte der SdP besorgte.Die Session wurde mit einer Ansprache Dr.Mandls an den Landespräsidenten und Dankes-worten des Vorsitzenden geschlossen.beschäftigen und nach dieser Richtung energische Vorstöße zu unternehmen. Sein Appell zur Znsammenarbeit zwischen den deutschen und tschechischen Arbeitern wurde mit starkem Beifallgenommen.Die Wirtschaftskrise, die seit sechs Jahren aufder Welt lastet, ist keine gewöhnlich« Erschütterung,sondern beweist, daß die ganze Wirtschaftsord nung krank ist und eines Umbaues bedarf. Auch imStaatsvoranschlag wirkt sich die Krise aus. Die An forderungen an den Staat steigen von Jahr zu Jahrgewaltig, namentlich jetzt, wo wir unmittelbar vordem siebenten Krisenwinter stehen.Am größten ist die Not unstreitig in denIndustriegebieten, wo es zumeistnur Exportindustrie gibt, als» in den deutschenRandgebiete« der Sudeten. In den letzten sechsJahren wurden hier weit über 600 größere Be triebe mit Tausenden von Arbeitern stillgelegt.Wir begrüßen es daher, daß der Herr Minister präsident gestern in seiner Programmrede ausdrück lich darauf hingewiesen hat, daß es eine dringendeAufgabe für den Staat und die Staatsverwaltungsein wird, alles zu tun, um dieser schwer bedrängtenBevölkerung helfend beizustehen, und.wir rechnengeschieht, was nurkommen zu wollen. Sie haben dadurch die Kaufkraftder Bevölkerung untergraben, die heute so niedrigist, daß die Industrie bei bestem Willen ihre Erzeugnisse nicht mehr absetzen kann. Die Betriebseinstellungen sind trotzdem gekommen. Unsere Warnungen haben sich leider nur als allzu berechtigt erwiesen.Um in unserem Bereich aus der KriseherauSzukommen, soweit dir Kräfte des Staatesund der Wirtschaft dazu reichen, müssen wirandere Wege suchen. Bor allem müssen dieUnternehmer die Vorstellung aufgeben, daß manden Export ausschließlich durch einen Lohnabbau heben kann. ES muß endlich einmaldir Exportförderung systematisch angepacktwerden.Hiezu bedarf es einer Reihe von Mionen, dievon der Regierung auSgehen müssen. Unser Export-institut' ist auszugestalten, für die Propaganda unserer Jndustrieerzeugnisse müßte mehr geschehen, undschließlich muß man auch über die bisherigen Wirt-schaftsmethoden hinausgelangen..Die Wirtschaft, die Produktion wie die Konsumtion, bedarf heute einer Neuordnung.Die Welt ist anders geworden. Die alten Industriestaaten werden den Platz den sie einmal inder Weltwirtschaft innehatten, kaum mehr wiederzurückerobern. Damit ist es vorbei.Und deshalb muß sich, so schwer man sich auchdamit abfinden mag, die Wirtschaft in jedemStaate so umstellen, daß ihr Aufbau, ihre Regelung und Organisierung den neuzeitlichen Ber-hiltniffrn entspricht. Eine mechanische Neberwin-dmrg der Krise ist unmöglich.(Zwischenruf: Als»eine neue Wirtschaft!)... Die Wirtschaftskrisekam» nur überwunden werde«— da hat der Zwi-Exportförderungdas Lebensproblem unserer IndustriearbeiterGenosse Schäfer In der Generaldebatte zum BudgetLandesbudgetangenommenAbgelehnte SdP-Anträge— Nachklängedes Zwischenfalles KubistaDer böhmische Landesvoranschlag für 1936,der Freitag angenommen wurde, weist bei Einnahmen und Ausgaben von je rund 572 Millionen Kronen ein Aktivum von 24.600 Kronenauf. Der Voranschlag für Investitionen in derHöhe von 56,400.000 Kronen ist unbedeckt undvollkommen auf Realisierung mit Hilfe von Anleihen angewiesen. Dagegen stimmten nur dieKommunisten, während die SdP-Leute trotz ihrerAnkündigung, für den Voranschlag