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Teager Zeitung

Tag der Frauen

Gestern, am 4. März, feierien die Prager  sozialdemokratischen Frauen beider Nationen in schon Tradition gewordener Gemeinsamkeit den Inter­nationalen Tag der arbeitenden Frauen.

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Der schöne Steinersaal im Lidový dům" war bis auf das letzte Bläßchen gefüllt, als von der er­leuchteten Bühne die ernsten Rhythmen des Liedes der Arbeit erklangen, tschechisch und deutsch  . Dann

Tube 4.­

10000

Chlorod

,, Sozialdemokrat"

Sie mögen noch so hohe Ansprüche stellen: mit

Chlorodont

sind Sie bestimmt zufrieden

sang der gemischte Chor unserer Volkssinggemeinde allen Verantwortlichen, in deren Hand die Fürsorge

das weihevolle Bundeslied von Mozart  , dem herz- um die Flüchtlinge liegt. Dieſe beiden Menschen, Kunst und Wissen

licher Beifall folgte. Nach einer Rezitation Ob du denn weißt?" der DTJ- Jugend Karlin errangen sich sechs Genossinnen unserer S I mit dem Sprechchor Krise und Faschismus" stürmische Zustimmung.

Genoffin Stort an eröffnete hierauf in tiche­chischer, Genossin Gisela Paul in deutscher Sprache die Feier. Herzlicher Beifall durchbrauste den Saal, als Genoffin Paul, nach Worten des Gedenkens an die Genofsinnen in den faschistischen Ländern, Worte des Dankes und der Bewunderung für unsere tapfe­ren Genossinnen in den Elendsgebieten sprach, die, zermürbt von der Krise, dem Hunger ausgeliefert, der Partei dennoch die Treue bewahren und nicht tampfesmüde werden.

Genoffin Senatorin karpištová streifte in ihrem formvollendeten tschechischen Referat den Sinn des Frauentages in dieser Zeit, der mehr denn je unermüdlicher Kampf sein muß, und zeigte auf, wie die Sozialistinnen dieses Landes, tschechische wie deutsche, in diesem Kampfe gegen die Auswirkungen der Krise fest auf ihrem Posten stehen. Sie gedachte der hingebungsvollen, aufreibenden Arbeit der sozial­demokratischen Minister und sagte in flammenden Worten den faschistischen Bestrebungen innerhalb unserer Grenzen den Kampf aller denkenden, fort schrittlichen arbeitenden Frauen an.

In deutscher Sprache richtete Genossin Karpiš fová an die deutschen Genofsinnen ein herzliches Be­tenninis der Frauenschaft, der Solidarität und des Dantes für ihre Treue zur demokratischen Idee in diefem Staate. Ihre warmen Worte wurden von der Versammlung mit stürmischem Beifall quittiert. Das deutsche   Referat hielt sodann Genossin Abg. Kirpa L. Immer wieder brauste Beifall auf, als sie der spanischen   Frauen gedachte, die entschei­dend zum Sieg der Linken beigetragen haben, als sie im weiteren Verlaufe ihres Referates die Wirkun­gen der Krise aufzeigte, die einfach niederschmetternd sind, als auch sie den Ministern Genossen Czech, Meißner, Nečas den Dank aller sozialdemokratischen Frauen und Mütter aussprach und sich in tempera­mentvoller Weise mit dem tschechischen und deutschen  Faschismus bei uns auseinandersezie. Genoffin Kirpal zeigte das wahre Wesen der Volksgemein­schaft" und die Geringschägung der Frau im Hen­leinlager, die Demagogie des Seelenfanges und

die innerhalb einer Woche den Tod fanden, zer­brachen an der Härte des Geschickes. Es sind nicht die ersten, aber es müssen endlich die letzten sein. Niemals wird die Welt mit einem von Hitler  

regierten Deutschland   Frieden finden. Doch ein jeder hat die Pflicht, den Emigranten zu helfen. Der Völ­terbund, jeder Staat und nicht zuletzt jeder einzelne sollte diese heiligste Pflicht erfüllen. Denn nur eine solche Geschlossenheit beweist, daß es doch noch ein Weltgewissen gibt.