zu stimmen,nicht recht zu wissen schienen, was sie tun sollten.Ein Teil hob die Hände, der andere verhielt sichpassiv, und einige Mitglieder der Fraktion blieben der Abstimmung, wie schon vorher bei derErledigung der Anträge, fern.Zum Budget waren im Verlaufe der dreiwöchigen Debatte 176 Anträge und Resolutionen eingebracht worden, die nach der üblichenkommt— so kürzlich wieder einige kritische Srim- hämmert im Lager der Sieger des 19.Men aus Mährisch-Schönberg— setzt sich neuer-1 Mai. Allerdings hätten die jetzt Enttäuschten sichlich mit dem Kameradschaftsbund aus-1 un b ihrem Volk manches ersparen können, wenneinander, jener„ Elite"-Organisation,^die in der früher aufgestanden wären und ihr Gehirn* I schon vor dem 19. Mai ein wenig in Gang gesetzt; hätten!I schenrufer sehr recht— durch ein«Wirtschaftsordnung.Wir befinden uns ja in einer Zeit desgehenden Kapitalismus, auch wenn er heute noch mitallen möglichen Mitteln den Fieberzustand zu bekämpfen versucht, in welchem er sich befindet. Manchepolitische Strömung, die wir heute wahrnehmen, ioz. B. das Einschwören auf die staatlich«Autokratie, auf den totalen Staat, istindirekt nur aus dem kranken Zustand des Kapitalismus zu erklären. In der Debatte wurde ja bereits wiederholt auf die politischen Begleiterscheinungen der Gegenwart hingewiesen. In mehrerenStaaten ist die Arbeiterbewegung niedergeschlagen,und es haben sich hiezu auch irregeführt« Arbeiter gefunden, deren Not man auSgenützt hat, um st«zu Feinden ihrer eigenen Klassengenossen zu machenund zu blinder Gefolgschaft gegenüber den Kapitalisten, ihren schlimmsten Gegnern, zu verleiten.Auch bei uns hat die Filiale deS HitleriSmuSder Arbeiterbewegung schweren Schaden zugrfügtDer Arbeiter, der aus dem ProduktionsprozeßhinauSgeworfen wurde, der vor dem Nichts stehtund zermürbt ist, wird eben leicht die Beute einespolittschen Scharlatans»der einer politischenGruppe, die gewissenlos genug ist, daS Unmögliche zu versprechen, die Wahrheit zu verfälschenund den armen Mann so für sich einzufangen.All die Agitatoren, die während deS Wahlkampfes erklärt haben:„Wir werden handel n, wenn ihr unS wählt, die andern haben nurgeredet", waren aber felsenfest überzeugt, daß siedamit die Unwahrheit sprechen.Wir sind jetzt seit Juni hier in dieser neuen Zusammensetzung im Parlament beisammen und ichhabe von der betreftenden Seit« bisher auch nurReden gehört, von Taten ist nichts zu spüren.Wie kommt es denn(an die SdP gewendet),daß bei der Schäftung der Sudetendeutschen Heimatfront, dieser Zweigstelle des Nationalsozialismus vondrüben, sofort die Unter st ützung derUnternehmer für diese Bewegung vorhandenwar? Haben die Unternehmer nicht vielleicht d e s-w eg e n ihre Gelder zum Kampf gegen. uns ber-gcgeben, weil wir in der Regierung eine denArbeitern nützliche Polittk beobachtethaben?(Unruhe bei der SdP.)Seit einiger Zeit zeigt sich auch bei unS i»der Wirtschaft die Spur einer Belebung.Dieser Spur muß man nachgeheuund dafür sorgen, sie weiterzuführen. Zugleichmuß man aber auch auf dem Gebiete der Sozialpolitik alles tun, um das Elend im Gefolge der Arbeitslosigkeit zu mildern und abzuschwächen.Letzten Ende« kann man aber der strukturellenArbeftslostgkeU, die durch die Entwicklung derTechnik in der Industrie herbeigeführt wurde, nurbeikommen, wenn man daS ÄrbeltSguan»tum auf mehrere Hände aufteil 1,daS heißt, wen» man die ArhrttSzeitverkürzt.fordert die Gleichberechtigung der nicht gleichgeschalteten Studenten mit den Henleinleuten undlehnt es ab, die SdP-Studentengruppe als ein-Die„D eutscheLandpo st", in der itn< politische Organisation zu rein hochschulpolitischenmer öfter die Opposition der SdP zu Wort« Entscheidungen heranzuziehen.