Betrunkener Chauffeur verursacht Zusammen­ito. Der 37jährige Chauffeur Josef Licet aus Smichov   fuhr gestern mittags mit seinem leichten Lastauto durch die Ovenecká in Brag VII., wobei er, da er betrunken war, nicht auf die Signale achtete, so daß ein Motorwagen der ber- Linie in den Mittel­teil des Autos, als es die Schienen überquerte, hin­das der Chauffeur A. Hruby aus Prag  - Weinberge einstieß und es gegen das Personenauto 17.724, lenkte, warf. Der in diesem Auto fahrende Spedi­teur Albrecht Sebet aus Žižkov   wurde durch Quet­schungen und Verrenkungen leicht verlegt und ins Allgemeine Krankenhaus gebracht. Die drei beteilig­ten Fahrzeuge wurden sämtlich beschädigt, dem Chauffeur, dessen Volltrunkenheit der Polis zeiarzt feststellte, der Führerschein entzogen und er selbst in Haft belassen.

Donnerstag, 5. März 1936. Nr. 55

fast überhaupt ohne jeden Reiz sang sich Tauber, indisponiert, uninteressiert und uninteressant wir­kend, durch diese musikalischen Wüsteneien, die ja wirklich so trostlos sind, daß teine Technik sie über­winden fann, wenn die Natur( des Sängers) selbst bersagt. Und blößlich ist die Sonne  " und aller Zau ber Tauberscher Gesangskunst da. Du bist meine Sonne..- er muß es viermal singen; die ganz große, vielleicht einzigartige Kultur dieser Stimme überwindet mit einem Male alle natürlichen Semm­nisse, dieser beispiellose Singgeschmack entzückt alle Ohren und Herzen, man bewundert wieder die unnachahmliche Phrasierung, die stupende Musikalität Taubers, dem ehernen Rhythmus von Stimmbän dern, die nun jeder kleinsten Absicht des Meisters ge­horchen und jest nicht nur ein sinnlich berückendes Mezza voce, nicht nur hauchzarte, sphärenhaft flin gende Kopftöne, sondern auch großen hauserfüllen­den Strahl hoher Fortetöne hergeben. Und man ist für alles, woran es vorher mangelte, reichlich ent­schädigt. Und Mängel gab es in dieser Vorstellung haufenweise. Wir lassen die Besprechung der Details. Als der deutsche   Dichterfürst nach vielen ande- auch in betreff der Frau Käthe Walther. Sie ren Verbeugungen vor den Mächten und Masten ist jung und schön. Das senügt aber nicht; einer Ge­dieser jämmerlichen Zeit seinen Kniefall vor dem fangs vartie beinahe alles an Schönheit großen Baal getan und der Streicher- Barbarei die schuldig bleibend, das geht denn doch nicht. I. g Weihe seines pseudo- olympischen Segens verliehen hatte, rückte, was noch würde und Ehrgefühl im demokratisch denkenden Bürgertum besaß, von dem tief Gejuntenen ab. Hauptmann konnte in Prag   nicht gespielt werden, weil jenes Theaterpublikum. das nicht nur Reglements erläßt, sondern auch Size fauft, ihn stillschweigend boykottiert hätte. Nun spielt man wieder Hauptmann und er wird boykottiert. Das Dritte Reich ist salonfähig gewor­den. Das Judentum nimmt die Nürnberger   Geseze Sturmes, der die Hitler  - Eichen brechen soll, ehe sie als ein historisches Faktum hin und harrt mit jener Geduld, die es in Jahrtausenden erworben hat, des

Man spielt Hauptmann...

in den Himmel wachsen.

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Tschechische Oper nach Amsterdam   eingeladen. Dieser Tage ist im Nationaltheater die Zu­schrift der berühmten Amsterdamer Gesellschaft Wagner- Vereinigung" eingetroffen, in der die Oper des Nationaltheaters zu einem Besuche Amsterdams Mitte April I. J. eingeladen wird, wo sie für die ge­nicht nannte Gesellschaft Smetanas Verkaufte

Ein Boykott der hitleristischen Dichter tann von der Arbeiterschaft nicht durchgeführt werden. In einer Beit, da die meisten Arbeiter kaum genug zum Leben haben, sind sie kein wirtschaftlich mächtiges Theater­publikum. Ein politischer Boykott scheitert an den liberalen Prinzipien der Demokratie, deren Nub­nießer ja überall vorzüglich die Antidemokraten find. Also wird Hauptmann gespielt.