‘ 1 Es dämmert im Lager der Sieger des 19.^tzinander, jener„iArt eines'Geheimbundes, einer Loge, eines^machtgierigen Klubs, die deutschen Parteien zu nächst zersetzt und durchdrungen hat, bis sie diegesamte politische Macht im Bürgertum der SdPin d i e Hände zu spielen vermochte, die selbstMieder ein Instrument des allmächti gen KB ist. Der KB wirkt also wie der be rühmte amerikanische Kukluxklan und wenn sichauch die Mitglieder wahrscheinlich keine Mummen-Üeider anziehen, so treiben sie doch die Politikeiner geheimen, aus dem Dunkel wirkendenGesellschaft, die heute einer der stärksten und auchgefährlich st en Faktoren im Staate ge worden ist. Die„Deutsche Landpost" schreibt:Man kann ohne Uebertteibung sagen, daß derKameradschaftSbunddieganzeSdPbeherrscht und direkt terrorisiert.Wer nicht die Punze deS Kameradschaftsbundesträgt, der kann in der SdP nicht zur Geltungkommen und andererseits ist di« Zugehörigkeit zumfrüheren Kameradschastsbund die beste Legitima tion. Kameradschaftsbündler machen rasche Kar riere.DaS zeigt der F a l l Dr. Brand, daS zeigtaber auch der Fall Heinz Rutha, dessenherrische Art, das Fühkersystem auch im Turn-ve r b a n d einzuführen, in Nordböhmen aller dings gründlich abgewirtschaftet hat.. Das Blatt beruft sich dann auf eine Brief kasten-Notiz der„Rumburger Zeitung",die eine Reihe der führenden Namen des KB preis-gibt. Man wird sofort erkennen, daß es d i eFührung der SdP ist, die aus dem KB hervor gegangen, besser gesagt, die seine Fortsetzung ist:Der Kameradschaftsbund wurde im Jahre1929 als eine Vereinigung der Anhänger undSchüler des Wiener Universitätsprofessors OthmarSpann von dem Privatdozenten(und SchülerSpanns) Dr. Walter Heinrich und von HeinzRutha gegründet. Weitere Gründungsmitglie der waren u. a.: Jng. Franz Künzel, Dr. Wal-terBrand, Ernst K u n d t, Konrad Henlein,Dr. Hans Neuwirth, Dr. Sebekowsky.jtz..Dr. Köl.lner, H, H. Fx,a,n,^.Jvg. Kar mas i n, Dr. P r e i b s ch, Verbandsdi-ttvart!- Erich Kittel, Dr. Ernst Tscherne, Sko-marowsky, Walter Rhon, Dr. Iansky,Jng. Höß, Dr. Aschenbrenner u. a. m.Im Jahre 1934 löste er sich auf. Letzter Vor-/ fitzender war Abg. Knöchel, Böhm.-Leipa.Sein Ziel war, das Spannsche Gedankengut indie Wirklichkeit umzusehen und in ihr verwerten.• Die Spannsche Staatslehre beruht auf der Theorieder Stände und des universalistischen Gedankens- einer ständischen Neuordnung Europas. Im ita-•' lienischen FasciSmus sieht diese Theorie eine Be wegung, die diesen Gedanken verwirklichen könnte.Das Verzeichnis sei allerdings unvollständig.So gehöre auch H odin a dazu.(Das muß die»Landpost" ja wissen!)Aus einer Zuschrift aus SdP-Kreisen drucktdie„Landpost" u. a. folgende Stellen ab:„In Nordböhmen verblaßt das Bild Hen-1leinS immer mehr. Der KB schließt Konrad Hen-'lein von der Mitgliedschaft hermetisch ab, so daßheute vielfach Ortsgruppen, die Henlem etwas darauf datz alleswissen lassen wgllen, die Zuschriften n'cht möglich ist.an ihn. sondern an Frau fienleinj Wir haben gleich zu Beginn der Krise die Jndu-adressieren."! striellen davor gewarnt, durch Abbau der„Man bemüht sich, alle persönlichen Wider-! Löhne über die^ Stockung in der Wirtschaft^hinweg-sacher von KB-Mitgliedern aus der Partei aus zuschließen und dabei geht man ganz rück sichtslos vor. Beweis dafür ist der mysteriöseund bisher ungeklärte Selbstmordeines SdP-Funktionärs in Preßburg."„In der Partei— so heißt eS in der Zu schrift weiter— blüht das Spihelwesen.■ Parteifunktionäre, die nicht dem KB angehören,werden von Kameradschastsbündlern ganz syste matisch bespitzelt. Das ist z. B. das LosSandners, der in letzter Zeit ganz in denHintergrund gedrängt wurde, wie auch DoktorSuchys und vieler anderer. Durch die ungün stigen Erfahrungen, die man mit der persönlichenMeinungsfreiheit gemacht hat, gewitzigt, wirdheute auch vielfach von Parteifunktionären oderAngestellten die Unterzeichnung eines R e v»r-s e s verlangt, in welchem sich der betreffendeverpflichtet, der Hauptleitungnicht zu widersprechen. Die Hauptlei tung— das ist natürlich der KB, der mit solchenMitteln seine Diktatur in der Partei zu sicherntrachtet."Endlich behauptet das agrarische Blatt, daßWiderstand gegen das Totalitätsbestreben desKlüngels, aus dem KB besonders stark in dermidcntiichcn Jugend lebendig ist. Zum Beweis«ruckt die„Landpost" einen Brief ab, der im Ein-^rrftändnis mit der großen Mehrheit der völkischenStudenten geschrieben worden sein soll. Er wen-«tt sich in allerdings entschiedenen Worten gegen«ie Gleichsetzung der Volksgemeinschaft mit emerKartei, die er eine„Ungeheuerlichkett" nennt,Unsere Regierung hat erkannt, daß ohne die40-Stunden-Wochn an die Hunderttausende nichtmehr in Arbeit kommen können. Es wird sich auch dieIndustrie nicht länger dieser Notwendigkeit verschließen dürfen.Was das Erp oft des Herrn Ministerpräsidentenbetrifft, so freuen wir uns, daß von dieser StelleauS das Bekenntnis zurDemokratieso klar und eindeutig abgelegt wurde.' Wir haben esuns in den letzten sechs Jahren unserer Regierungsbeteiligung immer wieder gesagt, daß wir eSden Arbeitern schuldig sind, ander Aufrechterhaltung und Sicherung der Temokrattedieses Staates mitzuwirken. Wir sehen ja, was dieBeseitigung der Demokratie bedeutet,wenn wir über die Grenzen blicken.Gewiß, auch in einem demokratischen Land kannder Niederbruch der ganzen Wirtschaft an den'Menschen nicht spurlos vorübergehen. Und wir sind durchdie Auswirkungen der Vorgänge in anderen Staaten— und nicht nur der wirtschaftlichen— besonders inMitleidenschaft gezogen. Es ist in den letzten Jahrenwohl auch nicht immer alles geschehen, was geschehensollte. Es ist aber nicht unsere Schuld.(Bei den weiteren Darlegungen des Redners machen sich dieAbgeordneten der SdP durch Zwischenrufe und Unruhe bemerkbar. Genosse Schäfer sagt ihnen auf denKopf zu, daß sie F a s c i st e n sind und daß daSbraune Netz, das seine Fäden über die Grenze spinnt,nicht wegzuleugnen ist.)Genosse Schäfer setzt dann fort:Wir werden unseren Weg kaltblütig und entschlossen weitergehen. Wir wissen, daßdem Arbeiter in diesem Land« nicht gedient werden kann, wenn man den Gegensatz zwischenDeutschen und Tscheche» vergrößert, wir wissen,daß hier nur die tschechischen und die deutschenArbeiter zusammrn jene Forderungendurchsetzen können, dir sie zu ihrem weiteren Ledenbrauchen.