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Bra ut" aufführen soll. Eingeladen sind der Diri­aent, die Solisten und das Operneniemble. Die behandeln und es besteht kaum ein zweifel, daß sie Direktion des Nationaltheaters wird diese Einladung in den nächsten Tagen mit den zuständigen Faktoren. angenommen wird, sobald alle technischen Vorbedin aungen für die Verwirklichung der Hollandreise ge= prüft sein werden.

Dienstag Gastspiel Leopoldine Konstantin   mit

Ensemble in dem Lustspiel..Die Frau mit den hun­dert Affären".( A 1.) Preise 5.50 bis 62.-.

Samstag ,,, Aida"( B1) Fest vorstellung anläßlich des Geburtstages T. G. Masaryks.

Spielplan des Neuen Deutschen Theaters. Es soll objektiv zugegeben werden, daß Donnerstag halb 8: Der Freisch üb, C 2. gesehen von dem peinlichen Gefühl, das einem bei Freitag halb 8: Land des Lächelns, dem Gedanken an den Autor befällt fein Nachteil erwächst, wenn es selbst schwächere hoben. dem Theater Gastspiel Richard Tauber  , Abonnement aufge Stücke von Gerhart Hauptmann   spielt. Kollege Sonntag halb 3: Derbeilige Antonius, Samstag halb 8: Aida, B 1. Crampton" ist, fritisch besehen, eine recht mäßige 8 Uhr: 2. yi i str a Erstaufführung, A 2. Komödie, ein verbogenes Stück, das bis zum vierten Aft eine düstere Tragikomödie ist, im fünften ein Happy End   von aufdringlicher Sentimentalität hat und zwischendurch im dritten Akt ein Genrebild aus der Gartenlause bietet. Dennoch ist jeder Att für jich hinreißendes Theater und bevölkert von lebendi­gen Menschen. die jeden Künstler zur Gestaltung

reizen müssen.

Friz Valk distanziert seinen Crampton von dem Bassermannschen, den man hier zuletzt jah. Bassermann verbreitet auch über die düsteren Szenen die nonchalanie Heiterkeit eines Künstlerdaseins zwischen Bohemien und Grandseigneur. Valk nimmi den Crampton dämonisch und erschüttert darum durch die Tragit des gefallenen Engels, läßt aber die Gemeinde noch glaubhafter erscheinen, als sie ohne­

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Spielplan der Kleinen Bühne. Donnerstag 8: nentschuldigte Stunde. Frei­tag 8: College Crampton, Theaterge meinde des Kulturverbandes und freier Verkauf. Samstag halb 8: Kind im Kampf, volks­tümliche Vorstellung. Sonntag 3 Uhr: Der goldene Kranz, 8 Uhr: College Crampton.