(B e i f a l l.) Wir lassen uns vonunserer sozialistischen Urberzeugung nichts nehmen. Wir find überzeugt, daß daS Elend, das inder Welt herrscht, und der despottsche Druck, derin viele« Ländern auf den Arbeiter« lastet, überwunden werden kann und muß und daß daS Zu-sammrnlebrn der Menschen sich dauernd friedlichgestalten wird, bis der Kapitalismus durch de»Sozialismus überwunden sein wird.Wir werden für das Budget stimmen und wirwissen, daß wir damit der Arbeiterklasse und zugleichdem deuffchen Volke am besten dienen.(Beifall.)Wir brauchenBürgerschulen!lieber Schulfragen sprach in der Landesvertretung Genosse I l l n e r, der besonders die Notwendigkeit einer Vermehrung der Bürgerschulennachwies:Wir stehen auf dem Standpunkte, daß man gerade auf dem Gebiete des Schulwesens alle berechtigten. Forderungen erfüllen muß,.. Nun,_ schauenwir uns einmal die statistischen Tabellen über dieSchuljahre 1934/35 und 1935/36 an. Tatsache ist,daß sowohl auf deutscher Seite, wie auf tschechischerSeite ein auffallender Schülerrückgang zu verzeichnen ist. Die deuffchen Volksschulen haben gegenüber dem Vorjahre rund 8000 Kinder weniger. ESwurden 95 deuffche Volksschulklassen geschlossen. Beiden ffchechischen Volksschulen sind um 11.000 Schüler weniger, und eS wurden gegenüber dem vorigenSchuljahr nur 37 Volksschulen geschlossen. Bei denBürgerschulen sind auf deuffcher Seite 2800 Kinder weniger und es wurden 89 Bürgerschulklaffengesperrt. Bei den tschechischen Bürgerschulen find180 Schüler mehr und es wurden 54 ffchechische Bür»gerschulklassen neu errichtet. Hier ist also ein kolossaler Kontrast zu bemerken und in dieser Beziehungden notwendigen Ausgleich zu schaffen, ist eine derdringendsten Forderungen. Es wurde gesagt, daßzwischen der deuffchen und der tschechischen Schülerzahl keine Differenzen bestehen, ebenso wie zwischen den deutschen und tschechischen Schulen. Dasstimmt zwar, was die Volksschulen anlangt, und auchwenn eine Durchschnittszahl angenommen wird,aber es ist zu bemerken, daß gerade in den Randgebieten die Verhältnisse ganz andere sind. Dortspielen die Wegverhältniffe, die gegenüber dm zentral gelegenen Teilen Böhmens viel schlechter sind,eine große Rolle. Wir haben im verflossenen Schuljahre keine einzige deuffche Bürgerschule n«u gegründet, während man acht ffchechische Bürgerschulen neu geschaffen hat. Ich will nicht gerade diegesamte Schuld auf den Landesausschuß werfen. Ichkenne sehr viele deuffche Gemeinden, die finanziellso gestellt sind, daß sie die Mittel für dieErhaltung einer Bürgerschule aufbringen könnten.Aber durch die konservative Einstellung der betreffenden Funktionäre oder durch ihre Gleichgültigkeitkommt eS nie zu einem enffcheidenden Beschlüsse.Aber andere Gemeinden bemühen sich manchmalschon jahrelang und mit vollem Recht um eine Bürgerschule, wie z. B. Paulusbrunn und Fungbuch.Der Bezirk Leitomischl hat keine einzige deuffcheBürgerschule. Heute ist es vor allem notwendig,neue Sprengeibürgerschulen zu errichten, Mit diesem neuen Gesetz sind wir einen Schritt Vvrwärts-gekommen.Aufruf zum Boykott im offiziellen Henlein-blatt. Herr Georg W o l l n e r, Abgeordneter derSdP, gibt in Eger ein parteioffizielles Wochenblatt für den siebenten Wahlkreis heraus, das der„V o l k s r u f" heißt. In der letzten Nummerdieses Blattes finden sich an der Spitze der zweiten Seite zwei große Schlagzeilen'folgenden Wortlautes:„Hausfrau I Du verwaltest einen Großteilunseres Volksvermögens— durch deine Einläufehast du es in der Hand, jede einzelne Krone unszu erhalten."Diese Schlagzeilen stellen nichts anderes als einenunverhüllten Aufruf zum Boykott tschechischer und jüdischerGeschäfte dar.