Der Film

Ertränkt, erschossen, vergiftet. Gestern mor­gens wurde bei der Jirasekbrücke die Leiche des 19­jährigen Dienstmädchens Rosa Ruprle aus Prag  II aus der Moldau gezogen. Sie hatte die Wohnung ihres Dienstgebers um 5 Uhr früh verlassen und einen Beitel hinterlassen, daß sie nicht länger leben könne, den Grund hiefür aber, nicht angeführt. Gestern früh wurde in einem Hotelzimmer am Hav­licetplay in Prag   II der. 26jährige Student Pau Kraus aus Bubenisch mit einer Kugel in der rech­ten Schläfe aufgefunden. Auf dem Transport ins Krankenhaus starb er. Das Motiv der Tat ist Ner venkrankheit. Gleichfalls gestern morgens wurde in einem Hotelzimmer am Těšnov ein Mann gefun­den, der sich in Schmerzen wand und sofort ins All­gemeine Krankenhaus überführt werden mußte, auf dem Wege dahin aber starb. Er hatte sich als Leo­pold Mildner aus Salzburg  , wohnhaft zuletzt in Wien   VII, ins fremdenbuch eingetragen, doch konnte der Name, da Mildner weder Dokumente noch Briefe hinterlassen hatte, nicht auf seine Richtigkeit geprüft, noch das Motiv der Tat festgestellt werden. Auf dem Walzer um den Stefansturm. Der Stefans mit der sich Mildner das Leben genommen hatte. Vorgestern abends schoß sich der 31jährige Lithograph auch vom Walzer ist nicht viel zu sehen und zu hören, Rudolf Čepička mit einer Floberipistole in die Schläfe aber sonst findet man hier alles wieder, was zum und war sofort tot. Nach Angabe seiner Mutter ist eisernen Bestand des Wiener   Lustspielfilms gehört: die Liebe auf den ersten Blick, die edle Gräfin, das er bereits längere Zeit trübsinnig gewesen. Das Faftotum Löffler, den Schatten Cramp­ arme Mädchen  ( das glücklich wird) und dazu ein Ausflugszüge der Staatsbahnen. In den Tagen ions und seinen treuen Knecht, spielte Willy Vol­paar alkoholische und ein paar Verwechslungsszenen. vom 6. bis 8. März mit Verpflegung und Fühter mit seiner nuancierten Kunst der Charakters handelt sich also um die hunderiste, weder revi rung ins Riesengebirge   für 140. Samstag, den zeichnung und es störte einen wenig, daß er das dierte, noch verbesserte Ausgabe einer alten Sache, 7. März, fährt ein Sondermotorzug ins Riesen Schlesische als reines Brinnerisch" spricht. Die die unter übler- Kahlas Regie mit keinem Strähler wurden von den Herren gebirge ab. Die Tilnehmer zahlen für die Fahrt, Brüder von die neuen Einfall versehen wurde. Das Liebespaar be­Nachtlager, Frühstück, Autobus und Versicherung Schmerzenreich und Siedler steht aus dem lächelnden Wolf Alba ch= Retty 75 oder nur für die Fahrt und Versicherung sem mit Einsatz echtbürtig schlesischer Töne nobel und der anfängerhaften Gusti Huber  , die edle 55. Anmeldungen und Informationen im Aus- dargestellt. Rührend war die bolde Jugend Inge flugszugsreferat' m Bajar neben dem Wilsonbahn- 28 a er n3 und stilecht die gedämpfte Fraulichkeit Gräfin wird von der eleganten Olga Tschecho wa der Warnholt. Gut herausgearbeitet waren dargestellt, und Leo Slezat erscheint erſt mit bof, Tel. 383-35, oder Vacl. Nám.). unter der Leitung Marlés auch alle anderen einer Küchenschürze und dann mit einem Zylinder Rollen, so daß die Aufführung den Eindruck eines geschmückt und singt Arien und Lieder, darunter auch ein tschechisches, was für das Prager   Bublifum eine geschlossenen eines vorbildlichen Kunstwerkes, Kammerspielabends, hinterließ, an dem man sich Sensation wäre, wenn Slezats Gesang heute noch ehrlich freuen dürfte, müßte man nicht an den Autor eine Sensation bedeuten könnte. denken. E. F.

-Kaufes dieser Partei und die Fragwürdigkeit ihrer Tisch lag eine Injektionssprize unbekannten Inhalts, Rückkehr dieses Lucifer in die fromme seraphimische turm fommt zwar in diesem Film nicht vor, und

Loyalitätsbeteuerungen auf. Auch ihre Schlußworte waren ein Gelöbnis treuer Zusammenarbeit mit den rschechischen Genofsinnen für Demokratie, Frieden, Freiheit.. Wahre Beifallsstürme durchbrausten den Gaal, als sie geendet hatte.

Die von Genossin Paul in deutscher   und Ge­noffin Storkanová in tschechischer Sprache verlesene Die Resolution wurde einstimmig angenommen. szenische Dichtung Friedensballade" und der Maj­sengesang der Internationale beschloß die herrlich berlaufene Feier.

Emigration. Innerhalb einer Woche wurden zivei Emigranten in Prag   zu Grabe getragen. Es waren beides keine Träger prominenter Namen, aber es waren und dies wurde ihr Schicksal Juden. Tausende starben in Deutschland   in den braunen Kerfern unter mörderischen Qualen. Es sind dies Märtyrer, auf die das Wort Hitlers   in der Gustloffrede zutrifft. Sie starben nicht, weil

Kinder­freunde

jie irgendeinen Haß empfanden gegen diese Volks ,, HALLO, KINDER!" genossen, sondern nur wegen ihrer Liebe zu Deutschland  ... deshalb sind sie von wahnwißigen und verblendeten Menschen erschossen, erdolcht, er­mordet worden." Eine neue starte Emigrationswelle sezt eben ein. Die Emigration ist ein hartes Schick­sal und die Gefahr, daß diese Menschen, losgerissen von Heimat und Familie, resignieren, lastet bei

hm ist. Das soll nicht heißen, daß man nicht von der imponierenden Leistung Valks vom ersten bis zum leßten Wort gepackt und gefesselt worden wäre.

Richard Tauber  

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Habt ihr euch schon ein recht erotisches Ko­Diesmal ist der weltberühmte Sänger, bei jei­stüm für unseren Mummenschanz ausgenen Gastspielabenden im Deutschen   Theater, leider dacht, damit die Rosine Rollerjan euch auf in teiner fünstlerisch seriösen Partie zu hören; nichts ihren Durch die Welt- rollen besucht? als Operette, nichts als Lehár. Und gestern schien es durch mehr als einen ganzen Aft, als sollte sich das Wir erwarteneu ch! an dem Sänger und damit an dem Theater und am Publikum rächen: faftlos, ohne Glanz und Kraft, ja

Die Roten Falken.

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zerdrücken. Und der Vogel eiwa, der den kleinen als bei der untauglichen Liſt des winzigen Stäfers? Käfer aufpicken will, und alle die andern Feinde, Wenn es ein Wesen gäbe, das der Menschheit Lassen sie sich täuschen? so groß und mächtig und ,, etig" gegenüberſtünde die sein Leben bedrohen Kaum. Einmal wird ja doch die Lift des Käfers wie im Verhältnis ,, ich Mensch" gegenüber dem versagen und es wird sein Ende sein. Und so ge- winzigen Käferchen und wenn dieses Wesen im Laufe schieht es in abermillionen Fällen seinen Artgenossen, langer Zeiten die Weltgeschichte" betrachten würde fäme sie ihm nicht ebenso fragwürdig und tau­die alle gleich ihm keinen andern Schuß haben als den Scheintod. Wenn er versagt, ist es zu spät. Der sendmal fehlgegangen vor wie uns das Verhalten Käfer fann seine schlimme Erfahrung nicht mitteilen dieser kleinen Käfer? da und die andern können es auch nicht. Es bleibt in jedem Falle eine Einzelerfahrung. Und durch alle Zeiten üben diese Stäfer im Glauben an ihre Wirk­samkeit die gleiche fragwürdige List. Aber

Interview mit einem Käfer * Es ist Zeit. Ich muß fort. Da fällt mein Blick auf einen wandelnden Punkt auf dem Fußboden. Was...! Neines ist nur ein kleiner Käfer. Ich hebe das winzige Wesen auf. Es liegt auf meiner Hand und stellt sich tot. Jetzt ähnelt es einem Sand­förnchen, schwarz, weißlich und bräunlich gespren­felt. Ich kann es hin- und herrollen lassen nichts regt sich. Ich lasse es aufs Tischtuch fallen liegt es und stellt sich tot. Ich gehe, ziehe mir die Schuhe an, schaue hin das Käferchen liegt reglos. Ich wasche mir Ge­sicht und Hände, kämme mich, schaue wieder hin

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ist es denn, bei uns Menschen in man­das Stäferchen ſtellt sich tot. Ich knöpfe mir den cherlei Hinsicht nicht eigentlich ähnlich? Wir ha= Kragen an, bin im Begriff, die Strawatte zu knüp- ben Ueberlieferung. Wir machen Erfahrungen be­

fen

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da marschiert der Käfer mit seinen winzigen wußt und geben sie weiter, von Mensch zu Mensch, Beinchen über das Tischtuch, als ob er für sein von Generation zu Generation, von Volk zu Volk. zweckloses Leben ein ganz bestimmtes Ziel hätte. Ein Zeitalter übermittelt sie dem nächsten in unun Ich rühre ihn an schneller als man sehen terbrochener Folge. Wir schreiben unsere Erfahrun kann, sind die Beinchen verschwunden. Er liegt still gen nieder und nennen sie Weltgeschichte. und stellt sich tot.

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So frage ich mich und ihn, während ich mir vorm Spiegel die Krawatte binde. Der Käfer liegt auf dem Tischtuch und stellt sich tot. Ich habe vor­hin auf die Uhr gesehen, um einmal festzustellen wie lange er seine List durchhält, von der er meint, daß sie ihn vor einer Gefahr ſchüt, während eine nur anderen Gefahren aussetzt, vor denen zu flie hen besser gewesen wäre.

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Ich bin fertig, trete an den Tisch mein ferchen ist verschwunden. Weggeflogen!

Sat es ihm die zweimalige Berührung durch Menschenhand doch geraten erscheinen lassen, sich lie ber nicht nur auf seine List zu verlassen? Hat es meine Gedanken erraten und daraus eine Lehre gezogen? Oder hat es gar erfaßt, daß ich diese Zei­die anderen Menschen, len schreiben will.? Da hilft

Und trotzdem! Begehen nicht Menschen, Gene­rationen, Völker immer wieder die gleichen Fehl handlungen, machen sie nicht immer wieder die gleichen Dummheiten,

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Film- Beratungsstelle. In der verflossenen Woche wurden folgende Filme zur Einfuhr in die Tsche­ choslowakei   freigegeben: zwei deutsche   Filme Der Kurier des Zaren"( Merkur- Film) ,,, Herbstmanö ber"( Dafa- Film), ein österreichischer Film ,, Ein junger Herr aus Orford"( Meißner- Film), vier amerikanische   Filme ,, Der geheimnisvolle Diplomat" Sabotage"( MGM  ), Der ( Meißner- Film), Zauber der Mailänder Oper"( United Artists  ). Der schöne Traum"( Universal  - Film), ein Sowjet Film Das Geheimnis des versunkenen Schiffes" ( Prag   Paris  - Film), ein englischer Film ,, Der Chef des Geheimdienstes"( Monopol- film) und ein unga rischer Film in deutscher   Fassung,., Es flüstert die Liebe"( Meißner- Film) sowie mehrere Kurzfilme verschiedener Herkunft.

Unentgeltliche Beratungsstunden

der Arbeiterfürsorge finden jeden Sams tag von 5-7 Uhr im Verein deutscher   Arbei­ter, Smečkagasse Nr. 27, statt. se

Mitteilungen aus dem Publikum.

Darmverstopfungen werden durch Gebrauch des natürlichen Franz- Josef"-Bitterwassers besei­tigt und dabei die Magenverdauung angeregt, die allenabsonderung erhöht, die Harnausscheidung ge­steigert, der Stoffwechsel belebt und das Blut erfrischt. Aerztlich bestens empfohlen.

Das ist seine einzige Reaktion auf jede Ge­fahr: sich tot stellen. Es ist die ganze Wissenschaft Wir beraten Sie bestens betreffs Ihres An­seines winzigen Lebens. Aber ist sie nicht ein Trug kaufs von Frühjahrsschuhen. Fachkundiges Personal Ein Journalist! Ein Interview! schluß? Ich zum Beispiel weiß, daß der Käfer sich Generationen, Völkern schon zum Schaden gereich­wenn ich überhaupt eine solche ten? Was ist denn bei solchem Beharren, bei nur schleunige Flucht! Hat sich das sogar schon bei steht Ihnen auf unserer Frühjahrs- Ausstellung nur tot st e IIt­kostenlos und unverbindlich zur Verfügung. Bafa. Absicht gehabt hätte, würde ich ihn troß seiner List so verhängnisvoller Rückfälligkeit im Grunde anders den Käfern herumgesprochen? Inserate werden laut Bezugsbedingungen: Bei Zustellung ins Haus oder bei Bezug durch die Post monatlich 16.-, vierteljährig 48. halbjährig 96.- ganzjährig 192.-. Rückstellung von Manuskripten erfolgt nur bei Einsendung der Retourmarfen. Die Zeitungsfranfatur wurde von der Post- und Tele­Tarif billigst berechnet. Bei öfteren Einschaltungen Preisnachlaß. graphendirektion mit Erlaß Nr. 13.800/ VII/ 1930 bewilligt. Druderei: Orbis", Drud, Verlags- und Zeitungs- A.- G. Prag  .

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